HOWARD CARTER

(09.05.1874 - 02.03.1939)

[Howard Carter]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1874
09. Mai: Howard Carter wird als jüngstes von elf Kindern des Malers und Zeichners Samuel John Carter und seiner Frau Martha Joace, geb. Sands, in Kensington (damals noch kein Stadtteil, sondern ein Vorort von London) geboren.
Er wird von Verwandten seiner Eltern in Swaffham (Norfolk) zuhause unterrichtet. (England hat noch keine Schulpflicht.)
Im nahe gelegenen Didlington Hall - Sitz der Plutokraten-Aristokraten-Familie Amherst - gibt es eine Sammlung antiker ChinoiserienÄgyptoiserien, die sein Interesse wecken. Da ihn sein Vater zum Maler und Zeichner ausgebildet hat, beginnt er sie zu Papier zu bringen.

1882
Großbritannien nimmt "Unruhen" im Vorjahr zum Anlaß, Ägypten militärisch zu besetzen befreien.
(Der Einmarsch erfolgt, um den braven Khediven gegen böse Demonstranten zu "schützen"; bei der Gelegenheit schützt schießt die britische Flotte auch gleich die Hafenstadt Alexandria zusammen.)
Offiziell bleibt es ein Vasallenstaat des Osmanischen Reichs, de facto gerät es jedoch uner englische Herrschaft.*

1891
Lady Amherst, die von Carters Talent beeindruckt ist, vermittelt ihm eine Stellung als Maler und Zeichner bei den Ausgrabungen von Percy Newberry im ägyptischen Bäni Hasan.
Es gibt zwar schon Foto-Apparate, aber die sind schwer und klobig; außerdem sind die Hitze und der Wütensand den Filmen wenig zuträglich. Farbfotografie gibt es noch gar nicht.
(Und als es sie später gibt, stellt sich heraus, daß die Bilder, die Carter von Hand gefertigt hat, wesentlich mehr hergeben als die Fotografien :-)

[Bäni Hasan, Handarbeit von Carter]
[Bani Hasan, spätere Farbfotografie]

1892-93
Carter nimmt in der gleichen Funktion - Maler und Zeichner - an den Ausgrabungen von Flinders Petrie im ägyptischen Amarna teil.

1894-99
Carter nimmt in der gleichen Funktion an den Ausgrabungen von Édouard Naville in Deir äl-Bahari teil, wo er die Reliefs am Tempel der Hatschepsut zu Papier bringt.


1899
Carter wird Inspekteur für antike Bauwerke Oberägyptens beim Egyptian Antiquities Service [EAS] in Luxor.
Während dieser Zeit beaufsichtigt er Ausgrabungen in Theben und im "Tal der Könige".**


1904
Carter wird zum EAS für Unterägypten versetzt.

1905
Nach einem Streit zwischen einheimischem Personal und einflußreichen Touristen aus Frankreich (mit dem sich Großbritannien gerade gegen Deutschland verbündet hat) verläßt Carter auf formelle Beschwerde der französischen Regierung hin den EAS und kehrt als Privatmann nach Luxor zurück.

1907
Carter wird von George Herbert, dem Grafen von Carnarvon, als Aufseher für die von ihm finanzierten weiteren Ausgrabungen in Deir äl-Bahri engagiert.

1914
Juli: Carnarvon erwirbt die Grabungslizenz für das "Tal der Könige" und beauftragt Carter mit der Suche nach dem dort vermuteten Grab des Pharao Tut-änch-amun (14. Jhdt. v.C.).
August: Nachdem Großbritannien dem Deutschen Reich und wenig später auch dem Osmanischen Reich den Krieg erklärt hat, wird Carter als Übersetzer eingezogen.
Dezember: Der Khedive wird auf Betreiben der Briten gestürzt. Sein Nachfolger erklärt sich zum Sultan und stellt sich unter den "Schutz" Großbritanniens; Ägypten wird zu dessen "Protektorat".***

1917
Dezember: Nachdem britische Truppen die Osmanen aus Ägypten vertrieben haben, darf Carter ins Privatleben zurück kehren und weiter nach Königsgräbern suchen - zunächst ohne größeren Erfolg.

1922
Februar/März: Großbritannien entläßt Ägypten in die Unabhängigkeit. Sultan Fu'ad erklärt sich zum König.


November: Carter entdeckt endlich den Eingang zur Grabkammer von Tut-änch-amun. Darin befinden sich - neben dem mumifizierten Leichnam - tausende wertvoller Grabbeilagen, insbesondere eine 10 kg schwere Totenmaske des Pharao aus mit [Halb-]Edelsteinen besetztem Rotgold.


Diese Entdeckung - von den Medien als Sensation gefeiert - macht Carter auf einen Schlag weltberühmt. (Ebenso seinen zur offiziellen Graböffnung einige Tage später angereisten Geldgeber Carnarvon, der das kostspielige Projekt mangels angemessener Resultate schon hatte beenden wollen.)


1923
April: Carnarvon stirbt - wohl infolge eines Moskitostichs - an Blutvergiftung. Dies veranlaßt gewisse Kreise, die alte Mär vom "Fluch des Pharao" (einst in die Welt gesetzt, um potentielle Grabräuber abzuschrecken :-) wieder auszugraben und so ziemlich alle Todesfälle von Ausländern in Ägypten auf diesen zurück zu führen.****
Die Ausgrabungsarbeiten ziehen sich noch bis 1932 hin - zunehmend behindert durch Streitigkeiten (vor allem finanzieller Natur) zwischen der ägyptischen Regierung auf der einen sowie Carnarvons Witwe und Carter auf der anderen Seite. Die marode ägyptische Wirtschaft saniert sich unterdessen am "Tut-änch-Amun"-Tourismus.

1936
August: Großbritannien - dessen Plan, Abessinien zu annektieren zum Protektorat und seinen Pipifax "Kaiser" Heile Gänschen Haile Selassie zum Vasallen zu machen, am Widerstand des italienischen Duce Benito Mussolini gescheitert ist - bereut die voreilige Entlassung Ägyptens in die Unabhängigkeit und nötigt dessen "König" zum Abschluß eines neuen "Unabhängigkeitsvertrags", der die dauerhafte Stationierung britischer Truppen vorsieht.
Es versäumt jedoch, bei dieser Gelegenheit die wertvollen Funde Carters nach Großbritannien in Sicherheit zu bringen; sie geraten in ägyptische Museen, wo sie langsam, aber sicher verrotten.
(Selbst die wenigen Kleinigkeiten, die Carter als Souvenirs mit nach England genommen hatte,***** werden anno 1946 auf Druck der Londoner Regierung vom Nachlaßverwalter an Ägypten ausgeliefert zurück gegeben.)

1939
02. März: Howard Carter stirbt in Kensington [nunmehr London]. Zu seinem Begräbnis erscheinen ganze 9 [neun] Personen.
(Sein Leichnam wird weder mumifiziert noch mit einer Goldmaske bedeckt noch wird ihm eine Pyramide errichtet - nur ein schlichtes Reihengrab, in dem kaum Platz genug ist, sich umzudrehen, als sein Namensvetter Jimmy 'Peanuts' Carter anno 1976 zum Pharao Präsidenten der USA gewählt wird, dessen Nahostpolitik den Bruch zwischen Ägypten und seinen arabischen Nachbarn herbei führt und auf absehbare Zeit zementiert.)


*Die geneigten Leser Leser*innen Lesend[*inn?]en mögen Dikigoros' Formulierungen nicht mißverstehen. Er erkennt die kolonisatorischen Leistungen der Briten in der "Dritten Welt" durchaus an, d.h. er glaubt, daß sie bei allen Schwächen und Fehlern den betroffenen Ländern - vielleicht mit Ausnahme Indiens und bestimmt mit Ausnahme Südafrikas - unterm Strich mehr Vor- als Nachteile brachten. Es gibt etwas, das man früher "Abstimmung mit den Füßen" nannte, und die spricht gerade in Ägypten eine deutliche Sprache: 1882 lebten dort knapp 90.000 "Ausländer" [nicht im juristischen Sinne - in den meisten Teilen der Welt gab es noch keine Staatsangehörigkeitsgesetze; ein Pferd, das in einem Schweinestall geboren wurde, blieb ein Pferd, und umgekehrt -, sondern im ethnischen]. Als die britische Marionette Sultan [seit 1922 "König"] Fu'ad anno 1936 starb, waren es mehr als 1,5 Millionen (hauptsächlich Griechen, Armenier und Juden, die aus anderen Teilen des Osmanischen Reiches eingewandert waren) - eine Zunahme um 1.500% [eintausendfünfhundert Prozent]!

**Ja, liebe Touristen des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts, die Ihr schon mal dort wart, Dikigoros weiß auch, daß es heute ganz anders aussieht, aber so wie oben abgebildet sah es zu Carters Zeiten aus - er fand erstmal ein Trümmerfeld vor. Und für alle, die noch nie persönlich vor Ort waren und nur die Abbildungen in den Prospekten der Reiseveranstalter kennen, seien gewarnt, daß die zumeist irreführend sind. Ähnlich wie die Ruinen von Abu Simbel, die J. L. Burckhardt anno 1813 entdeckt hatte, wirken sie nur richtig im Gesamtzusammenhang und in Relation zu den sie besichtigenden Menschlein:

***Daß dies geschah, "nachdem das Osmanische Reich in den Ersten Weltkrieg gegen England eingetreten war," ist eine britische Propagandalüge. (Die bis heute in allen deutschsprachigen Publikationen brav "respektiert" wird, die äußerst penibel um diese Frage "herum eiern".) Tatsächlich erklärten die Osmanen nur einem einzigen Staat den Krieg, nämlich Rumänien, und zwar am 30. August 1916 - drei Tage, nachdem dieses Österreich-Ungarn den Krieg erklärt hatte. Umgekehrt hatte Serbien bereits am 2. November 1914 dem Osmanischen Reich den Krieg erklärt; Großbritannien und Frankreich taten das gleiche drei Tage später, am 5. November 1914.
Das Osmanische und das Deutsche Reich hatten zwar am 02. August 1914 ein Geheimbündnis geschlossen, das sich jedoch ausdrücklich nur gegen das Tsarenreich richtete. Ansonsten erklärte das Osmanische Reich seine Neutralität; diese blieb auch bestehen, als Großbritannien ihm die Auslieferung zweier auf englischen Werften gebauter und bereits bezahlter Kriegsschiffe verweigerte. Bereits im Juli 1914 - also vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs - hatte die britische Flotte zwei deutsche Kriegsschiffe, die sich zu Manövern im Mittelmeer aufhielten, blockiert, d.h. ihnen die Einfahrt in die - von Österreich-Ungarn beherrschte - Adria verlegt. (Dikigoros schreibt darüber an anderer Stelle mehr.) Diese fuhren daraufhin durch die Dardanellen ins Schwarze Meer und operierten dort nach Kriegsausbruch im August gegen Rußland.

****Es mutet geradezu gespenstisch an, daß knapp 100 Jahre später, im Zuge der weltweiten Corona-Panhysterie, hunderte Millionen Menschen ebenfalls an einem "Pieks" sterben - allerdings nicht von einer Mücke, sondern von einer Giftspritze, nachdem interessierte Kreise aus einer simplen Grippewelle, wie sie seit Menschengedenken in jedem Frühjahr und Spätherbst auftritt, einen Elefanten gemacht und Menschen, die sich nicht der "Impfung" mit einer das natürliche Immunsystem zerstörenden mRNA-Infusion unterziehen wollen, aller Freiheitsrechte beraubt haben. Und wie schon im Ägypten der 1920er Jahre, werden alle, die an den [Direkt- und/oder Spät-]Folgen jener "Impf"-Aktion verenden, von den staatlichen kontrollierten Monopolmedien als Opfer eines imaginären "Fluchs des Pharao Covid-19-Virus" hingestellt.

[Filmplakat]

1932 ist die Hysterie so weit gediehen, daß Universal Pictures den Horrorfilm "The Mummy [Die Mumie]" heraus bringt, in dem ein wiederauferstandener Farao sein tödliches Unwesen treibt. Der Streifen wird - trotz Weltwirtschaftskrise - ein Erfolg an den Kinokassen.

*****Dafür wurde und wird Carter - wie fast alle Archäologen seiner Zeit - scharf kritisiert und übel angefeindet: Das sei "Kunstraub" oder zumindest "kulturelle Appropriation" gewesen. Doch darüber kann man trefflich streiten. Generell gilt, daß viele Überreste, die aus der "Dritten Welt" nach Europa gebracht wurden, dadurch vor der Vernichtung bewahrt wurden. Das gilt insbesondere für solche aus Ländern, die in die Hände der Muslime gefallen waren, die zu jenen Überresten keine eigene historische Beziehung hatten/haben und auch kein anderes als finanzielles Interesse - außer ggf. dem, sie als Werke der "Ungläubigen" zu zerstören (neben Ägypten vor allem Afģānistān, Irak, Iran, Pākistān, Syrien und die re-islamisierte Türkei). In Ägypten werden nach der Machtergreifung Nassers Jahrtausende alte Kulturstätten bedenkenlos dem Irrsinns-Projekt eines neuen Staudamms bei Äs-Swān geopfert (der ganz nebenbei auch die ägyptische Landwirtschaft nachhaltig ruiniert). Nach der vom Obama-Regime geförderten Machtergreifung des radikalen Islamisten Mursi werden die meisten "heidnischen" Exponate im Ägyptischen Museum in Kairo mutwillig zerstört; allein die berühmte Tut-Maske kann später von deutschen Restaurateuren - auf Kosten der deutschen Steuerzahler - notdürftig repariert werden.
Darüber hinaus versucht man, Carters archäologische Verdienste zu schmälern, indem man seine - minutiösen - Berichte in Frage stellt und ihm Unterschlagung von Fundstücken u.a. Unregelmäßigkeiten unterstellt. Dabei tut sich vor allem die jüdische Schmieren-Journaille hervor - z.B. in der BRDDR das rote Wochenblatt DER LÜGELSPIEGEL, der 90 Jahre nach der offiziellen Graböffnung einen Hetzartikel veröffentlicht, in dem Carter als "Autodidakt [...], der weder eine ordentliche Schul- noch Universitätsausbildung hatte", Carnarvon als "gelangweilter Playboy" und "einer von ihnen" als "Grabräuber" bekrittelt werden.
(Dikigoros weigert sich, jenes Machwerk zu verlinken, geschweige denn, es auf seine eigene Domain zu ziehen und im einzelnen zu kommentieren.)


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