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(4) Die heutige Relevanz des Stückes; Antisemitismus im deutschen Sprachraum

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Österreich

Die FPÖ

Die österreichische Bevölkerung

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Österreich

Andorra erzählt von den schweren Folgen von Vorurteilen – insbesondere von Antisemitismus. Um die Relevanz dieses Werkes zu analysieren, werde ich Beispiele von antisemitischem Verhalten im heutigen deutschen Sprachraum erklären, und diese Beispiele mit Auszügen aus dem Stück illustrieren. Ich habe die Länder deutschen Sprachraum als Beispiele gewählt, besonders Österreich, wo es im Moment 8000 Juden gibt, die hauptsächlich in Wien wohnen. Die meisten haben in den letzten Jahren das Land verlassen – es gab vor dem Krieg mindestens 80000, vielleicht 183000. Es gibt zwei Hauptbereiche zu diskutieren: Antisemitismus in der Öffentlichkeit (besonders in der Politik aber auch in der Presse); und Antisemitismus unter der Bevölkerung im Allgemeinem (ihre Meinungen und auch antisemitische Verbrechen).

Die FPÖ

Rechtsradikalismus und Antisemitismus sind in der österreichischen Gesellschaft immer stark gewesen. Erschreckend und für viele in der jüdischen Gemeinschaft sehr beängstigend ist, dass in den letzten Jahren die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), die antisemitisch und rassistisch ist, große Erfolge bei Wahlen gehabt hat. Zum Beispiel ist einer ihrer Slogans „Wien darf nicht Chicago werden“ (Chicago ist berühmt für seine große multikulturelle Mischung mit vielen Juden); und ihr Führer, Jörg Haider, ist bekannt für rassistische Meinungen (zum Beispiel er musste 1991 als Landeshauptmann von Kärnten zurücktreten, weil er die Beschäftigungspolitik von Hitler gelobt hatte). 1998 wurde er aber mit 42% der Stimmen wieder gewählt, und nahm diese Stelle wieder.

In Bundeswahl Oktober 1999 ist die FPÖ die zweitgrößte Partei im österreichischen Parlament geworden. FPÖ Politiker bekamen Ministerienstellen, weil die größte Partei (die konservative Österreichische Volkspartei (ÖVP)) einen neuen Koalitionspartner brauchte, nachdem die Besprechungen mit ihren früheren Verbündeten (die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ)) scheiterten. Sie sind in eine Koalition gegangen; diese Ereignisse führten zu schweren Verurteilungen aus aller Welt, und es ist vielleicht unwahrscheinlich, dass ihre rechtsextremistische Politik einen großen Einfluss haben dürfen wird. Jörg Haider trat als Führer zurück, aber er ist noch der Landeshauptmann von Kärnten.

Es gab auch während der 80er Jahren die „Waldheim Affäre“. Die Zentralfigur war der ÖVP Politiker Kurt Waldheim (ein früherer Generalsekretär der Vereinten Nationen), der 1986 als Bundespräsident gewählt wurde. Es gab aber während dieses Bundespräsidentschaftswahlkampfes Anlass zu Kontroversen, nachdem Dokumente gefunden wurden, die unterstellten, er nahm an Nazigrausamkeiten teil, indem er als deutscher Bundeswehroffizier (unter anderem) griechische Juden nach Konzentrationslagern deportierte. Er leugnete alle Behauptungen.

Das größte Problem dieser Affäre war aber die Reaktion der österreichischen Politiker, Presse und Bevölkerung zu diesen Anklagen. In Zuge der Kampagne nahmen antisemitische Einstellungen zu. Laut einer Expertin, besteht jetzt Konsens darüber, dass seit 1986 antisemitische und fremdenfeindliche Äußerungen in der Politik „salonfähig“ geworden sind - eine so genannte „Ethnisierung von Politik“. Die Affäre entdeckte die Bereitwilligkeit einer wichtigen politischen Partei (die ÖVP) sich antisemitischen Vorurteilen zu beugen. Es markierte den Wandel zum in der Politik taktisch eingesetzten Antisemitismus, und hat vielleicht zum heutigen Erfolg der FPÖ geführt.

Und sogar heutzutage gibt es Zeitungen, wie das Boulevardblatt Neue Kronenzeitung, die öffentlich Vorurteile gegen Juden gezeigt haben. Sie ist bekannt für die Veröffentlichung von antisemitischen Leserbriefen, und Kolumnen, die in dieser Richtung gehen, und hat auch durch einen früheren Redakteur eine direkte Verbindung zur Gründung der FPÖ. Trotz dessen hat es in den letzten Jahren angefangen, sich zu verändern, und ist strikt gegen FPÖ Teilnahme in der Regierung, obwohl es vorher durchaus Haider forderte.

Die österreichische Bevölkerung

Natürlich sind Jörg Haider und die Kronenzeitung nicht die einzigen Vertreter von Antisemitismus in Österreich. Die FPÖ wurde gewählt, weil es viel institutionalisierten Rassismus in der ganzen Gesellschaft gibt. Es gibt viele erschreckende Beispiele, die von mehreren Studien stammen und zeigen, dass es noch schwere jüdische Stereotype (besonders über ihren Einfluss und ihre Macht in Österreich, obschon sie nur 0,01% der Bevölkerung bilden) unter vielen gibt. Zum Beispiel zitiert Bill Bryson in seinem Reisebuch Neither Here Nor There, In einer Untersuchung in 1996 wurden Österreicher gefragt „Sollten Juden mit uns in Österreich leben?“. Nicht die Hälfte stimmten zu (49%), aber 22% lehnten ab (nur 16% in 1984). In derselben Studie waren 34% des Samples der Meinung, „Juden haben heute in Österreich zuviel Einfluß“, und 24% (35% der über 60jährige), „Zugang für Juden zu einflußreichen Berufen sollte kontrolliert werden“. 16% glaubten, „die Beseitigung der Juden aus unserem Land hat auch positive Auswirkungen gehabt“. 49% sagten „Juden beherrschen das Weltgeschehen“ – was die Bemerkungen der Doktor in Andorra widerspiegelt („sie hocken alle Lehrstühlen der Welt“ (Viertes Bild)). Der Doktor war aber nur neidisch, weil er selbst wenig Erfolg mit seiner eigenen Karriere gehabt hat.

In einer anderen Untersuchung von derselben Autorin wurde es gerechnet: 7% der Wiener verfügen über ein „sehr starkes Vorurteil“; 18% „starkes Vorurteil“; 25% „mittleres Vorurteil“, und nur 35% „weitgehend Vorurteilsfrei“. Im gesamten Österreich sind laut der Studie diese Zahlen 5-10% höher.

Eine andere Quelle ist die Institut für empirische Sozialforschung (IFES), die auch viel Erschreckendes festgestellt hat. Insbesondere, da zirka 10% sagten, „Wenn ich einem Juden die Hand gebe, kann ich ein Gefühl des körperlichen Widerwillens nicht unterdrücken“. 33% glauben „Juden haben zuviel Einfluß auf der Welt“; 23% „durch ihr Verhalten sind Juden an Verfolgungen nicht ganz unschuldig“; 19% „Juden haben in der Geschichte viel Unheil angestiftet“; 9% „für uns Österreicher wäre es am besten, keine Juden im Land zu haben“.

Diese Statistiken sind natürlich sehr erschreckend, und es gibt kein Beweis dafür, dass sie übertrieben worden sind. Ich glaube, dass sie sehr beängstigend sind, und, dass man etwas machen soll, um die Lage zu verbessern. Es sollte heutezutage nicht mehr möglich sein, dass solche Meinungen bestehen.

Eine weitere weit verbreitete Ansicht, ist dass die Geschichten von Konzentrationslagern und der Hetzkampagnen gegen Juden übertrieben worden sind - die Leugnung des Holocausts wird jetzt offiziell straflich verfolgt.

Man muss aber gerecht sein - antijüdische Vorurteile sind heute nicht mehr (wie in den Studien der siebziger Jahren) "unterschiedslos als ein kulturelles Selbstverständnis in allen Milieus der Bevölkerung anzutreffen", sondern deutlich in bestimmten Gruppen der Bevölkerung charakteristisch geworden, besonders diejenigen mit niedrigen Bildungsstand, oder, die in großen Städten leben, und Leute, die der älteren Generation angehören, oder politisch rechts stehen. Frauen sind in allgemein vorurteilsfreier als Männer. Vielleicht nimmt das Problem ab.

In Allgemein, zeigen die Österreicher ein starkes antisemitisches Potential, aber antisemitische Einstellungen nicht extrem verbreitet. Es bestand jedoch auch keine starke oder eindeutige Ablehnung dagegen (wie in Andorra). Jetzt verändert sich aber allmählich diese Lage. 100000 Leute haben in Wien gegen die FPÖ Teilnahme in der Regierung protestiert.

Es ist auch wichtig, zu bemerken, dass für all diese Fragen, immerhin ungefähr 30% der Gefragten „keine Meinung“ hatten (das heißt, dass sie weder es ablehnten noch zustimmten), die vielleicht die Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit der Andorraner widerspiegelt.

Glücklicherweise besteht Antisemitismus unter den meisten Leute hauptsächlich nur aus dummen aber harmlosen Stereotypen in ihren Köpfen. Leider gibt es Rechtsextremisten, die ihre Vorurteilen in Taten umwandeln. Die Zahl der Verbrechen in Österreich, die antisemitische Motive haben, hat in den letzten Jahren geschwankt. In 1998 gab es acht, aber in 1997 gab es siebzehn. Die meisten sind Entweihungen von jüdischen Friedhöfen oder Denkmälern und Grabschändungen. Es muss gesagt werden, dass das eine sehr niedrigere Zahl im Gegensatz zu Deutschland ist (ungefähr 1000) ist.

Es ist auch wichtig, sich zu erinnern, dass es überall Antisemitismus (und allgemeines Rassismus) gibt. Österreich ist nur ein besonderes erschreckendes Beispiel, das in letzter Zeit durch den Wahlsieg von Jörg Haider weit bekannt wurde.

Es ist aber nicht genug, das Problem zu beschreiben, sondern man muss versuchen, Lösungen zu finden. Wegen der klaren Struktur von Andorra kann man sehen, wie die Andorraner sich anders verhalten sollen hätten. Man braucht aber auch konkrete Vorschläge und Gesetze von der Regierung. Die deutsche Regierung hat zum Beispiel die Anzahl von Polizisten und Staatsanwalten erhöht, die besonders für rassistische Straftaten ausgebildet sind. Es gibt auch neue Arbeitsgruppe, um Polizeimethoden der Überwachung und Bekämpfung rechtsextremistischer Gewalt zu verbessern. Mehrere Neonazi-Organisationen sind verboten worden, und wegen vieler Razzien sind viel Propagandamaterial und viele Waffen konfisziert worden. Im Allgemeinen ist es aber wichtig, dass alle gesellschaftliche Organisationen (zum Beispiel Schulen, Kirche, Regierung) etwas machen, um Stereotype abzubauen.

Die Bevölkerung hat ihre Einstellung klar gemacht. Es gab Proteste in Wien, aber auch viele andere Demonstrationen gegen berühmte ausländerfeindlich motivierte Straftaten.

Die Schweiz

Es gibt in der Schweiz 18300 Juden (hauptsächlich in Zurich, Genf, Bern und Basel). Seit 1997 gibt es der Skandal von den schweizerischen Banken, die Geld von Juden und Nazigold gehortet haben. Wegen der höheren Profil jüdischer Angelegenheiten hat es in den letzten drei Jahren sowohl mehr antisemitische Vorfälle gegeben als auch antisemitische Briefe an Zeitungen und mehr negative Einstellungen Juden gegenüber. Es gibt keine großen rechtsradikale Parteien, oder eine hohe Anzahl von antisemitischen Straftaten, wie in Österreich oder Deutschland.

Deutschland

In Deutschland ist Antisemitismus seit dem Krieg nicht so schwer. Es war schlimmer während der fünfziger Jahren, und danach ging zurück. Es gibt aber seit der Wiedervereinigung noch Probleme: es gab 1040 Straftaten in 1994 (eine 60% Steigerung gegenüber 1993), 817 in 1996, und 965 in 1997, die durch Antisemitismus verursacht wurden. Die 68175 deutschen Juden leben hauptsächlich in Berlin. Man glaubt, dass immer mehr Deutsche Mitglieder von rechtsextremisten Gruppen werden – die neueste Total ist 37000. In den letzten Jahren gab es Probleme mit einem geplanten Holocaust-Mahnmal in Berlin, weil einige glauben, dass so ein Mahnmal ein Focus für Rechtextremisten werden wird, und andere, dass keine der vorgelegten Konstruktionen dem Holocaust gegenüber ästhetisch gerecht werden können. Es gab auch große Kontroversen mit einer Austellung Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944, die das Focus von Rechtsextremisten wurde. Sie öffnete in 1995 und fuhr nach vielen deutschen und österreichischen Städten.

Nach 1960 konnte man wegen antisemitischen Aufhetzung (wenn man etwas Schlimmes gegen Juden tut) straflich verfolgt werden. Nach 1985 durfte man auch nicht der Holocaust leugnen. Es gibt ein Verbot auf rechtsradikale Parteien.

Die rassistischsten Parteien in Deutschland (Die Republikaner (REP), Deutsche Volksunion (DVU) und Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD)) haben aber wenig Erfolg bei Wahlen. Sie hatten 1998 nur 3.3% der Stimmen, und bekamen wegen der Fünfprozentklausel keine Sitze im Parlament. Die DVU bekam aber 12,9% der Stimmen in 1998 in Sachsen-Anhalt, und kriegte deswegen 16 Sitze in Landtag, obschon ihre Kampagne nicht offentlich antisemitisch war (sie haben aber gesagt „Deutschland für die Deutschen“ und, dass ausländische Schulkinder nicht die Schule in Deutschland besuchen dürfen sollen). Es gibt ein der wenigsten Anzahle von Ausländer in Sachsen-Anhalt aus allen Bundesländern.

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