Literatur
Eines meiner Lieblingsb�cher ist der "Rulaman" von
David Friedrich Weinland.
Diese "Erz�hlung aus der Steinzeit" ist im Grunde genommen die Geschichte eines kriegerischen Konfliktes. Auf der einen Seite stehen die Aimats als Angeh�rige einer altsteinzeitlichen Kulturstufe, auf der anderen Seite die ackerbautreibenden und viehz�chtenden Kalats (Urkelten), welche, massenhaft aus dem Osten einwandernd, mit ihren grausamen Bronzeschwertern die hoffnungslos unterlegenen Ureinwohner versklaven oder dahinmetzeln und gar verspeisen.
Im Jahr 1875 ver�ffentlicht, spiegelt der Roman viel seiner Epoche wieder. Man sp�rt etwas von den zeitgen�ssischen Auseinandersetzungen zwischen Siedlern und Eingeborenen in den Kolonien der europ�ischen Gro�m�chte. Auch der seinerzeit popul�re Sozialdarwinismus mit seinem ewig propagierten Kampf "Mensch gegen Natur" und "Mensch gegen Mensch" liest sich heraus. Ebenso kann man bei Weinland fr�hes Gedankengut einer hochtrabenden Rassenlehre entdecken, die sich im Europa des 19. Jahrhunderts breitzumachen begann und deren Folgen hinl�nglich bekannt sind:
"Wohl nennt ihr euch S�hne der Sonne, ihr Kalats, aber ihr l�gt. Ein Volk wird kommen von Morgen her, das wahre Volk der Sonne. Golden werden ihre Haare flattern um ihre H�upter wie Sonnenstrahlen, und blau wird ihr Auge gl�nzen wie der Himmel im Sommer. Eure M�nner werden wie Zwerge sein vor ihnen und werden ihnen dienen m�ssen, wie euch die Hunde dienen, und ihr Belen wird der wahre Belen sein, der einzige, dem alle V�lker untertan sind."
Diese S�tze, welche die alte Parre, Ahnmutter der Aimats, dem verha�ten Kalat-Druiden entgegenschleudert, bevor sie sich mit ihm in den Abgrund am Steffesloch bei Wittlingen st�rzt (dort liegt �brigens das Gut der Familie Weinland), lie�en wohl das Herz eines jeden echten Ariers und Herrenmenschen h�her schlagen.
Ausgestattet mit dem Wissenstand seiner Zeit schrieb Weinland eine Geschichte, die sich vor allem an junge Menschen richtet. Diese schlossen den "Winnetou der Schw�bischen Alb" denn auch besonders in ihr Herz, obwohl er bei weitem nicht den Bekanntheitsgrad der etwa zeitgleich entstandenen Romanfigur von Karl May erreichte.
Seit mehreren Jahren schon bem�he ich mich um ein Remake der Geschichte, habe endlos wissenschaftliche
Literatur
gew�lzt und sogar schon ein
Kapitel
angefangen.
"Leitender Grundsatz war...", f�r Weinland (und ist es f�r mich; Anm. des Autors), "... von den festen, beobachteten Tatsachen auszugehen, nichts naturwissenschaftlich Unm�gliches zu bieten, und auch bei der Fiktion (sic) alles Unwahrscheinliche auszuschlie�en."
Sicher ist so manche historische Gegebenheit durch Weinland ungenau oder sogar falsch wiedergegeben worden. Im "Rulaman" ist die letzte Eiszeit erst seit kurzem vor�ber - auf der baumlosen Schw�bischen Alb weiden noch Rentiere und die Menschen k�mpfen mit dem Steinbeil gegen H�hlenb�ren und H�hlenl�wen - da kommen schon die Vorfahren der Kelten mit Sack und Pack, Pferd und Wagen, Metallurgie und Sonnenkult, bauen ihre Zwingfesten und haben nichts anderes im Sinn, als sich ganz Europa zu unterjochen. Doch sollten wir uns h�ten, sp�ttisch zu sein, denn viel zu schnell ist unser heutiges Wissen �berholt und die "modernen" Theorien der Vor- und Fr�hgeschichte sind der L�cherlichkeit preisgegeben.
Meinen Vorstellungen nach lebte Rulaman als Angeh�riger einer rein wildbeuterischen Kulturstufe am Ende der Mittleren Steinzeit.
Durch die Einwanderung eines fremden Volkes kommt es zum Konflikt zwischen Siedlern und Nomaden, wobei die zahlenm��ig unterlegenen Ureinwohner ausgerottet werden.
Dreh- und Angelpunkt meiner Erz�hlung ist der im Jahre 1909 erfolgte Fund von 36 menschlichen Sch�deln im Eingang der Gro�en Ofnet-H�hle bei N�rdlingen durch R. R. Schmidt (er gr�ndete sp�ter das Urgeschichtliche Institut im Schlo� Hohent�bingen). Soweit feststellbar, waren es �berwiegend Frauen und Kindern, deren zu Lebzeiten abgetrennten K�pfe mit Blickrichtung nach Westen in zwei Gruben bestattet wurden - eventuell in gewissen zeitlichen Abst�nden voneinander. R�tselhaft bleibt, was mit den K�rpern dieser Menschen geschah; allerdings k�nnte eine Brandschicht mit Knochenresten auf rituellen Kannibalismus hindeuten. Den Teilbestattungen wurden Ocker, Schmuck (Hirschgrandeln und Schnecken) und einige Feuersteinartefakte "...piet�tvoll beigegeben" (SCHMIDT 1909, S. 100).
Bei meinen Bem�hungen, die Geschichte von Rulaman den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechend nachzuschreiben, habe ich ein nicht unumstrittenes Modell der Vor- und Fr�hgeschichte bem�ht:
Die Kolonisation Mitteleuropas durch Angeh�rige einer jungsteinzeitlichen Kultur namens
"Linearbandkeramik"
im f�nften vorchristlichen Jahrtausend.
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