WALTER  ROTHENBURG

(Hamburger Abendblatt, 08.07.2002)

Walter Rothenburg , genannt "Wero", war eine Hamburger Institution mit Talenten als Seemann, Volksdichter, Schlagertexter, Boxpromoter und Hobby-Astrologe. Am 28. Dezember 1889 in Eimsbüttel geboren, sollte er nach der Schule in eine Backstube gesteckt werden, entfloh zur See und begeisterte sich für Boxsport.
Als Veranstalter vor allem für Max Schmeling brachte er die nie wieder erreichte Zuschauerzahl von 100.000 auf der Dirt Track (Sandbahn) in Lokstedt zusammen, wo der Ex-Weltmeister 1934 gegen Walter Neusel gewann. Für den Kampf Schmelings gegen Steve Hamas baute er innerhalb von vier Wochen eine Holzlagerhalle an der Ausschläger Allee zur "größten Sporthalle der Welt" um, zur Hanseatenhalle in - Rothenburgsort!
Rothenburg schrieb quasi nebenbei die Ur-Hamburger Couplets "An de Eck von de Steenstroot", "An de Alster, an de Elbe, an de Bill", für Charly Wittong "Fohr mi mol röber" und für Freddy Quinn "Junge, komm bald wieder". Er machte Fischerkittel, Elbsegler und blaue Büx zum Markenzeichen Hamburger Volkssänger.
Als Texter war er so produktiv, dass seine Komponisten Lotar Olias, Michael Jary, Gerhard Winkler und Gerhard Jussenhoven kaum nachkamen. Schlager der Nachkriegszeit, der Welterfolg "You, you, you" und vor allem die "heimliche Nationalhymne" stammen aus seiner Feder: "So ein Tag, so wunderschön wie heute".
Seine letzten Jahre verbrachte er in Ascona am Lago Maggiore, wo er 1975 starb. Als Hamburger Jung wurde er in Ohlsdorf beigesetzt. Seine fünfte Frau, die er zärtlich "Weroline" nannte, gab im Abendblatt bekannt, Wero habe den Planeten gewechselt. Nach ihr unterschrieb "Lord Simon" die Traueranzeige - sein Hund, ein Yorkshire-Terrier.


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