Der dritte Weltkrieg läuft bereits

von Thomas Röper (Anti-Spiegel, 18. März 2022)

Anmerkungen und Links: Nikolas Dikigoros

Ein russischer Analyst hat das geschrieben, was auch ich meine: Der dritte Weltkrieg ist bereits ausgebrochen.

Der Westen geht, auch zum eigenen Schaden, mit allen Mitteln - außer mit militärischen - gegen Russland vor. Wir erleben ein Propaganda-Feuerwerk, wie es seit Jahrzehnten keines mehr gegeben hat. Aus diesem Grunde sage ich seit einigen Wochen, dass der dritte Weltkrieg in meinen Augen bereits ausgebrochen ist. Der Kampf der Globalisten im Westen gegen Staaten, die meinen, dass die Macht von Nationalstaaten und nicht von Konzernen ausgehen sollte, scheint in seine entscheidende Phase getreten zu sein.

Ein Analyst der russischen Nachrichteagentur TASS, dessen Analysen ich meist zustimme, hat eine sehr interessanten Artikel geschrieben, den ich in ganz ähnlicher Form auch schreiben wollte, weshalb ich seinen Artikel übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Dritter Weltkrieg: Wer macht wem mit der nuklearen Bedrohung Angst?

Der dritte Weltkrieg läuft bereits. Der Westen bekämpft Russland mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln - politisch, wirtschaftlich, ideologisch -, außer dem direkten Einsatz von militärischer Gewalt. Das wichtigste gemeinsame Sorge besteht nun darin, zu verhindern, dass dieser hybride Konflikt zu einem nuklearen Schlagabtausch führt.

Aber auch ohne das geht es ins Extreme. Die Dämonisierung Russlands im westlichen Informationsraum geht einher mit direkten Angriffen auf die Führung des Landes, seine politische und kulturelle Elite und sogar auf einfache Russen im In- und Ausland. US-Präsident Joe Biden nannte seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin öffentlich einen "Kriegsverbrecher". Ein US-Senator ging sogar so weit, die physische Eliminierung des russischen Staatschefs zu fordern. Die Eigentümer von Meta (wozu auch Facebook, Instagram und WhatsApp gehören) haben "vorübergehend" erlaubt, dass solche Aufrufe gegen Putin und seinen weißrussischen Amtskollegen Alexander Lukaschenko auf ihren Plattformen veröffentlicht werden.

An der Sanktionsfront haben präventive Maßnahmen die Strafmaßnahmen ersetzt; als Ziel wird ausdrücklich die Zerstörung der russischen Wirtschaft proklamiert. Laut dem russischen Finanzminister Anton Siluanow "ist der Westen seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber Russland nicht nachgekommen, hat unsere Devisenreserven eingefroren und versucht mit allen Mitteln, den Außenhandel und die Warenausfuhr zu stoppen, was dem Welthandel schadet."

Und das ist noch milde ausgedrückt: Unabhängige Beobachter glauben, dass sie versuchen, Russland Geld, das es im Westen angelegt hat, zu stehlen und "abzupressen". Dort wurde übrigens bereits eine offene Jagdsaison auf das Vermögen der so genannten russischen Oligarchen eröffnet. Der Grundsatz der Unverletzlichkeit des Privateigentums, der seit jeher als Grundlage des Lebens in demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaften gilt, wird vor aller Augen mit Füßen getreten.

Gleichzeitig wurden die Normen der zwischenstaatlichen Kommunikation, die früher auch unantastbar schienen, mit Füßen getreten. Washington verhängte zusammen mit seinen "Freunden und Partnern" direkte persönliche Sanktionen gegen die russische Führungsspitze. Moskau hat bereits mit restriktiven Maßnahmen gegen die US-amerikanischen und kanadischen Regierungen, einschließlich Biden persönlich, reagiert. Jetzt hat Biden "Besuchsverbot".

Die Amerikaner haben sich schon früher erlaubt, ausländische Staatsoberhäupter zu "bestrafen", aber unter ihren eigenen Präsidenten ist meines Wissens - und ich habe Fachleute gefragt - noch nie jemand mit ausländischen Sanktionen belegt worden.

Der Casus belli

Der Vorwand für die massive Frontaloffensive gegen Russland war dessen Militäroperation zur Erzwingung des Friedens im Donbass. In Wirklichkeit geht es jedoch nicht um die Ukraine, sondern um das gesamte System der internationalen Sicherheit und der strategischen Stabilität in einer sich wandelnden modernen Welt. "Es liegt auf der Hand, dass die aktuellen Ereignisse einen Schlussstrich unter die globale Dominanz der westlichen Länder in Politik und Wirtschaft ziehen", erklärte Putin neulich. "Mehr noch: Sie stellen das Wirtschaftsmodell in Frage, das den Entwicklungsländern und der ganzen Welt insgesamt in den letzten Jahrzehnten aufgezwungen wurde."

Russland besteht darauf, dass die Sicherheit gemeinsam und unteilbar sein muss. Es betont, dass es die genannte Operation eingeleitet hat, um den achtjährigen Krieg im Donbass zu beenden und militärische Bedrohungen von seinen Grenzen fernzuhalten. Es begann damit übrigens erst, nachdem das derzeitige anti-russische Regime in Kiew ausdrücklich seine Absicht bekundet hatte, sich Atomwaffen und die nötigen Trägersysteme zu beschaffen. Die USA und die NATO, die sich in den postsowjetischen Jahrzehnten an ihre globale Vorherrschaft gewöhnt haben, versuchen ihrerseits alles, um den Status quo zu erhalten.

In der Geschichte wurden solche Streitigkeiten über die Veränderung der Weltordnung meist durch große Kriege beigelegt. Heutzutage droht ein direkter bewaffneter Konflikt zwischen Großmächten jedoch zu einer globalen nuklearen Katastrophe zu werden. Daher wurde sie bisher durch erbitterte Konfrontation in allen anderen Bereichen ersetzt.

Mit der allgemeinen Zunahme der Spannungen nehmen jedoch auch die militärischen Bedrohungen zu. Analysten und sogar Offizielle im Westen unterstellen Russland Pläne für eine Art "Eskalation für die Deeskalation". Moskau leugnet kategorisch, dass wir ein solches Konzept haben, und erinnert beiläufig daran, dass nicht wir, sondern die NATO-Länder und die Ukraine über die Möglichkeit eines Atomkriegs sprechen. Die Erklärung der Staats- und Regierungschefs der fünf Atommächte und ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats - Russland, China, USA, Großbritannien und Frankreich - vom Januar, in der bekräftigt wurde, dass es "in einem Atomkrieg keine Sieger geben kann und er niemals geführt werden darf", wurde übrigens auf unsere Initiative hin verabschiedet.

Jetzt aber wird diese Zeit bereits als Vorkriegszeit bezeichnet und die Experten schlagen erneut Alarm. So haben beispielsweise die Co-Vorsitzenden der Hochrangigen Gruppe für Euro-Atlantische Sicherheit kürzlich zu einem baldigen Waffenstillstand und einer friedlichen Lösung in der Ukraine aufgerufen. Ihrer Ansicht nach waren "die Kämpfe im KKW Saporischschja … eine weitere Erinnerung daran, wie schnell eine nukleare Katastrophe in der Hitze des Krieges Realität werden kann." Unterzeichnet wurde das Dokument vom ehemaligen russischen Außenminister Igor Iwanow, dem ehemaligen US-Energieminister Ernest Moniz, dem ehemaligen britischen Verteidigungsminister Desmond Brown, dem US-Senator im Ruhestand und Co-Vorsitzenden der Nuclear Threat Reduction Initiative Foundation Sam Nunn sowie Wolfgang Ischinger, der bis zu diesem Jahr die Münchner Sicherheitskonferenz leitete.

Die unbequeme Wahrheit

Aber nicht nur Atomwaffen sind Massenvernichtungswaffen. Die Welt, die sich derzeit von der COVID-19-Pandemie erholt, muss daran im Prinzip nicht erinnert werden. Aber es folgte eine Erinnerung - und zwar wieder im ukrainischen Kontext.

Interessanterweise kam das sogar für einige der US-Politiker, die das Kiewer Regime führen, überraschend. Die Zeitschrift The Federalist beschrieb die berühmte Episode, die sich am 8. März bei einer Anhörung des Ausschusses für auswärtige Beziehungen des Senats zur Lage in der Ukraine ereignete und an der die US-Vize-Außenministerin Victoria Nuland und der republikanische Senator Mark Rubio beteiligt waren, im Nachhinein so: "Russland und China behaupten, dass die Ukraine über ein Forschungsprogramm für biologische Waffen verfügt." Rubio war offenbar zuversichtlich, dass Nuland diese Behauptungen widerlegen würde, und fragte sie, ob sie wahr seien. Zu Rubios offensichtlicher Überraschung antwortete Nuland: "Nun, die Ukraine hat biologische Forschungseinrichtungen" und "wir sind tatsächlich sehr besorgt, dass russische Truppen, russische Streitkräfte versuchen könnten, die Kontrolle [über diese Labors] zu übernehmen, und wir arbeiten mit den Ukrainern daran, wie sie solche Forschungsmaterialien von den Händen russischer Streitkräfte fernhalten können, wenn sie in ihre Nähe kommen."

Der Senator, so die Zeitung, "beschloss, nicht weiter auf Nulands (offensichtlich widerwilliges) Eingeständnis einzugehen" und bat lediglich darum, "zu bestätigen, dass, wenn es einen biologischen Angriff geben würde, Russland dafür verantwortlich wäre." Die Diplomatin ihrerseits "stimmte bereitwillig zu, dass sie sich dessen sicher sei."

Ich habe die Auszüge aus der Veröffentlichung absichtlich wörtlich zitiert, bis hin zu Nulands "Kürzung", und die Erklärungen in Klammern gesetzt. Ich möchte noch hinzufügen, dass Zeugenaussagen bei Anhörungen im Kongress unter Eid gemacht werden und Meineid als schwerwiegender Verstoß gegen das Gesetz gilt. Ich bin sicher, dass die kluge und erfahrene Frau, die ich seit Jahrzehnten kenne, deshalb nicht lügen konnte.

Nun hallt das Echo ihrer Worte weiter. Die russischen Truppen sind an das "Material" gelangt, das vor ihnen versteckt werden sollte. Nun besteht nicht nur Moskau, sondern auch Peking auf einer vollständigen Aufklärung der amerikanischen "Forschungsprogramme"; in den Biolaboratorien. Übrigens nicht nur in der Ukraine, sondern auch in anderen Ländern der Welt.

Die "Online-Tournee"

Da wir gerade über Reden im US-Kongress sprechen, komme ich nicht um die neueste Nachricht herum: die Ansprache des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selensky vor dem US-Parlament. Er wird nun in verschiedene westliche Hauptstädte eingeladen; einer meiner Bekannten, ein erfahrener internationaler Journalist, nannte ein solches ungewöhnliches Engagement ironisch eine "Online-Tournee".

Verständlicherweise war der virtuelle Auftritt auf dem Capitol Hill in Washington ein Karrierehöhepunkt für den Tourer. Ich sehe keinen Sinn darin, den Inhalt des Auftritts zu wiederholen, der mit direkten Appellen an das Publikum - "Ladys und Gentlemen, liebe Amerikaner" - gespickt war. Er hat es nicht verdient, auch wenn viele Artikel über ihn geschrieben wurden. Nehmen wir zum Beispiel die Forderung, "US-Sanktionen gegen alle russischen Politiker zu verhängen", oder genauer, wie sofort erklärt wurde, gegen alle russischen Beamten, die weiterhin ihre Aufgaben wahrnehmen. Die Rede eines Komikers.

Auch die Hauptforderung Selenskys - "die Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine" - scheint ein leeres Wort zu sein. Sowohl das Weiße Haus als auch das Pentagon und das US-Außenministerium haben wiederholt erklärt, dass eine solche Option, die mit einer direkten Konfrontation mit Russland verbunden wäre, für die Vereinigten Staaten und die NATO inakzeptabel ist.

Und kurz vor Selenskys Rede erklärte Julian Smith, US-Botschafterin bei der NATO, bei einer Pressekonferenz, dass die von Kiew angestrebte Flugverbotszone auch aus rein militärischer Sicht keinen Sinn mache. Wie sie behauptete, wurde der jüngste vernichtende Angriff auf das Testgelände in Jaworiw "in der Westukraine, etwa 15 km von der polnischen Grenze entfernt", nach Angaben der USA "von einem russischen Bomber im russischen Luftraum" ausgeführt. Ich selbst habe bei der Informationsveranstaltung zum ersten Mal davon gehört.

Das Fell teilen

Moskau betont, dass die Operation zur Erzwingung des Friedens gut und genau nach Plan verläuft und dass alle Aufgaben mit Sicherheit erfüllt werden können. "Wir werden die Sicherheit Russlands und unseres Volkes zuverlässig gewährleisten und niemals zulassen, dass die Ukraine als Sprungbrett für aggressive Aktionen gegen unser Land dient", erklärte Putin erneut.

Jenseits des Atlantik sieht man die Dinge natürlich ganz anders. Die Presse und die Blogosphäre sind voll von Spekulationen, dass Russland sich praktisch selbst eine Falle gestellt hätte, weil es die Stärke des ukrainischen Widerstands unterschätzt hat. Auch in der Geopolitik hat Moskau angeblich das Gegenteil des gewünschten Ergebnisses erreicht: Es hat den gesamten Westen gegen sich aufgebracht, einschließlich nicht nur der Politik, sondern auch der Wirtschaft; es hat die weitere Entwicklung seiner Wirtschaft behindert; es hat für eine noch nie dagewesene Einheit und einen noch nie dagewesenen Zusammenhalt der NATO gesorgt und sogar die Aussicht auf eine Ausweitung des Bündnisses auf neutrale Länder wie Schweden oder Finnland eröffnet.

Die Verkörperung einer solchen Argumentation, wie ich es nenne, kann man in einer Frage sehen, die in einem Kommentar im National Interest erschienen ist: "Putin war verärgert, dass die Ukraine ein "Anti-Russland" wurde. Was aber, wenn Deutschland ein Anti-Russland wird?" Die Frage ist nicht unberechtigt, zumal es sich bei der Zeitung nicht um eine offen anti-russische handelt, sondern sie sich um eine realistische politische Orientierung bemüht.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Menge unverhohlener Abrechnungen. Die angesehene Zeitschrift Foreign Affairs hat gerade einen Artikel mit dem Titel "Die Rückkehr der Pax Americana? Putins Krieg stärkt die demokratische Allianz" veröffentlicht. Nach Ansicht der Autoren hat der russische Staatschef "den USA und ihren Verbündeten unbeabsichtigt einen großen Gefallen getan." Und zwar, so die Zeitung: "Indem er sie aufrüttelte und sie zwang, ihr übergroßes Selbstvertrauen abzulegen, hat er ihnen eine historische Chance gegeben, sich am Vorabend einer Ära intensiver Rivalität - nicht nur mit Russland, sondern auch mit China - neu zu formieren und die internationale Ordnung neu zu gestalten, die bis vor kurzem noch dem Untergang geweiht schien." So die US-Politologen.

Natürlich sind solche Bewertungen, wie man so schön sagt, mit einem Stock in den Dreck geschrieben. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat externe Beobachter wiederholt davor gewarnt, Russlands Pläne, die sie nicht im Detail kennen, zu beurteilen, bevor sie umgesetzt werden und Früchte tragen. Umgangssprachlich nennen wir es "das Fell des nicht erlegten Bären teilen." In diesem Fall ist das doppelt passend, da Russland in karikaturistischen politischen Kommentaren gewöhnlich als Bär dargestellt wird.

Der Bär und der Drache

Ich denke, es ist nicht nur nützlich, sondern auch notwendig, sich dieser und anderer Reaktionen auf unser Handeln bewusst zu sein - vor allem, wenn es sich um die Stimmen berühmter und einflussreicher Menschen handelt. Ich verweise beispielsweise auf die soeben veröffentlichten Kommentare von Richard Haas, Präsident des nicht-staatlichen US Council on Foreign Relations, und George Soros, dem Großinvestor und Philanthropen.

Letzterer ist es wert, gehört zu werden, und sei es nur, weil er in unserer heimischen Dämonologie amerikanischer Globalisten-Demokratisierer fast beispiellos ist. In diesem Fall hat er einen kurzen Text mit dem Titel "Wladimir Putin und das Risiko eines Dritten Weltkriegs" veröffentlicht und der Öffentlichkeit mit Nachdruck zugänglich gemacht.

Er ist nicht sonderlich originell. So schreibt der Autor, wie auch andere Kommentatoren, dem russischen Staatschef "eine wundersame Stärkung der Entschlossenheit und des Zusammenhalts der EU" zu. Er rühmt sich auch damit, dass er selbst einmal "aktiv am Zusammenbruch des Sowjetimperiums beteiligt" war - insbesondere durch die Einrichtung eines eigenen, nach ihm benannten Fonds in der Ukraine, "noch bevor diese ein unabhängiger Staat wurde." Er erinnert auch daran, dass er "der erste Ausländer war, der in China eine Stiftung gründen durfte", die allerdings nur fünf Jahre lang bestand, bevor es zu den Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens kam.

In der aktuellen Situation beklagt Soros vor allem die Stärke der Verbindung zwischen Putin und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Letzterer, so sagt er, „sollte davon überzeugt sein, dass seine Bestätigung als Chinas Führer auf Lebenszeit in diesem Jahr eine reine Formalität wäre“, sie also auf keine Hindernisse stoßen würde.

Der amerikanische Oligarch verbindet die Sicherheit des derzeitigen Moskauer Vorgehens in der Ukraine direkt mit dem russisch-chinesischen Abkommen, das in der gemeinsamen Erklärung vom 4. Februar zum Ausdruck kommt und "stärker als jeder Vertrag" ist. Und er beendet seine Argumentation mit einem bei ihm zu erwartenden kleinen Hinweis: "Wir können nur hoffen", seufzt Soros, "dass Putin und Xi von der Macht entfernt werden, bevor sie unsere Zivilisation zerstören können."

Nun, der Mann hat Mitleid mit einer Ordnung, deren Regeln er selbst mitgestaltet hat…

Der schlaue Affe

Haas, dessen Text ich ebenfalls hauptsächlich wegen des klangvollen Namens zu lesen begann, argumentiert ganz ähnlich. Er geht davon aus, dass „die einzige Partei, die Putin zu einem Kompromiss drängen kann, China und sein Präsident Xi Jinping sind.“

Die Chancen dafür sind allerdings gering, räumt der Analyst ein, der früher im US-Außenministerium für die außenpolitische Planung zuständig war. "China hat sich bereits öffentlich auf die Seite Putins gestellt, die USA für die aktuelle Krise verantwortlich gemacht und sogar russische Verschwörungstheorien gestützt", schreibt er. "Xi hat möglicherweise beschlossen, dass er die USA lieber mit der russischen Bedrohung beschäftigt, als dass sie sich auf Asien konzentrieren. Außerdem sieht Xi angesichts der parteiübergreifenden Unterstützung in den USA für eine harte Haltung gegenüber seinem Land wahrscheinlich keine Vorteile darin, sich der US-Position anzuschließen."

Dennoch rät Haas Washington, Druck auf die Chinesen auszuüben, ihnen konkrete Zugeständnisse anzubieten und zu betonen, dass "dies ein entscheidender Moment für ihr Land und seine Beziehungen zu den USA ist." Er meint, dass "die strategischen Kosten für China bei einer Angleichung (alignment) an Russland die Vorteile bei weitem überwiegen würden."

Das erinnert mich vor allem an die vielen Karikaturen, in denen der russische Bär und der chinesische Drache sich zusammentun, um gemeinsam gegen die USA vorzugehen. Das erinnert mich auch daran, wie Putin vor drei Jahren auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg das chinesisches Sprichwort über den schlauen Affen erzählte, der von einem hohen Berg aus den Kampf von Tigern in einem Tal beobachtet. Allerdings fügte er dann hinzu, dass "sich die Dinge ändern, und damit auch dieses Bild." (Anm. d. Übers.: Dazu finden Sie am Ende des Artikels eine Erläuterung)

Es gab noch eine weitere Episode, die fest in meinem Gedächtnis verankert ist, obwohl ich sie aus dritter Hand kenne. Igor Schuwalow erzählte diese Geschichte den amerikanischen Teilnehmern des Valdai Clubs und einer von ihnen, Professor Nikolai Petro von der University of Rhode Island, gab diese Worte später an Journalisten weiter.

Das, so heißt es, ereignete sich bei einem Treffen zwischen Putin und Biden, als dieser noch US-Vizepräsident war. Im Laufe des Gesprächs bemerkte der Amerikaner, dass Russland einfach zu schwach sei, um eine globale Führungsrolle zu beanspruchen. Als Antwort wurde ihm vorgeschlagen, darüber nachzudenken, dass das zwar wahr sein könnte, dass Russland aber stark genug ist, um zu bestimmen, wer der Führer von morgen sein wird.

Und damit müssen Sie nun leben, wie wir heute sagen.

Ende der Übersetzung

Nun noch zu der Aussage von Putin vor drei Jahren über den Affen, der den Kampf der Tiger aus sicherer Entfernung beobachtet. Ich kann mich an diese Aussagen von Putin noch gut erinnern. Vor drei Jahren war die Welt noch eine andere und Trump war an der Macht. Seine anti-chinesische Politik wurde vom Westen noch nicht mitgetragen, weil man im Westen glaubte, nach Trumps Abwahl sei das anti-chinesische Getöse in Washington Vergangenheit. Als Biden diese Politik dann fortsetzte, ist der Westen dieser Politik auch gefolgt. Das hatte Putin offenbar geahnt, als er das chinesische Sprichwort vom schlauen Affen zitierte, der den Kampf der Tiger vom sicheren Berg aus beobachtet. Die kämpfenden Tiger waren dabei Russland und die USA, der schlaue, nur zuschauende Affe, war China, das all die Jahre von den westlichen Sanktionen profitiert hat. Mit der anti-chinesischen Politik des Westens muss China seine Zuschauerrolle verlassen, das meinte Putin, als er vor drei Jahren sagte, dass "sich die Dinge ändern, und damit auch dieses Bild." Genau da sind wir heute, und China hat sich entschieden, auf der Seite welchen Tigers es in den Kampf eingreift, wenn es in den Kampf hineingezogen werden sollte.

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