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Gedenktafeln für Olympia Fulvia Morata und Andreas Grundler in Heidelberg: Peterskirche I Nördliche Seitenkapelle; aus rotem Sandstein; H. 38 cm, B. 53 cm; Inschriftenfraktur
mit stark kursiven Elementen, einzelne Wörter Kapitalis (Neumüllers-Klauser 150) Deo immortali sacrum || Gott dem unsterblichen geweiht. II Andreas Grundler nach Adam (1612) 70
in coemiterio Petrino, doch schon in seinen Vitae Germanorum medicorum (1620) 82 als nirgends auffindbar genannt (epitaphium mariti... hodie nuspiam locorum comparet).
Deo optimo maximo trino et uni || sacrum ||
Dem besten, größten und dreieinigen Gott geweiht. Der Text beider Gedenktafeln (der in situ erhaltenen für
Olympia und der nur literarisch bezeugten für Grundler) ist harmonisiert und modernisiert nach Groß-/ Kleinschreibung und Interpunktion, alle Abbreviaturen und Buchstabenligaturen sind aufgelöst; im Text für Grundler konjiziert
Neumüllers-Klauser: schola in qua vix dum st. schola, in qua vixit, dum. Beide Gedenktafeln verfasste und setzte der Franzose Rascalon, Arztkollege des Andreas Grundler und Freund der Familie. Seine
Beziehung zu den Grundlers sowie sein Wirken in Heidelberg und am kurfürstlichen Hof bedürfen noch der Untersuchung, wie auch ein Auftrag zu diesen Monumenten von Freunden der beiden Verstorbenen etwa durch Anna, mit welcher
Olympia ab 1540 am Herzogshof in Ferrara erzogen worden war und die 1549 mit François, Herzog von Guise, in die Heimat von Rascalon, nach Millau, verheiratet wurde.
Ältestes Heidelberger Friedhofsbuch Melchior Adam, Apographum | monumentorum | Haidelbergensium... || Heidelberg
(1612) [8 Bll.] und 136 S. Diese früheste Sammlung Heidelberger Inschriften durch Melchior Adam ist dem Sohn des Kurfürsten Friedrich IV.,
Pfalzgraf Ludwig Philipp gewidmet, der hier die Monumente der ”Könige, Kurfürsten, fürstlichen Familie und auch seiner Bürger lesen” kann. In der Einleitung (ad lectorem) rekapituliert Adam Argumente und Erscheinungen einer
Sepulkral-Kultur seit der hebräischen Patriarchenzeit und der profanen Antike; sie ist und schafft Memoria und kann selbst Sterbe- und Lebenskunst sein. Die Bedeutung aller historischen und prosopographischen Daten auf den
Steinen ist evident; Adam vermerkt auch den ästhetischen Reiz der Kontemplation und Pietät vor den Monumenten. Zincgref hat (in einem Pentameter) über der Leistung Adams formuliert, daß er mit dem Aufschreiben und Druckenlassen
”sowohl die Monumente als auch den eigenen Nachruhm konserviert” (et te conservas et monumenta simul). Die wissenschaftliche Edition der Heidelberger Inschriften durch Renate Neumüllers-Klauser (1970) im Corpus der Deutschen
Inschriften beruht wesentlich auf der Kollektion von 1612 und macht deutlich, wieviele Inschriften nach der Verwüstung der Pfalz und Heidelbergs 1693 (und infolge späterer Korrosion durch Luftverpestung und unsachgemäßer oder
unterlassener Konservierungsmaßnahmen) allein noch durch Adam, also literarisch überliefert sind. Der Sammelband bietet Inschriften aus der Heiliggeistkirche (1-20), dem Franziskaner- und Augustinerkloster sowie von
einigen anderen Lokalitäten der Stadt, ist vor allem aber Bestandsaufnahme der Steinzeugnisse von Kirche und Friedhof St. Peter als der Ältesten Pfarrkirche der Stadt (25-112, ab 82 deutschsprachige Inschriften); ein
Index nominum schlüsselt das literarische Mausoleum auf. Adam druckt auch die Totenrede von Nicolaus Prowin auf Marsilius von Inghen (gest.1396), den Gründer und ersten Rektor der Universität Heidelberg ab (125-132). R.D. Neumüllers-Klauser (197O) XVII – Anneliese Seeliger-Zeiss, Peterskirche Heidelberg (1986) bes.16ff. – Zum Drucker s. Karl Preisendanz, Kleine Commeliniana. In: Gutenberg Jahrbuch (1941) 186-195 bes.189 - Renate Neumüllers-Klauser, Kleine Heidelberger Lapidar-Chronik. In: Heidelberg. Geschichte und Gestalt (1996) 88-105 bes. 98f. |
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