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Die Flunkerts in England, Teil 3 - Die sprechen hier alle Englisch

The Flunkert Kids in England, Episode 3 - They All Speak English Here

Claudia, Simon und Onkel Ole sind in England angekommen. Vor allem für Claudia ist der Alltag auf der Insel zunächst etwas ungewohnt.

Claudia, Simon and Uncle Ole have arrived in England. Especially to Claudia everyday life in England seems to be somewhat exotic.


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland / Germany
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australia / Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland / Germany

Hi, Mitkids!

Die letzten beiden Male haben euch meine kleine Schwester Claudia und ich, der Simon Flunkert, von unserer Sommerreise nach Südostengland erzählt. Unser Onkel Ole, der sich seine Brötchen als Golfprofi verdienen muss, nahm nämlich an einem großen Turnier in der Grafschaft Kent teil, und hatte uns eingeladen, ihn nach England zu begleiten.

Das letzte Mal erzählte euch Claudia von unserer Überfahrt mit der Fähre von Calais in Frankreich nach Dover. Das ist die Stadt in England mit dem großen Fährhafen.

Als Onkel Ole mit uns von der Autofähre fuhr, staunten wir. Dover ist nämlich bekannt für seine hohen Kreidefelsen, und wenn man vom Schiff herunterfährt, hat man eine coole Aussicht auf diese steilen Felswände. Die Zollkontrollen hatten wir schnell hinter uns gebracht (wir mussten nur unsere Ausweise vorzeigen, sonst eigentlich nichts), und als wir aus dem Hafengelände heraus waren und sofort auf die Schnellstraße fuhren, staunte Claudi noch mehr: "Boah! Es stimmt ja wirklich, dass die Autos in England auf der linken Straßenseite fahren! Ich dachte immer, das sei ein Vorurteil von uns Deutschen." Ich lachte, und Onkel Ole noch lauter: "Ha ha ha! Doch doch, das mit dem Linksverkehr stimmt. Und das Schlimmste ist, ich kann hier so viel fahren, wie ich will, an den Linksverkehr werde ich mich niemals gewöhnen." Außerdem wunderte sich Claudia, weil sie meinte, dass Onkel Ole zu schnell fuhr: "Onkel Ole, auf den Schildern steht 50. Du fährst aber fast 80." Auch daran hatte Onkel Ole seinen Spaß: "Die 50 auf dem Schild bedeutet '50 Meilen'. Die Engländer halten an ihren alten Maßeinheiten noch hier und da fest. 50 Meilen sind etwas mehr als 80 Kilometer. Ich fahre also nicht schneller, als die englische Polizei erlaubt."

Apropos 50 Meilen - von Dover nach Gillingham, wo unser Hotel war, waren es auch ungefähr fünfzig Meilen. Also nicht allzu weit, und deswegen waren wir auch bald da. Von der Autostraße konnten wir sehen, dass Gillingham an einem Fluss lag (nicht etwa die berühmte Themse, sondern der Medway, wie uns Onkel Ole erklärte). Auch hatte es eine Werft und einen größeren Hafen. In dem Hotel, in dem wir wohnen würden, hatte Onkel Ole schon mal gewohnt, und er fand es, ohne sich viel zu verfahren, wieder: "Das hier ist das King Charles Hotel. Ich bezweifle aber, dass hier jemals ein König namens Charles gewohnt hat. Wann hätte das sein sollen?" - "Was weiß ich?" schnappte Claudia.

Wir checkten am Hotelempfang ein, und die Empfangsdame - sie hieß Natalia, wie auf ihrem Namensschild stand -, hatte einige Mühe, unsere Reservierung zu finden. Zum Glück tauchte die dann aber doch noch auf. Als wir zu unseren Zimmern gingen, fauchte Claudia und sagte mit gerümpfter Nase: "Huch - die sprechen hier ja Englisch." - "Ja, das haben Engländer so an sich", antwortete ihr Onkel Ole amüsiert.

Onkel Ole hatte sein eigenes Zimmer, und Claudia und ich teilten uns eines. "Ach du Sch...", sagte sie, als wir unser Zimmer betraten. Auch ich war entsetzt. Nicht weil das Zimmer so hässlich war - nein, an für sich war es sehr schön. Aber: Es hatte ein Doppelbett! Meine Schwester und ich würden uns ein Bett teilen müssen! Irgendwann fanden wir uns damit ab, aber Claudia warnte mich: "Eins sage ich dir, wenn du mir nachts die Bettdecke wegziehst, kriegst du von mir so 'nen Fußtritt, dass du zum Fenster rausfliegst - bis nach London!" Fenster war auch so'n Stichwort. "Nanu", meinte Claudia. "Das ist ja ein Schiebefenster. Ganz anders als bei uns."

Richtig entsetzt war sie aber, nachdem sie sich die Haare gewaschen hatte und jetzt fönen wollte. Der Stecker von ihrem Fön passte nämlich in keine einzige der Steckdosen. "Ach ja" fiel mir ein. "Die haben hier nicht 220-Volt-Steckdosen wie wir, sondern 110 oder so. Entweder wir besorgen uns einen Adapter - oder du lässt deine Haare an der Luft trocknen, so wie ich." - "Du mit deinen paar Stoppeln auf der Birne hast gut reden", beleidigte mich Claudia in ihrer gewohnt liebenswürdigen Art.

Da es schon Abend war und die Fahrerei anstrengend, gingen wir dann freiwillig früh ins Bett. Wir schauten aber noch etwas englisches Fernsehen, was uns noch müder machte. Channel 4 hatte eine Liveshow, in der Leute anriefen und davon berichteten, welche archäologischen Schätze sie beim Umgraben ihrer Gärten gefunden hatten. Eine Frau aus Schottland zum Beispiel berichtete davon, dass sie in ihrem Garten eine Konservendose gefunden hatte, die ersten Expertengutachten zufolge aus dem 11. Jahrhundert stamme. Claudia schlief zu diesem Zeitpunkt bereits tief und fest, und ich schlummerte auch ein. Den Fernseher machte ich irgendwann aus, als ich nachts mal raus musste.

Am nächsten Morgen waren wir beide ziemlich gerädert. Trotzdem trollten wir uns irgendwie in den Frühstücksraum des Hotels, wo Onkel Ole bereits seinen Tee trank. "Na - wie war eure erste Nacht in England?" wollte er wissen. "Schrecklich", meinte ich. "Claudia schnarcht wie ein Beamter." Natürlich ließ sie das nicht auf sich sitzen: "Waaaas? Ich? Duuuu! Du hast so laut geschnarcht, dass sich draußen im Garten die Vögel die Ohren zugehalten haben."

Aber schon kam die Bedienung und fragte jeden von uns, ob wir Frühstück haben wollten. "Oh yes", bejahte dies Claudia für sich in fehlerfreiem Englisch. Dann fragte die Frau, ob Claudia "English breakfast or Continental breakfast", also englisches Frühstück oder kontinentales Frühstück haben wollte. "Hööh. Äh ... englisches Brechfest of course", sagte Claudia. Als die Frau weg war, sagte Claudi verwundert: "Komische Fragerei. Was soll ich denn mit einem Kontinentalfrühstück? Wenn ich in England bin, kann ich doch einfach ein einheimisches Frühstück nehmen." Sie wusste aber nicht wirklich, worauf sie sich dabei einließ. Die Bedienung brachte ihr nämlich einen Teller mit Spiegelei, Schinken, Würstchen, Bohnen, essigsaurer dunkler Soße ... lauter Dinge, die Claudia sonst nie zum Frühstück essen würde. "Ich hatte eigentlich mehr an englisches Nutella oder so gedacht", sagte sie betreten. Onkel Ole klärte sie auf: "Das, was du vor dir hast, ist das sogenannte vollständige englische Frühstück. Wenn du lieber Marmelade und so hättest, musst du das kontinentale Frühstück bestellen." Dann schmeckte ihr das englische Frühstück aber eigentlich ganz gut, und mir übrigens auch. Ich hatte mir nämlich das gleiche bestellt.

Dann machten wir Pläne für den Tag. Onkel Ole musste zum Training, um sich auf das Turnier vorzubereiten, und Claudia und ich durften ohne ihn losziehen. Er empfahl uns: "Geht doch zum Bahnhof von Gillingham und fahrt in die Nachbarstadt Rochester. Die High Street ist sehr interessant." Wir holten uns unsere Sachen, und Claudia und ich zogen zu Fuß los in Richtung Bahnhof.

Claudia bemerkte begeistert, dass gegenüber vom Hotel auf der anderen Straßenseite ein Rugbystadion lag. Sie spielt ja seit drei Jahren selbst Rugby. "Vielleicht kann ich mir da am Wochenende ja ein Spiel ansehen", meinte sie. Sie würde mehr tun als es sich nur ansehen, aber davon erzählen wir euch ein anderes Mal.

Auf dem Weg zum Bahnhof kamen wir durch die Fußgängerzone von Gillingham mit vielen Geschäften. "Ich habe schon wieder Hunger", meinte Claudia. "Was? Du hast doch gerade erst gefrühstückt, du Vielfraß", beschwerte ich mich. "Na ja - ich habe nicht richtig Hunger, sondern mehr so Appetit auf 'was Süßes. Das Frühstück war ja mehr ... äh ... deftig. Lass uns da mal beim Supermarkt vorbeischauen." Wir schauten nicht nur vorbei, sondern gingen sogar hinein. Dieser Supermarkt hieß Iceland (also "Island" oder auch "Eisland"). Claudia stöberte eine Weile in den Regalen herum und wählte dann einen "pork pie". "Cool! Ein kleiner Kuchen für den kleinen Hunger zwischendurch!", tirilierte sie. Ich, ich wusste, was für ein Kuchen das war, sagte ihr aber nichts. Ich freute mich schon auf das Gesicht, das sie machen später machen würde.

An der Kasse sagte die Kassiererin: "Two fifty" (also: "zwei fuffzich"), und Claudia gab ihr das Geld. Die Frau war sehr verwundert: "Was ist das, Mädchen? Spielgeld von Playmobil?" Claudia war entrüstet: "Wieso Spielgeld? Das sind 2 Euro und 50 Cent." Ich fasste mir an den Kopf. Ich entschuldigte mich für Claudia bei der Kassiererin und gab ihr 2 Pfund und 50 Pence: "I'm sorry. Meine kleine Schwester hat vergessen, dass man hier in Großbritannien nicht mit Euro, sondern mit Pfund bezahlt." Claudia staunte mich an: "Vergessen? Wieso vergessen? Das habe ich nicht vergessen. Ich hab's einfach nicht gewusst."

Auf dem Weg zum Bahnhof packte sie dann ihren Kuchen aus und biss genüsslich hinein: "Hmmmm .... ääääh ... nanu? Der Kuchen ist irgendwie so .... äh ... fettig." Ich klärte sie auf: "Du hast 'pork pie' gekauft. Das ist Schweinefleischpastete und kein Kuchen, du Schlemmerle." Den Rest davon musste ICH dann aufessen.

Wir kamen zum Bahnhof, und wie es von dort weiterging, erzählt euch Claudia in Teil 4.

Es grüßt euch

Simon Flunkert

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Bildquelle:Darlington Networld


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