Krieg um jeden Preis?

Polen, die NATO und Russland

von Thomas Röper (Anti-Spiegel, 24. März 2022)

Links und Anmerkungen: Nikolas Dikigoros

Dass der Westen auf die russische Militäroperation mit Sanktionen reagieren würde, überrascht nicht. Was überrascht ist der unbedingte Wille der polnischen Regierung zur militärischen Eskalation.

Polen ist traditionell einer der radikalsten Vertreter der anti-russischen Front in Europa. Das ist nicht neu. Neu ist, dass die polnische Regierung in ihrer Radikalität offenbar sogar den Selbsterhaltungstrieb über Bord geworfen hat.

Dass der kollektive Westen mit Schaum vorm Mund auf die russische Militäroperation in der Ukraine reagieren würde, war zu erwarten. Zu erwarten waren auch harte Sanktionen, die so weit gehen, dass sie den Westen - genauer gesagt die EU - härter treffen als Russland. Die EU ist ein Vasall der USA und wird in vorauseilendem Gehorsam untergehen, indem sie die von den USA geforderten Sanktionen auch zum eigenen Schaden umsetzt. Dieser Kamikaze-Kurs war zu erwarten.

Selbstmörderische Sanktionen

Strommangel und kalte Heizungen wegen Gasmangel kann man irgendwie überstehen. Man kann sogar die Rationierung von Lebensmitteln irgendwie überleben, denn wie die EU die nächste Saat ausbringen und die nächste Ernte einfahren will, wenn sie keine Düngemittel aus Russland und Weißrussland, die den Weltmarkt beherrschen, einführen kann, bleibt eines der vielen Geheimnisse der Brüsseler Ideologen.

Aber wie man einen Krieg zwischen der NATO und Russland, der sich zwangsläufig zu einem Atomkrieg auswachsen würde, überstehen möchte, das ist ein Geheimnis, dessen Auflösung nur die polnische Regierung kennt.

Polen und die Mig-29

Polen hat von Anfang an gefordert, der Ukraine seine alten Mig-29-Jäger übergeben zu dürfen. Das Problem dabei: Es gibt in der Ukraine keine funktionierenden Militärflugplätze mehr, wo man die Maschinen landen könnte. Und das russische Verteidigungsministerium hat sofort gewarnt, sollten ukrainische Kampfflugzeuge von NATO-Flughäfen starten, dann wäre das eine Einmischung in den Konflikt und diese Flughäfen würden von Russland bombardiert.

Also hat Polen vorgeschlagen, die Jäger auf den US-Stützpunkt Rammstein zu bringen, damit die USA sie irgendwie an die Ukraine überstellen können. Die USA haben jedoch dankend abgelehnt und auf die Gefahr einer direkten Konfrontation zwischen NATO und Russland hingewiesen.

Damit aber nicht genug, denn Polen wirft die Frage der Mig-29 immer wieder auf. Inzwischen reagieren die USA nur noch genervt. Die US-Botschafterin bei der NATO sagte nun zu dem Wunsch Polens, die Mig-29 auf eigene Faust an die Ukraine zu liefern:

"Das ist eine souveräne Entscheidung Polens. Und wir haben deutlich gemacht, dass Warschau das selbst entscheiden kann. (…) Die Vereinigten Staaten waren der Meinung, dass diese Entscheidung nicht akzeptabel war. Wir hatten viele Fragen, die nicht so einfach beantwortet werden konnten, z. B. in Bezug auf Piloten, Treibstoff und logistische Fragen, wie die Flugzeuge von Polen in die Ukraine gebracht werden können."

Im Klartext: Die Polen spielen mit dem Feuer und wenn sie das selbst entscheiden, müssen sie mit den Folgen einer etwaigen russischen Reaktion (zum Beispiel einem Angriff auf einen polnischen Militärflughafen) selbst klar kommen. Die USA wären darüber wahrscheinlich nicht einmal unglücklich, denn russische Raketen auf Polen wären ein mediales Geschenk für die USA. Aber die USA haben deutlich gesagt, dass sie damit nichts zu tun haben und damit haben sie auch klar gesagt, dass kein Bündnisfall wäre. (Anm. Dikigoros: Das bedurfte keiner Ansage - auf dem Papier ist die NATO immer noch ein Verteidigungsbündnis; zur Unterstützung eines Mitglieds, das einen Angriffskrieg führt, sind die anderen Mitglieder nicht verpflichtet - außer es handelte sich um die USA :-)

Bodentruppen in die Ukraine

Aber in Polen hat man immer neue Ideen, wie man die NATO doch noch in einen Krieg mit Russland treiben kann. Der stellvertretende polnische Ministerpräsident und heimliche Machthaber in der polnischen Regierung Jarosław Kaczyński hat nun den Vorschlag gemacht, 'NATO-Friedenstruppen' in die Ukraine zu schicken. Er meint, das wäre es, was die Ukraine und die ganze demokratische Welt brauche. Kein Scherz, das hat er so gesagt.

Es ist völlig klar, dass eine solche "Friedenstruppe" der NATO, die in die Ukraine einrückt, von Russland direkt hinter der Grenze weggebombt würde. Ein russischer Militäranalyst sprach bei der Zahl von 10.000 "bewaffneten NATO-Friedenssoldaten" von 10.000 "Selbstmordattentätern", die sich quasi mit Hilfe russischer Bomben selbst in die Luft jagen würden.

Ich frage mich: Ist die polnische Regierung so dumm, dass sie einen Zusammenstoß von NATO und Russland - und damit einen Atomkrieg - riskiert, ohne es zu bemerken? Oder - was schlimmer wäre - will sie den großen Krieg unbedingt?


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