'N AUTO IS' AUCH NUR 'N MENSCH!
von Sachsen über Bayern nach Italien
oder: von Bitterfeld nach Neapel
Peter Timm: GO TRABI GO!

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"Sie machen sich aus aller Herrn Länder
auf in das Land, wo die Zitronen blüh'n.
Da bleibt kein Eskimo im Iglo hocken,
sogar der SockSachse macht sich auf die Socken."
(Udo Jürgens, Alle Wege führ'n nach Rom)
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[Filmplakat]


AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
"AVEZ - VOUS  BOURBON?"
Reisefilme des 20. Jahrhunderts

Was tut ein Ossi-Deutscher, nachdem die Mauer gefallen ist, am liebsten? Das gleiche wie ein Wessi-Deutscher: er setzt sich in sein heiß geliebtes Auto und geht auf Reisen. So auch die Ossi-Familie Struutz: Vater Udo (Wolfgang Stumph), Mutter Rita (Marie Gruber - die uns in "Kubaner küssen besser" als putzsüchtige Hausfrau wieder begegnen wird) und die 17-jährige Tochter Jacqueline (Claudia Schmutzler - die für die Rolle eigentlich schon ein paar Jährchen zu alt ist), genannt "Jacki" - aus Bitterfeld. Was ein guter Ossi ist, der kauft natürlich kein West-Auto, sondern behält seinen "Trabi", jenen fahrbaren Untersatz aus Plastik und Pappe aus dem Hause "Trabant", laut, stinkend, umweltschädlich, unbequem und dennoch für den DDR-Bürger weder leicht noch gar billig zu bekommen: Wenn man weder West-Märker noch Beziehungen zur Nomenklatura (Ost) hatte, mußte man lange warten und ansparen (fast wie auf den KdF- pardon "Volkswagen" im Dritten Reich :-), bis man das gute Stück endlich hatte, dann gab man ihm einen Namen (der Trabi im Film heißt "Schorsch") und hegte und pflegte es mehr als sich selber. Wie sagt ein Nachbar der Struutz-Familie: "In den letzten Jahren habe ich mehr unter meiner Pappe gelegen als auf meiner Alten." Erst nachdem er "Schorsch" gründlich gereinigt hat, wäscht sich Ossi Udo auch selber kurz das Gesicht - mit dem Lappen und dem Schmutzwasser von der Autowäsche. Und was nimmt man auf die Reise mit, um sie zu "dokumentieren"? Natürlich "Obas Jobåner", Großvaters neue, voll-automatische Kamera aus Japan - ein Glück, daß die west-deutsche Kamera-Industrie schon vor Jahrzehnten den Bach 'runter gegangen ist, denn deren Erzeugnisse würde ein guter Ossi ja nicht anrühren. (Tatsächlich ist auch in der Auto-Industrie, in der die Westdeutschen noch glauben, eine führende Rolle zu spielen, seit Mitte der 1970er Jahre jede vernünftige Neuerung aus Japan gekommen - sie haben also keinen Grund, über die "Trabis" der Ossis die Nase zu rümpfen - vom Gestank mal abgesehen :-)

Und wohin reist man als guter Ost-Deutscher? Auf keinen Fall nach Deutschland-West, wenn es sich vermeiden läßt, sondern auf den Spuren des Wahl-Ossis Goethe ins schöne Italien. (Zumal dort ein "Trabi" nicht weiter auffällt - der "Bambino" von Fiat ist noch kleiner; außerdem zeigt der Name, daß auch die Italiener ihre Autos vermenschlichen; die Westdeutschen tun das zwar auch, aber militaristisch, wie sie nun mal sind, verleihen sie ihnen gleich militärische Ränge, wie Kadett, Kommodore, Kapitän oder gar Admiral :-) Ganz vermeiden läßt es sich indes nicht - es sei denn, man wollte über die Tschechei fahren; aber dann wäre man ja nicht mehr auf den Spuren von Goethe. Der reiste nämlich seinerzeit via Regensburg; da trifft es sich gut, daß dort rein zufällig Ritas Schwester lebt. Wie die es geschafft hat, die DDR zu verlassen, wird uns nicht verraten - aber Dank ihr lernte Dikigoros einen ihm bis dahin unbekannten Spruch:

"Wir Sogsen, wir sind helle,
das weis die gonnse Wälld.
Und sind wir mal nich helle,
dann hamwa uns vaschdälld!"

(Die Sachsen müssen allesamt wahre Verstellungskünstler sein - vielleicht hat die Jahrzehnte lange SED-Herrschaft diese Eigenschaft hervor gemendelt :-) Besagte Schwester hat einen widerwärtigen Wessi-Fettmops geheiratet (und von ihm einen ebensolchen Sohn), der mit seinem Reichtum protzt (teure Schrankwand, eigener PC für den Sohnemann - Anfang der 1990er Jahre noch keine Selbstverständlichkeit), seinen armen Verwandten aber nicht mal ein Stück von der großen Schwarzwälder Kirschtorte gönnt, an der sich die Familie gerade gütlich tat, als die Sachsen bei ihnen klingelten. (Ja ja, liebe Ossis, die fetten, voll gefressenen Wessis sind wirklich knauserig: Nur schlappe 200 Milliarden DM - Peanuts - haben sie Euch jedes Jahr geschenkt, bis sie selber pleite waren und die DM abschaffen mußten; und die Zahlung Eurer Renten haben sie auch anstandslos übernommen, obwohl Ihr nie einen Pfennig in die Rentenkasse eingezahlt habt, und sie jedes Jahr doppelt so stark erhöht wie die West-Renten, so daß Ihr im Schnitt heute mehr Rente habt als die Wessis - warum auch nicht, Ihr sollt ja nicht verhungern!) Statt dessen setzen sie ihnen ein paar Peanuts vor mit den cynischen Worten: "Nun langt mal ordentlich zu." Udo zückt Goethes "Italienische Reise" und zitiert aus der Eintragung vom 3. September 1786: "Das Obst ist nicht sonderlich, ich sehne mich nach Trauben und Feigen." Er zitiert unvollständig, wie Ihr hier nachlesen könnt; vollständig lautet der Satz: "Das Obst ist nicht sonderlich. Gute Birnen hab' ich gespeist; aber ich sehne mich nach Trauben und Feigen." [Will sagen: Er hat deutsches Obst bekommen, sehnt sich jedoch nach italienischem.] Aber die Ossis sehen ja immer nur das, was ihnen paßt (eine Eigenart, von der auch die Wessis nicht ganz frei sind :-); wer den Mist, den Goethe da verzapft hat, tatsächlich nachgelesen hat, der weiß, welch minderbemittelten Geistes der war. Wenn Ihr Euch etwas näher mit ihm beschäftigt, liebe Leser (was sich eigentlich nicht lohnt), auch über seine Reisetagebücher hinaus, dann werdet Ihr feststellen, daß der insgesamt etwa das intellektuelle Niveau eines durchschnittlichen Ossis hatte - nicht umsonst wanderte er nach Sachsen-Weimar-Eisenach aus, und nicht umsonst stellte er Newtons Farbenlehre in Frage, weil sein beschränkter Geist nur sehen wollte, was seine Augen sahen, nämlich Farben, kein ("weißes") Licht. Insofern ist er wirklich die ideale Reiselektüre für Ossis. (Was Dikigoros Nicht-Ossis empfiehlt? Die Italien-Bücher von Kasimir Edschmid, Anton Zischka, Humbert Fink, Paul Theroux und Joachim Fest - soweit die zeitgenössischen Autoren; über die früheren schreibt er an anderer Stelle mehr.)

Übernachten lassen die bösen Regensburger Wessis die armen Bitterfelder Ossis nicht etwa in einem schönen weichen Gästebett, sondern in der Hundehütte ("dem Puppi sei' Hütten - sicherer könnt's ja überhaupt net schlafen"). Dabei handelt es sich freilich um einen luxuriösen Wohnwagen im Garten, in dem vorher Aussiedler und türkische Asylanten gewohnt haben (was sich der fette Schwager - eine Rolle, die Otfried Fischer im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leib geschrieben wurde - von der Gemeinde fürstlich hat vergüten lassen); die einzige, die das "echt deli" findet, ist Jacqueline. Die ist überhaupt schon ziemlich verwestlicht, was sich u.a. darin zeigt, daß sie eine dekadente westliche Blue-Jeans trägt (mit modisch aufgerissenen Löchern, die den halben nackten Hintern heraus schauen lassen), daß sie von den vielen West-Autos, von denen sie unterwegs überholt werden (der "Trabi" macht nur 120 km/h Spitze), ganz begeistert ist, und daß sie im Radio ständig Wessi-Musik hört. "Moch die Offen-Musik ous!" brüllt Udo ein ums andere Mal, wenn seine Tochter Neger-Jazz anmacht. Ja, die Ossis im Film sächseln alle ganz stark - wohl bewußt, denn auch die Bayern sprechen Bayrisch (und die Italiener werden Italienisch sprechen); Timm will zeigen, daß Dialekt-Sprechen eigentlich etwas ganz Normales ist. (Ist es ja auch - wenn das Sächsische nur nicht eine so scheußliche Mundart wäre; hätten die Ossis nicht Brandenburgisch oder Mecklenburgisch zu ihrem "National"-Dialekt machen können?)

Bei der Weiterfahrt kommt, was kommen mußte: Der Trabi hat eine Panne, und nun gerät die arme Familie Struutz in die Fänge der bösen Wessi-Autowerkstätten. Erst wollen die gar nicht kommen, als sie hören, daß es sich nicht um einen BeÄmWeh 601 handelt, sondern um einen Drobbi 601. Aber schließlich schicken sie doch jemanden vorbei (den Komiker Dieter Hildebrandt), der vorab fragt, ob er den Wagen wirklich noch "operieren" (nicht etwa "reparieren", denn ein Auto ist ja auch ein Mensch, s.o.) oder gleich auf den Friedhof bringen soll. "Oberiern," sagt Udo nur, und nun stellt sich heraus, daß er auf einen ArtgenossenVolksgenossen gestoßen ist, der auch aus der "DDR" stammt und dort Jahre lang Trabis "operiert" hat, so daß er sie mittlerweile "mit verbundenen Augen" auseinander nehmen und wieder zusammen bauen kann. "Das ist nämlich tatsächlich noch'n Wagen, bei dem man sehen kann. warum er funktioniert bzw. warum er ggf. nicht funktioniert," sagt er. Tja, es war einmal... Dikigoros erinnert sich noch, als er ein Kind war, wohnte nebenan ein junger Mann, der hätte das mit dem alten VW-Käfer (Modell "standard", mit kleinem Heckfenster), den sein Vater fuhr, auch gekonnt (na ja, vielleicht nicht ganz mit verbundenen Augen :-) Heute dagegen ist ein Auto kein Auto mehr, auch kein Mensch, sondern ein geradezu unmenschlicher Computer auf 4 Rädern, ein Roboter, den kein traditioneller Kfz-Mechaniker mehr reparieren könnte, ohne eine Zusatzausbildung zum EDV-Ingenieur absolviert zu haben. Dikigoros persönlich hatte nie "Spaß" am Autofahren; aber er kennt Leute, die ihn mal hatten; und selbst denen ist er inzwischen gründlich vergangen - man hat ja kaum noch selber die Wahl, wie oder auch nur wohin man fährt: Alles ist elektronisch gesteuert, und aus dem Lautsprecher des "Navi" ("Navigator" sagt man ja nicht mehr - vielleicht weil das allzusehr nach einem "Alligator" klingt, der einen auffressen will :-) quäkt eine künstliche Frauenstimme einem sogar vor, wann man wo abbiegen soll - wie einem Fahrschüler in der 1. Stunde! Und heimlich eingebaut ist der Überwachungs-Chip des "Großen Bruders", der einen auf Schritt und Tritt verfolgt, wie einst von George Orwell in "1984" voraus gesagt - womit die Kontrolle lückenlos wird, auch wenn man das "Handy" (das zu benutzen beim Autofahren ja verboten ist), das diese Rolle sonst übernimmt, ausgeschaltet hat.

[Big Mother statt Big Brother - falsa demonstratio non nocet]

Nachtrag: An dieser Stelle kann sich Dikigoros ein paar Bemerkungen nicht verkneifen, die ihm schon lange unter den Nägeln brennen. Nun hat er endlich einen Anlaß/Aufhänger gefunden, nämlich den im Sommer 2015 hoch gekochten "VW-Skandal" um die "manipulierten" Abgaswerte seiner Diesel-Motoren, den die USA angezettelt hatten, um sich dieses lästigen Konkurrenten sowohl auf dem eigenen als auch auf den Weltmärkten zu entledigen. Darf Dikigoros etwas weiter ausholen? Was uns die Polit-Verbrecher in aller Welt - aber besonders in den USA und der BRDDR - seit einigen Jahren als "Umweltschutz" verkaufen, ist in Wahrheit genau das Gegenteil, nämlich die systematische Zerstörung der Umwelt; sie schützt auch den Menschen nicht, sondern schädigt ihn ganz erheblich - und das ist wahrscheinlich nicht nur gewußt, sondern sogar gewollt. Dikigoros könnte mit der friedlichen Nutzung der Atomkraft beginnen, der saubersten, billigsten und nachhaltigsten Energiequelle, deren konsequente Durchsetzung einen Gutteil der heutigen Umweltbelastung - die ja aus der Verbrennung "konventioneller" Materialien wie Holz, Kohle, Erdöl oder Erdgas entsteht - beseitigen würde. Die Stillegung der Atomkraftwerke ist also ein Verbrechen an Mensch und Umwelt, für das die verantwortlichen Politiker (durchaus nicht nur die "Grünen", sondern auch ihre Nachäffer!) aufgeknüpft gehören, so lange es noch Bäume gibt. Aber zum einen beschränkt sich dieser "Atomausstieg" ja weitgehend auf die BRDDR.

[Atomausstieg - die BRDDR im Alleingang (Karikatur)] [Langfristige Folgen des Atomausstiegs (Karikatur)]

Zum anderen muß Dikigoros einräumen, daß da noch mehr Faktoren im Spiel sind als nur Wirtschaft und Umwelt, nämlich die Gefahr von Sabotage, Terror-Anschlägen und/oder [Bürger-]Kriegen. Die konsequente Nutzung der Atomenergie würde nämlich zum Ruin der Erdöl-Staaten führen, und die stehen meistenteils unter muslimischer Herrschaft. Und da es inzwischen viele Millionen Muslime in der BRDDR gibt, die allesamt als "Schläfer" - also potentielle Terroristen - anzusehen sind, ist es vielleicht klüger, die AKWs einstweilen still zu legen, jedenfalls so lange, bis erstere restlos entfernt worden sind - worauf dann freilich eine verantwortungsvolle Politik sofort alle noch vorhandene Energie verwenden müßte (statt noch mehr von dem Pack ins Land zu holen, wie das derzeit geschieht). Deshalb will Dikigoros über diesen Punkt nicht streiten, sondern sich auf drei andere beschränken, für die solche Überlegungen nicht gelten können. Da wäre als erstes die Einführung des "Dosenpfands": Die schönen Alu-Büchsen, in denen sich die Getränke gut und lange kühlen ließen, und die man anschließend problemlos "recyclen" konnte, verschwanden schlagartig. Was kam an ihrer Stelle? Zum einen kehrten die "guten alten" Glasflaschen zurück, die freilich weniger gut als alt sind: Wenn sie nicht als Glassplitter auf der Straße landen, dann wandern sie zurück zum Abfüller. Der entfernt ihnen erstmal von außen mit giftigem Lösungsmittel die alten Etiketten und "reinigt" sie dann von innen mit chemischen Waschmitteln. Das belastet sowohl die Gesundheit der Konsumenten als auch die Umwelt etwa zehnmal mehr als die Alu-Dose - aber das sind "Peanuts", verglichen mit dem etwa tausendfachen Schaden, den - zum anderen - eine Einweg-Plastikflasche (die es früher nur im Ostblock und in der "Dritten Welt" gab) anrichtet: Die gibt ihre giftigen PVC-Stoffe schon nach wenigen Wochen an die Trinkflüssigkeit ab; und wenn sie einmal leer ist, kann man sie nur noch verbrennen - was ungeheure Mengen an Gift in die Luft setzt - oder auf den Müll werfen, wo sie in Millionen Jahren nicht verrottet. Nun, niemand zwingt einen, solchen Dreck zu kaufen. [Wenn sich die Verbraucher einig währen, könnten sie durch einen Boykott vielleicht sogar die Rücknahme dieses verbrecherischen Gesetzes erreichen. Sie haben es doch auch geschafft, daß die EU-Verordnung Nr. 1677/88 über den zulässigen Krümmungsgrad von Gurken nach 20 Jahren zurück genommen wurde, ebenso entsprechende Verordnungen über die zulässige Krümmung anderer Produkte von A wie Auberginen bis Z wie Zucchini - und das gegen den hartnäckigen Widerstand buchstäblich aller Lobbyisten-Verbände. Allerdings ist die weniger bekannte EU-Verordnung Nr. 2257/94 über den zulässigen Krümmungsgrad von Bananen - der Ossis liebstes Obst - weiterhin in Kraft. Für Nicht-Juristen: Solche Verordnungen der EU werden nicht etwa über die Jahre hinweg durchgezählt; vielmehr handelt es sich um die 1.677. aus dem Jahre 1988 bzw. die 2.257. aus dem Jahre 1994; im Durchschnitt werden arbeitstäglich 10 neue EU-Verordnungen ausgebrütet - die EU ist also in dieser Beziehung der "schnelle Brüter" schlechthin -, und viele davon sind noch schwachsinniger als diese beiden, die zu einer ungeheuren Lebensmittel-Verschwendung geführt haben, weil z.B. Gurken, die auch nur einen Millimeter zu stark gekrümmt waren, vernichtet wurden. A propos brüten: Einer EU-Verordnung über den zulässigen Krümmungsgrad von Hühnerschnäbeln kamen die Züchter dadurch zuvor, daß sie sich angewöhnten, den armen Tieren die Schnabelspitze abzuhacken, unter dem Vorwand, daß sie sich mit intakten Schnäbeln verletzen könnten.] Der nächste Streich ist schon heikler: Das Verbot herkömmlicher Glühbirnen und die zwangsweise Einführung hochgiftiger "Energiesparlampen", von denen eine einzige die Umwelt stärker belastet als eine Million "alter" Glühbirnen. Sie "sparen" auch nichts - jedenfalls nicht für den Verbraucher, denn sie kosten in der Anschaffung rund zehnmal so viel wie die alten Glühbirnen, haben aber nur ein Zehntel ihrer Lebensdauer (entgegen der - wohl bewußt - falschen Angabe auf der Verpackung), d.h. insgesamt sind die hundertmal so teuer - demgegenüber fallen die paar Prozent Stromersparnis kaum ins Gewicht. À propos "falsche" Angabe - und nun nähern wir uns allmählich dem "VW-Skandal": Während sich der Einzelne vor den Folgen des "Energiesparlampen"-Betrugs noch schützen kann (Dikigoros z.B. hat von seiner Mutter einen Vorrat alter Glühbirnen geerbt, der in Verbindung mit dem, den seine Frau angelegt hat, wahrscheinlich bis an ihr Lebensende reichen wird :-) ist das beim dritten großen Schlag gegen die Umwelt niemandem mehr möglich: der Einführung des geregelten Abgas-Katalysators für Automobile. Ältere Leser werden sich noch erinnern: Früher stanken die Dieselwagen ziemlich heftig; und aus ihren Auspuffrohren kamen mehr oder weniger große Rußpartikel, die weder schön anzusehen waren, wenn sie durch die Luft flogen und dann auf der Straße landeten, noch angenehm einzuatmen; aber wenn man sich die Nase putzte, hatte man sie im Taschentuch, und die von der Straße wusch der nächste Regen weg - es war also halb so wild. Heute gibt es nun - gesetzlich vorgeschrieben - die neuen Filter, die jene Rußflocken zu feinsten Partikeln zermahlen, die von keinem Regen weg gewaschen und von keiner Nasenschleimhaut mehr aufgehalten werden: Sie schweben unsichtbar stunden-, ja tagelang in der Luft, und mit der atmen wir sie direkt in unsere Lungen ein. Danke, liebe Umweltschützer! (Glaubt Ihr auch, daß die Nazis 6 Millionen Juden - oder womöglich noch mehr - vergast haben? Wenn nicht, dann seid Ihr ganz böse Gedankenverbrecher, also tut wenigstens so, als ob! Aber wißt Ihr auch, daß die guten Demokraten von heute dabei sind, mehr als 6 Milliarden Menschen zu vergasen? Denk mal drüber nach!) Die Ingenieure von VW dachten darüber nach und kamen auf eine genialen Idee, wie sie jenes verbrecherische Gesetz umgehen konnten: Sie konstruierten einen Abgasfilter, der jenen tödlichen Feinstaub produzieren konnte - wie das Gesetz es befahl -, aber zugleich tüftelten sie eine Software aus, mit der jener mörderische Schwachsinn abgeschaltet wurde, sobald der Wagen Fahrt aufnahm. Die meisten Verbraucher wußten das (selbst Dikigoros, der nichts davon versteht - ein Bekannter hatte es ihm verraten; und wer kennt nicht irgend jemanden, der etwas mehr von Autos versteht als Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher?) und waren dankbar dafür; VW verkaufte weltweit eine 8-stellige Anzahl dieser genialen Konstruktionen. Dann kamen wie gesagt die Amis auf die Idee, daraus einen "Abgas-Skandal" zu machen und damit den Ruf von VW zu ruinieren - und das Vasallen-Regime der Obamanation in Berlin zog brav mit: VW wurde an den Pranger gestellt, die Manager mußten öffentlich Selbstkritik üben, Köpfe rollten... VW bot an, alle Motoren auf Verlangen zurück zu nehmen, auszutauschen oder umzuprogrammieren. Wißt Ihr, wie viele betroffene Verbraucher davon Gebrauch gemacht haben? Ratet mal: kein einziger! Daraufhin zwang die Bundesregierung VW zu einer "Rückruf-Aktion" - aber die meisten Betroffenen warfen auch diese Schreiben in Ablage P., wo sie hin gehörten. (Man darf gespannt sein, ob die Bundesregierung nun die Bundespolizei oder gar die Bundeswehr - die ja anderswo nicht benötigt werden, schon gar nicht an den Grenzen, um die Invasion von Millionen Muslimen abzuwehren - los schicken wird, um den bösen VW-Fahrern, die nicht gewillt sind, die Umwelt mit tödlichem Feinstaub zu verpesten, ihre Autos mit Gewalt abzunehmen. Wundern würde sich Dikigoros über gar nichts mehr.) In den USA schossen die Absatzzahlen nach Aufdeckung jenes "Skandals" sogar noch in die Höhe, nachdem einige Cleverles beschlossen hatten, "Schadenersatz" einzuklagen; da wollten sich einige noch dranhängen, d.h. sie wollen jene schönen Motoren nebst Abschalt-Programm haben und noch Geld obendrauf! Es ist also wirklich ein Skandal - freilich ganz anders, als die gleichgeschalteten Massen-Medien uns das weis machen wollen: Es ist der bisher größte und dreistete Angriff auf die Umwelt und auf unsere Gesundheit aller Zeiten! Bleibt nur die Frage, warum die USA das mit der Abschalt-Software von VW - die doch auch dort schon lange bekannt war - ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt an die große Glocke hängten. Ganz einfach: um einen anderen, echten Skandal zu vertuschen, nämlich bei einer ihrer Eigenproduktionen, dem Jeep Cherokee. Hat Dikigoros oben geschrieben, (...) Nachtrag Ende.

Zurück zum Film und den bösen Wessi-Halsabschneidern: 619,52 DM soll die ReparaturOperation kosten ("schließlich bekommen Sie Original-Ersatzteile vom Sachsenwerk Zwickau!") - das sprengt die Struutz'sche Reisekasse. Da kommt irgendwem die rettende Idee: Man läßt vorbei kommende Wessis, die noch nie einen Trabi gefahren haben und neugierig sind, wie sich das anfühlt, ein paar Runden in "Schorsch" drehen - für 5.- DM pro Minute -, und bald ist die Reisekasse wieder gefüllt. Die böse kapitalistische Inhaberin der Autowerkstatt - eine richtige Schlampe, gespielt von Barbara Valentin - zockt sie zwar noch ordentlich ab, von wegen "Platzmiete" und so, aber sie können weiter fahren, bis zum nächsten Campingplatz. Dort übernachten sie in der so genannten "Bängsiohn Såchsenruh", d.h. dem Zelt, das sie auf dem GepäckträgerGebäggdrächer des Trabi mit sich führen.

[Pension Sachsenruh]

Am nächsten Morgen der nächste Schock: Die unmoralischen Wessis machen aus dem Camping-Lager ein Nudisten-Camp mit FKKÄwgagah, laufen ganz ungeniert im Eva-Kostüm herum - während die beiden Ossinesinnen sich selbst beim Waschen züchtig verhüllen wie Musliminnen am Badestrand. Und bei der Fahrt durch München fährt ihnen ein böser Wessi-Müllkutscher die Stoßstange ab. "Ein Auto ohne Schdous-Schdånge ist wie ein Mensch ohne Nåse," meint Udo (ein Huhn ohne Schnabelspitze auch, Anm. Dikigoros) und fährt auf den SchrottplatzAutofriedhof, um eine neue zu besorgen. Dort trifft er Dieter Hildebrandt wieder, der Ersatzteile aus Trabi-Wracks ausbaut. "Oho, Originool-Dswiggou," bemerkt Udo, schon wieder einem Betrug der bösen Wessis an den armen Ossis auf die Spur gekommen. Aber nun, da ihm seine böse Wessi-Chefin nicht auf die Finger gucken kann, ist der Exil-Ossi großzügig und schenkt Udo die Stoßstange. Unterdessen gehen Rita und Jacqueline in einem Münchner Kaufhaus einen Badeanzug kaufen - und wieder wird uns ein Beispiel vorgeführt, wie die armen Ossis von den bösen Wessis über den Tisch gezogen werden: "Sündhaft teuer" ist das Modell, für das sich Rita schließlich entscheidet, "feinste Pariser Seide", wie die Verkäuferin behauptet. "Was?" empört sich Rita, "der ist von uns, Chemiefåser!" Daran, liebe Leser, ist sogar ein Kern Wahrheit: Die Westdeutschen hatten lange Zeit die DDR als Billiglohnland [aus]genutzt, wenn es um einfache und einfachste Klamotten ging, wie z.B. Unterwäsche (Badeanzüge normalerweise nicht, aber wer weiß, vielleicht bestätigten einige Ausnahmen ja die Regel); nach der "Wieder"-Vereinigung, genauer gesagt nach der Währungsunion und der Umstellung der Löhne 1:1 - also der Zwangsaufwertung des ossinesischen Alu-Chips um 500% - brachen die export-orientierten Zulieferer-Betriebe sofort zusammen, denn nun waren sie der Billiglohn-Konkurrenz aus Fernost (dort, wo noch der wahre Sozialismus herrschte, wie in Rotchina oder Vietnam) nicht mehr gewachsen. So ruinierten unfähige und kriminelle Politiker (aus Ost und West - vor allem aus West-Deutschland, da hatte Timm schon Recht!) die DDR-Wirtschaft bzw. das, was noch von ihr übrig geblieben war, vollends.

Weiter geht die Reise der Familie Struutz; über den Brenner nimmt sie ein Kölner Brummi-Fahrer (gespielt von Diether Krebs, dem Ekel Schwiegersohn aus "Ekel Alfred") mit seinem Auto-Transporter Huckepack. Ja, im Grunde genommen ist und bleibt es eine Reise von Deutschland (Ost) nach Deutschland (West), auch dort, wo sie vordergründig in Italien oder auf dem Weg dorthin spielt. (Deshalb fällt es den meisten Zuschauern wohl auch gar nicht auf, daß die Szenen nicht in Rom oder Neapel gedreht sind, sondern in Brescia - die Ansichten der beiden anderen Städte wurden später hinein geschnitten :-) Bis zur "Wiedervereinigung" war zum Thema "deutsch-deutsche Klischees" ein anderer Film Kult, nämlich "Das kann doch unseren Willi nicht erschüttern" von Rolf Ohlsen aus dem Jahre 1970, mit Heinz Erhardt in einer seiner letzten Hauptrollen, der fast noch nerviger war als Wolfgang Stumph. (Als Baltendeutscher war er ja auch noch ossiger, pardon östlicher :-) Und in Sachen Italien war "Eine Reise ins Glück" von 1958 der deutsche Kultfilm. Aber da waren jeweils beide Seiten aus West-Deutschland, und es gab ein Happy-end mit Versöhnung - also etwas, wovon Ossis und Wessis weiter entfernt sind denn je, im Film zumal. Denn auch der kölsche Fernfahrer - der übrigens breitesten rheinländischen Dialekt spricht - hilft seinen armen Landsleuten aus der Ex-DDR natürlich nicht aus Nächstenliebe (schließlich ist er Wessi :-), sondern aus purer Bosheit, um sich über ihren guten "Schorsch" lustig machen zu können; stundenlang werden Trabi-Witze durchgehechelt. Als sie bei dem angekommen sind, wo der Kuhfladen zum Trabi, der im Straßengraben gelandet ist, sagt: "Wenn Du 'n Auto bist, bin ich 'ne Pizza" wacht Jacqueline auf: "Bidså?!?" Ja, nun sind sie glücklich in Italien, oder, wie der doofe Udo den doofen Johann Wolfgang zitiert: "Ouch ich in Orkåhdien!" (Daß Arkadien in Wahrheit in Griechenland liegt wußten die beiden Deppen halt nicht; aber was solls - die aus Ossiland stammende Wessi-Kanzlerin weiß ja nicht mal, daß Berlin in Deutschland liegt - sie sucht es vielmehr kurz vorm Ural. PISA läßt grüßen - und damit meint Dikigoros ausnahmsweise mal nicht die Stadt in Italien :-) Ganz so idyllisch nimmt sich das freilich nicht aus - merke: Auch die Italiener sind Wessis, italienische Wessis halt, und so erfahren wir über Italien denn nicht viel mehr, als daß es dort von Dieben, faulen Beamten und heim gekehrten Gastarbeitern wimmelt: Gleich in der ersten Nacht werden "Schorsch" die Reifen abmontiert.

(Für wie blöd halten die Macher dieses Films eigentlich die Italiener? Selbst die würden so etwas doch nicht mal geschenkt nehmen! Nun, vielleicht glauben sie ja mit dem Komiker Dieter Nuhr, daß die Autodiebe aus Polen jetzt auch schon in Italien aktiv sind :-) Und kaum in Rom angekommen, wird Rita von einem Motorradfahrer überfallen, der ihr "Obas Jobåner" entreißt. Aber die gelernten DDR-Bürgerinnen, nicht faul, nehmen zu Fuß die Verfolgung auf durch die engen Gassen der Altstadt, stellen den "Mofioso" und nehmen ihm nicht nur die Kamera wieder ab, sondern auch eine Brieftasche mit gestohlenem Geld. Ehrlich, wie Ossis nun mal sind, wollen sie die gleich auf dem nächsten Kommissariat abliefern. (Na ja, Jacqueline, die wie gesagt schon etwas westlich angehaucht ist, will das Geld eigentlich lieber behalten.) Aber dort macht der faule Hund von italienischem Kommissar (der sie eh nicht versteht - jedenfalls nicht das von Rita improvisierte "Italienisch", vielleicht die witzigste Szene des ganzen Films) gerade Feierabend und wirft sie hinaus. Also latschen Rita und Jacqueline (Udo haben sie im Verkehrsgewühl verloren) ins nächste Luxushotel - Geld haben sie ja nun genug - und filosofieren darüber, ob sie nicht den Zimmerkellner flach legen sollten (der das als gelernter Gastarbeiter aus Berlin versteht, was ihnen dann sehr peinlich ist) und freuen sich, daß Rita nach 17 Jahren wieder schwanger ist - "noch so'n überflüssiges Bolschewiken-Baby..." hätte McNamara in Wilders Komödie "Eins, Zwei, Drei" gesagt.

Unterdessen hat sich "Udolino" von einem Quartett leichtfertiger Italienerinnen abschleppen und zum Prosecco-Trinken verführen lassen (mit ossinesischem Rotkäppchen-Sekt wäre das natürlich nicht passiert :-), woraufhin er "Schorsch" kaputt fährt. (Die Trickszenen, wie der Trabi durch Rom fährt, mögen sich ja ganz witzig ausnehmen, aber nur für den, der das Vorbild nicht kennt: die britische Kriminalkomödie "The Italian Job" von 1969 - die leider in Deutschland kaum jemand gesehen hat, obwohl er auch in unseren Kinos kurz gelaufen ist, als "Charlie staubt Millionen ab" -, der ebenfalls in Italien spielt, aber ähnlich wie "Go Trabi Go" wenig echtes Lokalcolorit aufweist, außer eben der Kulisse, durch die die Autos kurven. Bei den Briten sind es statt eines Trabis drei Mini Cooper, und die Szenen sind so ähnlich, daß Dikigoros es für ausgeschlossen hält, daß Timm und Klooss sie nicht gekannt und "nachempfunden" haben. 2003 gab es übrigens ein Remake, das 2015 unter dem Titel "Jagd auf Millionen" auch im deutschen Privatfernsehen gelaufen ist. Da ist der Ausgangsort freilich von Turin nach Venedig verlegt, so daß die erste Verfolgungsjagd nicht im Auto, sondern im Motorboot statt findet, und der Ausflug in die USA führt, anders als in der Fortsetzung von "Go Trabi Go", nicht nach New York, sondern nach Hollywood, aber dafür gibt es keine einzige lustige Szene mehr, über die man mal lachen könnte.) Zum Glück haben die vier einen Freund, der ihn notdürftig wieder zusammen flickt - mit Buntmetall. "Sieht 'n bißchen aus wie 'n Gonorienvogel," meint Udo. Auf der römischen Treppe trifft sich die Familie wieder - frühstücken tun sie dann aber keine Pizza, sondern - als gute Deutsche - Espresso mit Hörnchen. Weiter geht's nach Neapel ("Neåbol") - von dem wir freilich nichts mehr zu sehen bekommen; denn kaum sind sie auf einen Hügel gegenüber vom Vesuv gefahren, um ein Foto zu machen, macht sich "Schorsch" selbständig (ja ja, die Handbremsen...) und rollt rückwärts die Böschung hinunter. Udo hält bereits eine rührende Grabrede - gewissermaßen von der Wiege bis zur Bahre -, die "Schorsch" als treues Familien-Mitglied ausweist, in dem sie Jacqueline gezeugt, Rita zur Entbindungsklinik gefahren haben usw., weil er denkt, die Kiste wäre in den Golf von Neapel gestürzt, da finden sie ihn doch noch wieder, etwas verbeult und ohne Dach, aber noch fahrtüchtig. So fährt Familie Struutz denn wieder "hejme" gen Ossiland, und der Film endet - wie könnte es anders sein - mit einem Goethe-Zitat:

"Das ist das angenehme auf Reisen:
Daß auch das Gewöhnliche
Durch Neuheit und Überraschung
Das Aussehen eines Abenteuers gewinnt."

* * * * *

[Filmplakat]

Nach dem unerwartet großen Erfolg von "Go Trabi Go" drehte Reinhard Klooss 1992 eine Fortsetzung. [Peter Timm wandte sich anderen Projekten zu und sollte drei Jahre später mit der sau-blöden Komödie "Rennschwein Rudi Rüssel" einen Riesenerfolg landen.] Er nannte sie "Go Trabi Go 2" (von Ossis, Wessis und Gartenzwergen - inoffizieller Untertitel von Dikigoros; der offizielle lautet: "Das war der wilde Osten"); aber er hätte sie besser "Go Trabi Go 1/2" nennen sollen, denn sie weist leider nur halb so viel Humor auf wie der erste Teil, dafür noch mehr abgehalfterte Wessi-Schauspieler in Nebenrollen und eine doppelte Portion ossinesischen Selbstmitleids. Sie spielt in Landwitz, einem Kaff bei Dresden. (Im Gegensatz zu Freythal, dem Kaff bei Dresden aus Wer zweimal lügt, gibt es das übrigens nicht wirklich; es ist vielmehr eine Erfindung des Drehbuchautors; die Aufnahmen wurden in Sinsheim an der Elsenz gedreht, einem Kaff zwischen Heidelberg und Heilbronn.) Dort hat Udo Struutz die "Rote Mütze" geerbt, eine Fabrik zur Herstellung von rote Jakobiner-Mützen tragenden "Ziergarten-Kleineinheiten". (Das war im DDR-Amtsdeutsch die Bezeichnung für Gartenzwerge, liebe Wessi-Leser, die Ihr bisher nur die Ausdrücke "geflügelte Jahresendzeitfigur" für Weihnachtsengel und "Kindertagesstätte" für Kindergarten kanntet, wobei der zweite ja inzwischen sogar das bloß noch im Rest der Welt gebräuchliche Original verdrängt hat und unter der häßlichen, nichtssagenden Abkürzung "Kita" demnächst für alle jungen BRDDR-Untertanen zur Pflicht werden soll, wenn es nach den Sozialisten geht, um sie so früh wie möglich zu guten Marxisten-Leninisten zu erziehen.) Das ist auch gut so, denn böse Wessi-Kapitalisten, allen voran der amerikanischen Milliardär William Buck - haben das alte Heim der Familie Struutz in Bitterfeld platt gemacht, um einen Golfplatz zu bauen (auch der befindet sich in Sinsheim :-), nachdem sie dort alle Fabriken still gelegt haben; und wie zum Hohn steht in der Schlagzeile einer bekannten Boulevard-Zeitung auch noch ein Spruch des bösen US-Kapitalisten: Man müsse den wirtschaftlichen Erfolg nur wollen... A propos wollen: Die bösen Wessi-Bürokraten (personifiziert durch den korrupten neuen Wessi-Bürgermeister Kuhn [Uwe Friedrichsen], der zu allem Überfluß auch noch versucht, dem Udo die Rita auszuspannen - von deren Schwangerschaft keine Rede mehr ist) wollen auch das schöne alte VEB-Erbe in Landwitz platt machen und die "Rote Mütze" durch eine überdimensionierte Autobahn-Raststätte ersetzen - gewissermaßen der Wessi-Dolchstoß in den Rücken der Gartenzwerg-Ossis, pardon der Ossi-Gartenzwerge.

[Der Dolchstoß der perfiden Wessis in den Rücken des braven Ossi-Gartenzwergs]

Das ist schlimm, denn wie ein alter, getreuer Mitarbeiter des Betriebs Udo verrät: "Landwitz lääbd doch vom Zwäärch!" Aber das Amt für Abwicklung der DDR-Wirtschaftsunternehmen - so nennt Klooss im Film die "Treuhand" - macht der Familie Struutz wenig Hoffnung: "Ihr Betrieb ist in Anbetracht der Lieferantenschulden, der rückständigen Lohnkosten und der übrigen Altlasten (zu denen auch die alten Ossi-Direktoren gehören, die dem neuen, kapitalistischen Wessi-Bürgermeister treu ergeben folgen wie Schoßhündchen :-) nicht mal mehr eine Mark wert; und Sie haben im Gegensatz zu Herrn Kuhn auch kein schlüssiges Sanierungskonzept." - "Und warum will dann der Bürgermeister soviel investieren?" fragt Rita, "den Wessi möchte ich mal sehen, der so blöd ist, eine Million in einen Betrieb zu stecken, der bloß eine Mark wert ist!" Ach, liebe Leser, das denkt sich eine Ossinesin so - und mit Recht: Wie kann man nur so blöd sein...? Das glaubt doch kein halbwegs normal denkender Mensch! Und doch war es so: Rechnet selber nach, wie oft unfähige Polit-Bonzen und Nieten in Nadelstreifen der "Treuhand" Millionen DM westdeutscher Steuergelder in Betriebe der Ex-DDR gesteckt habe, die nichtmal mehr eine Mark wert waren und z.T. noch idiotischere, sprich unverkäufliche Dinge produziert haben als Gartenzwerge mit Stumph-Nase und roter Mütze! Die Wessis hat das beinahe an den Bettelstab gebracht - aber die Ossis sind auch nicht reich geworden dabei, weil sie die geschenkten Billionen ohne Sinn und Verstand in meistenteils überflüssige Konsumgüter gesteckt, sprich verpraßt haben. [Von alledem erfahren wir im Film freilich nichts; da verprassen ganz im Gegenteil die bösen Wessis und ihre Handlanger, die zu "Managern" gewendeten alten Ossi-Direktoren, die Reichtümer der "Roten Mütze", u.a. eine imaginäre "Rentenkasse" (als ob die Renten der DDR-Bürger nicht schon immer von der BRD bezahlt worden wären!) im Puff, den ein smarter Jung-Unternehmer im ehemaligen Gebäude der SED-Bezirksleitung aufgemacht hat, und wo vorübergehend auch Jacki jobbt.]

Zum Glück trifft es Udo im Film besser als der durchschnittliche Erbe von Ex-DDR-Betrieben in der Realität: In Dresden lernt er rein zufällig Charly kennen, einen verkrachten Wessi-Aussteiger, der eigentlich schwarz-rot-goldene Kondome in Übergröße mit Bananengeschmack auf den Ex-DDR-Markt bringen wollte. [Er wird gespielt von dem Ex-Amon-Düül-Sänger und Heroin-Junkie Rolf Zacher, von dem kaum noch jemand weiß, daß auch er gebürtiger Ossi, genauer gesagt Ost-Berliner, ist.] Ein Quartett primitiver, glatzköpfiger Neo-Nazis in Springerstiefeln und Bomberjacken (sowas gab es in guten alten DDR-Zeiten nicht!) wirft sowohl die Kondome als auch "Schorsch" in die Elbe.

"Kismet," meint Charly ganz gelassen. "Was solls, Alter, Du hast Deine Pappe verloren, und ich meine Gummis!" Also müssen sie notgedrungen die "Rote Mütze" retten: Udo - der sich inzwischen einen neuen Anzug zugelegt und seinen Job als Deutsch-Lehrer gekündigt hat - holt sich zwar beim miesepetrigen Kreditsachbearbeiter [Heinrich Schafmeister] einer Wessi-Bank (Ossi-Banken gibts ja nicht :-) eine Absage ("Was haben Sie denn für Sicherheiten? Was haben Sie gelernt?" - "Ich bin gelernter DDR-Bürger!"); aber irgendwie schafft er es, bei einem Büffet in der Dresdner Staatsoper dessen Chef, Bankdirektor v. Hohenstein [Dietmar Schönherr] kennen zu lernen und mit einer Reihe von Goethe-Zitaten zu beeindrucken, woraufhin ihm der prompt einen Millionen-Kredit der Wirtschaftsbank zusagt - vorausgesetzt, er kann entsprechende Aufträge nachweisen.

Kein Problem für Udo: Er geht mal eben ins Casino - wo er beinahe die Bank sprengt -, dann düst er mal eben nach New York City; und hier versäumt Klooss die vielfältigen Möglichkeiten, die dem Film den Untertitel "von Dresden nach New York" hätten eintragen können: Stumm trotte[l]t der Ossi Stumph durch die US-Metropole (wie er schon im ersten Teil durch Italien getrotte[l]t ist - Ossis will be Ossis :-), wir erfahren nicht einmal, was er denkt. (Wahrscheinlich gar nichts, denn auf die Frage Charlys, was denn bloß in seiner Sachsenrübe stecke, antwortet er: "Da ist nichts, außerm Faust" :-) Wie dem auch sei, da der einzige US-Unternehmer, den Udo wenigstens dem Namen nach kennt, jener William Buck ist, der den Golfplatz in Bitterfeld baut (was muß das für ein Volltrottel sein, seinem mutmaßlichen Vorbild, dem Milliardär William Buck aus Sydney/Australien, wäre das sicher nicht passiert), steigt er gleich mit Hilfe eines Krans in dessen Büro-Palast ein (durch die Eingangstür hat ihn der Hauswächter nicht 'rein gelassen :-) und trifft auf dem Gang tatsächlich den Super-Unternehmer persönlich. Als der ihn nicht anhören will, wirft Udo ihm vor Wut einen der zwei Muster-Gartenzwerge (die er die ganze Zeit mit sich herum trägt) vor die Füße, der in tausend Scherben zerspringt. William Buck tut es ihm mit dem zweiten Exemplar gleich und findet das so lustig, daß er gleich 30.000 davon bestellt. Was die kosten sollen, macht Udo ihm mit Hilfe einer russischen Putzfrau klar: "1 Million." (Er meint Märker, aber der Ami schreibt ihm zu seiner Überraschung prompt einen Scheck über 1 Mio US-$ aus :-) Dieser Millionenauftrag rettet nicht nur die "Roten Socken", pardon, die "Rote Mütze", sondern auch die Ehre der "gelernten DDR-Bürger": Alsbald läuft die Gartenzwerg-Produktion wieder an, und Udo wird zum Helden. (Na klar wird man so zum Helden, liebe Leser, wußtet Ihr das nicht? "Ein Held ersinnt entweder Bomben oder Gartenzwerge", Joachim Fernau, Disteln für Hagen :-)

[Gartenzwerge]

Die traurige Wahrheit ist freilich weniger heldenhaft, aber Dikigoros kann sie seinen Lesern nicht ersparen, denn er schreibt seine Webseiten ja nicht, um Inhaltsangaben irgendwelcher Filme zu liefern - das können andere ebensogut oder besser -, sondern um zu berichten, wie es in Wahrheit war bzw. ist. Wenn er oben geschrieben hat, daß Landwitz bei Dresden frei erfunden sei, dann stimmt das zwar; gleichwohl gibt es ein Vorbild für die "Rote Mütze", nämlich die VEB Terrakotta in Gräfenroda, einem 3.000-Seelen-Ort südöstlich von Gotha bzw. südwestlich von Erfurt (also nicht im ehemaligen Königreich und heutigen Bundesland Sachsen gelegen, sondern im ehemaligen Herzogtum Saxen-Coburg-Gotha, d.h. im heutigen Bundesland Thüringen!), hervor gegangen aus der im 19. Jahrhundert gegründeten Gartenzwerg-Manufaktur Philipp Griebel, die 1972 als einer der letzten kleinen Privatbetriebe der DDR verstaatlicht wurde. Immerhin war es ein florierendes Unternehmen, das als einer der wenigen Staatsbetriebe Exportwaren auf "Weltniveau" produzierte und damit harte Devisen einspielte. (Jawohl, liebe Wessi-Leser, wenn Ihr noch einen älteren Gartenzwerg, d.h. einen mit Baujahr vor 1990 Euer Eigen nennt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß er made in Gräfenroda ist :-) Nach der Wende, genauer gesagt am 1. April 1990 (kein Scherz, und wenn, dann wäre es ein schlechter :-), bekam tatsächlich ein Nachkomme des Gründers, Reinhard Griebel, den Betrieb zurück - ohne die im Film geschilderten Schikanen böser Wessis, aber auch ohne die Millionenspitze aus USA. Deshalb haben die Produktionsziffern nie auch nur annähernd die aus dem Film erreicht, geschweige denn, daß LandwitzGräfenroda, davon leben könnte: UdoReinhard war mit seinen teuren Terrakotta-Figuren gegen die billige, aus Osteuropa und Fernost importierte Massenware aus Gips und Gießharz von Anfang an chancenlos; und so murkste er denn mit gerade mal zwei Mitarbeitern vor sich hin, bis ihm 1997 - kurz, nachdem "Go Trabi Go 2" in die Kinos gekommen war - die Idee kam, nebenan ein "Zwergen-Museum" einzurichten, so daß er mit dem Vorzeigen der Gartenzwerge (und -zwerginnen :-) vorübergehend mehr Geld verdiente als mit deren Verkauf.

[Reinhard Griebel mit Gartenzwerg und 'Gräfin Roda']

Aber Ende 2011 wurde die - ebenfalls reprivatisierte - Ohratalbahn, die von Gotha nach Gräfenroda führte, still gelegt, und der Besucherstrom verebbte, obwohl der Eintritt mit nur 2.- Euro wahrlich nicht zu teuer ist. Die Gräfenroder sind verbittert; sie haben die Schnauze von den bösen Wessis, die ihnen das angeblich alles eingebrockt haben, gestrichen voll. Längst hat die CDU - die nach der Wende die absolute Mehrheit im Stadtrat hatte - die meisten ihrer Wähler an unabhängige Wählergemeinschaften verloren, und die SPD, die einst an 2. Stelle kam, an die PDS - nachmals "Die Linke" -, die heute den Bürgermeister stellt, wie in guten, alten DDR-Zeiten. So schließt sich der Kreis, auch mit dem Leitmotiv der Go-Trabi-Go-Filme: Die Wessis sind an allem Schuld, wir wollen unsere geliebte TäTäRä zurück! Und wo wir gerade bei sich schließenden Kreisen sind: Wie gelingt Dikigoros denn nun die Quadratur des Kreises, zwischen den beiden Trabi-Filmen irgend eine über die Besetzung der Hauptrollen hinaus gehende, d.h. thematische Verbindung herzustellen? Tja, das ist schwierig, aber er will mal versuchen, eine an den Haaren Bärten Zipfelmützen herbei zu ziehen: Kurz nachdem "Go Trabi Go 2" in die Kinos gekommen war, waren einige Italiener so erbost, daß der Film diesmal nicht in Italien spielte, daß sie eine kriminelle Vereinigung gründeten, deren Vereinszweck der Diebstahl von Gartenzwergen war - und ist, denn man hat ihr noch immer nicht das Handwerk gelegt: MALAG nennt sie sich, "Bewaffnete Bewegung für die Befreiung der Gartenzwerge" - es sind Gesinnungsgenossen derjenigen, die den Nordpol vom Packeis befreien wollen und die Gummibärchen von den Plastiktüten; und sie haben mittlerweile auch einen deutschen Ableger gegründet, der sich "Front zur Befreiung der Gartenzwerge" nennt. Aber das geht jetzt vielleicht etwas zu weit...

Zurück zum Film, dessen Rest schnell erzählt ist: Inzwischen hat Jacki "Schorsch" bergen und reparieren (nicht mehr "operieren"!) lassen (von einem waschechten Neger - auch sowas gab es in der "DDR" nicht :-), Rita gibt dem bösen Wessi-Bürgermeister den Laufpaß und kehrt zu Udo zurück; und so herrscht denn in ganz Landwitz wieder Friede, Freude, Eierkuchen, wie in guten alten DDR-Zeiten. Der Film endet damit, daß Charly, der Kondom-Händler a.D., sich in sein altes Auto setzt und zu ebenso alter Musik der britischen Rockband seligen Angedenkens Slade ("Look what you've dun to me" - "Far, far away", das viel besser gepaßt hätte, hat Klooss schon im Mittelteil des Films verbraten) nach Sibirien aufbricht, denn dort sei jetzt der wahre "wilde Osten", während Ossiland ja nun in den Westen integriert sei. Na, wenn er sich da mal nicht getäuscht hat...


weiter zu Japaner sind die besseren Liebhaber (sie bauen also nicht nur bessere Autos und bessere Kameras :-)

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