Vom epischen Scheitern der Energiewende

von Manfred Haferburg* (Die Achse des Guten, 04. Dezember 2023)

Bilder, Anmerkungen und ergänzende Links: Nikolas Dikigoros

Jeder Deutsche - vom Baby bis zum Greis - hat etwa 12.000 Euro für die Energiewende gezahlt. Bekommen hat er dafür höhere Strompreise, Mieten und Produkte, De-industrialisierung und Versorgungs-Unsicherheit. Das Land ist wieder von Kohle abhängig. In Dubai sind die Vorreiter jetzt vom toten Pferd geholt worden.

Kein Land der Welt hat mehr Geld für den Umbau seines Stromsystems in Richtung der so genannten "erneuerbaren Energie" ausgegeben - nämlich weg von Kernenergie und fossilen Energieträgern hin zu Biopflanzen, Wind und Sonne. Wie viel Geld, weiß kein Mensch genau, und es wird systematisch verschleiert. Wenn man den Wert der voll funktionstüchtigen, aber verschrotteten Kraftwerke mit einbezieht, dürfte eine Billion Euro eine recht realistische Schätzung sein. Das aber heißt, dass jeder Deutsche - vom Baby bis zum Greis - etwa 12.000 Euro für die Energiewende gezahlt hat. Rechnet man nur die Steuerzahler, kommt man auf mehr als 20.000 Euro pro Nase.

Die Begründung war, dass unbedingt der Ausstoß des Spurengases Kohlendioxid reduziert werden muss. Da sahen sich die Deutschen als Vorreiter, denen die ganze Welt folgen würde, da ein reiches Land den Erfolg der Energiewende vorleben muss. So ging eine ganze Nation mit deutscher Gründlichkeit daran, Unsummen in die Transformation der Stromerzeugung zu investieren. Erst wurde der Kernenergie der Garaus gemacht, dann sollte die Kohle und das Gas drankommen. Das Heilsversprechen war, dass man erst mal ein bisschen Geld investieren muss, so der Gegenwert einer Eiskugel pro Monat, aber dann sinkt der CO²-Ausstoß, und der Strom wird ganz billig. Wer es wagte, etwas anderes zu meinen, wurde als umstritten, Energiewende-Hasser, Klimaleugner und gar Staats-Delegitimierer verunglimpft.

Ein Salto rückwärts in die Kohleverstromung

Nach zwanzig Jahren Energiewende sehen wir nun das Resultat dieser Politik - ein Salto rückwärts in die Kohlestromerzeugung. Ja, es gibt Tage, da weht ein guter Wind, und die Hitze der Mittagssonne flimmert über den Solarpaneelen der deutschen Energie-Industriebrachen, bedeckt mit Energiemais, tausenden von gigantischen Windmühlen und furchterregenden Glaswüsten auf Stelzen. An solchen Tagen schafft die transformierte Stromerzeugung mal, die Hälfte des Bedarfs zu decken. Aber es gibt eben auch viele Tage wie den ersten Dezember 2023. Ein Tag inmitten einer der gefürchteten Dunkelflauten.

Dann flimmert nicht die Sonne über den Paneelen, und die Windmühlen drehen sich nicht munter im Wind, sondern die Kohle- und Gaskraftwerke laufen auf Hochtouren, um dafür zu sorgen, dass der Strom aus der Steckdose kommt. Und mit dem Hochlaufen der konventionellen Kraftwerke steigt der CO²-Ausstoß, und die Pferde der Vorreiter kommen ins Straucheln.

Am ersten Dezember 2023 schafften die "Erneuerbaren" im Schnitt einen Beitrag zur Stromerzeugung von 7,69%. Den Rest von 92,3% mussten die Kohle und Gaskraftwerke erzeugen, was sie aber nicht ganz schafften. Es wurde Strom aus den Nachbarländern Tschechien, der Schweiz und Frankreich importiert, der auch mit Kernkraftwerken produziert wurde – was übrigens die deutsche CO²-Bilanz verbesserte.

Gut aufgehoben im Kreis der CO²-Schmutzfinken

Wie steht es nun aber mit dem niedriger werdenden CO²-Ausstoß der großen Vorreiter? Seit dem 30.11. haben wir in Deutschland eine Dunkelflaute mit niedrigen Temperaturen und hohem Strombedarf. Die Kühltürme der konventionellen Kraftwerke dampfen volle Pulle. Deutschland stieß am 1.12.2023 sage und schreibe 786 g CO² pro kWh (Gramm CO² pro produzierter Kilowattstunden) aus und belegte an diesem Tag den drittletzten Platz vor Polen und den Faröer Inseln. Frankreich, das auf Kernkraftwerke setzt, kam hingegen an diesem Tag mit seiner Stromproduktion auf einen CO²-Ausstoß von 91 g CO² pro kWh. Damit hat der Vorreiter Deutschland am 1.12.2023 8,6-mal so viel CO2 ausgestoßen wie Frankreich.

Der Fairnis halber muss man zugeben, dass beim CO²-Ausstoß über das ganze Jahr gesehen ein Deutscher einen nur viermal so großen CO²-Fußabdruck hat wie sein französischer Nachbar. Aber immerhin - viermal so viel für eine Billion Euro. Dafür hätte man 100 Kernkraftwerke vom Typ Olkiluoto bauen können - Baukostenerhöhung eingerechnet. Und man wäre ein echter Vorreiter.

Ein Bataillon deutscher Klimaschützer erfolglos in Dubai

Wen wundert es da noch, dass selbst bei der Weltklimakonferenz, zu der die Vorreiter der deutschen Regierung in Bataillonsstärke einritten, die Vertreter von 22 Staaten, darunter 13 europäische Länder wie Frankreich, Polen, Tschechien, Schweden, Finnland, die Niederlande, Belgien, Slowenien, die Slowakei, Rumänien, Ungarn, aber auch Großbritannien und Moldau, Kanada, USA, Japan (!), Korea, die Arabischen Emirate [...] Marokko, Ghana und die Mongolei (!) mit dem Ziel verbündet haben, die Atomkraft bis 2050 zu verdreifachen. Sogar die Ukraine ist mit von der Partie. Wie ist das nur mit der feministischen Außenpolitik zu vereinbaren, wo doch Annalena die Ukraine unterstützt - egal was ihre Wähler denken.

Zu den Unterzeichnern der Deklaration gehören neben dem US-Gesandten John Kerry auch die Staats- und Regierungschefs von 13 europäischen Ländern. "Man kann das Ziel von Netto-Null Treibhausgas-Emissionen bis 2050 ohne Atomkraft nicht erreichen", erklärte John Kerry, der Sondergesandte von US-Präsident Joe Biden vor den Staatschefs: "Das hat nichts mit Politik oder Ideologie zu tun, das ist reine Wissenschaft: Mathematik und Physik." Er gab das Mikrofon weiter an Emmanuel Macron. "Von diesem Treffen geht ein extrem machtvolles Signal in die Welt hinaus", sagte der französische Präsident. Es ermutige "die vielen Länder, die in die Kernenergie und besonders in die neue Generation von modularen Kleinstreaktoren investieren wollen."

Tschechiens Premier Petr Fiala kündigte an, den Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung bis 2050 auf 50% zu steigern. Er nannte die Kernenergie "eine sichere, verlässliche, saubere und effiziente Energiequelle." Polens Präsident Andrzej Duda kündigte an, den Ausbau der Kernenergie Anfang 2025 zum Schwerpunktthema der polnischen EU-Ratspräsidentschaft machen zu wollen.

Der Chef der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), Rafael Mariano Grossi, und Belgiens Premier Alexander De Croo luden für den 22. März 2024 zum ersten "Welt-Nuklear-Gipfel" nach Brüssel ein: "Vertreter aus Nord- und Südamerika, Asien, Afrika - alle werden da sein", sagte Grossi.

Lange Gesichter bei den Vorreitern

Ein Blick auf die Elektrizitätskarte Europas hätte den Deutschen gezeigt, dass Länder mit Kernkraftwerken den saubersten Energiemix haben. Aber sie zerstören mit deutscher Gründlichkeit lieber weiter ihre Kernkraftwerke, um mit gigantischen Energiemonstern das Land zu verschandeln.  

Mit der Nuklear-Deklaration hatten die deutschen Vorreiter auf der 28. Weltklimakonferenz nicht gerechnet. Thema der Verhandlungen war es nach ihrem Glauben, ob das Ziel einer Verdreifachung von Erneuerbaren Energien bis 2030 in das Schlussdokument aufgenommen werden soll. Die Pro-Atomstaaten können in Dubai jetzt aber einfordern, dass der Erneuerbaren-Passus nur dann in die Schlussvereinbarung der Klimakonferenz aufgenommen wird, wenn dort gleichberechtigt auch die Verdreifachung der Atomkraft als Ziel formuliert wird. Die Schlussverhandlungen dazu stehen am 12. Dezember an.

Die Bedeutung der Dubai-Deklaration "kann gar nicht überschätzt werden", kommentierte die oberste Atomkraft-Lobbyistin Sama Bilbao y León, Generaldirektorin der World Nuclear Association. Wenn die Staaten ihr Versprechen einlösten, könnten "ganze Volkswirtschaften dekarbonisiert werden und sauberer Strom in jeden Winkel der Welt fließen." Derzeit sind weltweit 60 Atomkraftwerke im Bau, weitere 110 geplant, die meisten davon in Asien.

In den vergangenen zwanzig Jahren seien 108 Reaktoren stillgelegt und 97 neu ans Netz gebracht worden. Derzeit sind auf der Welt 440 Kernkraftwerke in 33 Staaten in Betrieb. Nach Angaben der WNA sind es derzeit 30 Staaten, die die Aufnahme eines Nuklear-Programms erwägen oder konkret planen.

Mit 100 Millionen Dollar gegen den Rest der Welt

Olaf Scholz (SPD) hatte Anfang September noch einmal deutlich gemacht, welche Zukunft dieser einst so wichtige Energieträger hier hat: "Die Kernkraft ist zu Ende. Sie wird in Deutschland nicht mehr eingesetzt", sagte der Kanzler im Deutschlandfunk-Interview. "Das Thema Kernkraft ist in Deutschland ein totes Pferd."

Dafür erntete Deutschland international nur Kopfschütteln: In seiner Eröffnungsrede auf der World Nuclear Exhibition letzte Woche in Paris lästerte der französische EU-Kommissar Thierry Breton über Deutschland. Ihm seien SMR-Meiler (Small Modular Reactors), also Mini-Kernkraftwerke, die derzeit der letzte Schrei in der Branche sind, viel lieber als Kohlekraftwerke, vor allem wenn der Ostwind weht, stichelte er in Richtung Ampel-Regierung und meinte damit den deutschen Strommix aus Kohle und erneuerbaren Energien.

Bundeskanzler Scholz forderte hingegen in Dubai die Verdreifachung des Ausbaus der Erneuerbaren ein. Während sich die Regierungschefs der wichtigsten Länder beim Pro-Atomgespräch in Dubai trafen, faselte er zu diesem Zeitpunkt nur wenige Meter entfernt vor afrikanischen Staatschefs der Initiative "Accelerated Partnership for Renewables in Africa" über den Ausbau Erneuerbarer Energien. Die mussten zuhören, weil Scholzs Kollegin Svenja Schulze einen Koffer mit 100 Millionen Dollar dabei hatte, den sie gern haben wollten.

Man darf gespannt sein, wie Olaf Scholz nach der Rückkehr aus dem sonnigen Dubai ins verschneite Dunkelflautenland den um eine Billion geprellten Wählern erklärt, dass das tote Pferd wieder auferstanden ist und Deutschland sich auf einer energiepolitischen Geisterfahrt befindet, bei der ihm die ganze Welt entgegenkommt. Aber es ist wohl anzunehmen, dass er diese Tatsachen bis zu seiner Ankunft in Berlin bereits wieder vergessen hat und er einfach weiter scholzt.

Mit Sicherheit werden ihn die Medien nicht daran erinnern. Sie werden auch nicht fragen, ob die 100 Millionen nicht besser in der Forschung für Mini-Reaktoren wie den nach Kanada geflüchteten Dual-Fluid-Reaktor, die den Abfall herkömmlicher Kernkraftwerke verbrennen, besser angelegt wären als in SUVs für die Mitglieder afrikanischer Parlamente oder eine neue Yacht für einen afrikanischen Präsidenten.


*Manfred Haferburg studierte an der TU Dresden Kernenergetik und machte eine Blitzkarriere im damalig größten AKW der DDR in Greifswald. Später wurde er zum feindlich-negativen Element der DDR ernannt und verbrachte einige Zeit unter der Obhut der Stasi in Hohenschönhausen. Nach der Wende kümmerte er sich für eine internationale Organisation um die Sicherheitskultur von Atomkraftwerken weltweit und hat so viele AKWs von innen gesehen wie kaum ein anderer.


LESERPOST
(ausgewählt und z.T. leicht gekürzt von Dikigoros

Gunther Laudahn (04.12.2023)
Es sei hier noch einmal der Hinweis erlaubt, daß CO2 keine Auswirkungen auf die natürliche Erderwärmung hat und die ganze "Klimakatastrophe" eine Lüge ist. So genannte "fossile Brennstoffe", also Kohle, Gas und Öl, entstehen ständig neu. Wie wir alle wissen, ist die Prognose des Club of Rome über das Ende der Ölförderung im Jahre 1983 nicht eingetreten. Alle anderen Szenarien auch nicht.

Marc Munich (04.12.2023)
Nun, die "Energiewende" auf Basis von Wind/Solar-oder gar Mondstrom könnte schon funktionieren. Jedoch nicht für aktuelle Zivilisationen bzw. Industriegesellschaften. Sie könnte NUR auf Basis einer dramatisch reduzierten, m.E. WEITAUS MEHR als die Hälfte reduzierten (Welt)Bevölkerung funktionieren. Ich nehme an, dass es sich dabei sogar um eine Zahl UNTER einer Milliarden handeln würde. "Option" einer "elitären" Agenda, wie sie auch Ex-CNN-Besitzer und "Globalplayer" Ted Turner, dem eine Zahl von nur noch ein paar 100-Millionen vorschwebte, wie er in einem Interview so nebenbei bekannte. Vielleicht sind die Grün*innen also gar nicht so beschränkt, wie allgemein angenommen. Es wird schon seinen Grund gehabt haben, warum sich Mutti, die PATIN, Merkel, dazumal plötzlich so an die Frontkobolde in spe so heranwanzte und alsbald der ganze Altparteienapparat zu einer Art internationalsozialistisch-motivierter Kotgrube mutierte. Ich weiß: diese Annahme ist hart und gewagt, aber CORONA war ein Intelligenz-und Lackmustest für vieles. Ich will nicht in das (langsam pathologische anmutende) Deutsch-Bashing von J. Schuster verfallen, aber es ist extrem gefährlich, wenn der "Deutsche Geist" die Chance wittert, als Musterschüler der ersten und letzten Instanz, bei einer "ganz großen, ge(s)chichtsträchtigen Sache", vorneweg dabei zu sein. Es gilt Mr. Spocks Wort in seinem vielsagend-letzten "Das unentdeckte Land"-Startrek, bei der Aufklärung einer Politverschwörung: "Man muss erst einmal das Unmögliche abgrenzen. In dem, was dann noch da ist, und sei's auch noch so unwahrscheinlich, muss die Wahrheit stecken." Apropos: hier nochmal mein gestriger Filmtipp für alle, die den (Un)Geist zeitlos-aktueller Eugenik auf schauspielerisch höchstem (weil der Realität entnommen Niveau präsentiert bekommen wollen. Mafiajäger entlarvt führenden Global-Banker, der schließlich die Maske fallen lässt. Guckst du: "Allein gegen die Mafia Staffel 6 Folge 6 - Part 02 HD Deutsch".

Heiko Engel (04.12.2023)
Deutscher Hypermoralismus und Totalitarismus sind wieder auf erfolgloser Welttournee. Und wieder ist die Regierung grandios gescheitert; und mit ihr das Wählerpack, das diesen Dreck inthronisiert hat [...] (Anm. Dikigoros: Pardon, aber dieses Verbrecherregime hat niemand gewählt; es hat sich vielmehr durch Manipulation bei der Stimmenauszählung an die Macht gebracht. Was ist das für eine Art, die Betrogenen zu beschimpfen statt der Betrüger?!)


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