Anne-Karin

Wladimir, die Nacht ist kalt

Lai lai lai...

Wladimir, die Nacht ist kalt, komm doch zum Kamin!
Mach ein großes Feuer an, weil ich alleine bin
Kühl weht der Wind um's Haus, ich geh' nicht mehr hinaus
Bitte komm herein zu mir, weil ich so schrecklich frier'!

(Kehrreim:)
Du sagst, ich sei Dein Traum
Aber davon merk' ich nichts, Du kümmerst Dich ja kaum
Du sagst, Du bist ein Mann
Aber davon merk' ich nichts - was fange ich bloß an?
Komm doch ein bißchen näher, das wäre schön
Du mußt es nur probieren, es wird schon geh'n!

Lai lai lai...

Wladimir, die Nacht ist kalt, bring den Samowar*
Trink ein Täßchen Tee mit mir, er duftet wunderbar
Ich mach' die Läden zu, dann wird es still im Nu
Bitte tu nicht mehr so scheu, es ist doch nichts dabei!

Kehrreim 

Wladimir, die Nacht ist kalt, sag mir was Du fühlst
Ich weiß wirklich viel zu gut, daß Du nicht mit mir spielst
Träume geh'n nie zuend', und wenn das Feuer brennt
findest Du den Weg zu mir, oh komm doch, Wladimir!

Kehrreim  

Lai lai lai...


*Da dies eines der wenigen echten russischen Wörter ist (über Fremd- und Lehnwörter schreibe ich hier etwas mehr), die jeder deutsche Muttersprachler kennt, möchte ich es zum Aufhänger nehmen für einen kleinen Exkurs über die russische Wortbildung. Sie ist der deutschen sehr ähnlich, d.h. sie kennt viele zusammengesetzte Bandwurmwörter. Solche mit dem Bestandteil "samo" [selbst] sind besonders interessant und lehrreich, weil es diejenigen sind, die sich gegen die griechisch/lateinisch/französischen Fremdwörter mit dem Bestandteil "auto/avto/awto" durchgesetzt haben. Die folgende Liste - ausnahmsweise nicht nach dem russischen Alphabet sortiert, sondern nach dem deutschen - erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; ich werde sie nach und nach ergänzen.


Und wenn ich schon mal dabei bin, über zusammengesetzte russische Wörter zu schreiben, will ich gleich noch etwas zum Namen des Titelhelden ergänzen. Das ist einer der ganz wenigen echten slawischen Namen, die es im Russischen noch gibt. (Die meisten anderen sind entweder griechisch-jüdischen oder schwedisch-warägischen Ursprungs und bestenfalls slawisch verballhornt, wie das vermeintlich typisch russische "Iwán", das vom griechischen "Io[h]ánnäs" kommt!) Wladi ist der Imperativ von "wladitj, einem uralten Wort aus dem gemeinsamen Fundus der indo-europäischen Sprachen. Sein deutsches Pendant ist "walten" - bei uns fast nur noch bekannt in der abgeschwächten Form "verwalten"; aber seine ursprüngliche Bedeutung ist "[be]herrschen", und die hat es im Russischen immer noch. "Mir" ist ein ebenso schwieriges wie interessantes Wort. Ich vergleiche es gerne mit dem lateinischen "pax" - obwohl da etymologisch keinerlei Verwandtschaft besteht. Man übersetzt es gerne mit "Frieden"; aber die alten Römer verstanden unter "Pax romana" nicht mehr und nicht weniger als die [ihre] Weltherrschaft - so ähnlich wie die Moslems, die ja auch einer "Religion des Friedens" anhängen, worunter sie die Unterwerfung ("Islâm") der ganzen Welt verstehen. (Etwas bescheidener nehmen sich die weiter westlich einzuordnenden Namensformen aus: "Waldemar" - ein besonders bei dänischen Herrschern beliebter Name - bedeutet nur: "Beherrsche das Meer" :-) Ach, übrigens: Der Name Wladimir wird - ebenso wie der Name Iwan - richtig auf der 2. Silbe betont, also Wladímir, nicht Wládimir, wie das nicht nur A.-K., sondern auch andere Ausländer so gerne tun.
Aber es gibt in Rußland nicht nur Personen-, sondern auch Städtenamen mit diesem Wortbestandteil, wie "Wladiwostok" [Beherrsche den Osten!] und "Wladikawkas" [Beherrsche den Kaukasus!], die beide auf der letzten Silbe betont werden. Das waren ursprünglich Zwingburgen im besetzten Feindesland, die schließlich zu Städten heranwuchsen.
(...)

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