"JE VOUS AI COMPRIS!"*
CHARLES DE GAULLE

Verräter der Algerien-Franzosen
(*Ich habe euch verstanden!)


[Briefmarke auf Henri IV, den Verräter der 
französischen Hugenotten] [Das 'V' für Verräter: DeGaulle 1958]

Ein Kapitel aus Dikigoros' Webseite
REISEN  ZUM  ANDEREN  UFER

Verrat und Verräter im 20. Jahrhundert

Ende des 16. Jahrhunderts, nach vielen Jahren Bürgerkrieg, beschloß Heini von Navarra, einer der "drei Heinriche", dem Jahre langen Bürgerkrieg zwischen der katholischen Liga und den protestantischen Hugenotten (Verballhornung von "Eidgenossen") in Frankreich ein Ende zu machen. Also verriet er seine protestantischen Glaubensgenossen und trat mit dem später geflügelten Wort "Paris vaut bien une messe [Paris ist eine Messe wert]" zum Katholizismus über. Man kann trefflich streiten, ob dieser Verrat - er beging ihn um des Königsthrons willen - nicht auch sein Gutes gehabt habe, für Frankreich insgesamt (sicher nicht für die Protestanten, die binnen eines Jahrhunderts ausgerottet werden sollten), und ob er deshalb nicht gerechtfertigt gewesen sei. Die meisten Franzosen von heute beantworten diese Frage mit "ja" - aber sie sind voreingenommen, denn sie sind ja durch die Bank Katholiken. Auch Dikigoros ist katholisch getauft; aber er möchte sie offen lassen. Wen schert das schon noch...

Als Dikigoros als Unterprimaner - auf Schüleraustausch - zum ersten Mal im Leben nach England kam, in das Land der Farthings, Pennies, Schillinge und Halbkronen, das es damals noch war, stellte er mit Entsetzen fest, daß seine Englisch-Kenntnisse gerade mal von zwölf bis mittags reichten. Also kaufte er sich von seinem Taschengeld - seine Gastfamilie war ob dieser "Verschwendungssucht" arg schockiert - ein Buch, um die Sprache zu lernen. (Die gründliche Lektüre dieses Buches sollte ausreichen, um ihn die Abiturprüfung im Fache Englisch bestehen zu lassen; und es sollte seine Englisch-"Bibel" bleiben, bis er in die USA ging.) Dikigoros kannte sich in der zeitgenössischen englischen Literatur überhaupt nicht aus. (Im Schulunterricht war man über "Julius Caesar" von Shakespeare und "Oliver Twist" von Dickens - jeweils in einer stark vereinfachten Version für deutsche Schulkinder - nicht hinaus gekommen.) Er nahm einfach den ersten besten Schinken, der beim ersten besten Buchhändler herum lag; es war der gerade erschienene Thriller "The Day Of the Jackal [Der Tag des Schakals]" von Frederick Forsyth.

Der Inhalt dürfte den meisten Lesern bekannt sein (zur Not aus der - etwas schwachen, da jugendfreien - Verfilmung): Ein tapferer Kommissar jagt den potentiellen Mörder des französischen Staatspräsidenten, der sich "Schakal" nennt. Nein, nicht der Präsident (obwohl der diesen Schimpfnamen viel eher verdient gehabt hätte), sondern der - letztlich verhinderte - Mörder. Eine spannende Story, und so liest man leicht über die Einleitung hinweg. Sollte man aber nicht. Wer waren zum Beispiel die Auftraggeber des "Schakals", und wie kamen die auf die obskure Idee, den französischen Präsidenten ermorden zu lassen? "OAS" nannte sich der Verein.

Im Französischen gibt es eine Redewendung, die da lautet: "Je vous ai bien eus [ich hab' Euch schön 'reingelegt]!" - abgeleitet aus der noch älteren Redewendung: "On les aura [Die werden wir 'ran kriegen]!" (und das war wörtlich gemeint, nämlich als Aufforderung zum Revanche-Krieg gegen die Boches). Aber daran dürften die wenigsten Franzosen gedacht haben, als ihnen De Gaulle einen Satz zurief, der sich auf ersteres reimte: "Je vous ai compris [ich habe euch verstanden]!"

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