Deutschland: Machtlos im Wertewesten

von Max Erdinger (Journalistenwatch, 22. Dezember 2023)

Anmerkungen, Bilder und ergänzende Links: Nikolas Dikigoros

Ein wirtschaftlicher Gigant, politisch ein Zwerg. So wird Deutschland gern beschrieben. Der Trend geht jedoch zur wirtschaftlichen Verzwergung und in die völlige politische Bedeutungslosigkeit. Wer das verhindern wollte, müsste erst einmal mit ein paar Illusionen Schluß machen, die medial mit missionarischem Eifer am Leben erhalten werden.
Neben einer Energie- und Wirtschaftskrise herrscht in Deutschland eine beispiellose Bewußtseinskrise, was das eigene Land betrifft. Ein paar Feststellungen.

Allgemein

Nein, der "Wertewesten" - und damit auch Deutschland - hat sein größtes Problem nicht mit fremden Mächten, sondern in erster Linie mit sich selbst - und erst deswegen dann auch Probleme mit fremden Mächten. Dieses größte Problem ist, daß er seine eigene Degeneration, seine Verkrustung und den ganzen Filz partout nicht zur Kenntnis nehmen will - und nur, um sich selbst auch weiterhin als beispielhaft für die ganze Welt darstellen zu dürfen. Das nimmt allmählich groteske Züge an, wie sich beispielsweise an der Behauptung festmachen läßt, die "ganze Welt" verurteile "Putins Angriffskrieg" und unterstütze die Sanktionen gegen Russland. Tatsache ist etwas ganz anderes: Von derzeit 8 Milliarden Menschen auf dem Planeten "unterstützt" - und das per Androhung der Ausgrenzung erzwungenermaßen - nur eine einzige Milliarde den Kurs des "Wertewestens". Und das ist die eine Milliarde, aus welcher der "Wertewesten" selbst besteht. Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind dabei selbst schon nur noch eine Fata Morgana, die der Selbsthynose dient. Wokeness und Zensur greifen um sich wie ein rasant wucherndes Krebsgeschwür. Russland hat einen tatsächlichen Präsidenten. (Anm. Dikigoros: Weißrußland auch :-) Haben die USA auch einen echten? Hat die Ukraine einen? Oder gibt es dort bloß Marionetten der Macht von Ungewählten im Dienste von deren Agenda? (Anm. Dikigoros: Die Frage stellen heißt sie beantworten!) Das ist die grundsätzliche Frage, vor welcher der "Wertewesten" steht: Wer hat hier eigentlich wirklich das Sagen? Welche Funktion haben die selbsternannten Qualitätsmedien tatsächlich? Lebt der "kollektive Westen" noch in der Realität, oder konstruiert er sich inzwischen für absolut alles die für ihn präferablen Narrative? Wohin wird es zwangsläufig führen, wenn fortgesetzt Wahrheit und Lüge unterschiedslos zur "gleichberechtigten Meinung" vermischt werden? Woher auf einmal alle diese "Faktenchecker" und die ausufernde Zensur? Woher die Kriminalisierung von eigentlich doch so "gleichberechtigten Meinungen"?

Zumindest für Deutschland scheint festzustehen: Die Demokratie ist eine Illusion geworden. Das Land fungiert als US-amerikanisches Werkzeug, aber nicht als souveräne Nation. Der Bürger als eigentlicher Souverän ist nichts als Einbildung. Von der AfD einmal abgesehen: Alles, was der vermeintliche "Souverän" zur Wahl vorgesetzt bekommt, ist bereits Resultat einer Vorauswahl, die völlig außerhalb seiner Einflußmöglichkeiten liegt. Ob CDU, CSU, FDP, SPD oder Grüne - ganz egal. Wenn sich dort per Wahl alle Nase lang andere Gesichter profilieren dürfen, dann gehorchen sie dennoch ein- und demselben Herrn. Der deutsche Wähler und eigentliche "Souverän" ist das nicht. Der muß nur glauben, daß er es sei, damit der wertewestlichen Schönheit genüge getan ist.  Dieses System ist am Ende. Fix und fertig. Kein frei geborener Mensch braucht sich dieses miserable Illusionstheater noch länger bieten zu lassen.

Stichwort "Theater": Inzwischen wäre man wahrscheinlich ganz gut beraten, sich auch diesen Rechts/Links-Schnack nicht länger mehr unkritisch anzutun so nach dem Motto "Ich bin ein Rechter und deshalb..." resp. "Ich bin ein Linker und deshalb..." Wenn die wahre Macht erkannt hätte, daß sich ihre Ziele nicht notwendigerweise nur mit als "linksstehend" Rezipierten durchsetzen lassen - warum sollte sie dann nicht mit einer Rechts/Links-Inszenierung für Zerstreuung und Entertainment im Demokratietheater sorgen? Deshalb frage man sich: Von wem hängt Ron DeSantis in den USA im Gegensatz zu Trump ab? Ist Giorgia Meloni in Italien tatsächlich die, für die sie gehalten werden soll? Es geht im Grunde nicht um das, was als "rechts" resp. "links" rezipiert werden soll, sondern um "Wahrheit" als einem Synonym für "Realität" im Gegensatz zur "Lüge" als einem Synonym für "zielgerichtetes Narrativ". Der fundamentale Irrtum im inzwischen durchideologisierten "Wertewesten" ist, glaube ich, der, daß unausgesprochen die kollektive Überzeugung gilt, mit zielgerichtet konstruierten Narrativen - Lügen also - lasse sich eine "bessere Zukunft" in genau derselben Realität herbeizwingen, die ein Synonym für Wahrheit ist - und an welcher kein Weg vorbeiführt. Daß an der Wahrheit kein Weg vorbeiführe, ist die Behauptung, daß an der Realität keiner vorbeiführt. Besser wäre es, sich allmählich einmal ehrlich zu machen, was die Situation angeht, in welcher der "Wertewesten" sich tatsächlich befindet. Um das etwas pointiert auszudrücken: Mich dünkt, Putin und die Russen hätten diesbezüglich bereits einen gewaltigen Vorsprung.


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