Die Ukraine führt einen Stellvertreterkrieg um Lithium

von Thomas Röper (Anti-Spiegel, 21. Dezember 2023)

Anmerkungen und ergänzende Links: Nikolas Dikigoros

Roderich Kiesewetter ist einer der bekanntesten transatlantischen Kriegspropagandisten Deutschlands, dessen Behauptungen die Medien gerne zitieren. Daher ist es merkwürdig, dass sie interessante Aussagen, die er vor einigen Tagen gemacht haben, verschweigen.

Der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter macht ständig Schlagzeilen, weil er neben Agnes Strack-Zimmermann (Anm. Dikigoros: gemeint ist Agnaldo Strackendes-Zimmertranse, Vorsitzendes des Kriegsausschusses des BT) einer der radikalsten Kriegsbefürworter gegen Russland ist. Daher zitieren die deutschen Medien, die ebenfalls für Kriegsverlängerung durch Waffenlieferungen in die Ukraine trommeln, ihn sehr gerne. Am 17. Dezember 2023 war Kiesewetter bei der Sendung "Berlin Direkt" und hat einige sehr interessante Aussagen gemacht, über die die deutschen Medien aus gutem Grund nicht berichtet haben. Also tue ich es.

"Die Ukraine führt einen Stellvertreterkrieg"

Die russische Position ist, dass Russland sich in der Ukraine im Krieg mit dem gesamten kollektiven Westen befindet. Der Fachbegriff dafür lautet "Stellvertreterkrieg", was bedeutet, dass Länder andere Länder stellvertretend für sich Krieg führen lassen. Im Falle der Ukraine bedeutet das, dass die Ukraine stellvertretend für den kollektiven Westen einen Krieg gegen Russland kämpft. Die Ukrainer werden also für die Interessen des Westens geopfert, das ist die Natur von Stellvertreterkriegen.

Bei "Berlin Direkt" hat Kiesewetter diese These, die eigentlich als "russische Propaganda" bezeichnet wird, bestätigt. Bei Minute 6.28 der Sendung sagte er ganz offen:

"Dabei führt sie (die Ukraine) einen Stellvertreterkrieg."

Er fügte unmittelbar danach jedoch eine Lüge hinzu, um seine Aussage für den Zuschauer verständlich zu machen:

"Wenn die Ukraine zerfällt, macht Russland weiter, wie versprochen und zugesagt, den Krieg gegen das Baltikum und Moldau aus."

Nun gut, hier würde mich interessieren, wann Russland "versprochen und zugesagt" haben soll, Krieg gegen das Baltikum oder Moldawien zu führen. Das Gegenteil ist der Fall, aber das weiß der deutsche Zuschauer ja nicht.

Worum es bei dem Stellvertreterkrieg unter anderem geht, sagte Kiesewetter bei etwa Minute 8.40 erstaunlich offen:

"Wenn Europa die Energiewende vollziehen will, braucht es eigene Lithium-Vorkommen. Die größten Lithium-Vorkommen in Europa liegen im Donezk-Lugansk-Gebiet. Deshalb will Russland die auch, um uns abhängig zu machen von der Energiewende mit Blick auf Elektromotoren. Also wir haben hier auch ganz andere Ziele noch im Hintergrund. Und deshalb brauchen wir eine vereinte Anstrengung der Bürgerinnen und Bürger, damit unsere Politik die Rückendeckung hat, mehr für die Ukraine zu tun."

Wieder sagt ein Vertreter des Westens ganz offen, dass es dem Westen nicht um die Ukraine oder die Ukrainer geht, sondern um handfeste wirtschaftliche und politische Interessen. Dass Kiesewetter behauptet, Russland ginge es um Lithium, ist allerdings vollkommener Blödsinn, Russland hatte ganz andere Gründe für sein Eingreifen in den seit 2014 laufenden Donbass-Krieg, aber für die von den deutschen Medien desinformierten Zuschauer klingen solche Aussagen logisch.

Lügen ohne Ende

Das Interview dauerte 20 Minuten, und ich kann und will nicht auf all seine Lügen eingehen, die er in der kurzen Zeit von sich gegeben hat. Ich will nur noch ein Beispiel zeigen.

Kiesewetter behauptet, Russland würde die Menschen in den ehemals ukrainischen Gebieten unterdrücken, er spricht von Vergewaltigungen und harten Strafen für pro-ukrainische Haltungen. Das ist auch Blödsinn, wie jeder, der mal dort gewesen ist, weiß. Dort gibt es offen pro-ukrainische Menschen, die keinerlei Angst haben, das im Gespräch auf der Straße auch offen zu sagen. Ich habe darüber bei meinen Reisen immer wieder berichtet.

Kiesewetter tut hier das, was der Westen immer tut: Er verdreht die Tatsachen, denn was er Russland vorwirft, tut nicht Russland, sondern die Ukraine tut das. Dort werden pro-russische Haltungen streng bestraft. Auch nur gewisses Verständnis für Russland zu äußern, führt zum Vorwurf der Kollaboration, die mit Gefängnis bestraft wird. Gerade erst wurde gemeldet, dass in der Ukraine fast 10.000 Menschen deswegen verurteilt wurden.

Hinzu kommt, dass die Ukraine dabei keineswegs zimperlich ist und man von Glück sagen kann, wenn man "nur" vor Gericht und ins Gefängnis kommt. Im Konfliktgebiet werden Menschen auf ukrainischer Seite erschossen, wenn ein Soldat sie für "russische Kollaborateure" hält. Das ist keine russische Propaganda, das wird in der Ukraine ganz offen gesagt, nur wird das in Deutschland verschwiegen. Ich erinnere an den Herbst 2022, als die Ukraine Cherson und Teile des Gebiets Charkow zurückerobert hat. Der damalige Berater des ukrainischen Präsidenten Aristowitsch erklärte damals öffentlich:

"Lehrer und Kindergärtnerinnen sollten bedenken, dass sie keine nette Tanten sind, sondern Kriminelle, denen gegenüber es keine Sentimentalitäten gibt. Das Wetter ist so, dass das entweder den Tod oder das Gefängnis bedeutet. Wir, als absolut europäisches Land, werden nicht mit irgendwelchen Sentimentalität oder Nachsicht spielen."

Eine britische Zeitung hat darüber damals unter der Überschrift "Wir machen Jagd auf sie und erschießen sie wie Schweine: Wie die Ukrainer brutale Rache an den Kollaborateuren nehmen, die ihre Nachbarn – und ihr Land – an die Russen verraten haben" berichtet, aber deutsche Medien haben das verschwiegen. Man konnte dort anderem lesen:

"Kiew hat bereits Ermittlungen gegen 1.309 mutmaßliche Verräter eingeleitet und 450 Strafverfahren gegen Kollaborateure eingeleitet, die des Verrats am eigenen Land und an den Nachbarn beschuldigt werden.
Andere werden von Widerstandskämpfern aufgespürt und abgeschlachtet. In einer Liste, die dieser Zeitung von einer Kiewer Regierungsquelle zugespielt wurde, sind 29 solcher Vergeltungsmorde aufgeführt, und 13 weitere Attentatsversuche, bei denen einige der Opfer verwundet wurden.
„Es ist eine Jagd auf Kollaborateure ausgerufen worden und ihr Leben ist nicht durch das Gesetz geschützt“, sagte Anton Geraschtschenko, ein Berater des Innenministeriums. „Unsere Geheimdienste eliminieren sie und erschießen sie wie Schweine“."

Da Kiesewetter in dem Interview mit Berlin Direkt 20 Minuten Zeit hatte, um seine Lügen zu verbreiten, waren da noch sehr viel mehr Unwahrheiten, die sich leicht aufzeigen lassen. Aber um das zu tun, müsste ich einen Artikel schreiben, der eine Lesezeit von über 40 Minuten hätte. Und das ist mir dieser verkappte Kriegstreiber nicht wert. (Anm. Dikigoros: Wieso "verkappt"? Er treibt doch ganz offen und ehrlich!)

Zu Kiesewetter habe ich aber noch eine Schlussanmerkung: Der Mann ist Oberst der Reserve. Vielleicht sollte er, wenn er so geil auf Krieg ist, selbst als Freiwilliger in die Ukraine gehen, dort freut man sich über erfahrene Soldaten, die an der Front helfen, die Reihen zu füllen. Stattdessen betreibt Kiesewetter aber aus dem warmen Berlin Kriegshetze und lässt andere für die Interessen des US-geführten Westens (und für Lithium für Elektroautos) sterben.


LESERPOST
(ausgewählt und z.T. leicht gekürzt von Dikigoros)

[Dikigoros hat insbesondere die ebenso langwierige wie müßige Diskussion um die Frage, ob der Einsatz von Lithium im Elektro-Auto nicht schon bald von der technischen Entwicklung überholt werden könnte, weggelassen, da er 1. nicht glaubt, daß er den Abschluß dieser Entwicklung bis zur Serienreife noch miterleben wird, und da es 2. im "Wertewesten" noch viele andere liebgewonnene Produkte gibt, die man ohne Lithium nicht herstellen kann. Und da es dieses Zeug sonst in der benötigten Menge nur noch in der VRC gibt - gegen welche die EU ja ebenfalls demnächst einen Wirtschaftskrieg beginnen will -, bleibt das Lithium im Donetsbecken so oder so ein hinreichendes Motiv. Ach ja, und auch die Diskussion um Cobalt - die zwar interessant sein mag, aber hier völlig fehl am Platz ist - hat er weggelassen.]

mechter (21. Dezember 2023):
Kiesewetter ist der deutsche Fehlinger: Immer eine muntere Hetzparole auf den Lippen, [...] ein lausiger Abklatsch von Lindsey Graham, John Bolton, Victoria Nuland, Mike Pompeo, Hillary Clinton et.al.
Annalena Baerbock: "We are fighting a war against Russia, not against each other."
Lindsey Graham: "Your fight is our fight. 2017 will be the year of offense. All of us will go back to Washington and we will push the case against Russia."
Lindsey Graham: "And the Russians were dying. It's the best money we ever spent."
Lindsey Graham: "Not one American died in Ukraine."
Lindsey Graham: "Is there a Brutus in Russia? Is there a more successful Colonel Stauffenberg in the Russian military? The only way this ends is for somebody in Russia to take this guy out. You would be doing your country - and the world - a great service."
Kaisa Ollongre: "Supporting Ukraine is a very cheap way to make sure that Russia with this regime is not a threat to the NATO alliance."
Hillary Clinton: "We came. We saw. He died. Hahaha." (Anm. Dikigoros: Das bezog sich auf Gaddafi.) [...]

паровоз ИС20 578 (21. Dezember 2023):
WARUM DER WESTEN NACH DER UKRAINE GIERT
Wir alle wissen, daß die Ukraine das ärmste Land in Europa war/ist. Oder? [...]
Lassen Sie mich Ihnen einige wichtige Fakten über die Ukraine und ihr wirtschaftliches Potenzial mitteilen. Wenn Sie diese Fakten bedenken, werden Sie sich wahrscheinlich fragen, warum die Ukraine nicht zu den reichsten Nationen Europas gehört.

DIE UKRAINE IST:

Platz 1 in Europa bei den nachgewiesenen abbaubaren Uranerzreserven;
Platz 2 in Europa und Platz 10 in der Welt bei den Titanerzreserven;
Platz 2 in der Welt bei den erschlossenen Manganerzreserven (2,3 Mrd. Tonnen, d. h. 12% der Weltreserven);
Die zweitgrößten Eisenerzreserven der Welt (30 Milliarden Tonnen);
Platz 2 in Europa bei den Quecksilbererzreserven;
Platz 3 in Europa (Platz 13 in der Welt) bei den Schiefergasreserven (22 Billionen Kubikmeter)
4. Platz in der Welt in Bezug auf den Gesamtwert der natürlichen Ressourcen;
Platz 7 in der Welt bei den Kohlereserven (33,9 Milliarden Tonnen)

Die Ukraine ist ein wichtiges Agrarland:
Platz 1 in Europa in Bezug auf die Ackerfläche;
3. Platz in der Welt nach der Fläche von Tschernozem (25% des Weltvolumens);
Platz 1 in der Welt beim Export von Sonnenblumen und Sonnenblumenöl;
Platz 2 in der Welt bei der Gerstenproduktion und Platz 4 beim Gerstenexport;
3. größter Produzent und 4. größter Exporteur von Mais in der Welt;
Der 4. größte Kartoffelerzeuger der Welt;
der 5. größte Roggenproduzent der Welt;
Platz 5 in der Welt bei der Honigproduktion (75.000 Tonnen);
Platz 8 in der Welt bei den Weizenexporten;
Platz 9 in der Welt bei der Produktion von Hühnereiern;
Platz 16 in der Welt bei der Ausfuhr von Käse.

Die Ukraine kann den Nahrungsmittelbedarf von 600 Millionen Menschen decken.

Die Ukraine war ein wichtiges industriell entwickeltes Land:
Platz 1 in Europa bei der Ammoniakproduktion;
Das 2. und 4. größte Erdgaspipelinesystem der Welt;
3. Platz in Europa und 8. Platz in der Welt in Bezug auf die installierte Kapazität von Kernkraftwerken;
Platz 3 in Europa und Platz 11 in der Welt in Bezug auf die Länge des Eisenbahnnetzes (21.700 km);
Platz 3 in der Welt (nach den USA und Frankreich) bei der Produktion von Ortungsgeräten und Navigationsausrüstung;
3. größter Eisenexporteur der Welt;
4. größter Exporteur von Turbinen für Kernkraftwerke in der Welt;
Der weltweit 4. größte Hersteller von Raketenwerfern;
4. Platz in der Welt bei der Ausfuhr von Ton;
4. Platz in der Welt bei den Titanexporten;
8. Platz in der Welt bei der Ausfuhr von Erzen und Konzentraten;
Platz 9 in der Welt bei der Ausfuhr von Produkten der Verteidigungsindustrie;
Der 10. größte Stahlproduzent der Welt (32,4 Millionen Tonnen).

(Anm. Dikigoros: Gut für die Oligarchen. Beim einfachen Volk ist allerdings von all den schönen Exporterlösen nicht viel angekommen; deshalb mag zwar nicht "die Ukraïne" arm sein, wohl aber die Ukraïner!)

Marco Polo (21. Dezember 2023):
[...] Dass die Bundesregierung deswegen einen so hohen Einsatz in diesem Spiel wagt - und dadurch in eine Lage gekommen ist, in der sie unbedingt gewinnen muss, weil sie sonst mehr als nur ihre investierten Milliarden verliert - weil sie auf Kriegsbeute spekuliert, die ihren investierten Milliardeneinsatz 'zigfach wieder einbringt.
Anders ist der Wahnsinn, den Berlin hier betreibt, nicht rational zu erklären. Denn selbst das Argument, Deutschland sei besetzt und werde von den Amis genötigt, sich so zu verhalten, funktioniert nur dann, wenn die Verantwortlichen auf deutscher Seite irgend einen persönlichen oder aus ihrem Amt resultierenden Profit ziehen. Wenn Deutschland komplett absäuft oder noch Schlimmeres eintreten sollte, wird sich in Berlin - auch wenn man sich das vielleicht manchmal so vorstellen könnte - keiner die Hände reiben und erfreut sagen: "Werk vollbracht!"

Aladin mit der Lampe (21. Dezember 2023):
[...] "Die größten Lithium-Vorkommen in Europa liegen im Donezk-Lugansk-Gebiet." Diese Aussage ist so nicht ganz richtig oder wenigstens unvollständig. Mindestens ebenso große Lithium-Vorkommen gibt es im Rheingraben und überall entlang des Rheins. Das Problem dabei ist, sie liegen in Deutschland und zusätzlich in einem Gebiet, wo man wegen der vielen Rheinwiesenlager und den damit verbundenen Kriegsverbrechen der Amis nicht graben kann. Man würde unweigerlich auf Massengräber stoßen, in denen Millionen Deutsche nach Kriegsende auf grauenvolle Weise ermordet wurden [...]

gelegentlicher Kommentar (22. Dezember 2023):
Zur Sache mit den Rohstoffen ein Artikel von Peter Haisenko: Eu-Lieferkettengesetz trifft alle E-Auto-Hersteller hart

WolfgangIII (22. Dezember 2023):
Bis einige Wochen nach dem Beginn der Sonderoperation hatte das ukrainische Amt für Bodenschätze eine englische Karte online, auf der alle Bodenschätze der Ukraine verzeichnet waren. Es geht nicht nur um Lithium, sondern auch um seltene Erden. 80% der Vorkommen liegen auf dem Gebiet von Donezk und Lugansk. Soweit nichts Neues. Interessant war, dass es zu diesen ganzen Vorkommen Listen mit Versteigerungsterminen für die Ausbeutungslizenzen gab. Kiew hatte also bereits die Termine festgelegt, zu denen den Donezkern und Luganskern der Boden unterm Arsch verkauft werden sollte. Die Termine für die Versteigerungen begannen im Sommer 2022. Der vorbereitete Angriff der AFU, der im März beginnen sollte, hatte also nicht nur das Ziel, die Gebiete "zurückzuerobern", sondern den Zugriff auf die dortigen Bodenschätze zu ermöglichen, damit die "Investoren" ihr Geld in Kiev abliefern konnten. Kiesewetter hat also völlig recht: der Krieg geht um Rohstoffe. Nur dass er mal wieder Kiew und Moskau verwechselt hat.

Antonius Bassendowski (22. Dezember 2023):
[...] Die westliche Welt schlachtet ein ganzes Volk für Rohstoffe für das hochgelobte E-Auto, welches langfristig keine Perspektive hat, sondern nur dem links/grünen ideologischen Größenwahn dient.


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