DIE ELF AFFEN VON KATAR

[11 Homos mit Mundgeruch]

von Thomas Rietzschel (Achse des Guten, 26.11.2022)

leicht gekürzt von Nikolas Dikigoros

In den Siebzigern, nach 1968, waren die drei Affen von Benares groß in Mode. Jeder, der auf sich hielt, wusste von ihnen, eng aneinander gedrängt saßen sie da, der eine hielt sich die Ohren zu, der andere die Augen, der dritte schließlich den Mund. Kaum eine Studenten-WG, in der ihr Abbild nicht an der Wand hing oder aus Knete und Salzteig geformt auf der Fensterbank stand. Was es mit den Figuren auf sich hatte, mochte der Kuckuck wissen.

Irgendetwas mit Abwehr würde es schon zu tun haben. Das aus dem Japanischen stammende und auf Konfuzius zurückgehende Symbol, das sich ähnlich auch in der Bibel findet, besagt indessen, dass, wer in Frieden leben will, gut daran tut, das Böse und das Schlechte nicht zu sehen oder zu hören, geschweige denn zu kommentieren.

Doch wäre es sicher zu viel verlangt, würde man von den Fußballern erwarten, sie seien in der Lage, diese moralphilosophische Geschichte zu überblicken. Schließlich werden sie für das Bolzen, nicht für das Nachdenken bezahlt. So hielten sie sich aus Protest gegen die FIFA und Katar, die dem Kapitän der deutschen Elf das Tragen einer Armbinde mit der Aufschrift "One Love" untersagten, vor dem Anpfiff zu ihrem ersten WM-Spiel die Hand vor den Mund. Mutig machten sie sich zu den elf Affen von Katar.

Geste der Unterwerfung

Der Emir und der FIFA-Chef Gianni Infantino mögen sich gemeinsam vor Freude auf die Schenkel geschlagen haben, da die Fußball-Helden mit ihrer symbolischen Geste genau das versprachen, was die Gastgeber und der Fußball-Diktator verlangten: kein kritisches Wort über die politischen Verhältnisse und die Missachtung der Menschenrechte in Katar zu verlieren. Die Geste des Protestes war eine unübertreffliche Geste der Unterwerfung: Wir sehen, hören und sagen nichts, solange nur der Ball rollt und die Kasse stimmt.

Wie immer die WM sportlich ausgehen mag, die Deutschen haben das spektakulärste Eigentor bereits geschossen, direkt am Außenpfosten vorbei. Ein Schuss, der nach hinten losging, ein Bekenntnis bedingungslosen Gehorsams. Dass sie dann ihr erstes, das Spiel gegen Japan, der Heimat der heiligen Affen, auch noch verloren, bleibt als Ironie der Geschichte zu vermerken. Elf Affen sind eben mehr als drei und moralisch einfach unschlagbar.

PS. Nur um der Kritik vorzubeugen, hier habe einer, der den Fußball für eine Sportart der weniger klugen Köpfe hält, die Gelegenheit genutzt, die Spieler als die Deppen anzuschwärzen, die sie mehrheitlich sind, soll nicht unerwähnt bleiben, wie die Medien hierzulande der Primaten-Aktion auf dem Rasen in Doha akklamierten, wenn sie etwa titelten: "DFB-Team protestiert gegen FIFA" oder gar schrieben: "Deutschland setzt ein Zeichen." Es war in der Tat ein Zeichen, ein wahrlich deutsches Zeichen der moralischen Angeberei und des Schwanz-Einkneifens zugleich.

Tucholsky hätte geschrieben: "Sie taten so, als ob sie etwas tun würden."


LESERPOST
(ausgewählt und z.T. leicht gekürzt von Dikigoros)

Man könnte auch sagen: "... zensiert..." Für gewöhnlich kürzt Dikigoros nur solche Passagen, die ihm banal oder allzu weit vom eigentlichen Thema entfernt zu sein scheinen. Aber hier mußte er mal eine Ausnahme machen. Es gibt viele - nicht nur sportliche - Gründe, die Akteure jenes Trauerspiels zu kritisieren. Man kann den/die/das Rädelsführerende [obere Reihe, 2. von links] auch ruhig beim Namen nennen; aber auch und gerade deshalb sind persönliche Beleidigungen hier überflüssig. (Eigentlich ist es ja schon eine Beleidigung für alle echten Affen, jenen üblen Haufen der Species Homo sapiens lgbtetc als solche zu bezeichnen :-)

Sabine Heinrich 26.11.2022
[...] Von all diesen "Affen von Katar" wird nichts übrig bleiben als [...] ein paar Knochen. Niemand wird sich an auch nur einen erinnern. [...] Unvergessen hingegen Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer u.a., deren Namen auch den nachfolgenden Generationen noch ein Begriff sein werden. (Anm. Dikigoros: Einer jener heute fast vergessenen Generation gab seinen Memoiren den Titel "Elf Freunde müßt Ihr sein". Heute hätte er die Wahl zwischen "Elf Schwuchteln[de] müßt Ihr sein" und "Elf Affen müßt Ihr sein" :-) Das waren echte Fußballspieler/Sportler - und keine gehirngewaschenen Balltreter, die apportieren, sobald eine "höhere Macht" es ihnen befiehlt. - Wo findet die nächste Fußball-WM statt? [...] War es nun im Winter in Nuuk (Grönland) oder auf Spitzbergen (Norwegen)? Erbitte Aufklärung! - Danke im Voraus!

G. Zülken (26.11.2022)
Welch ein absurdes Schauspiel, als diese Möchtegern Sportgestallten stehend und sitzend sich den Mund zuhalten. Da könnte man sich glatt vorstellen, eine Gruppe Irre sind aus ihrer Anstalt ausgebrochen und wollen sich hinter ihren Händen verstecken, damit sie nicht von ihren Wärtern erkannt werden. [...] (Anm.: Dieser Vergleich ist eine Beleidigung für alle echten Irrenhaus-Patienten; Dikigoros hat den Rest des Beitrags daher gestrichen.)

Werner Arning (26.11.2022)
Im Ausland macht man sich lustig über die wieder einmal so übereifrigen Deutschen. Der Übereifer kommt dieses Mal in Form von Moral und Zeichensetzerei. Das, worum es eigentlich ging, nämlich ein Fußballspiel zu gewinnen, wurde im Übereifer ganz vergessen. Aber sie tun ja nur, was man ihnen aufträgt. Das sind brave Jungs. Schade, das Spiel zu gewinnen wäre schöner gewesen. So werden wir unsere Mannschaft bald schon vermissen in diesem Turnier. Wer achtet denn dann bloß auf die Moral? Wer sagt uns dann denn, was sich gehört? Wer ist denn dann gut? Und wer ist denn dann so mutig, wie es unsere braven Jungs nur sind? Ach egal, gucken wir doch lieber Fußball. Ganz gut, dass diese braven Jungs nicht mehr dabei sein werden. Danke DFB, danke Politik, danke Medien, dass die Spieler sich so lächerlich machen durften. Immerhin müssen wir jetzt vier Jahre auf die nächste Show-Einlage warten. Ob sie in vier Jahren wohl die Vorgruppe überstehen? Nein, keine Zeit. Es gibt sicher wieder ganz wichtige Zeichen zu setzen. Die Ungerechtigkeit, sie schläft nicht. Die Welt, sie wird niemals so gut sein, wie es die Deutschen sind.


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