Der Einfluß der Political Correctness
auf unser Geschichtsbild

von Franz Uhle-Wettler, GenLtn a.D.

{Links und Bilder: Nikolas Dikigoros}

Auch Historiker sind Kinder ihrer Zeit; mithin werden auch ihre Wertungen von den Werten ihrer Zeit beeinflußt. Deshalb ist das, was gelegentlich als "political correctness" – kurz PC – abgewertet wird, nicht unbedingt negativ zu beurteilen; Wertungen aus demokratischer Sicht sollten heute eher selbstverständlich sein. Fragwürdig wird die PC erst, wenn Historiker ihre Darstellungen nach dem politisch gewünschten Urteil ausrichten, also

- unbequeme Quellen manipulieren

- essentielle Tatsachen übergehen

- und wichtige Fragen nicht mehr stellen.

Das aber geschieht häufiger, als wünschenswert ist. Hieraus ergibt sich der Einfluß der political correctness auf das in der Bundesrepublik vorherrschende Geschichtsbild.

PC schon sehr früh

Um mit einem kleinen, scheinbar unwichtigen Beispiel zu beginnen; es betrifft den General Ludendorff. Dieser gilt heute als Erzmilitarist und wird entsprechend gezeichnet- Hierzu zeigt einer der renommiertesten deutschen Nachkriegshistoriker in seiner (an sich bewundernswerten) Studie über das Verhältnis der Staatskunst zum Kriegshandwerk, daß Ludendorff sogar als Militär, als Heerführer ein Bösewicht war. Bezeichnend sei, daß er in der Winterschlacht in Masuren 1915 die deutschen Soldaten seinem kalten Ehrgeiz geopfert, sie also “verheizt” hat, wie ein späterer schrecklicher Ausdruck lautet. Jener Historiker untermauert sein Urteil sogar durch einen wahrlich gewichtigen Zeugen, den damaligen Chef des Generalstabes, General v. Falkenhayn. Falkenhayn habe beklagt, daß bei jener Schlacht die deutschen, strategisch ungemein wichtigen Reserven “in den Wäldern von Augustowo” einen sinnlosen Untergang fanden. Das überzeugt wohl die meisten Leser.

Allerdings: Sieht man bei Falkenhayn nach - doch wer ist schon mißtrauisch genug und wer hat dann noch Zeit sowie Gelegenheit? - so entdeckt man Erstaunliches: General v. Falkenhayn kommentiert gar nicht den Untergang deutscher, sondern den Untergang russischer Truppen “in den Wäldern von Augustowo”. Man könnte einwenden, das sei ein Irrtum, ein Flüchtigkeitsfehler. Doch schon aus dem gleichen Werk lassen sich zahlreiche ähnliche Beispiele anführen, die zudem oft von anderen Historikern übernommen wurden und werden.1

Ein anderer Mißliebiger jener Zeit ist der Großadmiral v. Tirpitz. Ein Beispiel zeigt, wie auch dieser Mißliebige oft behandelt wird. Tirpitz berichtete 1872 brieflich seinen Eltern und 1919 in seinen Erinnerungen von Schwierigkeiten beim Fischereischutz: Nicht einmal in deutschen Hoheitsgewässern konnte er unter Hunderten von Fischern die deutschen finden, die er schützen sollte. Fand er zufällig doch einige, so erklärten diese ihm unverblümt, sie tarnten sich stets unter fremden Flaggen. Wenn sie als Deutsche erkannt würden – so führen ihnen die Engländer “durch die Netze” und sie seien “des Lebens und ihrer Netze nicht sicher.” Ein führender bundesrepublikanischer Historiker und Marinehistoriker, lange Jahre Präsident der Ranke-Gesellschaft, schildert das 1977 wie folgt: Tirpitz hatte “deutsche Fischer zu schützen, was gründlich mißlang, denn diese verließen sich lieber auf englische Toleranz als auf deutsche Seemacht.“2

Wiederum könnte man einwenden, das alles sei vielleicht fragwürdig, aber zugleich auch unwichtig. So ist es – aber eben deshalb ist es bedeutsam. Diese und viele, viele weitere Beispiele zeigen, wie sehr die PC den Leser sogar bei der Schilderung bedeutungsloser Ereignisse gefährdet. Und die Beispiele zeigen, daß heutige Historiker sogar Unwichtigstes in Richtung des Gewünschten lenken und damit die Bühne für die Behandlung von Wichtigem herrichten. Vor allem aber: Die Behandlung solcher Unwichtigkeiten wirft die Frage auf, wie solche Historiker mit wichtigen Fragen umgehen – also mit den Fragen, die unser heutiges Geschichtsbild bestimmen.

Hierzu wiederum ein Beispiel: Unsere Historiker urteilen fast einhellig: Der Flottenbau durch Tirpitz und Wilhelm II. war verhängnisvoll. Er wurde “mit dem politischen Verstand eines Oberlehrers” verübt. Die deutsche Flotte sollte nicht, wie Tirpitz behauptete, eine “Risikoflotte”, also ein Abschreckungsinstrument sein. Sie sollte England “von den Weltmeeren fegen", hat also England “existentiell” bedroht, damit ins französisch-russische Lager “gezwungen” und so die Kräftelage geschaffen, der Deutschland 1918 erlag.3

Angesichts dieses gewichtigen Vorwurfs wird man fragen müssen – müssen! –, wieviele Schiffe andere Staaten bereits hatten, als Tirpitz 1900 mit dem Bau einer für 58 Großkampfschiffe (Linienschiffe und Panzerkreuzer) geplanten, England “existentiell bedrohenden” Flotte begann. Geht man diesem Gedanken nach, so findet man wiederum Erstaunliches: Die Schiffszahlen sind leicht und auch in den englischen Flottenlisten jener Jahre zu finden. Dennoch erwähnt keiner derjenigen Historiker, die die Tirpitzflotte als Angriffs- und Bedrohungsinstrument werten, wieviele Großkampfschiffe andere Staaten um 1900 schon hatten. Freilich: Damals waren bereits weit über 100 (wohl 138, darunter 113 modernere) englische, 55 französische und 41 russische Großkampfschiffe im Dienst.4 Diese Fakten widersprechen der politisch korrekten Verurteilung des deutschen Flottenbaus. Also werden sie, obwohl essentiell, höchst selten genannt. Da könnte man fragen, ob George Orwells Ministerium für Wahrheit grüßen läßt.

Die Geographie tritt noch hinzu. Die deutsche Flotte basierte in Kiel sowie Wilhelmshaven – und hatte als einzigen Unterseestützpunkt Kiautschou in Nordostchina- Dennoch soll sie den Zweck gehabt haben, die für England lebenswichtigen, und das waren die ozeanischen Seeverbindungen zu bedrohen und die Royal Navy “von den Weltmeeren zu fegen”. Da ist es erklärlich, daß dieser Behauptung stets die Erörterung der unabänderlichen geographischen Beschränkungen jeder deutschen Flottenaktivität fehlt.

Schließlich tritt ab 1907 der Neubau der russischen Ostseeflotte hinzu. Diese Flotte sollte etwa 60% der gesamten deutschen Flotte erreichen. Sogar die englische Admiralität hat in internen Studien anerkannt, daß bei der Stärkebemessung der deutschen Flotte die russische Ostseeflotte eine Rolle spielen müsse. Doch in der heutigen Tirpitz-kritischen Literatur gibt es die russische Ostseeflotte fast ebenso wenig wie die Geographie. Das ermöglicht dann die politisch korrekte Verurteilung der England “existentiell bedrohenden” deutschen “Großflotte". Eine Bedrohung erscheint aber von Wilhelmshaven aus und mit knapp 60 Großkampfschiffen gegen weit über hundert englische sowie mit der starken französischen und der russischen Flotte im Rücken nur möglich, wenn man alle entgegenstehenden Tatsachen unerwähnt läßt.

Als Letztes hierzu: Unsere heutigen Historiker urteilen fast einhellig: Tirpitz “hat die See nicht verstanden". Deshalb hat sich seine Schlachtflotte im Kriege als “nutzlos” erwiesen. Geht man diesem Gedanken nach, so wartet wiederum Erstaunliches: den Argumenten fehlt stets die Frage, ob diese “nutzlose” Flotte Wichtigstes, ja: Kriegsentscheidendes verhindert hat. Konkret: Die Royal Navy hat von 1914 bis 1916 immer wieder untersucht, ob sie mit Schlachtschiff-Verbänden in die Ostsee einbrechen könne. Sie wollte sich dort mit der russischen Flotte vereinigen, die gesamte deutsche Küste zwischen Flensburg und Memel bedrohen, den Seeweg nach Rußland öffnen und den deutschen Ostseehandel sowie vor allem die lebenswichtigen Erztransporte aus Schweden unterbinden. Die beiden anderen Projekte waren die Errichtung einer englischen Flottenbasis auf Helgoland oder Borkum. Das hätte die deutschen Flußmündungen wie mit einem Kork verschlossen.

Die militärische und wirtschaftliche Wirkung aller drei Projekte ist kaum zu überschätzen Noch bedeutsamer wäre vermutlich die politische Wirkung auf die neutralen Staaten, vor allem in Skandinavien gewesen. Doch die Royal Navy kam immer wieder zu dem Ergebnis, die Vorhaben seien undurchführbar, weil sie zu Seeschlachten in denkbar ungünstiger Lage, dicht vor den deutschen Basen führen würden. Da ist es denn wiederum kein Wunder, daß heutige Historiker diese Projekte nicht erwähnen, wenn sie die Tirpitzflotte als “nutzlos" bezeichnen.

Aus Sicht der politischen Korrektheit ist die Beurteilung des Tirpitzschen Flottenbaus durch einen der renommiertesten heutigen Historiker in seinem oft als grundlegend bewerteten Werk über die “Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler" hervorzuheben. Anderthalb Seiten lang stellt er die Methoden des “gigantischen” und deshalb “Schrecken verbreitenden” Flottenbaus dar. Es war eine “Rüstung im weltpolitischen Hinterhalt”, um dann, wenn genügend gerüstet war, "mit dem in aller Stille geschärften Schwert in der Hand” überraschend hervortreten zu können. Das Vorgehen war “lautlos” und sollte schließlich “mit einem die Welt aufrüttelndem Paukenschlag beendet werden”. Bis dahin galt es, “gleichsam versteckt die Waffen zu schmieden” und “in aller Heimlichkeit aufs Ganze zu gehen”. Dieser Schilderung folgt die Beurteilung: “Tollkühne Planung, in berauschendes Gemisch aus moderner Technik und atavistischer Gewalt, aus rationalem Kalkül und utopischem Ziel."9

Aber auch dieser Darstellung fehlen Angaben über die Stärke anderer Flotten jener Zeit. Sie sind jedoch essentiell, weil nur sie erlauben zu prüfen, ob der deutsche Flottenbau wirklich “gigantisch” war.

Zum Vorwurf der “Heimlichkeit”: Wenn ein Schiff vom Stapel gelaufen ist, kann jedermann es sehen – und sogar dann dauerte es auch damals noch mindestens zwei Jahre, bis ein Großkampfschiff fertiggebaut und eingefahren war. Die Darlegung, Tirpitz habe heimlich bauen wollen, widerspricht also schon beim Bau einzelner Schiffe der Vernunft, Heimlichkeit war “augenscheinlich” unmöglich. Mithin wäre es ganz abwegig gewesen, eine Flotte, für deren Bau 17 Jahre angesetzt waren, heimlich bauen zu wollen.

Eben deshalb widerspricht der Vorwurf der Heimlichkeit den schlichten Fakten: In den Anhängen A und B zum Flottengesetz von 1900 war festgelegt, welches Schiff in welchem der kommenden 17 Jahre außer Dienst gestellt und welche Schiffe in welchem der kommenden 17 Jahren als Ersatz und welche wann zusätzlich gebaut sollten. Das Gesetz war von Dezember 1899 bis Juni 1900 in den Ausschüssen des Reichstags und in den Plenarsitzungen diskutiert und schließlich im Reichsanzeiger veröffentlicht worden- Jedermann, dabei die Marineattachés und die Botschafter anderer Länder, konnte das Gesetz und die beiden Anhänge lesen. Nie ist eine Flotte weniger heimlich gebaut worden.

Mithin hat natürlich auch die britische Fachliteratur das Gesetz ausführlich diskutiert; der offiziöse Naval Annual druckte eine Übersetzung mitsamt der amtlichen deutschen Begründung schon 1900 ab. Von “Heimlichkeit" also wiederum keine Spur. Allerdings schloß der Naval Annual eine aus Sicht der heutigen politischen Korrektheit unbequeme und vielleicht deshalb nie zitierte Bewertung an: Diese Flotte könne auch nach Fertigstellung 1917 für sich allein (individually) die britische Seeherrschaft (supremacy at sea) niemals gefährden. Also war der Flottenbau sogar nach damaliger offiziöser britischer Bewertung weder “Schrecken verbreitend” noch “gigantisch” und schon gar nicht “heimlich”.10

Weiterhin soll die Tirpitzflotte “hyperteuer” gewesen sein, wobei nicht angegeben wird nach welchem Maßstab die Flotte hyperteuer gewesen sein soll: Waren die Schiffe zu teuer? War die ganze Flotte im Vergleich zu anderen, ähnlich starken Flotten hyperteuer? Oder im Vergleich zu den Ausgaben für das Heer? Oder war die Flotte hyperteuer im Vergleich zur Leistungsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft? Eben wegen der Unschärfe des Ausdrucks wäre es wohl zweckmäßig gewesen, die wesentlichen Fakten zu nennen:

Ausgaben für das einzelne Schiff: Die deutschen Schiffe waren wesentlich billiger als die Schiffe anderer Nationen.11

Flottenbudgets: 1900 lag das Kaiserreich an fünfter Stelle hinter England, Rußland, den USA und sogar Frankreich. 1905/6 lag es noch immer an fünfter Stelle, 1910 und 1912/13 an dritter Stelle (Rußland und Frankreich waren zurück gefallen), 1913/14 lag Deutschland an vierter Stelle (Rußland war vorbei gezogen).12

Ausgaben für die “hyperteure" Flotte im Vergleich zu den Heeresausgaben: Die Ausgaben schwankten von 1900 bis 1914 anfangs um 20%, dann um 25% und schließlich wieder 20% desgesamten Wehrbudgets (Heere, Flotte und Sonstiges).13

Wehrausgaben in Prozent des Bruttosozialprodukts: 1905-1914: England 3,25%, Deutschland 2,88% – und damit sogar erheblich niedriger als lange die Ausgaben der Bundesrepublik zur Zeit des Kalten Krieges.

Belastung pro Kopf der Bevölkerung: In den 10 Jahren vor dem Ersten Weltkrieg gab das Kaiserreich jährlich 20 Goldmark pro Kopf für die Streitkräfte aus, Frankreich umgerechnet 26 Goldmark und England 31.14

Zahlen aus weiteren, ebenfalls meist ausländischen Studien würden dies Bild nicht verändern.15 Die Folgen der relativen Zurückhaltung des Reiches bei Heeres- und Flottenausgaben sind allerdings nennenswert: Das (angeblich?) militaristische Kaiserreich und Österreich-Ungarn sind 1914 nach der Mobilmachung nicht nur mit weit unterlegenen Flotten, sondern nur mit weniger als zwei Dritteln (61:100) ins Feld gerückt, die ihre stets friedenswilligen Gegner aufbieten konnten.16

Für die Stärke der P.C. ist ein Detail bezeichnend. Die genannten Finanzzahlen sind wichtig für die Beurteilung der Sicherheits- und Flottenpolitik der Staaten jener Zeit, dabei auch des Kaiserreichs. Sie sind sowohl leicht als auch schwer zu finden. Leicht: in ausländischen, besonders amerikanischen Veröffentlichungen. Schwer, weil deutsche Historiker sie fast nie nennen.

Ein Allerletztes: Eine politisch korrekte Darstellung des Tirpitzschen Flottenbaus wäre unvollständig ohne die Darlegung, Tirpitz habe die Flotte auf gesetzlicher Grundlage gebaut, um so “die Entscheidungs- und Bewilligungskompetenz des Parlaments (...) zu beschränken”. Doch auch diese Darlegung muß im Licht ergänzender, aber nicht erwähnter Tatsachen beurteilt werden. In jenen Jahren erließen mindestens 18 andere Staaten ebenfalls Flottengesetze, dabei Japan, Chile, Rumänien, Rußland sowie – natürlich mit Zustimmung ihrer Parlamente – England, Schweden, Dänemark, Frankreich sowie die USA. Die Gründe, den Flottenbau gesetzlich zu fixieren, waren also vermutlich wesentlich, ganz wesentlich vielfältiger als eine PC-gemäße Darstellung schildert.17

Eine wichtige Zwischenbemerkung: Der Historiker hat unzweifelhaft das Recht, die Tatsachen so zu beurteilen, wie ihm zutreffend erscheint. Er hat also das Recht, die russische Ostseeflotte, die weit über 100 englischen und die französischen sowie russischen Großkampfschiffe schon 1900, die geographischen Beschränkungen jeder deutschen Seemacht oder die Modalitäten des deutschen Flottenbaus so zu beurteilen, wie er für richtig hält. Unabdingbar ist jedoch, daß der Historiker dem Leser nicht essentielle Fakten vorenthält, die seine These infrage stellen könnten. Das aber ist es, was heute unter der Wirkung der PC oft geschieht.

Trübe Quellen: Der "Rußlandfeldzug"

Die bisher vorgelegten Beispiele der PC betreffen nur die Zeit des Kaiserreichs und damit eine Epoche, bei deren Darstellung sich ein Historiker noch nicht ins gesellschaftliche Abseits manövrieren und seine Karriere gefährden kann. Um so berechtigter ist die Frage, wie es mit der PC bei der Darstellung der Jahre 1933-1945 und der ersten Jahre der alliierten Besatzung steht.

Hier wird man – wiederum nur als Beispiel unter vielen - darauf verweisen müssen, daß die deutschen Akten lange, zum Teil jahrzehntelang, im Besitz der Siegermächte gewesen sind. In einem Zivilprozeß würde in einem vergleichbaren Fall wohl jeder Amtsrichter urteilen, die benachteiligte Prozeßpartei dürfe klären lassen, ob ihre Akten von der Gegen-Partei manipuliert wurden.

Nachweislich ist immerhin, daß die Briten sogar ihre eigenen Akten schon bei drittrangigen Fragen manipuliert haben.

So wurden die Akten über die Ermordung der Überlebenden eines versenkten deutschen U-Bootes 1915 (Baralong-Fall) und wichtige Akten über die Erfindung deutscher Kriegsverbrechen in Belgien 1914 vernichtet.18 Auch diejenigen Akten wurden vernichtet, die der Glorifizierung des britischen Feldmarschalls Haig, Oberbefehlshabers der britischen Truppen in Frankreich 1915-1918, im Wege standen.19

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vernichtet, was Licht auf die Frage geworfen hätte, weshalb die Briten völkerrechtswidrig die Wlassow-Soldaten und zudem auch die dabei arretierten Exil-Russen und sogar das deutsche Rahmenpersonal an die Sowjets ausgeliefert haben.20 Akten über die Ermordung deutscher Schiffbrüchiger durch die Royal Navy im Zweiten Weltkrieg sind sogar nach Auskunft des Foreign Office vernichtet worden.21 Und schließlich wurden viele derjenigen Akten vernichtet, die gezeigt hätten, weshalb die britische Regierung die Kontaktversuche des deutschen Widerstandes zurückgewiesen oder unbeantwortet gelassen hat.22

Weiterhin haben die Briten nicht nur in die eigenen, sondern auch in die erbeuteten Akten eingegriffen. Die deutschen Akten über Friedensfühler 1939/40 "went missing when they were in Allied hands after the war", gingen verloren, als sie nach dem Krieg in alliiertem Besitz waren.23 Allerdings: Die Akten "gingen" nicht verloren, denn sie hatten ja keine Beine, sondern jemand muß am Werk gewesen sein. Weiterhin sind "deutsche" Akten aufgetaucht, die - von wem? - produziert wurden. Schon im Nürnberger Hauptprozeß soll die Anklage Dokumente vorgelegt haben, die nicht einmal das dortige Gericht als Beweisstück anerkennen mochte.24 Bei den Folgeprozessen soll Generalarzt Prof. Dr. Rose aufgrund gefälschter Dokumente zu lebenslänglicher Haft verurteilt 25; mithin wurde er 1963 vom Bundes-Disziplinargerichtshof rehabilitiert26 - ein ungewöhnlicher Vorgang, denn die Bundesrepublik hatte sich 1952 im “Überleitungsvertrag”, der ihr eine begrenzte Souveränität wieder zugestand, verpflichten müssen, die alliierten Kriegsverbrecher-Prozesse nicht erneut aufzurollen27 (und hat diese Verpflichtung im “Zwei-plus-Vier-Vertrag” 199l erneuert oder erneuern müssen). Das sogenannte "Hossbach-Protokoll" aus dem November 1937 wird sogar von Amerikanern als das berühmteste und umstrittenste Dokument der NS-Zeit bezeichnet, weil die Überlieferung und der Zustand rätselhaft seien; Manipulation ist mindestens möglich.28 Eine Ansprache des deutschen Generalstabschefs, des Generalobersten Halder, wurde vermutlich von den Alliierten gefälscht (und vom Institut für Zeitgeschichte als echt deklariert).29 Beim Nürnberger Prozeß gegen die "Südost-Generale" verwendete die Anklage nur “ausgewählte” Dokumente, gestattete der Verteidigung aber keinen Einblick in die Gesamtheit der ihr vorliegenden deutschen Dokumente. Als die Briten später die Akten zurückgaben, hatten sie zahlreiche Namen unkenntlich gemacht. Besonders wichtige Akten wurden erst später zurückgegeben - und niemand weiß, ob die Akten dann wieder vollständig waren.30 Aus dem umfangreichen Archivgut der Wehrmacht-Untersuchungsstelle für deutsche und alliierte Kriegsverbrechen wurden vor der Rückgabe die westalliierten Fälle herausgenommen.31 Schließlich scheinen auch die belgischen (oder französischen?) Archive gelegentlich gesäubert worden zu sein.32

Interessant ist bei alledem heute nur noch die Frage, wer diese "Dokumente" produziert hat. Man darf wohl vermuten, daß nicht zufällige Sekretärinnen oder Amtsboten, sondern stärkere Kräfte am Werke waren, und niemand weiß, was sie sonst noch veranlaßt haben.

Die zeitweilige Herrschaft über die Archive hat eine zusätzliche negative Wirkung: Die “Waffengleichheit” zwischen "Anklage" und “Verteidigung” ist zerstört. Das aber ist bedeutsam. Nach dem Ersten Weltkrieg mußte ein bedenkenloser Ankläger damit rechnen, daß die Gegenseite Akten vorlegte, die ihn widerlegten. Das setzte seinem Erfindungsreichtum Grenzen. Zudem konnte jeder Angeklagte sicher sein, daß wenigstens seine eigenen Akten nicht negativ manipuliert worden waren. Diese wesentlichen Bedingungen jedes fairen geschichtlichen ("Gerichts”-)Verfahrens sind unwiederbringlich erloren.

Insgesamt ergibt sich die Folgerung, daß die erst nach Jahrzehnten zurückgegebenen deutschen Akten nicht über jeden vernünftigen Zweifel erhaben sind, zumal die zeitweiligen alliierten Besitzer ein essentielles Interesse an deren Aussagen hatten.33 Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang Robert Kempner, der amerikanische Anklagevertreter im Nürnberger Prozeß. Obwohl Jurist, eignete er sich "zwei Überseekoffer und 21 Kisten voller Nazi- und Wehrmachtsdokumente" an, die nach seinem Tode und Auflösung seines Haushalts bei einem Müllhändler landeten. Als die amerikanische Justiz 2003 von dem Vorfall erfuhr, griff sie ein und setzte einen Vergleich durch: Die Hälfte der Dokumente bleibt zum gewinnbringenden Verkauf beim Müllhändler, die andere Hälfte geht “ans amerikanische Holocaust-Museum oder ans Nationalarchiv in Washington”, vom Eigentümer, der Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches war dabei keine Rede.34 Zur Beurteilung des PC-Niveaus der deutschen Geschichtswissenschaft gehört die Tatsache, daß eine Untersuchung der deutschen Akten auf Vollständigkeit und "Ergänzungen" schwer vorstellbar ist. Es gibt deshalb nur Zufallsfunde. Vielleicht 1äßt auch hier George Orwells Wahrheitsministerium grüßen.

Als ein Beispiel für die hieraus resultierenden wichtigen Konsequenzen darf geschildert werden, wie unsere Historiker heute die Entstehung des deutsch-sowjetischen Krieges 1941 meist darstellen. Die Problematik der deutschen Akten ist erörtert worden. Verläßliche Memoiren der Hauptakteure, also Hitlers, Ribbentrops, Görings usw., zur Ergänzung der Akten gibt es nicht. Insgesamt ist mithin die deutsche Quellenlage viel dürftiger als für viele Kriege der Moderne - über deren Entstehung dennoch die Historiker heute noch streiten.

Auf der sowjetischen Seite ist der frühzeitige Aufmarsch großer Truppenmassen unbestritten. Also ist vor allem zu klären, was Stalin mit diesen Truppenmassen tun oder lassen wollte. Doch als Quellen gibt es nur einige Memoiren, meist von hohen Generalen, aber die Verfasser mußten unter Stalin wohl äußerst vorsichtig sein. Die Archive waren bis 1991 verschlossen. Sie sind seitdem nur zeitweilig geöffnet worden;35 das offensichtlich überaus wichtige Präsidialarchiv Stalins ist erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts geöffnet worden - aber nur für einen engagierten Verfechter der These eines grundlosen deutschen Überfalls.36 Zudem dürften die Archive längst von Unerwünschtem gesäubert worden sein - es sei denn, die Sowjets hätten unter Stalin ihre Archive auch bei erstrangigen Fragen weniger manipuliert als die Briten bei drittrangigen. Doch auch dieser Ausweg ist wohl verschlossen. Sogar Valentin Falin, engagierter Verfechter der These, daß Hitler 1941 einen friedfertigen Stalin grundlos überfallen hat, legt dar, daß die sowjetischen Archive gelegentlich gründlich manipuliert worden sind.37

Müßte ein Historiker angesichts dieser Quellenlage über die Entstehung irgendeines anderen Krieges urteilen, so würde er wohl zögern, sich festzulegen. Er würde sich wohl vor allem bei der sowjetischen Seite mit Vermutungen begnügen, Doch diese Selbstverständlichkeit gilt selbstverständlich nicht für eine politische korrekte Geschichts-“wissenschaft”. Sogar schon vor der Teilöffnung der ersten russischen Archive 1991 wußten viele Historiker genau und unwiderleglich, was Stalin 1941 mit seinen längst aufmarschierten Truppenmassen wollte - er wollte nur den Frieden sichern. Die Bundestagspräsidentin eröffnete 1991 am 50. Jahrestag des Kriegsausbruchs die Bundestagssitzung mit einer Schweigeminute sowie mit einem Bekenntnis zur Überfallthese; die uns oft zur Zivilcourage ermahnenden Abgeordneten leisteten betroffen Trauerarbeit.

Unter diesen Umständen ist natürlich, daß sich manch ein Verfechter der politisch korrekten Überfallthese bemerkenswerter Methoden bedient. Als sich gegen Ende der achtziger Jahre erste Stimmen zugunsten der These meldeten, Stalin habe 1941 ebenfalls angreifen wollen, antwortete "Die Zeit" mit ganzseitigen Artikeln unter der Überschrift: "Verteidigungslügen - Warum die Mär vom Präventivkrieg wiederbelebt wird.”38 Das ähnelt dem Ton der mittelalterlichen, der Hitlerschen und der Stalinschen Inquisition: Die Wahrheit ist offenbart und mithin offenbar. Wer Offenbares leugnet, kann nur verstockt sein. Der Historiker braucht mithin nur zu demaskieren, "warum" die "Lügen" nun “wiederbelebt” (Die Zeit) werden. Und stets wird der Ungläubige aus der Kirchenordnung ausgeschlossen - er ist Christenketzer, Trotzkist, Volksschädling oder, heute, Revisionist.

Die PC bei Kreta

Als letztes Beispiel - nur Beispiel! - einer politisch korrekten Geschichtsschreibung: Wer sich mit der Eroberung Kretas durch deutsche Fallschirm- und Gebirgsjäger 1941 beschäftigt hat weiß: Unmittelbar nach Ende der Kämpfe hat General Student befohlen, mehrere Dörfer zu zerstören und die erwachsenen Männer zu erschießen (oder: zu ermorden). Das zu schildern ist berechtigt.39

Fraglich ist allerdings, wie das Geschehen heute geschildert wird. Typisch ist eine 1993 erschienene Darstellung des Amerikaners Gerhard Weinberg. Weinberg schildert den Kampf um Kreta und schließt urplötzlich den Satz an: “Sofort nach dem Ende der Kämpfe ordnete General Student die völlige Zerstörung kretischer Dörfer an und ließ - angeblich als Vergeltungsakt - unzählige Zivilisten ermorden.” Gründe, und seien es nur “Gründe”, führt Weinberg außer dem kurzen “angeblich als Vergeltungsakt” nicht an - und viele einflußreiche Medien berichten das Geschehen in ähnlicher Weise.40 Der Leser muß schließen, auf Kreta sei nur Mordlust am finsteren Werk gewesen - bei Student, der die Befehle gab, und bei den Fallschirmjägern, die sie willig vollstreckten.

Zweifel an dieser Darstellung kommt allerdings sofort auf, wenn man betrachtet, wie die Wehrmacht den Krieg gegen Griechenland zu führen versucht und auf dem Festland tatsächlich geführt hat: nachweislich mit fast unglaublicher Ritterlichkeit. Als die griechischen Festungen an der bulgarischen Grenze nach tapferstern Widerstand kapitulierten, stellten die deutschen Truppen der abziehenden griechischen Truppe häufig eine Ehrenkompanie - “Ehren”-Kompanie! - und hißten die deutsche Flagge erst, als die abziehenden Griechen außer Sichtweite waren.41 Die Kapitulationsverhandlungen wurden noch in den alten, überlieferten Formen geführt: Die Wehrmacht beließ allen kriegsgefangenen Offizieren den Degen - uraltes Symbol der Achtung vor dem Besiegten - und nach Abschluß der Verhandlungen bat Generalfeldmarschall List die griechische Delegation demonstrativ zu einem Essen; eine solche Geste wäre schon 1918 in Compiègne undenkbar gewesen. Sicherlich noch wichtiger: Sämtliche Kriegsgefangenen wurden sofort nach Hause entlassen, mitten im Kriege!42 Zur Beurteilung genügt der Hinweis auf das Datum, zu dem die Westalliierten ihre letzten Gefangenen entlassen haben: nach dem 1. Weltkrieg 1920, nach dem 2. Weltkrieg - entgegen der Genfer Konvention von 192943 - erst Ende 1948, von Ostblockstaaten nicht zu reden.44 Doch diesen ersten Akt des Griechenlandfeldzugs erwähnen Weinberg und viele andere Autoren nicht.

Der zweite Akt: Auf dem griechischen Kreta hatte der britische Geheimdienst Zeit gehabt, die Zivilbevölkerung zu bewaffnen und zum völkerrechtswidrigen Partisanenkampf aufzurufen. Er wiederbelebte so eine Kampfform, von der ein anderer Brite, Lord Wellington, aufgrund seiner Erfahrungen im spanischen Guerillakrieg 1807-813 geurteilt hatte, wer einen solchen Krieg beginne, der öffne die “Tore der Hölle".45

In der Tat: Der britische SOE hatte die “Tore der Hölle” geöffnet. So haben Zivilisten viele, viele Verwundete und Kriegsgefangene ermordet und dabei mit denjenigen Methoden zu Tode gequält und Leichen geschändet, die Goya in seinen Gemälden vom spanischen Guerillakrieg furchtbar darstellt. Bezeichnend ist, daß oft genug britische Soldaten deutsche Verwundete mit der Waffe gegen die Partisanen schützen mußten - und geschützt haben. Ein amerikanischer Völkerrechtler hat einige Aussagen von Überlebenden und Zeugen veröffentlicht, zahlreiche weitere Dokumente sind im Bundesarchiv zu finden.46 Aber auch hiervon berichten Weinberg und DIE ZEIT (Rondholz) nichts. Sie berichten nur vom dritten Akt des Geschehens, von den Maßnahmen der deutschen Soldaten gegen die Männer derjenigen Dörfer, in denen ihre Kameraden massakriert worden waren. Sie sprechen zudem von “angeblicher” Vergeltung. So darf denn wohl auffallen, daß Weinbergs Werk in der deutschen Presse stets hoch und zuweilen in einer Weise gelobt wurde, die an Heiligengeschichten erinnert.47 Zudem wurde es “mit Unterstützung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes” der Bundeswehr (Vorsatzblatt) herausgegeben. Warum ausgerechnet das MGFA diesem Werk Authentizität verleihen wollte, kann man wohl vermuten.

Die PC unterdrückt Unerwünschtes

Als letztes ist die starke, aber verborgene indirekte Wirkung der political correctness darzustellen. Wiederum nur ein Beispiel, geschildert anhand der wohl unverdächtigen “New York Times” und der "International Herald Tribune". 1993 veröffentlichte ein Amerikaner, John Sack, ein Buch über die furchtbaren Lager, die Polen 1945 für Deutsche errichteten und deren Kommandanten oft Juden waren.48 Der Münchener Piper-Verlag kaufte die Rechte, ließ das Buch übersetzen und ließ 6000 Exemplare drucken. Doch dann wurde er darauf aufmerksam gemacht, daß Neo-Nazis das Buch ausbeuten (to exploit) könnten. Der Verlag zog sich von der Veröffentlichung zurück und ließ die 6000 Exemplare einstampfen. Seine Begründung am 5.2.1995: Das Buch “könnte Fehldeutungen verursachen, indem es zu Vergleichen oder gar zum Aufrechnen des Holocaust gegen andere Verbrechen jener Zeit anstiftet.49 Aber daß Narren die im Buch geschilderten Tatsachen ausbeuten könnten, dürfte der Verlag schon vorher gewußt haben. Hieraus ergibt sich die wichtige Frage, wer wohl dem Piper-Verlag diese Möglichkeit noch einmal und so nachdrücklich geschildert hat, daß er sich zum Verzicht auf die Veröffentlichung gezwungen sah.

Wichtig ist bei derartigen Ereignissen, daß sie jedem Verlag warnend zeigen, womit er zu rechnen hat, wenn er die PC mißachtet und wo die Grenzen der Meinungsfreiheit sogar in einem Bereich liegen, der nur indirekt mit den Geschehnissen der Jahre 1933-1945 zu tun hat. Dabei ist einzurechnen, daß der Verlust für Piper mit weit über 150.000Mark wohl eher zu niedrig geschätzt wird (vergeblicher Kauf der deutschen Rechte, Kosten für die Übersetzung, für den Druck von 6000 Exemplaren und für das Einstampfen, entgangener Gewinn) Dem Risiko solcher Verluste kann sich kein Verlag leichthin aussetzen.

Die PC wirkt demnach nicht nur auf die Aussagen der Historiker ein. Sie wirkt auch indirekt. Erscheint das Buch dann vielleicht doch in einem Winkelverlag, so dürfte die PC wohl auch sicherstellen, daß die Medien keine Rezension veröffentlichen und dadurch auf das unerwünschte Buch aufmerksam machen. Bei alledem ist bedeutsam, daß solche Manipulationen meist verborgen bleiben. Zugegeben: die New York Times und die International Herald Tribune haben die Unterdrückung jenes Buches geschildert. Wer den Zeitungen wohl will, wird annehmen, sie hätten nur ein Geschehen berichten wollen. Der Skeptiker wird für möglich halten, daß die Veröffentlichung Vorwitzige warnen sollte.

Ein zweites Beispiel: 1977 veröffentlichte der vielleicht bekannteste amerikanische Militärhistoriker, Trevor Dupuy, ein weiteres Buch: "The genius for war - The German army and General Staff 1807-1945." Dupuy verfolgte einen für einen Amerikaner ungewöhnlichen Zweck: Er wollte nachweisen, daß die deutsche Armee im 19. und 20. Jahrhundert allen anderen Heeren, auch dem amerikanischen, qualitativ weit überlegen war. Dupuy war als ehemaliger Berufsoffizier, Artillerieoffizier des 2. Weltkrieges und Militärgeschichtslehrer der Offiziersschule Westpoint wohl unverdächtig, zudem wurde das Buch sofort zum "Book of the Month" des amerikanischen Historical Book Club gewählt.

Der Stuttgarter Motorbuch-Verlag kaufte schon am 19.5.1978 die Rechte und ließ das Buch von Theodor Fuchs (München) übersetzen. Doch dann wurde es still. Dupuys Anfragen ließ der Verlag unbeantwortet. Dann beantwortete er Anfragen mit dem Hinweis, die Übersetzung werde bald erscheinen, nur noch ein wenig Geduld sei nötig. Anschließend ließ er Anfragen wieder unbeantwortet - dann kam erneut die Antwort, bald werde die Übersetzung erscheinen - und Jahr um Jahr verging .Am 20.1.1987 (!) antwortete der Verlag noch einmal: Die Vorbereitungen und die Übersetzung seien nun abgeschlossen - und bat noch einmal um ein wenig Geduld.

Schließlich erhielt Dupuy im Januar 1989 eine handschriftliche Notiz, eher einen Zettel, von der Chefsekretärin, Brigitte Weller, also nicht einmal von einem Verantwortlichen, man könne das Buch leider nicht veröffentlichen und Dupuy möge doch bitte Verständnis haben: Theodor Fuchs sei vor Abschluß der Übersetzung gestorben. Schon diese Begründung war fragwürdig; ein anderer hätte die Übersetzung fertigstellen können. Die Behauptung widersprach zudem der Mitteilung des Verlags an Dupuy vom 20.1.1987, die Übersetzung sei abgeschlossen, und schließlich hat Herr Fuchs dem Verfasser dieser Studie 1982 mitgeteilt, er habe die Übersetzung längst abgeschlossen. Da er sein Honorar empfangen habe, habe er keine Möglichkeit auf die Veröffentlichung zu drängen, aber die Verzögerung sei ihm unerklärlich.

Da Verlagsinterna nicht bekannt wurden, ist nicht nachzuweisen, daß auch hier die PC am Werk war, wenn auch die Vermutung nahe liegt: Ein großer amerikanischer Historiker, der - ohne deutsche Untaten zu verschweigen - die deutsche Armee als Vorbild sogar für die amerikanische Armee wertet, paßt nicht in das PC-Klima.

Ein weiteres Beispiel. Am 6.4.1996 meldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung: Der amerikanische Verlag St. Martin's, der über einen bedeutenden englischen Verlag (MacMillan) zur deutschen Holtzbrinck-Gruppe gehört, habe aufgrund der Kritik einer nicht genannten Gruppe den Druck einer Goebbels-Biographie D. Irvings abgebrochen. Der Verlag hatte eine Startauflage von 10.000 Stück geplant und mit einer Übersetzung ins Deutsche wäre wohl zu rechnen gewesen.50 Die Unterdrückung des Buches bedeutete also für den Autor, der von der Feder lebt, einen vielleicht existenzgefährdenden Verlust von vielen Zehntausenden Mark und die zusätzliche Verringerung seiner Chancen, für ein weiteres Manuskript einen Verleger zu finden.

Den Beispielen ist das Wichtige gemeinsam:

- Ein unverdächtiger Verlag beurteilt ein Manuskript positiv, wird aber von externen Kräften an der Veröffentlichung gehindert.

- Damit werden zugleich andere Verlage gewarnt.

- Den Autoren wird ein deutliches Signal gesetzt, wie und was sie zu schreiben haben.

- Für junge, aufstrebende Wissenschaftler wird ebenfalls ein Signal gesetzt.

- Und schließlich: Der historisch Interessierte hat nur ganz selten die Möglichkeit, diesen Teil des Wirkens der political correctness zuerkennen.

Diese Beispiele müssen eigentlich genügen. Doch ein weiteres Beispiel sei angefügt, weil es zeigt, bis zu welch Höhen die politische Korrektheit sich steigern läßt. Der Suhrkamp-Verlag, wahrlich ein Hort bundesrepublikanischen Gedankenguts, veröffentlichte 2003 mit starker Empfehlung des Jürgen Habermas, den man fast als bundesrepublischen Staatsphilosophen bezeichnen könnte, die Studie des holländischen Philosophen Honderich. Dieser war in erster Ehe mit einer Jüdin verheiratet gewesen und hatte sich wegen des Holocaust lange geweigert, Vorträge in Deutschland zu halten. Der Titel des Buches lautete “Nach dem Terror”, gemeint waren die Terroranschläge im September 2001 in den USA.

Die erste Auflage des Buches wurde verkauft, Ruhe herrschte im Blätterwald - doch dann entdeckte ein deutscher Jude aus der dritten Reihe (Brumlik) Passagen, die er als antisemitisch beurteilte. Soweit ist das Geschehen uninteressant. Interessant ist, was sofort geschah: Reihenweise fielen binnen weniger Tage auch diejenigen um, die ansonsten Zivilcourage anmahnen. Herr Habermas erklärte, bei erneuter Lektüre finde auch er sehr Bedenkliches, der Suhrkamp-Verlag gab bekannt, sein Lektorat habe versagt, und natürlich verzichtete der Verlag auf eine Neuauflage. Gelacht hat im Blätterwald, soweit zu sehen, niemand.51

A. de Tocqueville über die PC

Die Demokratie gilt heute in demokratisch verfaßten Staaten als Hort der Toleranz und der Meinungsfreiheit. Ob oder wieweit das zutrifft, kann hier nicht untersucht werden. Aber man kann darlegen, daß schon erstaunlich früh warnende Zeichen gesetzt worden sind. “Die früheste Bücherverbrennung fand statt im demokratischen Athen."52 Viele Jahrhunderte später, 1840, schrieb Alexis de Tocqueville, wahrlich kein heutiger rechtsradikaler Autor, (in: La Démocracie en Amérique) als er - so der Titel des Kapitels - “Den Einfluß der Mehrheit auf das Denken” untersuchte:53 "Ich kenne keine Land, in dem im allgemeinen weniger geistige Unabhängigkeit und wirkliche Diskussionsfreiheit herrscht als in Amerika ... In den demokratischen Republiken geht die Tyrannei anders (als in Despotien) zu Werk; sie geht unmittelbar auf den Geist los. Der Machthaber sagt hier nicht mehr "Du denkst wie ich, oder Du stirbst”; er sagt: Du hast die Freiheit, nicht zu denken wie ich ... aber von dem Tag an bist Du ein Fremder unter uns. Du wirst Dein Bürgerrecht behalten, aber es wird Dir nichts mehr nützen. ... Du wirst unter Menschen wohnen, aber Deine Rechte auf menschlichen Umgang verlieren, Wenn Du dich einem unter deinesgleichen nähern willst, so wird er Dich fliehen wie einen Aussätzigen; selbst wer an Deine Unschuld glaubt, wird Dich verlassen, sonst meidet man auch ihn. Gehe hin in Frieden, ich lasse Dir das Leben, aber es ist schlimmer als der Tod."

Wie erkennt man PC?

Wozu führt das alles? Dürfte man behaupten, die Werke der heutigen deutschen Historiker seien wertlos? Natürlich nicht, wenn auch nachdrücklich betont werden muß, daß die vorgelegten Beispiele für PC-Aktivitäten eben nur Beispiele sind, denen viele andere hinzugefügt werden könnten. Doch wir verdanken den heutigen deutschen Historikern zweifellos wertvollste Darstellungen sogar der Jahre 1933-1945 (wenn auch kaum der ersten Jahre der alliierten Besatzungsherrschaft).

Die Schwierigkeiten ergeben sich daraus, daß die PC so schwer erkennbar ist. Immerhin spricht sogar Joachim Fest in der Einleitung zur Neuauflage seiner Hitler-Biographie von der “Tabuisierung” mancher Bereiche. Doch auch er beantwortet nicht die Frage: Was wird tabuisiert? Wer tabuisiert? Mit welchen Mitteln setzen sich die Tabuisierer durch? Wie weit reicht die Tabuisierung? So ist der Leser fast hilfslos der Frage ausgeliefert, wem er wie weit vertrauen darf, also wo essentielle Fakten aus PC-Gründen verschwiegen werden, wo PC-Tabus greifen und wo unerwünschte Veröffentlichungen verhindert wurden. Schließlich ist oft auch schwer erkennbar, wo aus politischen Gründen schlicht gefälscht wurde - wie etwa bei der Bewertung der deutschen Luftangriffe "auf" Guernica, "auf" Rotterdam, "auf" Coventry als Verbrechen sogar durch Bundespräsident und Bundeskanzler, obwohl die Angriffe nicht den Städten, sondern nachweislich militärischen Zielen dort galten.54

Das führt zu der Frage, was der Leser tun kann. Hier kann es nur einen Anhalt geben. Die PC wirkt stets - stets! - zugunsten der Sieger der beiden Weltkriege - spiegelbildlich wirkt sie stets zuungunsten der Deutschen, manchmal schon der Deutschen seit Luther, meist aber zuungunsten der Deutschen etwa seit Bismarck. Also ist Vorsicht geboten, wenn Deutsches und vor allem Preußen laut verurteilt und wenn “Westliches”, was das auch sein mag, deutlich hervor gehoben wird. Das gilt beispielsweise bei der PC-beliebten These des deutschen Sonderweges, eines deutschen Militarismus, des Untertanengeistes, des Bombenkrieges und des Verhaltens der Wehrmacht.

Ein weiteres Kriterium ergibt sich unmittelbar aus dem Begriff der political correctness. Sie führt dazu, daß besonders diejenigen Historiker, die ihr dienen und im mainstream schwimmen, besonders bekannt gemacht werden und Einfluß sowie Glaubwürdigkeit gewinnen. Mithin kann man fast eine Skala aufstellen: Je bekannter ein Historiker ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit - nicht Sicherheit! - daß er politisch korrekt schreibt und urteilt.

Doch die Frage bleibt, wo die Orientierungspunkte sind, die Signale, die anzeigen: “Vorsicht - PC-Gefahr”. Vielleicht sollten wir uns an einen der großen Moralphilosophen der Aufklärung erinnern, an Antoine Rivarol: "Die zivilisiertesten Völker sind der Barbarei so nahe wie das geschliffene Eisen dem Rost. Völker und Metalle glänzen nur an der Oberfläche.“55 Rivarol klagte kein Volk speziell an und er nahm kein Volk aus. Es ist unwahrscheinlich, daß die Deutschen dem Bösen zugewandter waren oder sind als andere Völker. Hitlers Versuch, die Juden zum universellen Bösewicht zu machen, war weder der erste noch der letzte Versuch, eine ganze Menschengruppe zu kriminalisieren. Neu ist gegenwärtig nur, daß - erstmalig in der Geschichte - eine Menschengruppe ihre eigene Kriminalisierung (korrekt: die Kriminalisierung ihrer Väter sowie Großväter) sowie die Notwendigkeit einer Umerziehung anerkennt - und einen Widerspruch PC-gemäß und mit PC-Mitteln unterdrückt.

Ein Zweites: Schon Goethe hat beklagt, “daß der Deutsche doch alles zu einem Äußersten treibet”; sogar Friedrich Engels, der in einem ganz anderen politischen Lager stand, hat ähnlich geurteilt.56 Vielleicht dominiert der gleiche Drang zum “Äußersten” (Goethe), das “faustische Streben”, der Hang zum Hundert- und auch Hundertfünfzigprozentigen die vergangenheitsbewältigende deutsche Geschichtsschreibung. Sogar ein Claus Jacobi schrieb, zudem sogar in der Bildzeitung, von einer Vergangenheitsbewältigung, die zur “Wehrertüchtigung” für fortschrittliche Geister geworden sei, die sich täglich fragen, ob sie sich heute schon genügend Asche aufs Haupt gestreut haben.57

Als Drittes: General de Gaulle, der in zwei Weltkriegen gegen Deutschland gekämpft hat, rief bei seinem Staatsbesuch 1962 den Deutschen zu: “Gott, vor dessen Angesicht so unendlich viele Männer hingestreckt auf der Erde in unseren großen Schlachten gefallen sind, Gott weiß, wie schrecklich wir und Sie gekämpft haben ... Dennoch will jedes der beiden Völker die Erinnerung an den entfachten Mut und an die erlittenen Opfer bewahren, weil die Ehre der Kämpfenden hierbei unangetastet geblieben ist. Denn wenn auch eine schlechte Politik zu Verbrechen und Unterdrückung führt, so gehört doch die Hochachtung, die sich die Tapferen entgegenbringen, zum sittlichen Erbe des Menschengeschlechts.”

Wer sich an Rivarol, Goethe und de Gaulle, nicht aber an renommierten deutschen Historikern orientiert, wird wohl ein Gespür dafür entwickeln, wo die political correctness einem Autor die Feder geführt hat.


1G. Ritter: Staatskunst und Kriegshandwerk, 4 Bde., München 1959 ff., III, S.72; E. v. Falkenhayn: Die Oberste Heeresleitung in ihren wichtigsten Entschließungen, Berlin 1920, S. 51. - Allgemein zur Behandlung Ludendorffs durch G. Ritter und andere Autoren F. Uhle-Wettler: Erich Ludendorff in seiner Zeit, 2. Aufl. Berg 1996, S. 170 f.,180 ff./438, 189 ff., 194 f., 238 ff., 267, 353 f., 440 f., 453.

2Brief von Tirpitz an seine Eltern vom 27.6.1872 in Bundesarchiv/Militärarchiv (fortan angegeben als BA/MA) N 253/386, Blatt 18/19; A. v. Tirpitz: Erinnerungen, Leipzig 1919, S. 12 f.; Michael Salewski: Tirpitz – Aufstieg, Macht, Scheitern, Göttingen 1977, S. 15; F. Uhle-Wettler: Alfred v-Tirpitz in seiner Zeit, Hamburg 1996, S. 37 f.

3A. Hillgruber: Die gescheiterte Großmacht, Düsseldorf 1980, S. 35 f.; G. Schreiber: Zur Kontinuität des Groß- und Weltmachtstrebens der dt. Marineführung, i n: Mil.geschichtl. Mitteilungen 2b (2/1997); M. Stürmer: Das ruhelose Reich, Berlin 1983, S. 297; P. Kennedy: Tirpitz, England and the second Navy Law, i n: Mil.geschichtl. Mitteilungen 8 (2/1970); J. Steinberg: Yesterday’s deterrent – Tirpitz and the birth of the German battlefleet, London 1965, S. 201 f.; J. White: Transition to global rivalry – Alliance diplomacy and the Quadruple Entente 1895-1907, Cambridge 1995, S. 233 f.; L. Sondhaus: Preparing for Weltpolitik – German sea power before the Tirpitz era, Annapolis, Md., USA, 1997, S. 297 ff., und viele, viele andere, insbesondere V. Berghahn: Der Tirpitz-Plan – Genesis und Verfall einer innenpolitischen Krisenstrategie unter Wilhelm II., Düsseldorf 1971, S. 12  ff.; M. Epkenhans: Die Wilhelminische Flottenrüstung 1908-1914 – Weltmachtstreben, industrieller Fortschritt, soziale Integration, München 1991, S. 4 ff.; J. Willms: Nationalismus ohne Nation - Deutsche Geschichte 1789-1914, Düsseldorf 1983, S. 655 f.

4 Ausführlich hierzu F. Uhle-Wettler, a.a.O. (Tirpitz ), S. 161 f., 434 ff., Anlage 3

[5] Einzelheiten bei F. Uhle-Wettler, a.a.O., S. 298 ff.

[6] Der Terminus stammt von A. Hillgruber.

[7] C. Graf v. Krockow: Admiral Tirpitz hatte die See nicht verstanden – Über den Irrtum, eine deutsche Flotte zu bauen, Die Welt, 28.3.1998; ähnlich M. Epkenhans, a.a.O., S. 407; W. Deist und V. Berghahn: Kaiserliche Marine und Kriegsausbruch 1914, in: Mil.geschichtl. Mitteilungen 7 (1/1970), sowie viele andere Autoren.

[8] A. Marder: From the Dreadnought to Scapa Flow – The Royal Navy in the Fisher Era, 5 Bde., London 1961 ff., II, S. 176 ff.; L. Jellicoe, Viscount of Scapa: The Grand Fleet 1914-1916, London 1919, S. 128 ff.

[9] K. Hildebrand: Das vergangene Reich – Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler, 2.Aufl. Stuttgart 1996, S. 200 ff. Dort, S.203, auch die Darlegung, die Tirpitzsche Schlachtflotte sei außenpolitisch “viel riskanter” als eine “zum Schutze der Kolonien deutsche Präsenz auf allen Weltmeeren demonstrierende” Kreuzerflotte gewesen. Auch durch die sonstige Tirpitz-kritische Literatur zieht sich wie ein roter Faden die Darstellung, eine in den Kolonien stationierte Kreuzerflotte, wie sie damals Vizeadmiral Galster vorschlug, wäre außenpolitisch viel weniger riskant und zudem weitaus billiger gewesen – und wäre eben deshalb von Tirpitz zurückgewiesen worden. Hierzu müssen die Autoren allerdings Galsters Konzeption (falls sie überhaupt dem Autor bekannt ist), grob verfälschend darstellen. Ausführlich hierzu F. Uhle-Wettler, a.a.O., S. 437 ff. (Anlage 4).

[10] Naval Annual 1900, S. 2 ff. und 429 ff., zitiert bei F. Uhle-Wettler, a.a.O., S. 435f. – Zu Recht zitiert K. Hildebrand die Äußerung von Tirpitz “Mund halten und Schiffe bauen.” Doch es wäre verwegen, das als Beweis der zwar faktisch unmöglichen, aber doch intendierten Heimlichkeit zu werten. Tirpitz war das Imponiergehabe jener Jahrzehnte, in Deutschland also der Wilhelminismus, nachweislich tief zuwider. So hat er sich mehrfach deutlich gegen das laute Pathos z. B. mancher Stapellaufreden (Neptuns “Dreizack gehört in die deutsche Faust”) ausgesprochen.

[11] F. Uhle-Wettler, a.a.O., S. 197 ff., 260 ff.

[12] Hyperteuer: K. Hildebrand, a.a.O., S. 206; Zahlen für die Marinebudgets der genannten Jahre bei F. Uhle-Wettler, a.a.O., S. 201, 263 ff.

[13] F. Uhle-Wettler, a.a.O., S.223, 265.

[14] Diese und weitere Zahlen bei F. Uhle-Wettler, a.a.O., S. 264 f., 443.

[15] Weitere Zahlen bei F. Uhle-Wettler, a.a.O., S. 443 (Anlage5).

[16] F. Uhle-Wettler: Ludendorff in seiner Zeit, 2. Aufl. Berg 1996, .S. 60-65.

[17] K. Hildebrand, a.a.O., S.203; F. Uhle-Wettler, a.a.0. (Tirpitz), S. 112 ff.

[18] P. Buitenhuis: The great war of words - Literature as Propaganda 1914 and after, London 1989, S. 27 f.

[19] Dennis Winter: Haig’s command - A reassessment, New York, 1991, hierzu auch M. Howard in London Review of Books, 25.04.1991, S. 5.

[20] N. Tolstoy: Victims of Yalta, London 1978, hierzu auch die Besprechung von R. D. Müller in Mil.geschichtl. Mitteilungen 2/1978.

[21] A. de Zayas: Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle - Unveröffentlichte Akten über alliierte Völkerrechtsverletzungen im Zweiten Weltkrieg, München 1979, S. 32f., 377 ff.

[22] U. Schlie: Das Ausland und der dt. Widerstand, in: Mil.geschichtl. Mitteilungen l/1993, S. 165.

[23] C. Ponting: Myth and reality 1940, London 1990, S. 117 ff.

[24] W. Post: Unternehmen Barbarossa, Hamburg 1995, S. 338 f., Fußnoten 44 und 84, auch 345, Note 126.

[25] G. Meyer: Besprechung von Zeitgeschichtl. Forschungsstelle (Hrsg): Der Fall Rose, in: Militärgeschichtl. Mitteilungen 2/1989.

[26] K. Ebbinghaus: Vernichten und Heilen - Der Nürnberger Ärzteprozess, Berlin 2002, biograph. Anhang, S. 640.

[27] Der Bundesrepublik wurde nur die Mitwirkung in einem Ausschuß der Siegermächte zugestanden, der Empfehlungen für “Beendigung oder Herabsetzung der Strafe oder für die Entlassung auf Ehrenwort” aussprach, “ohne die Gültigkeit der Urteile in Frage zu stellen (without calling in question the validity of the convictions - (sans) pourront mettre en cause la validité des condamnations), Überleitungsvertrag vom 26.5.1952, Art. 6, zit, nach Bundesgesetzblatt 1955, S. 406 ff.

[28] Jonathan Wright: Hitler, Britain and the Hossbach-Memorandum, in: Militärgeschichtl. Mitteilungen 2/1987, S.77.

[29] Klaus Mayer: Eine authentische Halder-Ansprache? Textkritische Anmerkungen zu einem Dokumentenfund im früheren sowjetischen Sonderarchiv, in: Mil.geschichtl. Mitteilungen 58, S. 471.

[30] H. Richter: General Lanz, Zervas und die brit. Verbindungsoffiziere, in: Mil.geschichtl. Mitt. 1/89, S. 111 ff.

[31] Franz W. Seidler: Kriegsverbrechen 1939-1945, in: A. Jebens und St. Winckler (Hrsg): In Verantwortung für die Berliner Republik - Festschrift für Klaus Hornung, Berlin 2002, S. 437.

[32] Luc de Vos: Rezension von Roger Keyes: Echec au Roi Leopold III. 1940-1951, in: Mil.geschichtl. Mitteilungen 2/1987, S. 222 f.

33 Eine Studie über die amtlichen Aktenpublikationen von 1800-1945 (S. Zala: Geschichte unter der Schere politischer Zensur - Amtliche Aktensammlungen im internationalen Vergleich, 2001) legt dar, “daß die alliierten Regierungen entgegen den mit der Bundesrepublik getroffenen Vereinbarungen bis zum 31. Dezember 1958 keineswegs sämtliche Akten des früheren Auswärtigen Amtes zurückgegeben haben” (R. Thimme, Rezension der genannten Studie, in: MGM 60 (2001)Heft 2, S. 532. - Die Problematik der Akten aus anderen Bereichen (OKW etc.) wird nicht angesprochen.

[34] Der Spiegel Nr.45 2003, S.76

[35] FAZ vom 12.7.1995

[36] L. Besymenski: Stalin und Hitler - Das Pokerspiel der Diktatoren, dt. Berlin 2002.

[37] V. Falin: Die zweite Front - Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition, München 1995, S. 14 ff. - G. Gillesen berichtet in der FAZ vom 30.10.1999 von einer Tagung der deutsch-russischen Historikerkommission. Bei der Tagung sei zutage getreten, daß mehrere der wichtigsten Archive noch immer, erneut oder heute weitgehend verschlossen sind, dabei das Archiv Stalins (Präsidialarchiv) und das für die Untersuchung internationaler Beziehungen unentbehrliche Kominternarchiv. Ein deutscher Historiker habe von “systematischer Spurenverwischung” gesprochen.

[38] DIE ZEIT, 6.7.l988

[39] Auf Ersuchen des Leiters des Königlich-griechischen Kriegsverbrecherbüros hat der Leitende Oberstaatsanwalt Bochum Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre ein Ermittlungsverfahren (Aktenzeichen 16 Js 30/57) durchgeführt und nach langen Untersuchungen am 12.12.1963 eingestellt - zu einer Anklageerhebung ist es also nie gekommen. Die Einstellungsverfügung nimmt die Zahl der Erschossenen mit “höchstens200” an.

[40] G. Weinberg: A world at arms, dt. Eine Welt in Waffen - Die globale Geschichte des 2. Weltkriegs, Stuttgart 1995, S. 297; ähnlich G. Rondholz in DIE ZEIT vom 20.11.1987, nachgedruckt in ZEIT-Punkte Nr. 3: Gehorsam bis zum Mord? Der verschwiegene Krieg der dt. Wehrmacht - Fakten, Analyse, Debatte, Hamburg 1995; M. Seckendorf: Ein einmaliger Raubzug - Die Wehrmacht in Griechenland 1941-1944, in: J. Klotz (Hrsg): Vorbild Wehrmacht - Wehrmachtverbrechen, Rechtsextremismus und Bundeswehr, Köln 1998; im Fernsehen: Kennzeichen D, 22.7.1998.

[41] Hellenic Army General Staff, Army History Directorate: An abridged history of the Greek-Italian and Greek-German War 1940-1941, Athens 1997, S. 197 f.; auch Abb. in F. Uhle-Wettler: Der Krieg - Gestern, heute - und morgen, Hamburg 2001, S. 105, auch 107 sowie 183.

[42] K. Olshausen: Zwischenspiel auf dem Balkan - Die Politik gegenüber Jugoslawien und Griechenland von März bis Juli 1941, Stuttgart 1973, S. 129 f.

[43] D. Fleck (Hrsg): The Handbook of Humanitarian Law in Armed Conflicts, Oxford University Press 1995, S. 364 f.; Convention vom 29.Juli 1929, Relative to the Treatment of Prisoners of War, Titel IV, Section II: Release and Repatriation upon Cessation of Hostilities.

[44] E. Maschke: Die dt. Kriegsgefangenen des 2. Weltkrieges, in: E. Maschke (Hrsg): Zur Geschichte der dt. Kgf. des 2. Weltkrieges, 15 Bände, XV: Zusammenfassung, S. 196 f.

[45] J. Fuller: Decisive battles of the Western world, II, London 1955, S. 406 f.

[46] A. de Zayas: Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle - Unveröffentlichte Akten über alliierte Völkerrechtsverletzungen im 2. Weltkrieg, München 1979, S. 262, 366 f., 377, 385 f. - BA/MA RW 2/134-136, auch RH 28/5 und RL 33/99.

[47] Vg1. die Besprechung in den MGM 54, S. 591 ff., durch den “Wissenschaftlichen Direktor” des MGFA, J. Förster: “Großartige Leistung eines großen Vertreters unserer (Historiker-)Zunft” - “Opus magnum” - “beispiellose Leistung” - “einzigartige Krönung eines Lebenswerkes” usw. sowie, im Zusammenhang dieser Studie besonders bemerkenswert: ”souveräne Beherrschung der Quellen und immenser Sekundärliteratur”. - Weitere Fragwürdigkeiten der Studie Weinbergs darzustellen, ist hier nicht der Ort.

[48] J. Sack: An eye for an eye, Basic Books Inc., New York 1993.

[49] Rückübersetzung aus dem Englischen der International Herald Tribune.

[50] FAZ vom 6.4.1996

[51] Ausführlich u.a. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. und 13.8.2003.

[52] A. Demandt: Der Idealstaat - Die politischen Theorien der Antike, Köln 1993, S. 54 (die Schriften des Sophisten Protagoras wurden gemäß Staatsbeschluß verbrannt).

[53] A. de Tocqueville: La démocracie en Amérique, dt. Die Demokratie in Amerika, zit. nach TB Fischer Frankfurt 1956, S. 97f.

[54] Zu Guernica M. Merkes: Die dt. Politik im spanischen Bürgerkrieg, Bonn 1969, S. 180 ff.; K.-A. Maier: Guernica, Freiburg 1975, und insbesondere die Studie des englischen Historikers H.-H. Abendroth (Univ. Leicester) Guernica, in: Mil.geschichtl. Mitteilungen, hrsg. vom Mil.geschichtl. Forschungsamt, 1/1987. Prof. Abendroth urteilt, seine Studie beschließend, der Behauptung eines gegen die Zivilbevölkerung gerichteten Terrorbombardements widersprächen alle Tatsachen, soweit sie aus den von ihm durchgearbeiteten Akten zu ermitteln sind. Dennoch werde die Behauptung eines Terrorbombardements nicht zu überwinden sein, denn sie sei als antifaschistisches Kampfsymbol schlechthin unentbehrlich. Zur Beurteilung durch den Bundespräsidenten Pressemitteilung des B.Präsidialamtes vom 27.11.1997. Wichtig auch der (von wenig Sachkenntnis getragene) Antrag der Grünen/Bündnis 90 und der SPD (13.Wahlperiode, Drucksache 13/7509) sowie die Bundestagsdebatte am 24.4.1998 mit der bei einer Gegenstimme angenommenen Entschließung, derzufolge der “gezielte Luftangriff auf Zivilisten, Kinder, Frauen und Männer” ein "Verbrechen" war, für das sich der Deutsche Bundestag “entschuldigt” (S. 21233). - Zu Rotterdam die amtliche niederländische Darstellung L .de Jong: Het Koningrijk der Nederlanden in de Tweede Wereldorloog, s’Gravenhage 1969, III, S. 343 ff.; auch A. Wagenaar: Rotterdam mei ‘40, Amsterdam 1970, S. 308 ff.; H. Boog: Luftwaffe operations against the Netherlands 10-15 May 1940, in: Viftig Jaar na de Inval, hrsg. von A. Kersten, s'Gravenhage 1990; C. Bekker: Angriffshöhe 4000, TB Heine München 1976, S. 108 ff.; die vorgenannten Studien auch zusammengefaßt in F. Uhle-Wettler: Höhepunkte und Wendepunkte der dt. Militärgeschichte, Hamburg 2000, S. 187 ff.

Allgemein zur Luftkriegführung im 2. Weltkrieg zuletzt und mit umfangreichen Literaturangaben H. Boog: Bombenkrieg, Völkerrecht und Menschlichkeit im Luftkrieg, in: H. Poeppel und andere (Hrsg): Die Soldaten der Wehrmacht, München 1998, sowie ders. mit Artikeln über Guernica, Rotterdam, Coventry, die deutsche Luftkriegsdoktrin, die britische Luftkriegsdoktrin sowie die amerikanische Luftkriegsdoktrin in: F. Seidler und A. de Zayas (Hrsg.): Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert, Hamburg 2002.

55F. Schalk: Die französischen Moralisten, II, 1953, S. 165; hier zit. nach W. Schneider: Das Buch vom Soldaten - Weltgeschichte einer historischen Gestalt, Düsseldorf 1964, S. 250.

56J. W. v. Goethe, Zahme Xenien, zit. bei W. Mommsen: Die politischen Anschauungen Goethes, Stuttgart 1948, S. 294; F. Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, Vorwort zur englischen Ausgabe, auch zitiert bei Ulrich Werner, Der Sowjetische Marxismus, Darmstadt 1964, S. 73 f.

57Claus Jacobi, Bild-Zeitung, 27.3.1999, in einem Artikel “Wer zum Teufel war noch Tirpitz?"


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