DIE TOTGESCHWIEGENE DIMENSION
The Hushed Up Dimension

VI.

DER UNBEKANNTE ERHARD PLESCH
THE UNKNOWN ERHARD PLESCH


Zu der Stellungnahme von Oliver Kloeck im SbZ-Forum  vom 10. Maerz  2002 ,  Kommentar: Erhard Plesch: Beispielhaft engagiert in allen sächsischen Fragen ,  moechte unsere Reihe einiges ergaenzen und naeher dokumentieren.

Doch zunaechst einige Worte ueber das Menetekel des Totschweigens, an welchem auch diese neueste Lobeshymne auf einen verstorbenen Saeulenheiligen aus der Feder von Dr. Wolfgang Bonfert krankt.  Das Totschweigen gehoert, nach den ausgewiesenen Worten eines ehemaligen PK (Propganda-Kompanie)-Angehoerigen, Georg Schmidt-Scheeder (Reporter der Hölle. Die Propaganda-Kompanien im 2. Weltkrieg Erlebnis und Dokumentation, Stuttgart 1977) , zum unerschoepflichen Instrumentarium des  obersten Luegenschmieds des NS-Regimes, Josef Goebbels, der den PK-lern nicht nur das propagandistisch-ideologische, sondern auch das methodische Ruestzeug der industriell produzierten NS-Luegen mit auf den Weg ins Kriegsgeschehen gab. Schmidt-Scheeder schreibt:

Eine andere, eigentlich gegenteilige Goebbels-Methode war die Taktik des Totschweigens (Prinz Louis Ferdinand von Preußen: „Das Schlimmste, was Goebbels mit uns gemacht hatte, war, dass er uns einfach totgeschwiegen hat!“)(S.20)
Diesem eisern befolgten Propagandagebot sind leider saemtliche Ehrungen, Gedenkartikel und dergleichen Texte, also das hagiografische (=heiligenverehernde) Druckmaterial verhaftet, das unsere Reihe kritisch beleuchtet. Um das Totschweigen im Fall Erhard Plesch in sein Gegenteil umzukehren, hier ein Text dieses "verdienstvollen" Volksmanns aus der Zeit, als er die Schluesselstellung des Schatzmeisters der SS-dominierten "Volksgruppe der Deutschen in Rumaenien" (1940-1944) inne hatte. Es sei auch auf unsere frueheren Ausfuehrungen ueber Plesch unter

Die totgeschwiegene Dimension 2: Der unbekannte Oswald Teutsch

hingewiesen, wo Anmerkung 1 naeheres ueber Pleschs Person  ausfuehrt.



So liest sich der "Schatzmeister" Plesch im Organ der "Volksgruppe", Suedostdeutsche Tageszeitung, 50. Folge, 3. Maerz 1943, S.3:
 Der Volksbeitrag als voelkische Pflicht

Eine nationalsozialistische Fuehrung muss ueberall dort eingreifen, wo althergebrachte Einrichtungen und Formen dem Geist der Zeit nicht entsprechen. So war es geradezu eine Selbstverstaendlichkeit, dass in dem vergangenen Jahr der Volksbeitrag als Ausdruck des voelkischen Willens und als Bekenntnis eines jeden eizelnen zu seinem Volke auf neue Grundlagen gestellt werden musste, um vor allem die Ausgaben, die mit der deutschen Schule im Zusammenhang stehen, erfuellen zu koennen.

Auf Grund der verschiedenen Einkommensquellen ist für jeden Volksgenossen, der im Erwerb steht, die Grundlage zu seiner Bemessung festgestellt worden und nach dieser Bemessungsgrundlage, unter Beruecksichtigung eines sozialen Kinderabzuges beziehungsweise Junggesellenzuschlages und unter Anwendung eines progressiven Beitragsschluessels der Volksbeitrag vorgeschrieben worden. [...]

Das Schatzamt steht vor dem Abschluss seiner diesjaehrigen Taetigkeit. Die Einhebung des Volksbeitrages zeigt das Bild seiner Arbeit und gleichzeitig den Einsatz des betreffenden Ortes oder Kreises in Erfuellung seiner Pflichten und in der Bereitschaft, das Bekenntnis zur Gemeinschaft durch Taten zu beweisen. Es kann gesagt werden, dass der deutsche Bauer uns vor allen Dingen auch in dieser Hinsicht verstanden und bereits heute, mit wenigen Ausnahmen, seinen Volksbeitrag gezahlt hat. Viele Gemeinden unseres Siedlungsgebietes haben 90-100 Prozent gezahlt. Der deutsche Bauer ist stolz darauf, dass er mit seinem Beitrag mithilft und teilnimmt an der Kulturerhaltung, die wir ihm, vor allem aber seinen Kindern geben, und sieht in dem Volksbeitrag die Leistung der Gemeinschaft, die uns als deutschen Vorposten des Suedostens stark macht und allein die Voraussetzung schafft, von den Vaetern ererbtes Gut zu erhalten, zu staerken und zu vermehren. [...]

Durch den Volksbeitrag bekennen wir uns durch die Tat zum deutschen Volk und geben der Volksgruppe die Moeglichkeit, die grossen Aufgaben, die ihr gerade im Krieg gestellt sind, zu erfuellen. Wir muessen auch auf diesem Gebiete alle Kraefte mobilisieren, als verschworene Kampfgemeinschaft auch den letzten, der seinen Volksbeitrag noch nicht gezahlt hat, anrufen, denn als voelkische Pflichterfuellung ist er der Beitrag der Heimatfront zum Sieg.


Ueber die wirtschaftlichen Verflechtungen der "Volksgruppe" mit den expansionistischen, auf Voelkervernichtung ausgerichteten Kriegszielen des Dritten Reiches wiesen wir in der Folge

Die totgeschwiegene Dimension 2: Der unbekannte Oswald Teutsch

hin. Plesch erweist sich hier als mit den Segnungen der NS-Propganda gut bestueckter Erfuellungsgehilfe seiner recichsdeutschen Auftraggeber. Das Paradoxe und Tragische zugleich an solchen Figuren wie Plesch und Funktionaerskollegen ist, dass sie ihre Rolle als Aufputscher der Volksdeutschen in Rumaenien ausgezeichnet beherrschten und sich recht fanatisch ins Zeug legten fuer "voelkische Pflichterfuellung" und "Beitrag der Heimatfront zum Sieg". Sie scheuten kein Mittel, keine Massnahme, um das ihnen von Berlin her gesteckte Ziel des kriegerischen "Endsiegs" wenigstens glaubensmaessig zu verwirklichen, denn tatsaechlich war dieses Ziel wie vieles im NS unerreichbar und nicht zu verwirklichen.

Der Fall Plesch zeigt, was Leute, die geistig in recht beschraenktem Mass und berufsmaessig auch nur in den wenigsten Faellen wirklich das Zeug zum Politiker hatten, in ihren ausschliesslich auf ideologisch-propagandistischer Grundlage errungenen, selbst erschlichenen Machtpositionen, anzurichten im Stande waren. Im Namen des "Zeitgeistes" zertruemmerten sie ohne Vorbehalt die "alten Einrichtungen", im Namen des "Zeitgeistes" vermeinten sie durch die gnadenlose Zerstoerung ueberkommener Verwaltungs- und Lebensformen dem "voelkischen Willen" zu genuegen und damit dem obligat gewordenen "Bekenntnis eines jeden einzelnen zu seinem Volke" Geltung zu verschaffen. Und der sogenannte "Volksbeitrag", eigentlich eine NS-Kopfsteuer, galt als Wertmesser fuer "den Einsatz des betreffenden Ortes oder Kreises in Erfüllung seiner Pflichten" und wurde als "Bereitschaft, das Bekenntnis zur Gemeinschaft durch Taten zu beweisen" ausgegeben.

Anscheinend ist Plesch und seinesgleichen nicht aufgefallen, dass die puenktliche Ausfolgung des "Volksbeitrags" unter den von Plesch genannten Voraussetzungen und Beweggruenden eigentlich zu einem bequemen Absolutionsmittel verkommt. Denn sein "Bekennntis zur Gemeinschaft", "den Einsatz" von Orten und Kreisen, die Pflichterfuellung einzig und allein davon abhaengig zu machen, ob man seinen "Volksbeitrag" geleistet hat, entspricht doch einem Freikauf. Man kauft seinen eigenen Frieden frei, indem man den "Volksbeitrag" an die "Volksgruppe" entrichtet. Diesen Eindruck koennen die weiteren Aufruffloskeln Pleschs nicht erschuettern. Weil leider auch die Gleichungen:

- der "Volksbeitrag" druecke die "Leistung der Gemeinschaft" aus; der "Volksbeitrag" mache "uns als deutschen Vorposten des Suedostens stark"; vom "Volksbeitrag" haenge es ab, "von den Vaeteren ererbtes Gut zu erhalten, zu staerken und zu vermehren"; der "Volksbeitreg" stelle ein Bekennntis "durch die Tat zum deutschen Volk" dar und ermoegliche der "Volksgruppe", die ihr "im Krieg gestellt(en)" "grossen Aufgaben" zu erfuellen,

ebenfalls nach dem Grundsatz des sich Freikaufens funktionieren. Zwar wurde mit dem "Volksbeitrag" ein materieller Beitrag geleistet, doch Pleschs Ausfuehrungen moechten die Leistung dieses Beitrags ausschliesslich mit ideellen, von der NS-Propaganda vorgegebenen Wertvorstellungen und Massstaeben erfuellt wissen. Mit anderen Worten: Plesch moechte seinen "Volksgenossen" den "Volksbeitrag" dadurch schmackhaft machen, dass er ihn ganz mit Inhalten des NS-Glaubens erfuellt. Das Ablassmaessige dieses "Geschaefts" ist unverkennbar. Zwar heisst es jetzt nicht: indem du deine Suenden erkaufst, bist du von diesen befreit, sondern es heisst: indem du den "Volksbeitrag" leistest, hast du quasi mehrere Pflichuebungen auf einen Schlag erledigt:

- du hast dem "voelkischen Willen" entsprochen;
- du hast dich zu deinem, zum deutschen "Volk" bekannt;
- du hast deine "voelkische Pflicht" erfuellt;
- du hast die "Leistung der Gemeinschaft" vermehrt;
- du hast der "Kulturerhaltung" gedient;
- du hast die Rumaeniendeutschen als "Vorposten des Suedostens" stark gemacht;
- du hast dich zur "deutschen Tat" bekannt;
- du hast dem Kriegsaufwand deiner "Volksgruppe" gedient.

Die Folgen und Ergebnisse dieses von Plesch in der besten Manier Goebbelscher Propagandatricks befuerworteten und verwirklichten "Volks"-Politik sind recht gut bekannt. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum jetzt auch Wofgang Bonfert dieses dunkle Kapitel organisierter Hochstapelei und Aufschneiderei aus dem Leben von Erhard Plesch totschweigt.

Ausserdem sollte es Bonfert und seinesgleichen daemmern, dass billige Propagandatricks Goebbelsscher Natur im 21. Jahrhundert nicht mehr tragen: denn stures Totschweigen ist nicht mehr das Allheilmittel, um wegen ihrer Abgruendigkeit unliebsameTatsachen und Handlungen ungeschehen zu machen!


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Datei: Dimension7.html                Erstellt: 16.03.2002            Geaendert:            Autor und © Klaus Popa


 
 
 
 
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