Kriegspropaganda in den Medien - ein kleiner Leitfaden

Die berühmten 10 Regeln der Kriegspropaganda

von THOMAS RÖPER {Anti-Spiegel, 17. April 2021}

Bilder, Links und Anmerkungen: Nikolas Dikigoros

Wer die Medienberichte im Westen verfolgt, der muss feststellen, dass unsere deutschen, freien, objektiven und kritischen Medien Kriegspropaganda betreiben. Es gibt die berühmten 10 Regeln der Kriegspropaganda, an denen man es leicht überprüfen kann.

Die 10 Regeln der Kriegspropaganda wurden von der Historikerin Anne Morelli in ihrem Buch „Die Prinzipien der Kriegspropaganda“ aufgelistet. Wir sehen uns diese Regeln nun einmal an. Dabei werden wir sehen, dass unsere Mainstream-Medien sie exakt befolgen. Dazu zeige ich zuerst ein Beispiel für Kriegspropaganda im Spiegel, danach kommen wir zu den 10 Regeln der Kriegspropaganda.

Kriegspropaganda im Spiegel

Gerne werden bei Propaganda Einzelschicksale dargestellt, mit denen sich der Empfänger der Propaganda, also der Leser bzw. Zuschauer, identifizieren kann. Es geht ja darum, die Emotionen anzusprechen.

So macht es der Spiegel zum Beispiel in seiner von Bill Gates finanzierten Rubrik „Globale Gesellschaft“ mit der Reihe „Tagebuch aus Syrien„, in der der Spiegel angeblich ein Tagebuch einer syrischen Familie in einem Flüchtlingslager veröffentlicht. In Wirklichkeit wird dieses "Tagebuch" aber in der Redaktion in Hamburg geschrieben, wie man beim genauen Lesen sehen kann, denn der Spiegel hat mal dazu geschrieben:

"Der SPIEGEL hält seit Februar Kontakt zu den Hajj Abdos, begleitet ihr Leben als Vertriebene im eigenen Land. Die Aufzeichnungen entstehen aus Telefonaten, Videos und WhatsApp-Nachrichten, die ein Vermittler vor Ort übersetzt."

Der Spiegel sagt selbst, dass die „Aufzeichnungen“ aus Gesprächen und WhatsApp-Nachrichten entstanden sind, die jemand "vor Ort" übersetzt. Der Spiegel hat also nicht einmal direkten Kontakt zu der Familie, präsentiert seinen Lesern aber deren angebliches "Tagebuch", das mit ergreifenden Berichten die Emotionen der Leser ansprechen soll. Übrigens hat die Familie, die in einem Flüchtlingslager lebt, vor allem Angst vor Corona und nicht etwa vor schlechter Versorgung mit Lebensmitteln, Gewalt oder der Tatsache, dass die Kinder nicht einmal normal zur Schule gehen und eine elementare Bildung bekommen können.

Das ist ein Beispiel für Kriegspropaganda, die mehrere Zwecke erfüllt. Das angebliche Tagebuch spricht die Emotionen der Leser an und man kann je nachdem, was gerade gewollt ist, Putin oder Assad als "Schlächter" bezeichnen oder - weil Bill Gates die ganze Welt impfen möchte - erzählen, dass Corona die größte Gefahr in einem von Al-Qaida in Idlib gehaltenen Flüchtlingslager ist.

Nun kommen wir zu den 10 Regeln der Kriegspropaganda.

Regel 1: Wir wollen den Krieg nicht

Der Westen will angeblich nie Kriege. Trotzdem führt er mehr Kriege, als alle anderen Staaten zusammengenommen. Deutschland kämpft in Mali für die Versorgung der französischen Atomkraftwerke mit Uran (offiziell natürlich gegen Terroristen). Deutschland hat 20 Jahre in Afghanistan gekämpft, das ist so lange, dass die meisten schon vergessen haben, worum es dabei überhaupt ging. Deutschland ist seit über 20 Jahren militärisch im Kosovo aktiv, um die Demokratie aufzubauen, aber dort regiert unter dem Schutz der Bundeswehr immer noch die albanische Mafia. Und so weiter und so fort.

Alle diese - und auch die anderen - Kriege des von den USA dominierten Westens im Irak, in Syrien, Libyen und so weiter haben alle eines gemeinsam: Der Westen wollte sie natürlich alle nicht, er wurde von den bösen Machthabern zum Krieg gezwungen. So ist die offizielle Leseart jedes Mal, dabei hat keiner der "Machthaber" jemals ein Land des Westens angegriffen.

Es war immer umgekehrt, der Westen hat angegriffen.

Aber: "Wir wollen den Krieg nicht!"

Regel 2: Das gegnerische Lager ist der alleinige Verantwortliche des Krieges

Siehe Punkt eins. In Syrien ist angeblich Assad für den Krieg verantwortlich, dabei verschweigen die Medien im Westen konsequent die CIA-Operation "Timber Sycamore", mit der die CIA den Krieg losgetreten hat. Wenn das für Sie neu ist, ist das kein Wunder. Der Spiegel zum Beispiel hat nie darüber berichtet, wie man bei einer Suche im Spiegel-Archiv unter dem Begriff "Timber Sycamore" sehen kann. Dabei sind die entsprechenden Unterlagen der CIA schon vor Jahren in Washington veröffentlicht worden. Wenn das für Sie neu ist, lesen Sie es hier nach.

So wird es immer gemacht. So war es beim Irak, bei Libyen und allen anderen Kriegen, in denen der Westen kämpft. Die Schuld wurde der anderen Seite gegeben, wobei verschleiert wurde, dass der Westen die Kriege selbst angefangen hat.

Regel 3: Der Führer des gegnerischen Lagers hat das Angesicht des Teufels

Das ist der Klassiker. Die Wortwahl ist entscheidend. Putin, Assad und wer auch immer sind "Potentaten", "Autokraten", "Diktatoren" usw., die alle Todsünden der Welt begehen. Wenn ein Krieg unmittelbar bevorsteht, bringen die Medien - um die Bevölkerung kriegsbereit zu machen - die unvermeidlichen Formulierungen vom "Zweiten Hitler", vor dem die Welt gerettet werden muss. Natürlich haben die Feinde keine "Regierungen", es sind "Regimes". Mit all diesen Formulierungen wird der "Feind" entmenschlicht, die Öffentlichkeit soll Hass empfinden und bereit sein, einen so bösen Menschen auch um den Preis tausender Menschenleben zu stürzen.

Das ist das, was man auf Neudeutsch "Hatespeech" nennt und was die selben Medien, die diese Hass-Propaganda gegen ungeliebte Regierungschefs einsetzen, sonst immer ganz doll schlecht finden.

Regel 4: Wir verteidigen eine gute Sache und keine Sonderinteressen

Natürlich wollten die USA dem Irak Menschenrechte, Demokratie und Wohlstand bringen. Um die Ölquellen, die sich US-Konzerne gesichert haben, ging es natürlich nicht. Auch nicht in Libyen, wo sich Frankreich (eine der treibenden Kräfte in dem Krieg) viele er Ölquellen gesichert hat. Und in Mali geht es um den Kampf gegen den Terror, nicht um das Uran, von dem die französische Atomindustrie abhängig ist. Und natürlich geht es auch in Syrien nicht um Öl oder den einzigen russischen Flottenstützpunkt im Mittelmeer, es geht nur um Demokratie, Menschenrechte und Wohlstand.

Überall da, wo eine Regierung dem Westen kritisch gegenübersteht und wo darüber hinaus auch noch Bodenschätze sind (oder wo man einem der Hauptfeinde China und Russland schaden kann), da findet der Westen Demokratie und Menschenrechte ganz wichtig. Wenn eine Regierung aber pro-westlich ist und dem Westen Zugang zu den Bodenschätzen erlaubt, wie z.B. die absolutistisch regierende saudische Diktatur, dann sind Demokratie und Menschenrechte nicht so wichtig.

Hier liegt übrigens der Schlüssel zum Verständnis, warum Russland, das unter Jelzin ein politischer Freund war, unter Putin wieder zum Feind Nummer eins geworden ist: Unter Jelzin hatten sich die westlichen Konzerne die Kontrolle über das russische Öl und Gas gesichert. Putin hat das bis 2003 beendet und damit war er schlagartig der Bösewicht Nummer eins. Das steht zwar so nicht in den "Qualitätsmedien" zu lesen, aber es war tatsächlich so banal.

Regel 5: Der Feind begeht wissentlich Gräueltaten; wenn wir hingegen Grenzen überschreiten, geschieht dies unabsichtlich

Das erleben wir ständig. Wenn die USA in Afghanistan unbestritten ein Krankenhaus bombardieren, dann sind das "Kollateralschäden", und es war ein Versehen. Niemand wird bestraft, die "Qualitätsmedien" vergessen das Thema schnell wieder, und sie fordern keine Aufklärung.

Andererseits reicht es aus, wenn irgendwer ohne Belege behauptet, Russland oder Syrien hätten ein Krankenhaus bombardiert, und schon berichten die Medien im Westen nicht nur tagelang, sondern auch danach immer wieder, damit die Öffentlichkeit nicht vergisst, wen sie hassen muss.

Regel 6: Der Feind benutzt unzulässige Waffen

Auch das ist ein Klassiker. Wir alle haben oft gehört, dass Assad "Fassbomben" einsetzt. Niemand weiß so genau, was das eigentlich ist, aber es klingt schön böse. Dabei setzen die USA laufend Fassbomben ein, nur dass sie "Streubomben" genannt werden und die "Qualitätsmedien" darüber fast immer verschämt schweigen, denn diese Waffen sind international geächtet. Ob Assad diese Waffe einsetzt, ist gar nicht bewiesen, aber die Medien haben sich vorsorglich ein eigenes Wort dafür ausgedacht, damit die Leser gar nicht erst auf die Idee kommen, der Westen könnte solche Waffen auch einsetzen. ´Das tut er aber ständig.

Regel 7: Wir erleiden nur geringe Verluste; die Verluste des Feindes sind riesig

Diese Regel gilt erst, wenn der Krieg in seine heiße Phase gekommen ist. Vor dem Krieg gilt sie umgekehrt. Vor dem Krieg wird gemeldet, der Feind sei aggressiv und habe z.B. bei Verstößen gegen eine Waffenruhe wieder soundso viele "unserer" Soldaten getötet. Damit soll die Öffentlichkeit auf einen Krieg vorbereitet werden.

Das können wir seit Jahren in der Ukraine beobachten. Die "Qualitätsmedien" melden, immer wenn es dort "heiße" wird, dass die Rebellen soundso viele ukrainische Soldaten getötet hätten. Dabei verschweigen sie, dass dem meistens ukrainischer Beschuss auf Wohngebiete vorausgegangen ist, bei dem Zivilisten getötet wurden.

Das erfährt man aber von den "Qualitätsmedien" nicht, dazu muss man die Berichte der OSZE lesen. Dass die OSZE beispielsweise im November 2020 einen Bericht vorgestellt hat, in dem sie mitteilt, dass fast 75% der zivilen Opfer im Donbass auf das Konto der ukrainischen Streitkräfte gehen, halten die "Qualitätsmedien" für nicht erwähnenswert.

Regel 8: Die Künstler und Intellektuellen unterstützen unsere Sache

Achten Sie mal darauf, wie oft in den Medien Prominente zu Wort kommen, die die westlichen Kriege aus moralischen Gründen gut finden. Sie haben sich in den letzten Jahren gegen Assad, Gaddafi oder Saddam ausgesprochen. Besonders deutlich wird das in amerikanischen Medien.

2019 haben hat in der kolumbianischen Grenzstadt Cucuta ein prominent besetztes „Benefizkonzert“ für Venezuela stattgefunden. Mitten im Dschungel sind berühmte Künstler aufgetreten, um gegen Maduro zu singen. Praktischerweise direkt neben der dortigen Basis des US-Militärs.

Und für Navalny haben beispielsweise im April 2021 westliche Promis einen offenen Brief an Putin geschrieben. Wahrheiten hat der keine enthalten, und wahrscheinlich hat ihn auch kaum jemand gelesen. Wichtig war nur, dass man die Namen der Prominenten in den Überschriften der Medien nennen konnte, die gegen Putin sind.
{Anm.: Stars? Von den 80 Unterzeichner*innen Unterzeichnenden Unterzeichnethabenden kannte Dikigoros gerade mal ein halbes Dutzend, und von denen ist die Hälfte schon scheintot - aber er ist halt hoffnungslos von gestern :-}

Es gibt ungezählte Beispiele für diese Methode der Kriegspropaganda.

All das hat aber nichts mit Politik zu tun, welcher Politiker interessiert sich für die Meinung eines Sängers? Diese Meldungen haben nur den Sinn, der Öffentlichkeit das Gefühl zu geben, dass die Position des Westens moralisch korrekt ist und damit sollen die Fans der Stars entsprechend beeinflusst werden und ihrem Idol folgen. Es geht nur um Emotionen, nicht um die Sache.

Regel 9: Unser Anliegen ist etwas Heiliges

Der heilige Bill Clinton

Natürlich, schließlich geht es ja angeblich um die „heiligen“ Werte des Westens, also um Demokratie und Menschenrechte. Dafür darf man auch Menschen töten.

In der Weltgeschichte ist das wohl das älteste Mittel der Kriegspropaganda. Im alten Rom musste man den Barbaren die Zivilisation bringen, natürlich ging es nicht um die Bereicherung der Feldherrn. Caesar zog als praktisch bankrotter Mann nach Gallien und kam steinreich zurück.

Später mussten die Spanier den "Wilden" in Amerika den rechten Glauben bringen, damit diese nicht in der Hölle schmoren, in die die Spanier sie bei der Gelegenheit geschickt haben. Um das Gold ging es natürlich nicht. Und das britische Empire hat den "rückständigen" Kolonien wieder die Zivilisation bringen wollen, denn die armen, rückständigen Menschen in den Kolonien konnten sich ja nicht selbst regieren.

Was ich hier so ironisch schreibe, ist wahr. Sie können es in den Dokumenten aus den entsprechenden Perioden nachlesen. Es gab immer einen "heiligen" Grund dafür, dass man dringend in den Krieg musste.

Und heute sind die "heiligen" Anliegen eben Demokratie, Menschenrechte, Frauenrechte und so weiter. Es ist immer noch das gleiche Prinzip, wie in der Antike, nur das "heilige" Anliegen verändert sich ab und zu.

Regel 10: Wer unsere Propaganda in Frage stellt, ist ein Verräter

Heute ist das Wort „Verräter“ nicht mehr aktuell. Man sagt heute wahlweise „Putin-Versteher“, „Kreml-Troll“, „Verschwörungstheoretiker“, „Anti-Amerikanismus“ und was sonst noch aktuell für Bezeichnungen kursieren. Wer anderer Meinung ist, wird verteufelt und ausgegrenzt. Aber eines haben alle diese Bezeichnungen gemein: Sie bezeichnen den genannten Menschen als Gegner der „westlichen Werte“ oder der Demokratie. Ergo: Es ist ein Verräter.

Es ist schockierend, aber die deutschen Medien betreiben tatsächlich Kriegspropaganda wie in den dunkelsten Zeiten der Geschichte. Und das nicht erst seit gestern, das geschah schon 1991 im Ersten Golfkrieg mit der Brutkastenlüge und wurde seit dem nicht etwa weniger, es wurde im Gegenteil mehr und die Techniken wurden immer weiter verfeinert.

Meinen Sie, es ist Zufall, wenn die Medien exakt nach dem Lehrbuch für Propaganda arbeiten?


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