Die durch meine Stellungnahme zu dem in der "SIebenbürgischen Zeitung" erschienenen Artikel von Siegbert Bruss ausgelöste "Diskussion" auf dem Thread Pädagoge Hans Mieskes mit Bundesverdienstkreuz geehrt des SbZ-Online-Forums wird hier auschnittweise wiedergegeben. Das geschieht in Verbindung zu der seit einiger Zeit ebenfalls auf diesem Forum tobenden Auseinandersetzung um Hermann Oberth. Zu den Parallelen zwischen den beiden Debatten in personenbezogener und historischer Hinsicht vgl. Die totgeschwiegene Dimension: 5. Der unbekannte Hermann Oberth
Ehrungen hin, Ehrungen her, mein Standpunkt
in dieser Angelegenheit (vgl. Cloos-Gedenkserie von Hans Bergel und meine
und Joh. Böhms Stellungnahmen in der "Halbjahresschrift für südosteuropäische
Geschichte, Literatur und Politik) dürfte Ihnen bekannt sein. In diesem
Sinn weist Ihr Artikel bedenkliche schwarze Stellen im Lebenslauf von Hans
Mieskes auf, die wohl auch dem Kabinett des Bundespräsidenten von
der Lobby, die hinter der Bundesverdienstkreuz-Verleihung steht, geflissentlich
verschwiegen wurden. Denn im Fall Mieskes wiederholt sich das, was seit
der Gründung der BRD Gang und gäbe ist, durch Verleihungen von
Bundesauszeichnungen eigentlich auch die braune Vergangenheit der Bedachten
- diesmal in klarer Unkenntnis - zu ehrren, also zu rehabilitieren.
Zur gegebenen Zeit werde ich die Zusatzinformationen
veröffentlichen.
Klaus Popa
[Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am
29.04.2001 editiert.]
Siegbert Bruss
Moderator
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Von:Deutschland, 80335 München
Registriert: Feb 2001
erstellt am 02.05.2001 um 10:36 Uhr
Sehr geehrter Herr Popa,
Sie beschäftigen sich so intensiv
mit der jüngsten Geschichte der Siebenbürger Sachsen, dass Sie
den Zweck des kurzen Zweispalters über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
an Dr. Hans Mieskes verkennen. Sie wittern dabei absichtlich kreierte "schwarze
Löcher" und unterstellen mir, ich würde die "braune" Vergangenheit
des Pädagogen Mieskes - trotz besseren Wissens - verschweigen. Im
Artikel wird in knappen Sätzen über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
an Dr. Hans Mieskes berichtet. Es bestand dabei kein Anspruch, den Werdegang
und das Werk des Mannes ausführlich oder gar erschöpfend darzustellen.
Sie haben sich offenbar genauer mit Dr. Mieskes beschäftigt und wollen
nun etwas Kompromittierendes über seine jüngeren Jahre los werden.
Wenn Sie das beabsichtigen, dann versuchen Sie bitte, ausgewogen zu argumentieren
und fair zu bleiben.
Klaus Popa
Mitglied
Beiträge: 314
Von:BRD, 59909 Bestwig
Registriert: Apr 2001
erstellt am 03.05.2001 um 07:18 Uhr
Sehr geehrter Herr Bruss,
Zitat:
dass Sie den Zweck des kurzen Zweispalters über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Hans Mieskes verkennen.
Zitat:
und unterstellen mir, ich würde die "braune" Vergangenheit des Pädagogen Mieskes - trotz besseren Wissens - verschweigen.
Ich unterstelle Ihnen nichts, ich stelle
lediglich die Mankos Ihres Lebensabrisses von H. Mieskes fest. Und ich
kritisiere die bisherige Usance (Gewohnheit), Staatsauszeichnungen in Unkennntis
der rechtslastigen Vergangenheit zu verleihen, was auch im Fall von Mieskes
geschah. Doch ich beanstande nicht, dass Sie "trotz besseren Wissens" diese
Vergangenheit verschweigen. Aus meiner Stellungnahme hätten Sie entnehmen
sollen, dass ich auf sorgfältige Recherche großen Wert lege,
die ich bei dem von Ihnen veröffentlichten Mieskess-Lebensabriss leider
vermisse. Hier haben doch die „schwarzen Löcher“ ihren Ursprung.
Zitat:
...und wollen nun etwas Kompromittierendes über seine jüngeren Jahre los werden.
Hier interpretieren Sie, Herr Bruss, etwas in die ganze Geschichte hinein. Mit den Vokabeln „etwas Kompromittierendes“ bringen Sie doch zum Ausdruck, dass Sie die „braune“ Lebenskomponente nicht nur im Fall Mieskes, sondern allgemein als für die betreffenden Personen „kompromittierend“ betrachten. In diesem Sinn verstehe ich auch Ihr gewissermaßen flehentlich klingendes Schlussappell, ich solle versuchen, „ausgewogen zu argumentieren und fair zu bleiben.“
Auch will ich nichts "los werden", sondern auf Lebensfakten benennen, was Sie doch versäumt haben.
Auch können Sie nicht bestreiten, dass die Verleihungspraxis der Bundesstellen, selbst die der Landsmannschaft und sämtlicher Organisationen des Vertriebene- und Flüchtlingsspektrums, indem sie die braune Vergangenheit der Bedachten verschweigt, sei es nun aus Unkenntnis oder aus Wahrheitscheue, eigentlich auch diesen jeweiligen Lebensabschnitt ehrt, also wertmäßig auf dieselbe Ebene mit den Verdiensten späterer Jahre hievt, was vollkommen abwegig ist. Auf diese Weise erfolgt doch eine mit Mitteln des wissentlichen – oder unwissentlichen – Beschweigens erzielte Rehabilitierung des umstrittenen Lebensabschnittes, was in keiner Weise hinnehmbar ist.
Auch sehe ich nicht ein, warum wir den
bisher praktizierten Geist des eisernen Beschweigens brauner Lebensabschnitte
ungestört weiterführen sollten. Denn, Herr Bruss, Ihre Entgegnung
lege ich auch als Plädoyer für die Fortführung der bisherigen
Gewohnheiten aus, aber ich meine, die Zeit ist reif, dass die SbZ sich
endlich dieser schlechten Gewohnheiten entledigt.
Und schließlich gehören die
mit NS- belasteten Lebensabschnitte zu der betreffenden Person und sind
als Lebensfakten zu behandeln und zu würdigen. Auch in diesem Punkt,
Herr Bruss, sind Sie in der Pflicht der Leserschaft geblieben.
Klaus Popa
Klaus Popa
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erstellt am 07.05.2001 um 13:47 Uhr
Johann Lauer schrieb am 06.05.2001 im Diskussionsforum
"Vergangenheitsbewältigung":
Zitat:
Klaus Popa hat gesagt, dass Hans Mieskes aufgrund seiner braunen Vergangenheit das Bundesverdienstkreuz nicht verdient. Er hat angekündigt näheres zu sagen, es kam aber nichts. Ich weiss nicht, mit welchen Taten oder Worten sich Herr Mieskes disqualifiziert hat.
Ich habe die Bitte an die Forumsleser, mich aufzuklären, wo ich mich dahingehend geäußert hätte, daß Mieskes das Bundesverdienstkreiz nicht verdient? Auch möchte ich aufgeklärt werden, wo in meinen bisherigen Worten zum Fall Mieskes ich mich "disqualifizierend" äußerte?
Im übrigen erwarte ich eine Entgegnung
von S. Bruss zu meiner vorangehenden Stellungnahme.
------------
Klaus Popa
[Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am
07.05.2001 editiert.]
[Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am
07.05.2001 editiert.]
Klaus Popa
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Von:BRD, 59909 Bestwig
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erstellt am 10.05.2001 um 20:02 Uhr
Die von S. Bruss ausgeblendete Berufsstation von Hans Mieskes
Zitat:
Nach Besuch der Honterusschule in Kronstadt absolvierte er das Evangelisch-theologische Lehrerseminar in Hermannstadt, 1935, studierte Erziehungswissenschaften, Theologie und Psychologie in Jena, wo er auch promovierte (1941) und sich auch habilitierte (1946). Er arbeitete als Assistent des berühmten Professors Peter Petersen, war stellvertretender Leiter von dessen international bekannter Forschungsschule (Jenaplan) und nach dessen Tod 1952 auch Institutsleiter. In den Jahren 1948 bis 1956 entwickelte er eine umfangreiche Praxis in der von ihm gegründeten „Abteilung für Wissenschaftliche Erziehungsberatung und Pädagogische Therapie“ in Jena.
Nun soll zunächst die chronologische
Lücke 1941-1945 in diesem durch S. Bruss entworfenen Lebenslauf von
H. Mieskes ausgefüllt werden und weitere aufklärende Anhaltspunkte
für die braune, nach 1945 extrem rechte Position von Mieskes geliefert
werden. Dieses erfolgt unter Beachtung des in der „Vergangenheitsbewältigungs“-Diskussion
bereits erwähnten Prinzips, daß
Zitat:
entscheidend für die Einstufung der einzelnen Fälle, ob in der NS-, ob in der kommunistischen Diktatur, nicht der Einzelne selbst, sondern das soziale und politische Umfeld ist, in dem der sich in der zur Diskussion stehenden Zeit bewegte. Und weil Mieskes als Beispiel angeführt wurde, so wird er wohl, sobald ich die entsprechenden Daten zusammenfasse, das klare Beipiel dafür liefern, wie entscheidend für die Zuweisung des Einzelfalles die genannten Umfelder sind.
Zum 65. Geburtstag von Mieskes schreibt
Winfried Klinke in der „Südostdt. Vierteljahresschrift“, Folge 2/1980,
S.96:
Zitat:
Sein Studium beendet er mit dem Dr. phil. und dem Theologischen Staatsexamen 1941. Als Assistent arbeitete er am »Institut für Sozial- und Völkerpsychologie« der Karls-Universität in Prag, kehrte nach dem Krieg 1945 nach Jena zurück [...]
S. Bruss erwähnt den
Zitat:
berühmten Professor Peter Petersen
, dessen Assistent Mieskes war und nach
dessen Tod 1952 er an die Führung von dessen Institut gelangte. Wie
verhält es sich nun mit der
Zitat:
international bekannten Forschungsschule (Jenaplan)
des Prof. Petersen? Die doppelbändige Arbeit von Wolfgang Keim, Erziehung unter der Nazi-Diktatur, Darmstadt 1997, reiht die Jenenser Richtung in die Reihe der zahlreichen reformpädagogischen Konzepte und Modelle ein, die in der Weimarer Republik (bis 1933) entwickelt wurden. Ihnen gemeinsam war die Überbetonung des ERLEBENS, zum Nachteil der „Einsicht“, des „Verständnisses“ oder „diskursiver Fähigkeiten“, [Keim, I.Bd., S.39). d.h. der geistigen, abstrakten, intellektuellen Lehr- und Lernweise, die von den rechtsradikalen politischen Kreisen, zu denen auch die Nazis zählten, als „judäisch“ und „intellektualistisch“ verschrieen wurden. Bei Petersen spielten „die Atmosphäre der Klasse als Schulwohnstube, das Schulleben mit Spiel und Feier“, „die am Vorbild der patriarchalischen Familie orientierte Schulordnung“ eine erstrangige Rolle [Keim, ebenda]. Keim betont, daß der „Jena-Plan“ „nicht nur individuelle Förderung“ zum Ziel hatte, „sondern zugleich Widerherstellung“ einer anti-liberal, anti-demokratisch und anti-parlamentarisch [also anti-Weimar (Anm. K.P.)] strukturierten „völkischen“ Lebensordnung [...]“. „Nach 1933 vertrat Petersen außerdem Positionen, die sich mit einer kindzentrierten Reformpädagogik kaum mehr vereinbaren ließen. So forderte er Anfang 1934 „typische Züge des Politisch-Soldatischen im deutschen Lehrer auszubilden“ (vgl. Julius Duldners Rede in der „Vergangenheitsbewältigung“-Diskussionsforum), und nannte dabei als Vorbilder preußische Wehrerziehung, Haltung und Gesinnung des Frontsoldaten sowie Korpsgeist von SA und SS“ [Keim, I.Bd., S.122]. Also durchgängige MILITARISIERUNG der Schulerziehung im reinsten NS-Geist. So angelegt, konnte Petersens Jena-Planschule ungehindert in der NS-Zeit weiterbestehen.
Petersen verfaßte u.a. auch den Aufsatz Die erziehungswissenschaftlichen Grundlagen des Jenaplanes im Lichte des Nationalsozialismus (1935), wo er schreibt, daß er das Schulleben dem „nordisch germanischen“ Menschen gemäß gestalte und daß seine „Erziehungswissenschaft von je her offen für alle Forderungen der Hygiene und Eugenik, der Rassenlehre und der Erbwissenschaft“ gewesen sei [Keim, II.Bd., S.97]. (zum nordisch-germanischen Element vgl. die Ausführungen von Harald Krasser im „Vergangenheitsbewältigungs“-Forum). Der Einschlag der NS-Rassenlehre in Petersens Jena-Plan ist also gesichert. Wolfgang Keim bemerkt, daß Petersens Jena-Plan, trotz seiner NS-Andienung zwischen 1933 und 1945 „bis heute als bekanntester Vertreter der Reformpädagogik gilt“ und dadurch einflußreich geblieben ist [Keim, II.Bd., S.374]. Dazu hat sicherlich auch H. Mieskes seinen Beitrag geleistet. Allerdings ist die Frage angebracht, ob die Verdienste dieses Erziehungskonzepts, also auch seiner Vertreter, angesichts seines braunen Engagements, nicht ein grobes Mißverständnis sind.
Daß H. Mieskes dem militaristischen Geist des „Jena-Planes“ treu blieb, bezeugt sein Buch Kriegsspielzeug und martialischer Geist , Bamberg 1981, rezensiert von Hans Bergel in den „Südostdeutschen Vierteljahresblättern“, Folge 2/1982, S.176. Der Rezensent bescheinigt Mieskes „ungewöhnlich viel Zivilcourage“. Doch die „völlig ideologiefreie Sachbezogenheit“ darf, zumindest bei diesem Buch, angezweifelt werden. Dem „landläufigen“ Vorwurf, Mieskes plädiere für eine „Erziehung zum Krieg“, stellt Hans Bergel entgegen, der Autor weise sich hier „wieder einmal als unkonventioneller, sachausgerichteter, selbständiger Denker und Analytiker aus“, der gegen die bundesrepublikanische Befangenheit im Umgang mit diesem Gegenstand zu Felde zieht. Mieskes plädiere für Nüchternheit bei der Betrachtung und Untersuchung des Kriegsspieles. Bergel vermeint, Mieskes decke mit „feinem, überlegenem Spott“ „ebenso haltlose wie gängige Klischees“ auf. Solchen apologetischen (lobhudelnden) und relativierend-verharmlosenden Betrachtungen kann man nur mit derselben Verwunderung begegnen, wie der von Mieskes hier ganz im militaristischen Geist des Jena-Planes erfolgten Stoffwahl seines Buches.
S. Bruss unterläßt es, die Tätigkeit von Hans Mieskes zwischen 1941-1945 am „Institut für europäische Völkerkunde und Völkerpsychologie“ (nicht „Institut für Sozial- und Völkerpsychologie“, wie es Winfried Klinke nennt) zu benennen. Die Berufung von Mieskes nach Prag scheint mit der vom Reichsicherheitshauptamt (RSHA), der SS-Zentralbehörde, betriebenen personalpolitischen Besetzung der Deutschen Karls-Universität mit „einem SD [Sicherheits-Dienst] loyalen Kader von Hochschullehrern“ [Karl Heinz Roth, Heydrichs Professor. Historiographie des »Volkstums« und der Massenvernichtungen: Der Fall Hans Joachim Beyer , in: Peter Schöttler (Hg.), Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918-1945 , Frankfurt a.M.. 1997, S.298] erfolgt zu sein. Der Chef von Mieskes war Rudolf Hippius, der 1942 einen Lehrstuhl für Sozial- und Völkerpsychologie in Prag besetzte [Roth, S.299]. Im Mai 1942 konnte der Reichsprotektor Heydrich der Reichskanzlei melden, daß die Deutsche Karls-Universität geeignet war, „die Kapazitäten für die raum- und volkstumspolitische Zukunftsplanung des Protektorats [Böhmen-Mähren] und darüber hinaus die »völkerkundliche« Einordnung aller »Ost- und Südostvölker« in die Nachkriegsvisionen des RSHA zur Verfügung zu stellen.“ [Roth, ebenda]. Mieskes stand im Prager Institut und am Lehrstuhl für Sozial- und Völkerpsychologie zweifelsfrei im Dienste dieses politischen Zieles, das mit „einer rassenbiologisch, sozialanthropologisch und völkerpsychologisch orientierten Selektionswissenschaft“ [Roth, S.307] verwirklicht werden sollte. Die Annahme liegt nahe, daß Mieskes auf den südosteuropäischen Raum spezialisiert war. Karl Heinz Roth stellt fest, daß „Die endgültige Synthese und Ausweitung dieser Forschungen auf das gesamteuropäische Umsiedlungs- und Germanisierungsprojekt“ „dem von [Hans Joachim] Beyer und Hippius geleiteten Institut für europäische Völkerkunde und Völkerpsychologie vorbehalten“ blieb [Roth, S.307; weitere Details S. 307ff.]. Mieskes war also als Hochschulkraft und Forscher in seiner Sparte an den menschenfeindlichen raumplanerischen Projekten der SS in Richtung Slawentum und Regermanisierung beteiligt. Das Institut für europäische Völkerkunde und Völkerpsychologie, der Arbeitsplatz von Hans Mieskes, bildete nicht zufällig den Kern der bis zum Sommer 1944 gegründeten acht Forschungsinstitute, die in Prag errichtet wurden [Roth, S.304].
Es liegt nun bei Hans Mieskes, uns über
seine eigentliche Tätigkeit an der Deutschen Karls-Universität
aufzuklären.
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© Klaus Popa
[Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am
10.05.2001 editiert.]
[Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am
11.05.2001 editiert.]
klaus.weinrich
Mitglied
Beiträge: 25
Von:Deutschland
Registriert: Okt 2000
erstellt am 04.07.2001 um 14:50 Uhr
Die folgende Antwort bezieht sich auf den Artikel "Die totgeschwiegenen Dimension 3: Der unbekannte Hans Mieskes von Klaus Popa.
Hallo Klaus Popa,
vielen Dank für den Hinweis auf Ihr "Kritisches Blatt".
Ihr Anliegen, die Aktivitäten von Mieskes zwischen 41 und 45 zu hinterfragen, ist durchaus berechtigt, zumal in dem SbZ-Artikel diese Lücke allzu auffällig klafft. Die Frage ist nun aber, was sich darüber gesichert in Erfahrung bringen lässt, und da finde ich Ihre Recherchen zwar gründlich, aber keineswegs ausreichend. Sie wollen in Ihrem "Kritischen Blatt" vorwiegend aus den Verhältnissen des Umfeldes, in dem Mieskes tätig war, auf seine eigenen Aktivitäten schließen - das halte ich für sehr problematisch. Bedenken Sie bitte, dass sich mit solchen Mitteln eine Vielzahl von Personen nach Belieben diskreditieren ließen. Ich erwähne als Beispiel Max Planck, der in den 30er Jahren Vorsitzender der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (Vorgängerin der Max-Planck-Gesellschaft) war, und der sich - bei aller nachweislichen Abscheu für die Nazis - letztlich in seiner Position mit dieser Bande arrangieren musste. "Musste"? Wieso eigentlich? Sicher, er hätte das Amt niederlegen können, aber ich glaube nicht, dass man das so einfach sagen kann. Schließlich trug er immense Verantwortung für die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und für viele hundert Wissenschaftler und deren Arbeit, von denen er viele persönlich kannte und wusste, dass sie ihrer Forschung nachgehen wollten und mit dem Nazi-Wahnsinn nichts im Sinn hatten. Hätte er es sich angesichts dieser Verantwortung in seiner Position leisten können, durch Demission oder "falsches" Verhalten die ganze Kaiser-Wilhelm-Ges. ins Licht einer abtrünnigen Vereinigung zu rücken und ihren Bestand zu gefährden? Er stellte sich seiner Verantwortung, und ich glaube, er hat seine Funktion unter schwierigsten Umständen mit Umsicht und Würde ausgefüllt. Vorsicht also bei solchen Urteilen aufgrund der allgemeinen Verhältnisse - sie können sehr ungerecht ausfallen und an der Sache völlig vorbeigehen.
Doch zurück zu Mieskes. "Dazu hat sicherlich auch H. Mieskes seinen Beitrag geleistet." schreiben Sie. Reicht Ihnen das im Ernst als "Anklagegrund" aus? Ich finde es nicht ausreichend, denn bedenken Sie bitte: Ein Grundprinzip rechtsstaatlichen Umgangs miteinander ist, dass einem Verdächtigten seine vermeintlichen Taten aufgezeigt und stichhaltig nachgewiesen werden müssen. Eine Beweislastumkehr ist aus gutem Grund nur in sehr speziellen Einzelfällen zulässig. Alles andere führt in die Denunziation bzw. in ein Verfolgungssystem, wie es auch die Nazis selbst praktiziert haben, und in dem bereits der Verdacht mit dem erwiesenen Tatbestand gleichgesetzt wird. Damit sollten wir lieber nicht anfangen, schon gar nicht dann, wenn uns die Aufarbeitung der Vergangenheit am Herzen liegt. Bei aller unbestreitbaren Gründlichkeit Ihrer Recherchen setzen Sie mit Urteilen wie "...hat sicherlich seinen Beitrag geleistet" letzlich Ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel.
Überhaupt krankt die ganze Mieskes-Diskussion nicht nur an diesen auf vage Verdächtigungen gegründeten Anschuldigungen, sondern auch daran, dass die - durchaus auch problematische - Art, wie die Bundesrepublik mit der Rolle herausragender Wissenschaftler im 3. Reich seit jeher umgeht, außer acht gelassen wird. Wenn man sich schon über Mieskes ereifert, was soll man dann zu Heidegger sagen? Doch auch hier ist wieder umsichtige Differenzierung nötig, wenn man etwa an den Fall des Werner Heisenberg denkt. Heisenberg sah sich nach dem Krieg u. a. wegen seiner führenden Rolle bei Hitlers Atombomben-Programm schwersten Anschuldigungen ausgesetzt. Ich möchte das hier nicht alles ausbreiten, aber Heisenbergs eigene - durchaus glaubhafte - Darlegungen zeigen, dass wir es uns bei ihm, wie im Falle von Planck, mit Urteilen, die maßgeblich durch die "Gnade der späten Geburt" bestimmt sind, viel zu einfach machen. Gerade wir, die wir in Rumänien ein totalitäres System "von innen" kennengelernt haben, sollten doch wissen, dass nicht jedes Mitglied der zugehörigen Staatspartei und nicht jeder Funktionsträger automatisch ein Verbrecher war, wie das von den in Freiheit und Selbstbestimmung aufgewachsenen jüngeren Bundesbürgern gelegentlich missverstanden wird.
Ihr Schlusssatz, in dem Sie Herrn Mieskes indirekt zu einer Stellungnahme auffordern, ist eigentlich das einzig Richtige in dieser Lage. Ich glaube allerdings nicht, dass er sich dazu äußern wird - aber bitte deuten Sie das dann nicht gleich als Eingeständnis einer Schuld, ich könnte mir vielmehr gut vorstellen, dass ihm, sollte er die Diskussionen verfolgen, längst klar ist, dass er in diesen langsam zum Kesseltreiben werdenden Debatten nur verlieren kann - ob er was sagt oder nicht.
Gruß
------------------
KW
Klaus Popa
Mitglied
Beiträge: 314
Von:BRD, 59909 Bestwig
Registriert: Apr 2001
erstellt am 04.07.2001 um 22:11 Uhr
Lieber Klaus Weinrich,
was auf der Web-Seite steht entspricht insgesamt den Ausführungen, die ich an den Anfang des Mieskes-Threads vor längerer Zeit stellte. Es ist schon seltsam, daß Sie sich damals - in der ersten Maihälfte, als ich zu Siegbert Bruss' Artikel Stellung bezog, an der Diskussion keinerlei Interesse zeigten. Ich habe die Bitte, daß Sie sich den Mieskes-Thread im Anfangsstadium ansehen, beispielseise was Klaus Danielis über Mieskes schreibt. Dann werden Sie feststellen, daß Mieskes sich auch in den frühen 80er Jahren, als er mit einem sonderbaren Vorschlag kam, der dann von der damaligen landsmannschaftlichen Führung unter Bruckner irgendwie kaltgestellt wurde, ganz auf der gedanklichen Linie der Jenenser und Prager Zeit befindet. Dafür spricht doch auch seine Studie über martialische, d.h. Kriegs-Spiele. Wo wollen Sie diese Tradition verorten, wenn nicht in der ganz auf die NS-Ideale ausgerichtete Jena-Plan-Schule von Petersen?
Die geistige, weltanschauliche Kontinuität, ist doch viel zu offensichtlich, um sie entweder in Abrede zu stellen oder ganz zu vergessen. Und das reinste SS-Sozialisations-Umfeld des Prager Lehr- und Institutsbetriebs der Jahre 1941-1945 wollen Sie mit der Behauptung entkräften, das seien nur Vermutungen, die, weil Vermutungen, nichts Greifbares aussagen. Ähnlich äußerte sich auch der Diskutant Fritzi, den ich dann darauf hinwies, daß Mieskes im menschenverachtenden, auf elitären und rassistischen Dünkeln aufgebauten Umfeld des Prager Universitätsbetriebs wohl kaum die Daumen drehte und ins Abendrot blinzelte. Und dabei bleibe ich.
Auch an meiner Überzeugung, daß das Umfeld, in dem jemand seine Studien und seine ersten professionellen Schritte unternimmt, prägend auf seine Persönlichkeit und Weltanschauung sind, halte ich fest. Wollen Sie vielleicht behaupten, Mieskes habe, solange er bei Petersen studierte, und das doch in der reinsten NS-Zeit (ab 1935), und danach, bis zu seinem Einsatz auf der Deutschen Univ. in Prag, nichts vom NS abbekommen? Soll Mieskes auch damals nur die Finger gedreht und geblinzelt haben?
Mit Ihren Behauptungen, ich vedächtige, beschuldige, klage an und verurteile Mieskes sind wir wieder bei dem Punkt angelangt, der in der "Vergangenheitsbewältigung 1" von mir mehrfach angesprochen wurde: es liegt ein Wahrnehmungsproblem vor, aber nicht auf meiner, sondern auf Ihrer Seite; deshalb betrachte ich es auch nicht als mein, sondern als Ihr Problem, bzw. als das Problem all jener, die ihre Vorurteile einfach nicht ablegen wollen und damit die Diskussion belasten und dann zu dem verkommen lassen, was man "Schlammschlacht" nennt. Damit ist das Extrem benannt. Worin besteht nun das Wahrnehmungsproblem: aus Ihren Worten entnehme ich, daß Sie bereits das, was in der Biographie einer Person an den NS erinnern könnte, grundsätzlich infrage stellen und gleich Absichten wie Verdächtigung, Beschuldigung, Anklage und Verurteilung wittern. Wie steht es dann mit den direkten Nachweisen von NS-Engagement, die ich in den Fallbeispielen unter "Vergangenheitsbewältigung 1" brachte, zu denen Sie sich in keiner Weise positiv (zustimmend) äüßerten? Damals und dort zeigten Sie überhaupt nicht, daß Sie Interesse an den Beispielen haben, daß Sie sie zur Kennntis genommen haben.
An die von mir vom Bildungsumfeld her indirekt erbrachten Nachweise wagen Sie sich indes heran. Es ist Ihr gutes Recht, diese Verfahrensweise abzulehnen, aber ich finde, es geht zu weit, jede Andeutung auf NS-Enagegement als "Verdächtigung, Beschuldigung, Anklage und Verurteilung" abzustempeln. Auch muß ich feststellen, daß Ihr Vorwurf, ich "verdächtige", "beschuldige", "klage an" und "verurteile" nicht als Vermutung, sondern als unverblümte, apodiktische Behauptung fällt. Dann bin ich doch im Gegenzug berechtigt, Ihnen vorzuwerfen, daß Sie mich und meine Vorgehensweise verdächtigen, beschuldigen, anklagen und verurteilen. So schließt sich der Kreis, der zu nichts führt, d.h. weder uns, noch die "Diskussion" weiterbringt, in der wieder mal der Diskutant zerredet wird, statt das Diskussionsobjekt entsprechend zu würdigen.
Übrigens hatte ich mich zu der Viererreihe
"Verdächtigung - Beschuldigung - Anklage und Verurteilung" bereits
in "Vergangenheitsbewältigung 1" ausführlich geäußert.
Sehen Sie mal dort nach. Dabei werden Sie feststellen, daß es wenig
taugt, ein altes Eisen wiederwärmen zu wollen und in alte Kerben zu
hauen.
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Klaus Popa
klaus.weinrich
Mitglied
Beiträge: 25
Von:Deutschland
Registriert: Okt 2000
erstellt am 04.07.2001 um 23:07 Uhr
Hallo Klaus Popa,
Sie machen es mir wirklich leicht, auf
Ihre Antwort zu antworten. Ich kann mich als Plagiator betätigen und
Ihre Worte zu meinen machen:
„So schließt sich der Kreis, der
zu nichts führt, d.h. weder uns, noch die "Diskussion" weiterbringt,
in der wieder mal der Diskutant zerredet wird, statt das Diskussionsobjekt
entsprechend zu würdigen.“
Was mich indes wundert ist, dass Sie nicht bemerkt zu haben scheinen, dass ich mich schon bemüht habe, das „Diskussionsobjekt“ zu würdigen. Stattdessen belieben Sie, meinen ganzen Beitrag als Frontalangriff auf Ihre Person misszuverstehen.
Sie können natürlich an jeder Überzeugung festhalten, die Ihnen gefällt, daher habe ich auch Ihrem Satz
„Auch an meiner Überzeugung, daß das Umfeld, in dem jemand seine Studien und seine ersten professionellen Schritte unternimmt, prägend auf seine Persönlichkeit und Weltanschauung sind, halte ich fest.“
nichts hinzuzufügen. Auf die Gefahr hin, von Ihnen wieder als Schlammschlacht-Propagator verdächtigt zu werden, erlaube ich mir aber zu sagen, dass die Schlussfolgerungen, die Sie aus dieser Überzeugung ableiten, einer größeren Umsicht bedürfen, als Sie sie erkennen lassen, wenn sie auf Menschen (und darum handelt es sich bei unserem „Diskussionsobjekt“) angewendet werden. Reicht Ihnen denn diese zitierte Überzeugung aus, um jemanden, der zwischen 33 und 45 studiert hat oder berufstätig war, als Nazi und was weiß ich was sonst noch abzustempeln? Machen Sie sich doch nicht lächerlich.
Was wollen Sie denn mit dem folgenden Absatz anfangen?
„Wollen Sie vielleicht behaupten, Mieskes habe, solange er bei Petersen studierte, und das doch in der reinsten NS-Zeit (ab 1935), und danach, bis zu seinem Einsatz auf der Deutschen Univ. in Prag, nichts vom NS abbekommen? Soll Mieskes auch damals nur die Finger gedreht und geblinzelt haben?“
Was heißt „vom NS abbekommen“? Was soll dieser Unfug? Es kann doch nur darum gehen, was einer getan hat. An den NS geglaubt zu haben, ist so schwer es fallen mag, noch kein Verbrechen (siehe auch der von mir erwähnte Umgang mit Heidegger). Oder wollen Sie jemandem im Ernst vorwerfen, dass er nicht in den Widerstand gegangen ist?
Doch Sie schaffen es, dass es noch schlimmer kommt, wenn Sie schreiben:
„aus Ihren Worten entnehme ich, daß Sie bereits das, was in der Biographie einer Person an den NS erinnern könnte, grundsätzlich infrage stellen und gleich Absichten wie Verdächtigung, Beschuldigung, Anklage und Verurteilung wittern.“
Natürlich stelle ich nicht in Frage, dass etwas „an den NS erinnert“. Aber was kann man aus so einer „Erinnerung“ mehr ableiten, als die Bestätigung der eigenen, vorgefassten Meinung?
Dann hätten Sie erwartet, dass ich mich zu Ihren Beispielen in der Vergangenheitsbewältigung-Diskussion „positiv (zustimmend) geäußert“ hätte, wie Sie schreiben. Schön, dass Sie noch den Zusatz „zustimmend“ hinzugefügt haben. Er sagt eigentlich alles über Ihr Verständnis von einer offenen Diskussion aus.
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KW
[Dieser Beitrag wurde von klaus.weinrich
am 04.07.2001 editiert.]
[Dieser Beitrag wurde von klaus.weinrich
am 04.07.2001 editiert.]
Klaus Popa
Mitglied
Beiträge: 314
Von:BRD, 59909 Bestwig
Registriert: Apr 2001
erstellt am 05.07.2001 um 12:44 Uhr
Lieber Herr Weinrich,
Ihre erste Stellungnahme von gestern zeichnet
sich in der Tat durch einen gemäßigten Sprachduktus aus, was
auf die zweite Stellungnahme überhaupt nicht zutrifft. Ich werde nicht
weiter meine Zeit mit der Entkräftung Ihrer einzelnen Vorwürfe
und Unterstellungen verbrauchen, weil das die altbekannten Diskreditierungsfloskeln
der vergangenen unprinzipiellen Angriffe auf meine Person in den früheren
Phasen der Schlammschlacht sind. Zwar habe ich mich in meiner gestrigen
Antwort dazu klar geäußert, doch Sie scheinen das einfach nicht
zur Kenntnis nehmen zu wollen, auch nicht, daß das Problem bei Ihnen
liegt, der zwar erneut beteuert, sich dem Diskussionsobjekt durchaus gewidmet
zu haben, was aber nicht stimmt. Das
WAHRNEHMUNGSPROBLEM
liegt eindeutig bei Ihnen, Herr Weinrich! Versuchen Sie nicht erneut, mir anzukreiden, mein Verständnis von Diskussionen sei kontraproduktiv. Ich richtete gestern die Bitte an Sie, sich mit der ersten Phase des „Mieskes“-Thread und mit der Phase der „Vergangenheitsbewältigung 1“ vertraut zu machen, in denen ich zu Angriffen wie die Ihrigen Stellung bezog und mich auch zu dem vierfältigen Vorwurf der "Verdächtigung, Beschuldigung, Anklage und Verurteilung" äußerte. Das haben Sie in Ihrer Angriffslust nicht getan. Auch Ihr offensichtliches Desinteresse an den Fallbeispielen, die Sie mit keiner einzigen Silbe würdigten, versuchen Sie „objektgemäß“ zu umgehen. Auch dies gehört zu Ihrem Wahrnehmungsproblem. Und versuchen Sie nicht, mir Ihre Wahrnehmungsdefizite unterzujubeln!
In Ihrer verzerrten Wahrnehmung steht die Offenlegung von Fakten - sei es nun in direkter Weise, wie das auf die Fallbeispiele zutrifft, oder in indirekter, aus dem Sozialisierungsumfeld gewonnenen faktischen Erkenntnissen -, zwingend mit dem Ziel der "Verdächtigung, Beschuldigung, Anklage und Verurteilung" in Verbindung. Vor dieser Sichtweise hatte ich auf „Vergangenheitsbewältigung 1“ gewarnt und in Verbindung mit der Frage, wer nun als Nazi oder als Verbrecher zu gelten habe, betont, daß ich weder anklage noch verurteile, daß ich mich zu keinem Richter emporschwinge. Die Gründe hierzu sind dort nachzulesen. Lesen Sie doch dort mal nach. Lesen Sie auch das, was ich auf meiner Web-Seite „NS-Täterprofile“ schrieb. Das haben Sie offensichtlich auch nicht getan und es scheint, daß, selbst wenn Sie es täten, das an die Wand geworfene Erbsen bedeutete.
Sie behaupten, das Diskussionsobjekt sei Ihr Hauptaugenmerk. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, weil Sie ausschließlich über den Menschen Mieskes sprechen, so wie sie ja auch über die „Menschen“ Heidegger, Planck etc. sprechen. Sie vergessen aber – und daher rührt Ihre Verblendung den Fakten, den Tatsachenbeständen gegenüber – daß es müßig ist, nur einen Bestandteil des überaus komplexen Diskussionsobjektes herauszufiltern, hier den bzw. die „Menschen“, und alle anderen Elemente und Aspekte außen vorn zu lassen. Die von Ihnen reklamierten „Menschen“ verkommen zu einer abstrakten, seelen-, willens- und inhaltlosen Hülle, die irgendwo schweben, ohne die geringste Verankerung in einem sozialen, ideologischen oder politischen Umfeld. So einfach machen Sie es sich! Das ist ein weiterer, gravierender Bestandteil Ihres Wahrnehmungsproblems. Sie führen Planck und Heidegger ins Gespräch ein, scheinen aber, zumindest im Fall Heideggers, über dessen NS-Engagement nicht informiert zu sein – blättern Sie mal im Sammelband Die Freiburger Universität in der Zeit des Nationalsozialismus (1991) nach. Diese Köpfe mit Mieskes zu vergleichen, betrachte ich als unverhältnismäßig. Vor allem was ihren Stand anbelangt, der mit dem von Mieskes, der doch 1935 erst 20 Jahre alt war, nicht zu vergleichen ist. Und Sie übersehen geflissentlich die Aussage, daß die SS einen „von einem SD-loyalen Kader von Hochschullehrern beherrscht(en)“ Prager Universitätsbetrieb durchsetzte (Schöttler, a.a.O., S.298) – übrigens sollten Sie auch diesen Sammelband lesen, um sich vielleicht der Sicht zu entledigen, die „Menschen“ Mieskes und Heidegger hätten in einem Elfenbeinturm gelebt! Also den SS und SD-Zusammenhang des Prager Universitätsbetriebs und die sich daraus ergebenden rassenpolitischen und sonstigen Konsequenzen einfach durch verweigerte Zurkenntnisnahme vom Tisch haben zu wollen, das geht nun wahrlich nicht! Sie erwarten doch nicht von mir, Ihnen unter anderem erklären zu müssen, wie die akademische Personalpolitik damals funktionierte und auch heute noch funktioniert, wo die Ordinarien bestrebt sind, sich mit Mitarbeitern zu umgeben, die ihnen in allen Belangen „loyal“ zur Seite stehen. Und wie dieses Prinzip in Prag und an den anderen von der SS dominierten „Reichsuniversitäten“ (Straßburg, Posen) funktionierte, sollte Ihnen auch klar sein. Denn dort spielte neben persönlichen Erwägungen, nach denen die Hochschullehrer ihre Mitarbeiter rekrutierten, noch das Moment der ideologischen Loyalität eine Schlüsselrolle. Das sind Tatsachen, aus denen Sie Mieskes einfach heraushalten wollen. Das heißt schlicht und einfach: Sie sehen den Wald nicht vor lauter Bäumen. Und da ist Ihnen nicht zu helfen!
Ihr Plädoyer für die „Menschen“ kommt des weiteren darin zu kurz, daß es eine „menschliche“ Betrachtungsweise einfordert, für Leute, die in ihrem gesamten Schalten und Walten, Tun und Lassen der NS-Zeit einer zutiefst menschenfeindlichen Ideologie frönten, die nicht das geringste von der humanistisch-christlichen Kulturtradition Europas hielt, sondern diese durch ihren deklarierten und praktizierten Antihumanismus ersetzen wollte. Ich führe hier nicht weiter aus, gestatte mir aber die Frage, ob es angesichts dessen nicht nur unverhältnismäßig, sondern auch anstandslos ist, sich für Anhänger, Vertreter und Verfechter eines deklariert und offenkundig enthumanisierenden und antihumanistischen Zeitgeist auf in der allgemeinen Menschlichkeit verankerte (menschliche; humanistische) Kriterien zu berufen, also eine Beurteilung einzufordern, die auf eben die Kriterien (moralischen Werte) zugreift, welche die Betreffenden als eifrige NS-Anhänger damals bewußt ignorierten, bekämpften und „ausmerzen“ wollten?
Schließlich treiben Sie Ihre Unbeschwertheit und Bedenkenlosigkeit in Sachen NS-Engagement in zweifacher Weise auf die Spitze.
Zum einen wollen Sie Ihre eigenes, oberflächliches „Interesse“ – Desinteresse trifft wohl eher zu - an den aussagekräftigen und einleuchtenden Fallbeispielen in eine Fehlleistung meinerseits ummünzen, indem Sie es auf meine
Zitat:
eigene(n), vorgefasste(n) Meinung
in Sachen Vergangenheitsbewältigung und –aufarbeitung zurückführen, daß Sie sich nicht
Zitat:
zu Ihren [d.h. meinen] Beispielen in der Vergangenheitsbewältigung-Diskussion „positiv (zustimmend) geäußert“
haben. Also wieder muß ich den Sündenbock abgeben für die Entgleisungen anderer!
Zum anderen, und das ist gravierender,
weigern Sie sich beständig, das Faktenmaterial zur Kenntnis zu nehmen,
das schwarz auf weiß, direkt belegt ist. Was wollen Sie nun eigentlich?
Wollen Sie etwa behaupten, daß die Fallbeispiele (Jikeli, Duldner,
der KZ-Wächter Klein aus Nußbach bei Kronstadt, Krasser, die
beiden Hügel) ihre Ämter als Amtswalter der Volksgruppe nur innehatten,
um eigene Verdienste vor dem NS hinüberzuretten, wie das Planck tat?
Wollen Sie ernstlich behaupten, daß die ihre schwarz auf weiß
überlieferten Aussagen nur taten, weil das ihre Überlebensstrategie
einforderte, als ob sie es immer im Hinterkopf getragen hätten, der
„üble“ NS sei eine vergängliche Erscheinung, die es nur zu überleben
gilt? All diese sollen nur einfache Mitläufer oder Opportunisten gewesen
sein? Sie sollen das, was sie vor Versammlungen, auf Massenkundgebungen,
in Aufsätzen, in Dichtungen usw. an NS-Ideologie vertraten und verbreiteten,
nur aus Opportunität der Stunde von sich gegeben haben? Wäre
es nicht möglich, daß sie aus voller Überzeugung, mit ganzen
Herzen, an ihrem Tun und Sagen hingen? Letztere Möglichkeit, die von
meinen Offenlegungungen durchaus veranschaulicht und bekräftigt wird,
schließen Sie jedoch prinzipiell aus. Das auf der Grundlage eines
höchst bedenklichen und gefährlichen Postulats:
Zitat:
An den NS geglaubt zu haben, ist so schwer
es fallen mag, noch kein Verbrechen (siehe auch der von mir erwähnte
Umgang mit Heidegger).
.
Daß die von Ihnen angesprochene
Täterschaft:
Zitat:
Es kann doch nur darum gehen, was einer getan hat.
nicht nur bloße physische Tätlichkeit (Untaten an physischen Personen) beinhaltet, sondern auch die Gesinnungstäterschaft einbezieht, hätte Ihnen aus meinem Web-Beitrag „NS-Täterprofile“ einleuchten sollen. Denn geistige „Brandstifter“ sind manchmal gefährlichere Täter als die Täter, die sich an Unschuldigen vergriffen. Das scheinen Sie ebenso beiseite geschoben zu haben wie die Fallbeispiele, nach dem einfachen Prinzip:
was ich nicht gesehen habe, das kenne ich auch nicht, also kann niemand von mir verlangen, mich dazu zu äußern, geschweige denn, daß ich es verinnerliche (darüber reflektiere).
Sie und Ihre Heraus- und Schönredner
der NS-Zeit und des NS-Engagements finden dann zum Schluß Ihrer Relativierungs-
und Verharmlosungsversuche nur noch in der altbekannten Verweigererfloskel
Zuflucht
Zitat:
Oder wollen Sie jemandem im Ernst vorwerfen, dass er nicht in den Widerstand gegangen ist?
Wieder wird das Kind mit dem Bad ausgeschüttet!
Ich bin mir dessen bewußt, daß meine Bitten und Aufforderungen
solange nichts fruchten, bis Sie und Ihre Gleichgesinnten die NS-Problematik
in erschreckend kurzsichtiger Weise auf höchstens 3 Aspekte reduziert
haben wollen:
1) Zitat:
Es kann doch nur darum gehen, was einer getan hat.
2) Zitat:
An den NS geglaubt zu haben, ist so schwer es fallen mag, noch kein Verbrechen
3) Zitat:
Oder wollen Sie jemandem im Ernst vorwerfen,
daß er nicht in den Widerstand gegangen ist?
Was besagen will, daß es in Ihren Augen zwingend ist, im Widerstand gewesen zu sein, um nichts mit dem NS auf dem Hut gehabt zu haben.
Zu 1: Wie es mit der Einstufung der Täterschaft steht, bitte in dem Web-Beitrag „NS-Täterprofile“ nachlesen.
Zu 2: An den NS geglaubt zu haben, mag kein Verbrechen sein, kann aber in meinen Augen ausreichen, um jemanden der NS-Täterschaft zuordnen zu können. Denn es gibt auch eine moralische Täterschaft, die darin besteht, daß sie zur Untat anstiftet, von der Sie natürlich überhaupt nichts wissen wollen. Wer nämlich selbst nie zum Täter im Sinn der physischen Ausschaltung und Vernichtung des vermeintlichen „Gegners“ wurde, aber sich den ideologischen Zielen des NS hingebungsvoll widmete – wie Krasser, Duldner, die beiden Hügels etc. – war ein, wie ich es formuliere, „noch nicht zum Straftäter gewordener Täter“, also ein potentielle Täter, der zweite oder dritte zu Untaten anstifteten bzw. selbst zur Tat schreiten konnte.
Differenzierungen dieser Art haben in ihrem übervereinfachten Einstufungsraster des NS keinen Platz und werden wohl auch auf kein gebührendes Verständnis stoßen. Doch Differenzierung bis ins kleinste Detail tut not, um den Dingen auf den Grund zu gehen und nicht an der Oberfläche hängen zu bleiben. Mit dieser Aussage treffe ich bei Ihnen voraussichtlich wieder ins Leere, da Ihr Interesse anderswo liegt, an einer auf Sparflamme gehaltenen Argumentation, statt einer vernünftigen, sachgerechten Differenzierung. Ihre Simplifizierung gipfelt dann in rhetorischen Fragen des Typs „Oder wollen Sie jemandem im Ernst vorwerfen, dass er nicht in den Widerstand gegangen ist?“
Zu dieser Frage fällt mir nur ein, daß wir nicht hier säßen und einen ziemlich einseitigen, kaum die Bezeichnung „Diskussion“ verdienenden Diskurs führten, wenn die in meinen Fallbeispielen auftretenden Siebenbgürger Sachsen und Banater Schwaben sowie unzählige andere nicht an den NS geglaubt hätten. Und Widerständler gab es auch, aber die wurden gerade durch die, die so heiß an den NS glaubten, bis auf den heutigen Tag marginalisiert und totgeschwiegen (man denke nur an den hervorragenden Politiker Hans Otto Roth). Der Grund: die heißen NS-Anbeter unserer „Volksstämme“ waren mit sich selbst so sehr beschäftigt und sind es auch heute noch, mit ihrem anmaßenden Alleinvertretungs-, Meinungsbildungs- und Meinungsverbreitungsanspruch. Und nun bäumen sie sich dagegen auf, daß sie endlich ins wahre Licht ihrer NS-Vergangenheit gerückt werden. Dabei ist es recht bedenklich, daß es nicht die Tätergeneration ist, die sich zur Wehr setzt, sondern die Enkel- und Großenkelgeneration – vgl. die Auseinadersetzung mit Hanzy, Robert und Guenther auf „Vergangenheitsbewältigung 2“ –, die sprungbereit ihre belasteten Altvorderen zu entlasten versucht.
Die Zeit zum Eingeständnis des eigenen
Versagens, das Eingeständnis, daß man sich eben irrte, als man
dem NS aufsaß bzw. in glühender Überzeugung anhing, ist
zwar überfällig, doch scheinen die „Betroffenen“ noch nicht reif
dazu zu sein. Deshalb ist dieser Schritt von deren Enkeln und Großenkeln
nachdrücklich einzufordern, doch die tun sich damit sehr schwer. Wann
sie sich zu diesem epochalen Schritt aufraffen, steht in den Sternen. Und
daß es dabei nicht darum geht, daß das Eingeständnis des
Fehlverhaltens ihrer Großväter nicht automatisch auf sie selbst
zurückschwappt, sollte auch klar sein. Indes: die „Jungen“ scheinen
auch zu dieser Trennung (Differenzierung) noch nicht reif.
---------------------
Klaus Popa
[Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am
05.07.2001 editiert.]
klaus.weinrich
Mitglied
Beiträge: 25
Von:Deutschland
Registriert: Okt 2000
erstellt am 05.07.2001 um 15:55 Uhr
Hallo Klaus Popa,
lassen Sie mich einen Witz erzählen.
Ein Mann fährt mit seiner Frau auf
der Autobahn. Das Radio meldet "Achtung, es kommt Ihnen ein Geisterfahrer
entgegen!". Darauf sagt der Mann zu seiner Frau: "Einer?? Ich seh mindestes
20!!"
Nun, Herr Popa, so vielen sind Sie in diesen Foren wohl noch nicht begegnet, aber ich habe kein Problem damit, von Ihnen in die Reihe all der Wahrnehmungsgestörten, Streitsüchtigen, Nichts-Verstehenden, Ewig-Gestrigen usw. usw., wie Sie sich sinngemäß auszudrücken pflegen, einsortiert zu werden. Über kurz oder lang wird ja fast jedes Ihrer Monolog-Opfer von diesem Schicksal ereilt.
Schade, ich hätte mir von den Diskussionen
mehr erhofft, aber jetzt weiß ich ja dank Ihrer Aufklärung Bescheid:
Ich bin eben einer jener 20 hoffnungslosen "Geisterfahrer".
Gruß
------------------
KW
Klaus Popa
Mitglied
Beiträge: 314
Von:BRD, 59909 Bestwig
Registriert: Apr 2001
erstellt am 05.07.2001 um 19:26 Uhr
Lieber Klaus Weinrich,
Ihren Witz und die anschließenden Gedanken verstehe ich so, daß Sie nun zu dem, was Sie schrieben, nicht mehr stehen, oder verstehe ich Sie falsch?
Oder meinen Sie, daß Ihre Ausführungen, wenn von einem anderen an der Aufklärung und Offenlegung Interessierten, der nichts von dem bisherigen Totschweigen hält und auch das unabänderliche Verharmlosen, Realtivieren, Heraus- und Schönreden durchschaut, anderes rezipiert werden als von mir?
Wenn Sie zu dem stehen, was Sie geschrieben und behauptet haben, dann sollten Sie auch unter Beweis stellen, daß Sie sich damit in irgendeiner Weise verbunden fühlen. Oder schrieben Sie nicht eigene, sondern die Gedanken anderer, also auf Bestellung? Wenn nicht, dann stehen Sie doch zu Ihren Äußerungen und Behauptungen und tun Sie nun nicht so, als ob Sie keinerlei Anlaß zu meiner Kritik geboten hätten.
Es wäre vernünftiger gewesen, wenn Sie meinen gestrigen Bitten und Aufforderungen erst Folge geleistet hätten und sich erst danach geäußert hätten. Doch Sie verspüren keinerlei Notwendigkeit, das, was ich bisher zu den umstrittenen Themen schrieb, wenigstens andeutungsweise zur Kenntis zu nehmen. Ich habe Ihnen heute wahrlich kaum etwas Neues geboten, sondern Dinge wiederholt, die ich größtenteils mal geäußert habe. Ich bemühe mich, ihre Gedanken nachzuvollziehen, ich nehme dazu Stellung, natürlich nicht so, wie Sie es gerne hätten - die Gründe dafür dürften Ihnen bekannt sein -, aber auch das erfüllt Sie mit Unzufriedenheit. Ich hätte es wirklich vorgezogen, wenn Sie wenigstens versucht hätten, auf die zahlreichen Fragen, die ich heute stellte, eine Antwort zu liefern. Doch nein, Sie kommen mit einem Witz! Die hauptsächliche Formulierung meiner Fragen lautete: "Was stellen Sie sich vor?" oder "Was wollen Sie denn eigentlich?" Solange Sie sich nicht aufraffen, wenigstens diese Fragen zu beantworten, muß ich befürchten, daß Sie die Vergangenheitsbewältigung und Aufarbeitung bloß als ein "Spiel" von vielen betrachten. Was ich von Wortspielereien halte, habe ich Fritzi, Michelbach und Johannes bereits gesagt. Was ich von
Gedankenspielerein
halte, die natürlich nichts, aber
überhaupt nichts mit dem Diskussionsobjekt zu tun haben, haben Sie
nun heute erfahren können. Das NS-Engagement der siebenbürgisch-sächsischen
und banatschwäbischneen "Volksstämme" ist viel zu ernst, um mit
zweifelhaften Spielereien ebenfalls zum Spiel degradiert zu werden. Wann
wollen Sie und Ihre Gleichgesinnten das endlich begreifen?
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Klaus Popa
klaus.weinrich
Mitglied
Beiträge: 25
Von:Deutschland
Registriert: Okt 2000
erstellt am 06.07.2001 um 00:45 Uhr
Hallo Klaus Popa,
ja, Sie verstehen mich falsch, völlig
falsch, um nicht zu sagen: Sie haben nichts verstanden, am wenigsten Ihr
eigenes Thema. Um Ihrer Aufforderung Genüge zu tun: Ich stehe zu jedem
Wort, das ich geschrieben habe, allerdings in keiner Weise zu den Verdrehungen,
denen Sie meine Beiträge nach Belieben unterwerfen.
Dass Sie meinen „Witz“, der im Rahmen
dieser desolaten „Diskussion“ sehr ernst gemeint war, nicht im entferntesten
verstanden haben oder verstehen wollen, sollte ich eigentlich gar nicht
erwähnen.
Wir haben ja schon ziemlich am Anfang und dann wiederholt feststellen können, dass wir unterschiedliche Herangehensweisen an diese ganze heikle Thematik haben (ich meine damit nun die „Vergangenheitsbewältigung“ ). Eigentlich hätte ich das gut und für die Sache wertvoll gefunden, wenn es uns gelungen wäre, unsere Vorstellungen als komplementär, also im Zusammenspiel, für das Verständnis des Geschehenen einzubringen. Nun sehe ich mich aber damit konfrontiert, dass Sie keine Vorstellung neben Ihrer eigenen dulden wollen und die Träger anderer Verständnismuster in übelster Weise angreifen. Unter diesen Voraussetzungen wüsste ich nicht, was ich ausgerechnet mit Ihnen über totalitäres Verhalten weiter zu diskutieren hätte.
Eine Ihrer schlimmsten Entgleisungen muss ich aber doch noch aufgreifen. Sie schreiben:
„Das NS-Engagement der siebenbürgisch-sächsischen und banatschwäbischneen "Volksstämme" ist viel zu ernst, um mit zweifelhaften Spielereien ebenfalls zum Spiel degradiert zu werden. Wann wollen Sie und Ihre Gleichgesinnten das endlich begreifen?“
Ich weiß nicht recht, mit wem Sie mich hier gleichsetzen. Sie haben aber mit dieser niederträchtigen Bemerkung, zu der ich mit meinen Beiträgen nun wirklich keinerlei Anlass gegeben habe, den Boden einer halbwegs zivilisierten Diskussion für mich jedenfalls endgültig verlassen. Ich kann nur noch eines sagen: Lesen Sie meinen „Witz“ nochmal und versuchen Sie, wenigstens den zu verstehen.
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KW
[Dieser Beitrag wurde von klaus.weinrich
am 06.07.2001 editiert.]
Klaus Popa
Mitglied
Beiträge: 314
Von:BRD, 59909 Bestwig
Registriert: Apr 2001
erstellt am 19.08.2001 um 12:37 Uhr
Um zu veranschaulichen, an welch zweifelhaftem, menschenverachtenden "Forschungs"programm sich Mieskes in seiner Prager Assistentenzeit (1941-1945) beteiligte, hier Auszüge aus der Rede des SS-Gruppenführers und Staatssekretärs, Hoher SS und Polizeiführerim Protektorat Böhmen-Mähren, Karl Hermann Frank, vom 6.7.1942 zur eröffnung der sogenannten "Reinhard-Heydrich-Stiftung" in Prag. Über das Endziel des "Kampfes" im tschechischen Raum heißt es:
"Das tschechische Volk und seine landschaftlichen
und sozialen Gruppen müssen deshalb unbedingt Forschungsmittelpunkt
sein .
Ich bin darüber klar, dass diese
Forderung, die Erforschung des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen,
in manchem Wissenschaftszweig Umstellungen zur Folge haben muss. Vor allem
muss erkannt werden, dass Rassen-, bezw. Völkerkunde und Psychologie
wesentliche Voraussetzungen jedes Einsatzes in der reinhard Heydrich Stiftung
sind. Wir müssen zunächst wissen: Wie ist die blutmässige
und rassische Zusammensetzung einer bestimmten Menschengruppe? Dann müssen
wir versuchen, in das seelische Gefüge dieser menschen einzudringen,
müssen ihree Gesinnung, ihre Beeinflussbarkeit, ihre weltanschaulichen
bindungen und ähnliche seelische Tatbestände erforschen. Eine
Schlüsselstellung nimmt in diesen Fragen in gewisser Hinsicht die
Sozial- und Völkerpsychologie ein. [...] Die Psychologie, die bis
dahin entweder zur Technik der Heerespsychologie eingeengt worden war oder
aber über indivudualpsychologische Typenlehren und dergleichen nicht
hinauskann, wurde vor ungeheuere Aufgaben gestellt, die gelöst werden
müssen. Das Reich hat die Verantwortung für das Leben zahlreicher
Völker übernommen. Die Psychologie dieser Völker müssen
wir kennen. Unter diesen Umständen ist ein Extraordinariat für
Sozial-und Völkerpsychologie viel zu wenig. Der Prager Lehrstuhl muss
bis zu einem gewissen Grade Pionierarbeit leisten, vor allem in methodischer
Hinsicht. [...]Am Beispiel der Sozil- und Völkerpsychologie wird besonders
deutlich, worum es geht. [...] Sie werden von zeit zu Zeit Hinweise erhalten,
vor sllem von Seiten des Beuaftragten des Reichskommissars für die
Festigung deutschen VVolkstums [letzterer Himmler]. [...]" Soweit Frank.
Der maßgeblich an der Organisierung
der Reinhard-Heydrich-Stiftung beteiligte Hands Joachim Beyer schrieb in
seinem Tätigkeitsbericht der Stiftung vom 22. Februar 1922 über
zu lösende Probleme u.a.: "c) Sammlung der wissenschaftlich und volkspolitisch
aktiven Kräfte in der Hochschullehrerschaft, dadurch zugleich Ueberwindung
der Krise, die die Arbeit auf diesem Gebiete 1940/41 gelähmt hatte.
[...]"
Das war also das neuartige Forschungsprogramm
der Prager Sozial- und Völkerpsychologie, das war die "Pionierarbeit",
die Mieskes als Assistent des Lehrstuhlinhabers und Leiters des einschlägigen
Instituts, Prof. Hippius, hier zu leisten hatte. Das waren die neuen Herausforderungen,
vor denen die psychologische Forschung im besetzen Böhmen-Mähren
und in den besetzten Ost- und Südostgebieten stand. Und Mieskes erhielt
zweifelsohne als "wissenschaftlich und volkspolitisch aktive" Hochschulkraft
1941 seinen Lehr- und Forschungsauftrag, um zur Überwindung der "Krise"
mitzuhelfen.
Die direkte Unterstellung des ganzen psychologischen
"Forschungsbetriebs" unter das Oberhaupt der SS, Heinrich Himmler, belegt
einwandfrei, mit welchen Kreisen Mieskes damals eng zusammenarbeitete.
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Klaus Popa
[Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am
19.08.2001 editiert.]
[Dieser Beitrag wurde von Klaus Popa am
19.08.2001 editiert.]
dass fuer die Einstufung der einzelnen Faelle, ob in der NS-, ob in der kommunistischen Diktatur, nicht der Einzelne selbst, sondern das soziale und politische Umfeld (die Sozialisation) entscheidend ist, in dem der sich in der zur Diskussion stehenden Zeit bewegte.Und was stellt im Fall von Mieskes das universitaere Umfeld eines Studierenden und dessen Weiterwirken am Jenaer Institut seines Lehrers Peter Petersen dar, wenn nicht das ausschliesslich vom NS-Geist gepraegte soziale und politische Umfeld und seine damit verbundene langjaehrige Sozialisation in eben diesem Geist ? Die Laufbahn von Mieskes an der Universitaet Jena - wie auch an der "Reichsuniversitaet Prag" - weist ihn als Karrieremenschen aus, der sein berufliches Fortkommen ganz unter das Zeichen des NS-Systems und in dessen Dienst stellte.