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Der Hans, Der Spinner!
Jetzt spinnt der Hans! Denkst Du Dir vielleicht nicht ohne Grund....Das ist
doch ganz banal, Gummi- oder Latextuch zu schneiden. Ansetzen, "schnipp",
fertig!? Womit würdest Du das Material bearbeiten?
Meine Tabelle will Dir helfen, Fehler zu vermeiden, die ich selber gemacht
habe... Es sei denn, Du bist Praktiker (ich bitte
die Leserinnen um Verzeihung, selbstverständlich habe ich dieses Wort
geschlechtsneutral verwendet und biete den Praktikerinnen
höflicherweise nicht an, dieser URL zu folgen, da die
Praktiker dabei nur leidlich wegkommen)
Messer
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Werkzeug |
Bemerkungen |
Rollen-
schneidmesser |
Fälschlicherweise auch "Kreisschneider" genannt. Das Messer hat
eine kreisförmige Klinge, die entweder frei läuft oder bei Bedarf
arretiert werden kann. Diese Art Messer bringt sehr gute Schneideergebnisse.
Preis: ca. Euro 8,-- im Baumarkt. Mit dem Rollenschneidmesser ist auch
das präzise freihändige Schneiden von Bögen möglich.
Damit habe ich bislang die besten Resultate erzielt. |
Teppichmesser |
leistet gute Dienste beim Grobzuschnitt von Gummi- und Latextuch. Genauer:
Unter Teppichmesser verstehe ich die Art Messer mit Schiebeklinge, die durch
Abbrechen wieder hervorragend geschärft werden kann. Allerdings sollten
Messer dieser Art immer am Stahllineal geführt werden. Bei dem festeren
Gummistoff sind in der Regel recht saubere Schnittkanten zu erzielen. Latex
ist, da es ein weicheres Material ist, eher empfindlich gegen das "Rupfen"
der Messerspitze, die sich trotz ihrer Schärfe leicht einhakt. |
Küchenmesser |
Küchenmesser liefern gute Ergebnisse bei geradlinigen Schnitten,
Geduld und Stahllineal vorausgesetzt. Natürlich sollte das Umfeld stimmen:
Das Küchenmesser muß eine konvex gewölbte Klinge haben; ein
Ausbeinmesser ist ideal.. Konkave Klingen, wie sie z.B. ein
Tourniermesser hat, sind ungeeignet. Das Messer muß eine
exzellente Qualität haben (Top-Markenfabrikate wie
"Wüsthoff/Dreizack", "Aldenbach" oder "WMF") und sehr gut
geschärft sein. So liefert das Küchenmesser beste Schnittkanten,
vorausgesetzt, der Schnitt wird nicht mit Gewalt in einem Durchgang in das
Material hineingezwungen. Mehrere zurückhaltende Schnitte mit gut
angepresstem Lineal ergeben bessere Ergebnisse. Insgesamt etwas mühsames
Arbeiten. |
Stechbeitel |
Stechbeitel, auch "Stemmeisen" genannt, können bei passender
Klingenbreite sehr praktisch sein, Knopflöcher oder andere kurze Schnitte
einer durch die Klingenbreite festgelegten Länge auszuführen. Wenn
Du nicht gerade Schreiner oder (halb-)professioneller Gummi-Couturier bist,
würde ich diese Anschaffung zurückstellen, denn auch hier gilt:
Billig-Werkzeug lohnt sich nicht - und Qualitätswerkzeug hat seinen
Preis. |
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Scheren
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Werkzeug |
Bemerkungen |
Schere |
Scheren sollten von sehr guter Qualität sein. Die Billigangebote
aus dem Restekaufhaus kannst Du getrost liegen lassen. Beste Erfahrungen
habe ich mit sogenannten schweren "Werkstattscheren" gemacht, die im
einschlägigen Fachhandel für ca. Euro 15,-- zu kaufen sind.
Diese Scheren haben geschmiedete Klingen, sind präzise geschliffen und
haben ein nachstellbares Gewerbe (woran denkst Du denn schon wieder?).
Im Schneiderfachhandel werden ebenfalls hochwertige Scheren angeboten. |
Nagelschere |
Das Obengesagte trifft auch für Nagelscheren zu. Qualität ist
Trumpf. Die ausgeleierte Nagelschere aus Großmutters Nachtkästchen
gehört gleich in die Mülltonne! Da es keine Werkstatt-Nagelscheren
gibt, wirst Du einfach auf eine gute, ggf. neue Nagelschere zurückgreifen
müssen. Unentbehrlich ist sie für Hals- und Ärmelausschnitte
oder andere gerundete Schnitte, die mit Messer und Lineal nicht, und mit
der normalen Schere nur schwierig zu machen sind. |
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Lochzangen und -Eisen
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Werkzeug |
Bemerkungen |
Lochzange |
Aus dem Baumarkt oder Fachhandel. Auf jeden Fall auf Qualität achten!
Prüfe vor dem Kauf, ob die Pfeifen beim Schließen der Zange
gleichmäßig auf dem Amboß aufliegen. Siehst Du hier gegen
das Licht einen schrägen Spalt, dann kaufe das Werkzeug nicht. Der Spalt
wird nämlich beim Stanzen zu einem Rand, der nicht vollständig
durchtrennt wird, was einen unsauberen Schnitt ergibt. Speziell unter Nieten
und Ösen könnte dann das fertige Kleidungsstück bei Belastung
reißen. |
Kombinierte Loch- und Ösenzange |
Der Kurzwarenhersteller "Prym" vertreibt eine universell verwendbare
Zange. In der Grundausstattung hat sie einen Einsatz zum Stanzen von
Löchern mit 3mm bzw. 4mm Durchmesser. Die Konstruktion der Zange erlaubt
einen sehr sauberen Schnitt ohne daß geschmiert werden muß. Mit
anderen Einsätzen, die in der Regel mit Nieten, Ösen oder Knöpfen
desselben Herstellers gekauft werden können, lassen sich alle Kleinteile
einwandfrei einsetzen. Die Zange ist für ernsthaftes Arbeiten eine gute
Anschaffung. |
Locheisen |
Henkellocheisen, kurz "Locheisen" gibt es im Werkzeugfachhandel. Sie
werden normalerweise mit Hammerschlägen durch das Material getrieben.
Dazu muß das Werkstück auf einer stabilen Unterlage liegen. Mit
etwas Geduld kann dünnes Material auch im Handbetrieb gestanzt werden,
was den Vorteil hat, daß präziser gearbeitet werden kann als mit
brachialer Gewalt. Die Handmethode ist aber etwas anstrengend. |
Korkbohrer |
Korkbohrer werden satzweise im Chemie-Laborhandel verkauft. Mit Korkbohrern
können Gummistärken bis zu 30mm sauber durchbohrt werden. Sie sind
also für besonders dickes Material geeignet. Korkbohrer werden von Hand
gedreht. Zum Stanzen muß das Werkstück auf einer stabilen
Schneidunterlage liegen. |
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Lineale und Unterlagen
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Werkzeug |
Bemerkungen |
Lineal |
Lineale sind unentbehrlich, um Linien zu zeichnen
und einen sauberen Schnitt mit dem Messer zu führen. Neben einem
transparenten 50cm-Lineal benötigst Du auch ein Stahllineal von 50cm
bis 100cm Länge. Kurvenlineale erleichtern das Zeichnen von
Übergängen und körperfreundlichen Konturen. Wahrscheinlich
wirst Du aber nicht wie ich den Aufwand treiben wollen, ein Stahl-Kurvenlineal
mit der Laubsäge (!) zu schneiden, um mit dem Messer gekurvte Schnitte
auszuführen.... Ersatzweise kann auch eine
Nagelschere verwendet werden.
Allgemein gilt: Kunststofflineale sind zwar zum Messen und Zeichnen gut geeignet,
nicht aber zum Schneiden. |
Schneid-
Unterlage |
Die Schneidunterlage hat entscheidenden Einfluß auf die
Qualität des Schnittes. Grundsätzlich sollte beim Schneiden mit
dem Messer oder ähnlichen Werkzeugen eine Schneidunterlage verwendet
werden. Die Unterlage hat nicht nur die Aufgabe, den darunterliegenden Tisch
vor Schäden zu bewahren, sondern auch dem unter dem Lineal festgeklemmten
Gummi- oder Latexmaterial genügend Widerstand entgegenzusetzen, um ein
Ausweichen des Stoffes beim Schneiden zu verhindern. Die Unterlage darf weder
zu hart noch zu weich sein; zu harte Unterlagen verschleißen die Messer
vorzeitig; zu weiche Unterlagen führen zu einer ausgefransten Schnittkante.
Gut geeignet sind z.B. harte Graupappe oder weiß beschichtete Spanplatten,
die mit etwas Glück als Reste billig im Baumarkt zu erhalten sind.
Natürlich gibt es im Schreibwarenfachandel Profi-Schneidunterlagen,
die aber ziemlich teuer sind.
Sobald die Unterlage zu verschleissen beginnt und von den ersten groben Furchen
durchzogen ist, wird's Zeit, sie durch eine neue zu ersetzen. |
Allgemeines
Alle Schneidewerkzeuge sollten ausgezeichnet geschärft sein.
Zum Einen erzielst Du damit einen sauberen Schnitt, zum Anderen vermeidest
Du Verletzungen, die durch das Abrutschen von halbstumpfen Schneidegeräten
verursacht werden. Scharfe Werkzeuge sind deutlich ungefährlicher als
stumpfe! Doch das Schneiden des Stoffes allein ist nicht alles: Du
benötigst noch einige andere Werkzeuge und
Hilfsmittel, die ich für Dich -je nach Deinem Anspruch- zusammengestellt
habe. Auch ein paar selbstgebaute Vorrichtungen
können, wenn Du engagiert arbeitest, von Vorteil sein.
Beim Schneiden neigen die Enden von Gummi- oder Latextuch dazu, sich zu dehnen
und das Schnittergebnis zu verfälschen. Für besonders präzise
Schnitte klebe ich ein glattes Krepp-Klebeband mittig auf die geplante
Schnittlinie, zeichne auf das Band die Schnittlinie genau mit einem feinen
Kugelschreiber auf und schneide dann mit dem Messer oder einer sehr gut
geschliffenen Schere. Das Klebeband verhindert das unmäßige Dehnen
des Stoffes durch die Schnittkräfte.Nach dem Abziehen des Bandes bleiben
auch keine Spuren eines Schreibgerätes auf dem Material zurück.
Schneiden mit Messer und Lineal
Beim Schneiden mit Messer und Lineal sollte beachtet werden, daß nicht
mit zu großer Kraft geschnitten wird. Ganz besonders vorsichtig sollte
bei Anfang und Ende der Stoffkanten vorgegangen werden, da sie dazu neigen,
je nach Schnittrichtung unter das Lineal gedrückt oder etwas herausgezogen
zu werden, was zu einem unsauberen Schnitt führt. Der Abschnitt, der
genutzt werden soll, sollte unter dem Stahllineal liegen, damit ein Ausrutschen
des Messers beim Schneiden in den Abfallstreifen führt und nicht in
die Nutzfläche.
Bei uns sind Rechtshänderscheren üblich. Konstruktionsbedingt sollte
deshalb die Schere mit der rechten Hand, der Stoff mit der linken Hand
geführt werden. Technisch bedingt, bewirkt die Scherwirkung nicht nur
das Abtrennen des Stoffes, sondern auch aufgrund der asymmetrischen Konstruktion
der Schere, ein Ausweichen des Schnittes. Es muß also nachgeführt
werden. Speziell zum Ende des Schnittes weicht das Material stärker
aus, da es dort nicht so gut durch die umgebende Fläche gestützt
wird. Da der Schnitt nach rechts ausweicht, sollte also das später genutzte
Stück des Materials links von der Schere liegen, das Abfallstück
rechts.
Für das Einsetzen von Nieten und Ösen müssen Löcher in
das Material gestanzt werden. Dies kann je nach Materialdicke recht anstrengend
sein. Auf jeden Fall ist es nicht so einfach wie das Stanzen von Pappe oder
Leder, da Gummi ein sehr druckfestes und elastisches Material ist. Die
Vorgehensweise:
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Zeichne die Lochmitten mit Kugelschreiber auf das Material oder auf ein
behelfsweise aufgeklebtes Stück Klebeband oder Papier. Die Lochmitte
sollte dabei nicht durch einen "Punkt" markiert werden, sondern durch ein
Linienkreuz.
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Bei großen Lochdurchmessern ist auch das Anzeichnen des Durchmessers
an den Linien zwechmäßig, damit später das Werkzeug mittig
aufgesetzt werden kann.
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Wähle je nach benötigtem Lochdurchmesser und Art/Dicke des Materials
das passende Werkzeug.
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Schmiere den schneidenden Teil des Werkzeuges mit etwas Silikonöl; bei
Zangen sollte auch das Gegenstück, der "Amboß" geschmiert werden.
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Setze das Werkzeug exakt mittig an und stanze. Zangen werden
gleichmäßig zugepreßt und leicht hin-und herdrehend verwendet.
Locheisen werden zwischen den Hammerschlägen ebenfalls etwas gedreht;
das Eisen dabei wieder senkrecht stellen.
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Nach dem Stanzen wird der Abschnitt herausgenommen. Hängt er noch an
ein paar "Fäden", was bei schartigen Werkzeugschneiden vorkommt, dann
darf der Abschnitt nicht abgerissen werden! Besser das Werkzeug noch einmal
präzise im alten Schnitt ansetzen und nachpressen.
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Abschnitte, die im Werkzeug steckenbleiben, werden vor dem nächsten
Stanzen aus der Pfeife herausgestoßen.
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Vor der Weiterverarbeitung des Werkstückes werden Klebeband,
Kugelschreiberspuren und Silikonöl mit einem milden Lösungsmittel
entfernt.
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Korkbohrer werden gut geschmiert und durch das Material
gedreht. Dabei sollte nicht zu viel Kraft ausgeübt werden, damit das
Loch nicht oval wird. Gelegentlich den Bohrer herausziehen und nachschmieren.
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