Reisendinnen* überschreiten die Grenze
Europas - eine Spurensuche

(aus: Lydia Potts, Aufbruch und Abenteuer)

mit einer Nachbemerkung von Nikolas Dikigoros

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Periode, in welcher der europäische Kolonialismus in alle Teile der Welt vordringt, die Ausbeutung, Ausplünderung und Ausrottung fremder Völker Höhepunkte erreicht. Europäische Frauen nehmen daran teil, indem sie als Ehefrauen von Farm- und Plantagenbesitzern, Verwaltern, Kaufleuten und Kolonialbeamten nun auch nach Afrika und Australien ziehen. In Deutschland wie in den anderen kolonisierenden Staaten entsteht eine umfangreiche Literatur, die in Aufsätzen, Broschüren und Büchern aller denkbaren literarischen Gattungen für Rassismus und Kolonialismus eintritt. Viele Frauen, welche die Kolonien in der Regel aus eigener Anschauung kennen oder direkt von dort berichten, sind an der Produktion dieser Schriften beteiligt. Auf solche Autorinnen geht das vorliegende Buch nicht ein; verwandtes Gedankengut findet sich jedoch auch bei reisenden Frauen, die sich nicht als Aktivistinnen für den Kolonialismus des einen oder anderen Staates verstehen - dies wird bei Ida Pfeiffer oder Alma Karlin deutlich. Andererseits haben sich viele Reisendinnen sehr früh und eindeutig gegen die bis weit in das 19. Jahrhundert hinein in den USA, Brasilien und der Karibik praktizierte, von den Europäern eingeführte Sklaverei gewandt. Das beginnt mit Aphra Behn und Maria Sibylla Merian, gilt aber auch für viele andere einschließlich Ida Pfeiffer. Vergleichende Untersuchungen wie die von Mörner oder Bernhard legen den Schluß nahe, daß es sich dabei um ein Charakteristikum der Reiseliteratur von Frauen handelt, denn männliche Autoren äußern sich durchaus nicht einhellig ablehnend. Kumari Jayawardena weist darauf hin, daß viele unter den frühen europäischen Sozialistinnen und Feministinnen Reisen nach Asien unternehmen, dort die Frauen über die Kämpfe in Europa informieren und die Frauenbewegung oder auch die antiimperialistischen Bewegungen unterstützen.1

Die Geschichte der Frauenreisen ist auch die Geschichte der Bedingungen und Bestrebungen, die solche Auf- und Ausbrüche aus eigenem Entschluß zu verhindern trachten. Wirksames und grundlegendes Mittel ist dabei sicherlich die Tatsache, daß Frauen in der Regel unter der Vormundschaft eines Mannes - des Vaters oder des Ehemannes - stehen und also dessen Erlaubnis brauchen. Nur wenn sie diese erhalten, besteht die auch dann immer noch geringe Aussicht, die für große Reisen so dringend notwendigen Empfehlungsschreiben, Passierscheine oder Pässe zu erlangen. Außerdem verfügen nur wenige Frauen über ein eigenes oder so umfangreiches Eigentum, daß sie eine längere Fahrt finanzieren könnten. Erschwerend kommt hinzu, daß auch während der Reise mit juristischen Komplikationen zu rechnen ist, da Frauen bis in die jüngste Vergangenheit nur als beschränkt geschäftsfähig gelten. Schon aus diesen Gründen ist es verständlich, daß für die Masse der Frauen große Reisen aus eigenem Entschluß überhaupt nicht in Frage kommen, viele Reisendinnen erst in einer relativ späten Lebensphase ihre erste große Fahrt antreten: als geschiedene Frauen wie Elizabeth Craven oder Ida Hahn-Hahn, als Witwe wie Louise Mühlbach oder als ledige Frauen, deren Väter gestorben sind, wie Mina Kruseman, Marie von Bunsen oder Alma Karlin.

Aber nicht nur der allgemeine gesellschaftliche Status der Frau in der feudalen und der bürgerlichen Gesellschaft hindert Frauen daran zu reisen. Wir wissen auch von gezielten Maßnahmen, Frauenreisen zu diffamieren oder zu unterbinden: Aus der gleichen Epoche, aus der der erste Bericht einer reisenden Frau überliefert ist, gibt es bereits festgehaltenen Klatsch über solche Frauen. Um 394 n.C. heißt es in einem Brief aus Jerusalem: »Man tuschelte über das Alter, die Aufmachung, die Haltung, den Gang, über die Unvorsichtigkeit in der Wahl der Gesellschaft, die leckeren Schmäuse, den königlichen Prunk eines Nero und die Beilager Sardanapals«2 - und meinte damit eine Pilgerin. Über eine andere heißt es: ». . . eine gewisse Galla - so ihr Name, nicht etwa ihre Herkunft -, die eine Schwester als Erbin zurückließ, die hin und her reiste, um eine verwandte Häresie zu verbreiten«.3 Ausschweifung und Ketzerei, Sittenlosigkeit und Prostitution, fahrende Frau als Synonym für Dirne - mit diesen und ähnlichen Vorwürfen werden reisende Frauen belegt ("associated with"), nicht zuletzt um ihre Geschlechtsgenossinnen von ähnlichen Aufbrüchen abzuhalten.

Als das allein offensichtlich nicht hilft, wird im 8. Jahrhundert ein formelles Verbot erwogen. Dem geht unter anderem voraus, daß sich zwei Frauen an Bonifatius wenden, der selbst fast vierzig Jahre lang pausenlos unterwegs ist, und ihn um seinen Rat zu bitten: » Schon seit langem, schreibt Äbtissin Eangyth um 720, verspüre sie das Verlangen, . . . >die einstige Herrin der Welt Rom aufzusuchen . . . <. Eangyth räumt offen ein, sie werde von vielen eines solchen Reisevorhabens wegen gescholten; . . . Fast zwei Jahrzehnte später bietet die Tochter und Nachfolgerin dieser Äbtissin, offensichtlich von ähnlicher Unrast getrieben, Bonifatius um Rat. Dieser wagt nicht, >Dir von mir aus die Pilgerfahrt zu verbieten, aber auch nicht, sie Dir unbedenklich anzuraten.«4

Deutlichere und offenere Worte zum Thema Pilgerinnen findet er aber 747 in einem Schreiben an seinen Kollegen, den Bischof Cuthbert von Canterbury: »Zur Minderung der Schmach würde dienen, wenn eine Synode und euere Fürsten den Weibspersonen und verschleierten Frauen die häufigen Reisen nach Rom verböten; denn viele gehen dabei (sittlich) zugrunde und wenige kehren unverletzt zurück.«5

Es kann daher als geradezu charakteristisch gelten, wenn die Pilger, mit denen Margery Kempe zeitweise gereist ist und sich oft gestritten hat, in der Heimat Gerüchte über Ehebruch und Ketzerei verbreiten, die sie angeblich während ihrer Jerusalemreise begangen hat.6

Im 17. Jahrhundert dann erhalten Frauen in Venedig, dem Haupthafen, von dem Pilgerfahrten ins Heilige Land ausgehen, nicht mehr das dafür notwendige »Placet«, wie es offiziell heißt. Wer ohne dieses mit elf Unterschriften versehene Papier zu reisen wagt, fällt der Exkommunikation anheim.7

Im Laufe der Zeit werden die Mittel, welche die Frauen am Reisen hindern, dann subtiler. Das 17. und 18. Jahrhundert ist die hohe Zeit der Apodemiken, der Schriften von der Kunst des Reisens, die sich an männliche Adressaten wenden und für europäische Länder gelten. Sie stellen beispielsweise so hohe Anforderungen an die Bildung der Reisenden, daß sie für Frauen eine ausgesprochen entmutigende Funktion gehabt haben müssen. So heißt es in einer allerdings relativ späten Apodemik aus dem Jahre 1791: »Von folgenden Künsten und Wissenschaften ist es unumgänglich nothwendig, daß ein Reisender sich Kenntnisse erwerbe: 1. Gesetzgebung, 2. Naturgeschichte, 3. Mineralogie, Metallurgie und Chemie, 4. Mathematik, 5. Mechanik, 6. Hydrostatik, Hydraulik und Architektur, 7. Perspektive, 8. Erdbeschreibung, 9. Navigation und Schiffsbaukunst, 10. Ackerbau, 11. Sprachen, 12. Arithmetik, 13. Zeichnen, 14. eine lesbare und geschwinde Hand, 15. Schwimmen, 16. oberflächliche medizinische Kenntnisse, 17. Musik, 18. Geschmack, 19. Menschenkenntnis, 20. Kenntnis des vaterländischen Staates, 21 . vorläufige Bekanntschaft mit den Ländern, die man besuchen will.«8

Auch mit dem bürgerlichen Frauenideal ist die Vorstellung von einer reisenden Frau nicht in Einklang zu bringen: An der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert versucht der Dichter Heinrich von Kleist seine lebenstüchtige, praktische Schwester Ulrike am Reisen zu hindern. Er schreibt ihr: »Aber was soll ich glauben, wenn Dir der, nicht scherzhafte, nur allzu ernstliche Wunsch entschlüpft, Du möchtest die Welt bereisen? Ist es auf Reisen, daß man Geliebte suchet und findet? Ist es dort wo man die Pflichten der Gattin und Mutter am zweckmäßigsten erfüllt? Oder willst Du endlich, wenn Dir auch das Reisen überdrüssig ist, zurückkehren, wenn nun die Blüte Deiner Jahre dahingewelkt ist, und erwarten, ob ein Mann philosophisch genug denke, Dich dennoch zu heiraten? Soll er Weiblichkeit von einem Weibe erwarten, deren Geschäft es während ihrer Reise war, sie zu unterdrücken?« Heinrich von Kleist läßt noch die Warnung folgen: »Nicht einen Zaun, nicht einen elenden Graben kannst Du ohne Hülfe eines Mannes überschreiten ..."9 Im Mittelalter hatte es geheißen: »Einer Frauen Romfahrt und einer Henne Flug über den Zaun ist beides gleich nütze...«10

Aber auch die Formen der Gegenwehr von Frauen in Wort und Tat seien hier nicht vergessen: Da ist zum Beispiel Sidonia Hedwig Zäunemann (1714-1740) zu nennen, die auf zahlreichen, für Männer verfaßten Apodemiken mit einer eigenen Schrift für ihre Geschlechtsgenossinnen antwortet",11 häufig zu Pferde und in Männerkleidung Reisen unternimmt und auch ihre Dichtkunst zu diesem Zweck einsetzt: »Versuchts! es reiset sich des Nachts in Wäldern schön: Ich hab's erst nicht geglaubt, nun hab' ich es gesehn.«12

Wenn schon Fahrten innerhalb Deutschlands und Europas als abenteuerlich gelten und Frauen nicht zugetraut wird, diese durchzustehen, so wird das erst recht für Reisen in außereuropäische Gebiete angenommen. Da hilft dann auch einer älteren, lebenserfahrenen Frau nur eine List. Ida Pfeiffer ergeht es wie folgt: »Als sie indeß ihren Freunden von ihrem Wunsch, Jerusalem zu besuchen, erzählte, wurde sie einfach als Närrin, als überspannte Person behandelt, und niemand schien ein solches Unternehmen ihr im Ernst zuzutrauen. Nichtsdestoweniger beharrte sie auf ihrem Entschluß, verheimlichte aber das eigentliche Ziel der Reise, indem sie erklärte, sie werde eine Freundin in Konstantinopel, mit der sie seit langer Zeit in lebhafter Korrespondenz stand, besuchen. Sie zeigte niemandem ihren Paß, und keiner von denjenigen, die von ihr sich verabschiedeten, ahnte ihr eigentliches Ziel.«13

Um den Spuren reisender Frauen zu folgen, wie sie die Beiträge dieses Bandes nachzeichnen, waren wir weitgehend auf die Primärliteratur, also die von ihnen selbst verfaßten Schriften, angewiesen. Gelegentlich gibt es auch Biographinnen oder Biographen; aber eine Gesamt- oder Überblicksdarstellung weiblicher Reisen, sei es auch nur für einzelne Epochen oder Regionen, liegt in deutscher Sprache bisher nicht vor. Darüber hinaus werden Frauen in den allgemeinen Werken zu Forschungs- und Entdeckungsreisen oder zur Reiseliteratur kaum berücksichtigt. Dafür hier nur ein Beispiel: Ein einschlägiges Handlexikon aus dem Jahr 1983 stellt mehr als 180 bedeutende Männer » von der Antike bis zum 20. Jahrhundert vor und würdigt ihre individuellen Leistungen«, so der Klappentext (Schmitz). Nur eine Frau wird erwähnt und in einem der kürzesten Beiträge des Bandes »gewürdigt«. Die kommentierte Bibliographie nennt von den mehr als zwanzig Büchern dieser Forscherin - es handelt sich um Alexandra David-Neel - wiederum nur eines: die Sammlung der Briefe an den Ehemann. Eine nähere Beschäftigung mit Leben und Werk von Frauen, die in früheren Jahrhunderten in außereuropäische Gebiete gereist sind, zeigt, daß jüngere wie ältere, reiche, aber auch wenig wohlhabende, verheiratete wie unverheiratete, Frauen, die (noch) keine Kinder hatten, wie Mütter von halbwüchsigen oder erwachsenen Kindern, solche Abenteuer wagten. Viele brachen alleine auf, manche wurden von einer Tochter begleitet, wieder andere durchzogen die Welt gemeinsam mit dem Ehemann oder anderen, meist männlichen Begleitern.

Die »weiblichen« Reisen verlaufen in vieler Hinsicht anders als die der nicht zuletzt aus der Jugendliteratur bekannten männlichen Forscher, Entdecker oder Abenteurer. Frauen leiten weder großangelegte Expeditionen, noch entdecken sie den Europäern ihrer Zeit unbekannte Kontinente, Seewege, Rohstoffvorkommen oder Völker, sie sind nicht als Eroberinnen oder Kauffrauen unterwegs und eher selten als Spioninnen, Diplomatinnen oder Missionarinnen. Und viele wissen mit kleinem Budget zu wirtschaften wie die weltreisende Ida Pfeiffer mit »Summen, welche einen Fonds bildeten, mit dem Reisende wie der Fürst Pückler-Muskau oder wie Chateaubriand und Lamartine höchstens auf einer vierzehntägigen Badereise ausgekommen wären, die mir, der einfachen Pilgerin, aber zu zwei-und dreijährigen Fahrten genügend schienen und, wie die Folge zeigte, es auch waren«.14

Dennoch - vielleicht aber auch deshalb - sind viele der von Reisendinnen hinterlassenen Schriften noch immer faszinierend zu lesen. Im Laufe der Jahrhunderte nahm diese Literatur einen beachtlichen Umfang an: Tagebücher, Briefe, Reiseberichte, Autobiographien, Erzählungen, Romane, wissenschaftliche Arbeiten verschiedener Disziplinen. Häufig halten ihre Autorinnen die Reiseeindrücke auch im Bild fest: Anhand von Zeichnungen, Stichen, Aquarellen oder Ölbildern und ab Mitte des letzten Jahrhunderts mit photographischen Verfahren vermitteln sie in Ausschnitten, wie sie die Teile der Welt sahen, die sie bereisten: Sie richteten ihre Aufmerksamkeit auf Schmetterlinge und Käfer, Steine und Moose, ethnographische Gegenstände aus aller Welt.

Der Aufbruch, den diese Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen wagten, bestimmte oft die gesamte weitere Biographie – ihre Lebensreise wurde zum Reiseleben. Was den doppelten Versuch angeht, äußere Grenzen zu überschreiten, natürliche und gesellschaftliche Hindernisse zu überwinden, können alle Reisendinnen auf Erfolge verweisen -jedoch stellt sich die Lage komplexer dar, wenn es um innere Grenzen und Begrenztheiten geht: Nicht wenigen unter ihnen blieb das Bewußtsein von der »Unterlegenheit des weiblichen Geschlechts« oder von » der natürlichen Bestimmung« der Frau ebenso anhaften wie das von der» Überlegenheit der weißen Rasse«. Der gewöhnliche Eurozentrismus oder Rassismus ihrer jeweiligen Zeit findet sich nur allzuoft in den Schriften reisender Frauen, geht zum Teil widersprüchliche Allianzen mit dem Klassenstandpunkt der Aristokratin oder Bildungsbürgerin ein. Darüber hinaus: Im Prinzip waren alle im folgenden vorgestellten Reisendinnen, bewußt oder unbewußt, direkt oder indirekt, Nutznießerinnen von Kolonialismus und Imperialismus. Sie bedienten sich zumindest, wenn auch notwendigerweise, der in diesem Zusammenhang entstandenen Infrastruktur, der europäischen Einrichtungen und Außenposten. Das bedeutete gerade dann, wenn sie nicht reisten, um an dieser Macht teilzuhaben, ein Leben im, in der Regel unausgesprochenen, Widerspruch.

Das Wort »reisen« leitet sich von althochdeutsch » risan« her, d. h. aufstehen, sich erheben, aufbrechen zu kriegerischer Unternehmung. Einen Kampf gegen das Frauenbild ihrer Zeit, überhaupt gegen die Reduzierung aller Frauen auf ein ausschließliches Dasein als Mutter, Haus- und Ehefrau, haben alle Reisendinnen geführt. Die Bedeutungen, die hinter den englischen und französischen Entsprechungen für »reisen« stehen, verweisen auf die in diesem Aufbruch enthaltenen Begrenzungen: »Journey« geht auf das lateinische »diurnum« zurück - so viel, wie ein Mensch an einem Tag schafft, »travel« leitet sich vom französischen »travail« ab, was Mühe, Arbeit bedeutet, und »voyage« leitet sich vom lateinischen » viaticum« her, womit das für den Weg (via) Notwendige bezeichnet wird.15 So gesehen, ist reisen als mühe- und gefahrvoller Prozeß zu verstehen, als Arbeit an sich selbst wie in Auseinandersetzung mit der (Männer-)Welt, mit der eigenen wie der fremden Kultur. Der Erfolg der Reisendin hängt dabei nicht zuletzt davon ab, ob sie über die notwendige materielle, vor allem aber geistige Wegzehrung verfügt - und auch dann ist das Ziel, das allenfalls bedingt als geographischer Ort benennbar ist, nur in Tagesetappen, in vielen einzelnen Schritten, zu erreichen. Der Aufbruch, der Weg, die Reise bleibt häufig das Ziel. Die Reisende wird erkennbar nicht als die strahlende Heldin, die alle Abenteuer unbeschadet, ja siegreich übersteht, sondern als Suchende, die auch auf Irrwege und Abwege gerät, mit historischem Abstand betrachtet. Allerdings: Diese Frauen haben den Aufbruch und das Abenteuer eines eigenen Lebens gewagt.

"Lauf! Geh!
Nur zum Bersten hält die Wolke inne,
und nur zum Weinen
bleibt der Abenteurer stehn!

Quelle: Lydia Potts (Hrsg.) : Aufbruch und Abenteuer. Frauen-Reisen um die Welt ab 1785. Frankfurt a.M., Fischer, 1995.


*Nachbemerkung: So ändern sich die Zeiten: Anno 1995 bemühte sich die gute L.P. noch, auch sprachlich heraus zu stellen, daß es sich um weibliche Reisende handelte und erfand zu diesem Zweck das Kunstwort "Reisendinnen". Ein Vierteljahrhundert später tun die politisch korrekten Gutmenschen alles, um solche Unterschiede zu verwischen: Aus Lehrern und Lehrerinnen werden "Lehrende", aus Studenten und Studentinnen "Studierende" usw. Dikigoros wird nicht mehr mit erleben, daß man - oder frau - daraus eines schönen Tages "Lehrendinnen" bzw. "Studierendinnen" machen wird; aber er kann sich nicht vorstellen, daß dieser Irrsinn - über den er an anderer Stelle (in den Fußnoten) mehr schreibt - ewig so weiter gehen kann. Denn von der Sprachverhunzung - die schlimm genug, aber längt nicht das schlimmste daran ist - ganz abgesehen, wird die Natur die Träger, Trägerinnen, Tragende und Tragendinnen der Theorie, daß es keinen Unterschied zwischen Männlein und Weiblein gibt, über kurz oder lang gnadenlos ausmerzen.


[1] Vgl. Jayawarden, Kumari, Feminism and Nationalism in the Third World (London: 1986) 20.

[2] Donner Herbert, Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die ältesten Berichte christlicher Palästinapilger (Stuttgart, 1979) 74.

[3] Donner 75.

[4] Ohler, Norbert, Reisen im Mittelalter (München, 1986) 204.

[5] Dreschner, Karl-Heinz, Das Kreuz mit der Kirche (München, 1986) 137.

[6] Vgl.Collis, Louise, Leben und Pilgerfahrten der Margery Kempe. Erinnerungen einer exzentrischen Lady (Berlin, 1986) 131.

[7] Vgl. Bates, E.s., Touring in 1600. A Study in the Development of Travel as a Means of Education (New York, 1911) 209 ff.

[8] Elkar, Rainer S., „Reisen bildet. Überlegungen zur Sozial- und Bidlungsgeschichte des Reisens während des 18. und 19. Jahrhunderts“, in Karsnobaev/Robel/Zeman, Reisen und Reisebeschreibungen im 18. Jahrhundert als Quellen der Kulturbeziehungsforschung (Berlin, 1980) 56 ff.

[9] Weigel, Sigrid, Ulrike von Kleist. Lebens-Spuren hinter dem Bild der Dichter Schwester, in: Pusch, Schwestern berühmter Männer (Frankfurt/M., 1985) 249ff.

[10] Dreschner, 137.

[11] Zäunemann, Sidonia Hedwig, Curieuser und immer währender Astronomisch-Meteorologisch-Oeconomischer Frauenzimmer Reise-und Hand Kalender ... Mit einer Vorrede von Mlle. Sidonia Hedwig Zäunemannin, 6. Aufl. (Erfurt 1737).

[12] Becker-Centarino, Barbara, Der lange Weg zur Mündigkeit. Frau und Literatur (1500-1800) (Stuttgart, 1987) 271.

[13] Pfeiffer, Ida, Reise nach Madagaskar (Marburg, 1980) 24.

[14] Pfeiffer, 26.

[15] Vgl. Ohler, 12.


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