...by Erich Kassing  

DIE SCHLACHT UM VERDUN - EIN BEITRAG ZUR MILITÄRGESCHICHTE DES ERSTEN WELTKRIEGES 1914 - 1918  

Verdun > Frontalltag > Bereitschaft & Ruhestellung
                  
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DIE SCHLACHT UM VERDUN 
FRONTALLTAG 
BEREITSCHAFT & RUHESTELLUNG
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DIE RHYTHMEN DES KAMPFEINSATZES VOR VERDUN (BEISPIEL)

1 Division hielt 10 Kilometer Front: 1/3 im 1. Graben, 1/3 im 2. und 3. Graben. Das restliche 1/3 lag in Reservestellung außerhalb der Reichweite der französischen Artillerie. Eine unmittelbare Lebensgefahr für die Truppe bestand dort nicht.

Von 1 Regiment lagen 2 Bataillone im Graben. Jeweils 3 Kompanien in der ersten und zweiten Linie.

1 Kompanie lag ca. 1 Woche in der ersten, dann in der zweiten Linie und der Reservelinie; dann 1-2 Wochen in Ruhestellung.

In der Regel kämpfte 1/3 der Soldaten eine Woche direkt im Frontbereich, 1/3 befand sich eine Woche hinter der Front in Bereitschaft und 1/3 lag eine Woche in der Ruhestellung hinter der Front, zumeist außerhalb der gegnerischen Artillerie.

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   BEREITSCHAFT

Beispiel für einen Bereitschaftsraum vor Verdun: 

Zum Schlachtfeld vor Verdun gehören mindestens zwanzig Schluchten: Eine dieser Schluchten ist die westlich des ehemaligen Dorfes Bezonvaux und unterhalb der Vaux-Kreuz-Höhe nach Westen verlaufende Brûle-Schlucht (Fond des Rousses). Von ihr zweigt in Richtung Fort Douaumont die Hassoule- Schlucht ab. 

In der Brûle-Schlucht, sie wurde von einem Bach durchflossen, lagen am Südhang in Erdlöchern und schwach ausgebauten Stollen deutsche Bereitschaftsbataillone und Regimentsgefechtsstände. An dem Steilhang, der von den Franzosen nicht eingesehen werden konnte, entstanden nach und nach Südlicher Hang der Brûle-Schlucht. Im Hintergrund die Erdlöcher der Bereitschaftstruppen, Mai 1916 Hunderte mit Zeltplanen und Wellblech  verschlossene jämmerliche Erdlöcher. Die Soldaten suchten sich so gegen das über den Hang herabstürzende französische Artilleriefeuer zu schützen.

Zumeist saßen die Männer in ihren Höhlen, besserten ihren Rock aus oder erzählten sich Geschichten aus ihrer Heimat. Bei Regen kroch die Nässe von allen Seiten in die Löcher, tropfte von den Helmen, Schultern und Brust. Die Mäntel wurden naß und schwer, die verlausten Decken saugten sich mit Regenwasser voll. 

Weitere Bereitschaftsräume lagen u.a. in den verschmierten Kellern von Ornes oder in jämmerlichen Löchern im Fosseswald usw. usw.

   RUHESTELLUNG

Nach der deutschen Besetzung entstanden in den französischen Etappendörfern vor Verdun Soldatenheime, Kinos, Theater, Musikhallen und Bordelle etc. Ganze Dörfer wurden von den deutschen Regimentern aus Holz und anderen Materialien errichtet:

Deutsche Offiziere im Gersdorff-Lager, 1916

Preußenlager am nordwestlichen Abhang der Höhe 310, 1916

Kreidezeichnung von 1916 (Ruhrgebietsszene) eines deutschen Soldaten in einer ehemaligen Kantine vor Verdun, 2003

Barackenlager an der Höhe 304, 1916

In einem Barackenlager bei Azannes, 1916

Deutsche Offiziere im Magdeburger-Lager, 1917

Hinter der Verdun-Front gab es schon bald unzählige Unterkünfte in den Wäldern, Schluchten und an den Berghängen. Zum Beispiel:

  • Häuser und Baracken am langgestreckten Romagnerücken

  • das Elisabeth-Lager nordöstlich von Azannes

  • das Barackenlager im Thiel-Wald

  • das Pionierlager mit Betonunterständen im Hayes-Wald

  • das große Gersdorff-Lager am südlichen Rand des Embagneux-Waldes

  • die Kap-Lager I und II bei Azannes

  • das Rauch-Lager für die Pioniere südlich von Mangiennes im Mangiennes-Wald

  • das Preußen-Lager am nordwestlichen Abhang der Höhe 310

  • Barackenlager und betonierte Unterstände im Wald von Spincourt (z.B. Breuil-Wald)

  • das Bayern-Lager im Bois de Billy

  • die Keller von Malancourt

  • das Sport-Lager bei Nantillois

  • das Steinbruch-Lager südlich von Billy

  • das Barackenlager 44 im großen Waldgebiet von Romagne-sous-Montfaucon usw. usw. usw.

Das große Barackenlager im versumpften Wald von Spincourt lag noch in Reichweite französischer Geschütze. Zwischen den einzelnen Baracken konnte Kantine im Rauch-Lager, 1917 nur auf Lattenrosten gegangen werden. Ganze Straßenzüge und angelegte Plätze zogen sich durch die Wälder. Für Offiziere und Kompanieführer hatte man Wohnungen und Blockhäuser bereitgestellt.

Zu Fuß, oft barfuß, mit der Feldbahn oder dem Lastkraftwagen wurden die völlig erschöpften und abgestumpften Soldaten in die Wechselquartiere hinter der Front transportiert. Das große Ruhebedürfnis ließ die Soldaten erstSoldaten im Lager Porta, 1916 einmal in die Betten fallen. Später gab es Zulagen an Tabak, Schokolade, Branntwein, Brot und Konserven. 

In der Ruhestellung oder der Etappe waren die Freiräume für die Soldaten relativ groß. Allerdings standen die verschiedensten Arbeitsdienste, Ausbildungslehrgänge und exerzieren auf dem Stundenplan: Bad, Körperpflege, Flickstunden, Waffenreinigung, Wäsche waschen und Sport. Aber auch Kleintierhaltung, der Dienst in der Küche, der Ofen, 1916 Besuch in der Buchhandlung oder der Kantine. Sonntags war dienstfrei.

Nicht selten lagen zwanzig Soldaten auf einer Stube. Mobiliar gab es allerdings nur wenig. Die Betten, roh gezimmerte Holzgerüste mit Maschendraht, standen übereinander. Auf der Liege: Strohsäcke und Decken. Die Tornister dienten als Kopfstützen. In der Ecke stand ein kleiner eiserner Ofen.

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Quellen und Literatur:
  • Beumelburg, Werner: Douaumont, Oldenburg 1943.
  • Ettighoffer, Paul: VERDUN. DAS GROSSE GERICHT, München 1992.
  • Kaluzko, Jean-Luc/Radet, Frédéric: Spuren der deutschen Armee 1914-1918 in den Argonnen und Umgebung von Saint-Mihiel, Verdun 2000.
  • Klink, Stephan: Das große Verdun-Handbuch, Edesheim 2000.
  • Werth, German: Verdun. Die Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 1979.

Abbildungen:

  • Kassing. Reichsarchiv.

 

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