Ilse Werner

Baciare, baciare (Audio)

(und ein kleiner Italienisch-Kurs, speziell für Deutsche ;-)

Die Mädchen von Neapel sprechen nur von einem Mann,
das ist der schwarze Tino, der so zärtlich pfeifen kann.

(Kehrreim:)
Baciare, baciare, wenn Tino so da sitzt,
wenn er seinen Mund spitzt, denkt man nur an 
($) baciare, baciare, sein Lied ist so herrlich,
und doch so gefährlich für mich (fine)

Die Mädchen von Neapel sind dem Tino alle treu
Und daß "baciare" küssen heißt, das ist für sie nicht neu.*

Kehrreim

Die Mädchen von Neapel lassen Tino nicht in Ruh'
Doch ich bin lieber still, denn ich gehöre auch dazu.

Instrumental

dal $egno al fine


*Das wage ich zu bezweifeln - mir wäre es jedenfalls neu, daß "baciare" sich "batschiare aussprechen sollte, geschweige denn "bakiare", wie es Christel Schulze singt - "Wälld-niewoh" à la DDR... Da mokieren sich die Deutschen in Ost und West so gerne über "die doofen Amis, die keine Fremdsprachen können", dabei singt Dorothy Collins es in der englischen Fassung völlig korrekt, nämlich "batschare". Leute, Italienisch ist die einfachste Sprache der Welt, weil es die einzige ist, in der ausnahmslos alles genauso gesprochen wie geschrieben wird; und die Ausspracheregeln unterscheiden sich garnicht so sehr von den deutschen. Also hier ein kleiner Italienisch-Kurs speziell für deutsche Muttersprachler; wer die folgenden Punkte beherzigt - wobei ich mich auf die Abweichungen vom Deutschen beschränke -, wird alle italienischen Wörter fehlerfrei aussprechen:
1. italienisches "c" spricht sich vor den dunklen Vokalen "a", "o" und "u" wie deutsches "k"; vor den hellen Vokalen "e" und "i" spricht es sich wie "tsch". Soll es vor "a", "o" und "u" wie "tsch" gesprochen werden, wird ein "i" eingefügt, das in diesem Falle stumm bleibt - wie in "baciare". (Ausnahmen gibt es nur in Fremdwörtern, in denen dann ein Akzent auf dem "i" stehen muß, z.B. "farmacìa" [Apotheke].) Soll es vor "e" und "i" wie "k" ausgesprochen werden, wird ein "h" eingefügt, das immer stumm bleibt; "sci" spricht sich also wie deutsches "sch", "schi" wie deutsches "ski".
2. italienisches "g" wird vor dunklen Vokalen wie im Deutschen gesprochen; vor hellen Vokalen gilt das für "c" Gesagte entsprechend, bloß daß es nicht "tsch", sondern "dsch" gesprochen wird. Außerdem steht es vor "n" und "l" für nachgestelltes "j"; klingt zwar kompliziert, ist aber eigentlich allgemein bekannt, wird jedenfalls von Deutschen nur selten falsch gemacht, z.B. sprechen sich "signore", "signorina","biglietto" und "medaglia" wie "sinjore", "sinjorina", "biljetto" und "medalja".
3. italienische Konsonanten werden nie aspiriert.
4. verdoppelte Konsonanten werden im Italienischen doppelt so lang gesprochen wie einfache; dagegen verkürzen sie, anders als im Deutschen, den voraufgehenden Vokal nicht. (Deutsche begehen hier oft Doppelfehler, an denen sie sofort als Nicht-Italiener erkannt werden - "caffe latte" spricht sich nicht wie ein Kaffer mit Zaunlatte, der das Endungs-r und den Zaun verloren hat, und "pizza" nicht wie "phytsa" ;-)
5. italienische Vokale behalten, auch wenn sie aufeinanderfolgen, ihre "isolierte" Aussprache bei, also "A-ida", nicht "Ajda", "cu-ore" [Herz], nicht "kwore", "Fa-usto", nicht "Fausto", "Germani-a", nicht "Germanja", "La-ura", nicht "Laura", "Ravi-oli", nicht "Rawjoli", "insi-eme" [zusammen], nicht "insiime" (nur die Deutschen mißbrauchen das "e" stellen ein stummes "e" nach, um das "i" zu verlängern ;-) usw.
Nur für Gedichte und Liedertexte gilt: Zur Wahrung des Versmaßes (in manchen Mundarten** auch sonst ;-) darf der Endungsvokal verschluckt werden, und zwar "e" und "o" immer, andere Vokale nur, wenn auch das folgende Wort mit einem Vokal (oder einem stummen "h") beginnt. Ein schönes Beispiel ist dieses Lied, bei dem das Ganze - wohl bewußt - auf die Spitze getrieben wird.
Ach so, und was ich als gebürtiger Hamburger beinahe vergessen hätte zu erwähnen:
6. auch Italiener stolpern mit Stulpstiefeln über'n spitzen Stein. (Spaghetti spricht sich also nicht "Schbagäddy", wie es Teddy Parker es in "Spaghetti" singt, sondern "ßpaget-ti", wie es Margot Werner in "Mein Spaghetti-Kavalier" singt - wobei sie übrigens auch "Pizza" richtig ausspricht, d.h. mit langem, geschlossenen "i" ;-)
P.S.
Aus gegebenem Anlaß noch etwas zur Betonung, die eigentlich auch ganz einfach ist:
In der Regel werden alle italienischen Wörter auf der vorletzten Silbe betont.
Ausnahmen werden durch einen Akzent gekennzeichnet, den allerdings viele Italiener weglassen. (So wie die meisten Türken den Zirkonflex auf dem langen "â" weglassen und die meisten Russen die jo-Punkte auf dem "ë" - auf fremdsprachige Ausländer nehmen halt nur die Deutschen ständig Rücksicht, die so weit geht, daß man amtlicherseits bald nur noch Germenglish hören und lesen wird, vielleicht mit ein paar türkischen Einsprengseln.)
Zwei Ausnahmen, die nur scheinbar welche sind, werden nicht durch Akzent gekennzeichnet:
1. Wenn der Endungs-Vokal weggelassen wird (s.o. 5.), wird das Wort trotzdem so betont, als ob er mitgesprochen würde, d.h. der übrigbleibende Endungs-Konsonant wird wie eine volle Silbe gezählt.
2. Wenn Personalpronomina angehängt sind (die ja eigentlich selbständige Wörter sind und nur irreführenderweise zusammengeschrieben werden), werden diese nicht mitgezählt; "baciami" [küß mich] wird also nicht "batschámi" ausgesprochen, sondern "bátschami".
(Das unterscheidet das Italienische vom Spanischen, wo auch in solchen Fällen ein Akzent steht, also "besa", aber "bésame mucho". Und da wir schon mal bei den Unterschieden zwischen Italienisch und Spanisch sind - die deutschen Muttersprachlern gering erscheinen mögen, aber immer wieder dazu führen, daß italienische Muttersprachler Spanisch ganz schlecht sprechen und singen: Im Spanischen wird "ie" nicht wie "i+e" gesprochen, sondern das "i" dient nur als "j"-Vorsatz zum "e". [Deshalb wurde früher oft "ye" statt "ie" geschrieben; ich weiß nicht genau, wann die Rechtschreibreformler daran herumgepfuscht haben und in welchen Ländern der spanischsprachigen Welt das gilt bzw. galt; noch Mitte des 20. Jahrhunderts begegneten einem beide Schreibweisen nebeneinander.] So sagt man für "ich denke" auf Italienisch "io penso" [i-o pänßo], auf Spanisch "yo pienso" [jo pjänßo]. Wenn Spanier aufeinanderfolgendes "i" und "e" getrennt aussprechen wollen, müssen sie ein "y" einfügen, also "iye" schreiben.)


**Ich will hier nur beispielhaft das Sizilianische herausgreifen (wo übrigens auch Anfangsvokale verschluckt werden), weil dessen Besonderheiten (damit meine ich natürlich nur die der Aussprache) für deutsche Muttersprachler besonders leicht zu merken sind:
1. "h" wird mitgesprochen, etwas stärker als deutsches "h" - manchmal fast wie unser "ch" nach "e" und "i".
2. "j" (ein Buchstabe, den es im Fiorentinischen/Hochitalienischen nicht gibt) wird wie deutsches "j" gesprochen.
2. "z" wird wie im Deutschen gesprochen, also "ts". (Hatte ich vergessen, das oben zu erwähnen? Das fiorentinische/hochitalienische "z" wird "ds" gesprochen, also weich.)
4. Wenn zwei oder drei unterschiedliche Konsonanten aufeinanderfolgen (z.B. st, tr, str) kann der 2. oder 3. verschluckt werden. (Muß aber nicht - es gibt auf Sizilien acht Unterdialekte, deren genauen Unterschiede sich mir noch nicht ganz erschlossen haben ;-)
P.S.: Zur Aussprache des Piemontesischen schreibe ich hier etwas.

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