BING  CROSBY

[Harry Lillis Crosby]

(03.05.1903 - 14.10.1977)

[Bing Crosby]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1903 (nach anderen Quellen: 1904)
03. Mai: Harry Lillis Crosby wird in Tacoma, Washington, als viertes von sieben Kindern der Eheleute Harry und Catherine Crosby geboren. Entgegen späterer Legenden, wonach seine Vorfahren englische Puritaner und schon auf der Mayflower nach Amerika gekommen seien, lebten noch seine Großeltern in Irland; er wird daher katholisch getauft und erzogen.

1906
Familie Crosby zieht nach Spokane um, wo Harry aufwächst.

1910
Harry nimmt den Spitznamen "Bing" an.

1917
In den Sommerferien arbeitet Crosby als Laufbursche im "Auditorium" von Spokane; sein Vorbild wird der Komiker Al Jolson.

1920
Crosby wird in das Jesuiten-College Gorzaga in Spokane aufgenommen. Statt sein Studium abzuschließen, macht er eine Band mit seinem Kommilitonen Al Rinker auf.

1926
Dezember: Crosby und Rinker erhalten ein festes Engagement am Tivoli-Theater von Chicago. Zusammen mit dem Pianisten Harry Barris treten sie als "Rhythm Boys" auf. Ihr erste, von Columbia heraus gebrachte Schallplatte ("I've Got the Girl") floppt.

1928
Crosby landet mit "Ole Man River" seinen ersten Hit.


1930
29. September: Crosby heiratet die 19-jährige Sängerin Wilma Wyatt ("Dixie Lee"). Aus der Ehe gehen vier Söhne hervor.
Die "Rhythm Boys" lösen sich auf, Crosby wechselt zu Decca und beginnt eine Karriere als Schauspieler mit Rollen, in denen er hauptsächlich singt.

1934
Crosby landet einen Hit mit "Love in Bloom".

1935
Crosby kauft ein Rennpferd, macht eine Pferdezucht auf und Reklame für ein Konkurrenzprodukt von Coca Cola.


1936
Crosby spielt in "Pennies From Heaven" mit und singt den Titelsong.


1940-42
Crosby spielt - zusammen mit dem Komiker Bob Hope und Dotty Lamour - die Hauptrolle in zunächst drei Reisefilmen mit dem Titel "The Road to...", die ihn cineastisch nach Singapur, Sansibar und Marokko führen.*


1941
Dezember: Nachdem Präsident Roosevelt die USA gegen den Willen der Bevölkerung in den Zweiten Weltkrieg geführt hat, wird die Unterhaltungsmusik als wichtiges Ablenkungsmittel entdeckt und besonders gefördert. Crosby stellt sich voll und ganz in den Dienst der Kriegspropaganda-Maschine, lernt sogar etwas Deutsch, um in Rundfunksendungen mitwirken zu können, welche die Moral der deutschen Truppen untergraben sollen.

1942
Crosby spielt eine der beiden männlichen Hauptrollen - neben dem Step-dancer Fred Astaire - in "Holiday Inn".


Darin singt er erstmals das Lied "White Christmas [Weiße Weihnacht]" von Irving Berlin und landet den Kriegshit schlechthin, der auch nach Kriegsende ein "Evergreen" bleibt und mit angeblich über 100 Millionen verkauften Tonträgern zum erfolgreichsten Schlager aller Zeiten wird.


1943
"White Christmas" erhält einen Academy Award ("Oscar") als "beste Filmmusik".

1944
Crosby spielt die Hauptrolle in "Going My Way", wofür er einen "Oscar" als bester Darsteller erhält.


Mit "Swinging on a Star [Auf einem Stern schaukeln]" gelingt ihm ein weiterer Hit.


1945
Crosby betätigt sich in "The Great John L." erstmals als [Co-]Produzent.
Die Biografie von John L. Sullivan, dem ersten Boxweltmeister aller Klassen - mit Greg McClure in der Titelrolle - floppt zwar nicht, hat aber auch nicht den Erfolg des wenige Jahre zuvor heraus gekommenen "Gentleman Jim" - der Biografie seines Nachfolgers James J. Corbett, mit Errol Flynn in der Titelrolle.


1946
Crosby spielt eine der beiden männlichen Hauptrollen in "Blue Skies", wiederum mit Fred Astaire und Liedern von Irving Berlin.
Die deutsche Synchron-Fassung ("Blau ist der Himmel") war lange der am häufigsten gespielte Crosby-Film im deutschen Fernsehen. Heute ist er von den Bildschirmen verschwunden.


Crosby beteiligt sich an einem Konsortium zum Kauf des Baseballvereins Pittsburgh Pirates.


1946-52
Crosby & Co. nehmen die Serie ihrer Reisefilme wieder auf. Diese Male führt sie "The Road to" Utopia (der Song "Personality" wird zum Hit), Rio de Janeiro und Bali.


1948
Crosby spielt - unter der Regie von Billy Wilder - die männliche Hauptrolle in "The Emperor Waltz".

1949
Crosby spielt den Ritter Hank in "A Connecticut Yankee in King Arthur's Court" (nach Mark Twain).


1950
Crosby singt - im Duett mit Carole Richards - das Weihnachtslied "Silver Bells", das sich zwar auch recht gut verkauft, den Erfolg von "White Christmas" jedoch nicht annähernd wiederholen kann.


1951
Crosby spielt den Bräutigam in "Here Comes the Groom".


1952
Crosbys Ehefrau Dixie stirbt (offiziell an Eierstockkrebs, nach unbestätigten Gerüchten an Leberzirrhose). Um die Erbschaftssteuer zu bezahlen, muß Crosby seine Pferdezucht verkaufen. (Die Umsätze seiner Platten und Filme sind bis dahin hauptsächlich bei den Plattenfirmen, Produzenten u.a. hängen geblieben - was sich von nun an ändert.)

1954
Wegen des anhaltend großen Verkaufserfolgs des Liedes "White Christmas" - das inzwischen auch von zahlreichen anderen Interpreten nachgesungen wird - wird unter dem gleichen Titel ein ganzer Musikfilm mit weiteren 31 Songs von Irving Berlin gedreht, der zu Crosbys größtem Kinoerfolg wird.
(Angeblich übersteigt die Zahl der für alle seine Filme weltweit verkauften Eintrittskarten eine Milliarde.)


1956
Crosby spielt eine der Hauptrollen - neben Grace Kelly und Frank Sinatra - in dem Musical-Film "High Society" [dts.: "Die Oberen Zehntausend"].


Der Song "True Love" wird ein Welthit und für den "Oscar" nominiert.


1957
Oktober: Crosby heiratet in zweiter Ehe die 30 Jahre jüngere Schauspielerin Kathryn Grandstaff ("Kathryn Grant"). Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.


Grant wird oft als hübsches Dummchen - Gewinnerin einiger regionaler Schönheitswettbewerbe - und Darstellerin einiger unbedeutender Nebenrollen in B-Filmen beschrieben, die nur nach Hollywood gegangen sei, um dort reich zu heiraten und sich dann sofort zur Ruhe zu setzen. Aber das wird ihr nicht ganz gerecht. Ihre größten Erfolge hatte sie nach ihrer Heirat mit Hauptrollen in den A-Filmen "The 7th Voyage of Sindbad" (1958) und "Anatomy of a Murder" (1959). Außerdem trat sie weiter in Fernseh-shows auf - meist an der Seite ihres Ehemanns.

1960
Crosby spielt die Hauptrolle in "High Time [Höchste Zeit]". Es ist sein letzter großer Kinoerfolg.
Auch als Sänger kann er keine neuen Erfolge mehr feiern; allerdings verkaufen sich seine alten Platten weiterhin sehr gut. (Er erhält insgesamt 23 Goldene und Platin-Schallplatten, obwohl diese Auszeichnung erst 1958 eingeführt wird. Angeblich sind von seinen Aufnahmen bei Lebzeiten ca. 300 Millionen und insgesamt ca. 900 Millionen Tonträger verkauft worden - mehr als von Frank Sinatra, Elvis Presley und den Beatles.)

1962
Crosby spielt nach zehnjähiger Pause noch einmal in einem Reisefilm mit, "The Road to Hong Kong", bei dem die alternde Dotty Lamour nur noch in einer Nebenrolle auftritt. (Die weibliche Hauptrolle spielt statt dessen die Britin Joan Collins.) Auch er selber und Bob Hope wirken nicht mehr ganz taufrisch.
(Nein, dafür gibt es keine Entschuldigung, jedenfalls nicht mit Ende 50 - denkt doch mal an John Wayne oder Sean Connery und an die Filmrollen, die sie noch in weit höherem Alter mit Bravour spielten!)


1963
Crosby spielt (neben dem "Ratpack" Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr.) seine letzte Filmrolle in "Robin and the 7 Hoods" [dts.: "7 gegen Chicago"].
Da man ihm dafür beim besten Willen keinen Preis verleihen kann, erhält er statt dessen den - eigens für ihn geschaffenen - "Grammy Lifetime Achievement Award" - aus der Hand seines Nachfolgers Frank Sinatra.**


1966
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1967
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1968
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1969
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1972
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1975
Crosby bestreitet in Bremen einen Schaukampf gegen den Golfprofi Dale Hayes und profezeit anschließend, er werde durch das Golfspielen so fit bleiben, daß er 100 Jahre alt würde.


1977
14. Oktober: Bing Crosby stirbt bei einem Golfurlaub in Madrid an Herzversagen.
(In Anerkennung dieses "Verdienstes" wird er posthum in die "Ruhmeshalle des Golfs" aufgenommen. Coca Cola läßt verbreiten, daß sein letzter Wunsch eine "Coke" gewesen sei :-)
Er wird in Culver City, Kalifornien, beerdigt; auf seinem Grabstein wird "1904" als Geburtsjahr angegeben.


1983
Crosbys ältester Sohn Gary beschreibt ihn in "Going My Own Way" als rauschgiftsüchtigen Familientyrannen und Rabenvater.


2001
Crosbys Biograf Gary Giddens unternimmt mit "A Pocketful of Dreams [Eine Tasche voller Träume]" den Versuch einer Ehrenrettung.


*Alle seine Reisefilme werden - trotz z.T. eher bescheidenen Niveaus - wiederholt neu aufgelegt. Die Gestaltung der Kinoplakate und VHS- bzw. DVD-Titelbilder ist dabei besonders interessant, weil sie zeigt, wie die "Political Correctness" nach und nach alle Darstellungen ins Nichtssagende verkehrt: Am Ende darf es auf Sansibar keine Kannibalen und keine leicht geschürzten Frauen mehr geben, in Marokko keine Dromedare (sondern nur noch menschliche Kamele - allerdings nicht mit Turban :-), in Alaska keine Hundeschlitten (die EskimosInnuits könnten sich "diskriminiert" fühlen), in Rio keine Esel und keine Sombreros (ausnahmsweise mal eine vernünftige Zensurmaßnahme, denn die gab es dort nie :-), auf Bali keine Tänzerinnen in traditionellem Kostüm und Kopfputz und im chinesischen Hong Kong keine Drachen, nicht mal aus Papier. (Doch, die gab und gibt es dort heute noch - fahrt mal zum Neujahrsfest hin! :-)

**Der G.L.A.A. hat - wie so viele Auszeichnungen - eine traurige Entwicklung genommen. In den ersten 10 Jahren wurde er nur an acht Personen vergeben - neben Crosby und Sinatra u.a. an Irving Berlin, Elvis Presley und Louis Armstrong; alle diese Verleihungen waren nachvollziehbar. Danach folgte eine 11-jährige Pause (die ebenso nachvollziehbar war :-). Als die Verleihungen Mitte der 1980er Jahre wieder aufgenommen wurden, nahmen sie rasch inflationäre Ausmaße an. Seit 1987 gibt es sie im Dutzend billiger - z.T. für Personen, die in ihrer ganzen Lifetime ihrem ganzen Leben kaum mehr als einen einzigen Hit ("One-hit-wonder") hatten oder so jung waren, daß sie mutmaßlich noch mehr als ihr halbes Leben vor sich hatten - viele leben heute noch. Dadurch wurde dieser Preis mehr und mehr entwertet. (Dikigoros will nicht bestreiten, daß es auch ein paar positive Ausnahmen gab, u.a. Perry Como, Johnny Cash, Burt Bacharach, Gene Autry, Diana Ross, Neil Diamond und Julio Iglesias; aber die bestätigen bloß die Regel.)


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