Fußball: Ukraine bestraft Anatoli Timoschtschuk

von Redaktion (Süddeutsche Zeitung, 11. März 2022)

Bilder, Anmerkungen und Links: Nikolas Dikigoros

Weil er weiter in Russland arbeitet und sich nicht zum Krieg äußert, entzieht der Verband dem ehemaligen Bayern-Spieler unter anderem die Trainer-Lizenz und verbietet ihm auf Lebenszeit, in der Ukraine Fußball zu spielen.

Der ukrainische Fußball-Verband hat seine Drohung gegen den früheren Bayern-Profi Anatoli Timoschtschuk wahr gemacht und ihm die Trainerlizenz entzogen. (Anm. Dikigoros: Das wird den russischen Fußballverband aber sehr wurmen!) Die Kontroll- und Disziplinarkommission begründete ihre Entscheidung damit, dass sich Timoschtschuk "seit Beginn der militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine nicht nur nicht öffentlich dazu geäußert, sondern auch seine Zusammenarbeit mit dem Verein des Aggressors nicht eingestellt hat".

Timoschtschuk, mit 144 Einsätzen Rekordnationalspieler der Ukraine, ist seit 2017 Co-Trainer in Russland bei Zenit St. Petersburg. Dem 42-Jährigem werden zudem alle Titel, die er auf ukrainischem Boden gewonnen hat, entzogen, er wird aus dem Spielerregister der Nationalmannschaft gestrichen, und ihm wurde "auf Lebenszeit verboten, auf dem Gebiet der Ukraine Fußball zu spielen", hieß es in der Mitteilung. (Anm.: Dikigoros würde mal vermuten, daß Anatolis Lebenszeit die des Staates "Ukraïne" um einiges überdauern wird. Und wenn letzterer wider Erwarten doch überleben sollte, dann würde sein "Gebiet" dermaßen schrumpfen, daß es kein großer Verlust wäre, dort nicht mehr gegen den Ball treten zu dürfen :-)

Die "bewusste Entscheidung" Timoschtschuks sich nicht zu äußern, schade dem "Image des ukrainischen Fußballs" und verstoße gegen eine Klausel des Ethik- und Fairplay-Kodex des Verbandes. Die Kommission forderte zudem dazu auf, bei den Behörden den Entzug sämtlicher staatlicher Auszeichnungen und Ehrentitel Timoschtschuks zu beantragen.

DFB: Der Deutsche Fußball-Bund hat dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Die Entscheidung traf der DFB-Bundestag am Freitag in Bonn ohne Gegenstimme. Schröder steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine stark unter Druck - der 77 Jahre alte Altkanzler hat das Vorgehen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin bislang nicht verurteilt (Anm. Dikigoros: Seit wann ist der Richter? Das steht ihm doch gar nicht zu - schließlich gibt es dafür den Känguruh-Gerichtshof in Den Haag!) und hält weiterhin an seinen Posten in russischen Staatsunternehmen fest.

Zuletzt war bekannt geworden, dass Schröder für Gespräche mit Putin über den Krieg nach Moskau gereist ist. Schröder ist seit langem mit Putin befreundet. Er ist für die Erdgas-Pipeline-Unternehmen Nord Stream 1 und 2 als Lobbyist tätig sowie Aufsichtsratschef beim russischen Ölkonzern Rosneft. Die SPD-Spitze hat Schröder bereits ultimativ aufgefordert, seine Mandate niederzulegen. Man erwarte eine "zeitnahe" Antwort, hatte Parteichef Lars Klingbeil vor einer Woche gesagt. Bisher ist eine solche Antwort Schröders aber nicht bekannt. Ein SPD-Ortsverein hat bereits den Parteiausschluss Schröders beantragt.

Neu zum Ehrenmitglied ernannt worden ist Hannelore Ratzeburg. Die 70-Jährige saß zuletzt als Vizepräsidentin für Gleichstellung sowie Frauen- und Mädchenfußball im Präsidium und schied am Freitag aus Altersgründen aus ihrem Amt aus. Ratzeburg bekam auf dem Podium des Konferenzsaales eine Urkunde und einen Blumenstrauß überreicht. (Anm. Dikigoros: Welch eine Ehre - vor allem, wenn man sich die Überreichenden anschaut :-)

PS: Was ist eigentlich mit Bimbo Mbappé? Hat der auch schon Auftritts-Balltritts-Verbot im Grenzeland bekommen, weil er sich mal von Putin die Pfote hat drücken lassen?
Bevor sich jemand aufregtechauffiert: Dikigoros hat hier nur die gängige französische Redewendung "rincer la dalle" übersetzt, da es sich ja um einen Balltreter mit französischem Pass handelt und besagte Zeremonie in Gegenwart des Präsidenten von Sechseckien statt fand.


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