Zeitgeschichtliche Sandkastenspiele
 Wahrheitsfindung und geschichtswissenschaftliche  Wahrhaftigkeit verbieten einseitige Experimente

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Vergleich: Keine fuenfte Kolonne ?

Akten der _Deutschen Volksgruppe in Rumaenien_ 1940-1944. Dokumente im Auszug

Die totgeschwiegene Dimension. Oswald Teutsch (1911-2000)


        Der zur Zeit in Berlin wirkende Zeitgeschichtler Guenter Schoedl hat die siebenbuergisch-saechsische und rumaeniendeutsche Zeitgeschichtsschreibung juengst mit einem sonderbaren Experiment beglueckt. Er versucht in Verbindung mit den 20-er, 30-er und fruehen 40-er Jahren eine Probe aufs Exempel fuer eine neuangelegte Forschungsmethodik zu liefern ("Voelkischer" Nationalismus im Karpatenbogen: Minderheiten oder Vorposten?, in: Land an der Donau, hg. von G. Schoedl, Berlin 1995, S.531-627 (der auf Siebenbuergen bezugnehmende Teil S. 531-601). Obzwar Schoedl nur "beilaeufige Ueberlegungen zur Methodik" praesentieren will (S.557), fand er in Cornelius R. Zach einen prompten und geflissentlichen Juenger, der die "Methodik" auf einer Tagung des Suedostdeutschen Kulturwerkes - Muenchen auch gleich in Anwendung brachte (Totalitaere Bewegungen in der Zwischenkriegszeit: Rumaenen und Deutsche in Rumaenien. Voraussetzungen, Aehnlichkeiten und Unterschiede im rechten Spektrum
in: Rumaenien im Blickpunkt, hg. von Krista Zach (Veroeffentlichungen des Suedostdeutschen Kulturwerks, Reihe B, Wissenschaftliche Arbeiten, Bd.83), Muenchen 1998, S.135-151).
        Schoedl legt die Beweggruende seines "methodischen" Vorstosses eindeutig dar, doch er wird seinen Imperativen nicht gerecht, weil sie ihre "Beilaeufigkeit"  bereits bei ihm selbst einbuessen und ihre programmatisch-vorgefasste Auswirkung bei C. Zach besonders klar zum Tragen kommt.
        Schoedl vermeint im bisherigen Schrifttum zum Thema des siebenbuergisch- saechsischen Nationalsozialismus zwei Grundtendenzen feststellen zu koennen, "den Mythos eines siebenbuergisch-saechsischen Nationalsozialismus schon unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg und zugleich die These eines Minderheitenfaschismus", die er einer Ueberpruefung unterziehen moechte (S.555,557). Das scheint ihm geboten, weil "die einzelnen historischen Gestaltungen des deutschen extremen Nationalismus nicht unreflektiert gleichzusetzen" seien. "Das historische Urteil" soll ueber eine "vergleichend-systematische" Vermessung der "wichtige(n) Unterschiede in den Ursachen, Erscheinungsformen und Auswirkungen" der Varianten des "voelkischen" Nationalismus "festen Halt gewinnen" koennen "und nicht orientierungslos bald zeitgenoessischer Stilisierung zum Opfer" fallen, "bald wechselnden Moden spaeterer Geschichtspolitik" nachgeben." (S.557)
        Schoedl verwahrt sich zwar davor, sein Unterfangen stelle "einen Versuch der Verharmlosung dar" (unsere Unterstreichung), oder es sei "Scheu vor dem klaren Urteil", oder ein "Freibrief fuer ein verharmlosend-beliebiges Spiel mit Aehnlichkeiten und Unterschieden" (ebenda), aber weil er seinen Diskurs an Teilaspekten wie Nationalismus und Minderheitenpolitik festnagelt, kann er auch nur Teilurteile auftischen. Einem Hauptpunkt geschichtlicher Tatsaechlichkeit, den individuellen und kollektiven Willenserklaerungen und -aeusserungen, den Aspekten geschichtlicher Willensbildung, spricht er jegliche Relevanz ab, so dass er beispielsweise die obsessive Nachahmungssucht nationalsozialistischer Rituale und Inszenesetzungen als identifikative Willensaeusserungen, die auch bei den gemaessigten Nationalsozialisten eines Fritz Fabritius verbreitet waren, gaenzlich ignoriert. So verwundert es kaum, dass Schoedl die nationalsozialisti- schen Bestandteile des NSDR (Nationalsozialistische Selbsthilfebewegung der Deutschen in Rumaenien)-Programms wie das Fuehrerprinzip und die volksbiologisch-rassischen Vorsaetze einfach der sogenannten Selbstdarstel- lung" der Selbsthilfebewegung zuschreibt (S.555,557). Auch betont Schoedl, es solle "nicht ohne weiteres von Programmen auf die Realitaet geschlossen werden" (S.564).
        Der absolute Hoehepunkt Schoedelscher "Entpersonalisierung" - uebrigens gleichzeitig ein altbekannter Verharmlosungs-Stereotyp - ist die auf Plausibilitaet angelegte These, "die Auseinandersetzungen zwischen siebenbuergisch-saechsischer Fuehrung und Opposition" seien ausschliesslich "persoenliche Gegensaetze und lokalpolitische Reibereien, taktisches Manoevrieren und Interessenkonflikte" gewesen, deren Traeger "an sich keine konzeptionellen Alternativen propagiert" haetten (S.552f.). Schoedl will auch festgestellt haben, dass "Seit etwa 1933" "gewissermassen sinnlose Rivalitaeten und Richtungskaempfe den Lauf der Dinge" markierten. Der Hermannstaedter Sachsentag von 1933 soll "eine lange Kette dramatischer Pseudoereignisse nach sich" gezogen haben und die Jahre von 1933 bis 1945 sollen "nicht viel mehr als ein orientierungsloses Abgleiten in die innere Aufloesung" gewesen sein (S.573).
        Die bagatellisierende Tendenz Schoedls ist offensichtlich. Der absolute Hoehepunkt davon ist Schoedls Ablehnung jeglicher Zaesur in der Entwicklung des siebenbuergisch-saechsischen Nationalismus. Verfasser plaediert fuer "Kontinuitaet, nicht Zaesur" (S.543), die er auch in Sachen Radikalisierung des Nationalismus in den 30-er Jahren zu erkennen glaubt: es handle sich um die Entwicklung eines "gewachsenen nationalistischen Konsenses" (S.558).
        Seiner ausschliesslich national-nationalistisch gepolten Kontinuitaetsfixiertheit entspricht es auch, dass Schoedl die Abspaltung der DVR (Deutsche Volkspartei in Rumaenien) von der NEDR (1935) auch nicht als Zaesur in der Entwicklung des siebenbuergisch-saechsischen bzw. rumaenien-deutschen Nationalismus bewertet. Auch die Legalisierung der Volksgruppe am 20. November 1940 legt Schoedl nicht als Zaesur aus. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass er die Volksgruppenzeit als Erfolgsstory praesentieren kann. Seine Begruendung: "Was man im Laufe der gesamten Zwischenkriegszeit immer wieder eingeklagt, was man gleichermassen mit der Kunst der pragmatischen Taktik wie des radikalen Protestes nicht hatte erreichen koennen, naemlich die Realisierung der Karlsburger Beschluesse und des Minderheitenschutzvertrages, das war nun einem Achtundzwanzigjaehrigen, fuer den die Richtungs- und Positionskaempfe der dreissiger Jahre im Grunde schon Geschichte waren, geradezu von selber zugefallen." Nach weiteren Lobesworten fuer "Volksgruppenfuehrer" Andreas Schmidt stellt Schoedl weitere fragwuerdige Behauptungen in den Raum: Schmidt habe "die langfristig sinnentleerte, aber nicht durch eigene Schuld zur Fremdbestimmung fuehrende Politikueberlieferung der Sachsen zu einem "rumaeniendeutschen" Ende gebracht, zu einem Ende ohne Abschluss" (S.582).
        Solche Aeusserungen stimmen nachdenklich, weil sie die Volksgruppenzeit, die eigentlich zu den schwaerzesten Abschnitten siebenbuergisch-saechsischer und rumaeniendeutscher Geschichte zaehlt, als Zeit politischer Erfuellung einstuft. Hier soll das in Erfuellung gegangen sein, wofuer die Siebenbuerger Sachsen und Rumaeniendeutschen seit dem Ende des Ersten Weltkrieges sich verzweifelt bemueht hatten. Derartige Paradoxa kommen eben zustande, wenn eine "nivellierende" Sichtweise von Geschichtsablaeufen darauf hinausgeht:

        - Kontinuitaetsformen dort nachzuweisen,, wo es sie ueberhaupt nicht gibt;
        - Konfliktpotentiale und -situationen zuu ignorieren bzw. nur insoweit zur Kenntnis zu nehmen, als sie sich ins Interpretationsschema einzwaengen lassen;
        - die bewusste politische Partizipation,, die politische Willensbildung und -ausuebung, politische Interessen zu ignorieren usw. usf.

        Schoedl schafft das mehrfache Kunststueck,

        - die nationalsozialistische gemaessigtee Erneuerungsbewegung als Kontinuitaetserscheinung des siebenbuergisch-saechsischen Nationalismus herauszustellen;
        - das Volksgruppenregiment aus der Tradiition des Nationalismus und der Minderheitenpolitik der Siebenbuerger Sachsen heraus zu legitimieren und umgekehrt,
        - den Nationalisimus und die Minderheiteenpolitik von der schmerzlichen Episode der Volksgruppenzeit her zu legitimieren, indem er diese als Kroenung des Minderheitenkampfes auslegt.

           In seinem Bemuehen, den Vorgaengen und Ereignissen der Jahre 1933-1945 nicht nur die Schaerfe zu nehmen, sondern unliebsame Aspekte ganz unter den Tisch zu kehren, dichtet Schoedl diesen Jahren Erlebnis-, Orientierungs-, Folgenlosigkeit, politische Irrelevanz, gar Pseudoereignisse und Politikersatz an (S.573f.), also lauter LOSIGKEITEN, deren nichtige Natur konkrete Schilderung und Stellungnahme muessig macht. Schoedl kehrt also gerade den HAFTIGKEITEN und TRAECHTIGKEITEN den Ruecken, die das  Wesentliche dieser Jahre ausmachen.
           Besonders folgenschwer ist Schoedls konstruierte These, die Radikalisierung des Nationalismus bei den Siebenbuerger Sachsen sei das Ergebnis "eines gewachsenen nationalistischen Konsenses" (S.558), weil er damit den Vorstellungen jener siebenbuergisch-saechsischen Zeitgeschichtler Vorschub leistet, die den deutschen Nationalismus als festen Bestandteil des historisch gewachsenen Identitaets- und Gruppenbewusstseins, der siebenbuergisch-saechsischen Mentalitaet wahrhaben wollen. Schoedls "Methodik" eroeffnet ferner die Moeglichkeit, aufgrund des deutschnationalen Identitaets- und Mentalitaetskonstrukts das nationalsozialistische Gedankengut, die nationalsozialistische Gesinnung ebenfalls als historisch gewachsenen Bestandteil anzusprechen und zu legitimieren. Hier zeigt sich am krassesten, welche Umdrehungen und Faelschungen Schoedls "Methodik" der "bruchlosen" Entwicklung, der "Zaesurlosigkeit", produziert.
        Diese, nennen wir sie "integrative" (d.h. auf die geistesgeschichtliche Integrierung der nationalsozialistischen Gesinnung bedachte) Deutungsmoeglichkeit raeumt eine weitere "Unbequemlichkeit" aus dem Weg: die Tatsache, dass die nationalsozialistische Ideologie bei den Siebenbuerger Sachsen (und Rumaeniendeutschen) eine reine Importerscheinung ist. Indem diese Problematik ueberhaupt nicht angesprochen wird, entfaellt auch das unangenehme Eingestaendnis, dass das nationalsozialistische Gedankengut nicht nur auf bestellten Boden fiel, sondern dass die nationalistischen Kraefte die ideologische Angleichung mit dem Deutschen Reich bereits vor 1938 uebereifrig betrieben.
        Schoedls Konstrukt ermoeglicht es auch, die Uebergriffe und Uebertreibungen der Schmidt-Aera (1940-1944) durch Verharmlosung zu entschaerfen, da sie doch in der Kontinuitaet des "historisch gewachsenen" siebenbuergisch-saechsischen Nationalismus liegen sollen.
          Schoedls Modell laesst sich problemlos zu verharmlosenden Zwecken optimal einsetzen und legitimiert die Moeglichkeit, dem unbequemem Ballast tatsaechlicher politisch-ideologischer Ueberspitzung und Ueberheblichkeit problemlos aus dem Weg zu gehen. Im Forschungskontext des Nationalsozialismus bei den ausserhalb des Deutschen Reiches lebenden Deutschen (Auslands- oder Volksdeutschen) angewandt, zieht Schoedls Modell des sich zaesurlos entwickelnden Nationalismus (der Nationalisierung) die Amputation, Verniedlichung oder Ausschaltung geschichtlich nachgewiesener Ereignisse, Entwicklungen, Handlungen, Absichtsbekundungen, Interessenlagen, Personen oder Personenkreisen (politische Parteien, Parteiungen, Institutionen) und damit die grundlegende Um- und Neugestaltung bisheriger Forschungserkenntnisse und -ergebnisse - soweit diese vorliegen - nach sich.

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Der "entlastende Vergleich" als Verharmlosungs-Muster der Zeitgeschichtsforschung

    Cornelius R. Zachs Aufsatz Totalitaere Bewegungen in der Zwischenkriegszeit: Rumaenen und Deutsche in Rumaenien. Voraussetzungen, Aehnlichkeiten und Unterschiede (in: Rumaenien im Brennpunkt (Veroeffentlichungen des Suedostdeutschen Kulturwerks, Reihe B: Wissenschaftliche Arbeiten, Bd.83) Muenchen 1998, S.135-151) ist das juengste Beispiel fuer die unzulaengliche, zuweilen wiederspruechliche Weise, in der manche Repraesentanten der siebenbuergisch-saechsischen Zeitgeschichts-"Forschung" die Zeitspanne der zwanziger Jahre bis 1944 behandeln. R.Zachs Text liefert ausgezeichnetes Belegmaterial dafuer, wie eine durch Vorbehalte und Vorurteile gegaengelte Geschichtsschreibung funktioniert - bzw. nicht funktioniert. Es geht Zach in erster Linie darum, die Verbreitung des nationalsozialistischen Gedankenguts und Gebarens nur insoweit zuzugeben, als das sein vorgefasster Standpunkt zulaesst.
    So faellt es auf, dass das Wort "Nationalsozialismus" erst auf der 6. Aufsatzseite auftaucht (S.140), dann auch nur in Verbindung mit der radikalen Gruppe der DVR.  Der Leser erfaehrt erst auf der 13. Aufsatzseite (S.147), dass die "Fabritianer" in ihrem Programm von 1933 von "Rassenhygiene" sprechen, die "im nationalsozialistischen Sinne" zu verstehen ist. Kenner jener Ereignisse werden gleich wissen, dass es sich um die "Erneuerungsbewegung" des Fritz Fabritius handelt, deren Gebaren Zach aber bis zur genannten Stelle nicht explizit als nationalsozialistisch benennt.
    Aehnlich verfaehrt Zach auch mit Bischof Staedel, der bekanntlich ein fanatischer Nationalsozialist war. Auf S.146 heisst es, Staedel habe dem Nationalsozialismus nahegestanden, auf S.148 heisst es dann, Staedel war "ein ueberzeugter Nationalsozialist". Diese Inkonsequenz der Aussagen erweckt den Eindruck, dass Zach  sich nicht festlegen will. Eigentlich ist bereits die "Selbsthilfe", die Vorgaengerorganisation der "Erneuerungsbewegung", beide unter Fritz Fabritius, nationalsozialistisch, was laengst zu den nachgewiesenen und erwiesenen historischen Fakten siebenbg.-saechsischer Zeitgeschichte zaehlt (Vgl. Dr. Johann Boehm, Die Deutschen in Rumaenien und die Weimarer Republik, Ippesheim 1993, Anhang Nr.6, Nr.8. Dass Zach keine der aufschlussreichen Arbeiten Boehms heranzieht, ist symptomatisch fuer die ausweichlerische Tendenz seines Aufsatzes).
    Ebenfalls im Sinne der zaghaften Einsetzung von "nationalsozialistisch" ist die vollkommen unzutreffende Benutzung des Begriffs "faschistisch": die "faschistische Erneuerungsbewegung" (S.135), oder "faschistische Zuege" (S.139) in Verbindung mit dem nationalsozialistischen Treiben der Rumaeniendeutschen. Sollte Zach der Unterschied zwischen italienischem Faschismus und deutschem Nationalsozialismus verborgen geblieben sein?
     Die Eilfertigkeit, mit der Zach Themenschwerpunkte abhandelt, geraet in Widerspruch zum Titel seines Aufsatzes, der doch anmeldet, das Totalitaere der Bewegungen in der rumaenischen Zwischenkriegszeit, die Voraussetzungen, Aehnlichkeiten und Unterschiede im Blickpunkt zu haben. Doch ueber das eindeutig nationalsozialistische Programm der siebenbuergischen "Selbsthilfe" aus dem Jahr 1929 heisst es lediglich, es sei duerftig und ideenarm. Dann laesst Zach drei Programmpunkte in teilweisem Wortlaut folgen, aber unter Aussparung einer Erklaerung der Wendung "Zinsnehmen (ist) unsittlich, undeutsch" des dritten Programmpunktes (S.143), die, wie saemtliche voelkisch-nationalsozialistischen Auswuechse mechanisch - also unkritisch - aus dem binnendeutschen Arsenal dieser Weltanschauung nach Siebenbuergen eingeschleppt wurde.
    Bei der Aufzaehlung der militanten Vorgehensweisen der rumaenischen und deutschen Rechten uebersieht Zach die bei den Siebenbuerger Sachsen besonders ausgepraegten Rufmordkampagnen gegen ihre demokratisch gesinnten Gegner (Bischof Viktor Glondys, Hans Otto Roth, Rudolf Brandsch) in ihren eigenen und ihr zugetanen Presseorganen.
    Zach stellt gelegentlich ueberaus fragwuerdige Behauptungen auf, so beispielsweise, dass "die deutsche Jugend Rumaeniens in der Schule offiziell fuer kurze Zeit" nur "vor dem Ende des Nationalsozialismus in diesem Sinne (des Nationalsozialismus) beeinflusst" wurde (S.143). Kein Wort ueber die nationalistisch orientierte Jugendbewegung des "Wandervogels", die bereits in den endzwanziger Jahren betont nationalsozialistisch agierte (der aus der Wandervogelbewegung kommende Alfred Bonfert fungierte seit 1935 doch nicht zufaellig als erster Mann der nazistischen DVR!); kein Wort ueber die in betraechtlichem Masse vom Bazillus des Nationalsozialismus infizierte siebenbuergisch- saechsische Lehrerschaft, ebenso kein Wort ueber die zahlreichen Anhaenger des Nationalsozialismus in der Pfarrerschaft, hingegen die einseitige Punktierung der Naehe zwischen der rumaenischen Legionaersbewegung und dem orthodoxen Klerus (S.147f.).
    Auch das beliebte Argument, die siebenbuergisch-saechsischen Radikalen seien zum Unterschied ihrer rumaenischen Gesinnungsgenossen durch keinen Mord aufgefallen, dient ausschliesslich der Verharmlosung des Nazitreibens bei den Siebenbuerger Sachsen. Uebrigens setzt das Verbrecherische nicht erst bei Mord ein, sondern bereits in der ideologischen Phase. Eine Ideologie, wie die nationalsozialistische, die von breiten Kreisen der Siebenbuerger Sachsen geteilt wurde, ist in sich brandstifterisch angelegt und veranlagt. Die physische Gewalttat bis hin zur Ausschaltung des Gegners ist nur die aeusserste Konsequenz solcher Gesinnung.
    Den Fuehrerkult bringt Zach nur mit Fritz Fabritius in Zusammenhang (S.145), was nur die halbe Wahrheit ist, weil die radikale DVR ebenfalls und ausschliesslich nach dem Fuehrerprinzip aufgebaut war. Fabritius soll laut Zach bis 1938 vom Deutschen Reich unabhaengig gewesen sein (Ebenda), was nur bedingt stimmt, weil das gefaehrliche Fuehrerprinzip von den Nazis unter Bonfert konsequent durchgezogen wurde und beide Seiten, vor allem aber die Radikalen, von verschiedenen deutschen Stellen finanziell unterstuetzt wurden.
    Plumpe Einseitigkeit belegt die Kommentierung der antisemitischen Massnahmen der Volksgruppe im Jahre 1941. Es ist kaerglich, sie lediglich auf die Suendenbock-Mentalitaet zurueckzufuehren (S.146), ohne die Beziehung zum Gedankengut der Deutschen Christen herauszustellen. Hier liegt doch ein weiterer Knackpunkt, der den Importcharakter dieser Ideologie belegt. Doch Zach findet es muessig, einen Kurzhinweis  darauf in seinen Text einzubauen.
    Geschichtsklitternd Verharmlosung ist Zachs Behauptung, "Die Legion" habe "in ihrer Ideologie einen irrationalen, fanatischen Zug" besessen, "der bei den deutschen "Erneuerern" fehlte. Ebenso abenteuerlich ist die Begruendung, die Zach fuer die "Anstaendigkeit" der siebenbuergisch-saechsischen Nationalsozialisten liefert: diese hatten eine "klare Ordnung einer deutschen Organisation", waehrend die Legion hysterische, "an Fieberanfaelle grenzende Handlungskette(n)" aufzeigte (S.149). Was soll das mit der "klaren deutschen Ordnung" bei den siebenbuergischen Nazis? Die Folgen dieser vorzueglichen "Ordnung" nicht allein fuer Deutschland und die Deutschen, sondern fuer ganz Europa, duerften doch jedermann bekannt sein, oder?
    Zachs abschliessende Feststellung, dass es unter den prominenten Rumaeneindeutschen "keine konsequenten Gegner des Nationalsozialismus" gab, ausser Bischof Glondys, dient der Abschwächung seiner bisher konsequent durchgezogenen Verharmlosungstaktik. (S.149). Viel zu duerftig faellt auch die Erklaerung aus, warum die totalitaeren Organisationen der Rumaenen und Deutschen scheiterten: angeblich, "weil ihre Antworten auf Fragen der Zeit irrational und ineffizient waren" (S.150).
    Dieser Text hinterlaesst den faden Nachgeschmack, dass der  Vergleich zwischen der rumaenischen und der deutschen totalitaeren Bewegung dem Verfasser nur als Vorwand dient, um die letztere zu verharmlosen und schoenzufaerben.
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Datei: .../Nation.htm/          Angelegt: 08.12.1998           Veraendert: 15.06.2004                Autor: Klaus Popa

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