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Simon in Australien 7 - 9

Simon lernt Australian Football kennen (eine Art Kampfsport mit Ball), geht in den schönsten Zoo der Welt, der sogar ein paar Tiere hat, und fliegt dann mit einem Ballon weeeeeiiiiit über Sydney - und zwar ein bißchen zuuuu weit.


Daniel Roy, Brühl, Deutschland
Martin Roy, Uetze, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk *Animations, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland


Haie und Krokodile sind ja schon gefährlich. Aber auch Sport kann Mord sein. Zumindest in Australien. Im nächsten Teil lest ihr, wie ich Australian Football kennen gelernt habe.

Eine richtige Footy-Online-Zeitung findet ihr hier.

Teil 7 - Simon und der Kampfsport mit Ball

Hi, Mitkids!

Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich in der Osterzeit als Mitglied einer Theatergruppe aus Hannover in die australische Großstadt Sydney gereist war. Wir führten dort an Schulen, die uns eingeladen hatten, in englischer Sprache das Musical ANNIE auf. Ich, der Simon, spielte darin eines der Waisenmädchen. Ach, lacht doch nicht immer so laut!

Am Donnerstag vor Ostern hatten wir unsere erste Vorstellung an einer Schule in Bondi Junction. Und ich muss euch sagen: Entgegen unseren Erwartungen klappte es ziemlich gut. Klar, wir Waisenkinder hatten beim Singen ziemlich gequietscht, und unsere Sophie, die die Annie spielte, hatte zweimal ihren Text vergessen, was ihr normalerweise nie passiert, aber ansonsten war es problemlos. Sogar unsere feindlichen Cousinen, Veronika Wasserlasser und Rebekka Rübenkoller, haben es geschafft, sich während der Vorstellung nicht zu prügeln. Schade war nur, dass ziemlich wenig Zuschauer da waren. Wir hatten gedacht, dass man die meisten Schüler zwingen würde, zu unserer Vorstellung zu kommen, weil sie sonst eine 6 bekämen oder so, aber - nö. Es waren fast nur Lehrer da, und ein paar australische Schauspieler, die uns schon bei den Proben beobachtet hatten.

Nach der Vorstellung kamen Bruce Brytengyer und Greg Noygear zu mir und sagten: "Das war ganz cool, Kumpel." Die beiden waren hier Schüler und halfen uns beim Aufbauen und so. "Vielen Dank, Kumpels!" bedankte ich mich. Die beiden konnten übrigens kein Deutsch, sondern ich sprach mit ihnen Englisch. Ja, wisst ihr, was wirklich cool war? Am Anfang hatte ich richtig Angst, mit den Australiern Englisch zu sprechen (denn in Australien spricht man ja Englisch), weil ich dachte, ich könnte Fehler machen oder ich würde sie nicht verstehen. Aber nach ein paar Tagen hatte ich gar keine Angst mehr: Wenn ich mal einen Fehler machte, war das überhaupt nicht schlimm und keiner hat darüber gelacht, und wenn ich die Leute mal nicht verstand, bat ich sie einfach, dasselbe nochmal für mich zu wiederholen. Den anderen Kindern in unserer Gruppe ging es genauso. Nur unsere Sophie, die hatte jahrelang in Sydney gelebt und sprach sowieso ganz toll Englisch, und sogar mit australischem Akzent.

Bruce schlug mir vor: "Greg und ich treffen jetzt noch ein paar Kumpels, um Football zu spielen, Kumpel. Willst du nicht mitkommen, Kumpel?" Oh, ein bisschen Bolzen, das klang interessant, und ich meinte: "Ein faires Angebot, Kumpel. Aber meint ihr mit Football unseren europäischen Fußball oder aber American Football - das, wo die Spieler mit ihren Polstern und Helmen aussehen wie Kühe vom Mond?" Auf so eine Frage hatten die beiden nur gewartet. Greg erklärte mir ganz stolz: "Keines von beiden, Kumpel. Der Football, den wir spielen, ist Australischer Football, Kumpel. Er wurde hier in Australien erfunden und ist die härteste Ballsportart der Welt, Kumpel." Oh - äh - hä hä - tja. Ich wurde etwas blass, aber Bruce meinte: "Keine Sorge, Kumpel. Wir machen heute nur ein bisschen Training und passen schon auf, dass du dir nichts brichst." Aha - sehr beruhigend. Na gut, ich wollte kein Feigling sein und sagte: "Okay, Kumpels, ich komme mit." Sirpa und Sophie, die ja nicht nur meine Kolleginnen in der Theatergruppe, sondern auch meine Klassenkameradinnen waren, hatten die ganze Zeit hinter mir gestanden, und Sirpa meinte begeistert: "Die härteste Ballsportart der Welt? Das würde ich auch gern mal ausprobieren." Greg und Bruce guckten etwas ratlos, und dann sagte Bruce: "Äh, ja, okay, Sheila. Du kannst gerne mitkommen, Sheila. Aber eigentlich ist Australian Football nur ein Sport für echte Männer. Australische Mädchen machen bei uns eher andere Sportarten: Fußball, Rugby und Boxen und so. Typische Mädchensportarten eben. Aber komm ruhig mit, Sheila." Ich wunderte mich etwas, dass Bruce Sirpa Sheila nannte, aber irgendwann fiel mir auf, dass Bruce und Greg alle Mädchen Sheila nannten. Sirpa freute sich auf das Training. Sophie war etwas besorgt. Sie kannte Australian Football schließlich schon und meinte: "Oh, ihr wisst nicht, worauf ihr euch da einlasst. Ich komme vorsichtshalber mal mit. Irgendjemand muss euch nachher ja schließlich zurück in unsere Herberge tragen ... äh, bringen."

Mit dem Bus fuhren wir zu fünft an ein großes Spielfeld in Bondi Junction, wo schon einige andere Jungen auf uns warteten: "Oh, ihr drei müsst die Deutschen sein. Hi, ihr Kumpels!" Bruce erklärte Sirpa und mir, worum es beim Australian Football geht: "Dieses Spielfeld hier ist 165 Meter lang und 135 Meter breit, Kumpels. Normalerweise hat jedes Team achtzehn Spieler auf dem Feld. So viele sind wir heute nicht, aber wir wollen ja nur trainieren. An den Enden des Spielfeldes seht ihr Stangen. Sie bilden insgesamt drei Tore. Ein mittleres, eines links und eines rechts. Wenn ihr den eierförmigen Ball hier mit dem Fuß durch das mittlere Tor der gegnerischen Mannschaft tretet, ist das ein Goal und eure Mannschaft bekommt sechs Punkte. Trefft ihr nur das Tor links oder rechts, gibt das nur 1 Punkt und heißt Behind." Na ja - so schwierig hörte sich das gar nicht an. Bruce fuhr fort: "Wenn ihr im Spiel den Ball zu einem Mitspieler passen wollt, Kumpels, könnt ihr das machen, indem ihr den Ball mit dem Fuß kickt oder aber mit der geballten Faust schlagt." - "Ist doch kinderleicht", meinte Sirpa. Sophie bremste sie: "Vorsicht! Das Brutale an diesem Sport ist nämlich der Zweikampf. Wenn sich zwei gegnerische Spieler auf den Ball stürzen, rempeln sie sich manchmal so wild an, dass einer verletzt liegenbleibt." Greg fand, das würde Sophie zu eng sehen: "So wild ist Australian Football gar nicht, Sheila. Wir spielen nach ganz strengen Regeln."

Auf jeden Fall wollten es Sirpa und ich einmal ausprobieren. Greg würde uns den Ball zupassen, und Sirpa und ich müssten gegeneinander um den Ball kämpfen. Er kickte den Ball hoch durch die Luft zu uns, wir reckten uns beide nach dem Ball - und prallten mit den Köpfen zusammen. Peng! "Seht ihr?", fragte Sophie naseweis. Ich bemerkte: "Dafür, dass man Australian Football nach strengen Regeln spielt, tut es aber ganz schön weh." Bruce tröstete uns: "Ja, am Anfang kann das schon mal passieren. Aber wenn man alles richtig macht, passiert sowas nicht mehr." - "Aber wenn man einen Fehler macht, sind die Schmerzen unbeschreiblich", jammerte Sirpa.

Trotzdem wollten wir es weiter probieren. Wir machten mit den "Kumpels" ein kleines Trainingsspiel. Ich hielt mich stark zurück, weil ich mich echt nicht verletzen wollte. Sirpa hingegen war übereifrig. Als sie gegen den baumlangen Wayne um den Ball kämpfte, hätte Wayne ihn sich auch ganz bestimmt aus der Luft geangelt - wenn ihm Sirpa zuvor nicht kräftig auf den Fuß gestampft hätte. Während Wayne auf einem Bein hüpfte, schnappte sie sich den Ball und rannte mit ihm in Richtung gegnerisches Tor. Bruce und Greg und zwei weitere Gegenspieler wollten sie aufhalten, aber Sirpa trat ihnen nacheinander auf alle acht Füße und kickte dann in aller Ruhe den ovalen Ball durch die mittleren Stangen. "Goal, Goal!" jubelte sie. "Bin ich jetzt die Größte?" Bruce, der noch am Boden lag, motzte: "Nichts da, Sheila! Australian Football ist zwar der härteste Ballsport der Welt, aber es ist trotzdem streng verboten, dem Gegner die Füße abzutreten!" - "Ach sooo", antwortete Sirpa entschuldigend.

Auf dem Rückweg aber war sie ganz aus dem Häuschen. Schließlich würde sie erzählen können, dass sie im "härtesten Ballsport der Welt" ein Tor erzielt habe. Das mit den Regelverstößen würde sie in ihrem Bericht einfach weglassen. Sophie war heilfroh, dass wir zwei uns nicht wirklich verletzt hatten. Immerhin sollten wir noch weiter Theater spielen.

Es grüßt euch beinhart

Euer SIMON FLUNKERT


Nicht alle australischen Tiere sind bissig. Diese drei "Kumpel" hier können richtig lieb sein, wenn sie gute Laune haben.

Teil 8 - Simon und die Tiere mit den Einkaufstaschen

Hi, Mitkids!

Wie ihr wisst, war ich seit mehreren Tagen in der australischen Großstadt Sydney. Nicht um dort einfach Ferien zu machen, sondern weil ich Mitglied einer englischsprachigen Theatergruppe aus Hannover war, die an australischen Schulen das Musical ANNIE aufführte. Und ihr denkt bestimmt, dass man ganz toll drauf sein muss, wenn man eine solche Reise unternimmt.

An einem Morgen waren wir aber allesamt schlecht gelaunt. Wir acht Kinder, die in diesem Musical mitspielten (und von denen ich leider der einzige Junge war), saßen im Hotel und stocherten in unserem Frühstück herum. Wisst ihr, bisher waren wir viermal in Sydney aufgetreten, und eigentlich waren unsere Vorstellungen gut. Wir machten kaum Fehler, und die ganze Technik klappte auch. Aber wir hatten fast keine Zuschauer. Am vorigen Abend an der Gesamtschule von Parramatta hatten uns nur vier Kinder und eine blonde erwachsene Frau zugeschaut. Die Frau sei eine bekannte australische Schauspielerin gewesen, die auch schon mal in ANNIE mitgespielt habe und uns mal in Augenschein nehmen wollte, hieß es. Ach, was waren wir frustriert. "Kack!", schimpfte Sophie Liebevoll, die in dem Musical die Hauptrolle spielte. "Mega-Kack!", stimmte ihr Maria Makkaroni zu. "Ultra-Mega-Kack!", bekräftigte Fiona Fistelwitz. "Kopf hoch!" wollte uns Jasmin Jubeltrupp aufheitern. "Ja, und dann?" wollte Sirpa von ihr wissen. Ich wollte die Mädchen auf andere Gedanken bringen: "Ach, ich weiß ja auch nicht, warum uns nur so wenige Australier zuschauen wollen. Aber in Australien gibt's doch so abgedrehte Tiere. Davon habe ich bisher noch nicht viele gesehen. Wollen wir nicht einfach mal in den Zoo gehen? Die haben da welche." Die Mädchen guckten mich teilnahmslos an. Ich schwärmte ihnen etwas vor: "Hier gibt's wirklich Unglaubliches: Einen Teddybär, der sein Leben lang auf Bäumen herumklettert und nach Hustenbonbons riecht. Tiere, die mit vier Beinen nicht laufen, sondern wie Gummibälle durch die Gegend hopsen. Lebewesen mit einer perfekten Baby-Tragetasche und eingebauter Druckknopf-Sicherung für ihre Kinder. Ein Säugetier, das Eier legt wie ein Vogel und seine Jungen säugt, obwohl es keine Brustwarzen hat." Die Mädchen guckten mich missmutig an, und Rebekka Rübenkoller sagte zu mir: "Na gut. Dann latsch' doch hin zu deinem Zoo, wenn's dich glücklich macht!"

Pah - Wei ... äh .... Mädchen! Ging ich eben allein. Geld hatte ich genug dabei, und es war bestimmt gut für meine Nerven, mal ohne die Mädchen in Sydney auf Entdeckungsreise zu gehen. In Sydney gibt es mehrere Zoos, aber ich beschloss, in den berühmtesten von ihnen zu gehen: In den Taronga Zoo. Schon der Weg dorthin war cool. Zuerst fuhr ich mit der S-Bahn zum Fährhafen am Circular Quay, wo es auch die berühmte Hafenbrücke und das verrückte Operngebäude gibt.


Am Hafen

Von dort nahm ich die kleine gelb-grüne Fähre. Die brachte mich und die anderen Passagiere zum Ort Taronga auf der anderen Seite des Port Jackson. (Port Jackson heißt der Meeresarm, der Sydney in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt.)


Unterwegs fuhr mir übrigens dieser wunderschöne alte Schaufelraddampfer über den Weg. Baujahr 1902, soviel ich weiß.

Miau - äh - wau, war das schön! Der Zoo lag auf einem bewaldeten Berghang! Und das Wetter war wieder mal herrlich sonnig! Warum hatte ich eigentlich schlechte Laune gehabt?

Nachdem unsere Fähre angelegt hatte, ging ich über eine lange Treppe zum Eingang und erlebte noch eine tolle Überraschung. Dies war noch gar nicht der Eingang zum Zoo, sondern der Eingang zu einer Seilbahn. Ich setzte mich in eine der Gondeln und fuhr damit zum eigentlichen Eingang des Zoos - über den ganzen Zoo hinweg den Berg hoch. Die Aussicht war phantastisch!

Oben angekommen, holte ich mir eine Übersichtskarte des Taronga Zoos, und meine Entdeckungsreise begann. Zuerst einmal kam ich ab einem See vorbei, in dem Enten schwammen. Also, Enten kannte ich natürlich schon, deswegen blieb ich auch nicht stehen. Dann wurde es interessanter: Ich betrat ein Gebäude, in dem es ganz finster war. Dort lebte in einem Aquarium das Schnabeltier. Ach, das kannte ich ja bereits. Das ist ein ganz verrücktes Tier: Es sieht aus wie ein Otter mit Entenschnabel, das Eier legt, obwohl es ein Säugetier ist. Das Männchen hat außerdem einen Giftstachel - wie 'n Insekt. Irre! Außerdem gab es im selben Gebäude ein Echidna. Auf deutsch sagt man auch Schnabeligel dazu, weil das - mehr oder weniger - ein Igel mit einem Schnabel ist. Lebt aber auch am liebsten im Wasser.

Als Nächstes kam ich zu einem Känguru-Gehege, das man als Zuschauer richtig betreten darf - man muss nur aufpassen, dass man hinter sich die Tür zumacht, damit die Kängurus nicht auf und davon hopsen. Kängurus kennt ihr doch bestimmt alle. Das sind diese grauen oder braunen Tiere mit 'nem Rehkopf, die tierisch gut springen können. Die großen Kängurus können aus dem Stand zwei Meter hoch und mit einem Satz zehn Meter weit springen. Deswegen sieht man sie auch immer nur durch die Gegend springen und nie wirklich laufen. Sie könnten aber nicht so gut springen, wenn sie nicht diesen phänomela ... phälomena ... diesen fetten Schwanz hätten, mit dem sie sich vom Boden abstoßen. Und wie bei vielen anderen australischen Tierarten haben die weiblichen Kängurus einen Beutel. Nein, nicht etwa zum Einkaufen oder so, sondern wegen der Jungen. Wenn ein Känguru geboren wird, ist es nicht viel größer als eine Erdnuss, es ist noch total blind und hat kein Fell. Es wohnt dann bei Mama Känguru solange im Beutel, bis es groß und kräftig genug ist, um selbst draußen herumzuhüpfen. Im Gehege traf ich eine Wärterin, die mir einiges erzählte: "Wusstest du, dass Kängurus gut boxen können? Weißt du, wenn ein Känguru von einem Hund verfolgt wird, springt es in das nächstbeste Wasserloch und wartet darauf, dass der Köter hinterherschwimmt. Wenn er dann ankommt, haut ihm das Känguru solange auf die Schnauze und drückt ihn sogar unter Wasser, bis er keine Lust mehr hat." Fand ich hervorragend. Ich erfuhr weiter: "Zu Kängurujungen sagen wir Joeys. Männliche erwachsene Kängurus nennt man Stinker - weil sie nämlich nicht gerade nach Parfüm riechen."


Hi, Stinker!

Anschließend lernte ich noch einige andere echt australische Tiere kennen. Zum Beispiel den Wombat. Eigentlich ein Tier, das nur nachts richtig munter ist und in Erdhöhlen wohnt. Der Wombat wiegt ungefähr dreißig Kilo und sieht ein bisschen tolpatschig aus. Er ist aber ganz friedlich und frisst wie die meisten Beuteltiere nur Pflanzen. Den Tasmanischen Beutelteufel allerdings fand ich nicht so nett. Dieses pechschwarze Tier war ungefähr so groß wie eine Katze, hatte scharfe Zähne, fraß Fleisch und schmatzte dabei schlimmer als ein Schwein. Die Beutelmaus wiederum (also eine Maus mit einem Beutel) fand ich richtig süß.

Toll fand ich auch den Riesenkäfig mit den Vögeln. In Australien leben wirklich lauter Vögel, die man in Europa überhaupt nicht kennt. Am meisten gelacht habe ich über den Galah. Nein, nicht weil er so komisch aussah - im Gegenteil, er war herrlich bunt und sehr schön. Aber wenn es Winter wird, fliegt er in den Süden. Okay, das machen unsere Zugvögel auch, könntet ihr jetzt sagen. Aber überlegt mal: Australien liegt doch auf der südlichen Erdhalbkugel, und das bedeutet, je weiter man in Australien in den Süden kommt, desto kühler (und nicht wärmer!) wird es. Also fliegt der Galah, wenn es Winter wird und kühl, dorthin, wo es dann noch kühler ist. Hi hi - ich frage mich, wer ihn auf diese blöde Idee gebracht hat. Jedenfalls, wenn ein Australier einen Menschen für doof hält, nennt er ihn: "Galah".

Später war ich noch bei weniger netten Tieren: Bei den Schlangen und Spinnen. Wusstet ihr, dass die elf giftigsten Schlangenarten der Welt alle in Australien zu Hause sind? Der Taipan zum Beispiel, der lebt im Nordosten von Australien, in Queensland, und ist zwei Meter lang, und mit einer ganz kleinen Menge seines Giftes könnte er auf einen Schlag 125 000 Mäuse umlegen! So ein Schlingel! Wie viele Menschen daran sterben würden, wollte ich gar nicht mehr wissen. Außerdem gibt es in Australien zwei Spinnenarten, deren Gift für den Menschen tödlich ist: Die Rotrückenspinne, die im Landesinneren lebt, und die Trichternetzspinne, die in Sydney ihr Unwesen treibt. Auweia - ausgerechnet in Sydney!

Dann wollte ich mir aber noch die niedlichsten Tiere Australiens anschauen: Koalas. Koalas sind diese den ganzen Tag in Eukalyptusbäumen herumlungernden lebendigen Teddies, die so viele Eukalyptusblätter wegmümmeln, dass sie ganz stark nach Hustenbonbons riechen. Ich stand vor einem Baum, in dem zwei Koalas abhingen und mich mit ihren Knopfaugen ansahen. Ich wartete darauf, dass sich mal einer von ihnen bewegen würde - aber Fehlanzeige. Sie rührten sich gar nicht. "He, ihr Faulpelze! Wer sich als erster bewegt, hat verloren, oder was?" fragte ich die beiden. Das hörte ein Wärter. Er lachte und erklärte mir: "Ja, die Koalas versuchen's mit Gemütlichkeit. Bis zu 18 Stunden Tag sitzen sie in den Bäumen, dösen herum und verdauen so vor sich hin. Weißt du, sie fressen halt nur Eukalyptusblätter, und die haben so wenig Nährwert, dass die Koalas Energie sparen, wo immer es geht." Aha, so war das. "Aber warte, wir machen mal etwas." Der Wärter nahm vorsichtig einen der Koalas vom Baum ("Nun komm, Kumpel!") und gab ihn mir. Der Koala klammerte sich vorsichtig an mir fest. Während ich ihn streichelte, blitzte es kurz: Der Wärter hatte mich mit einer Sofortbildkamera geknipst, und ich durfte das Foto von mir mit dem Koala behalten. "Cool", sagte ich. "Macht zwei Dollar", sagte der Wärter. "Ach so", meinte ich.

Danach fuhr ich zurück ins Hotel, wo die Mädchen warteten. "Habt ihr immer noch schlechte Laune?" fragte ich. "Jaaaaa", meinten sie. "Schaut mal, auf diesem Foto habe ich einen Koala auf dem Arm." - "Schööööön", meinten sie nur missmutig. Na, dann konnte ich ihnen auch nicht helfen. Nun mussten wir auch schon zur nächsten Vorstellung.

Es grüßt euch ganz tierisch

Euer SIMON FLUNKERT


Ich hatte immer davon geträumt, mal in einem Heißluftballon über das weite Land zu schweben. In Australien wäre das aber beinahe schiefgelaufen.
Allerdings bin ich ja auch mit keinem Ballon dieser Organisation hier unterwegs gewesen.

Teil 9 - Simon über den Dächern Australiens

Hi, Mitkids!

Wie ihr euch wohl erinnert, war ich mit einer Theatergruppe aus Hannover in der australischen Großstadt Sydney unterwegs, wo wir an Schulen das Musical "Annie" aufführten. So richtig erfolgreich waren wir bisher nicht gewesen. Wir hatten nur ganz wenig Zuschauer und wussten eigentlich gar nicht, warum. Die Erwachsenen und die anderen Kinder unserer Gruppe hatten deswegen ziemlich schlechte Laune. Ich, ehrlich gesagt, nicht - erstens hatte ich sowieso nur eine Nebenrolle in dem Stück, und zweitens genoss ich es, mir Australien anzusehen.

An einem der Tage hatten wir spielfrei, und an jenem Morgen kam Sophie, die in dem Stück die Hauptrolle spielte und früher lange in Australien gelebt hatte, vergnügt in den Frühstücksraum: "Gerade habe ich mit Bekannten telefoniert: Brian und Kylie Flyaway. Brian ist ein alter Heißluftballonfahrer, und er startet heute vormittag im Nordwesten der Stadt. Das schaue ich mir an." - "Motz ... knurr ... schleich dich" maulten die anderen Mädchen. Sie hatten, wie gesagt, miese Laune. Aber ich war natürlich begeistert: "Au ja, ich komme mit! Wie kommen wir denn dahin, Sophie? Mit der Bahn?"

So war es. Sophie und ich gingen von unserer Herberge in der Pitt Street hinunter zum schönen Bahnhof von Sydney. Von hier fuhren Züge in viele Teile des Landes - an manchen Tagen sogar nach Perth. Sophie erklärte: "Perth liegt an der Westküste, also genau auf der anderen Seite von Australien. Bis dorthin sind es fünftausend Kilometer - genauso weit wie von Madrid nach Moskau." Ich staunte, und ich begriff immer mehr, wie groß dieses Land war. Wir selbst nahmen natürlich nicht den Zug nach Perth, sondern nur die Vorortbahn nach Richmond. Wir fuhren ungefähr eine Stunde.

Richmond lag ganz am Rande von Sydney, schon fast in den Blue Mountains (ein waldreiches Gebirge, das gleich außerhalb von Sydney beginnt). Von der Bahnstation führte uns Sophie zu einer nahegelegenen Wiese und - oh ja, da stand er: Ein Fesselballon! Ein wunderschöner Heißluftballon! Mit dem man gemächlich und wunderschön am Himmel entlangschweben und sich in aller Ruhe die Welt von oben betrachten kann. "Ooooooooh!", staunte ich laut. Erst jetzt bemerkte ich das ältere Ehepaar, das vor dem Ballon stand und ganz herzlich Sophie begrüßte. Sie umarmten sie, und Kylie Flyaway hatte sogar ein Geschenk für Sophie: "Bitteschön, Sophie - ein Glas Vegemite. Das isst du doch so gern." Iiiiih - dieser komische australische Brotaufstrich schon wieder. "Danke, Kylie! Ja, Vegemite kann man gar nicht genug im Haus haben", jubelte Sophie. Stimmt - was man damit alles machen kann! Fahrradketten ölen, schwarzbraune Lederschuhe putzen, Insekten vertilgen ... aber essen? Na ja, jedem das Seine.

Sophie stellte mich den Flyaways vor, und Brian Flyaway meinte: "Ja, heute ist es mal wieder so weit. Der Wind kommt aus nördlicher Richtung, und wenn ich mit dem Ballon aufsteige, komme ich vielleicht bis nach Wollongong. Kylie wird dem Ballon mit dem Transporter hinterherfahren, damit ich nicht verloren gehe. Was ist mit euch, Kinder? Wollt ihr mit mir Ballon fahren?" Sophie wurde blass und lehnte ab: "Oh nein! Danke, Brian, aber nein! Als ich das letzte Mal mit dir im Ballon mitfuhr und wir notlanden mussten, sind wir genau in eine Schlangengrube im Hunter-Tal geplumpst. Dass wir da überhaupt lebend herausgekommen sind ..." Hi hi hi - Künstlerpech. Aber ich, ich hatte schon Lust. "Wunderbar, Simon, alter Kumpel!", strahlte Brian: "Du wirst sehen, das wird ein einmaliges Erlebnis." Sophie meinte zu uns: "Na gut, wenn du unbedingt mit willst, Simon, dann fahre ich mit Kylie im Transporter hinterher."

So machten wir's. Wir kletterten in den Ballonkorb, die Seile wurden losgemacht, und ehe ich es richtig begriffen hatte, hoben wir ab und stiegen höher und höööööher. Irgendwann sagte Brian: "So, Kumpel, wir haben die nötige Höhe erreicht. Mal schauen, was der Kompass sagt. Nanu ... nach der Vorhersage müsste unser Ballon gen Süden fahren." [Ballonfahrer sagen, dass ein Ballon fährt, nicht fliegt - weil er keine Flügel hat.] "Aber wenn mein Kompass Recht hat, fahren wir mehr nach Südosten. Okay, kein Grund zur Sorge, kein Problem."

Ich hatte im Moment sowieso keine Probleme. Vor lauter Staunen hatte ich den Mund offen, denn die schöne Landschaft und die Häuser der Großstadt wirkten von hier oben noch viiiiiel schöner. Und das Gefühl, fast lautlos und ganz langsam durch die Luft zu schweben, und nicht schnell und laut im Flugzeug zu rasen, war wunderschön. Ich weiß nicht, wie lange ich nur da stand und die Aussicht genoss, ohne etwas zu sagen. Auch Brian genoss so vor sich hin. Es musste jetzt Mittag sein. Brian sagte: "Kumpel, du wirst ja wohl inzwischen bemerkt haben, dass die Sonne bei uns andersherum wandert. Bei euch auf der nördlichen Erdhalbkugel steht sie mittags im Süden. Bei uns auf der südlichen Erdhalbkugel ist sie mittags jedoch im Norden." Klar, dass wusste ich natürlich. Irgendwann glaubte ich, ein Gebäude wiederzuerkennen: "He, das könnte eine der Schulen sein, in der wir unser Musical aufgeführt haben." Brian nickte: "Tja, das kann schon sein. Wir fahren jetzt über den Stadtteil Parramatta. Parramatta ist eigentlich eine Stadt in der Stadt. Ganz Sydney hat knapp vier Millionen Einwohner. Davon leben eine Million hier in Parramatta. Touristen kommen hier allerdings nicht ganz so viele her. Ich bin übrigens in Parramatta geboren." - "Herzlichen Glückwunsch!" sagte ich dusseligerweise. Zum Glück hatte Brian das überhört. Er hantierte wieder mit dem Kompass und meinte: "Der Wind hat sich wieder gedreht. Wir fahren jetzt nach Ost - Nordost." - "Ist das etwas Schlechtes?" fragte ich. Er zögerte: "Äääääh .... tja ... oh schau mal, da liegt der Stadtteil Homebush mit dem Olympischen Park. Hier fand die Sommerolympiade 2000 statt, bei der eure deutschen Sportler irgendwie auch dabei waren." Ah ja - hier war das also gewesen.

Während sich Brian mit dem Kompass und der Landkarte beschäftigte, schwebten wir über die City. Ich sah den Hafen, die berühmte Hafenbrücke, das genauso berühmte Opernhaus, das aussieht wie eine Mannschaft Fußball spielender Nonnen ...


Ungefähr so hat das ausgesehen.

"Wie heißt der Stadtteil da hinten?" wollte ich von Brian wissen. Er schaute nervös auf: "Wie? Ach so, der da. Das ist DAS KLO." - "Wie bitte?" - "Ja. Eigentlich heißt er Woolloomooloo. Wir Einheimischen nennen ihn kurz: THE LOO = DAS KLO." Warum war Brian nur so nervös? Na, egal. Oh, links sah ich nun den Taronga Zoo, wo ich ja zwei Tage vorher einen Koala auf dem Arm gehabt hatte.

Weiter schwebten wir über den Meeresarm namens Port Jackson, der Sydney in einen nördlichen und einen südlichen Teil trennt. Dann fuhren wir über einen besonders gemütlichen Stadtteil. Brian erklärte: "Jetzt sind wir über dem Ozeanarium von Manly - jetzt sind wir über der Fußgängerzone von Manly - jetzt sind wir über dem Strand von Manly - und jetzt sind wir über dem offenen Meer. Oh Shit!!" Was? Ach du ... Jetzt begriff ich, warum er so nervös war. Der Wind kam aus einer anderen Richtung als ursprünglich erwartet, und jetzt waren wir über dem Pazifischen Ozean. "Das ist alles meine Schuld, Kumpel. Als ich merkte, dass der Wind ungünstig wehte, hätte ich sofort notlanden müssen. Aber ich hoffte die ganze Zeit, dass der Wind wieder drehen würde", jammerte er. Langsam bekam ich Angst. Ich fragte: "Wann kommt denn wieder Land, wenn wir so weiterfahren?" Brian lachte ganz irr: "Wenn wir Glück haben, erwischen wir den Nordzipfel Neuseelands. Bis dahin sind es zweitausend Kilometer. Dahinter kommt dann Südamerika - zehntausend Kilometer weiter. Logisch, dass wir vorher abschmieren." Brian und ich schauten uns an, und dann begannen wir gleichzeitig zu singen: "Aaaaaaveeeeeee Mariiiiihiiiiiaaa!" Aber hinter uns tauchten Hubschrauber auf. ACHT STÜCK. Wir stellten fest, dass einer davon von der Küstenwache war, und die anderen sieben gehörten irgendwelchen Fernsehsendern und Zeitungen. Über einen wahnsinnig lauten Lautsprecher erklärte uns jemand aus dem Hubschrauber der Küstenwache: "Macht euch keine Sorgen, Kumpel! Wenn ihr ins Meer plumpst, versuchen wir, euch herauszufischen, noch bevor euch die Haie anfressen!" Na toll! Sehr beruhigend!

Aber dann hatte der Wind ein Einsehen. Plötzlich drehte er und blies uns zum Strand zurück. Das war auch höchste Zeit. Allerhöchste Zeit - denn unser Ballon sank und sank. Er ging tiiiiefer und tiiiiefer. Brian warf einen Sandsack nach dem anderen ab, damit wir leichter wurden, und pumpte mit dem Gasbrenner noch mehr Gas in den Ballon. Trotzdem stiegen wir nicht mehr, sondern sanken immer weiter. Da war der Strand - und auf ihm lauter Menschen, die uns zusahen. Der Strand kam näher - und näher - und wutsch. Wir waren genau auf dem Sandstrand gelandet. Aber nicht sanft, sondern ziemlich sportlich. Der Ballonkorb kippte um, und ich machte einen doppelten Purzelbaum. Geschafft! Überlebt! Und nicht einmal nass geworden. Vom Angstschweiß mal abgesehen. "Ab heute fahre ich nur noch Fahrrad", schwor sich Brian.

Danach wurden Brian und ich erst einmal interviewt. Abends waren in den Fernsehnachrichten von Kanal 7, 9 und 10, und im Radio auch, und am nächsten Tag waren wir auf der ersten Seite im Sydney Morning Herald und im Manly Herald und ... ach, alle Zeitungen konnte ich gar nicht lesen. Aber das Beste war: Ich erzählte den Reportern nämlich von dem Musical, das wir mit unserer Theatergruppe aufführten. Und von da an hatten wir sehr viel mehr Zuschauer.

Es grüßt euch aus dem Fernseher

Euer SIMON FLUNKERT

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