UNSER WALD
gesund oder krank

20. Juni 2005 © email: Krahmer

 




















 
Wie krank ist der Wald wirklich?

Bayerische Akademie der Wissenschaften,
Martin Schütz, 25.01.2005

Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften kritisiert das Verfahren zum Waldzustandsbericht des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft

Die Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hat in ihrer Sitzung am 14. Januar 2005 eine Stellungnahme zu den alljährlich erhobenen Waldzustandsberichten
verabschiedet. Sie enthält folgende Kernaussagen:

1. Das Verfahren der Waldzustandserhebung ist ungeeignet, um daraus
Aussagen über die Vitalität der Bäume abzuleiten.


Die im Waldzustandsbericht angegebenen Merkmale der Baumkronen (Verlichtung, Vergilbung, Verzweigungstyp) beziehen sich auf fiktive "Normalzustände" für die einzelnen Baumarten. Die kann es aber angesichts der großen Vielfalt der Waldgebiete, der einzelnen Waldstandorte und der oft beträchtlichen Unterschiede selbst zwischen verschieden alten Bäumen der gleichen Art gar nicht geben.
Davon abgesehen ist es wissenschaftlich nicht vertretbar, den Waldzustand allein nach der Kronenverlichtung (Transparenz) zu beurteilen, vor allem wenn diese weniger als 40-50% beträgt, sondern es bedarf dazu anderer Kenngrößen wie z.B. Zuwachs, Fruchtansatz, Bodendurchwurzelung und Schädlingsbefall.
Dass der Zustand der Wälder viel besser ist als aus der Kronenverlichtung abgeleitet wird, gibt
der Bericht 2004 sogar zu und widerspricht damit seiner Eingangsaussage. Er betont nämlich, dass die Holzvorräte und z.T. auch der Holzzuwachs in den deutschen Wäldern in den letzten Jahrzehnten
deutlich ansteigen, und empfiehlt sogar, mehr Holz einzuschlagen und zu verwenden.


2. Die Deutung der Inventurergebnisse ist zweifelhaft.

Die Ursachen für zeitliche und örtliche Schwankungen des Kronenzustandes können überhaupt nicht direkt aus den Erhebungsergebnissen abgeleitet werden, sondern erfordern begleitende
Untersuchungen über die potentiellen Ursachen und eine entsprechende Auswertung der Inventur, an denen es bisher fehlt. Viele Bewertungen der Kronenverlichtung sind daher nicht beweisbar und bleiben
Spekulation, z.B. dass sie auf einer allgemeinen Versauerung der Waldböden beruht. Dies ist u. a. durch regionale Studien in den Nordalpen und auch dadurch widerlegt, dass die inzwischen auf etwa
einem Drittel der Waldfläche der Bundesrepublik zur Neutralisierung der sauren Niederschläge durchgeführten Kalkungen den Kronenzustand nicht verbessert haben.

Die Kurven für die zeitlichen Veränderungen der Kronenverlichtung von Fichte und Kiefer im Bundesgebiet und in Bayern zwischen 1983/84 und 2004 zeigen eindeutig, dass es keinen zeitlichen Trend gibt, sondern ihr Ausmaß um ein gleich bleibendes, mittleres Niveau schwankt. Für
Buche und Eiche steigt dagegen dieser Kennwert im gesamten Bundesgebiet - nicht aber in Bayern - an. Wie das aber mit den im Waldzustandbericht nachzulesenden stetig zurückgehenden Emissionen von
Schwefeldioxid und Stickstoffoxiden sowie dem ebenso sinkenden Säureeintrag in die Wälder in Einklang zu bringen ist, bleibt ungeklärt.

3. Alle im Jahr 2004 registrierten "Schäden" sind durch natürliche Faktoren erklärbar.

Die jetzt berichtete Zunahme der Kronenverlichtung bei verschiedenen Baumarten in Süddeutschland kann durch natürliche Faktoren völlig ausreichend erklärt werden:

a) Plötzliches Aufreißen bis dahin geschlossener Nadelbaumbestände durch Stürme

b) Auswirkungen des extrem heißen und trockenen Sommers 2003, verbunden mit vorzeitigem Blattfall und Vertrocknen von Feinwurzeln

c) Anstieg des Borkenkäferbefalls bei Fichte und Tanne und des Befalls durch Blätter fressende Insekten v. a. bei Laubbaumarten im Trockenjahr 2003

d) geringere Blattmassenbildung in 2004 als Folge zu geringer Vorräte an Reservestoffen aus dem Vorjahr und/oder starker Frucht- und Samenbildung
Ein Mitwirken von Luftschadstoffen bei der Zunahme der Kronenverlichtung ist bisher nicht bewiesen und wird daher zur Erklärung auch nicht herangezogen.

Daraus darf jedoch kein Verzicht auf die allgemeine Verminderung der Luftschadstoff-Emissionen abgeleitet werden.

4. Folgerungen

Die Kommission für Ökologie der BAdW empfiehlt daher:

1) die wenig aussagekräftige bundesweite Kronentransparenz-Inventur aufzugeben oder sie auf eine geringere Zahl sorgfältig ausgewählter Probepunkte bzw. -bestände zu beschränken, aus deren Vergleich auf die Ursachen von Unterschieden oder zeitlichen Veränderungen dieses Merkmals geschlossen werden kann. Gleichzeitig müssen zusätzliche Kenndaten (z.B. Nährstoffversorgung, Schädlingsbefall) erfasst werden,
2) eine Konzentration auf die fortlaufende, umfassende Kontrolle einer ausreichenden Zahl repräsentativer Waldbestände hinsichtlich Kronenzustand, Zuwachs, Frucht- und Samenbildung, Witterung, Schadstoffeintrag, Schädlingsbefall, Veränderung der Bodeneigenschaften und der Bodenvegetation (wie sie z.B. an den bayerischen Waldklimastationen bzw. an den so genannten Level-II- Stationen durchgeführt werden).

Abbildungsvorschläge (zum Download)
1. Dicht bekronte "gesunde" Fichte am Fuße der Kalkalpen, Quelle: BAdW,
( http://www.badw.de/aktuell/PM_2005/Anlagen/Wald_01.jpg  )

2. Fichte mit extrem verlichteter Krone in den unteren Hanglagen des Bayerischen Waldes, natürliche Folge eines starken Pilzbefalls der älteren Nadeln im Inneren der Krone, Quelle: BAdW,
( http://www.badw.de/aktuell/PM_2005/Anlagen/Wald_02.jpg )

3. Gruppe stark schütterer, teilweise vergilbter oder absterbender Fichten auf Kalk(Dolomit)standort in den Bayerischen Alpen, natürliche Ursachen: extremer Nährstoffmangel, Frostschäden, Befall der Stämme durch Rotfäulepilze und vermutlich falsche Fichtenrasse für diesen Standort, Quelle: BAdW,
( http://www.badw.de/aktuell/PM_2005/Anlagen/Wald_03.jpg )

4. Waldzustand in Bayern: Entwicklung des mittleren Blattverlustes und der Anteile der Schadstufen bei der Buche bzw. Fichte in Bayern.
Quelle: Bayer. Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, 2005
( http://www.badw.de/aktuell/PM_2005/Anlagen/Buche.jpg  bzw. Fichte.jpg )

Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Dr. Claudia Deigele, Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Marstallplatz 8, 80539 München, Tel.: 089/23031-1209 (vormittags),
E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.badw.de/aktuell/PM_2005/Anlagen/Waldzustand.pdf  
Ausführliche Stellungnahme der Kommission für Ökologie zur Waldzustandserhebung

Andere Interessensgruppen und Institute sehen es etwas anders: z.B.
Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) Rheinland-Pfalz

Jeder kann sich selbst im Wald umsehen.
Er wächst wie nie in den letzten Jahrzehnten und das Horrorszenario,
das der Stern in den 80er Jahren verkündete:
"im Jahr 2000 können wir mit unseren Kindern nur zwischen kahlen Baumresten spazieren gehen"
ist eindeutig durch die Realität widerlegt.

Trotzdem sollte man auch Waldzustandserhebungen aus verschiedensten Quellen im Auge behalten.
Neben allgemeinen Übertreibungen gibt es auch durchaus reale Verlaufstendenzen sowie
Flächenerkrankungen im Bereich ungefilterter Braunkohleanlagen und Schädlingsepidemien.
schöner Überblick bei FAWF


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