Anmerkungen zu PISA

von

Ilse Schmid

Jänner 2005

 

Präsidentin des Landesverbandes

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Kommentare: Ilse Schmid

Anmerkungen zu PISA

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Die Assoziation zum schiefen Turm von Pisa wurde gezogen, da die Vergleiche der Länder und ihrer Bildungssysteme eben schief sind, da sie nicht die tatsächlichen Leistungen testen, sondern ganz spezielle Tests sind, die besonders im angelsächsischen und verwandten Schulsystemen Anwendung finden. Dadurch wird auch getestet inwieweit Schüler mit solchen Test umgehen können.

 

 
 
Der Befund (PISA Bericht S. 16), dass die Allgem.bild. Pflichtschule die Verantwortung für die Ergebnisse trägt, ist mE zu ungenau, weil die AHS-Unterstufe nicht unter Pflichtschule fällt aber insbes. in Ballungsräumen und da bes. in Wien einen großen Anteil an 10-14-Jährigen (aus)gebildet- viell. sollte ich das treffendere und "bescheidenere" Wort "unterrichtet" verwenden- hat.
 
Außerdem bin ich überzeugt davon, dass wesentliche Mankos in der Volksschule/Grundschule ihre Wurzeln haben. In diesem Zusammenhang orte ich die größte und am schwierigsten zu entfernende Scheuklappe: Sind doch fast alle VolksschülerInnen so glücklich, sind doch so viele tolle Methoden zu finden, sind doch fast alle Noten so gut, wie kann da etwas nicht passen.
Probleme haben die Kinder erst bei den bzw. wegen der -schlecht ausgebildeten- AHS/BHS-LehrerInnen.
Übersehen wird dabei nicht nur, dass die Kinder auch Probleme bei den -so gut ausgebildeten- HauptschullehrerInnen haben. Dort wird allerdings -den Leistungsgruppen sei Dank- die Diagnose der VS, dass ein Kind "AHS-reif" ist revidiert/ignoriert und einfach anders eingestuft(ein Drittel der SchülerInnen verliert durch diese Einstufungspraxis quasi ihren AHS-Status). Und wie viel und auf welche Art in den anderen Gegenständen "gefordert" wird, legt ja auch die Schule/der Leher fest.
Insgesamt ist die Sekundarstufe I wie die VS auch, ein dankbares Feld, werden doch die Leistungen der SchülerInnen immer nur von innen geprüft.
Auch dabei hat die HS gegenüber der AHS den Vorteil, dass die Kinder nach Abschluss der Sek. I weggehen, und im Sek II Bereich am ev. Versagen von SchülerInnen der "nächsten Lehrerkategorie" die Schuld zugeschrieben wird.
 
Der Aufbau einer Wissensbasis lässt sich sehr gut mit dem Bau eines Hauses vergleichen: Haben die Grundmauern Lücken und Risse sind aber schön verputzt und gestrichen, so wird von außen nicht viel zu bemängeln sein. Im Gegenteil, man freut sich, dass alles so schön ist. Die erste Etage lässt sich problemlos draufsetzen, vorausgesetzt man legt das Gemäuer/die Bausunstanz nicht zu robust (und tragfähig) an und verbessert den Eindruck mehr durch Putz und Farbe. Je höher allerdings das Haus weitergebaut wird und je "prunkvoller" die Ausstattung gewählt wird, umso mehr rächen sich die bis dato erfolgreich cachierten Bausünden.
d.h.: Was ich in der VS als LehrerIn, als Elternteil, als Kind durch sinnloses/falsches Üben-lassen bzw. Üben scheinbar erfolgreich meistere, lässt ein nicht tragfähiges "Denkgebilde" entstehen bzw. trainiert "Assoziationsketten" an, die sich später als Fallen (Risse im Gebäude) herausstellen. Statt Denken werden Reflexe trainiert. Das kann zur Unfähigkeit führen, komplerxere Aufgabenstellugen verlässlich (also nicht einmal schon, das nächste Mal nicht: "ich habe mich überall ausgekannt, ich habe alles gekonnt") zu lösen, bis hin zu schweren Lernbehinderungen.
 
Wie erfolgt die Einschätzung von Qualität der Schule/des Unterrichts? Dank "unserer Scheuklappen" so:
Wenn kaum einer sich beschwert -dann passt es.
Wenn die Schularbeiten/Tests/Prüfungen gut ausfallen- dann passt es.
Wenn die Kinder gerne oder zumindest ohne Protest hingehen- dann passt es.
Wenn "offenes Lernen" gemacht wird, es einen Wochenplan gibt, Montessorimaterial verwendet wird - dann passt es.
Wenn man mit den Kindern (möglichst oft) aus der Schule hinausgeht (Lehrausgänge,....), Projekte macht, in Gruppen/im Team arbeiten lässt- dann passt es.
Wenn man bei Lesefit mitmacht- dann passt es.
usw.
Cui bono?
Wer schaut, welchen nachhaltigen Nutzen das einzelne Kind daraus zieht?
Erwiesen ist, dass in der Schule Gruppenarbeit/Teamarbeit häufig falsch eingesetzt wird. Wozu brauche ich ein Team um 5 od. 10 Seiten eines Textes aufzubereiten?
Erwiesen ist, dass nur Leistungsstarke -also die, die es eigentlich nicht brauchen- aus dem Umgang mit den Lern-Materialen, etc. die richtigen Schlüsse ziehen.
Wenn man Berichte über Bearbeitung von Wochenplänen hört, so drängt sich häufig der Befund auf: Tempo statt denken. Es ist ja alles genau vorbereitet.
 
 
Wie will man Verbesserungen herbeiführen?
Man lässt Schul-un-reife feststellen, verordnet "Besuch der Vorschulstufe" als Therapie und Fristablauf bedeutet "Heilung", dh. nach spätestens einem Jahr wird Schulreife angenommen. Statt genauer Diagnose mit geeigneten Förder-und Entwicklungsplänen mit laufender od. zumindest abschließender "Untersuchung" und Feststellung des "Heilungsfortschritts/-erfolgs" reicht es, wenn man brav mitgemacht hat und nicht zu sehr störte.
Wer würde damit zufrieden sein, wenn der Arzt einem nur sagt, dass man krank ist, und nicht die konkrete Krankheit benennt: Angina, Magengeschwür,... und genaue, auf die Krankheit abgestimmte Behandlungsvorschläge macht -und das Ziel die Heilung ist, von der man sich auch überzeugt.
Man investiert in den Ankauf von Lesetests und schickt sie an die Schulen. Ob sie verwendet werden, ob sie richtig eingesetzt werden, ob ein (mageres)Testergebnis auch geeignete Reaktionen und Handlungen bewirkt- wen interessiert das.
Man kontrolliert, ob die Lehrperson eine Wochenplanung/Jahreplanung hat, ob er "moderne" Lernformen anwendet,.........-was bzw. ob die einzelnen Kinder daraus das Richtige und Nachhaltiges gelernt haben wird bestenfalls mit einem Blick auf die Noten überprüft.
Man glaubt(?), wenn man die Zustände der VS fortschreibt =Gesamtschule, werden alle Kinder so toll sein/werden, wie die VolksschülerInnen. Dass in der VS Individualisierung meist nur über Lerntempo und kaum über Methoden und Inhalte erfolgt, wird nicht gesehen .
Das Motto "Kind abholen, wo es steht" muss scheitern, wenn sich niemand mehr darauf verlassen kann, dass der "Standort" in einer gewissen Relation zur absolvierten Schulzeit gesehen werden kann. Dzt. muss man nicht lesen können, um die VS und HS ohne Verzögerung erfolgreich (!) abschließen zu können.
Man glaubt(?), wenn die Kinder den ganzen Tag in der Schule sind, werden sie -schon durch die Zeit(ein)wirkung allein- besser.
Man übersieht, dass Ganztagsschule zB in Finnland -rechnet man die Mittagspause weg - nicht (wesentlich) länger dauert als Schule bei uns, dass ein umfangreiches Support-System vorhanden ist, etc.
Wir wollen (?) wie bisher um 8 od. noch früher beginnen und um 17 oder 18 Uhr aufhören. Und das in einer Umgebung, die meist nur den Aufenthalt im Klassenzimmer gestattet und am besten (billigsten) mit den "Lehrern des Vormittags", die ihre "unterrichtsfreie" Dienstzeit mit den Kindern in der Schule verbringen. (Wenn sie Unterrichtszeit und unterrichtsfreie Dienstzeit verschränkt anordnen haben wir die "echte" Ganztagsschule bei getrennter Abfolge die "alte" Tagesheimschule". Wenn Kinder mehr als 40h pro Woche in der Schule aushalten können, müsste das den Lehrern auch zuzumuten sein.?)
Ist so ein Aufenthalt in jedem Fall besser, als das, was Eltern zu bieten haben? Muss man alle Eltern zwingen, ihre Kinder in so ein System zu geben, damit der Anteil derer, die derartiges für ihre Kinder nicht akzeptieren groß genug ist, damit der GanztagsAufenthalt wie zB in Finnland gestaltet werden muss?
 
Lernen muss immer Spaß machen und vom Kind "Produziertes" muss richtig sein.
Welch fataler Irrtum. Er führt dazu, dass
dem raschen Erfolgserlebnis der langfristige Nutzen ,
dem Anspruch "richtig" das Lernen an und aus Fehlern geopfert wird.
Dass man zB im Sport zT "hart" trainiert, weil man ein Ziel hat, ist in Ordnung, dass man einen neuen Bewegungsablauf nicht gleich richtig beherrscht aber ihn eben unter entsprechender, spezifisch abgestimmter Anleitung so lange wiederholt, bis es passt, ist selbstverständlich.
Beim Lesenlernen, beim Erlernen von Schreiben oder Rechnen scheint das anders zu sein.
Kaum neu gelernt muss alles darangesetzt werden, dass jeder das gleich (irgendwie) hinkriegt. Da ist keine Eselsbrücke zu schlecht, kein schematischer Ablauf verpönt, Hauptsache wir können uns freuen (täuschen), dass wir die 3 Ls : Locker Lustig Leicht wieder geschafft haben.
 
Wo sollten Eltern ansetzen?
 
Weder die Eltern noch die Kinder können beurteilen, ob der Unterricht gut ist, vorausgesetzt man versteht unter gutem Unterricht mehr als momentanes "Glück" der Beteiligten.
 
Eltern und Kinder können nur einen -durchaus auch wichtigen -Teilaspekt beurteilen, der unter "Klima" subsumiert werden kann.
Daher ist es Sache von Experten, den notwendigen Ertrag von Unterricht festzulegen und dessen Erreichen festzustellen. Dazu brauchen wir Konsens über die Ziele und deren Konkretisierung sowie geeignete Diagnoseverfahren.
Es ist Sache des/der Lehrer unterstützt/veranlasst durch die Schulaufsicht und Politik mit den aus der Diagnose gewonnenen Befunden geeignet umzugehen und notwendige Handlungen folgen zu lassen.
Eltern sollen sich daher weigern, als "Feigenblatt" herzuhalten um der Schule und dem Unterricht ein (gutes) Zeugnis auszustellen.
Eltern sollten fordern, dass externe Beurteiler der Unterrichtsqualität regelmäßig (mind. jährlich) zum Einsatz kommen und dass diese nicht den formalen Ablauf (allein) sondern den Ertrag feststellen. (siehe Finnland).
Eltern sollten fordern, dass der Diagnose geeignete Maßnahmen verpflichtend folgen.
 
Eltern können nicht die besseren Lehrer sein!
Wenn ein Kind Probleme beim Erlernen einer best. Fertigkeit bzw. dem Erwerb einer best. Fähigkeit zeigt, so dürfen zur Beseitigung der Probleme NICHt die Eltern herangezogen werden.
Eltern -ausgen. Einzelfälle, die beruflich oder .. mit der Materie vertraut sind- schaden ihren Kindern, wenn sie gebeten oder ungebeten versuchen das, was der Lehrer (trotz seiner Ausbildung) im Unterricht dem Kind nicht vermitteln konnte, ihrem Kind beizubringen.
Wenn päd.didaktisch nicht ausgebildete Personen Aufgaben übernehmen, die die dafür ausgebildete Person (noch) nicht geschafft hat, so führt dies unweigerlich zu Fehlentwicklungen (Eselsbrücken, falschen nicht tragfähigen Ansätzen,...).
 
Leider tarnen sich diese Fehlentwicklungen oft und erscheinen zuerst als Erfolg.
Eltern sollten fordern, dass an jeder Schule individuelle Förderung (Diagnose, Förderplan, Evaluation) stattfindet: dass es geeignete Support-Systems gibt (Koop. mit Psychologen, Therapeuten, Pädagogen, ...)
Eltern sollten nicht mit ihren Kindern lernen.
Der Erfolg gehört sonst nie den Kindern allein.
Kinder erfahren/erleben nicht, dass sie selbst für ihre schulischen Angelegenheiten zuständig sind und dies auch schaffen.
Lehrer bekommen ein falsches Bild über die "Qualität" ihres Unterrichts.
 

I.Schmid, Jänner 2005

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