Das Jahr 1943
Im Bundesarchiv Berlin befinden sich im Bestand NS 19 - Persoenlicher Stab Reichsfuehrer-SS, Akte 2116, Blaetter 1-3 die folgenden Brieftexte:
An den
Reichsafuehrer-SS,
Fuehrerhauptquartier
Reichsfuehrer !
Ich hatte am 1.8. nachmittags Gelegenheit, mit dem rumaenischen Generalmajor Radu K o r n e und seinem Adjutanten, Leutnant P o p, zu sprechen.
General Korne war einer meiner begabtesten Schueler an der rumaenischen Kriegsakademie und der I a10 der suedbessarabischen Division, die ich führte. Er war und ist für das engste Zusammengehen des rumaenischen Volkes mit dem deutschen und ist fuer diese Ueberzeugung, seit ich ihn kenne, stets mannhaft eingetreten. Leutnant Pop, dessen Vater K.u.K.-Offizier war, ist Siebenbuerger Rumaene und steht ebenfalls auf der politischen Linie Korne.
Ich fuehle mich verpflichtet, Ihnen, Reichsfuehrer, aus dem gefuehrten Gespraech einige wichtige Momente zu melden, da ich glaube, dass sie von Wert sind:
1.) Allgemeine Volksstimmung:Sehr geschickte Mundpropaganda der im rumaenischen Volk heute noch sehr massgebenden juedischen Kreise hat es erreicht, dass die Masse des Volkes wie hypnotisch auf den Zukunftskrieg mit Ungarn blickt und dem Ostfeldzug nicht jene Bedeutung zuerkennt, die ihm zukommt. Die Masse des Volkes hat kein Verstaendnis fuer ein rumaenisches Transnistrien11 und Bessarabien. Fuer sie gilt es nur, Siebenburgen12 zu erwerben, jenes Siebenbuergen, das nach Ansicht der rumaenischen Geschichtsschreiber die Wiege des Rumaenentums war und ueber das ungezaehlte Volkslieder dieses Sehnen zum Ausdruck bringen.
Waehrend frueher hinter jedem massgebenden Juden ein massgebender Rumaene stand und ihn in seinen Geschaeften / (2) foerderte, ist es nun umgekehrt, d.h. jeder massgebende Rumaene hat hinter sich den behilflichen Juden.
Solange dieser juedische Einfluss im rumaenischen Volk weiter besteht, ist an eine Aenderung der Volksstimmung nicht zu denken, weil das Wirtschaftsleben nach wie vor souveraen durch das Judentum beherrscht wird. Auch die Presse ist dem Judentum noch immer hoerig, trotz Nationalisierung der Presseleitungen.
Es besteht in fuehrenden Kreisen die Ansicht, dass Deutschland und Russland sich im gegenseitigen Kampfe verbluten und ein Moment der beiderseitigen Erschoepfung eintreten wird. Dieser Zeitmoment ist es, wo England und Amerika nach Ansicht der fuehrenden rumaenischen Kreise eingreifen und so die fuehrende Rolle in Europa auswirken koenne. Darauf bauen die fuehrenden rumaenischen Kreise und spielen ein Doppelspiel, um ja nicht die Ueberfuhr zu verpassen.
Von Seiten der deutschen Vertretung, vornehmlich vom deutschen Gesandten v. K i l i n g e r, fehlt die entsprechende Gegenpropaganda. General Korne sprach persoenlich bei Gesandten v. Killinger vor und machte auf dieses Fehlen der deutschen Gegenpropaganda aufmerksam und erhielt als Antwort, dass man doch nicht in einem feindlichen Lande sei, also auch nicht eine derartige Propaganda treiben koenne.
Nach Ansicht von General Korne muss von Seiten der deutschen Gesandtschaft eine intensive Propaganda in deutschem Sinne und Gegenpropaganda gegen die englisch-amerikanische mit aller Kraft einsetzen und aufrecht erhalten bleiben.
Rundfunk, Mundpropaganda, Buecher und Zeitschriften des Feindlagers werden eifrig von der fuehrenden rumaenischen Klasse verschlungen und daher sind sie massgebend in ihrem Denken und Fuehlen. Von deutscher und rumaenischer Seite geschieht fast nichts.
Das Offiziers-Korps ist in seinen juengeren Graden fuer das Zusammengehen mit Deutschland eingestellt, waehrend die hoeheren Offiziere, vornehmlich der Generalstab, ihre gegenteilige Haltung nicht geaendert haben.
Waehrend im ersten Teil des Krieges die Feindpropaganda das Volk in dem Sinne beeinflusste, dass die deutschen Truppen alles aufkaufen und daher die Teuerung von Lebens. und Bekleidungsmittel etc. eintrete, wird nun wieder gesagt, dass die deutschen Truppen nichts kaufen koennen und duerfen, daher nichts abgesetzt werden kann. / (3)
Die Ereignisse in Italien13 wurden ebenfalls von der Feindpropaganda reichlichst ausgewertet und ebenso wirken die schweren Kaempfe an der Ostfront nicht foerderlich.
2.) Der Marschall14hat nach Ansicht des General Korne den besten Willen, dem Buendnis treu tu bleiben, doch war es auffallend, dass nach jeder Reise zum Fuehrerhauptquartier die dort gewonnene guenstige und hoffnungsfrohe Stimmung in kuerzester Zeit abebbte. Der Einfluss des Ministers Misu Antonescu15 ist aeusserst wirksam, unterstuetzt durch die Frau des Marschalls und ihre Freundin, die Witwe des gewesenen Ministers Goga16, zwei selten herrschsuechtige Frauen.
Misu Antonescu ist aeusserst ehrgeizig und betrachtet die ganze Politik vom rein persoenlichen Standpunkt, so wie wir das bei den rumaenischen Ministern der Vergangenheit immer beobachten konnten. Er sagt sich: "Siegt England und Amerika, dann habe ich vorgebaut, denn ich bin ja mit ihnen in engste Verhandlungen getreten, siegt Deutschland, dann ist es der Marschall, der vor mich tritt, also bin ich fuer beide Faelle gewappnet." Das ist die charakteristische orientalische Politik.
3.) Die Armee
General Korne steht
auf dem Standpunkt, dass es zweckmaessiger ist, ca. 5 Divisionen, erstklassig
bewaffnet und ausgebildet, zu verwenden, als die alte Lage von 20 bis 30
Divisionen, mittelmaessig bewaffnet und schlecht gefuehrt, wieder herbeizufuehren.
Diese 5 Divisionen koennen auserlesen sein und repraesentieren dann eine
dem rumaenischen Volke wuerdige Schlagkraft.
4.) Fuehrerpersoenlichkeiten
Es sind im rumaenischen
Volk Fuehrerpersoenlichkeiten, die ihrer ganzen Vergangenheit nach die
Garantie bieten, dass sie treu an Deutschlands Seite den politischen Kampf
weiterfuehren. Tritt Deutschland - wie vorhin angefuehrt - mit einer entsprechenden
Propaganda an und stuetzt diese Fuehrer, so ist - nach Ansicht von General
Korne - bestimmt die Masse des rumaenischen Volkes treu zur Seite Deutschlands.
Besonders die Bewohner von Transnistrien,17
von Bessarabien und der Moldau sind ausgesprochen antibolschewistisch eingestellt
und haben Verstaendnis fuer den Ostkampf. Das muss ausgewertet werden,
auch in der Auswahl der Fuehrer.
General Korne ist einer dieser Fuehrer und kann ich nur versichern, dass er seinem ganzen Verhalten nach in den vielen Jahren, die ich ihn kenne und die er mit mir zusammengearbeitet hat, sich als ein gerader und redlicher Mann gezeigt hat, der fuer seine Idee mannhaft eintritt. Er ist einer der seltenen Erscheinungen im rumaenischen / (4) Volke, aber auch ein Zeichen, dass er kein Blutrumaene ist, sondern, wie ich annehme, franzoesischer Abstammung.
5.) Gesandter
v. Killinger
Auch General Korne
ist der Ansicht, dass Gesandter v. Killinger sich zu stark mit den jetzt
fuehrenden rumaenischen Kraeften engagiert hat und daher massgebend von
ihnen beeinflusst wird. Dieses Empfinden hatte auch ich, als ich noch bei
der Volksgruppenfuehrung in Rumaenien taetig war. Leutnant Pop bemerkte,
dass man schwer zu einem Gesandten Vertrauen haben koennte, der Geschenke
entgegennimmt, die Millionenwerte repraesentieren. Es ist mir natuerlich
nicht moeglich, die Wahrheit dieser Anschuldigung zu ueberpruefen, sie
ist aber ausgesprochen und muss eine gewisse Begruendung haben, unterminiert
also das Vertrauen un damit auch die Position dieses fuer das deutsche
Volk so aeusserst wichtigen Vertreters
Ich glaube, es waere von grossem Wert, wenn Sie, Reichsfuehrer, General Korne (dem ich Ihre Gruesse uebermittelt habe) eine Unterredung gewaehren wuerden auf neutralem Boden derart, dass seine Begleiter und die anderen rumaenischen Kameraden, die zu Schulungszwecken in Verwendung von Panzerkraeften im Reich sind, hiervon keine Kenntnis erhalten. General Korne bleibt noch bis zum 20.8. im Reich. Reichsfuehrer wuerden da manches erfahren, was ich bei Unkenntnis der wahren politischen Vorgaenge nicht durch Fragen oder entsprechend geschickte Gespraechsfuehrung erfahren kann.
Nehmen Sie, Reichsfuehrer, den Ausdruck meines gehorsamsten Grusses entgegen
H e i l H i t l e r !
A. Phleps18
SS-Obergruppenfuehrer
und General der Waffen-SS
[Eingangsstempel:
Eingegangen am: 3.Aug.1943; Tgb.Nr.: 1708/43; An: RF (Reichsfuehrer]
Der Reichsfuehrer-SS
Feld-Kommandostelle, den 6. August 1943
Tgb.Nr.1708 43
RF/Bn19
Lieber P h l e p s !
Besten Dank fuer Ihren Brief vom 2.8.1943 und den Bericht über Ihre Unterredung mit General K o r n e und dem Leutnant P o p. Die Mitteilungen sind fuer mich sehr interessant. Von einer persoenlichen Zusammenkunft mit General Korne moechte ich jedoch absehen, da sie General Korne selbst am meisten schaden koennte. Halten Sie mit Korne auch weiterhin kameradschaftlichen Kontakt.
H e i l H i t l e r !
I h r
HH20
[Vgl. Arthur Phleps]