FRANK SINATRA
(1915 - 1998)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1915
- 12. Dezember: Francis ("Franky") Albert Sinatra wird in Hoboken (New Jersey) geboren. Er ist das einzige Kind des Ex-Boxers und Feuerwehrmanns
Antonio ("Anthony") Sinatra (1894-1969) und seiner Ehefrau, der Hebamme und Engelmacherin Natalie ("Dolly"), geb. Garaventa (1896-1977). Der Vater stammt aus Sizilien, die Mutter aus Korsika oder Ligurien; beide sind schon als Kleinkinder in die USA gekommen.
- Francis wächst in geordneten Verhältnissen auf.
- 1929-32
- Nach Abbruch der Schule arbeitet Sinatra als Zeitungsreporter.
- 1933
- Der Besuch eines Konzerts von
Bing Crosby löst in Sinatra den Wunsch aus, auch selber Sänger zu werden.
- 1935
- September: Mit der Band "The Hoboken Four" gewinnt Sinatra einen Nachwuchswettbewerb.
- 1937
- Sinatra erhält ein erstes Engagement in einem Musikschuppen in New Jersey.
- 1939
- Februar: Sinatra heiratet seine Jugendfreundin Nancy, geb. Barbato (1917-2018).
Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor, von denen das älteste (Nancy iun., geb. 1940) ebenfalls Sängerin wird.
- Juli: Sinatra wird Sänger in der Band von Harry James, mit der er seine ersten Schallplatten aufnimmt.
- 1940
- Januar: Sinatra wird Sänger in der Band von Tommy Dorsey und Mitglied der Demokratischen Partei. Er bekennt sich als Anhänger von
Franklin Delano Roosevelt
und Todfeind der Deutschen, die für ihn allesamt "Nazis" sind.
- 1941
- Nachdem Roosevelt die USA gegen den Willen der Bevölkerung in den Zweiten Weltkrieg geführt hat, wird die Unterhaltungsmusik als wichtiges Ablenkungsmittel entdeckt und besonders gefördert.
- 1942
- Sinatra - der wegen eines angeblichen Gehörschadens als wehrdienstuntauglich eingestuft worden ist - wird Solosänger und gewinnt als solcher große Popularität, vor allem durch seine regelmäßigen Auftritte im New Yorker Paramount-Theater.
- 1943
- Sinatra erhält einen Plattenvertrag bei Columbia. Daneben nutzt er intensiv das neue Medium Radio, in dem er bald eigene Sendungen hat.
- 1944
- Sinatra übersiedelt nach Kalifornien.
- 1945
- Sinatra spielt eine der beiden männlichen Hauptrollen in "Anchors Aweigh".
- 1945-47
- Nach Kriegsende beginnt Sinatras Ruhm vorübergehend zu verblassen.
- Lediglich in seiner Heimatstadt Hoboken, wo er zum Ehrenbürger ernannt wird, bleibt er populär.
- 1948
- Sinatra zieht nach Palm Springs. Er spielt eine der Hauptrollen in "The Miracle of the Bells".
- 1949
- Sinatra spielt eine der Hauptrollen in "On the Town" [dts.: "Heut' geh'n wir bummeln"].
- 1950
- April: Sinatra erkrankt an den Stimmbändern und kann vorübergehend nicht mehr singen.
- Er trennt sich von seiner Frau Nancy und reicht die Scheidung ein.
- Sinatra erhält eine eigene Show in dem neuen Medium Fernsehen.
- 1951
- 7. November: Eine Woche nach Rechtskraft seiner Scheidung heiratet Sinatra in 2. Ehe die Schauspielerin Ava Gardner - für die es die 3. Ehe ist. (Die Ehe bleibt kinderlos - angeblich läßt seine Frau zweimal abtreiben.)
- 1952
- Sinatras Plattenvertrag bei Columbia wird gekündigt, seine Fernsehshow abgesetzt; seine Filme "Double Dynamite" und "Meet Danny Wilson" floppen, woraufhin ihm auch MCA kündigt.
- 1953
- Sinatra beginnt - nach unbestätigten Gerüchten mit Unterstützung der Mafia - eine neue Karriere als Schauspieler mit der Rolle des Angelo Maggio in
"From Here to Eternity"
[dts.: "Verdammt in alle Ewigkeit"], für die er einen Academy Award ("Oscar") als bester Nebendarsteller erhält.
- Oktober: Sinatra trennt sich - vorerst ohne Scheidung - von Ava Gardner, die nach Spanien auswandert.
- Sinatra erhält, nachdem er seine Stimme wieder erlangt hat, einen Plattenvertrag bei Capitol Records.
- Daneben tritt er regelmäßig in den führenden Mafia-Hotels von Las Vegas und Tahoe (Nevada) auf.
- 1954
- Sinatra spielt die Hauptrolle - einen verhinderten Präsidenten-Attentäter - in
"Suddenly".
- Mit
"Young at Heart"
gelingt Sinatra die Rückkehr in die "Charts" der bestverkauften Schallplatten in den USA; er spielt auch die männliche Hauptrolle - neben Doris Day - in dem Film gleichen Titels.
- 1955
- Sinatra spielt Hauptrollen in
"The Man with the Golden Arm" [dts.: "Der Mann mit dem goldenen Arm"] und - neben
Marlon Brando
- "Guys and Dolls" [dts.: "Schwere Jungen, leichte Mädchen"].
-
("Ellos y Ellas",
die spanische Fassung des letzteren Films - der z.T. auf Kuba spielt - wird 1959 vom
Castro-Regime als "Verherrlichung" der Zustände unter
Batista
verboten.)
- Sinatra wird zum erfolgreichsten Interpreten von Unterhaltungs-Musik in den USA.
- 1956
- Sinatra spielt eine Nebenrolle in
"Around the World in 80 Days"
(nach
Jules Verne)
und eine Hauptrolle - neben seinem Vorbild Bing Crosby, Grace Kelly und
Louis Armstrong
- in dem Musical-Film
"High Society"
[dts.: "Die Oberen Zehntausend"].
- 1957
- Juni: Sinatra läßt sich von Ava Gardner scheiden, um Lauren Bacall, die Witwe von Humphrey Bogart, heiraten zu können - die ihm dann aber einen Korb
gibt.
- Sinatra erhält eine neue Fernseh-show bei CBS und weitere Filmrollen; u.a. spielt er den Joe Lewis in
"The Joker is Wild"
[dts.: "Schicksalsmelodie"].
- 1958
- Sinatra spielt Hauptrollen in
"Pal Joey",
"Some Came Running" und
"Kings Go Forth";
für die erste erhält er den Golden Globe.
- 1959
- Sinatra spielt Hauptrollen in "A Hole in the Head" und
"Never So Few" - einem anti-japanischen Kriegsfilm, der zunächst floppt, jedoch acht Jahre später erneut in die Kinos gebracht und doch noch zum Erfolg wird.
- 1960
- Sinatra gründet eine eigene Plattenfirma, Reprise Records.
- Sinatra spielt Hauptrollen in
"Can Can" und
"Ocean's Eleven".
- Sinatra engagiert sich im US-Präsidentschaftswahlkampf für
John F. Kennedy,
der mit Hilfe der Mafia und mittels Wahlmanipulationen die entscheidende "Primary" der "Democrats" in West-Virginia gewinnt und später tatsächlich US-Präsident wird.
- 1961
- Sinatra engagiert sich für die "Bürgerrechts-Bewegung" von
Martin Luther King.
- Er spielt eine der Hauptrollen in "The Devil at Four O'Clock" [dts: "Der Teufel kommt um 4"].
- 1962
- Sinatra absolviert eine Welt-Tournee mit Auftritten in Japan, Hong Kong, Australien, Israel, Griechenland, Italien und Großbritannien. In den USA begegnet seine Gesangs-Karriere dagegen vorübergehend dem Fänomen des "Profeten im eigenen Lande"; er hat mehrere Jahre keine Nr.-1-Hits mehr.
- Sinatra spielt Hauptrollen in
"Sergeants 3"
und in John Frankenheimers
Verfilmung
von Richard Condons Roman "The Manchurian Candidate" [dts.: "Botschafter der Angst"].*
- 1963
- Sinatra spielt einen namenlosen Zigeuner in
"The List of Adrian Messenger"
[dts.: "Die Totenliste"] sowie Hauptrollen in "Come Blow Your Horn",
"4 For Texas" und "Robin and the 7 Hoods" [dts.: "7 gegen Chikago"].
- 1965
- Sinatra spielt Hauptrollen in dem amerikanisch-japanischen [Anti-]Kriegsfilm
"None But the Brave"
[dts.: "Der Lohn der Mutigen"] - bei dem er erstmals auch selber Regie führt - und in dem anti-deutschen Kriegsfilm "Von Ryan's Express".
- Juni: Sinatra gelingt in den USA der neuerliche Durchbruch als Sänger mit einem landesweit ausgestrahlten Auftritt in St. Louis, zusammen mit dem Italo-Amerikaner Dino Martini ("Dean Martin") und dem schwarzen Juden Samuel Davidson ("Sammy Davis"). Das Publikum nennt das Trio mehr oder weniger liebevoll
"Rat Pack [Rattenpack]".
- Als Solist hat Sinatra einen Nr.-1-Hit mit "It was a very good year [Es war ein sehr gutes Jahr]".
- (Der Titel klingt durchaus passend; aber der Text ist ein eher melancholischer Rückblick des alten Mannes auf seine jungen Jahre - der eigentlich noch gar nicht angebracht ist :-)
- 1966
- Es kommt aber ein noch besseres Jahr: Sinatra hat vier Nr.-1-Hits in Folge mit
"Strangers in the Night"
(ein Welthit, der in vielen Sprachen nachgesungen wird - auf Deutsch als "Fremde in der Nacht" von Gerhand Wendland, Ivo Robic, Fred Bertelmann u.a.),
"Summer Wind",
"That's life" und
"Something stupid"
(letzteres im Duett mit seiner Tochter Nancy, obwohl der Text für das Verhältnis zwischen Vater und Tochter eigentlich ganz unpassend ist :-).
- Juli: Sinatra heiratet in 3. Ehe die 30 Jahre jüngere Schauspielerin Mia Farrow.
- (Offenbar hatten die beiden den Film "The Misfits" aus dem Jahre 1961 - mit dem alternden Clark Gable und der fast 30 Jahre jüngeren
Marilyn Monroe
- nicht gesehen :-)
- 1967
- Sinatra gelingt mit
"The World we Knew"
- diesmal paßt nicht nur der Titel, sondern auch der Text - ein weiterer Nr.-1-Hit.
- Sinatra spielt den Sam Laker in "The Naked Runner" und die Titelrolle in "Tony Rome" [dts.: "Der Schnüffler"], der Verfilmung des Romans "Miami Mayhem" von Marvin Albert.
- 1968
- Sinatra spielt die männlichen Hauptrollen in "Lady in Cement" (an der Seite von Raquel Welch) und "The Detective" (an der Seite von Jacqueline Bisset).
- Sinatra läßt sich von Mia Farrow - die mit anderen Hippies nach
Indien
durchgebrannt ist - scheiden.**
- 1969
- Mit
"My way"
- einer von Paul Anka getexteten Coverversion des französischen Chansons
"Comme d'habitude"
von Claude François - gelingt Sinatra ein weiterer Welthit, der
von zahlreichen anderen Interpreten nachgesungen wird, u.a.
Elvis Presley.
- 1972
- In dem Bestseller "The Godfather [Der Pate]" dient Sinatra dem Verfasser Mario Puzo angeblich als Vorbild für die Figur des Mafia-Sängers Johnny Fontane.
- 1975
- Sinatra absolviert eine Europa-Tournee, bei der er auch Deutschland zu besuchen geruht; der kommerzielle Erfolg seiner dort angesetzten drei Auftritte ist jedoch so mäßig, daß er nach zwei Konzerten das dritte absagt.
- 1976
- Sinatra heiratet in 4. Ehe die Tänzerin Barbara, geb. Blakeley, gesch. Marx (1927-2017), die seine Konzert-Managerin wird.
- 1979
- Sinatra hat mit
"New York, New York"
einen letzten Hit.
- Danach gerät er trotz massiven Publicity-Aufwands allmählich in Vergessenheit. (Der Publikumsgeschmack beginnt sich Anfang der 1980er Jahre radikal zu wandeln.)
- 1980
- Sinatra - der pro forma noch immer Mitglied der "Demokratischen Partei" ist - engagiert sich im US-Wahlkampf überraschend für den Kandidaten der
Republikaner,
Ronald Reagan.
- Nach dessen Wahlsieg erhält Sinatra seine Casino-Lizenz zurück, die man ihn zuvor wegen seiner Mafia-Kontakte entzogen hatte.
- 1984
- Sinatra spielt seine letzte [Neben-]Rolle in
"Cannonball Run II".
- 1986
- Oktober: Das rote Wochenblatt
Der Lügel Der Spiegel - das sich noch nie über die Verbindung irgendeiner "Celebrity" zur "Kosher Nostra" o.a. kriminellen jüdischen Vereinigungen ausgelassen hat - widmet Sinatra und seinen Mafiaverbindungen die Titelstory.
- 1991
- Sinatra absolviert aus Anlaß seines 50-jährigen Bühnen-Jubiläums eine weitere Welt-Tournee.
- 1993
- Sinatra absolviert seine letzte Europa-Tournee.
- 1995
- Februar: Sinatra hat in Palm Springs seinen letzten Live-Auftritt. Danach zieht er nach Beverly Hills.
- 1998
- 14. Mai: Frank Sinatra stirbt in Los Angeles - offizielle Todesursache: Herzinfarkt - und wird in Cathedral City begraben.
- Juni: Das Time Magazine nimmt Sinatra in seine
Liste
der 100 einflußreichsten Personen des 20. Jahrhunderts auf - als einen von nur 12 Männern (und 3 Frauen :-), die weder Jude noch Neger noch Kommunist noch LGBT sind, und als einzigen
Italiner Amerikaner italienischer Abstammung.
- 2006
- März: Das Palladium Theatre in London veranstaltet eine Frank-Sinatra-Video-show, die alle Besucher-Rekorde bricht. Als Rekord gilt auch der Verkauf von angeblich mehr als 250 Millionen Tonträgern Sinatras.
*Der Film - mal als "Anti-Kriegsfilm", mal als "Politthriller", mal als "Verschwörungsthriller", mal als "Satire" bezeichnet - hatte zunächst große Probleme, in die Kinos zu kommen. Dem Vernehmen nach übte Kennedy persönlich Druck auf die Betreiber aus, um ihn "durch zu drücken"; jedenfalls verschwand er nach seinem Tode schlagartig aus allen Kinos - angeblich weil Sinatra, der von ihm so begeistert war, daß er die Filmrechte erworben hatte, ihn "aus Pietät" zurück zog.
2004 ließ Sinatras Tochter Tina das Drehbuch für eine
Neuverfilmung
(mit Denzel Washington als Marco) unter Jonathan Demme umschreiben; die Handlung spielte nun nicht mehr nach dem Korea-, sondern nach dem Golfkrieg, und aus der kommunistischen Verschwörung wurde eine inner-amerikanische Intrige. Diese Neuverfilmung spielte die Produktionskosten nur knapp wieder ein; in der BRD floppte er. Böse Zungen behaupteten, er sei wohl allzu realitätsnah geraten und daher vielen Kinogängern peinlich gewesen. Dikigoros glaubt das nicht, denn die Machenschaften von Dick Cheney, Halliburton und der Carlyle Group wurden erst später aufgedeckt, und das wäre eher Empfehlung als Abschreckung gewesen. Der tatsächliche Grund dürfte ganz banal gewesen sein: Die Schauspieler[innen] der Neuverfilmung waren einfach schlechter als einst Sinatra & Co. (Dikigoros hat beide verlinkt; seine Leser mögen sich ein eigenes Urteil bilden.)
**Jahre nach Sinatras Tod behauptet M.F., daß sie ihre Beziehung auch nach der Scheidung fortgesetzt hätten und daß der Vater ihres 1987 geborenen Sohnes Ronan nicht, wie vielfach angenommen, Woody Allen sei, sondern vermutlich Sinatra. (Allerdings läßt niemand einen Gentest machen; also kann jede[r] Klatschspalten-Kolumnist[in] anhand von Fotos Spekulationen anstellen :-)
weiter zu Amália Rodrigues
zurück zu Musiker und Musikanten
heim zu Von der Wiege bis zur Bahre