Februar-Bericht 2005
Ein paar Tage, nachdem sich ein paar
Juden und Araber in Scharm Asch-Schech trafen, trafen auch wir uns wieder,
wieder in Ramle im Open House. Wieder einmal war das Wetter gegen uns, und
wieder mussten wir das ganze Wochenende im Hause verbringen, uns aufwärmen mit
Theaterspiel, mit warmen Mahlzeiten und mit warmen Herzen. Das Treffen der
Andern dort in Scharm Asch-Schech half uns dabei nicht.
Unser Treffen begann mit einem langen Gespräch über das die
Wohngemeinschaft, die die Gruppe im August in Ramle starten will. Ein Teil der
Gruppe verschiebt den Militärdienst um ein Jahr für dieses Projekt, der andere
Teil macht keinen Militärdienst, und die Theater-Wohngemeinschaft wird ihnen
als Zivildienst angerechnet. Noch nicht alle haben sich endgültig entschlossen,
und die Entschlossenen versuchen die andern zu überzeugen.
Die Theaterarbeit begannen wir mit
Übungen zu Gewichtverlagerung und Körperkontakt, eine Weiterführung der
Vertrauensübung im November.
Dann übten wir mit den Masken, die wir letztes Mal
vorbereitet hatten. Die Maske hat ihren eigenen Charakter, und Spiel mit Maske
ist anders und muss erlernt werden. (Photos 01-48)
Den Hauptteil des Abends verbrachten wir mit Geschichten, die die Mitglieder zu Hause vorbereiteten:
“Macbeth” von
Shakespeare (Michael und Javier), gerafft erzählt.
“Das Ei, das
kein Ei sein wollte”
Ofir erzählte
diese bekannte Kindergeschichte über das Ei, das kein Ei sein wollte und sich
als Blume, Pilz, Clown und alles Mögliche verkleidete, aber nirgendwo
akzeptiert wurde, bis schlussendlich ein Küken aus dem Ei schlüpfte.
Nach der
Geschichte entspannte sich eine Diskussion über Identitätssuche und darüber, ob
ich sein kann, was ich will.
Die letzte
Geschichte war die Geschichte über die Prinzessin, die ihren Prinzen rettet,
der aber wiederum will sie nicht heiraten, weil sie nach all den Bemühungen so
dreckig ist.
Den Samstag begannen
wir mit einer Skala von Identitäten und Identifikazionen. JedeR legte sich fest
auf der Skala zwischen zwei oppositionellen Standpunkten, in Bezug auf verschiedenste persönliche und
gesellschaftliche-politische Fragen (Haarfarbe, sexuelle Neigungen, Aufhebung
des Marihuanaverbots, Unterstützung des israelischen Rückkehrrechts, usw.). So
lernten wir uns schnell und ohne zu diskutieren noch ein wenig mehr kennen, und
auch jede Position musste sofort in eine Statue verwandelt werden.
Fast den ganzen
Rest des Tages verbrachten wir mit Playbacktheater.
Im
Playbacktheater erzählen alle eine persönliche Geschichte, ein Erlebnis, und
die Gruppe spielt die Geschichte nach, gemäss der Rollenbesetzung der
ErzählerInnen. Die ErzählerInnen schauen ihrer eigenen Geschichte zu, erfahren
wieder dasselbe Erlebnis, diesmal als ZuschauerIn. Da es persönliche
Geschichten waren, will ich sie hier nicht im Internet nacherzählen, ich sage
nur, dass es zum Teil sehr unangenehme Geschichten waren, die auch sehr
bewegten, auch Tränen sind geflossen, und die jungen SchauspielerInnen näherten
sich so einander an.
Vor dem
Mittagessen machten wir eine kleine Pause, mit einem Katz- und Mausspiel, ein
Spiel, das wir auch für die Bühne instrumentalierten, sehr energetisch und schnell,
sodass wir uns auch wirklich hungrig zu Tisch setzten.
Die letzte
Stunde versuchten wir eine Simulation eines sinkenden Bootes. Eine bekannte
Situation: Die Gruppe muss entscheiden, wer die Unendlichkeit in der Tiefe des
Meeres suchen geht. Am Schluss blieben auf dem Boot der Arzt, die schwangere
Frau (die schon nicht mehr
schwanger war) und die Schauspielerin.
In einer
geheimen Abstimmung, nach dem Spiel, bekamen: der Geschäftsmann 13 Punkte (am unwichtigsten),
der Priester 17 Punkte, der Führer 22, der Soldat 30, die Schauspielerin 32, die schwangere Frau 37 Punkte, und der Arzt, mit 47 Punkten, war für fast alle
die wichtigste Figur für die Menschheit.
Marwan fasste
das Treffen, und überhaupt den Workshop, mit den Worten zusammen: “Der Workshop
macht mich erwachsen, gibt mir den Geschmack des Lebens, ich lerne zuzuhören
und daran zu glauben, dass es möglich ist, die Welt zu verändern.”
Das nächste
Treffen wird das letzte Treffen sein, in Form dieses Workshops, nachher treffen
wir uns für die Proben für das Aktivismusfestival im Juni in Lud, und um das
gemeinschaftliche Leben in der Wohngemeinschaft zu planen.