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Informationen zu den drei heimischen Arten:

 

Zu dieser Thematik ist auch "How to recognise central European glow-worm species" von Raphaël de Cock empfehlenswert... 

 

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-> Kurzreferenz zu den wesentlichen Unterscheidungsmerkmalen der 3 Arten:

 Spezies

Lampyris noctiluca

Lamprohiza splendidula

Phosphaenus hemipterus

Hauptvorkommen der Imagines (=Paarungszeit)

Juli - August

Juni - Juli

Juni - Juli

Larven

Je 2 gelbe Flecken an den Seiten eines jeden Körpersegments; variable Größe; Leuchtet schwach; N

Asselartige Körperform; variable Größe; Leuchtet schwach; N

Vergleichbar mit Lampyris, aber ohne Flecken und leicht rosafarbige Unterseite; variable Größe; Leuchtet schwach; N, (D)

Adultes Weibchen

Gräulich dunkle leicht rosafarbige Körperfarbe, keine Flügel (kurze Antennen); ca. 15-20mm; Leuchtet kontinuierlich N

Gelbliche Körperfarbe, leicht transparent, besitzt noch Flügelrudimente (kurze Antennen); ca. 10mm; Leuchtet kontinuierlich N

Dunkle Körperfarbe, keine Flügel; ca. 10mm; Leuchtet nur selten; N(?)

Adultes Männchen

Bräunliche Körperfarbe, Flügel; ca. 10-12mm; Leuchtet nicht sichtbar; N

Hat 2 große durchsichtige Felder über den Augen im Schildchen, Bräunliche Körperfarbe, Flügel; ca. 8-10mm; Leuchtet kontinuierlich auch im Flug; N

Dunkle Körperfarbe, nur Flügelrudimente, lange Antennen; ca. 6-8mm; Leuchtet nur selten; D

D = tagaktiv; N = nachtaktiv

 

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-> Kurzreferenz Lampyris noctiluca (deutsch: z.B."Großer Leuchtkäfer" bzw. "Großes Glühwürmchen" oder auch "Großes Johannisglühwürmchen"; englisch: z.B. "Common European Glow-worm"):

Eine Larve von Lampyris noctiluca Quelle: D. Weiß
- Allgemeines: Hierbei handelt es sich um die größte der drei Arten, die Weibchen sind durchschnittlich 15-20mm lang, die Männchen 10-12mm. Bei Lampyris noctiluca  geben die Larven sichtbares Licht von sich (wie bei allen bekannten Lampyriden), ebenso wie die Weibchen. Bei den Männchen ist kein Leuchtorgan mehr sichtbar (siehe - Lebenszyklus). Nur die Larve nimmt Nahrung auf, die Imagines leben von Fettreserven (siehe -Lebenszyklus und -Jagdverhalten).


Ein adultes Weibchen von Lampyris noctiluca (Blick auf die Ventralseite) Quelle:
D. Weiß

- Lebenszyklus:

Tabelle  nach Schwalb ([9]; S. 449) mit Änderungen:

Stadium

Nähere Informationen

Dauer

Ei

Embryonalentwicklung

ca. 30-35 Tage

Larve

bis zur 1.) Häutung

bis zur 2.) Häutung

bis zur 3.) Häutung

bis zur 4.) Häutung

 bis zur 5.) Häutung

bis zur 6.) Häutung

bis zur Puppenhäutung

-> gesamte Larvenperiode

ca. 7-8 Monate

ca. 4 Monate

ca. 2-3 Monate

ca. 6-7 Monate

ca. 4 Monate

ca. 2-3 Monate

ca. 7-9 Monate

ca. 33-34 Monate

Puppe

Puppenperiode (♂ und ♀)*

ca. 9 Tage

Imago

♂-Adultperiode

♀-Adultperiode (begattet)* 2

Zeit vor der Eiablage

Dauer der Eiablage

Zeit nach der Eiablage

ca. 10-16 Tage

ca. 10-16 Tage

 bis zu 13 Tage

in der Regel 2-3 Tage

in der Regel 1-3 Tage

* Tyler[10] erwähnt Beobachtungen, dass die ♂♂ erst später als die Weibchen schlüpfen, wohl weil sie noch die Flügel und große Komplexaugen ausbilden müssen.
*2 Unbegattete ♀♀ leben etwas länger.

Zur oben stehenden Tabelle sollte noch gesagt werden, dass die Anzahl der Häutungen nicht so konstant ist, sondern u.a. von dem Nahrungsangebot abhängt (z.B. Tyler[18] ). Wunsch[19] ermittelte als Maximum für Weibchen 12 und für Männchen 10 Häutungen. Auch scheint die Dauer bis zur Vervollständigung des Entwicklungszyklus nicht so stark festgelegt zu sein wie Schwalb und z.T. auch Tyler annehmen. Wunsch[19] hält ein auch drei oder sogar viermaliges Überwintern (unterschiedlich für versch. Individuen) der Larven für wahrscheinlich. Bei Wooton[12] verpuppten sich nicht alle Larven im dritten Jahr und Suhrmann[16] schaffte es sogar aus Eiern, die im Juli 1995 gelegt wurden, am April 1996 Imagines hervorzubringen. Diese Angaben sprächen für eine relativ ausgeprägte Variabilität der Entwicklungszyklusdauer.
Aus den ebenfalls leuchtenden Eiern schlüpfen die Larven, die dann ihr langes Larvendasein jagend in der Bodenstreu und z.T. auch weiter oben in der Krautschicht verbringen. Die Imagines haben verkümmerte Mundwerkzeuge und einen unterentwickelten Verdauungstrakt. Sie leben von Fettreserven und dienen nur der Fortpflanzung. Die Leuchtorgane männlicher Larven werden während der Metamorphose überwachsen.

- Habitate: Als Habitate werden feuchte Gebiete mit ausreichend Schnecken bevorzugt. Laubstreu und Krautschicht bieten ein passendes Mikroklima. Als typische „Städtische Habitate" werden oft Friedhöfe und stillgelegte Bahnhöfe erwähnt.

- Sexualverhalten: Das Weibchen beginnt bei ausreichender Dunkelheit (meist um 22 Uhr) an einem gut sichtbaren Platz in typischer Leuchtstellung mit dem Anlocken von einem der niedrig fliegenden Männchen, welche das Leuchten mit ihren großen Facettenaugen wahrnehmen. Kam es nicht zur Paarung wird das Leuchten meist vor 1 Uhr wieder eingestellt. Bleibt der Paarungserfolg lange aus, beginnt das Weibchen noch zusätzlich mit dem Hinterteil (auf dessen Unterseite die Leuchtorgane sitzen) zu schwenken. Wenn ein Männchen ein Weibchen bemerkt hat, lässt es sich in sehr nahem Umkreis fallen und läuft zum ihm, um sich zu paaren. In direkter Nähe spielen anscheinend auch Duftstoffe bei der Orientierung eine Rolle. Häufig drängen sich mehrere Männchen um ein Weibchen.

- Jagdverhalten: Die Larve findet mit ihren Tastern eine Schneckenschleimspur (einer Gehäuse oder Nacktschnecke) und folgt ihr. Hat sie das Tier gefunden, beißt sie es einmal in das Vorderende, so, dass sich das Tier -im Falle einer Gehäuseschnecke- zurück inns Gehäuse ziehen würde. Bei einer Gehäuseschnecke steigt sie dann auf das Gehäuse und beißt jedes Mal z.B. in die Fühler des Tiers, wenn es wieder hervorkommt. Dabei wird ein Gift injiziert. Eine Nacktschnecke wird einfach immer wieder ins Vorderende gebissen. Wenn die Beute verendet ist, frisst die Larve und nimmt dabei stark an Umfang zu (flexible Häutchen zwischen den Körpersegmenten erlauben das). Bei besonders vollgefressen Exemplaren zeichnet sich dorsal eine Linie durch das Auseinanderdrücken der Tergite ab (Tyler[18]). Nach dem Fressen folgt eine ausgiebige Reinigung von Schleimresten.

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-> Kurzreferenz Lamprohiza splendidula (deutsch: z.B. "Kleiner Leuchtkäfer" bzw. "Kleines Glühwürmchen" oder auch "Gemeines Glühwürmchen"; englisch: z.B. "Central European Firefly" ):

Ein adultes Weibchen von Lamprohiza splendidula Quelle: D. Weiß

- Allgemeines: Die Weibchen sind durchschnittlich 10mm lang, die Männchen 8-10mm. Bei Lamprohiza splendidula geben die Larven sichtbares Licht von sich (wie bei allen bekannten Lampyriden), ebenso wie die Weibchen und die Männchen. Nur die Larve nimmt Nahrung auf, die Imagines leben von Fettreserven (siehe -Lebenszyklus und -Jagdverhalten). Lamprohiza splendidula wurde früher als „Phausis splendidula" bezeichnet.


Ein adultes Männchen von Lamprohiza splendidula (Blick auf die Ventralseite) Quelle:
D. Weiß

- Lebenszyklus: Schwalb ([9]; S. 449) geht auch bei Lamprohiza splendidula von einem dreijährigen Zyklus aus. Auch ansonsten wie Lampyris noctiluca allerdings als Larve stärker auf die Bodenschicht fixiert (Schwalb [9]; S. 408).

- Habitate: siehe Lampyris noctiluca

- Sexualverhalten: Wie bei Lampyris noctiluca (allerdings mit anderer Leuchtstellung und ohne das Schwenken bei längerer Zeit ohne Erfolg). Außerdem fliegen die Männchen dieser Art oft falsche Ziele wie z.B. Weibchen von Lampyris noctiluca oder sitzende Sexualkonkurrenten an. Es scheint hier mehr Männchen als Weibchen zu geben. Übrigens hat laut Schwalb ([9]; S. 531-532) das Leuchten der Männchen keine Bedeutung für die Weibchen mehr.

- Jagdverhalten: siehe Lampyris noctiluca

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-> Kurzreferenz Phosphaenus hemipterus (deutsch: z.B. "Kurzflügelleuchtkäfer"; englisch: z.B. "Lesser Glow-worm" oder auch "Small Glow-worm"):

- Allgemeines: Hierbei handelt es sich um die kleinste der drei Arten, die Weibchen sind durchschnittlich 10mm lang, die Männchen 6-8mm. Bei Phosphaenus hemipterus  geben die Larven sichtbares Licht von sich (wie bei allen bekannten Lampyriden), während die Imagines nur selten und schwach leuchten (siehe -Sexualverhalten). Nur die Larve nimmt Nahrung auf, die Imagines leben von Fettreserven (siehe -Lebenszyklus und -Jagdverhalten), allerdings ist dies nicht ganz sicher, denn nach Tyler[18] hat zumindest das Männchen noch gut entwickelte Mundwerkzeuge...

- Lebenszyklus: Hierzu sind mir keine Untersuchungen bekannt, aber ich würde ebenfalls einen zwei- bis dreijährigen Zyklus erwarten. Ansonsten wie bei den anderen Arten.

- Habitate: Nach De Cock ([2]; S. 15-16) bevorzugt Phosphaenus hemipterus Habitate mit lehmigem Boden (wegen der Vorliebe der Beutetiere für solchen Boden, guter Feuchtigkeitserhaltungseigenschaften und Versteckmöglichkeiten) und Gebiete mit abruptem Übergang von dicht bewachsenen Bereichen zu freien Flächen. Folglich sind hier auch verschiedene Typen urbaner Habitate denkbar. Ansonsten sind als typische Beispielhabitate ähnliche wie bei den anderen Arten zu nennen. So fand Cribb[1] Exemplare auf Friedhöfen.

- Sexualverhalten: Aufgrund des seltenen und schwachen Leuchtens der Imagines und der offensichtlichen Tagaktivität der Männchen (De Cock [2]; S. 2), sowie der sehr versteckten Lebensweise der Weibchen (De Cock und Andere fanden bei Bestandserfassungen nur selten Weibchen z.B. unter Steinen u.ä.) liegt die Vermutung nahe, dass Pheromone (Sexuallockstoffe) genutzt werden. Dies scheint durch die ausgeprägten Antennen des Männchens bestätigt.

- Jagdverhalten: Die hauptsächliche Beute der Larven sind laut Raphaël De Cock Regenwürmer, er teilte mir mit, dass er in den 5 Jahren, in denen er diese Spezies nun schon untersucht, noch nie eine Larve eine Schnecke angreifen sah. (Es gibt zwar Bilder im Internet, in denen eine Larve auf einem Schneckenhaus sitzt, aber ich halte sie aus bestimmten Gründen für eine evtl. „unbeabsichtigte Fälschung"). Sind Regenwürmer ihre Beute, dürfte ihr Jagdverhalten sich grundsätzlich von dem der zwei anderen Arten unterscheiden, vielleicht ähnelt es dem von nordamerikanischen Lampyriden, die auch von Regenwürmern leben.

- Besonderes: Diese kleine und nur schwach leuchtende nordeuropäische Art kann nicht fliegen. Das Weibchen hat keine Flügel -was nicht ungewöhnlich ist-, aber auch das Männchen hat nur Rudimente (ähnlich dem Weibchen von Lamprohiza splendidula z.B.). So weit ich informiert bin, ist dies die einzig bekannte Lampyriden-Art in der das Männchen nicht fliegen kann. Auch das Sexualverhalten dieser Art scheint ungewöhnlich zu sein.

 

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Neben den "echten Leuchtkäfern" (also Mitgliedern der "Familie" Lampyridae) sind in Deutschland theoretisch noch andere Tiere mit Leuchtvermögen anzutreffen. Mir persönlich sind solche aber nur aus relativ alter Literatur (z.B. Koch[27] und Stammer[26]) bekannt. Es handelt sich dabei um zwei Hundertfüßer-Arten (Scolioplanes crassipes und Geophilus carpophagus), eine Art Pilzmücke (Ceroplatus testaceus) und evtl. ein in Gewächshäuser eingeschleppter tropischer Regenwurm (Microscolex phosphoreus). _________________________________________________________________________________________________

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