Akten der _Deutschen Volksgruppe in Rumaenien_  1940 - 1944
 Dokumente im Auszug
Files of the _Volksgruppe_ in Romania 1940 - 1944
Documents in Excerpts


Das Jahr 1942


 
Akten der _Deutschen Volksgruppe in Rumaenien_   1 9 4 3
 
Der Reichsfuehrer-SS                                                                       Berlin SW 11, den 26. Febr. 42
Persoenlicher Stab                                                                            Prinz-Albrecht-Str. 8.
Tgb.Nr. AR/555/1b
 
SS-Obergruppenfuehrer  L o r e n z,1
B e r l i n W
Tiergartenstrasse 35a.

Lieber Obergruppenfuehrer !
            Von dem Bericht ueber die Unzulaenglichkeiten in Rumaenien habe ich dem Reichsfuehrer Kenntnis gegeben. So bedauerlich die ganzen Vorkommnisse dort unten sind, so wenig besteht im Augenblick die Moeglichkeit von uns aus an diesem Zustand etwas zu aendern.

                                                 H e i l  H i t l e r !
                                                        Ihr
                                                        R Br.
                                                   SS-Sturmbannfuehrer.

[NS 19, 2859, Bl.16]


Dokument Nr. 2

B E R I C H T E
Ueber Unzulaenglichkeiten und Ungerechtigkeiten auf dem Gebiete der Wirtschaft.

        Die Deutsche Volksgruppe in Rumaenien ist sich der schwierigen Lage, in der sich die rumaenische Wirtschaft heute befindet, vollauf bewusst. Die Deutsche Volksgruppe in Rumaenien weiss, dass ein Grossteil der Schwierigkeiten durch den bereits Jahre andauernden Krieg hervorgerufen wurden. Es ist selbstverstaendlich, dass in so ausserordentlichen Zeiten wie die, in denen wir heute leben, Opfer verlangt und gebracht werden muessen. Wir betrachten es aber als unsere Pflicht, auf verschiedene Missstaende hinzuweisen, die nicht durch den Krieg hervorgerufen wurden, sondern durch die Taetigkeit der verschiedenen Departemente, und die die Deutsche Volksgruppe in Rumaenien als besonders drueckend empfindet, da sie z.T. als direkt gegen ihr Interesse gerichtet betrachtet werden muessen. So wurde z.B. im letzten Jahr eine ganze Reihe von Gesetzen erlassen, die bestimmte Rechte ausdruecklich nur den Blutsrumaenen zusichern, [...].

        Um die oben angedeuteten Zustaende naeher zu beleuchten, erlauben wir uns, folgendes anzufuehren:

1. Die Unsicherheit in der Gesetzgebung wirkt sich sehr zum Schaden der Wirtschaft aus.
Aussredem ist es bisher nicht moeglich gewesen, strenge und durchgreifende Massnahmen auch wirklich durchzufuehren. Durch / (2) die bis heute nie dagewesene Vielfalt an Gestzen, Entscheidungen, Verordnungen, Verfuegungen, Erlassen, Rundschreiben usw. bzw. Abaenderungen, Ausserkraftsetzungen und Ergaenzungen von Bestimmungen ist es selbst Fachmaennern nicht moeglich, sich auf dem Laufenden zu halten. [...]

Wenn heute jemand den Mut besitzt, ein Geschaeft aufzumachen und eine Firmentafel darueber anzubringen, so muss er sich ueber den Leidensweg im Klaren sein, den er damit antritt. Es ist soweit gekommen, dass es kaum ein wirtschaftliches Unternehmen im Lande gibt, das bei genauerer Untersuchung ueber die Durchfuehrung der gesetzlichen Verfuegungen Stand halten koennte, und dass die Straflosigkeit nur solange anhaelt, als kein schlecht gesinnter Kontrolleur die Geschaeftstuere oeffnet.

Und die Schuld an diesem Zustand?

Sie liegt allein bei gesetzgebenden Stellen. Denn schliesslich ist das wirtschaftliche Unternehmen kein Fiskalbuero oder eine Rechtsanwaltkanzlei, wo ueber der Auslegung und Evidenzhaltung der zahllosen Verfuegungen gebruetet werden kann. [...] / (3)

Deswegen machen wir fuer das Erste den Vorschlag, es moege eine Zentralstelle geschaffen werden, die allein berechtigt ist, eine rechtskraeftige Auslegung von gesetzlichen oder anderen Bestimmungen zu erlassen, [...]

2. Die Uebersteuerung der wirtschaftlichen Kleinbetriebe ist untragbar und fuehrt zum Ruin vieler Existenzen. [...].

3. Das Preis- und Lohnstoppgesetz erweist sich als unhaltbar. Das Gesetz vom 4. Oktober 1941 verfuegt die Einfrierung saemtlicher am 1. September 1941 gesetzlich bestehender Loehne und Preise. [...] / (4) Die Bevoelkerung selbst unterstuetzt die Preis- und Lohnstoppgesetzgebung nicht, weil durch sie die Waren vom Markt verschwinden, und traegt dazu bei, dass der Schleichhandel einen immer groesseren Umfang annimmt. Die Preise der im Schwarzhandel erstandenen Waren betragen oft ein Vielfaches der gesetzlich fetsgelegten Preise.

4. Auch in der Landwirtschaft mangelt es an Organisation und an einer sinngemaessen Gesetzgebung. [...]

Durch ein Dekretgesetz wurde das Militaer zum allein berechtigten Getreideaufkaeufer in Rumaenien bestimmt. Die sich in Rumaenien befindenden reichsdeutschen Einkaufskommissionen stehen somit vollkommen isoliert da und haben jede Moeglichkeit einer Kontrolle ueber die Lieferfaehigkeit des rumaenischen Staates verloren. Wie weit nun dadurch eine Sabotage der deutsch-rumaenischen Wirtschaftsabkommen beguenstigt wird, sei dahingestellt.

        Zu all dem kommt noch, dass sich ein grosser Teil der neune Gesetze direkt oder indirekt gegen die Interessen der volksdeutschen Wirtschaft richtet und dadurch diese besonders gefaehrdet. Da bis jetzt die deutsche Volksgruppe in Rumaenien der einzige sichere Wirtschaftsfaktor des Landes war (Banat: Getreide; Siebenbuergen: Viehwirtschaft) und diese Sicherheit durch die wirtschaftliche Gesetzgebung / (5) besonders erschuettert ist, besteht die Gefahr, dass Rumaenien seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Das rumaenische Volk neigt dazu, die wirtschaftlichen Missstaende der Anwesenheit der Deutschen Wehrmacht zuzuschreiben. Es ist daher umso notwendiger, dass die geschilderten Zustaende so gruendlich und so schnell wie moeglich beseitigt werden.
5. [behandlet den Leder- und Schuhhandel] [...]

[NS 19, 2859, S.10-15]



Dokument Nr. 3

                Der Leiter
der Volksdeutschen Mittelstelle                                                    Berlin, den 9. Mai 1942
 

An den
Reichsfuehrer-SS

B e r l i n SW. 11
Prinz Albrecht Str. 8
 

Betr.: Beurteilung der Taetigkeit der Deutschen Volksgruppe in
Aktz.: A c 17 a/V/Hk.        Rumaenien durch den Nationalzara-
                                       nistenfuehrer Maniu und rumaenischen
                                       Praefekten
R e i c h s f u e h r e r !

Mir liegt ein Brief des Fuehrers der Nationalzaranistischen Partei in Rumaenien, Juliu M a n i u, vor, in dem dieser die Haltung der Deutschen Volksgruppe in Rumaenien einer Kritik unterzieht. Der Brief, der an den Ministerpraesidenten gerichtet ist, schildert das Eindringen der Deutschen Volksgruppe in die rumaenische Wirtschaft, Industrie und Gesamtgestaltung des rumaenischen Staatswesens. Maniu meint, dass sich die Deutsche Volksgruppe seit der Fuehrung durch den Volksgruppenfuehrer Andreas Schmidt gewissermassen zu einem Staat im Staate entwickelt habe und ihr Leben voellig selbstaendig gestalte, viele Angelegenheiten und Zusammenschluesse durchfuehre, die Nationalrumaenen nicht haetten.2  [...] / (2)

Aehnlich sind zwei Beurteilungen der Deutschen Volksgruppe der (sic!) Militaerkommandeur in den Reschitza-Werken zu werten, die eindeutig die gute Kameradschaft der Volksdeutschen und das ausgezeichnete Arbeiten der volksdeutschen Arbeitsfront3  hervorheben und feststellen, dass die volksdeutschen Arbeiter, die sich frueher zum Kommunismus bekannt hatten, sich jetzt eindeutig zum Nationalsozialismus bekennen.4

Ich bitte gehorsamst, davon Kenntnis zu nehmen.

                                    H e i l   H i t l e r !
                                           Lorenz5
[NS 19, 2859, S.17]


Dokument Nr. 4

            Der Leiter                                                                          Berlin, den 16.4.42
der Volksdeutschen Mittelstelle
 
An den
Reichsfuehrer-SS
B e r l i n  SW 11
Prinz-Albrecht-Str. 8

Betr.: Zwischenbericht ueber die Arbeit der Landesbauernschaft der
          Deutschen Volksgruppe in Rumaenien im Jahre 1941 -
Akt.Zch.  Ac 17 - Ho/s -
Anlagen: - 1 -

           Die Volksdeutsche Mittelstelle uebersendet anliegend einen
Bericht des Landesbauernfuehrers der Deutschen Volksgruppe in Rumaenien, Dipl.Landwirt Hans Kaufmes,6 ueber die im Jahre 1941 geleistete Arbeit mit der Bitte um Kenntnisnahme.

                                                        H e i l  H i t l e r !
                                                               Lorenz7
                                                                           SS-Obergruppenfuehrer

[Eingangsstempel: 16. Apr. 1942, AR/555/49
RF]

[NS 19, 2859, S.33]
 


Dokument Nr. 5

                                                  Abschrift / pe 5.2.42

Betrifft: Zwischenbericht ueber die Arbeit der Landesbauernschaft der Deutschen Volksgruppe
            in Rumaenien im Jahre 1941.

Die Landesbauernschaft der Deutschen Volksgruppe in Rumaenien betraut das gesamte Bauerntum Rumaeniens. Von den rund 550.000 Deutschen des Landes gehoeren fast 400.000 dem Bauernstande an. Die Gesamtzahl der von Deutschen bewohnten Orte in Rumaenien betraegt ueber 800. Davon koennen ihrem Entstehen oder ihrer Zusammensetzung nach als ueberwiegend deutsch oder mit einer beachtlichen deutschen Bewohnerschaft nur 400 Orte angesprochen werden. In den uebrigen 400 sitzen vereinzelt Deutsche in einer Stärke bis zu 10 Familien. Von den 400 als deutschbewohnt zu bezeichnenden Orten haben 78 eine nichtbäuerliche deutsche Bevölkerung (Industrie- und Bergwerksarbeiter, deutsche Beamte usw.). In allen Orten, wo mindestens 10 deutsche Bauernfamilien wohnen, hat die Landesbauernschaft eine Ortsbauernschaft gegruendet und einen Ortsbauernfuehrer eingesetzt. [Es folgen weitere statistische Angaben]

Die gesamten ehrenamtlichen Bauernfuehrer sind ebenso wie die hauptamtlichen Dienstangehoerigen der Landesbauernschaft fuer ihre Aufgaben gruendlich durchgeschult worden. Zu diesem Zweck fanden im Laufe des Winters 6 organisatorische Schulungen statt, an denen rund 400 Bauernfuehrer teilnahmen. Zur fachlichen Schulung fanden in derselben Zeit 12 Fachkurse mit ueber 500 Teilnehmern statt. Auf Kreisbauerntagen und in Ortsbauernversammlungen wurden ebenfalls neben weltanschaulichen auch Fachvortraege gehalten. Es fanden 12 Kreisbauernversammlungen mit rund 6.000 Teilnehmern und 44 Ortsbauerversammlungen mit ueber 15.000 Teilnehmern statt.

In die Aufgaben zur Leistungssteigerung nach den Parolen der Erzeugungsschlacht hat sich die Landesbauernschaft voll eingeschaltet. [...]

Neben dem Aufbau und Ausbau der Organisation sowie neben den Arbeiten der allgemeinen Erzeugungssteigerung fuehrte die Landesbauernschaft auch eine Reihe von Einzelaktionen groesseren Ausmasses durch. Eine dieser war die Bessarabische Pferde-Aktion, die von den Organen der Landesbauernschaft durchgefuehrt wurde. Die Tiere und die Wagen mussten in Galatz von den bessarabischen Umsiedlern8 uebernommen, ins Banat und nach Siebenbuergen transportiert und dort / (2) verteilt worden. Hierdurch kamen 10.000 Pferde und Fohlen und rund 3.000 Wagen zusaetzlich in die Hand der volksdeutschen Bauern. Dadurch wurde eine empfindliche Luecke in der durch die andauernden Requirierungen geschwaechten volksdeutschen Landwirtschaft geschlossen.

Der Pferdezucht wurde in den volksdeutschen Betrieben durch die Landesbauernschaft ein weiterer Auftrieb gegeben, damit sie die durch den Krieg verursachten Pferdeverluste umso schneller wettmachen kann. Zu diesem Zweck wurde die Zucht des Trakehner Pferdes durch die volksdeutsche Landesbauernschaft in Rumaenien eingefuehrt. [...]

Das landwirtschaftliche Schulwesen wird in diesem Jahr neu geordnet. Grundlage hierzu gab das von der Volksdeutschen Mittelstelle veranlasste Gutachten des Herrn Dr. Oskierski, Direktor der Landwirtschaftsschule Golondkowo in Süd-Ostpreussen, das auch dem REM,9 dem RErzMin. und dem Reichsnaehrstand vorliegt, sowie die Beratung von Prof. Dr. Blohm, Reichsuniversitaet Posen, der ebenfalls von der Volksdeutschen Mittelstelle entsandt wurde und ein ausfuehrliches Gutachten ueber die Lage der volksdeutschen Landwirtschaft und die erforderliche Wirtschaftsberatung abgab. Die vorhandenen vier volksdeutschen Landwirtschaftsschulen werden auf einen einheitlichen Typus vereinfacht. Zugleich wurde ein verbindlicher Rahmenlehrplan fuer diese Anstalten von der Landesbauernschaft herausgegeben.
[...]

Die Anwendung von Handelsduenger wurde im Sinne der Erzeugungssteigerung im volksdeutschen Gebiet 1941 erheblich vergroessert. [...]

Zur Lieferung an die Deutsche Heeresmission in Rumaenien wurden ueber Vertrag mit der deutschen Heeresintendantur folgende Gemuesearten von volksdeutschen Bauernwirtschaften angebaut: / (3)

Bohnen                     800 Joch
Weisskohl                 120    "
Tomaten                     10    "

Verschiedene Gemuesearten (Moehren,
Petersilie usw.)          133   "

[...] Waehrend frueher die volksdeutsche Landwirtschaft einerseits den Innenbedarf Rumaeniens an Qualitaetserzeugnissen deckte und daneben fuer den Export ins Reich arbeitete, gingen in diesem Jahr die Lieferungen neben der Deckung des Innenbedarfs restlos an die Deutsche Heeresmission. [Es folgt die tabellarische Aufstellung der in der ersten Jahreshaelfte 1941 gelieferten Produktmengen an die Heeresmission, an die Versorgungstelle der Hauptstadt und an die rumaenische Armee]

[NS 19, 2859, S.34-36]
 


1. Werner Lorenz war Leiter der Volksdeutschen Mittelstelle.
2. Ab "schildert das Eindringen ..." von Himmler mit seinem Markierstift dick unterstrichen.
3. Gefuehrt von Fritz Cloos.
4. An "der Militaerkommandeur...." ebenfalls von Himmler unterstrichen.
5. Eigenhaendig.
6. Nach dem Tod der ersten Frau von Volksgruppenfuehrer Andreas Schmidt, die die Tochter des Chefs des SS-Hauptamtes Gottlob Berger war, heiratete Schmidt in zweiter Ehe eine Tochter von Hans Kaufmes.
7. Ebenso.
8. Das waren sogenannte "Heimkehrer" ins Reich, die zum groessten Teil im sogenannten "Warthegau" - Hauptstadt "Litzmannstadt" (Polnisch Lodz) - in Gehoeften angesiedelt wurden, die der einheimischen polnischen Bevoelkerung durch Vertreibung bzw. Umsiedlung abgenommen worden waren.
9. Reichsernaehrungsminister.


Datei: 1942.html            Erstellt: 12.10.2003                Geaendert:                         Webmaster, Autor und  © Klaus Popa

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