Radioaktivität und Leukämie |
Nach einem Kongressbericht im offiziellen Deutschen Ärzteblatt , Heft 27, 3. Juli 1998
Auf einem Symposium in Hamburg (vom 2 bis 6. Juli 1997) haben Melvin Greaves, London und Rolf Neth, Hamburg einen Workshop "Ionisierende Strahlung und Leukämie" durchgeführt. Dabei zeigte sich:
1 |
Ein kausaler Zusammenhang
zwischen ionisierenden Strahlen und Leukämie ist für
Strahlendosen über 200 mSv (über der 100 fachen Nullrate in der Bundesrepublik) wissenschaftlich in vielen Studien nachgewiesen. |
2 |
Demgegenüber ist bei
niedrigen Expositionswerten von unter10 mSv (unter der 5 fachen Nullrate in der Bundesrepublik) kein kausaler Zusammenhang für gesundheitliche Schäden, speziell auch einer Leukämieerkrankung, nachweisbar. |
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Letzter Fall trifft für alle Untersuchungen bei kleineren Dosen (unterhalb von 10 mSv) wie über Sellafield, La Hague, Elbmarsch und andere Kernkraftwerke sowie Flugzeug- Personal zu. |
Zum Vergleich:
Die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland beträgt im
Durchschnitt 2,4 mSv pro Jahr
(1 mSv pro Jahr in Bremen, etwa 6 mSv pro Jahr in der Oberpfalz)
Die ARD verwechselte in einer Pressemeldung am 12.7.1998 bewußt oder unbewußt Zeile 1 und 2 und unterdrückte Punkt 3!
Das Deutsche Ärzteblatt führt zum allgemeinen Leukämierisiko aus:
"Melvin Greaves, London (vorgetragen von Freda Alexander Edinburgh), und Hajo Zeeb, Heidelberg, haben unseren derzeitigen Kenntnis-stand zur Leukämieätiologie aufgezeigt. Etwa fünf Prozent aller Krebserkrankungen sind Leukämien. Bei Kindern ist die akute lymphatische Leukämie (ALL) die häufigste Krebserkrankung. In Industriestaaten erkranken im Durchschnitt vier von 100000 Kindern unter 15 Jahren an Leukämie.
Die vier Hauptformen der Leukämie sind die akute lymphatische Leukämie (ALL), die akute myebische Leukämie (AML), die chronische lympathische Leukämie (CLL) und die chronische myeloische Leukämie (CML). Das Krankheitsbild der Leukämien ist irnterschiedlich und altersabhängig und wird von multifaktoriellen Ursachen bestimmt. Tierexperimentell können Leukämien durch ionisierende Strahlen, verschiedene Chemikalien und infektiös durch Viren induziert werden. Bei Katzen, Rindern und Hühnern können Leukämien und Lymphome epidemisch durch Retroviren verursacht werden. Weltweite Studien haben für den Menschen dieselben Risikofaktoren als Leukämieverursacher aufgezeigt. Eine eindeutige Zuordnung ist aber bisher nur für wenige Leukämieerkrankungen (etwa 15 Prozent) möglich."
Bei den Leukämien des Kindesalters schreibt das Ärzteblatt :
"Melvin Greaves, London, hat auf den Altersgipfel der ALL des Kindesalters zwischen zwei und vier Jahren hingewiesen, die als common ALL und B-cell-precursor-Subtyp eingeordnet wird. Auf der Grundlage dieser Beobachtung hat er 1988 eine Hypothese zur Entstehung der common ALL entwickelt, die durch epidemiologische Studien untermauert wurde. Kinder, die in der frühen Kindheit vor Infektionen geschützt waren, durch sogenannte ,,immunologische Isolation", reagieren bei einer verspäteten Exposition gegenüber Infektionserregern mit einer besonders starken Immunantwort. Im Rahmen der Immunantwort wird eine vermehrte Proliferation der lymphoiden Vorläuferzellen induziert.
Leukämoide Vorläuferzellen der Lymphopoese könnten gegenüber den normalen Lymphozyten und ihren Vorstufen bei Infektionen einen Proliferationsvorteil haben, der eine ALL verursacht. Der Altersgipfel der ALL zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr könnte aufgrund der häufigen Infektionen in diesem Alter erklärt werden. Die Fragen, die Melvin Greayes stellt, sind: Wann entstehen leukämoide Vorläuferzellen, und was sind die Ursachen?"
Und zu den Leukämien des Erwachsenenalters wird summativ ausgeführt:
"Zeeb hat auf der Grundlage einer Medline-Anfrage unter den Stichworten ,,leukemia, hematopoietic cancers, risk, risk factors, epidemiology, cohort study" die Publikationen ab 1990 ausgewertet und relevante Daten älterer Studien zusätzlich berücksichtigt. Trotz zahlreicher epidemiologischer Leukämiestudien sind die Ursachen der Leukämie weitgehend unbekannt. Zur Zeit können wir für etwa 15 Prozent der Leukämien bekannte Risikofaktoren als Mitverursacher in einem multifaktoriellen Prozeß benennen. Hierzu gehören angeborene Erkrankungen, wie Down-Syndrom und FanconiAnämie. Als Umweltfaktoren sind vor allem ionisierende Strahlen über 200 mSv ein hohes Risiko und in geringem Maß Benzene. Für niedrige Dosen radioaktiver Strahlung, elektromagnetische Felder, andere Chemikalien, wie Pestizide und Rauchen, sind demgegenüber bisher keine ursächlichen Zusammenhänge mit Leukämieerkrankungen nachzuweisen. In der Medizin sind bekannte Risikofaktoren für Leukämie vor allem die Radiotherapie und Zytostatika. Viren, wie HTLV (humanes T-ZellLeukämie-Virus) und Herpesviren, sind für bestimmte Leukämieformen als Ursache nachgewiesen."
Neben anderen Ursachen sind ionisierende Strahlen in höherer Dosis (über dem 200- fachen Nulleffekt = natürliche Umweltstrahlung aus Erdboden, Kosmos und Hauswänden) als Risikofaktoren zu nennen, während bei niedrigeren Werten. Speziell unter der 10- fachen Nullrate kein Zusammenhang nachweisbar ist (in diesem Bereich arbeiten ja auch alle bekannten Bäder, speziell Gastein, Karlsbad, Joachimsthal mit angeblich positiv stimulierenden Effekten der ionisierenden Strahlen. Auch die klassischen Badeorte der Römer waren meist Stellen mit radioaktivem Quellwasser - das Römische Weltreich ging daran allerdings nicht zugrunde)
Prof. Dr. med. Rolf Neth schreibt im Ärzteblatt weiter:
"Zeitlich und örtlich begrenzte Häufung von Leukämien, im wesentlichen ALL des Kindesalters, werden als Leukämie- Cluster bezeichnet. Freda Alexandei; Edinburgh, Leiterin des Euroclus- Projektes, berichtete über eine internationale Studie, in der 13 551 kindliche Leukämien aus 17 Ländern erfaßt wurden.
Die Greaves-Hypothese wird durch diese Studie gestützt. Leukämie- Cluster fanden sich vor allem in Gebieten mit 150 bis 499 Personen pro Quadratkilometer. In den 17 Ländern wurden bis zu 25 Leukämie- Cluster untersucht und mit Kontrollgebieten gleicher Bevölkerungsdichte auf Umweltfaktoren und demographische Fakten verglichen. Im Vergleich zu den Kontrollen fanden sich keine Unterschiede bei Umweltfaktoren. So waren beispielsweise unter 240 Leukämie- Clustern nur 4 in der Umgebung von Kernkraftwerken. Im Gegensatz hierzu zeigten sich aber in den demographischen Fakten Unterschiede. Typisch für Cluster waren Wohngebiete, in denen zu isoliert lebenden Bewohnern neue Mitbewohner aus anderen Wohngebieten hinzuzogen. Bevölkerungsdichten zwischen 250 bis 500 und 500 bis 750 pro Quadratkilometer gelten als besonders bevorzugt für Epidemien. Ein Zusammenhang zwischen Kinder- Leukämie- Clustern und Mikroepidemien bis jetzt unbekannter Erreger ist möglich. Die Ergebnisse der Euroclus- Studie zeigen, daß Leukämie- Cluster im Zusammenhang mit der Ätiologie und Biologie der kindlichen Leukämie gesehen werden müssen und bei der ALL des Kindesalters Infektionen als auslösende Risikofaktoren wahrscheinlich sind."
Bemerkenswert sind die Häufungen von Leukämie bei Zuzug fremder Personen in bislang isolierte Gebiete und besondere Dichtefaktoren. Aber auch diese beiden Punkte sind nicht signifikant eruierbar. Wichtig bei Clusteruntersuchungen ist eben nicht allein das Auftreten sondern ein deutlicher (signifikanter) Unterschied zur einer neutralen Kontrollgruppe. Mit 13 000 Kinderleukämie- Fällen ist hier bereits eine grosse Grundgesamtheit zu Grunde gelegt. Wenn da nichts nachweisbar ist, wird es wohl tatsächlich keine Häufungen geben, aber es soll und darf weitergeforscht werden.
Auch im Elbmarsch Gebiet zeigte sich trotz aufwendiger Bemühungen (10 Millionen DM) keine Kausalketten.
" Die bisher vorliegenden Ergebnisse zeigen, daß die in der Euroclus- Studie aufgezeigten demographischen Fakten für den Elbmarsch- Leukämie- Cluster als Verursacher wahrscheinlich sind und der Umweltfaktor ,,Kernkraftwerk Krümmel" als Ursache ausgeschlossen ist." (Gassmann, Siegen, Deutsches Ärzteblatt)
Des weiteren geht das Ärzteblatt auf die Situation in der Gegend um Tschernobyl ein, wo etwa 1,2 Millionen Menschen in stark belasteten Gebieten leben. So berichtet Konoplya über die alarmierende Zunahme des Schilddrüsenkrebses in Weißrußland seit 1986. Dort herrscht zusätzlich Jodmangel herrscht und eine Jodtherapie unterblieb. So wundert es nicht, dass Schilddrüsenkrebs bei Kindern unter 15 Jahren eine fünfzigfache Zunahme verzeichnet.
Eine andere Studie (DE, RU) zeigt aber auch auf: "daß im Gegensatz zu der Zunahme des Schilddrüsenkrebses andere Krebserkrankungen, insbesondere kindliche Leukämien, nach der Tschernobyl- Katastrophe bisher nicht vermehrt aufgetreten sind. Hochradioaktiv belastete Regionen, wie die Gomel- Region, zeigen gegenüber unbelasteten Regionen keine Unterschiede in der Leukämiestatistik. Die Leukämieerkrankungen von Kindern entsprechen denen in allen Industriestaaten, etwa 4/100 000."
Ein weiteres Meßprogramm unter Hille, Jülich, das mit 11
Millionen DM von der Bundesregierung DE finanziert wurde, zeigt
die radioaktive Belastung in Weißrußland nach der
Tschernobyl-Katastrophe:
"Es wurden 317 000 Menschen in
Ganzkörperzählern untersucht sowie Umwelt- und
Nahrungsproben. Hille hat mit seinen Mitarbeitern und
Wissenschaftlern aus Weißrußland auf dieser Grundlage und
neueren Messungen der internen und externen Strahlenbelastung die
aktuelle und zu erwartende Strahlenbelastung in
hochkontaminierten Gebieten Weißrußlands, speziell der
Gomel-Region, dargestellt. In den am höchsten kontaminierten
Zonen liegt die interne Strahlenbelastung für zehn Jahre
unter 100 mSv. Das ist deutlich erhöht, liegt aber
beispielsweise unter den Strahlenbelastungen in der Kerala-Region
in Südwest-Indien, wo keine gesundheitlichen Schäden in der
Bevölkerung beobachtet werden. In den meisten untersuchten
radioaktiv belasteten Zonen liegen jetzt die Strahlenbelastungen
unter 1 mSv pro Jahr. Die natürliche Strahlenbelastung in
Deutschland beträgt im Durchschnitt 2,4 mSv pro Jahr
(1 mSv pro Jahr in Bremen, etwa 6 mSv pro Jahr in der
Oberpfalz)."
Mit Sicherheit sind die Folgen noch nicht ausgestanden. Umfangreiche Programme müssen folgen, speziell für Kinder, die in ihrer Wachstumsfunktion besonders empfindlich reagieren könnten. Der Kongress schloss mit einem Aufruf zur wissenschaftlichen Ehrlichkeit und gegen Panikmache.
Zitate nach Prof. Dr. med. Rolf Neth, Universitäts-Krankenhaus Eppendorf, Hamburg im Deutschen Ärztblatt Heft 27, 3. Juli 1998
Literatur und Quellen
Bad medicine - Kunstfehler,
bewußte und unbewußte Falschaussagen (internes Link)
EMFRAPID
Home Elektro-Magnetismus in den USA
General
Index - US Health and Devices Sammlung - pdf-Download! 100%
Gesundheit? - leider ist das Leben nun mal lebensgefährlich
Electronic
Product Radiation Control Wechselwirkung aller technischen
Geräte mit der menschlichen Gesundheit
Health Physics
Basics of
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Radiation
Effects (RERF) JP
American Academy of
Health Physics web site (AAHP)
Radiological
Control Technician (RCT) Academic Lessons
DOE Radiological
Control Technician (RCT) Academic Lessons
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Resources from the NRC
Radiation
Reassessed - The Why Files (Radiation Information)
Radiation and Life (By
Eric J. Hall, PhD)
Educational Resources on
the Internet (NASA)
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Med. Rad. Phys. - Rolf Sievert, the man and the unit
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of Nuclear Terms
Ionizing
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Safety, and Health Training Page (SLAC)
Radiation
Effects (RERF)
Radiation
Reassessed - The Why Files (Radiation Information)
NRC's Electronic Exposure
Information Systems (REMIT and REIRS)