Akten der _Deutschen Volksgruppe in Rumaenien_ 1940-1944. Dokumente im Auszug
Der zur Zeit in Berlin wirkende Zeitgeschichtler Guenter Schoedl
hat die siebenbuergisch-saechsische und rumaeniendeutsche Zeitgeschichtsschreibung
juengst mit einem sonderbaren Experiment beglueckt. Er versucht
in Verbindung mit den 20-er, 30-er und fruehen 40-er Jahren eine Probe
aufs Exempel fuer eine neuangelegte Forschungsmethodik zu liefern ("Voelkischer"
Nationalismus im Karpatenbogen: Minderheiten oder Vorposten?, in: Land
an der Donau, hg. von G. Schoedl, Berlin 1995, S.531-627 (der auf Siebenbuergen
bezugnehmende Teil S. 531-601). Obzwar Schoedl nur "beilaeufige
Ueberlegungen zur Methodik" praesentieren will (S.557), fand er
in Cornelius R. Zach einen prompten und geflissentlichen Juenger, der
die "Methodik" auf einer Tagung des Suedostdeutschen Kulturwerkes - Muenchen auch
gleich in Anwendung brachte (Totalitaere Bewegungen
in der Zwischenkriegszeit: Rumaenen und Deutsche in Rumaenien.
Voraussetzungen, Aehnlichkeiten und Unterschiede im rechten Spektrum
in: Rumaenien
im Blickpunkt, hg. von Krista Zach (Veroeffentlichungen des Suedostdeutschen
Kulturwerks, Reihe B, Wissenschaftliche Arbeiten, Bd.83), Muenchen
1998, S.135-151).
Schoedl legt die Beweggruende seines "methodischen" Vorstosses
eindeutig dar, doch er wird seinen Imperativen nicht gerecht, weil sie
ihre "Beilaeufigkeit" bereits bei ihm selbst einbuessen
und ihre programmatisch-vorgefasste Auswirkung bei C. Zach besonders klar
zum Tragen kommt.
Schoedl vermeint im bisherigen Schrifttum zum Thema des siebenbuergisch-
saechsischen Nationalsozialismus zwei Grundtendenzen feststellen zu
koennen, "den Mythos eines siebenbuergisch-saechsischen Nationalsozialismus
schon unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg und zugleich die These eines
Minderheitenfaschismus", die er einer Ueberpruefung unterziehen
moechte (S.555,557). Das scheint ihm geboten, weil "die einzelnen historischen
Gestaltungen des deutschen extremen Nationalismus nicht unreflektiert gleichzusetzen"
seien. "Das historische Urteil" soll ueber eine "vergleichend-systematische"
Vermessung der "wichtige(n) Unterschiede in den Ursachen, Erscheinungsformen
und Auswirkungen" der Varianten des "voelkischen" Nationalismus "festen
Halt gewinnen" koennen "und nicht orientierungslos bald zeitgenoessischer
Stilisierung zum Opfer" fallen, "bald wechselnden Moden spaeterer Geschichtspolitik"
nachgeben." (S.557)
Schoedl verwahrt sich zwar davor, sein Unterfangen stelle "einen Versuch
der Verharmlosung dar" (unsere Unterstreichung), oder es sei "Scheu
vor dem klaren Urteil", oder ein "Freibrief fuer ein verharmlosend-beliebiges
Spiel mit Aehnlichkeiten und Unterschieden" (ebenda), aber weil er
seinen Diskurs an Teilaspekten wie Nationalismus und Minderheitenpolitik
festnagelt, kann er auch nur Teilurteile auftischen. Einem Hauptpunkt geschichtlicher
Tatsaechlichkeit, den individuellen und kollektiven Willenserklaerungen
und -aeusserungen, den Aspekten geschichtlicher Willensbildung,
spricht er jegliche Relevanz ab, so dass er beispielsweise die obsessive
Nachahmungssucht nationalsozialistischer Rituale und Inszenesetzungen als
identifikative Willensaeusserungen, die auch bei den gemaessigten
Nationalsozialisten eines Fritz Fabritius verbreitet waren, gaenzlich
ignoriert. So verwundert es kaum, dass Schoedl die nationalsozialisti-
schen Bestandteile des NSDR (Nationalsozialistische Selbsthilfebewegung
der Deutschen in Rumaenien)-Programms wie das Fuehrerprinzip und
die volksbiologisch-rassischen Vorsaetze einfach der sogenannten Selbstdarstel-
lung" der Selbsthilfebewegung zuschreibt (S.555,557). Auch betont Schoedl,
es solle "nicht ohne weiteres von Programmen auf die Realitaet geschlossen
werden" (S.564).
Der absolute Hoehepunkt Schoedelscher "Entpersonalisierung" - uebrigens gleichzeitig ein altbekannter Verharmlosungs-Stereotyp - ist die auf Plausibilitaet angelegte These, "die Auseinandersetzungen zwischen siebenbuergisch-saechsischer Fuehrung und Opposition" seien
ausschliesslich "persoenliche Gegensaetze und lokalpolitische
Reibereien, taktisches Manoevrieren und Interessenkonflikte" gewesen,
deren Traeger "an sich keine konzeptionellen Alternativen propagiert"
haetten (S.552f.). Schoedl will auch festgestellt haben, dass
"Seit etwa 1933" "gewissermassen sinnlose Rivalitaeten und Richtungskaempfe
den Lauf der Dinge" markierten. Der Hermannstaedter Sachsentag von 1933 soll
"eine lange Kette dramatischer Pseudoereignisse nach sich" gezogen haben
und die Jahre von 1933 bis 1945 sollen "nicht viel mehr als ein orientierungsloses
Abgleiten in die innere Aufloesung" gewesen sein (S.573).
Die bagatellisierende Tendenz Schoedls ist offensichtlich. Der absolute Hoehepunkt davon ist Schoedls Ablehnung jeglicher Zaesur in der Entwicklung des siebenbuergisch-saechsischen
Nationalismus. Verfasser plaediert fuer "Kontinuitaet, nicht Zaesur" (S.543), die er auch in Sachen Radikalisierung des Nationalismus in den 30-er Jahren zu erkennen glaubt:
es handle sich um die Entwicklung eines "gewachsenen nationalistischen
Konsenses" (S.558).
Seiner ausschliesslich national-nationalistisch gepolten Kontinuitaetsfixiertheit entspricht es auch, dass Schoedl die Abspaltung der DVR (Deutsche Volkspartei in Rumaenien) von der
NEDR (1935) auch nicht als Zaesur in der Entwicklung des siebenbuergisch-saechsischen
bzw. rumaenien-deutschen Nationalismus bewertet. Auch die Legalisierung
der Volksgruppe am 20. November 1940 legt Schoedl nicht als Zaesur
aus. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass er die Volksgruppenzeit
als Erfolgsstory praesentieren kann. Seine Begruendung: "Was man im Laufe
der gesamten Zwischenkriegszeit immer wieder eingeklagt, was man gleichermassen
mit der Kunst der pragmatischen Taktik wie des radikalen Protestes nicht
hatte erreichen koennen, naemlich die Realisierung der Karlsburger
Beschluesse und des Minderheitenschutzvertrages, das war nun einem
Achtundzwanzigjaehrigen, fuer den die Richtungs- und Positionskaempfe
der dreissiger Jahre im Grunde schon Geschichte waren, geradezu von
selber zugefallen." Nach weiteren Lobesworten fuer "Volksgruppenfuehrer" Andreas Schmidt
stellt Schoedl weitere fragwuerdige Behauptungen in den Raum: Schmidt
habe "die langfristig sinnentleerte, aber nicht durch eigene Schuld zur
Fremdbestimmung fuehrende Politikueberlieferung der Sachsen zu
einem "rumaeniendeutschen" Ende gebracht, zu einem Ende ohne Abschluss"
(S.582).
Solche Aeusserungen stimmen nachdenklich, weil sie die Volksgruppenzeit,
die eigentlich zu den schwaerzesten Abschnitten siebenbuergisch-saechsischer und rumaeniendeutscher Geschichte zaehlt, als Zeit politischer Erfuellung einstuft. Hier
soll das in Erfuellung gegangen sein, wofuer die Siebenbuerger
Sachsen und Rumaeniendeutschen seit dem Ende des Ersten Weltkrieges sich verzweifelt bemueht
hatten. Derartige Paradoxa kommen eben zustande, wenn eine "nivellierende"
Sichtweise von Geschichtsablaeufen darauf hinausgeht:
- Kontinuitaetsformen dort nachzuweisen,, wo es sie ueberhaupt nicht
gibt;
- Konfliktpotentiale und -situationen zuu ignorieren bzw. nur insoweit zur
Kenntnis zu nehmen, als sie sich ins Interpretationsschema einzwaengen
lassen;
- die bewusste politische Partizipation,, die politische Willensbildung
und -ausuebung, politische Interessen zu ignorieren usw. usf.
Schoedl schafft das mehrfache Kunststueck,
- die nationalsozialistische gemaessigtee Erneuerungsbewegung als
Kontinuitaetserscheinung des siebenbuergisch-saechsischen
Nationalismus herauszustellen;
- das Volksgruppenregiment aus der Tradiition des Nationalismus und der
Minderheitenpolitik der Siebenbuerger Sachsen heraus zu legitimieren
und umgekehrt,
- den Nationalisimus und die Minderheiteenpolitik von der schmerzlichen Episode der Volksgruppenzeit her zu legitimieren, indem er diese als Kroenung des Minderheitenkampfes
auslegt.
In seinem Bemuehen, den Vorgaengen und Ereignissen der Jahre
1933-1945 nicht nur die Schaerfe zu nehmen, sondern unliebsame Aspekte
ganz unter den Tisch zu kehren, dichtet Schoedl diesen Jahren Erlebnis-,
Orientierungs-, Folgenlosigkeit, politische Irrelevanz, gar Pseudoereignisse
und Politikersatz an (S.573f.), also lauter LOSIGKEITEN, deren nichtige
Natur konkrete Schilderung und Stellungnahme muessig macht. Schoedl
kehrt also gerade den HAFTIGKEITEN und TRAECHTIGKEITEN den Ruecken,
die das Wesentliche dieser Jahre ausmachen.
Besonders folgenschwer ist Schoedls konstruierte These, die Radikalisierung
des Nationalismus bei den Siebenbuerger Sachsen sei das Ergebnis "eines
gewachsenen nationalistischen Konsenses" (S.558), weil er damit den Vorstellungen
jener siebenbuergisch-saechsischen Zeitgeschichtler Vorschub leistet,
die den deutschen Nationalismus als festen Bestandteil des historisch gewachsenen
Identitaets- und Gruppenbewusstseins, der siebenbuergisch-saechsischen
Mentalitaet wahrhaben wollen. Schoedls "Methodik" eroeffnet
ferner die Moeglichkeit, aufgrund des deutschnationalen Identitaets-
und Mentalitaetskonstrukts das nationalsozialistische Gedankengut,
die nationalsozialistische Gesinnung ebenfalls als historisch gewachsenen
Bestandteil anzusprechen und zu legitimieren. Hier zeigt sich am krassesten,
welche Umdrehungen und Faelschungen Schoedls "Methodik" der "bruchlosen"
Entwicklung, der "Zaesurlosigkeit", produziert.
Diese, nennen wir sie "integrative" (d.h. auf
die geistesgeschichtliche Integrierung der nationalsozialistischen Gesinnung
bedachte) Deutungsmoeglichkeit raeumt eine weitere "Unbequemlichkeit" aus
dem Weg: die Tatsache, dass die nationalsozialistische Ideologie bei
den Siebenbuerger Sachsen (und Rumaeniendeutschen) eine reine Importerscheinung
ist. Indem diese Problematik ueberhaupt nicht angesprochen wird, entfaellt
auch das unangenehme Eingestaendnis, dass das nationalsozialistische
Gedankengut nicht nur auf bestellten Boden fiel, sondern dass die
nationalistischen Kraefte die ideologische Angleichung mit dem Deutschen
Reich bereits vor 1938 uebereifrig betrieben.
Schoedls Konstrukt ermoeglicht es auch, die Uebergriffe und
Uebertreibungen der Schmidt-Aera (1940-1944) durch Verharmlosung
zu entschaerfen, da sie doch in der Kontinuitaet des "historisch
gewachsenen" siebenbuergisch-saechsischen Nationalismus liegen
sollen.
Schoedls Modell laesst sich problemlos zu verharmlosenden
Zwecken optimal einsetzen und legitimiert die Moeglichkeit, dem unbequemem
Ballast tatsaechlicher politisch-ideologischer Ueberspitzung
und Ueberheblichkeit problemlos aus dem Weg zu gehen. Im Forschungskontext
des Nationalsozialismus bei den ausserhalb des Deutschen Reiches lebenden
Deutschen (Auslands- oder Volksdeutschen) angewandt, zieht Schoedls
Modell des sich zaesurlos entwickelnden Nationalismus (der Nationalisierung)
die Amputation, Verniedlichung oder Ausschaltung geschichtlich nachgewiesener Ereignisse, Entwicklungen, Handlungen, Absichtsbekundungen, Interessenlagen, Personen oder Personenkreisen
(politische Parteien, Parteiungen, Institutionen) und damit die grundlegende
Um- und Neugestaltung bisheriger Forschungserkenntnisse und -ergebnisse
- soweit diese vorliegen - nach sich.
Cornelius R. Zachs Aufsatz
Totalitaere
Bewegungen in der Zwischenkriegszeit: Rumaenen und Deutsche in Rumaenien.
Voraussetzungen, Aehnlichkeiten und Unterschiede
(in: Rumaenien
im Brennpunkt (Veroeffentlichungen des Suedostdeutschen Kulturwerks,
Reihe B: Wissenschaftliche Arbeiten, Bd.83) Muenchen 1998, S.135-151)
ist das juengste Beispiel fuer die unzulaengliche, zuweilen
wiederspruechliche Weise, in der manche Repraesentanten der siebenbuergisch-saechsischen
Zeitgeschichts-"Forschung" die Zeitspanne der zwanziger Jahre bis 1944 behandeln.
R.Zachs Text liefert ausgezeichnetes Belegmaterial dafuer, wie eine
durch Vorbehalte und Vorurteile gegaengelte Geschichtsschreibung funktioniert
- bzw. nicht funktioniert. Es geht Zach in erster Linie darum, die Verbreitung
des nationalsozialistischen Gedankenguts und Gebarens nur insoweit zuzugeben,
als das sein vorgefasster Standpunkt zulaesst.
So faellt es auf,
dass das Wort "Nationalsozialismus" erst auf der 6. Aufsatzseite auftaucht
(S.140), dann auch nur in Verbindung mit der radikalen Gruppe der DVR.
Der Leser erfaehrt erst auf der 13. Aufsatzseite (S.147), dass
die "Fabritianer" in ihrem Programm von 1933 von "Rassenhygiene" sprechen,
die "im nationalsozialistischen Sinne" zu verstehen ist. Kenner jener Ereignisse
werden gleich wissen, dass es sich um die "Erneuerungsbewegung" des
Fritz Fabritius handelt, deren Gebaren Zach aber bis zur genannten Stelle
nicht explizit als nationalsozialistisch benennt.
Aehnlich verfaehrt
Zach auch mit Bischof Staedel, der bekanntlich ein fanatischer Nationalsozialist
war. Auf S.146 heisst es, Staedel habe dem Nationalsozialismus nahegestanden,
auf S.148 heisst es dann, Staedel war "ein ueberzeugter Nationalsozialist".
Diese Inkonsequenz der Aussagen erweckt den Eindruck, dass Zach
sich nicht festlegen will. Eigentlich ist bereits die "Selbsthilfe", die
Vorgaengerorganisation der "Erneuerungsbewegung", beide unter Fritz
Fabritius, nationalsozialistisch, was laengst zu den nachgewiesenen
und erwiesenen historischen Fakten siebenbg.-saechsischer Zeitgeschichte
zaehlt (Vgl. Dr. Johann Boehm, Die Deutschen in Rumaenien
und die Weimarer Republik, Ippesheim 1993, Anhang Nr.6, Nr.8. Dass
Zach keine der aufschlussreichen Arbeiten Boehms heranzieht, ist
symptomatisch fuer die ausweichlerische Tendenz seines Aufsatzes).
Ebenfalls im Sinne
der zaghaften Einsetzung von "nationalsozialistisch" ist die vollkommen
unzutreffende Benutzung des Begriffs "faschistisch": die "faschistische
Erneuerungsbewegung" (S.135), oder "faschistische Zuege" (S.139) in
Verbindung mit dem nationalsozialistischen Treiben der Rumaeniendeutschen.
Sollte Zach der Unterschied zwischen italienischem Faschismus und deutschem
Nationalsozialismus verborgen geblieben sein?
Die Eilfertigkeit,
mit der Zach Themenschwerpunkte abhandelt, geraet in Widerspruch zum
Titel seines Aufsatzes, der doch anmeldet, das Totalitaere der Bewegungen
in der rumaenischen Zwischenkriegszeit, die Voraussetzungen, Aehnlichkeiten
und Unterschiede im Blickpunkt zu haben. Doch ueber das eindeutig nationalsozialistische Programm der siebenbuergischen "Selbsthilfe" aus dem Jahr 1929 heisst es lediglich,
es sei duerftig und ideenarm. Dann laesst Zach drei Programmpunkte
in teilweisem Wortlaut folgen, aber unter Aussparung einer Erklaerung
der Wendung "Zinsnehmen (ist) unsittlich, undeutsch" des dritten Programmpunktes
(S.143), die, wie saemtliche voelkisch-nationalsozialistischen
Auswuechse mechanisch - also unkritisch - aus dem binnendeutschen Arsenal
dieser Weltanschauung nach Siebenbuergen eingeschleppt wurde.
Bei der Aufzaehlung
der militanten Vorgehensweisen der rumaenischen und deutschen Rechten
uebersieht Zach die bei den Siebenbuerger Sachsen besonders ausgepraegten
Rufmordkampagnen gegen ihre demokratisch gesinnten Gegner (Bischof Viktor Glondys, Hans Otto Roth, Rudolf Brandsch) in ihren eigenen und
ihr zugetanen Presseorganen.
Zach stellt gelegentlich
ueberaus fragwuerdige Behauptungen auf, so beispielsweise, dass
"die deutsche Jugend Rumaeniens in der Schule offiziell fuer kurze
Zeit" nur "vor dem Ende des Nationalsozialismus in diesem Sinne (des Nationalsozialismus)
beeinflusst" wurde (S.143). Kein Wort ueber die nationalistisch
orientierte Jugendbewegung des "Wandervogels", die bereits in den endzwanziger
Jahren betont nationalsozialistisch agierte (der aus der Wandervogelbewegung
kommende Alfred Bonfert fungierte seit 1935 doch nicht zufaellig als
erster Mann der nazistischen DVR!); kein Wort ueber die in betraechtlichem
Masse vom Bazillus des Nationalsozialismus infizierte siebenbuergisch-
saechsische Lehrerschaft, ebenso kein Wort ueber die zahlreichen
Anhaenger des Nationalsozialismus in der Pfarrerschaft, hingegen die
einseitige Punktierung der Naehe zwischen der rumaenischen Legionaersbewegung
und dem orthodoxen Klerus (S.147f.).
Auch das beliebte Argument,
die siebenbuergisch-saechsischen Radikalen seien zum Unterschied
ihrer rumaenischen Gesinnungsgenossen durch keinen Mord aufgefallen,
dient ausschliesslich der Verharmlosung des Nazitreibens bei den Siebenbuerger
Sachsen. Uebrigens setzt das Verbrecherische nicht erst bei Mord ein,
sondern bereits in der ideologischen Phase. Eine Ideologie, wie die nationalsozialistische,
die von breiten Kreisen der Siebenbuerger Sachsen geteilt wurde, ist
in sich brandstifterisch angelegt und veranlagt. Die physische Gewalttat
bis hin zur Ausschaltung des Gegners ist nur die aeusserste Konsequenz
solcher Gesinnung.
Den Fuehrerkult
bringt Zach nur mit Fritz Fabritius in Zusammenhang (S.145), was nur die
halbe Wahrheit ist, weil die radikale DVR ebenfalls und ausschliesslich
nach dem Fuehrerprinzip aufgebaut war. Fabritius soll laut Zach bis
1938 vom Deutschen Reich unabhaengig gewesen sein (Ebenda), was nur
bedingt stimmt, weil das gefaehrliche Fuehrerprinzip von den Nazis
unter Bonfert konsequent durchgezogen wurde und beide Seiten, vor allem
aber die Radikalen, von verschiedenen deutschen Stellen finanziell unterstuetzt
wurden.
Plumpe Einseitigkeit
belegt die Kommentierung der antisemitischen Massnahmen der Volksgruppe
im Jahre 1941. Es ist kaerglich, sie lediglich auf die Suendenbock-Mentalitaet
zurueckzufuehren (S.146), ohne die Beziehung zum Gedankengut der
Deutschen Christen herauszustellen. Hier liegt doch ein weiterer Knackpunkt,
der den Importcharakter dieser Ideologie belegt. Doch Zach findet es
muessig, einen Kurzhinweis darauf in seinen Text einzubauen.
Geschichtsklitternd Verharmlosung ist Zachs Behauptung, "Die Legion" habe "in ihrer Ideologie einen irrationalen, fanatischen Zug" besessen, "der bei den deutschen "Erneuerern" fehlte. Ebenso abenteuerlich ist die Begruendung,
die Zach fuer die "Anstaendigkeit" der siebenbuergisch-saechsischen
Nationalsozialisten liefert: diese hatten eine "klare Ordnung einer deutschen
Organisation", waehrend die Legion hysterische, "an Fieberanfaelle
grenzende Handlungskette(n)" aufzeigte (S.149). Was soll das mit der "klaren
deutschen Ordnung" bei den siebenbuergischen Nazis? Die Folgen dieser
vorzueglichen "Ordnung" nicht allein fuer Deutschland und die Deutschen,
sondern fuer ganz Europa, duerften doch jedermann bekannt sein,
oder?
Zachs abschliessende
Feststellung, dass es unter den prominenten Rumaeneindeutschen
"keine konsequenten Gegner des Nationalsozialismus" gab, ausser Bischof
Glondys, dient der Abschwächung seiner bisher konsequent durchgezogenen Verharmlosungstaktik. (S.149). Viel zu duerftig faellt auch die Erklaerung aus, warum die totalitaeren Organisationen der Rumaenen und Deutschen scheiterten: angeblich, "weil ihre Antworten auf Fragen der Zeit irrational und ineffizient waren" (S.150).
Dieser Text hinterlaesst
den faden Nachgeschmack, dass der Vergleich zwischen der rumaenischen
und der deutschen totalitaeren Bewegung dem Verfasser nur als Vorwand
dient, um die letztere zu verharmlosen und schoenzufaerben.
Gehe zu Top