DIE TOTGESCHWIEGENE DIMENSION
The Hushed Up Dimension

VII.

DiE UNBEKANNTEN ARNOLD WEINGAERTNER und  FRITZ THEIL
nebst Texten von Weingaertner
THE UNKNOWN ARNOLD WEINGAERTNER and FRITZ THEIL
with Texts by Weingaertner



Wie aus überzeugten Nazis Widerständler gezimmert werden

Diese Kunst beherrscht Gustav Binder ausgezeichnet. Auf

http://www.siebenbuerger.de/sbz/sbz/news/1017219719,68805,.html

ist u.a. ueber die Journalisten Arnold Weingaertner und Fritz Theil zu lesen:

Seit den spaeten 1930er Jahren lebte er [Weingaertner] in Berlin. In den Jahren 1938-1944 war er als Redakteur bei der in Wien erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschrift „Nation und Staat“ taetig. Diese nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Namen „Europa Ethnica“ bis heute erscheinende Zeitschrift befasste sich mit europaeischen Nationalitaetenfragen, besonders aber mit der Situation der deutschen Minderheiten. Daneben war er aufgrund seiner Sprachkenntnisse beim deutschen Auslandsrundfunk als Leiter der Rumaenienredaktion sowie als Korrespondent fuer rumaenische Zeitungen journalistisch taetig. Vom Kriegsdienst blieb er freigestellt. Er hatte Kontakt zu einem Mann des 20. Juli, Dr. Fritz Theil, einem Siebenbuerger Sachsen. Dieser, ebenfalls beim Rundfunk taetig, hatte die Aufgabe, nach Gelingen des Attentats [gegen Hitler] dieses in einer Sondermeldung zu verkuenden. Der Text war vorbereitet.
Nach Kriegsende folgte die Flucht vor den sowjetischen Besatzungstruppen aus Berlin nach Wuppertal. Politisch unbelastet wurde er bei der dort erscheinenden „Westdeutschen Rundschau“ stellvertretender Chefredakteur und leitete das Politikressort.

Die Zeitschrift „Nation und Staat“ war keinswegs "wissenschaftlich". Seit ihrem Bestehen (erster Jahrgang 1927/28) wurde unter dem Deckmantel europaeischer Nationalitaetenfragen ein ruecksichtsloser Deutschnationalismus und Pangermanismus getrieben und die sogenannten Grenz- und Auslandsdeutschen gegen ihre jeweiligen Gastlaender in germanozentrischer Manier aufgeputscht. "Nation und Staat" war eine ausschliesslich ideologisch ausgerichtete Publikation, die ohne Schwierigkeiten an den NS-Staat und an dessen Umtriebe Anschluss fand. 1938, nach der Einverleibung Oesterreichs durch den NS-Staat, entwickelte sich dieses Organ des extremen Deutschnationalismus erst unter der entscheidenden Mitwirkung ihres neuen Schriftleiters Weingaertner zu einem NS-Blatt, das die NS-Ideologie vorbehaltlos propagierte. Dabei kamen Weingaertner die waehrend der Studienzeit geknuepften Beziehungen zu nachmaligen NS-Schreibtischtaetern, vor allem zu Juristen und Presse- und Rundfunkjournalisten zugute. Mit seinem Antritt bei „Nation und Staat“ nehmen auch die von „Suedostdeutschen“ handelnden und fuer die „Suedostdeutschen“ bestimmten Artikel an Bedeutung zu. Hier eine Aussage Weingaertners aus „Nation und Staat“, 13.Jg., 1939/40, S.171:
So selbstverstaendlich die Treue dem Koenig und dem Staat gegenueber ist, so abwegig ist es, von der deutschen Jugend einen Treueschwur fuer das rumaenische Volk zu verlangen. (Artikel „Die deutsche Jugend in Rumaenien“).
Im Organ der „Deutschen Volksgruppe in Rumaenien“, Suedostdeutsche Tageszeitung, schreibt Weingaertner ueber „Der dritte Kriegsfruehling“:
[...] Die Zeit ist ernst, und das Volk weiss, dass sie ernst ist. Es weiss, dass es aber auch nur einen einzigen Weg gibt, den Sieg zu erringen: die Anspannung aller Kraefte und das willige Aufsichnehmen aller Beschwerden, die ein Krieg im dritten Jahr mit sich bringt.
Der Deutsche ist ein nuechterner Mensch, und er waegt die Dinge genau ab. Er weiss, und seine Fuehrung bestaetigt es ihm, es kann nur noch kurze Zeit dauern, bis die Riesengebiete, die von den europaeischen Truppen erobert wurden, fuer die Ernaehrung der Voelker aktiviert werden, und er weiss, dass nach dem Sieg sich die Tore oeffnen in ein unermesslich weites Gebiet von Arbeit und Erfolg. Volk und Fuehrung streben diesem Augenblick gemeinsam zu, und die Fuehrung mutet dem Volk nichts zu, was nicht unbedingt noetig waere. [...]
(SODTZ 90. Folge, 19. April 1942, S.6).

Einige bereits in ihrer Formulierung aufschlussreiche Titel von Weingaertner-Artikeln lassen seinen ideologischen Standort einwandfrei erkennen:

„Les responsables de la défaite polonaise“, in: NuS, 13.Jg., 1939/40, S.123f.
Das nationalitaetenpolitische Jahr 1940, in: NuS, 14.Jg., 1940/41, S.152-159.
Der nationalitaetenpolitische Film, in: NuS, 14.Jg., 1940/41, S.255f.
Suedost-Neuaufbau auf volklicher Grundlage, in: DA., Jg.42, Heft 4, 4. April 1942.
Das Reich – Dr. Arnold Weingaertner ueber das kommende Reich (SODTZ F.127, 5. Juni 1942, S.1f.). [NuS.= Nation und Staat; DA = Deutsche Arbeit]

Die von Weingaertner mit einem zweifelsfrei in und fuer die „deutsche Sache“ begruendeten Eifer gebotenen Buchbesprechungen weisen ihn als ueberzeugten NS aus (allein über 26 Rezensionen in den Jahrgaengen 1938/39 -1940/41 von „Nation und Staat“). Die von ihm besprochenen Autoren sind allesamt als fanatische Exponenten des NS-Reichsexpansionismus und Rassismus aktenkundig:

Der vor allem in Verbindung mit der Zertruemmerung der Tschechoslowakei und der gnadenlosen Besatzungspolitik auf tschechisch-slowakischem Territorium ausgewiesene „Rechtsexperte“ Hermann Raschhofer;
- der aus Ungarn stammende „Experte“ in der auf Expansion und Voelkerumsiedlung und -vernichtung ausgerichteten NS-Raum- und Bevoelkerungspolitik Walter Schneefuss;
- der mit der Suedostdeutschen Forschungsgemeinschaft (Wien) eng verbandelte Direktor des Brukentahlmuseums und „Parteigenosse“ Rudolf Spek;
- der SS-Obergruppenfuehrer und „Rechtesexperte“ Wilhelm Stuckart, der mit Hitler eng bei der Formulierung der „Nuernberger Gesetze“ (=Ausgrenzung der Juden, Rassengesetze) zusammenarbeitete und zusammen mit Hans Globke Mitverfasser des „Kommentars zur deutschen Rassengesetzgebung“ (1936) ist [Biogr. Lexikon des Dritten Reichs];
- der Oesterreicher Heinz Brunner, der die staatstotalitaere Theorie der „organischen Ordnung“ entwickelte und im Maerz 1940 als Arbeitsschwerpunkte der Suedostdeutschen Forschungsgemeinschaft mit Sitz in Wien u.a. die Ermittlung des  „blutsmaessigen germanisch-deutschen Anteils“ an der Bevoelkerung des Suedostraums nannte (Michael Fahlbusch, Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931-1945, Baden-Baden, 1999, S.643);
- der „Balkanexperte“ Franz Thierfelder, der bis 1937 Generalsekretaer der in Muenchen beheimateten „Deutschen Akademie“ war. Diese Institution war neben dem Suedost-Institut Muenchen in der „suedostdeutschen Volkstumsarbeit“, lies ideologisch-propagandistischen Mobilisierung und Funktionalisierung der „Suedostdeutschen“ fuer die expansionistischen Reichsinteressen, fuehrend taetig;
- Karl von Loesch, der sich ebenfalls als Bevoelkerungs- und „Raumplanungsexperte“ hervortat und waehrend der vom Auslandwissenschaftlichen Institut in Berlin veranstalteten Auslaenderkurse als „Altmeister des Nationalismus“ auftrat; auch war er Direktor der Abteilung Volkstumskunde und Volksgruppenfragen des genannten, von der SS dominierten Instituts;
- Hanns Johst, Praesident der Reichsschrifttumskammer, u.ae. mehr.



                Mit FRITZ THEIL hat es folgende Bewandtnis: T. loeste im April 1942 den im Propagandaministerium von Goebbels taetigen Ministerialdirigent Hans Fritzsche als Sprecher der „Politischen Zeitungs- und Rundfunkschau“ ab. „Dr. Fritz Theil in Berlin, der unseren Lesern als ehemaliger Hauptschriftleiter des „Siebenbuergisch-Deutschen Tageblattes“ bestens bekannt ist, war schon bisher fuer den deutschen Rundfunk taetig und war unseres Wissens Verfasser der mittaeglichen „Berichte zur Lage“ ". (Suedostdeutsche Tageszeitung, 907. Folge, 19. April 1942, S.4).

Wer war nun Hans Fritzsche, an dessen Stelle Theil als Rundfunksprecher trat? Im „Biogr. Lexikon zum Dritten Reich“, hg. v. Hermann Weiß (Frankfurt a.M, 1998), heisst es ueber ihn:

„Seit 1.5.1933 Leiter des Nachrichtenwesens in der Presse-Abteilung von Goebbels‘ Propagandaministerium unter gleichzeitigem Beitritt zur NSDAP. Zustaendig fuer die Gleichschaltung saemtlicher Nachrichtenkanaele, die Kontrolle der deutschen Presseveroeffentlichungen und der Nachrichtenversorgung des Auslandes. Seit 1937 auch Rundfunkkommentator. Seit Nov. 1942 Ministerialdirektor und Leiter der Rundfunkabteilung des Propagandaministeriums.“

Wenn nun der Siebenbürger Sachse Fritz Theil die Nachfolge dieses bedeutenden Exponenten des NS-Propagandaapparates antrat, so weist das zweifelsfrei darauf hin, dass Theil das politische und ideologische Vertrauens der hoechsten NS-Fuehrung genoss. Dass ein solcher Mann zum Widerstaendler gegen Hitler mutiert sein soll, ist deshalb in den Bereich der Legendenbildung zu verweisen und ist das Ergebnis einer wohl ueberlegten Verschleierungstaktik.


Weingaertner und Theil sollen als erwiesenermassen bis ins kleinste in den NS-Betrieb verzahnte Akteure Widerstaendler gewesen sein? Da wird recht unbedenklich, leichtfertig und unbeschwert ein gefaehrliches Spiel der Realitaetsverzerrung und Verdraengung historischer Tatsachen gespielt. Es kostet wohl erhebliche Ueberwindung, einfach zuzugeben, dass Weingaertner und Theil Siebenbuerger Sachsen waren, die wie Erhard Plesch, Hans Meschendoerfer oder Hans Mieskes treue Diener und Erfuellungsgehilfen der NS-Ideologie und des NS-Staates waren, die in ihrer damaligen Taetigkeit alles daran setzten, dass der sogenannte "deutsche Gedanke", die „deutsche Wirklichkeit und Wahrheit“ ueber Judentum, Bolschewismus, Freimaurertum, Untermenschentum, Plutokratie und westliches, anglo-amerikanisches Demokratieverstaendnis, gegen Intellektuelle und gegen den verpoenten Intellektualismus triumphiert. Dass Weingaertner als politisch unbelastet eingestuft wurde, bedeutet ueberhaupt nichts, wo erwiesen ist, dass die frueheren Nazis in der jungen Bundesrepublik schnell wieder in Presse und Rundfunk Fuss fassten und nun eifrig im Kampf gegen die Sowjetunion und gegen den Kommunismus Lorbeeren ernteten. (Vgl. Norbert Frei (In Zusammenarbeit mit Tobias Freimueller, Marc von Miquel, Tim Schanetzky, Jens Scholten, Matthias Weiss), Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945, Frankfurt/New York 2001).




Dokumentarischer Anhang

Texte von Arnold Weingaertner

„Les responsables de la défaite polonaise“

Weingaertner knuepft an die Analyse des Exilpolen Ksidusiczki in der Zeitschrift „Voix des peuples“ in Verbindung mit dem „vollstaendigen polnischen Zusammenbruch“ an und bemerkt, „das Grunduebel des gewesenen polnischen Staates“ sei „die ungeloeste Nationalitaetenfrage“ gewesen. In Polen sollen angeblich 12 Millionen „Minderheiten“ gelebt haben. Hinzu seien noch außenpolitische Ereignisse getreten, „die den Zersetzungsprozess Polens beschleunigten“. Weingaertner unterstreicht, Ksidusiczki erkenne „zum ersten Male von polnischer Seite die wahren Ursachen der Katastrophe“.

Zu dem innenpolitischen Teil der Darstellung Ksidusiczkis sei noch bemerkt, dassdie Schuld an der Aufloesung des Staates die Polen ganz allein trifft, die seit 1919 erklaerten, ihre nationalen Grenzen seien unbefriedigend, und man muesse ihnen noch „polnisches germanisiertes Volksgebiet“ zuerkennen. Die voellig verfehlte Politik den Volksgruppen gegenueber untergrub die innere Festigkeit des Staates allmaehlich vollkommen. Die aussenpolitisch unglueckliche Anlehnung an die Westmaechte und der damit verbundene Zusammenbruch des Polens von Versailles war der Schlussstein in dieser Entwicklung. [...] Der schnelle Zusammenbruch der polnischen Armee und damit des ganzen Staatsgebildes zeigte, wie labil die innere Festigkeit Polens war, und bestaetigte wieder einmal die Tatsache, dass die Unterdrueckung fremder Volksteile letzten Endes immer auf den Unterdruecker selbst zurueckfaellt.
(Nation und Staat, 13.Jg., 1939/1940, S.123f.)

[Weingaertner vertritt hier nicht etwa einen eigenen Standpunkt, sondern den der Reichspropaganda: das Opfer der deutschen Aggression ist selber Schuld an seinem Untergang; die Hauptursache dafuer sei die verfehlte Nationalitaetenpolitik Polens gewesen. Die „Volksdeutschen“ im damaligen (ehemaligen) Polen wurden von der NS-Propaganda zur Legitimation ihrer expansionistisch-kriegerischen Ziele auch filmisch instrumentalisiert]


Die deutsche Jugend in Rumaenien

[...] Die Tatsache der verschiedenen Herkunft beruehrte nur die erste Jugendgeneration nach Friedensschluss, die ihre Erziehung noch in den alten Staatsgemeinschaften erlebt hatte, sie trifft aber nicht mehr auf die gegenwaertige Generation zu, der die Zeit vor dem Weltkriege noch keine entscheidenden Eindruecke vermitteln konnte. Diese Jugend brachte ihrem gemeinsamen Jugenderlebnis  gemaess auch die besten Voraussetzungen fuer die Schaffung eines deutschen Gemeinschaftsbewusstseins aller deutschen Gruppen Rumaeniens mit.
[...] Wohl kam es ihr (der deutschen Jugend in Rumaenien) aber zu, jeweils den Durchbruch zum Neuen zu vollziehen und damit die Arbeit der Aelteren den neuen Gegebenheiten anzupassen und zu ergaenzen. Von der Ebene des Hineinwachsens in die zukuenftige Fuehrerrolle will das Wesen der deutschen Jugend verstanden sein. [...]
Das Ideal einer „sorglosen Jugend“, das eine Volksgruppe niemals verwirklichen kann, ohne sich schwer zu schaedigen, wurde bewusst abgelegt und an seine Stelle trat der Wille zur Mitarbeit am Volksganzen. Hand in Hand mit dieser Erscheinung ging die straffe Organisierung der jungen Generation zu gemeinsamer Arbeit. [...] Der Wandervogel war nicht politisch bestimmt, sondern er ging von der Reform des gesellschaftlichen Lebens aus, dem er neue Grundlagen, die im Voelkischen verwurzelt waren, geben wollte [Beachten Sie, bitte, wie widerspruechlich diese Aussage ist: die alles politisieren wollten, schreiben sich voellige Politiklosigkeit, also auch Ideologielosigkeit zu] [...]
[...] Die „Deutsche Jugend“ [seit 1939] arbeitet nach dem Prinzip: Jugend soll von Jugend gefuehrt werden. Daher werden die Jugendfuehrer der DJ ausschliesslich aus der Jugend selbst genommen. Diese Jugendfuehrer aber stehen in ganz besonders scharfer Zucht und sollen der Gefolgschaft nicht nur sagen koennen, was sie zu tun hat, sondern ihr auch vorleben und durch ihr Vorbild wirken. Die Jugend stellt sich in den Dienst der Gesamtheit, und in straffer Zucht und Disziplin waechst ein neues Geschlecht heran, das zielbewusst im Dienste der Gemeinschaft seine Pflicht tut.“ [...]
(Nation und Staat, 1939/1940, S.165-169)

Der nationalitaetenpolitische Film

Rascher Wechsel des Geschehens, hoechste Dramatik und oft auch tiefste Tragik, die dem nationalitaetenpolitischen Leben in den letzten Jahren in steigendem Masse innewohnten, boten denkbare Stoffe fuer den Film.
Das Positive des nationalitaetenpolitischen Films liegt darin, dass er die Moeglichkeit hat, Ablauf und Problematik des volksdeutschen Daseins eindringlich darzustellen und darueber hinaus durch den Einsatz bekannter Schauspieler und einer spannenden Handlung auch die Kreise des deutschen Volkes am Volksdeutschtum zu interessieren [...].
Es galt also, die schwierige Aufgabe zu loesen, ohne dem Kitsch und der Sentimentalitaet zu verfallen, doch im Rahmen einer der Wirklichkeit entsprechenden Handlung das Besondere des volksdeutschen und im weiteren Rahmen auch nationalitaetenpolitischen Lebens zu erfassen und echt darzustellen.“
Weingaertner schreibt nun ueber den Film „Kampfgeschwader Luetzow“,
der das ganze Geschehen um die polnischen Mordtage wiedergibt. [...] Um so erfreulicher ist es, festzustellen, daß es in diesem Film gelungen ist, die Tatsache des Geschehens, den Marsch der Volksdeutschen auf den polnischen Landstrassen, die Brutalitaet und Herzlosigkeit ihrer polnischen Waechter, realistisch zu erfassen und zugleich die grelle Schwarzweissmalerei und die Dutzenddramatik zu vermeiden. [...]
Dieser Film hat aber auch noch einen volkpolitischen Hintergrund. Er stellt das volksdeutsche Geschehen in den groesseren Rahmen des Kampfes der deutschen Wehrmacht gegen Polen und laesst eine Heirat zwischen einem reichsdeutschen Soldaten und einem volksdeutschen Maedchen zustande kommen. Durch diese Lenkung des Geschehens wird in menschlich sehr verstaendlicher Weise und psychologisch richtig die Tendenz der engen Verschmelzung von Menschen gleichen Volkstums herausgestellt. [...] Der Anfang des volksdeutschen Films ist gemacht worden und er ist nicht schlecht gelungen. [...]
(Nation und Staat, 1940/41, S.255f.)

[Es handelt sich um einen zynisch angelegten Propagandafilm, der die militaerischen Schreckensereignisse in Polen, die aufs Konto der Wehrmacht und der SS-Einsatzkommandos gehen, mit einem recht kitschigen und sentimental angelegten Filmszenario in pangermanischer Manier ungeschehen machen will. Auch wird die Aggression gegen Polen aus deutsch-voelkischer Sicht legitim dargestellt und ausschliesslich auf die antipolnischen Ressentiments der Zuschauer und auf deren fanatischen Deutschnationalismus gesetzt]


Der dritte Kriegsfruehling

Berlin, Anfang April 1942
[...] Die Zeit ist ernst, und das Volk weiss, dass sie ernst ist. Es weiss, dass es aber auch nur einen einzigen Weg gibt, den Sieg zu erringen: die Anspannung aller Kraefte und das willige Aufsichnehmen aller Beschwerden, die ein Krieg im dritten Jahr mit sich bringt.
Der Deutsche ist ein nuechterner Mensch, und er waegt die Dinge genau ab. Er weiss, und seine Fuehrung bestaetigt es ihm, es kann nur noch kurze Zeit dauern, bis die Riesengebiete, die von den europaeischen Truppen erobert wurden, fuer die Ernaehrung der Voelker aktiviert werden, und er weiss, dass nach dem Sieg sich die Tore oeffnen in ein unermesslich weites Gebiet von Arbeit und Erfolg. Volk und Fuehrung streben diesem Augenblick gemeinsam zu, und die Fuehrung mutet dem Volk nichts zu, was nicht unbedingt noetig waere.
Deshalb hat das deutsche Volk die Kuerzung der Lebensmittelrationen gleichmuetig zur Kenntnis genommen, und deshalb schreitet es auch in diesen Fruehling der erhoehten Anstrengung guten Mutes. Deutschland sieht den Sieg greifbar vor sich, und es bereitet sich in diesen Wochen darauf vor, zu einer ungeheueren Kraftanstrengung anzusetzen, um endgueltig das Kriegsgeschick zu seinen Gunsten zu zwingen. Dieses Bewusstsein gibt dem dritten deutschen Kriegsfruehling ein ernstes, aber zuversichtliches Aussehen.
(Suedostdt. Tageszeitung, 19. April 1942, S.6).

Die nationalsozialistische Versuchung im Suedostdeutschtum

[...] Bei der Untersuchung der wirklichen Motive der mit dem Nationalsozialismus sympathisierenden Politiker in der deutschen Volksgruppe Rumaeniens muss noch genau geprueft werden, in wieweit es sich hier um echte Nationalsozialisten handelte, oder nur um politische Taktiker. [...]

[...] Untersucht man das Phaenomen des Nationalsozialismus in Siebenbuergen, dann laesst sich zweierlei feststellen: Nur ganz wenige Siebenbuerger Sachsen haben daran gedacht, die Verhaeltnisse des reichsdeutschen Nationalsozialismus auf Siebenbuergen zu uebertragen. Lediglich die radikale Volksfuehrung der letzten Tage vor dem Ende hatte derartige Ideen. [...] Die uebrige Volksfuehrung [...] nahmen ausserdem zur Rassenfrage, einem Kernstueck der nationalsozialistischen Ideen, eine sehr vorsichtige Haltung ein. Zum zweiten kann man heute sagen, dass die gesamte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nur eine Angelegenheit der Oberschichten und der Staedte war, in denen damals etwa 20 Prozent des siebenbuergisch-saechsischen Volkes lebten. Die Masse also der Bauern, wurden vom Nationalsozialismus kaum erfasst. [...]

(Suedostdeutsche Vierteljahresblaetter, 2/1979, S.99, 101).
[Hier ist der Geschichtsrevisionist Weingaertner am Werk]

DIE AKTUELLEN THEMEN

Counter


Datei: Dimension8.html            Erstellt: 06.04.2002            Geaendert:24.10.2002             Autor und © Klaus Popa


 
 
 
 
 
 
 
  1