FREDDY QUINN

(1931 - 20??)

[Freddy Quinn]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1931
27. September: Manfred ("Freddy") Quinn wird als uneheliches Kind des US-irischen Kaufmanns Patrick Quinn und der Wiener Journalistin und Millionenerbin Edith Nidl in Niederfladnitz (heute Stadtteil von Hardegg) geboren.

1934
Freddys Eltern heiraten.

1936
Freddys Eltern trennen sich; der Vater kehrt in die USA zurück und nimmt seinen Sohn mit nach Mogan Town (West Virginia), wo Freddy eine amerikanische Schule besucht.

1938
Edith Nidl läßt sich scheiden, heiratet den 36 Jahre älteren Baron Rudolf-Anatol v. Petz und erstreitet das Sorgerecht für ihren Sohn.
Dieser muß nach Wien zurück kehren und wird von seinem Stiefvater adoptiert.

1941
Während Freddy in der Schule nicht recht reüssiert, entdeckt er im Jungvolk der Hitlerjugend* seine Liebe zur Musik, lernt Klavier, Gitarre und Saxofon spielen.


1944
Wegen der Terror-Bombardements der Alliierten auf Wien kommt Freddy im Zuge der Kinderlandverschickung nach Ungarn.

1945
Da Freddy nicht von der Roten Armee befreit werden will, flieht er ins bis zum Mai 1945 von der Wehrmacht gehaltene Protektorat Böhmen und Mähren (heute "Tschechische Republik"). In Pilsen fällt er in die Hände von US-Truppen, denen gegenüber er sich als Amerikaner ausgibt, woraufhin er in die USA gebracht wird. Da sein Vater jedoch inzwischen tot ist, muß er zurück nach Europa.

1951
Nach kurzfristigen Engaments in Besatzerkneipen als Gitarrist und Sänger, bei einem Wanderzirkus und bei der französischen Fremdenlegion gelangt Freddy über Casablanca, Marseille, Paris und Rotterdam nach Hamburg-Sankt Pauli, wo er und sein ehemaliger HJ-Kamerad Erhard Hassek als "Freddie und Hardy" in der "Washington-Bar" auftreten.

1952
Freddy gewinnt seinen ersten Gesangswettbewerb in Belfast (Nordirland).

[Belfast 1952]

1954
November: Freddy erhält einen Schallplattenvertrag bei Polydor; er nimmt Gesangs- und Schauspiel-Unterricht.

1956
Freddy heiratet seine Managerin Elisabeth ("Lilli") Blessmann, geb. Klein (1918-2008); die Ehe wird vor der Öffentlichkeit geheim gehalten.


Februar: Freddy nimmt seine erste Platte auf: "Heimweh" - die Coverversion von "Memories are made of this" (mit deutschem Text von Ernst Bader), die ursprünglich nur als B-Seite von "Sie hieß Mary-Ann [Sixteen tons]" gedacht war.
Mai: "Heimweh" gelangt überraschend an die Spitze der Verkaufshitparade (und hält sich bis Oktober in der Top 10). Es wird zur meist verkauften (> 2 Mio) Schallplatte des Jahres; der Text trifft den Nerv einer Zeit, in der noch immer deutsche Soldaten in alliierter Kriegsgefangenschaft vegetieren müssen. Freddy erhält seine erste "Goldene Schallplatte"**, aber von Polydor - das sich mit Freddy eine "Goldene Nase" verdient - nur das vertraglich vereinbarte Pauschalhonorar (je Titel) von 240.- DM.
24. Mai: Freddy vertritt Deutschland mit "So geht das jede Nacht" - geschrieben von Lotar Olias (1913-1990) - beim ersten "Grand Prix Eurovision de la chanson" ("Gran Premio Eurovisione della Canzone", heute "Jurowischn ßong Kontäßt", kurz "Eh Äß Zeh" oder "Ih Äß ßih") in Lugano.

1956-67
Freddy arbeitet weiter eng mit Olias zusammen, der sein Komponist, Texter und Produzent in einer Person wird.

1957
Freddy spielt seine erste Filmrolle in "Die große Chance".


1957-62
Freddy landet weitere Millionen-seller mit "Heimatlos" (1957), "Die Gitarre und das Meer" (1959 - auch als Spielfilm mit Freddy in der Hauptrolle ein großer Kinoerfolg), "Unter fremden Sternen" (1960) und "La Paloma" (1962). In dieser Zeit gewinnt er außerdem vier Goldene Löwen von Radio Luxemburg***.


1960
Freddys - von Olias verfaßte - Autobiografie "Lieder, die das Leben schrieb" wird veröffentlicht. Sie schildert Freddy - unzutreffend - als ehemaligen Seemann.


1962
Freddy spielt die Hauptrolle in dem Musical "Heimweh nach St. Pauli". Das Stück bringt es auf insgesamt 600 Aufführungen in Hamburg, Berlin, Wien und München. Auch die Verfilmung und die gleichnamige Platte werden Erfolge.


1963/64
Freddy landet mit dem Seemannslied "Junge, komm bald wieder" seinen größten Single-Erfolg (2,6 Mio verkaufte Exemplare); er gewinnt einen weiteren Goldenen Löwen von RTL.


1965
Freddy nimmt bei Kapp Records den Bert-Kämpfert-Titel "Spanish eyes" auf und bringt ihn in die US-Charts. Polydor und Decca (bei der Kämpfert unter Vertrag steht) zwingen Kapp, die Platte vom Markt zu nehmen. Sie wird von Al Martino neu aufgenommen und zu einem der größten Verkaufserfolge aller Zeiten.


1966-68
Mit anti-kommunistischen Texten wie "100 Mann und ein Befehl" (Bader) - der deutschen Fassung des amerikanischen Pro-(!)Vietnamkrieg-Songs "The Ballad of the Green Berets" -, "Eine Handvoll Reis" und "Wir" (geschrieben von Werner Opratko, dem damaligen Produzenten von Udo Jürgens) zieht sich Freddy den unauslöschlichen Haß der "68er" zu, die nach ihrem erfolgreichen "Marsch durch die Instituionen" eine linke Medien-Mafia bilden, die versucht, ihn vom deutschen Musikmarkt zu verdrängen, indem sie ihn als Lügner und Hochstapler hinstellt.****


Mit "Morgen beginnt die Welt" (Kämpfert/Bader), "Seemann, weit bist du gefahren", "Deine Welt, meine Welt" (Das Lied der Fernseh-Lotterie) und "Don diri don" gelingen Freddy nur noch Achtungserfolge. Statt dessen wird englischsprachige Un-Musik (Rolling Stones etc.) in den BRD-Markt gedrückt, mit der die gewaltsame Zerstörung der bestehenden Gesellschaftsordnung, Rauschgiftkonsum u.a. propagiert wird.


1968
Freddy spielt in der Operette "Die Fledermaus" mit.

1969-73
Freddy erlebt seine letzte - bescheidene - Blüte mit einem neuen Team: Georg Buschor als Textschreiber, Wolfgang Rödelberger als Komponist und Gerhard Mendelson als Produzent.

1969
April: Freddy wird mit "Alle Abenteuer dieser Erde" (Buschor) in der 3. Folge der neuen, von Dieter "Thomas" Heck moderierten ZDF-Hitparade vorgestellt, kann sich jedoch nicht gegen z.T. völlig unbekannte Nachwuchssänger durchsetzen. Verärgert - und in Verkennung der Werbewirkung jener Sendung***** - erklärt er, nie wieder dort auftreten zu wollen.


1970
Freddy gelingt mit dem Musical "Der Junge von Sankt Pauli" noch einmal ein großer Erfolg.
Dagegen verkaufen sich die Singles "Als ich noch ein Junge war", "Die Barke Einsamkeit" und "River-Melodie" nur noch schleppend.


Auch der Film "Haie an Bord" ("Freddy - die Fahrt ins Abenteuer", "Ein Mann kehrt heim") hat nur mäßigen Erfolg. Boshafte Journalisten titeln: "Freddy geht baden".


1971
Freddy gelingt mit "St. Helena" - einem Lied über Napoleon Bonaparte - nach drei Jahren wieder eine Top-10-Plazierung; es bleibt seine letzte.


1972
Freddy wird die "Goldene Europa" des Saarländischen Rundfunks verliehen - neben "Tony Marshall" und "Heino", die ihm am Plattenmarkt den Rang abgelaufen haben (ersterer kurz-, letzterer auch langfristig).

1973
Nach dem Mißerfolg der Langspielplatten "Erinnerungen an Hans Albers", "Bitte recht traurig", Vorhang auf" und "Freddy Heute" trennen sich Freddy und sein Team.


1974-75
Freddy wird kurz und erfolglos von Peter Orloff produziert.
Für "Die Insel Niemandsland" erhält er seinen letzten (bronzenen) Löwen von Radio Luxemburg.


1980
Freddy wird kurz und erfolglos von Leo Leandros produziert.
Mit "Istanbul ist weit" (geschrieben von Ralf Arnie) versucht man vergeblich, Freddy neue Fankreise in der BRD zu erschließen.


1980-81
Freddy versucht sich im Fernsehen statt als Schlagersänger als Moderator ("Artistencocktail", "Manegen der Welt", "Zirkus, Zirkus").
Auch sein Auftritt in der New Yorker "Carnegie Hall" und "Freddy Quinn in Concert" werden im Fernsehen ausgestrahlt.

1982
Polydor kündigt Freddy wegen Erfolglosigkeit den Plattenvertrag.
Der U-Musikmarkt wird von der "neuen deutschen Welle" überrollt, in der für "altmodische" Schlagersänger wie Freddy kein Platz mehr ist.

1984
Freddy wird das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er spielt in der Neuinszenierung von "Große Freiheit Nr. 7" mit.


1985
Nach einem Mißerfolg mit dem selbst produzierten "Ich weiß, daß wir uns einmal wiedersehen" nimmt Freddy fünf Jahre lang keine neuen Platten mehr auf.

1986
Zu Freddys 55. Geburtstag strahlt das Fernsehen "Ein Abend für Freddy Quinn" aus.

1990
Freddy versucht mit "Green green grass of home" erfolglos ein Platten-comeback.

1992
Freddy nimmt seine letzte LP auf.

1998
Freddy verlegt seinen Hauptwohnsitz aus Steuergründen nach Lugano (Schweiz), behält jedoch eine Wohnung in Hamburg.

1999
Ein gewisser Heiner Link veröffentlicht ein Interview, in dem Freddy sich von seinen "rechten" Liedertexten - insbesondere von "Wir" distanziert und behauptet, sein Produzent Lotar Olias - der neun Jahre nach seinem Tod längst allenthalben als "alter Nazi" diffamiert wird - habe ihn gezwungen, sie zu singen.******

2001
Augsburg: Der Journalist Alf Rolla veröffentlicht zu Freddys 70. Geburtstag einen Nachruf, in dem sein natürlicher Vater wieder von den "biografisch Toten" aufersteht. Dafür wird Freddys Ausbildung bei der Fremdenlegion in Frage gestellt.

2002
Freddy gibt seine Abschieds-Tournee ("Lieder, die das Leben schrieb").


Am Ende seiner Karriere hat Freddy über 1.000 Musiktitel aufgenommen, über 60 Millionen Tonträger verkauft, 15 "Goldene Schallplatten", 13 "Löwen" von RTL*******, 4 "Goldene Ottos" von Bravo, 2 "Goldene Bambis", 2 "Golden Midem Awards", die "Goldene Stimmgabel", die "Goldene Europa", das "Goldene Mikrophon", das "Goldene Mercatorpferd" und die Filmleinwand in Gold gewonnen. Damit ist er der erfolgreichste deutschsprachige Musikant seiner Zeit. Dies läßt seine Feinde und Neider nicht ruhen.


2004
In einem an Schäbigkeit kaum zu überbietenden Strafverfahren wird Freddy wegen "Steuerhinterziehung" angeklagt, da er sich anno 1998 versehentlich einen (!) Tag zu lange in Hamburg aufgehalten hat, um seine schwer kranke Frau zu pflegen, und dadurch (doppel-)steuerpflichtig geworden ist. Wiewohl er die Steuern (1,8 Mio DM) zzgl. Verzugszinsen unverzüglich nachzahlt, wird er vom Landgericht Hamburg - dem er sich dummerweise gestellt hat, obwohl ihn die Schweiz nicht ausgeliefert hätte - zu zwei Jahren Gefängnis und 150.000 Euro Geldstrafe verurteilt. (Die Gefängnisstrafe wird ihm gnädigerweise zur Bewährung ausgesetzt.) Die im roten Hamburg herrschenden "68er" haben ihre Rache.

2008
Januar: Lilli Quinn stirbt.

2018
Februar: Nach Ablauf einer 10-jährigen Trauerfrist heiratet Freddy in 2. Ehe - wiederum heimlich - seine langjährige Haushälterin Rosi.


*In späteren Darstellungen wird daraus die "Katholische Jugend" :-)

**In der BRD gab es bis 1975 "Goldene Schallplatten" für 1 Mio verkaufte Singles oder 200.000 verkaufte Langspielplatten. 1976-2002 gab es für 250.000 verkaufte Singles (oder 150.000 LPs) "Goldene", für 500.000 verkaufte Singles (oder 300.000 LPs) "Platin"-Schallplatten. 2003 wurden die Anforderungen nochmals gesenkt auf 150.000 Singles bzw. 100.000 LPs. In der RÖ und der Schweiz lagen und liegen die Anforderungen 80-90% darunter.

***Die "Löwen" von Radio Luxemburg wurden 1959-1995 in den Kategorien "Gold", "Silber" und "Bronze" vergeben, hauptsächlich für Plazierungen in der RTL-Hitparade.

****Nach Ansicht jener Medienmafia hatte Freddy nicht nur seine Karriere als Seemann erfunden, sondern auch seinen natürlichen Vater. In Wahrheit habe es einen solchen nie gegeben, wenn doch, dann sei er kein Ire gewesen, und wenn doch, dann habe er jedenfalls nicht Quinn geheißen; so habe sich Freddy vielmehr aus Bewunderung für den Schauspieler Anthony Quinn genannt. Tatsächlich gab es auch andere Musikanten, die sich nach ihrem leiblichen statt nach ihrem Stief-Vater nannten, z.B. Gilbert Bécaud, der nicht "Silly [Blöd]" heißen wollte. Dagegen hieß "Tony Marshall" richtig "Herbert Bloeth" und war so blöd, sich amtlich in "Herbert Hilger" umbenennen zu lassen.

*****Die vor Freddy plazierten Musikanten begründen oder erneuern mit Hilfe der ZDF-Hitparade durchweg ihre Karrieren. Neben dem "Schnulzenkönig" Gerd Höllerich ("Roy Black") sind dies u.a. Heinz Kramm ("Heino") - der in den folgenden Jahren massiv in Freddys Kundensegment einbricht - und Frank Farian (der später die Tanzgruppe "Boney M" gründet und ihr seine Stimme leiht). Schlagersänger, die nicht in der ZDF-Hitparade präsent sind - egal ob plaziert oder "nur" als Neuvorstellung - haben bald keine Chance mehr auf Bestseller.

******In Frankreich, wo Johnny Hallyday zur selben Zeit - 1966 - mit einem ganz ähnlich wie "Wir" getexteten Lied - "Cheveux longues, idées courtes [Lange Haare, kurze Denke]" - einen Nr.-1-Hit hatte, wurde dieses "Problem" eleganter gelöst: Das Lied hat es nie gegeben; es ist auch aus dem Internet vollständig verschwunden.

*******Die auf Freddys offizieller Homepage angegebene Zahl von 16 Löwen ist unzutreffend. Aber auch mit "nur" 13 Löwen - 8 goldenen, 3 silbernen und 2 bronzenen - ist er Rekordhalter (vor Roy Black mit 11 Löwen; kein anderer Musikant kam auf eine zweistellige Zahl von Verleihungen).


weiter zu Nana Mouskouri

zurück zu Musiker und Musikanten

heim zu Von der Wiege bis zur Bahre