Die Mauer gräbt sich immer
tiefer in die offenen Wunden. Es ist ein Graus. Und es ist vielleicht ein
heroischer Witz oder ein pathetischer Heroismus, wenn wir gerade in einer
solchen traurigen Zeit versuchen, etwas anderes aufzubauen.
Bis 20.00
Uhr waren alle da, ausser Marwan und Jawad, die erst am Freitag kamen, und
ausser Alon und Ortal, die gar nicht kamen. Und wir hatten auch Besuch, von
Nahida aus Holland, eine Journalistin, die hier eine Weile in Jerusalem lebt,
um ein Buch zu schreiben. Sie blieb bis Freitag Mittag.
So begann
das Treffen mit einem ausgezeichneten Abendessen, das uns wie immer Michal
vorbereitete.
21.30
Zeremonien
Letztes Mal
machten wir etwas zum Thema Religion und Tradition, und die allgemeine Stimmung
war, dsas das Thema nicht interessant ist, weil ja sowieso niemand religiös
ist. (siehe dezember2004)
Wir wollten herausfinden, ob wir zusammen, Juden, Christen, Muslime und
Atheisten, alternative Zeremonien entwerfen könnten, die uns entsprechen.
Afek und
Amir leiteten eine schöne und kurze Zeremonie zum Andenken an die Opfer der See
(erst im Nachhinein wurde den beiden klar, wie hochaktuell die Sache ist!!).
Die zweite Zeremonie war wesentlich länger, eine Zeremonie der Eintracht, war
auch weniger geglückt, und irgendwann mussten wir die Sache abbrechen.
Und nach dem Frühstück bereiteten wir Masken vor. (Photos
007-029)
Alle teilten sich in Paare auf und bereiteten Gipsmasken
vor. Die Vorbereitung von Gipsmasken ist ein besonderes Erlebnis, das ich
jedem/r empfehle. (Die meisten Aktivitäten, die ich hier beschreibe, empfehle
ich wärmstens jeder/m!)
12.00 Rundgang in Ramle, insbesondere im Schuk/Suk (Photos
030-035) Der Ausflug war der wiederholte Wunsch von Javier und Michael aus
dem Norden, und wir dachten, wir ässen dann auch in der Stadt. Aber niemand war
richtig hungrig nach dem ausgiebigen Frühstück, und so gingen wir wieder nach
„Hause“ (ins Open House) und
machten Proben für den Abend.
Dann folgten Theaterübungen
bis zum Abendbrot, zum Teil von mir, zum Teil von Jawad geleitet – ach ja,
liebe Freunde, ich hab Euch Jawad nicht vorgestellt. Ihr könnt ihn oben hinter
Afek (die junge Frau mit den Händen in den Taschen sehen, aber hier ist er
deutlicher:
Das ist mein neuer Partner, nachdem Mussa nicht mehr mitmacht.
21.00 Uhr : Unser fast schon
traditioneller Theaterabend (Photos
050-065)
Alle fünf Szenen waren Szenen aus drei israelischen
Stücken, die sich mit dem nationalen Konflikt hier befassen.
Javier Amir
und Hila Ofir
und Afek
Michael und
Javier spielten den Gouverneur und den Stadtpräsident aus dem Kabarett „der
Patriot“ von Chanoch Lewin, ein Stück, das damals (1982) von der Zensur
verboten wurde. Amir und Hila, und Ofir und Afek spielten zwei Dialoge aus der
“Palästinenserin” von Sobol; Meissan, Marwan und ich zwei Szenen aus “Vermummte”.
Nach dem Frühstück spielten wir eine Weile mit der weissen Maske, bevor wir sie bearbeiteten. (Photos 073-100)
Zum Erstaunen aller, waren
die kurzen Szenen mit der neutralen Maske sehr gut, obwohl niemand vorher
Erfahrung hatte mit dieser Art Theater.
Nachher machten sich alle mit
Schere und Pinsel an die Maske, damit jedeR seine/ihrer Maske einen eigenen
Charakter gebe.
Nach dem Mittagessen – zwei
Übungen, die mit Wachsamkeit und Aufmerksamkeit zu tun haben, und nachher ein
erneuter Versuch einer Improvisation mit allen zusammen. Mit allen zusammen zu
improvisieren ist besonders schwierig, weil sehr viel zugehört werden muss.
Ofir: “Danke für noch ein Wochenende voll von Theater, das mich für noch einen Monat befreit.”
Meyssan: “Der dritte Tag war besser als der erste und der zweite, denn beim dritten war eine gute Energie da.”
Eine kleine Diskussion
entbrannte zum Thema Abwasch und darüber, ob eine Liste erstellt werden soll,
wer wann abwaschen muss, oder nicht. Marwan sagte, er wasche nicht ab, wenn er
nicht ausdrücklich darum gebeten werde.
Zum Schluss versuchten wir noch, zwischen all den Abiturdaten eine Woche zu finden, um zusammen nach Österreich zu fliegen, aber das wird offenbar erst nach dem 15. Juli möglich sein.
Ausserdem müssen wir uns
langsam Gedanken machen für die Aufführung am Aktivismus-Festival, das dieses
Jahr in Lod stattfinden wird.