FAQ:
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-> Was sind eigentlich Leuchtkäfer?
-> Wo kann man Leuchtkäfer finden?
-> Warum können so viele Weibchen (Lampyridae, Phengodidae) nicht fliegen?
-> Wie kann ich Leuchtkäfer fördern?
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-> Was sind eigentlich Leuchtkäfer?
Als Leuchtkäfer im eigentlichen Sinne bezeichnet man die Käfer-"Familie" Lampyridae.
Die nahe verwandten Phengodidae werden häufig als "Federleuchtkäfer" angesprochen. Andere "Familien", für die Biolumineszenz typisch ist, sind z.B. die Rhagophthalmidae und Omalisidae. Etwas inkorrekterweise könnte man sie als "Ur-Leuchtkäfer" recht treffend benennen. Sie sind nah mit den Lampyridae und Phengodidae verwandt und werden z.T. nicht als eigene "Familien" anerkannt, so dass Vertreter der "Ur-Leuchtkäfer-Familien" auch je nach Autor zwischen Lampyridae und Phengodidae hin-und-her verschoben werden (kürzlich z.B. in Stanger-Hall et al. [35]).
Wörtlich genommen können aber auch generell Käfer mit Leuchtvermögen
als Leuchtkäfer gelten, oder einfach mal "auf Schlau übersetzt", könnte
man sagen: "Es handelt sich um biolumineszente Vertreter des Taxons
Coleoptera." Verbreitet sind auch die
Begriffe "Glühwürmchen" bzw. "Glühwurm" wegen den
ebenfalls leuchtenden wurmähnlichen Larven und/ oder den oft larviformen (den Larven ähnelnden)
Weibchen. Im englischsprachigen Raum findet
man entsprechend den Begriff "glowworm" bzw. "glow-worm". Weitere umgangssprachliche Begrife sind
"lightning bug" (=Blitz-Wanze) und "firefly" (=
Feuerfliege; wird z.B. auch für leuchtende Pilzmücken verwendet). Federleuchtkäfer werden auch "railroad worms"
(=Eisenbahn-Würmer) genannt, da die Weibchen aufgrund der Anordnung ihrer
Leuchtorgane einem Wagon mit Seitenfenstern ähneln. Eine Gattung der Elateridae
(=Schnellkäfer) trägt die Bezeichnung "ford bug" (Ford (gemeint ist die
Automarke)-Wanze), da seine Leuchtorgane in Anzahl und Farbe etwa
einer PKW-Beleuchtung entsprechen. Einheimische verwenden auch
"Cucuju" als Namen. (siehe "Leuchtkäfer aus anderen
Teilen der Welt" )
-> Wie leuchten sie?
Die kurze Antwort:
Das Leuchten wird auf chemischem
Wege produziert. Luciferin reagiert
hierbei mit ATP (Adenosintriphosphat; die "Energie-Währung" der Zellen) und
Sauerstoff. Diese Reaktion ist erst durch die Katalyse mit
Luciferase (Enzym) möglich. Magnesium ist
ein Co-Faktor von Luciferase. Die verschiedenen Farben des Leuchtens (Rot-, Grün- und Blautöne sind bei Käfern bekannt) entstehen
dadurch, dass verschiedene Arten von Luciferase benutzt werden.
So entsteht Oxyluciferin in einer exergonischen verlaufenden Reaktion bei
der nahezu nur Licht und fast keine Wärme entsteht. Da ATP für
diese Reaktion notwendig ist, nutzt man ein Gemisch aus Luciferin und
Luciferase unter Sauerstoffzugabe zum Nachweis für diese
Substanz. Die Leuchtorgane von leuchtenden Käfern sind recht
ähnlich. Sie verfügen über ein transparentes Fenster, gefolgt von
den eigentlichen Leuchtzellen und zum Schluss einer
Schicht Reflektorzellen. Der Sauerstoff
für die Reaktion wird von feinen Tracheen geliefert. Das Leuchten wird von den
Käfern selbst erzeugt und nicht von symbiotischen Leuchtbakterien (zumindest für
die heimischen Arten Lampyris
noctiluca und Lamprohiza splendidula von
Schwalb[9] nachgewiesen).
Die lange Antwort mit weiteren Informationen:
Bevor der folgende Text gelesen wird oder sogar anstatt ihn überhaupt zu lesen, empfehle ich einen Besuch der Lumineszenz-Website von D. Weiss. Dort ist das Phänomen
viel besser dargestellt zu finden...
Man spricht vom Phänomen der Biolumineszenz. Biolumineszenz
ist eine spezielle Form der Chemolumineszenz, denn
auch bei ihr wird
durch chemische Reaktionen Licht
erzeugt. Die Sonderstellung der Biolumineszenz ist dadurch begründet, dass sie die
Chemolumineszenz innerhalb von Organismen beschreibt. Deshalb wird die Biolumineszenz auch
als Organismenleuchten bezeichnet. In zahlreichen Organismengruppen tritt dieses Phänomen auf.
So gibt es leuchtende Prokaryoten, (eukaryotische) Einzeller,
Pilze, Cnidarier (man denke an Tiefseequallen...), Tiefseefische, Cephalopoden und viele mehr (wobei
bei einigen das Leuchten nicht selbst
sondern von Symbionten
erzeugt wird). Es gibt die Theorie, das sich Leuchtgene zu einem Zeitpunkt entwickelt haben, als sich die Erdatmosphäre (durch die Aktivität früher oxygen photosynthetisch aktiver Organismen) langsam mit Sauerstoff anreicherte. Der Vorgang der Biolumineszenz konnte zu dieser Zeit genutzt werden, um den als Zellgift wirksamen Sauerstoff abzubauen, das als "Nebenprodukt" resultierende Leuchten erhielt dann - nach dieser Vorstellung - erst
sekundär echte Funktionen. Auch innerhalb des
sehr umfangreichen Taxons der Insekten tritt das Organismenleuchten auf.
Hierbei sind z.B. Mycetophilidae (Pilzmücken) und Collembolen (Springschwänze)
nennen. Bei den Käfern (Coleoptera) –die meisten bekannten Tierarten der Erde
sind Käfer (was wohl auch daran liegen dürfte, dass Käfer
oft beliebte Untersuchungsobjekte waren)– trifft man auf viele verschiedene
leuchtende Gruppen. So gibt es die Gattung Phyrophorus bei
den Schnellkäfern (Elateridae) und Pysodera bei den Laufkäfern (Carabidae) und verschiedene bei den Prachtkäfern (Buprestidae). Bei ihnen allen treten leuchtende Arten auf. Es gibt auch "Familien", in denen die meisten Arten leuchten können. Z.B. die Federleuchtkäfer (Phengodidae) und die nahe verwanden Leuchtkäfer (Lampyridae). Zur Zeit geht man davon aus, dass die chemische
Reaktion des Organismenleuchtens im Grunde bei vielen Organismen ähnlich ist. Es handelt
sich um eine enzymatisch katalysierte Oxydation, bei der Energie in Form von
Licht frei wird. Der Stoff, der oxydiert wird, ist Luciferin. Er reagiert durch
die Katalyse mit Luciferase, dem Enzym der Reaktion, mit Sauerstoff und ATP
(Adenosin-triphosphat), dem Energieäquivalent der Organismen. Daraufhin zerfällt
das Luciferin zu Oxyluciferin, wobei die freiwerdende Energie nahezu zu 100% in
Form von Licht abgegeben wird. Bei der Reaktion sind noch Kofaktoren (Magnesium)
beteiligt. Der beschriebene Ablauf bezieht sich auf das Leuchten der Leuchtkäfer. Andere Organismen verwenden z.T. andere Stoffe. So spielt z.B. beim Leuchtbakterium Photobacterium fischeri das Molekül FMNH2 eine
wichtige Rolle beim Leuchtvorgang (nach Lewis [8]; S. 17). Bei einer Quallenart
reagiert das Luciferin bereits ohne enzymatische Katalyse. Eine Muschelkrebsart
synthetisiert Luciferin und Luciferase getrennt voneinander und dass Leuchten
erfolgt erst wenn Enzym und Substrat außerhalb der Zellen
aufeinandertreffen.
Die Bezeichnungen „Luciferin“ und „Luciferase“ sind allgemein gültige Namen für den Leuchtstoff bzw. das entsprechende Enzym
und können verschieden aufgebaute Moleküle beschreiben. Die Wellenlänge des abgestrahlten Lichtes (und damit der Farbeindruck) hängt im Wesentlichen von dem Aufbau der Luciferase ab. Dieser ist direkt auf der DNS (Desoxyribonucleinsäure), der Erbinformation, in Form der Basenreihenfolge codiert. Da
die oben beschriebene Reaktion gut zu beobachten und zu messen ist, nutzt man sie in der Biotechnologie zum Nachweis von ATP, einem Stoff, der in jeder bekannten Lebensform vorkommt. So kann man "Leben an sich" nachweisen. -> Verwendung zum Test auf bakterielle Verunreinigungen in der "Softdrink"-Industrie, Suche nach "Leben auf fremden Welten" (siehe z.B. Obousky, 2000: "MARS EXPLORATION - Searching for Extant Life on Mars" im "Journal of the British Interplanetary Society" Band 53 Seite 121-130). In der Vergangenheit hatte dies Konsequenzen für die
amerikanischen Lampyriden - Populationen. In großem Ausmaß wurden Leuchtkäfer (ohne Beachtung der Art) eingefangen und zu einem Luciferin/Luciferase - Pulver verarbeitet. Heute kann man auf gentechnischem Weg Ersatz liefern. Und auch in der Gentechnik selbst nutzt man die Auffälligkeit der Reaktion der Biolumineszenz, z.B. indem man das Luciferase - Gen (wie auch z.B. Resistenzgene) als Indikatorgen zusammen mit dem eigentlichen zu übertragenden Gen mitverpflanzt.
Um noch etwas spezieller auf das Leuchten der Käfer einzugehen, will ich noch kurz den Aufbau der photogenen Organe umreißen. An der Außenseite des Leuchtorgans liegt eine transparente Schicht, um das Licht durchlassen zu können. Darauf folgt eine Zellschicht, in der die
lichtproduzierende Reaktion abläuft. Das Ganze wird schließlich von einer Schicht Reflektorzellen abgeschlossen, die dafür sorgen, das möglichst viel Licht nach außen dringt. Der zum Leuchten benötigte Sauerstoff wird durch feine Tracheolen im Gewebe verteilt. Bei Arten mit (zum Teil recht komplexen) Blinkmustern (man
denke auch an das Phänomen des synchronen Blinkens vieler Individuen) erfolgt
die Steuerung "Licht an/ Licht aus" mittels Stickstoffmonoxid, einem trotz
seiner Wirkung als Radikal recht verbreiten Botenstoff in biologischen Systemen
(bei uns hat NO z.B. Wirkung auf die Entspannung der glatten Muskulatur, die
Blutgerinnung und den Blutdruck).
-> Warum leuchten sie?
Wenn man nur die Imagines (Ausgewachsene) betrachtet,
kann man sagen, dass die Funktion wohl sexueller Natur ist. D.h. das
Leuchten wird benutzt, um einen Sexualpartner anzulocken. Im Fall von Photuris wird es auch als aggressive
Mimikry (siehe "Leuchtkäfer aus anderen Teilen der
Welt"
->
Wo kann man Leuchtkäfer finden?Warum können viele Weibchen (Lampyridae, Phengodidae) nicht
fliegen?
Bei
den meisten Arten dieser Familien hat sich der weibliche Körper auf die
Eierproduktion spezialisiert. Da das Weibchen sein Licht (und/ oder
Pheromone) einsetzt, um nicht selbst nach einem
Geschlechtspartner suchen zu müssen, kann es sich lokal auf einen Platz
zum Anlocken eines Männchens begrenzen und braucht deshalb kein
Flugvermögen. Auf diese Weise kann sie die Energie, welche
normalerweise zum Aufbau der Flügel und zum Fliegen selbst verwendet
werden würde, dazu nutzen größer zu werden, um mehr Eier produzieren zu
können. Bei Arten in denen auch das Weibchen voll beflügelt ist (z.B.
Luciola Arten) kann man sehen, dass das Weibchen nicht viel größer als
das Männchen ist - obwohl das Weibchen auch hier sehr selten
Energie im Flug
"verschwendet".
-> Wie kann ich Leuchtkäfer
fördern?
Hier
hat das Schweizer Glühwürmchen Projekt eine schöne Auflistung in Tabellenform
verfasst. Diese liefert einen schnellen Überblick über mögliche Maßnahmen, um
Leuchtkäfern geeignete Lebensräume zu schaffen.