Viele Juden lehnten den Zionsimus ab

von Fritz Teppich (Kalaschnikow, 18.04.2002)

Sofort nach der Veröffentlichung von Herzls »Judenstaat«, 1896, haben die Mehrheit der sozialdemokratischen und liberalen Juden sowie viele religiöse Juden Zionismus als jüdischen Nationalismus mit kolonialistischer Ausrichtung angeprangert. So nicht zuletzt auch Rosa Luxemburg.

Der damals herausragende SPD-Theoretiker Karl Kautsky, kein Jude, aber intensiv mit der Materie befasst, schrieb: »Zionismus ist keine fortschrittliche, sondern eine reaktionäre Bewegung.« Von verschiedenen Seiten wurde erklärt, dieser führe in ein Weltghetto, das zum Spielball von imperialen Großmächten werden und zu blutigen Auseinandersetzungen mit den Palästinensern führen müsse. So urteilte auch die seinerzeit größte halblinke jüdische Organisation, der »Bund«. Das Vorauskalkulierte ist leider längst Wirklichkeit. Nun produziert Zionismus fortlaufend verabscheuenswürdigen Judenhass.

Schon 1931 trat die von Nazis und Konservativen gebildete »Harzburger Front« mit der Parole hervor: »Juden ab nach Palästina, ohne Rückfahrkarte.« Das lief letzthin auf ein Zusammenspiel von Rechtsextremisten und Zionisten hinaus. Am 29. Juni 1933 hieß es in einer Denkschrift der »Zionistischen Vereinigung für Deutschland« (ZVfD) an den zum Reichskanzler eingesetzten Hitler: »Juden werden nicht zum wurzellosen Kritiker der nationalen Grundlagen des deutschen Wesens werden.«

Während Antifaschisten, Juden inbegriffen, sofort heftig verfolgt wurden, dann auch die Juden an sich, tolerierte der Nazistaat bis November 1938 zionistische Niederlassungen, so deren Zentrale in der Berliner Meinekestraße, sowie reichsweit Ausbildungszentren für Auswanderer mit dem Ziel Palästina. Vor Formulierung der an Hitler gerichteten Denkschrift der ZVfD hatte Chaim Arlosoroff, Leiter der politischen Abteilung der Jewish Agency for Palestine (J.A.), in Berlin Verhandlungen über Abkommen mit nazistischen Regierungsbehörden eingeleitet (siehe die in Israel herausgegebene Enzyklopädie des Holocaust, Bd. 2, deutsch Argon 1989). Im August wurde dann ein Transfer-Abkommen geschlossen, das über abgabenpflichtige Palästina-Ausreisegenehmigungen für wohlhabende Juden zur Mitfinanzierung von rüstungswichtigen Einkäufen im Ausland beitrug (siehe Brentjes »Geheimoperation Nahost«, Edition Ost).

Im Oktober/November 1985 war in der Westberliner Staatsbibliothek die Ausstellung des renommierten Deutschen Literaturarchivs Marburg »Jüdische Verlage in Deutschland 1933-1938« zu sehen. In der begleitenden Schrift enthüllte die Wissenschaftlerin Dr. Ingrid Balke: »So ist die neue, seit 1935 eingeschlagene duldsamere Politik der Gestapo auf die SS zurückzuführen, die auf Dissimilation der Juden und Emigration nach Palästina hinarbeitet.« Es habe eine wohlwollende Förderung zionistischer Kulturpolitik gegeben, »die wegen ihrer nationalen Grundhaltung den Nationalisten näher stand«. Diese Tolerierung dauerte bis November 1938, als nur 40 Tage nach dem Münchener Abkommen das Reich auf Massenvernichtung der Juden umschaltete. Dennoch brachen die Kontakte zwischen zionistischen und deutschen Geheimdiensten nicht ab und wurden nach 1945 unter Adenauer und Globke weiter praktiziert.

Solange die Wahrheit über Ursachen und Hintergründe des heutigen Blutbades des rechtszionistisch orientierten Israel verschwiegen werden, muss die Sicht auf die entsetzlichen Ereignisse getrübt bleiben.