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Simon in Australien 4 - 6

Simon fliegt nach Australien und bekommt die ersten Eindrücke von Land, Leuten, irgendwie interessantem Essen - und riesengroßen Fischen sowie gigantischen Eidechsen.


Daniel Roy, Brühl, Deutschland
Martin Roy, Uetze, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk *Animations, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland



Geht die Sonne in Sydney auf, oder geht sie gerade unter?
(Vielleicht erfahrt ihr es bei Viewsydney.)

Teil 4 - Simon fliegt nach Sydney

Hi, Mitkids!

Es war der Sonntagabend vor Ostern, und hier standen wir nun in der Flughafenhalle in Frankfurt. Nur noch ein paar Stunden, und ich würde mit den anderen im Flugzeug nach Sydney in Australien sitzen. Boo ey, höre ich euch jetzt sagen. Wie kommt denn der Simon dazu, nach Australien zu fliegen?

Ich hatte euch ja erzählt, dass ich in Hannover in einem englischsprachigen Theatermusical eine Nebenrolle bekommen hatte. Ich spielte ein schüchternes Waisenmädchen namens July. Ja, ja, ich weiß, dass ihr jetzt kichert! Da wart ihr ja nicht die einzigen. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich bei der Uraufführung unseres Stückes geschämt hatte. Meine Klassenkameradinnen Sirpa und Sophie spielten nämlich auch in dem Stück mit und hatten unsere ganze Schulklasse zur Vorstellung eingeladen. Die Kids hatten vielleicht einen Spaß! Vom englischen Text verstanden die so gut wie gar nichts. Dafür freuten sie sich darüber, ihren Klassenkameradin Simon Flunkert - also mich - in Mädchenkleidern singen und tanzen zu sehen. "Kuckt mal, Simon als Simone!" haben sie laut gebrüllt, und. "Wir wussten gar nicht, dass du auf Mädchenklamotten stehst!", und: "Wie läuft es sich denn so mit hohen Absätzen?" An und für sich hätte ich bei sowas auch nie mitgemacht - aber man hatte uns versprochen, dass wir eine Tournee in die australische Großstadt Sydney machen würden, wenn unsere Vorstellungen Erfolg hätten.

Und wir hatten Erfolg! Die Vorstellungen waren ausverkauft. Wir bekamen viel Beifall, und sogar das Fernsehen war mal da. Und deshalb sagte uns alsbald die Managerin unserer Theatergruppe, eine gewisse Frau Meier-Meyer: "Es ist jetzt beschlossene Sache - in den Osterferien treten wir mit dem Stück in Australien auf. Habt ihr schon eure Eltern um Erlaubnis gefragt?" Ach ja, richtig - unsere Eltern. Denen hätte ich vielleicht schon einmal Bescheid sagen müssen. Ich überlegte mir jetzt tausend Pläne, wie ich sie überreden konnte, mich nach Australien reisen zu lassen. Ich würde mich einschleimen, ihnen etwas vorschwärmen, ich würde drohen, betteln, heulen - je nachdem. Ich begann damit, indem ich beim Mittagessen von der Australientournee erzählte, und fragte dann: "Lasst ihr mich auch mitfahren?" Ich konnte vor Spannung kaum atmen. "Klar", antwortete Papa. "Natürlich", fügte Mama hinzu. Aha - na ja - so einfach hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Um so besser. Danach hatte Frau Meier-Meyer den ganzen Papierkram erledigt, so dass wir auch alle in Australien auftreten durften.

Nun standen wir also am Schalter der Fluggesellschaft WOMBAT AIRLINES, um "einzuchecken", wie man das nennt. Dabei gibt man der Angestellten der Fluggesellschaft sein Flugticket und seinen Ausweis und bekommt dann die Bordkarte, mit der man ins Flugzeug darf, und auf der auch steht, auf welchem Platz man sitzt. Außerdem muss man beim Einchecken seine Koffer abgeben, weil die im Gepäckraum verstaut werden müssen. Am Zielflughafen bekommt man sie dann wieder. Dabei gab es fast ein Problem. Pro Passagier sind nämlich nur zwanzig Kilogramm Gepäck erlaubt - wer mehr mit dabei hat, muss eine Art Strafgebühr bezahlen. Ich stellte meinen Koffer auf die Waage am Schalter - puh - 19,8 Kilo. Gerade nochmal Glück gehabt. Dann gab's fast noch ein Problem. Die Frau am Schalter fragte mich nämlich: "Hast du den Koffer selbst gepackt?" Ich glaubte, nicht richtig verstanden zu haben, und antwortete daraufhin erst einmal gar nichts. "Sprichst du kein Deutsch?" hakte die Angestellte nach. "Doch, doch", meinte ich hastig. "Aber ich hab' wohl trotzdem nicht richtig verstanden." - "Ich fragte, ob du den Koffer selbst gepackt hast?" Also, das war mir jetzt unangenehm, und ich sagte leise, damit es die anderen Kinder nicht hören konnten: "Äh, na ja, meine Mami hat mir schon ein bisschen dabei geholfen." Mist! Die anderen Kinder hatten es doch gehört und lachten sich schlapp. "So hatte ich das nicht gemeint", erklärte die Angestellte lächelnd. "Ich meine: Sind in dem Koffer deine eigenen Sachen, oder beförderst du Gepäck von jemand anderem?" Ach so. Hätte sie doch gleich sagen können. Ich antwortete: "Ja, ja, das sind alles meine eigenen Klamotten. Meine Hosen, meine T-Shirts, meine ..." - "Gute Reise!" unterbrach sie mich.

Danach mussten wir zu unserem Flugsteig. Um dorthin zu kommen, muss man durch die sogenannte Sicherheitsschleuse. Dabei wird das Handgepäck durchleuchtet, und man selbst muss durch eine Tür gehen, bei der es piept, wenn man irgendwelches Metall am Körper trägt. Damit will man verhindern, dass Terroristen mit Pistolen, Messern oder Bomben an Bord gelangen. Und oh Mann - bei mir hat es tierisch gepiept. Biep biep biep! Danach musste ich bei den Sicherheitsbeamten meine Jacken- und Hosentaschen ausleeren. Ach so - ich hatte versehentlich meine Fahrradschlüssel in der Hosentasche. Die sind aus Eisen, deshalb hatte es gepiept. Mann, bin ich blöd - was sollte ich denn in Australien mit Fahrradschlüsseln ohne mein Fahrrad?

Dann dauerte es gar nicht mehr lange, bis wir an Bord unseres Jumbo Jets gehen durften. Sirpa, Sophie und ich saßen zusammen in einer Dreierreihe. Pünktlich kurz vor Mitternacht (echt jetzt!) startete das Flugzeug. He, kennt ihr das Gefühl, wenn es einen beim Abheben des Flugzeugs voll in die Sitze drückt? Voll coooool - wenn man sich mal dran gewöhnt hat! Das ließ auch erst richtig nach, als das Flugzeug seine vorgeschriebene Höhe erreicht hatte.

Anschließend sollte es erst einmal etwas zu futtern geben. Es hieß, wir könnten zwischen zwei Essen auswählen. Ich war gespannt, ob uns etwas typisch Australisches angeboten werden würde. Vielleicht Schnabeltier in Aspik? Oder mit Mangos abgefüllter Beutelteufel? Weder noch. Da stand auch schon die australische Stewardess neben mir und fragte mich auf Englisch: "Beef or chicken?" Schluck! Was meinte sie? Beef kannte ich, das heißt Rindfleisch. Das wollte ich aber nicht. "Kein Rindfleisch für mich, ich nehme das andere", antwortete ich ihr. "Chicken?" fragte sie nach. Hä? Ich meinte: "Nein, Sie brauchen mir das Essen nicht zu schicken. Ich esse es gleich hier." Die Stewardess runzelte die Stirn, und Sophie und Sirpa lachten sich kaputt. Sophie, die früher in Australien gelebt hatte und prima Englisch kann, erklärte mir: "Simon! 'Chicken' heißt 'Hühnchen', nicht 'schicken'." Ach soooo. Ich wählte also das Hühnerzeug. Sophie meinte: "Simon, wenn wir in Australien sind, musst du mit den Leuten aber immer Englisch sprechen." Ach du Schande!

Danach sahen wir uns auf dem Monitor noch einen Film an. Irgend so einen durchgeknallten chinesischen Kung Fu-Streifen, in dem die Helden so Sachen sagten wie: "Ich muss mich vor dem Abendbrot noch rächen", oder: "Du hast meinen Vater getötet. Du hast meinen Bruder getötet. Du hast meinen Onkel getötet. Aber meine Gummi-Ente kriegst du niemals!" Ehrlich - wenn ich mal so eine Geschichte schreibe, dann habe ich es geschafft. Dann bin ich ein berühmter Schriftsteller. Kleiner Scherz!

Nach dem Film haben wir dann versucht, etwas zu schlafen. Mir gelang das aber nicht besonders gut. Erstens war es im Flugzeug so laut, und zweitens hatte ich Magenschmerzen. Bestimmt von dem Hühnchen. Oh Mann - hoffentlich haben Sophie und Sirpa nicht gemerkt, dass ich ständig leise in meinen Sessel pupste!

Nach ein paar Stunden wurde es dann hell. Am Mittag würden wir in Singapur zwischenlanden und uns dort zwei Stunden aufhalten. Singapur ist ein Land, das eigentlich nicht viel mehr als eine große Stadt ist. Ich fragte die Mädchen: "Wie nennt man eigentlich jemanden, der aus Singapur kommt? Singapuritaner?" Die Mädchen wussten es auch nicht so genau. "Vielleicht Singapurist", meinte Sirpa. "Oder er ist singapurös", kicherte Sophie. Sirpa stellte fest: "Wir hätten das mal Singa vom KIKA fragen müssen. Wer Singa heißt, müsste sich eigentlich bestens in Singapur auskennen." Wir mussten alle drei lachen, weil wir uns so furchtbar pfiffig fanden.

Beim Landeanflug auf Singapur passierte mir etwas Unangenehmes: Zu meiner eigenen Überraschung bekam ich schweinemäßige Kopfschmerzen, und zwar so stark, dass ich die Augen schließen und den Kopf nach hinten legen musste. "Warst du neulich mal erkältet?" fragte mich Sophie. "Jaaaa", röchelte ich leise. Sophie war erleichtert: "Dann sind das deine Nebenhöhlen oder so. Das hatte ich auch mal. Tut weh wie Sau. Ist aber gleich nach der Landung besser." Na toll. Statt mir bei der Landung Singapur von oben anzuschauen, lag ich halb ohnmächtig da und wartete, bis das Flugzeug aufsetzte.

Bis eben war es auf meiner Uhr zwölf Uhr mittags gewesen. In Singapur war es aber schon sechs Stunden später, so dass wir unsere Uhren auf sechs Uhr abends vorstellen mussten. Verrückt, ne? In Singapur durften wir solange ins Flughafengebäude gehen. Dort stürmte ich sogleich in die Herrentoilette. Wo waren denn hier die Klokabinen? Ach, hier! Schnell hinein! Aber was war das? Das glaubte ich nicht! Mitkids - da war keine Kloschüssel, sondern nur eine Rinne! Sozusagen eine Pinkel- und Kackrinne. So etwas Ekliges hatte ich noch nie gewesen! Bah - nee, da wollte ich nicht hineinzielen. Statt dessen lief ich wieder raus und ging auf das Behinderten-WC, das ein normales Klo war. Erzählt aber keinem, dass ich so etwas gemacht habe!

Dann durften wir wieder an Bord. Vorher mussten wir aber erneut durch eine Sicherheitsschleuse. Biep biep biep, machte es wieder bei mir. Ihr ahnt es: Ich hatte den Fahrradschlüssel immer noch in der Hosentasche. Dann startete das Flugzeug wieder. Diesmal würden wir nach Australien durchfliegen. Es gab noch etwas zu essen und auch noch ein paar Filme. War mir aber egal. Ich versuchte noch ein wenig zu schlafen, was mir dann auch gelang. Am frühen Morgen wachte ich auf. Ich hatte wieder diese blöden Kopfschmerzen. Das bedeutete: Wir waren im Landeanflug! Australia, here we are!

Und das nächste Mal erzähle ich euch, was wir dort am ersten Tag erlebten.

Es grüßt euch im Kopfstand

Euer SIMON FLUNKERT


Die berühmte Hafenbrücke und die noch berühmtere Oper (sieht verrückt aus, ne?) habe ich gleich am ersten Tag gesehen.
Bei Viewsydney könnt ihr die beiden sogar mit einer echten Livecam sehen.

Teil 5 - Simon isst (Hai-)Fisch

Hi, Mitkids!

Waltzing Matilda, Waltzing Matilda, here comes a Waltzing Matilda with me ... - oh, entschuldigt - ihr habt mich gerade beim Singenüben erwischt. Also: Ihr wisst ja, dass ich eine Rolle in einem englischsprachigen Musical in Hannover bekommen hatte. Und das Gute daran war, dass wir in den Osterferien mit diesem Musical in der australischen Großstadt Sydney auftreten sollten.

Das letzte Mal hatte ich euch erzählt, wie wir mit dem großen Flugzeug von Frankfurt den langen Weg nach Australien zurückgelegt hatten. Und nun waren wir ganz sicher in Sydney angekommen - dem Flugkapitän war die Landung gleich beim zweiten Versuch gelungen. Im Flughafen mussten wir einem Beamten unsere Papiere zeigen. Er fragte jeden von uns: "Kommst du aus der Großstadt oder vom Lande?" und: "Warst du in den letzten sechs Monaten auf einem Bauernhof?" Das mag euch jetzt komisch vorkommen, aber das hatte etwas mit der Maul- und Klauenseuche zu tun. In Europa war ja diese Tierkrankheit ausgebrochen, und die australischen Behörden wollten verhindern, dass ausländische Reisende die Krankheitserreger einschleppten. Vorsichtshalber beantworteten wir alle die Fragen mit: "Großstadt" und "Nein". Dann durften wir unsere Koffer holen. He, das ist immer ein Stress. Die Koffer werden auf ein langes Förderband geladen, und die Reisenden müssen sich ihr Gepäck dann selbst vom Band nehmen. Am längsten musste unsere Managerin, die Frau Meier-Meyer, auf ihr Gepäck warten. Aber irgendwann hatten alle ihre Koffer zusammen. Wir mussten nun noch all die Sachen, die wir nicht einführen durften, durch den Zoll schmuggeln (ein paar Schokoriegel - hi hi), und dann wartete schon ein bestellter Kleinbus auf uns, der unsere Theatergruppe zu unserem Hotel brachte. Nanu, wie fuhr denn der? Auf der falschen Straßenseite! Das war ja wild! Ach nein, Moment mal, richtig: In Australien ist ja Linksverkehr. Da müssen die Autos alle auf der linken Seite fahren, genauso wie in England.

Der Bus brachte uns also zu unserem Hotel in der Pitt Street. Das war aber kein Luxushotel, sondern ein sogenanntes Backpacker-Hotel. Dort steigen normalerweise Touristen ab, die mit dem Rucksack durch's ganze Land reisen. Es war ein recht einfaches Hotel. Mehr wollten unsere Gastgeber wohl nicht für uns ausgeben. Im Hotel begrüßte uns eine Frau. Sie stellte sich uns auf Englisch vor: "Hi, Leute. Mein Name ist Pamela-Anne Pumpkin, und ich werde dafür sorgen, dass hier während eures Aufenthaltes alles klappt. Viele von euch sind bestimmt das erste Mal in Australien, und ich wette, besonders die Kinder unter euch sind ganz aufgeregt." Ja, das stimmte. Ich war übrigens der einzige Junge in der Gruppe. Außer mir spielten noch meine Klassenkameradinnen Sirpa und Sophie im Stück mit. Zudem waren noch fünf andere Mädchen dabei: Rebekka Rübenkoller, Jasmin Jubeltrupp, Fiona Fistelwitz, Veronika Wasserlasser und Maria Makkaroni. Misses Pumpkin fuhr fort: "Wir haben erst einmal ein Frühstück für euch vorbereitet - leckere Vegemite-Brote. Und danach wollt ihr bestimmt erst einmal schlafen." Das wird euch jetzt wundern, aber es war erst sieben Uhr morgens, und da die Reise sehr lang war, waren wir ziemlich erschöpft.

Außerdem hatten wir in Australien jetzt eine ganz andere Uhrzeit als ihr gleichzeitig in Deutschland. "Wie spät ist es denn jetzt zu Hause?" fragte Fiona Fistelwitz. "Keine Ahnung", meinte Rebekka Rübenkoller. "Wahrscheinlich vorgestern drei Uhr." Sophie musste lachen: "Nein, ganz so schlimm ist es nicht. In Deutschland sind sie acht Stunden hinter uns. Das heißt, dort ist es jetzt 23 Uhr, und es ist noch gestern." Na ja, erst einmal gab es Frühstuck. Huch - was war denn das für'n Brotaufstrich?! Okay, er sah ein wenig aus wie Nuss-Nugat-Creme. Aber er roch wie ein ganzer Chemie-Baukasten. Bah - er schmeckte auch wie ein Chemie-Baukasten! Wir Kinder ekelten uns tierisch - nur Sophie nicht. Ihr müsst wissen, Sophie hatte lange in Sydney gelebt und war erst vor einem Jahr nach Deutschland gezogen. Sie war ganz entzückt und schwärmte: "Ach, dieses Vegemite hat mir so gefehlt. Es ist der beliebteste Brotaufstrich Australien. Es schmeckt nicht nur cool, sondern ist wahnsinnig gesund. Man macht es aus Hefe-Extrakten, und es hat mehr Vitamin B als ein Dutzend Gläser Gewürzgurken." Iiiih - wenn die Australier das so toll fanden, würde ich in Australien wohl besser hungern.

Danach wollten sich die meisten von uns tatsächlich erst einmal auf's Ohr hauen. Nur Sophie nicht. Sie sagte: "Den Zeitunterschied bekommt man am besten in den Griff, wenn man bis zum Abend wach bleibt. Ich lege mich nicht hin, sondern werde ein bisschen die Stadt unsicher machen. Hier war ich ja lange zu Hause." Ich fand, dass sie Recht hatte. Wenn ich jetzt am Morgen schlafen würde, käme ich ganz durcheinander, und ich sagte: "Au ja, ich komme mit." Sophie freute sich: "Prima! Dann spiele ich deine Reiseführerin." Sirpa war zwar auch sehr müde, aber sie überlegte, ob sie auch mitkommen würde. Ich glaube, Sirpa war etwas eifersüchtig auf Sophie und wollte mich nie gern mit ihr alleine lassen. Aber letztlich war Sirpa mehr müde als eifersüchtig, und sie sagte: "Ach nein. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf." Sophie und ich ließen uns von Frau Meier-Meyer etwas von dem uns zugeteilten Geld geben und verabschiedeten uns. "Macht aber nicht gleich am ersten Tag Sydney ganz kaputt", mahnte sie uns noch.
Heeh - habt ihr schon mal australisches Geld gesehen? Die Geldscheine hatten auf der Seite ein Stück durchsichtiges Plastik eingearbeitet. "Um Fälschern das Fälschen zu erschweren", meinte Sophie. Und das Zwei-Dollar-Stück war ganz klein, aber das Zwanzig- und das Fünfzig-Cent-Stück, die viel weniger Wert hatten, waren riesengroß. "Das kann ich auch nicht erklären", zuckte Sophie mit den Achseln.

Zunächst gingen wir zur nächsten U-Bahn-Station, die "Museum" hieß, weil in der Nähe ein Museum lag. "Der Park da vorn heißt übrigens Hyde Park. Genau wie der berühmte Park in London. Allerdings wirst du hier ganz andere Bäume finden als in London." Im U-Bahn-Schacht kaufte Sophie von unserem Geld für jeden von uns beiden einen "Travel Pass". Sie erklärte: "Das ist eine Wochenkarte, mit der wir in Sydney alle öffentlichen Verkehrsmittel benutzen können." - "Also Busse und Bahnen?" fragte ich. "Ja - und auch die Fähren. Die wirst du gleich sehen." Wir gingen hinunter auf unseren U-Bahn-Steig. Ihr müsst wissen: Die Bahnen fahren in Australien genauso wie die Autos links. Aber nicht nur das! Ich sah ein Hinweisschild, auf dem stand: "Bitte gehen Sie auf unseren Treppen und in unseren Gängen immer links." Ganz schön streng. Mit der U-Bahn mussten wir nur zwei Stationen fahren. Während der Fahrt studierte ich die vielen Verbotsschilder im Waggon: "Füße nicht auf die Sitze legen!" - "Rauchen aller möglichen Substanzen verboten!" - "Keinen Müll durch die Gegend pfeffern!" - "Das Mitführen von Krokodilen ist untersagt!" Sophie lachte: "Ich glaube, es gibt nirgends auf der Welt mehr Warnschilder als in Australien. Das Schönste ist das in einem Geschäft in Bondi Junction. Darauf steht: BITTE STEHLEN SIE NICHT!"

Wir stiegen am Circular Quay aus. Sophie erklärte: "Circular Quay heißt auf Deutsch: Kreisförmiges Ufer."


Circular Quay von der Oper aus gesehen.

Mir kam das alles so bekannt vor. Sophie meinte: "Du hast das hier bestimmt schon oft im Fernsehen gesehen. Das hier vorne ist der Fährhafen. Viele kleine und auch größere Fähren fahren von hier in andere Stadtteile. Zum Beispiel auch zum Taronga Zoo. Das dort links ist die berühmte Sydney Harbour Bridge, also die Hafenbrücke. So viel ich weiß, war der Architekt ein deutscher Einwanderer.


Die berühmte Hafenbrücke

Und das komische Gebäude rechts ist das Opernhaus." - "Das sieht ja lustig aus", fand ich. "Ja, kann sein. Die Außenmauern sehen aus wie große Segel. Sie sind aber aus Keramik, glaube ich. Als die Oper gebaut wurde, meinten die Australier: Die sieht ja aus wie eine Mannschaft von Fußball spielenden Nonnen." Öh ja - mit etwas Phantasie.


Was meint ihr? Welche Nonne kickt am besten?

Dann schlug Sophie vor, dass wir in den Rocks spazierengehen würden:


Sydney on the Rocks. Unten seht ihr den Flohmarkt in The Rocks, der allerdings samstags abgehalten wird.

"Die Rocks (heißt auf Deutsch: Felsen) sind der älteste Stadtteil von Sydney. Weißt du, die ersten europäischen Siedler, die nach Australien kamen, kamen aus England. Allerdings nicht freiwillig: Der englische König hatte Australien ausgesucht, um hier Strafgefangene anzusiedeln, weil die englischen Gefängnisse überfüllt waren. Das war 1788. Die Schiffe mit den Sträflingen und Wachleuten legten hier an diesem Meeresarm an, der Port Jackson heißt. Einige der Gebäude hier in den Rocks sind also fast zweihundert Jahre alt." Ja, Sophie zeigte mir zum Beispiel das alte Gefängnis. Heute gibt es in den Rocks aber viele Andenkenläden und keine Gefängnisse mehr. Ich kaufte ein paar Ansichtskarten. Vor einem Schnellimbiss machte eine Jazzgruppe Live-Musik.

Als wir zum Circular Quay zurückgingen, knurrte mein Magen. "Wir könnten etwas essen", schlug Sophie vor. "Och nö - muss nicht sein", meinte ich. Ich hatte Angst, dass wir wieder Vegemite essen müssten. Sophie lachte sich kaputt: "In Australien gibt es auch richtiges Essen. Magst du Pommes?" Ich nickte. Sophie kaufte uns an einem der vielen Imbisse am Hafen zwei Portionen Fish and Chips. Die Pommes waren köstlich, und auch die Fischbeilagen schmeckten wunderbar, obwohl ich nicht wusste, was es war. Als ich fertig war, meinte ich: "Cooles Essen. Was für'n Fisch war das?" Sophie erklärte: "Diese Ringe, das waren Kalamaris, also Krebsfleisch. Und das lange fette Ding, das war Flake, das ist Haifischfleisch." Ich wurde blass und schluckte. Sophie motzte: "Solange du nicht gewusst hattest, was es war, fandest du's gut." Richtig.

Anschließend gingen wir zu Fuß zurück zu unserem Hotel durch die Straßenschluchten der City. Als wir ankamen, war es erst früher Nachmittag. Wir wollten ja erst am Abend schlafen. Trotzdem legten wir uns hin, um etwas zu dösen - und schliefen durch bis zum anderen Morgen.

Es grüßt euch im Kopfstand

Euer SIMON FLUNKERT


Manche Leute sagen, hier im Hafen von Sydney gebe es auch Haie und Krokodile, aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Trotzdem habe ich Haie und Krokos gesehen - lest mal weiter!

Vielleicht erfahrt ihr ja hier mehr.

Teil 6 - Simon und die Tiere mit den scharfen Zähnen

Hi, Mitkids!

WE ARE ONE, BUT WE ARE MANY, AND FROM ALL THE LANDS ON EARTH WE COME ... In letzter Zeit erwischt ihr mich immer dabei, wie ich australische Folk Songs singe. Wie bitte? Ihr wollt, dass ich lieber mal einen deutschen Schlager singe?! Na gut. Ihr habt's so gewollt: WER LIEBE LEEEEBT, DER WIRD UNSTEEERBLICH SEIIIIIN ... Oh, nee, Mitkids, das kann nicht euer Ernst sein. Von solchem Dreck werden die Ohren ja ganz taub!

Also: Wie ihr vielleicht wisst, war ich mit einer englischsprachigen Theatergruppe aus Hannover in die australische Großstadt Sydney eingeladen worden. Wir sollten dort in einigen Schulen das Broadway Musical ANNIE aufführen. Ich spielte eines der Waisenkinder im Stück. Genauer gesagt: ein Waisenmädchen. Tja - manchmal muss ein Mann Opfer bringen, wenn er eine Weltreise unternehmen möchte.

Als erstes sollten wir an einer Schule im Stadtteil Bondi Junction auftreten. Bondi Junction liegt im Osten von Sydney, und von dort ist es ganz nah zum Strand, dem berühmten Bondi Beach. Vom Strand sahen wir aber erst einmal gar nichts. Wir begannen an unserem zweiten Tag in Australien mit den Proben. Und da war es wieder: Ein Problem, das wir schon in Hannover hatten. Zwei der Mädchen, die mitspielten, waren Cousinen: Rebekka Rübenkoller und Veronika Wasserlasser. Das heißt aber nicht, dass sie auch Freundinnen waren. Im Gegenteil: Rebekka und Veronika konnten sich nicht ausstehen und machten sich ständig gegenseitig an. Als sich Veronika bei den Proben in Bondi Junction mal versprach, meckerte Rebekka: "Nie kannst du dir deinen Text merken, du dämliche Kuh! Soll ich ihn dir nochmal vorlesen? Selber kannst du ja nicht lesen!" Das konnte Veronika natürlich nicht auf sich sitzen lassen: "Und du, du Schlampe?! Du singst wie eine Ente und tanzt wie eine Dampfwalze!" Daraufhin gab Rebekka Veronika einen Kinnhaken, Veronika trat Rebekka in den Bauch, dann wälzten sie sich auf dem Bühnenboden, und noch ehe wir anderen Schauspieler eingreifen konnten, rissen die zwei das Bühnenbild um! "So kann ich nicht arbeiten, wenn ihr euch gleich am ersten Tag wieder in die Fresse haut!" rief unser Regisseur Steven Playmountain entsetzt. Das Peinlichste war, dass bei den Proben ein paar erwachsene Frauen und Männer zusahen, die sich das Lachen nicht verkneifen konnten. Es hieß, das seien australische Schauspieler, die mal sehen wollten, wie wir Deutschen das so machten.

Nach dem Unfall berieten die Erwachsenen in unserer Theatergruppe, was zu tun sei. Es hieß, wegen der schrottreifen Bühnenausstattung müssten die Proben bis 17 Uhr verschoben werden. Schade - an sich hätten wir ja abends frei gehabt. Jetzt war es erst halb elf vormittags. Wir berieten, wie wir uns die Zeit vertreiben konnten. Einige von den Mädchen wollten zum Strand gehen, um den Surfern zuzusehen. Na typisch! Sophie Liebevoll hatte eine bessere Idee. Sie hatte nämlich lange in Sydney gelebt und kannte sich hier immer noch sehr gut aus. Sie meinte: "Wir könnten mit der S-Bahn zum Rathaus fahren. Von dort ist es nicht weit zum Darling Harbour. Da könnten wir uns das Aquarium mit den ausgefreakten Fischen ansehen." Interessante Idee. Ich wollte mitkommen. Sirpa Hundelainen, die ich schon seit vielen Jahren kenne, ebenfalls, und auch Jasmin Jubeltrupp sowie unsere Betreuerin, die Frau Meier-Meyer.

Vorher wollte ich aber noch meine Eltern in Deutschland anrufen und ihnen sagen, dass es mir sehr gut ging und wie cool ich Australien fand. Ich hatte mir eine Telefonkarte gekauft und ging an ein öffentliches Telefon. Ich wählte die Nummer - und in dem Moment, als sich meine Mutter meldete, wusste ich, was ich vergessen hatte: Die Zeitverschiebung. Bei uns war es halb elf vormittags. Aber in Deutschland war es erst halb drei Uhr nachts, und meine Mutter war gar nicht richtig wach. "Wie geht's dir denn? Schnarch ..." fragte sie. "Super. Australien ist wunderbar!" jubelte ich. "Das ist schön - schnarch" meinte Mama etwas teilnahmslos. Ich erzählte ihr, was ich alles erlebt hatte, und Mama sagte nichts. Wahrscheinlich war sie mit dem Hörer am Ohr wieder eingeschlafen. Ich legte leise auf, um sie nicht aufzuwecken, und ging wieder zu den Anderen.

Mit der S-Bahn waren wir schnell am Rathaus, und von dort waren es zu Fuß nur ein paar Minuten zum Darling Harbour. Harbour heißt Hafen. Sophie erzählte: "Früher war dies ein schmuddeliges Hafenviertel. Dann begann man, hier eine Mischung aus einer Einkaufszone und einem Freizeitpark zu bauen. Da hinten ist ein Schifffahrtsmuseum, zu dem auch die Schiffe hier vorne gehören, dahinter ist das Spielcasino, in dem es auch ein Theater gibt - echt jetzt -, und da vorne ist das IMEX-Kino, das riesengroße 3D-Leinwände hat." Auf dem Hafenkai mussten wir übrigens aufpassen, weil Lokomotiven auf Rädern und mit Elektromotor Wägelchen mit asiatischen Kindern hinter sich her zogen.


So sieht es am Darling Harbour aus.

Jetzt waren wir am Sydney Aquarium. Das ist nicht einfach ein einzelner Glasbehälter, in dem ein paar Goldfische herumschwimmen, sondern eine Art Zoo, aber nur mit Fischen und anderen Wassertieren. An der Kasse wurde Frau Meier-Meyer ganz blass, als sie die Eintrittspreise sah. "Na ja - hoffentlich kann ich das auf die Spesenrechnung setzen", seufzte sie. Wir bekamen keine Eintrittskarten, sondern die Kassiererin stempelte uns allen ein Seepferdchen auf den Handrücken. Cool - das habe ich dann zwei Tage lang nicht abwaschen können.

Das erste Tier, was wir sahen, ist vielleicht das verrückteste Tier, das es gibt. Es heißt auf Deutsch: Schnabeltier. Es ist eine Mischung aus einem Reptil und einem Säugetier, lebt aber meistens im Wasser. Es hat einen Entenschnabel, ein Fell wie ein Seehund, Schwimmflossen, einen Biberschwanz und einen giftigen Stachel am Hintern. Außerdem legt es Eier, obwohl es ein Säugetier ist. Ein totales Mischmasch! Toll, 'ne?
Dann kamen viele Aquarien mit Fischen, die in australischen Seen und Flüssen leben. Zum Beispiel der Barramundi. Habt ihr auch noch nie was von gehört, oder? Ich habe ihn inzwischen sogar schon mal gegessen, aber das ist eine andere Geschichte.
Dann kamen wir an ein Becken, in dem ein sechs Meter langes Salzwasser-Krokodil lag - eines der gefährlichsten Tiere der Welt! Ich wollte es photographieren, aber es lag größtenteils unter Wasser. Schade - deswegen wollte ich später noch einmal zurückkommen.

Danach waren wir erst noch bei den niedlichen Seehunden, die aber angeblich ganz tierisch beißen können.


Bei schwimmenden Hunden und Löwen im Aquarium am Darling Harbour.

Na, deswegen heißen sie wohl auch Hunde. Anschließend begann der Bereich mit den Meeresfischen. Wir mussten lange Gänge hinuntergehen, um zum sogenannten "Ozeanbecken" zu kommen. Durch die Glasscheiben konnte man die Fische genau sehen. "Ich hätte nicht gedacht, dass es im Meer heute noch Tiere gibt, die so aussehen, als wären sie schon lange ausgestorben", meinte Frau Meier-Meyer. Stimmt. Ihr glaubt nicht, was für ausgeflippte Fische dort herumschwammen.
Tja, und dann kamen wir zum Haifischbecken. Wisst ihr, Mitkids - ich bin ja kein Angsthase. Aber mir standen genauso wie den Anderen die Haare zu Berge, als der große weiße Hai namens Josephine ganz nah an die Glasscheibe kam und sich uns genau anschaute. "Was für leckere Appetithäppchen! Schade, dass die Scheibe dazwischen ist. He, wollt ihr nicht zu mir ins Becken kommen, ihr Leckerbissen?" dachte sich Josephine wohl.

Nun wollte ich aber doch noch mal das Krokodil knipsen, und ging deswegen allein zurück zum Krokodilbecken, während die Frauen schon im Souvenirladen waren, der zum Aquarium gehörte. Aha - man konnte eine Treppe hochgehen und aus ein paar Metern Höhe das Kroko von oben sehen. Das machte ich auch. "Bitte keine Gegenstände in das Krokodilbecken werfen!", stand auf einem Warnschild. Hä? Ach so. Über dem Becken war kein Glasdach oder so was, sondern man konnte direkt hineingucken und im schlimmsten Fall hineinfallen. Warum stand denn dann da kein Warnschild: "Bitte nicht ins Krokodilbecken springen!"? Na, okay. Ich nahm den Fotoapparat, beugte mich etwas über den Rand der Balustrade - und da passierte es. Mir rutschte der Fotoapparat aus der Hand, und - platsch - plumpste er ins Krokodilbecken. Das Krokodil war plötzlich hellwach, wirbelte herum, und fraß die teure Spiegelreflexkamera, die mir Papa für die Reise geliehen hatte. Das würde er mir nie glauben! Während einige Wachleute herbeisprangen, um das Krokodil im Zaum zu halten, machte ich mich ganz geschockt vom Acker. Im Souvenirladen traf ich die Anderen wieder. "Wo ist denn dein Fotoapparat?" fragte Sirpa. "Vom Krokodil gefressen", antwortete ich. "Ach so", meinte sie nur. Also, ein bisschen mehr Anteilnahme hätte ich schon erwartet.

Dann führen wir zurück nach Bondi Junction. Wir mussten ja noch proben.

Es grüßt euch bis zum nächsten Mal

Euer SIMON FLUNKERT

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