Der Großtunnel
Kronprinzen-Tunnel (franz.: "Tunnel
Cumont") wurde im Zuge des zermürbenden Stellungskrieges von deutschen Pionieren
und
Infanteristen der Kampfverbände im nordwestlichen
Bereich des
"Toten Mannes"
(Mort
Homme) erbaut.
Unter
Leitung von Leutnant Lenze begann man im August 1916 mit dem
Bau des Tunnels. Unter
den Pionieren befanden sich auch zahlreiche westfälische
Bergleute. Der Tunnel hatte ungefähr eine Länge von 800-1.000 m, eine Breite von fast 3-3,5 m und eine
Höhe von 2,5 m.
Am
3. Mai 1917 konnte man den durch festen Kalkstein führenden
Tunnel einweihen. Es
existierten an Ein- und Ausgängen: Ein Haupteingang, ein Südausgang und zwölf
andere Nebenausgänge, die über zahlreiche Stufen verlassen
werden konnten. Im Tunnel gab es einen Verbandsraum,
Küchenräume, einen Maschinenraum, einen Gefechtsstand und
einige Unterkunftsräume mit mehrstöckigen Betten für
2 Bereitschaftskompanien. Durch
den Hauptstollen führte eine Pferdekleinbahn. Außerdem gab
es noch einen Maschinenraum, der für die Lieferung des
Stromes sorgte.
Der
Kronprinzen-Tunnel wies aus heutiger Sicht von Anfang an
starke Konstruktionsmängel auf! Zu schwach waren
Abdeckungen, Deckenträger- ausstattung und Deckenstärke!.
Besonders mangelhaft der Küchenteil,
der noch nicht einmal einen eigenen Ausgang besaß!
Bei ihrem
Vormarsch gelangten die deutschen Truppen am 6. März 1916 an
die Hänge des "Toten Mannes". Nach fünfstündiger Beschießung
konnten sie am 14.
März die Höhe 265 erobern. Die Höhe 295
blieb aber in französischer Hand.
Am
20. Mai 1916 eroberten die Deutschen auch die Höhe 295; bis
zum 29. Mai 1916 besetzen sie den Frontabschnitt Toter Mann-Cumières. 1917
fanden ebenfalls heftige Kämpfe
statt.
Während
der Stellungskämpfe erhielt der Kronprinzen-Tunnel mehrere
Artillerietreffer u.a. auch Volltreffer durch das bekannteste
französische 40-cm-Eisenbahngeschütz des
Ersten Weltkrieges (Haubitze 400 mm M 1915/16 auf
einer Eisenbahnwiegenlafette).
Den
Tunnel hatte man nur unzureichend vor Fliegereinsicht
getarnt. Die Luft war für Kämpfende und Verwundete
unerträglich.
Am
14. August 1917 ein erster Deckeneinschlag. Weitere
schwere Artillerietreffer dann kurz vor der Einnahme
durch die Franzosen. Über hundert Soldaten fanden in
dem abgeschnittenen
Küchentunnel den Tod.
Das
Leben im Kronprinzen-Tunnel muß sehr deprimierend
gewesen sein: Schlechte Luft, wenig Sauerstoff und der
ständige Artilleriebeschuß führten u.a. zu
apathischen Zuständen bei den Soldaten. Der
Kommandeur des II./R.I.R. 35, Major Pachaly, schildert
in einem Bericht seinen Aufenthalt im Kronprinzen-Tunnel in diesen
August-Tagen:
Das
Hineinkommen war schwer, da besonders alle Eingänge
unter starkem Feuer lagen ... Der Aufenthalt im
Tunnel war im höchsten Grade ungemütlich. Dauernd
hämmerten die schwersten Kaliber über uns, so daß
alles dröhnte und zitterte, man erwartete jeden
Augenblick den Einsturz. Stunde auf Stunde verrann,
jeder Begriff für die Zeit ging verloren ... Die
Luft im Tunnel wurde immer unerträglicher, man
hatte das Gefühl, als sollte man ersticken.
Am 20. August
1917 eroberten französische Soldaten endgültig den Tunnel.
Heute führt zum
Tunnel, der sich in einem sehr schlechten Zustand befindet,
nur noch ein nicht mehr begehbarer und gefahrvoller Nebenausgang, ein ehemaliger
Schleppschacht. Im Innern der Anlage existieren
keine Stützpfosten und Deckenträger mehr!. An manchen Stellen
ist die Tunneldecke durchbrochen!.
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