BEDINGT  ABWEHRWILLIG

von Thilo Schneider (Achse des Guten, 23.02.2022)

Kürzungen, Anmerkungen und Links: Nikolas Dikigoros

Ich habe mich damals, Mitte der 1980er, freiwillig zur Bundeswehr gemeldet. Das hatte mehrere Gründe: Ich wollte bestimmen, wann ich hingehe, wohin ich gehe (Panzer oder Fallschirmjäger fand ich interessant) und vielleicht sogar den Standort. [...] Und weil ich es wirklich für meine Pflicht hielt, mein Land und damit meine Freiheit und die meiner Lieben zu verteidigen. Ich war ein paarmal "drüben" gewesen, "übern Zaun" und den arroganten und überheblichen Zöllnern, und den verlogenen Betonköpfen dort im Politbüro von Einheitsfarbenhausanstrichland wollte ich meine schöne Bundesrepublik nicht kampflos überlassen. Immerhin hatte ich mir bereits mit 16 durch Arbeit meine Yamaha verdient und auch sonst wenig Lust, Jahre auf ein hässliches Spielzeugauto zu warten, wenn ich doch jenen hübschen Sportwagen gleich haben konnte... Ich war kein guter Soldat, um das vorneweg zu sagen, aber ja: Ich hätte Deutschland verteidigt. Nicht lange, da ich mit Sicherheit früh gefallen wäre, aber ja, ich wäre dazu bereit gewesen. Ich habe tapfer "abgeschreckt".

Ich ging als Obergefreiter und als KGV ("im Kriegsfall als Geisel verwendungsfähig") ab und hätte mich, sofern das Codewort "Brauner Fuchs" über den Äther gegangen wäre, bei meiner Stammeinheit melden sollen. Zu Wehrübungen wurde ich nie gerufen, wahrscheinlich bestand wenig Bedarf an einem "MG Zwei"-Schützen, der den Verschluss falsch herum in die Waffe hämmert. Aber bis in die 00er hinein hätte ich tatsächlich "mein Land" verteidigt. Neben der Tatsache, dass ich heute als Mittfünfziger nur noch 500-m-Märsche (bergab) stemmen und auch nur G3 und Uzi bedienen könnte, gäbe es einen weiteren Grund, warum ich heute nicht mehr für die BRD kämpfen würde: Ich kann dieses Land nicht mehr so gut leiden. (Anm. Dikigoros: Die BRDDR ist kein Land, sondern ein [Verbrecher-]Staat. Und das Grundgesetz, auf das wir damals vereidigt wurden, gibt es nicht mehr - allenfalls noch Reste, und auch die nur auf dem Papier)

Dass mir hierzulande viel zu viele oberlehrerhafte Spinner und Angsthasen und offensichtlich Verrückte oder hyperengagierte linke Vollpfosten herumrennen, ist kein Geheimnis und für diese Blase von Realitätsleugnern und Biologieverdrehern hätte ich nullkommanull Lust, meine Freizeit oder sogar mein Leben zu riskieren. Da würde ich lieber mein Haus weiß oder blau-weiß-rot beflaggen (Anm. Dikigoros: Da würden sich die Franzosen aber freuen - die russische Flagge ist weiß-blau-rot :-) und Borschtsch kochen, damit die jungen Russkis was in den Magen kriegen, bevor sie die lustige Clown-community weiter aufrollen. Ich habe kein Vertrauen mehr. Weder in die Regierung noch in die Bundeswehr noch in die Gesellschaft. Bei Putin wüßte ich wenigstens, dass ich meine Klappe halten muss, wenn das nächste Ferienziel nicht Othrozny statt Usedom heißen soll. Das heutige Scholzland kennt weder Ehre noch Wehrhaftigkeit, geschweige denn irgendeine Art nationaler Identität, Geschichts- oder Selbstbewusstsein. Wir haben uns selbst freiwillig und unter Beifall und Gejohle kastriert. [...] Das "freundliche Gesicht" hat eine rote Pappnase, eine grüne Perücke und ist grell überschminkt. Mit diesem Land will sich niemand mehr identifizieren, denn der leiseste Anflug von Patriotismus führt heute nach offizieller Lesart direkt nach Auschwitz.

"Lasst uns ihnen Zwiebeltürme bauen!"

Ja, aber die Freiheit? Die Freiheit, sich beschimpfen zu lassen, sich belügen zu lassen, sich beleidigen zu lassen? Und dass ich alles kaufen kann, was ich will? Also, von dem Geld, das mir nach Steuern, Benzin- und Energiekosten übrigbleibt? "Druff gschisse". Ich habe alles, was ich brauche und ich habe wenig Lust, das durch einen Artillerietreffer zu verlieren. [...] Ich muss auch nicht wirklich nach Usedom, und von den hübschen Flecken der Welt habe ich schon ganz viele gesehen. Meine Kinder und Kindeskinder wollen sowieso lieber Lastenfahrrad fahren als mit einer 767 die Welt zu erkunden [...] Sollen sie haben, was sie begehren. Ich bin gespannt, ob es ihnen gefällt. Das werden dann vielleicht nicht so hübsche Zeiten für alle Penisfrauen, die sich gerne Röcke anziehen und Perücken aufsetzen, aber hey: Wenn die das nicht wollen, sollen sie selbst sehen, wie sie sich verteidigen. "Toxische, misogyne Männer und binäre Frauen mit Vagina" verachten sie ja. Warum also sollten die "Binären; für die "Paradiesvögel" auch nur buchstäblich einen Finger um einen Abzug krumm machen? Wenn sie ohne Internet überhaupt den Weg zur Front finden oder sich nicht vernünftigerweise mit den Resten des Materials vorher abgesetzt haben, z.B. nach Israel - falls die die Klatschpappen haben wollen...

Tatsächlich würde ich heute eher ein Russisch-Lexikon als eine Waffe in die Hand nehmen. Ich gebe auch gerne zu, dass ich sehr neugierig wäre, wie sich Schwangere in ihren frauengerechten Panzern so schlagen und sich ganze Einheiten aufgrund des Mangels an Handcreme und einem Handy-Ladegerät selbst auflösen. Und sich die paar echten Soldaten vor einem Kriegsgericht dafür verantworten müssen, auf den Feind geschossen (und vielleicht sogar getroffen) zu haben. Nein, bei mir und meinen Altersgenossen hat die pazifistische Umerziehung zum Internationalisten voll funktioniert. Wir sind nicht nur "bedingt abwehrbereit", wir sind überhaupt nicht mehr abwehrwillig. Fast schon im Gegenteil: "Lasst uns ihnen Zwiebeltürme bauen!"

Die Bundeswehr wurde jahrzehntelang verlacht und gemobbt und als finanzieller Steinbruch für so spannende Projekte wie "Omas gegen Rechts" oder notdürftig getarnte Stasi-Parkplatz-Organisationen missbraucht. Und sie hat sich wenig bis gar nicht dagegen gewehrt. Außerdem ist es doch egal, ob uns Scholz oder Putin eine Frikadelle auf die Backe malen. Die Unterschiede sind nicht mehr so groß, in Russland gibt es auch Internet und westliche Autos und keine Hungersnöte. Die Leute haben auch 40 Jahre DDR überlebt, und da war es mit Sicherheit übler, als wenn Russisch hier und heute offizielle Amtssprache würde. Gut, es würde für unsere nahöstlichstämmigen Mitbürger etwas verwirrend, wenn es offizielle Formulare nur noch in kyrillischer Schrift statt auf Arabisch, Bantu und Türkisch gäbe, aber ich mutmaße, die würde es dann schlimmstenfalls wieder in die Heimat der Ahnen [...] ziehen. Und sie dürften ebenfalls wenig geneigt sein, Scholzland zu verteidigen. Wozu auch? Die sind ja extra hierher geflohen. Das macht ja wenig Sinn, wenn es in Aachen wie in Aleppo aussieht.

Polen ist das letzte ernstzunehmende gesellschaftliche und militärische Bollwerk Europas vor einer russischen Expansion. Die letzten, die noch ansatzweise motiviert sind. Und die wurden gerade mal wieder von den Leyen in Brüssel wegen Unbotmäßigkeit in den Senkel gestellt. Wenn Polen fällt, gehen in Berlin die Lichter der Darkrooms aus. Und ich weiß nicht, ob ich mir das nicht insgeheim wünschen soll. Jetzt kommt es in Europa zum Schwur, wie "feministische Außenpolitik" und "Verteidigung mit Klimaschutzpanzern" einer "inkludierenden Armee" und andere abgehobene Hirnfürze funktionieren. Mit den antiken Tastentelefonen auf Putins Schreibtisch kann ich jedenfalls noch umgehen! Und ein 56K-Modem liegt hier auch noch irgendwo herum. Dobro pozhalovat, tovarischtsch Putin! (Anm. Dikigoros: Das schrieb T.S. am selben Tag, als Putin seine Truppen in die Ukraine einrücken ließ und fast die ganze westliche Welt - mit Ausnahme seines Freundes Donald Trump - über ihn herfiel, als "neuen Hitler", "grausamen Kriegstreiber" oder gar "Völkermörder".)

(Weitere Kapitulationserklärungen des Autors gibt's unter www.politticker.de)


LESERPOST
(ausgewählt und z.T. leicht gekürzt von Dikigoros)

Tobias Schlüter (23.02.2022)
"Ich kann dieses Land nicht mehr so gut leiden." Das ist die ausgesprochen höfliche Umschreibung dessen, was ich für dieses Land noch empfinde. Würde ich das in meinen eigenen Worten ausdrücken müssen, dann wäre es evtl. justizabel. (Anm. Dikigoros: T.S. verwechselt - genau wie der Autor - "Land" und "Staat".) Ich war übrigens auch bei der Truppe und habe damals wie Sie gedacht.

Gerhard Küster (23.02.2022)
Beim Bund war ich 1973/74. [...] Ich mochte das Land, in dem ich lebte, die kuschelige "Bonner Republik". Alles funktionierte, und was nicht funktionierte, wurde repariert. Das ist vorbei. Hadmut Danisch schrieb: "Das Problem ist der Erhaltungsaufwand. Wir haben eine Gesellschaft gebaut, die zu erhaltungsteuer ist. Weil sie so gebaut ist, dass nur der weiße Mann sie erhalten konnte. [...] Man versucht gerade, den alten weißen Mann zu vertreiben und merkt nicht, dass der alte weiße Mann schon weg ist." Eben. Und mit dem alten [...] konservativen weißen Mann ging auch alles, was hier verteidigenswert war. Der verbliebene Rest hofft auf die Russen. [...]

Manfred Werner (23.02.2022)
Soll man zum Schutz von durchgegenderten Klimaterroristen, schariageilen Neubürgern und trampolinspringenden Völkerballerinen in den Krieg ziehen? Sorry... macht's mal selber. Ich verweig're den Dienst. [...]

R. Reger (23.02.2022)
Ich hatte auch noch das Vergnügen, 15 Monate lang. [...] Das war zu einer vollkommen anderen Zeitrechnung. Irgendein Spaßvogel hatte Das Kapital in den Speisesaal gelegt. Damals wurde solch ein Vergehen beim MAD gemeldet, und wir hatten zum Wochenende das Vergnügen, in der Kaserne bleiben zu dürfen [...] Die Zeit war für mich der Horror. Ich war ein sog. nicht-anerkannter Kriegsdienstverweigerer, wurde also zwangsweise eingezogen. Bis vor Corona hätte ich niemals gedacht, dass eine Regierung zu Friedenszeiten nochmals ihre Michel so behandeln würde. [...] Auch hatte ich im Laufe meiner zivilen Karriere öfters das Glück, in Krisengebieten unter Beschuss zu geraten. Ich habe gesehen, was Krieg anrichtet [...] In Deutschland macht sich kaum noch einer eine Vorstellung, was uns erwartet, wenn wir mal in eine kriegerische Auseinandersetzung oder gar all-out Krieg verwickelt werden. [...]

Michael Stoll (23.02.2022)
[...] Bis 2006, dem Jahr des Sommermärchens (Anm. Dikigoros: Gemeint ist die Weltmeisterschaft der Balltreter), war dies mein Land, das beste Land der Welt. Heute schäme ich mich nur noch für "mein" Land, für "meine" Regierung und oft für "meine" untertänigsten Mitmenschen und würde im Traum nicht daran denken, für dieses Deutschland mein Leben zu riskieren. [...]

Christian Feider (23.02.2022)
Für die verrückten Degenerierten in der heutigen Regierung würde ich keinen Finger krümmen. Das Land haben Sie ganz ohne Krieg zerstört, und vielleicht hauen dann wenigstens all die "Geflüchteten" wieder ab dahin, wo es mehr zu holen gibt [...]


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