Geschichte des Dorfes Schmottseiffen   Seite 3               

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   Der Name Schmottseiffen und

                seine Bedeutung

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... hat nicht erst in unserer Zeit Heimatforscher und -geschichtler beschäftigt, sondern schon seit Jahrhunderten haben diese sich bemüht, den Namen zu erklären. Dieses Bemühen hat zu verschiedenen Deutungen geführt, die hier einmal aufgezählt und bewertet werden sollen.

Einig ist man sich heute über die Bedeutung von "seiffen"(1). Im Mittelhochdeutschen und in der damaligen fränkischen Mundart bedeutet das Tätigkeitswort "sifen" tröpfeln, triefen, sickern und das Hauptwort, die "sife" bezeichnet einen langsam fließenden Bach oder auch eine Schlucht mit einem kleinen Bächlein. Im Bergischen Land heißt heute noch ein enges Tal mit einem Bach ein Seifen oder Siefen. Daraus hat sich dann der bergmännische Ausdruck des "Seiffens" entwickelt, des Auswaschens edelstein- oder goldhaltiger Sand- und Geröllmassen; schließlich nannte man "seiffen" auch die Ablagerung von Mineralien oder Erzen und überhaupt erz-, gold- und edelsteinhaltige Bäche und Täler.

Ortsnamen auf -seifen, -seiffen oder siefen gibt es nicht bloß in Schlesien, sondern finden sich, meist gruppenweise, im ganzen deutschen Mittelgebirgsraum von der Eifel über den Westerwald und das Bergische Land, das Erzgebirge, das Iser-Riesengebirge bis zum Altvater und Mährischen Gesenke. Weit zahlreicher noch als die Ortsnamen sind die Flur- und Bachnamen auf -seifen, die auch in unsern Bergen sehr oft vorkommen, wie der Winterseiffen in Ottendorf, der Seiffenweg im Löwenberger Walde, die Seiffenschlucht zwischen Wünschendorf und Mauer usw..

Es wäre darum einseitig, wie Zobel sagt(2), den Namen nur im Zusammenhang mit dem Waschen des Golderzes zu sehen, zumal solche Ortsnamen in Westdeutschland nicht vor 1100 auftreten. Um auf früheren Bergbau schließen zu können, seien noch die beiden Flurnamen Zeche und Warfen entscheidend.

Eine Zeche ist ein Schürfgebiet, das einer Einzelperson oder einer Gruppe zum Schürfen und auswaschen überlassen wurde. In späterer Zeit, als der Bergbau eingestellt war, hießen dann die dort befindlichen Äcker und Wälder so, oder auch ein darauf befindliches Anwesen trug (wie in Schmottseiffen) diesen Namen. Die Warfen oder Worfen sind Halden und ringförmige Aufschüt- tungen um Gruben, die bei der Erz- und Goldsuche aufgeworfen wurden. In Schmottseiffen gab es bekanntlich Worfen sowohl am Ende des Oberdorfes, wie hinter den Straßenhäusern. Dies läßt darauf schließen, daß es zwei Schürfgebiete gab. In den oberen Worfen entspringt die Seiffenbache, oder wie es später hieß, die Dorfbache und durch die andern Fließt die Hellenbach, oder wie wir sie nannten, die Hoppabache. So weisen die drei Namen Seiffen, Zeche und Worfen eindeutig darauf hin, daß in unserer Heimat einmal Bergbau betrieben wurde(3). Ein weiterer Hinweis, der bisher kaum beachtet wurde, ist in Schmottseiffen noch die Verehrung der hl.Barbara, der Patronin der Bergleute. Davon gibt bis heute Zeugnis die kleine Barbarakapelle auf dem Kirchberg.

Aber über die Bedeutung des ersten Namensteiles "Schmott" gehen die Ansichten sehr auseinander. Eine Deutung, die oft angeführt(4) wird, aber schon vor 100 Jahren von Görlich(5) als falsch und unmöglich zurückgewiesen wurde, will unsern Ortsnamen mit dem Namen der Apostel Matthäus oder Matthias erklären. Schmottseiffen soll einst villa Sancti Matthäi oder Matthiä geheißen haben, (Dorf des hl.Matthäus oder Matthias) und der Heilige auch Kirchenpatron gewesen sein. Das St. sei mit Matthäus oder Matthias verschmolzen und zu Smot(Schmott) geworden.

Abgesehen davon, daß weder der hl.Matthäus noch der hl.Matthias als Kirchenpatrone nachweis- bar sind, lassen die urkundlich überlieferten und bezeugten Schreibweisen des Namens diese Erklärung nicht zu. 1241 wird das Dorf Smotinsyfin(6) geschrieben, 1318 Smottisief(7)1367 Smotinsifen(8), 1375 Smotenseiffen(9), 1387 Smotiseiffen(8), 1419 Smottenseyfen(10), 1435 Smotenseyfen(11), 1487Schmottinseiffen(12) usw.

Namen wie Villa Sancti Matthaei oder Matthiae, St.Mattesseiffen usw. sind nirgends belegt. Wie Görlich sagt(13), scheint der Löwenberger Rektor Sueveus 1612 zum ersten Mal diese Erklärung gegeben zu haben; sie wäre nicht übel, wenn sie sich beweisen ließe, müsse so aber als falsch abgewiesen werden.

Andere Erklärer sind der Ansicht, daß sich in Schmott der Name des Gründers oder Grundherrn des Dorfes verberge. Dieser Herr müßte dann Smot oder Smote (Schmotte) oder ähnlich geheißen haben. Einen Ort nach seinem Gründer zu nennen, war damals sehr oft der Fall, aber gegen diese Erklärung spricht, daß der Name Smot usw. in Urkunden nirgends vorkommt. Und verbürgt ist. Erst 1462 wird ein Löwenberger Priester namens Nicolaus Smotil erwähnt(14).

Die dritte Erklärung, die sich immer mehr einbürgert, führt den Ortsnamen auf smuz, smut, smot (Schmutz) zurück(15). Es ist ja bekannt, daß unser Boden lehmhaltig ist und darum die Bäche nach Regenfällen nicht selten sehr schmutziges Wasser führten. Es wäre darum nicht verwunderlich, wenn die ersten Dorfbewohner den Bach als "Schmutzigen Seiffen" bezeichnet hätten. Und so auch das Dorf diesen Namen erhielt(16). Diese Erklärung erscheint auf den ersten Augenblick nicht sehr schmeichelhaft, aber besitzt die größte Wahrscheinlichkeit, und es läßt sich kaum etwas Stichhaltiges dagegen anführen. Auch andere Orte auf seiffen erhielten ihren Namen von der Eigenschaft ihres Seiffens bzw. ihres Baches(17).

Schließlich könnte sich in Schmott noch ein Name oder Wort, vielleicht ein bergmännischer Fachausdruck stecken, der uns heute nicht mehr geläufig oder bekannt ist. So läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, welche Bedeutung die erste Silbe unseres Ortsnamens hat. Erwähnt sei hier noch, daß unsere Ahnen im vorigen (19.) Jahrhundert ihr Dorf mit einer gewissen Eitelkeit "Schmuckseiffa" nannten, weil es eben so schmuck daliege.

In diesem Zusammenhang sei schon darauf hingewiesen, daß der Bergbau und die Goldwäscherei in Schmottseiffen offenbar nicht allzuviel eintrugen. Diese Arbeiten müssen bald wieder abgebrochen worden sein; denn in den noch erhaltenen Quellen und Urkunden werden sie nie erwähnt. Es kann allerdings auch nicht gesagt werden, wann der Bergbau aufhörte. Er muß jedoch längere Zeit betrieben worden sein, sonst hätten Namen wie Zeche und Worfen sich wohl kaum so lange erhalten(18).

(Hinweis: Das 12. Jahrhundert war in der Abendländischen Kirche ein Jahrhundert großen Aufbruchs. 1050 wurden die Reliquien des hl.Matthias in Trier erhoben. Wallfahrten nach dort und das Entstehen vieler Bruderschaften zu Ehren dieses Heiligen damals waren die Regel. Seine Verehrung bei den Bergleuten war weit verbreitet. So ließen diese in Goslar sogar in Verehrung dieses Heiligen einen Silbergroschen den "Matthiarius" prägen. Diesen frommen Sinn trugen sie auch als Bergknappen auf ihrem Zug durch das Erzgebirge bis in die Sudetenberge, ins Iser- und Riesengebirge mit sich. Schon bevor die Bauernfamilien, auch in Schmottseiffen, angesiedelt wurden, arbeiteten die Bergleute bereits dort, wenn auch in beson-derer Abhängigkeit vom Landesherrn. Verständlich, daß sie "ihren Seifen" mit St.Matthias verbanden. Sanct wurde im MA oft mit S. abgekürzt. So ist S.mottes-syfin erklärt.Sicher wollten sie diese Bezeichnung auch später festgehalten wissen. Die Kirchenpatronin, die hl.Katharina lag den Bauersleuten als Schutzpatronin der Feldfrüchte ohnehin näher. [P.B.])

Quellenangaben und Anmerkungen:

(1) Heimatbuch, S. 117 ff.437 ff.449 ff.455 ff. – (2) Ebd. S.437. 455 f.- (3) vgl.Karte im Heimat- buch,S.454.- (4) Heimatbuch,S.412. Adamy, Die schlesischen Ortsnamen. Breslau 1887,S.52. 1945 nannten auch die polnischen Behörden das Dorf zuerst Maciejowce (Matthiasdorf), änderten aber bald den Namen in Plawna.- (5) S.218 f. – (6) Wesemann S.11.-(7) Neuling S.115.- (8) Görlich S.214.- (9) Ebd. für 1365 und 1375 sind obige Schreibweisen überliefert, die sich nicht wesentlich unterscheiden. Aber unerklärlich ist es, wie das Dorf 1371 plötzlich St.Mattesseiffen geheißen haben soll. Vgl. Heimatbuch, S.412.- (10) Wesemann, S.35.- (11) Ebd. S.35 u. S.40.- (12) Görlich, S.215.- (13) S.218 Anm.3.- (14) Kleber-Ennen, S.35.- (15) Heimatbuch, S.438. – (16) Als Friedrich der Große1757 sein Lager auf dem Kalten Vorwerk aufgeschlagen hatte, überschrieb er seine Briefe: Aus dem Lager bei Schmutz-seiffen. Die Schöppenbücher des 17. Jahrhunderts schreiben ebenfalls Schmotz- oder Schmocz-seiffen. Görlich, S.218.- (17) Die Schmottseiffener Mundart gehört zum Gebirgsschlesischen, das zu beiden Seiten der Sudeten gesprochen wurde, beginnend östlich des Queis bis in den Süd-osten nach Österreich-Schlesien (Hausdorff, S.142 ff., Heimatbuch, S.526 ff).- (18) Während des ersten Weltkrieges wurde noch einmal nach Gold gebohrt. Die Bohrungen wurden jedoch bald als ergebnislos eingestellt.

 

 

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