Geschichte des Dorfes Schmottseiffen   Seite 2               

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    Besiedlung und Anlage des Dorfes

                  

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Unsere engere Heimat war bis 1200 etwa eine mit Wald bewachsene Bergwildnis. Wie Funde von Graburnen und Werkzeugen zeigen, hat es um Löwenberg in der Bronze- und Früheisenzeit (18.-6.Jhrh.v.Chr.) bereits menschliche Ansiedlungen gegeben (1). Von den dort einmal ansässigen Menschen stammt wohl auch die Graburne(2), die in Ober-Schmottseiffen gefunden wurde.

Das Schmottseiffener Tal lag am Rande eines großen Waldgebietes, das die Sudeten auf beiden Seiten bedeckte. Zwischen 1200-1300 n.Chr. werden dann die Vorberge und Täler des Riesen- und Isergebirges bis zu einer Höhe von 500-600 m. besiedelt. Es waren meist fränkische und obersächsische Bauern und Bergleute, die an beiden Seiten des Gebirges entlang zogen und es urbar machten(3).Die Siedler ließen sich nicht ungern in Tälern nieder, die sie vor den Unbilden der Witterung besser schützten. Und da diese Täler meist recht schmal und eng waren, entstanden von selbst lange Reihendörfer.

Es ist bekannt, daß Heinrich I. von Schlesien (1201-1238), der Gemahl der heiligen Hedwig, zahlreiche deutsche Kolonisten ins Land rief. Ein Lokator oder Anleger, sammelte eine größere Gruppe Männer mit ihren Frauen, die bereit waren, mit ihren Familien nach Osten zu ziehen und dort ein Dorf zu gründen. Den Siedlern wurde ein Bergtal oder ein anderer Landstrich zur Be- bauung angewiesen. Es werden meistens Söhne von Bauern oder Bergleuten gewesen sein, die die Aussicht auf einen Besitz oder das Gold der Berge anlockte. Es war aber keineswegs ein staatlich gelenkter Vorgang, sondern eher eine Bauernbewegung. Die Kolonisten kamen frei ins Land und blieben auch hier freie Bauern, die über ihren Besitz verfügen und ihren Hof nach Gut- dünken bewirtschaften konnten(4). Auf ähnlich Weise ist auch Schmottseiffen gegründet, oder wie man damals sagte, angelegt worden. Zum ersten mal wird das Dorf in einer Urkunde erwähnt, die am 12. März 1241 in Brieg ausgestellt ist. Darin bestätigt Heinrich II. von Schlesien (1238-1241) die Stiftung der Löwenberger Pfarrkirche und bestimmt dabei, daß "zwischen dem Dorfe Smotinsyfin und der Stadt Löwenberg" keine Mühle erbaut werden dürfe(5).

Die beiden Nachbardörfer Görisseiffen und Mois werden schon im Jahre 1217 bezeugt(6), und die Stadt Löwenberg, die den Ausgangspunkt für die Besiedlung des umliegenden Landes bildete, ist 1209 gegründet. Es spricht darum manches dafür, daß Schmottseiffen 1241 schon einige Jahre bestand.

Schmottseiffen ist ein fränkisches Waldhufendorf, das heißt ein aufgelockertes, kilometerweit an einem Bach sich hinziehendes Reihendorf mit mitteldeutschen Dreiseithöfen und gerodeter Streifenflur(7).

Unsere Bauernhöfe stehen nicht Wand an Wand, sondern liegen oft bis zu 100 m voneinander entfernt, vielfach etwas abseits von der Dorfstraße, nicht selten auf der Höhe oder halber Höhe. Mitten durch das Dorf fließt die Bache und führt der Dorfweg, und an beiden Seiten liegen in langer Reihe die Höfe und kleineren Besitzungen.

Dreiseithof heißt ein Hof, der nur auf drei Seiten umbaut ist und dessen offene Seite meistens zur Straße liegt. Streifenflur nennt man die handtuchförmigen Streifen Landes, die jeder Bauer hinter seinem Hofe, senkrecht zur Straße, in der Größe einer Hufe erhalten hatte. Eine Hufe war 25-30 ha oder 100-120 Morgen groß. Natürlich gab es auch Abweichungen oder entstanden solche im Laufe der Zeit. Im allgemeinen(8) aber wurden die fränkischen Hufendörfer sehr regelmäßig angelegt: in der Mitte die Straße, rechts und links in Abständen die Höfe, um den Hof der Garten und hinter dem Hofe senkrecht zur Straße Äcker und Wiesen, am Ende vielleicht noch ein Stück Wald oder Buschwerk. Vom Hofe führte mitten durch die Äcker der Feldweg, der später gern mit Obstbäumen bepflanzt wurde. Verständlicherweise haben sich nach und nach die Besitzver- hältnisse durch Teilung oder Neuerwerb geändert. Auf diese Weise sind dann verschieden große Anwesen entstanden.

In Schmottseiffen ist die ursprüngliche Anlage eines Waldhufendorfes noch sehr deutlich zu er- kennen. In einer Länge von 7-8 km zieht sich das Dorf an der Bache und Straße entlang. Die Höfe sind meist noch dreiseitig und stehen in größeren und kleineren Abständen; zwischen ihnen liegen die Gärtner- und Häuslerstellen und dahinter ein schmaler, langer Streifen Acker- und Wiesenland mit einem abschließenden Pusch(Wald).

Fränkischer Herkunft sind auch die Schmottseiffener Bauernhäuser. Das fränkische Bauernhaus (9) ist ein langes Rechteck mit dem Eingang an der Längsseite. Zuerst betritt man den Flur (das "Haus"!), der nicht selten in Vorder- und Hinterhaus (-flur) geteilt ist. Auf der Straßenseite neben dem Vorderflur liegt die Wohnstube. Um den hinteren Flur gruppieren sich Küche, Back- ofen und Gesindestube. Auf der anderen Flurseite liegt ein Teil der Stallungen, meist der Kuhstall, der nicht bloß vom Flur einen Zugang hat. Im Obergeschoß befinden sich die verschiede- nen Kammern (Schlaf- und Gesindekammern) und darüber meist wieder unterteilt der Söller.

Das fränkische Wohnhaus ist auf einer Grundmauer errichtet, die Wände aus starken Balken und Schrotholz gebaut, die Decke von schweren Trägerbalken durchzogen. Das obere Stockwerk besteht aus Fachwerk, dessen Balken schwarz gestrichen und die Lehm- und Stockfüllungen weiß getüncht werden. Nicht selten befindet sich im Obergeschoß ein kleiner, etwas zurücktretender Vorbau, die Bühne. Gerade Schmottseiffen und das benachbarte Märzdorf a.B. waren bis in unsere Zeit als Musterdörfer für Fachwerk und Bühnenbau bekannt(10). Die zum Hofe führende Stalltür ist halbiert, so daß bei günstigem Wetter die obere Hälfte geöffnet sein kann, ohne daß das Vieh ins Freie entweicht. Das Dach ist mit Schindeln und Stroh gedeckt.

Dem Wohnhause gegenüber befinden sich wiederum in einem rechteckigen Bau weitere Stallun- gen, daneben noch der Schuppen für Wagen und Gerätschaften und dahinter eine Viehweide. Das quer liegende, ebenfalls rechteckige Gebäude ist die Scheune für die Unterbringung des Getreides. Durch die Scheune oder den Schuppen führt die Durchfahrt vom Hof aufs Feld. Auch hier hat sich selbstverständlich im Lauf der Jahrhunderte vieles gewandelt, aber das Grundschema des fränkischen Bauernhofes ist bei den meisten unserer Schmottseiffener Höfe noch deutlich sichtbar.

Geographisch liegt Schmottseiffen südlich von Löwenberg und nordöstlich von Liebenthal, wenige Kilometer nördlich des 51. Breitengrades und ungefähr 15°30‘ östlich von Greenwich oder 33°15‘ von Ferro. Es steigt von ungefähr 280 m im Niederdorf auf 479 m im Oberdorf.

Durchflossen wird es vom Seiffen (der Dorfbache). Östlich fließt der Hellebach oder Hoppen- bach(11), die bei den Feldhäusern entspringt und bei Löwenberg in den Bober mündet, westlich durch die Zwickern(12), die Zwickerbache, die wie der Seiffen sich bei Mois in die Hellebache ergießt.

Quellenangaben und Anmerkungen

(1) Heimatbuch, S. 106 ff.- (2) Ebd. S.108, Einzelheiten sind mir nicht bekannt.- (3) Hausdorff, S.32 ff. – (4) Heimatbuch S.48 f. – (5) Wesemann, Urkunden, S.11. – Der für uns in Frage kommende Text lautet: "intra villam que vocatur Smotinsyfin et civitatem Lewenberg" . (6) Ebd. S. 9. – (7) vgl. Hausdorff , S. 87. – (8) Heimatbuch, S. 49. – Hausdorff, S. 34. (9) Heimatbuch, S. 50. – (10) Ebd. S. 118 f. – (11) Bach war im mitteldeutschen Sprachgebiet weiblichen Geschlechts; noch heute heißt es im Hochdeutschen die Katzbach, so auch im Schlesischen die Bach bzw. Bache. Hellebach, Hellau die Hell haben nichts mit dem relgiösen Begriff der Hölle zu tun, sondern kommen entweder von hell, hill, die Halde, der Hügel oder von hell, klar. – (12) Der Name geht wahrscheinlich zurück auf Zwieken (Karpfen), was darauf hindeuten würde, daß es dort einmal Karpfenteiche gab.

 

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