Im Sommer dieses Jahre - man erinnert sich noch an den gewaltigen Sicherheitsaufwand - haben im Ostseebad Heiligendamm die sog. G-8-Staaten (das sind die größten Industriestaaten der Welt) beschlossen, für Afrika eine neues Programm zur Bekämpfung von Krankheiten (Aids, Malaria) aufzulegen. Dagegen gibt es wenig zu sagen. Eine gute Sache.
Man fragt sich nur, warum diese Menschheitsgeiseln nicht längst auch in Afrika ausgerottet sind, wo dies doch in anderen Kontinenten schon gelungen ist?
Hilfe macht lethargisch. Es ist Zeit, endlich von einigen Klischees Abschied zu nehmen: Vor allem von dem Schuldgefühl des Westens gegenüber der »Dritten Welt«. Uns geht es nur deshalb gut, weil es denen schlecht geht - das ist eine Melodie, die von Gutmenschen ständig intoniert wird. Doch dieser Selbstvorwurf ist nicht nur falsch, er stiftet auch noch Unheil. Tatsache ist: Seit den letzten 50 Jahren sind aus den westlichen Industriestaaten 2,3 Billionen US-Dollar (das sind 2300 Milliarden!) in die »Dritte Welt«, vor allem nach Afrika geflossen.
Während in anderen Entwicklungsregionen, vor allem Asiens, ein deutlicher, ja teilweise steiler Aufschwung gelungen ist, verharrt Afrika weiter in Unterentwicklung und Armut, ja, die Zustände sind dort heute teilweise schlechter als in der Kolonialzeit. Sieht man die Dinge nüchtern, dann kann man nicht umhin, festzustellen: »Die afrikanischen Länder sind die korruptesten und undemokratischsten Länder der Welt« (so der SPIEGEL, 11.6.07).
Vielen Afrikanern ist inzwischen bewusst geworden, dass ihnen die Entwicklungshilfe mehr schadet, als nutzt. So schrieb der afrikanische Literatur-Nobelpreisträger Wole Soyinka: »Ohne Hilfe müssten sich unserer Bonzen um andere Geldquellen bemühen, Sie müssten Handel betreiben und Steuern einnehmen, Sie müssten ihre Regimes reformieren, womöglich sogar demokratisieren.«.
Dieser Tage wurde ein Buch über den Kongo veröffentlich, das deutschen Politikern zur Pflichtlektüre gemacht werden sollte: ”Der alltägliche Ausnahmenzustand. Kongo im Chaos« (Albrecht Heise, Picus Verlag, Wien, 169 Seiten, 14,90 Euro). Der Autor schildert, wie man 1960, als der Kongo gerade unabhängig geworden war, mit dem Auto das ganze Land, das immerhin so groß ist wie Westeuropa, bereisen konnte, und zwar auf gut ausgebauten Straßen. Inzwischen ist von diesen Straßen so gut wie nichts übrig geblieben. Von wechselnden Regimes, wurde das an Bodenschätze so reiche Land immer mehr herunter gewirtschaftet.
Deutschland hatte sich im vorigen Jahr einen vier Monate dauernden Bundeswehreinsatz 56 Millionenen Euro kosten lassen. Die deutschen Soldaten sollten helfen, dass die Wahlen im Kongo einigermaßen ordentlich abliefen. Sie haben ein Zeltlager aufgebaut und waren da. Sonst nichts. Muss die deutsche Regierung für solche Alibi-Aktionen 56 Millionen Euro ausgeben?
In den letzten 25 Jahren hat das westafrikanische Land aus der Erdölförderung 300 Milliarden (!) US-Dollar eingenommen. Trotz dieser enormen Einnahmen: Den Menschen in Nigeria geht es heute schlechter als je zuvor. Frage: Wo ist das Geld geblieben, was wurde damit gemacht? Der französische Publizist Stephen Smith stellte die Frage: Was würde aus Nigeria werden, wenn man dessen Bevölkerung gegen die von Japan austauschte? Um Nigeria, den schwarzen Riesen in Afrika brauchte man sich dann keine Sorgen mehr zu machen.
Rupert Neudeck, der sich über Jahrzehnte in humanitären Projekten der Dritten Welt engagiert hatte (Flüchtlingsschiff »Cap Anamur«) nannte das Buch Heises nicht das Buch eines Rassisten, sondern eines Mannes, dem alle Illusionen genommen wurden.
Ein solche Programm, unter Kontrolle der UNO, wäre es wert, sich in Afrika zu engagieren. Aber so weiter zu machen wie bisher, ist nicht zu verantworten.
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