Hildegard Knef

Das Brautkleid trug sie zur Maienzeit (Audio)

Das Brautkleid trug sie zur Maienzeit 
Ein Ulanenleutnant hat sie gefreit 
Stolz weht sein Schnurrbart im Morgenwind 
und man schrieb achtzehnhundertundsiebzig. 

Und das Lied von dem braven Mann 
klang so schön und hat doch so weh getan 
Nur ein Bild, in Gold* gerahmt, 
blieb von ihm achtzehneinundsiebzig. 



Die Nächste wurde Soldatenfrau 
Auch ihr Kleid war weiß, doch sein Rock war grau 
Man sprach von stolzer und ernster Zeit
und man schrieb neunzehnhundertundvierzehn. 

Sie gab ihn für das Vaterland 
hieß der Dank, der auf seinem Grabstein stand
Sie weinte bei Marschmusik, 
und das war neunzehnhundertundachtzehn.


 
Nun nahm die Tochter den Ring, 
als was jüngst vergangen von vorn anfing 
Die alten Wunden war'n kaum verheilt 
neunzehnhundertundneununddreißig.

Und der Schnitter hieß wieder Tod,
immer größer wurde sein Aufgebot
Diesmal weinte die ganze Welt
neunzehnhundertundfünfundvierzig.



Verbrannte Erde im ersten Grün
sah uns hoffnungsfroh in die Zukunft zieh'n 
Es war ein Wunder, was uns geschah,
in den Jahren die nachher kamen.



Macht, daß dieses Wunder bleibt, 
jedes Jahr, das uns der Kalender schreibt 
Und diese Geschichte bleibt 
dann ein Lied aus vergangenen Zeiten.


*Das darf man wörtlich nehmen. Um im alten Preußen die Genehmigung zu bekommen, einen jungen Ulanenleutnant - also einen Offizier unterhalb des Rittmeisterrangs - zu heiraten, mußte die Braut als Mitgift ein Vermögen aufbringen, nämlich 100.000 Goldmark (nach heutiger Kaufkraft mehrere Millionen Teuro). Dahinter steckten zwei Überlegungen: Zum einen sollte ein junger Heißsporn nicht unüberlegt eine Mesalliance eingehen mit einer Frau, die er später nicht standesgemäß ernähren konnte. Zum anderen war die Wahrscheinlichkeit, daß ein Subalternoffizier im Krieg fiel, relativ hoch - er mußte seinen Männern ja in die Schlacht vorausreiten. (Anders war es bei den Briten, wo der Offizier noch bis zum Ersten Weltkrieg, nur mit einem Stöckchen "bewaffnet", danebenstehen und zuschauen konnte, wie seine Männer ins Maschinengewehrfeuer rannten.) Kriegerwitwen und -waisen erhielten aber nur bei Bedürftigkeit eine Hinterbliebenenrente; und so sollte sichergestellt werden, daß sie später nicht der Staatskasse zur Last fielen. (Das war übrigens in anderen Ländern ähnlich; in der indischen Armee soll es heute de facto noch so sein - außer natürlich, wenn der junge Offizier die Tochter des Vorgesetzten heiraten will, der für die Erteilung der Heiratsgenehmigung zuständig ist ;-)

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