INDIEN IST NICHT AMERIKA
UND KALKUTTA LIEGT NICHT AM GANGES

[Kalkutta, Howra-Brücke über den Hugli][San Francisco, Golden Gate Bridge]

(Fortsetzung von Teil I)

Da sein nächstes Reiseziel Warānsī ist, muß Dikigoros an dieser Stelle ein paar Worte über die indische Religion verlieren. Nein, diese Worte werden nicht verloren sein, liebe Leser, denn sie ersparen Euch die Lektüre Dutzender kluger Bücher über dieses Thema, die von irgendwelchen Wichtigtuern verfaßt worden sind, um Euch zu verwirren - man soll zwar nicht unvorbereitet nach Indien fahren; aber man soll auch nicht alles für bare Münze nehmen, was man in Büchern liest, sonst wird man am Ende noch enttäuscht. Also: Wenn Ihr gehört habt, daß es in Indien tausende Götter gibt, und daß "der Hinduismus" gar nicht existiere, sondern eine Vielzahl von Religionen - vergeßt es. Gewiß, es gibt unterschiedliche Richtungen des Hinduismus, es gibt Shiwaiten und Wishnuiten - aber gibt es bei den Christen keine Katholiken, Protestanten und Orthodoxe? Alle Hindūs haben eines gemeinsam - es macht ihre Religion recht eigentlich aus: den Glauben an den Sanātan Dharm, das ewige Schicksal, das den Kreislauf der Wiedergeburten regiert und jedem Invididuum die Gesetze seiner zeitlichen Existenz im Rahmen seiner Kaste vorgibt. Es hat immer wieder Versuche gegeben, sich diesem Gesetz des Kreislaufs zu entziehen - aber ebenso gut könnte man versuchen den Indern einzureden, daß sie den Kreislauf der Erde um die Sonne aufhalten sollen. Die Grundvoraussetzung dieses Kreislaufs, Sansār (im Westen oft etwas ungenau mit "Seelenwanderung" übersetzt) erkennen auch die Buddhisten und die Jainen an - sie versuchen halt nur, diesen Kreislauf zu beenden, und deshalb sind sie auf lange Sicht in Indien gescheitert. (Nein, liebe Anhänger dieser beiden Religionen, die Dikigoros im übrigen sehr schätzt - die Anhänger, denn das sind in der Regel brave Leute, nicht die Lehre -, schiebt es bitte nicht auf die Christen und/oder die Muslime. Dikigoros weiß nur zu gut um deren Verbrechen; aber all die Unterdrückung hat den echten Hinduismus nicht auszurotten vermocht - daran kann es also nicht gelegen haben, daß Ihr heute in Indien nur noch verschwindende Minderheiten seid!) Und die tausend Götter? Ach, liebe Leser, fragt mal den Inder auf der Straße und in den Tempeln: Der kennt nur ganz wenige von ihnen - und allgemeine Verehrung und Anbetung genießen heutzutage eigentlich nur noch zwei: Lakshmī, die Göttin des Reichtums (und zwar des durch Glück, nicht des durch Arbeit erworbenen Reichtums - Arbeit über das vom Kastengesetz vorgeschriebene Maß hinaus schändet), und Ganesh, der dickbäuchige Gott mit dem roten Elefantenkopf, der Beseitiger der Probleme [Wighnwināshak] auf dem Weg dorthin. (Ihr meint, liebe Christen und Atheïsten, das sei doch alles nur ein dummer Aberglaube? Mag ja sein, aber selbst die ungläubigsten Psychologen werden Euch bestätigen, daß es so etwas wie eine selbsterfüllende Profezeihung gibt. Habt Ihr Euch noch nie gewundert, daß ein halsbrecherischer Rennfahrer wie der deutsche Formel-I-Weltmeister Michael Schumacher nie ernsthaft verletzt wurde, geschweige denn tödlich? Er hat sich einen Ganesh auf den Nacken tätowieren lassen. Nein, so weit würde Dikigoros nicht gehen; aber auch er schätzt ihn sehr, denn er ist zugleich der Gott des Lesens und Schreibens; er gebraucht seinen abgebrochenen Stoßzahn als Griffel.) Nein, das meint Dikigoros nicht cynisch - es hat dies nichts mit der westlichen Gier nach mehr und immer noch mehr Geld und materiellen Gütern zu tun; das oberste irdische Ziel aller indischen Glaubensgemeinschaften - auch wiederum der Buddhisten und Jainen - ist seit je her ārth, der Wohlstand, d.h. der Besitz an materiellen (und auch - aber nur in zweiter Linie - geistigen) Gütern. Wenn Ihr das kapiert habt, wißt Ihr vorab genug vom heutigen Hinduismus. (Nicht meckern, liebe ausländische Jünger Krishnas - Dikigoros hat Euch und Wishnus vorletzten Avtār [wenn Dikigoros den zweiten Harf wie hier statt mit "w" mit "v" transkribiert, bedeutet das übrigens, daß der zusammen mit dem voraus gehenden "a" wie ein deutsches "au" gesprochen wird] nicht vergessen; Ihr kommt nur etwas später dran - als vorletzte halt :-)

[Ganesh]

Nachtrag. Kurz vor Weihnachten 2013 erhielt Dikigoros eine hämische Mail von einer Leserin, deren Inhalt sich in die Frage zusammen fassen ließ, ob er immer noch an diesem albernen Aberglauben festhielte - der "Elefant" habe "seinen" Schumi ja wohl nicht vor dem schrecklichen Unfall bewahrt, der seinem "normalen" Leben nach menschlichem Ermessen ein Ende bereitet habe. Darf Dikigoros etwas weiter ausholen? Als er im Jahre 1995 den Tempel von Bhubaneshwar besuchte, machte er auch einen Abstecher nach Pūrī, ans Meer. Zwischen dem letzteren und dem Hotel erstreckte sich ein langer, nicht besonders sauberer Sandstrand; und auf bzw. aus dem selben errichtete ein junger Mann allerlei Sandburgen, Figuren u.a. Schnickschnack.

"Sag mal," pflaumte ihn Dikigoros an, "bist du für solche Spielereien nicht schon etwas zu alt?" Der Jüngling schaute ihn mit großen braunen Augen an und entgegnete ganz ernsthaft: "Das sind keine Spielereien, das ist meine Berufung." - "Hast Du keinen echten Job?" - "Ein Job ist nie echt; echt ist nur eine Berufung." [Er gebrauchte das Wort "vocation"] - "Und wovon willst du mal leben?" - "Genau davon." - "Das glaubt du doch selber nicht." Der Junge ("Sudarshan [der schön anzuschauende]" hieß er übrigens, wie Wishnus Diskus :-) wackelte ein wenig mit dem Kopf: "Das verstehen Sie nicht, Sahäb." Er sagte das so ernsthaft, daß es Dikigoros irgendwie beeindruckte. "Dann erkläre es mir bitte." - "Ich baue hier Sandmonumente für unsere Götter. Ich habe das als meine Berufung erkannt. Wenn ich dieser Erkenntnis nicht folgen würde, dann würde ich gegen mein Dharm verstoßen und hätte keinen Erfolg im Leben. Aber wenn ich meiner Berufung folge, dann wird mir Ganesh diesen Erfolg verschaffen, daran glaube ich felsenfest." Dikigoros lächelte freundlich, aber etwas mitleidig und dachte sich sein Teil, nämlich daß dieser Glaube wohl weniger auf Fels denn auf Sand gebaut war - im wahrsten Sinne des Wortes. 10 Jahre später, als sie sich durch Zufall in Deutschland wieder trafen, war Dikigoros immer noch ein unbedeutender kleiner Anwalt, während Sudarshan ein weltberühmter, reicher Künster geworden war. Er hatte die "Sandskulptur" zu einer neuen Kunstrichtung gemacht und heimste Preise noch und nöcher ein - u.a. bei den alljährlich statt findenden internationalen Wettbewerben in Berlin -, und seitdem hielten sie locker Kontakt.

Als Dikigoros erfuhr, daß Sudarshan just aus diesem traurigen Anlaß eine Sandskulptur gefertigt hatte, konnte er nicht umhin, ihm von jener häßlichen Weihnachtsmail zu berichten und zu fragen, was er der Verfasserin antworten sollte - und da es vielleicht noch mehr Leute gibt, die so denken, will er seinen Lesern die Antwort nicht vorenthalten: "Schumi hat gegen das Dharm seiner Jati verstoßen, dafür ist er bestraft worden." - "Gegen das Dharm seiner Jati?" - "Ja, er war Autorennfahrer. Immer wenn er gegen sein Dharm verstoßen hat, hat ihm Ganesh seinen Schutz entzogen. Als er Motarradrennen gefahren ist, war das nur eine geringer Verstoß, deshalb wurde er nicht so schwer verletzt. Jetzt hat er versucht, Skirennen zu fahren; dafür ist er schwerer verletzt worden." - "Aber er hat es doch nicht zu seinem Beruf gemacht. Skifahren war sein Hobby, eine Spielerei." - "Das war keine Spielerei; er ist eine Profi-Piste gefahren. Würden Sie sich ans Steuer eines Rennwagens setzen und eine Formel-I-Piste abfahren? Wäre das Spielerei? Würden Sie mich die Akten für einen wichtigen Prozeß bearbeiten lassen? Wäre das Spielerei? Oder nicht vielmehr ein schwerwiegender Verstoß gegen das Dharm Ihrer Jati, auch wenn Sie mich nicht vor Gericht auftreten lassen und es also niemand merkt? Schumi wird überleben; aber er wird nie wieder in so eklatanter Weise gegen sein Dharm verstoßen können - da ist Ganesh vor." Nachtrag Ende.

Exkurs für Professoren der Vergleichenden Religionswissenschaften, der Ethnologie, der Indologie und der Sanskritologie - und was der Gelehrten mehr sind. Ihr glaubt Dikigoros nicht, daß Ganesh zur wichtigsten indischen Gottheit aufgestiegen ist? Dann schaut doch mal, in welch vielfältigen Formen er heutzutage verehrt wird - wohlgemerkt ohne daß dafür in den meisten Fällen eine mythologische Basis vorhanden wäre: Er tanzt Shiwas Tanz als Natrāj im Feuerkranz (bitte das "t" in "natrāj nicht aspirieren, liebe Leser, und das Wort nicht auf der ersten Silbe betonen, sonst bedeutet das "Fürst der Nasenringe", und es soll doch "Fürst der [Seil-]Tänzer" heißen! :-), trägt plötzlich auch dessen Trishūl (Dreizack) und entbietet wie dieser mit einer seiner vier Hände (die er von ihm geerbt hat) den Hitler-Gruß (nein, nicht den "deutschen Gruß" - der wird mit ausgestrecktem Arm ausgeführt -, sondern den mit angewinkeltem Unterarm, damit man den roten Swastik, der auf seine rechte Handfläche gemalt ist, sehen kann - beim "deutschen Gruß" könnte man das schwerlich); dazu heißt es nicht mehr "Jay Hind" (Heil Indien), sondern "Jay Ganesh; er hat Wishnu dessen Gemahlin Lakshmī ausgespannt; er futtert nicht mehr, wie in der Sage, Obst, sondern Laddu-Kugeln (deren "d"s übrigens unterpunktet sind und sich aussprechen etwa wie ein spanisches "r"; nicht zu verwechseln mit den leichten Kugeln von Rocher, die sich der falsche Baron aus der Fernseh-Werbung gibt, sondern wahre Kalorien-Bomben, für die Hungernden, die zu ihm beten, der Inbegriff der Götterspeise, denn sie zu essen - khānā laddū - bedeutet als Redewendung zugleich, im Siebten Himmel zu sein) - was wollt Ihr noch mehr an Beweisen? Vielleicht daß er zu Beginn eines jeden Gebets an welche andere Gottheit auch immer angerufen wird? Oder daß er neuerdings auch Krishnas Flöte spielt (habt Ihr schon mal einen Elefanten Flöte spielen sehen? Zum Schreien!) und an dessen Stelle der schwarzen Schlange Kalia die Köpfe zertritt? Inzwischen hat er sich sogar Shiwas Lingam unter den Nagel gerissen, pardon, unter den Stoßzahn, nämlich als Kopfkissen, Kāmas Pfeil und Bogen und den Sitār (entgegen dem deutschen Sprachgebrauch ist dieses Saiten-Instrument im Indischen männlich, liebe Leser, und hat auch nichts mit der bayrischen Zither zu tun, sondern ist eine Weiterentwicklung der Wīnā, die freilich noch weiblich war - was hinter dieser Geschlechtsumwandlung steckt, kann Euch Dikigoros auch nicht sagen), der doch eigentlich Saraswatī gehört, der Göttin des Gesanges und der Beredsamkeit (und daher Schutzpatronin der Rechtsanwälte) Fehlt nur noch, daß er irgendwann auch Wishnus Diskus klaut (die acht bis zehn Arme, die er bei dieser wundersamen Vermehrung seiner Attribute allmählich benötigt, um sie alle gleichzeitig zu halten und die eigentlich ein Kennzeichen der Göttin Durgā alias Kālī sind, hat man ihm vorsorglich schon mal zugelegt, obwohl er die nicht von ihr geerbt haben kann, denn sie ist zwar Shiwas Frau, aber nicht Ganeshas Mutter - das ist vielmehr Pārwatī) und Krishn seine Gopīs (Cowgirls) ausspannt und mit ihnen herum schäkert... Das Ganesh-festival in Bãbaī ist inzwischen fast besser besucht als ein "Kumbh Melā"; und wen führt folgerichtig auch eine der weltweit besten und umfangreichsten Webseiten über den Hinduismus im Panier? Na wen wohl: Ganesh. Und eine andere, ebenfalls sehr gute Seite über den "Hindu Dharma" bildet ihn eingangs als einzige von sieben Gottheiten gleich zweimal ab - 1. und 3. Bild von rechts. Exkurs Ende.

Bleiben noch "die Kasten". Das ist etwas komplizierter - aber auch nicht halb so kompliziert, wie man es Euch oft darzustellen versucht. Der Unsinn, der über sie in westlichen Büchern und Gehirnen spukt, scheint nicht auszurotten zu sein. Es gibt zwei Dinge, die dort ständig verwechselt werden, da sie penetrant mit demselben Wort übersetzt werden - eben "Kaste" (das die Portugiesen eingeführt haben, die ersten europäischen Kolonialherren; "casta" ist ihr Wort für Schublade): Da ist zum einen Warn, die Farbe, und da beginnt schon der Streit. Moderne indische "Wissenschaftler" vertreten die These, daß damit - entgegen der früher herrschenden Meinung - keineswegs die Hautfarbe gemeint sei, sondern vielmehr die unterschiedlichen Farben, die sich ihre Angehörigen ins Gesicht malten. So so, dann wurden die Menschen also in Priester, Krieger, Kaufleute und Dienstboten eingeteilt (die nach der Mythologie aus dem Mund, den Händen, den Beinen bzw. den Füßen des Ur-Riesen entstanden), weil sie sich ursprünglich anders bemalten, und nicht umgekehrt? Warum änderten sie dann nicht einfach die Bemalung? Man muß schon ziemlich dämlich sein, um solche Thesen aufzustellen und zu glauben. Nein, Warn ist die Hautfarbe, und je heller sie ist, desto höher in der Hierarchie stand und steht ihr Träger. Aber es wäre falsch, so zu tun, als sei das alles von Geburt an festgelegt. Die Voraussetzungen ja, aber die müssen erst einmal erfüllt werden! Allein der Brāhman darf die heiligen Schriften lesen, lernen und lehren - wenn jemand das also getan hat, muß er wohl ein Brāhman sein, auch wenn er eine etwas dunklere Hautfarbe hat (wie einige Brāhmanen in Südindien) oder offensichtlich ein Ausländer ist, wie Dikigoros. Allein ein Kshatriy darf Krieger sein - wenn jemand also Offizier ist, muß er wohl ein Kshatriy sein - nein, niemand würde das heute noch zugeben, aber lest mal die Heiratsannoncen in den großen indischen Tageszeitungen: "Offizier wünscht Heirat. Keine Kastenbeschränkungen, aber Brautvater muß Offizier sein." Nun - so kann man es auch ausdrücken :-)

[Exkurs. Bei der Gelegenheit kann Dikigoros gleich noch eine weitere indische Religion abhandeln: die der Si[k]khen. (Beide Schreibweisen sind richtig; aber egal ob mit einfachem oder doppeltem "k" geschrieben - das "i" davor ist immer kurz, weshalb bei ihren englischsprachigen Feinden der Witz kursiert: "Sikhs are sick".) Sie werden von den meisten Kshatriyen als ebenbürtig betrachtet, obwohl ihre Religion eigentlich dem Islām näher stand und steht als dem Hinduismus. (Guru Nānak hatte sie einst als eine vom Islām abgespaltene Sekte gegründet - was heute gerne verdrängt wird; seine Lehre ist von seinen Nachfolgern mindestens ebenso verfälscht worden wie die Buddhas, Jesus' und Muhamads.) Aber 1947 wurden sie von den Muslimen aus ihrer Heimat, dem Panjāb, vertrieben - zusammen mit den dortigen Hindūs, und seither sitzen sie mit denen im selben Boot - es war der größte politische Fehler, den die Pākistānis je begangen haben, denn ohne diese formidablen Soldaten (deren Gotren [Sippen] nicht umsonst fast alle den Klansnamen "Sin[g]h", Löwe, gewählt haben, denn sie kämpfen wie die Löwen) hätte Bhārat seine Kriege gegen Pākistān niemals gewonnen. (Bis heute stellen sie den größten - und besten - Teil des bhāratīy'schen Offizierkorps und insbesondere der Generalität.) Die meisten von Euch, liebe Leser, werden den tragischen Konflikt zwischen den Sikh-Separatisten, die ein eigenes "Khālistān" wollten, und der bhārātiy'schen Zentralmacht längst vergessen haben, der in den 80er Jahren zur Zerstörung ihres höchsten Heiligtums, des Goldenen Tempels von Amrītsar durch Indirā Gāndhīs Truppen und ihrer Ermordung durch ihre eigenen Sikh-Leibwächter führte, und das ist gut so, denn Dikigoros mag nicht darüber schreiben; er hat den Goldenen Tempel noch vor seiner Zerstörung kennen gelernt und möchte sich seine Erinnerung bewahren, ohne daran zu rühren. Wenn erst mit Kashmīr der erste Eckstein aus Bhārat gebrochen wird und sich der Zentralstaat danach in seine Mosaiksteine auflöst (er hat leider kein Bild von dem großen Indien-Mosaik in Warānsī auftreiben können, denn anders als Melone reist er stets ohne Kamera, und der hat es nicht aufgenommen), werden auch die Sihks ihr "Khālistān" bekommen - ob sie und die übrigen Inder, die sich dann unabhängig machen, damit freilich soviel glücklicher werden, bleibt abzuwarten. Dikigoros wünscht es ihnen von Herzen, denn er ist ein Befürworter der Eigenstaatlichkeit auch kleinerer Völker - und selbst die kleinsten indischen Völker sind ja bekanntlich zahlreicher als die größten europäischen -; aber in Indien ist halt alles anders. Exkurs Ende.]

Allein der Waishy durfte Handel treiben, und nur der Shūdr Dienstleistungen erbringen. Das war aber nur die eine Seite der Medaille; die andere war: Wer den schicksalhaften Gesetzen seiner Kaste nicht nachkam, wer als Priester die Weden nicht las, wer als Krieger nicht kämpfte, wer als Kaufmann keine Geschäfte machte und als Dienstbote niemandem diente, der wurde mit Schimpf und Schande aus seiner Kaste ausgeschlossen - und daraus resultierten dann die so genannten "Kastenlosen". Da sich dieser traurige Stand auf die Kinder vererbte, traf es im Ergebnis meist Unschuldige; aber auch das war gut so, denn verantwortungsbewußte Eltern dachten an ihre Kinder, denen sie dieses Schicksal ersparen wollten, und erfüllten dann halt die Gesetze ihrer Kaste, auch wenn's schwer fiel. Seit Gāndhī (der selber aus seiner Kaste ausgestoßen wurde, weil er zum Studium ins Ausland - nach Großbritannien - reiste, obwohl er sich dort ausweislich seiner Autobiografie mit äußerster Skrupelhaftigkeit an alle Kastengebote hielt) haben viele indische Politiker Wahlkampf mit dem Programm geführt, die Kastenlosigkeit abzuschaffen - aber die meisten von ihnen haben geheuchelt. Gāndhī hat nie einen Zweifel daran gelassen, daß er am Kastenwesen festhalten wollte, jedenfalls am System der Warnen - obwohl er selber nur ein Waishy war -; lediglich das Jāti-System (auf das Dikigoros gleich kommt) wollte er lockern. So besteht es denn bis heute fort, und es wird auch immer fort bestehen, denn aus seiner Haut kann niemand heraus - Dikigoros' Guru hat ihm glaubhaft versichert, daß selbst die Christen und Muslime Keralas ganz genau wissen, welchem Warn sie angehören und sich danach richten. (Dikigoros hat es nicht nachprüfen können, denn er spricht keine der südindischen Sprachen und ist, seit er Hindī gelernt hat, nicht mehr in Drawiddesh gewesen.) Es ist übrigens leicht, die Unberührbarkeit mit erhobenem Zeigefinger moralisch zu verurteilen, liebe Leser, wenn man selber nie etwas damit zu tun hatte. Wart Ihr mal in einem indischen Slum? Haben sich die Massen an Eure Fersen geheftet, als wäret Ihr ein Himmelsbote? Haben sie mit ihren von allen möglichen Hautkrankheiten befallenen Händen versucht, Euch anzufassen, um ein Stück von Eurer Gesundheit und Eurem Wohlergehen auf sich zu übertragen? (Nein, Dikigoros spricht nicht von ein paar hundert sauber gekleideten und gewaschenen Karnevalisten in Ujjain, sondern von den Slums in Ahmädābād, der Stadt des Staubes, in der Gāndhī seinen berühmtesten Āshram hatte - fernab besagter Slums übrigens.) Sicher nicht, sonst wüßtet Ihr, warum die Inder einige ihrer Landsleute zu "Unberührbaren" erklärt haben. Dikigoros hat gute Miene zum bösen Spiel gemacht, weil es ihn irgendwie nicht nur be-, sondern auch gerührt hat (und er es nicht als aggressiv empfunden hat - niemand hat ihn etwa um Geld angebettelt, es war schließlich kein Touristenort; Dikigoros hatte sich schlicht verlaufen!); außerdem hat er ein dickes Fell, nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch auf den Unterarmen. Aber er will das hier lieber nicht weiter ausführen, sonst ginge es einigen von Euch womöglich wie Günter Grass, und Ihr würdet vor Ekel nicht weiter lesen.

Neben dem Warn gibt es noch die Jāti, die für die Berufe steht (und derer gibt es in Indien viel mehr als bei uns, wo man meist bestimmte Berufsgruppen zusammen faßt - als ob die Tätigkeit etwa eines Bäckers oder eines Schneiders sich nicht in mindestens ein Dutzend unterschiedlicher Handgriffe unterteilen ließe :-); sie ähneln am ehesten unseren alten Zünften und Gilden. (Glaubt ja nicht, liebe Leser, daß man in die nicht de facto hinein geboren wurde und sein Leben lang darin gefesselt war - darüber schreibt Dikigoros an anderer Stelle mehr.) Ihr Zweck ist klar, aber über ihren Sinn kann man trefflich streiten: Wenn nun jemand partout nicht für ein bestimmtes Handwerk geeignet ist, warum soll er nicht ein anderes erlernen? In Europa war es jedenfalls möglich, die Gilde zu wechseln, ohne gleich gänzlich in Ungnade zu fallen - in Indien nicht. Aber die Inder stört das nicht, denn es gelingt immer wieder ganzen Jātis, in der Hierarchie aufzusteigen (und das ist viel bequemer, als wenn sich jeder einzelne seinen Aufstieg erkämpfen muß, wie bei uns - aber auch viel weniger sinnvoll, denn so müssen die Tüchtigen die weniger Tüchtigen mitziehen, und die sitzen dann an der falschen Stelle). Früher waren das meist Krieger-Jātis, deren Auf- oder Abstieg die Fort- oder Rückschritte in der Waffentechnik widerspiegelte; zur britischen Kolonialzeit waren es vor allem die Schreiber-Jātis (auch der Aufstieg Ganeshas ist ja nicht von ungefähr gekommen!), danach - wie überall auf der Welt - der Aufstieg der Waishy-Pfeffersäcke, die es zu viel Geld gebracht haben, und im Zeitalter der Dienstleistungs-Gesellschaft werden sicher bald auch die ersten Shūdr-Jātis ihren Aufstieg machen - es sei ihnen gegönnt. (Habt Ihr mal darüber nachgedacht, liebe westliche Quacksalber und Bader, wie jungen Datums Euer gesellschaftlicher und finanzieller Aufstieg zur Kaste der "Ärzte" bzw. "Zahnärzte" ist? Gerade mal vier bzw. drei Generationen!) Und warum darf man nur innerhalb derselben Jāti essen, heiraten usw.? Nun, wenn die Kinder partout denselben Beruf ergreifen müssen wie die Eltern, macht es natürlich Sinn, die Eigenschaften, die dafür erforderlich sind, zu vererben, und darauf besonders streng zu achten, sonst gerät früher oder später der ganze Berufsstand in Verruf.

Und was das Essen und Trinken anbelangt, so gibt es dafür sehr komplizierte Regeln, mit denen Dikigoros Euch hier nicht verwirren will, die er aber unterm Strich für sehr sinnvoll hält. Nur soviel: Sie entsprechen überhaupt nicht dem Klischee, das sich die meisten Ausländer davon machen, nämlich daß die Mahārājen prassen und schlemmen, während das einfache Volk hungert - im Gegenteil: Zumindest in der Theorie sollten die höchsten Kasten am wenigsten essen, und nur ausgesuchte leichte Speisen, da sie ja überwiegend geistige Arbeit leisten, bei der sie keinen hohen Kalorienbedarf haben. Die Fürsten und Krieger dürfen schon etwas mehr zulangen; die Kaufleute - die für gewöhnlich viel umher reisen müssen - brauchen noch viel weniger wählerisch zu sein; und ein Shūdr, der Knochenarbeit macht, darf praktisch alles essen und sollte das auch tun, damit er möglichst bei Kräften bleibt. Ja, liebe Leser, Dikigoros weiß wohl, das diese schöne Theorie von der Praxis des grauen Alltags nicht immer erfüllt wird; aber daran sind nicht zuletzt die Hungernden selber schuld. Was heißt schuld - die Grundnahrungsmittel haben bei allen Asiaten eine geradezu religiöse Bedeutung. In Japan z.B. wäre es 1918 fast zum Bürgerkrieg gekommen wegen einer Reis-Mißernte. Nun ist der japanische Reis nichts besonderes: klebrig, teuer und nicht gerade wohlschmeckend; und die USA standen Gewehr bei Fuß, um ihrem damaligen Verbündeten jede beliebige Menge guten amerikanischen Reis zu liefern - sogar auf Pump. Aber nein, den hätten die frommen Japaner nie gegessen: ihr eigener war schließlich ein Geschenk der Göttin Amaterasu, und wenn man dem untreu wurde - wer weiß, vielleicht stürzte dann der Himmel ein... also [ver-]hungerten sie lieber. In Indien ist es so ähnlich: Allein der indische Teil des Panjāb produziert so viel erstklassigen Reis, daß sich ganz Bhārat davon ernähren könnte; niemand müßte verhungern, denn er wird zu allem Überfluß auch noch subventioniert: Jeder Inder könnte pro Monat zwei Kilo kaufen für umgerechnet 10 Pfennige. Tut er aber nicht, denn die Südinder essen nur ihren eigenen Reis, und die Nordinder nach Möglichkeit gar keinen - darüber hat Dikigoros ja schon berichtet. (Und über andere Ernährungstabus, wie die sprichwörtlichen Heiligen Kühe, die nicht verzehrt werden dürfen, schreibt er später mehr.) Was geschieht also mit dem Reis? Er wird ins Ausland exportiert, wo er eh viel bessere Verkaufspreise erzielt. Und Ihr, liebe westliche Leser, solltet daran denken, daß mit jedem Beutel Basmatī-Reis, den Ihr eßt, vielleicht ein indisches Kind für ein paar Wochen vor dem Hungertod gerettet werden könnte; und so toll, daß Ihr ihn unbedingt dem amerikanischen Reis vorziehen müßtet, schmeckt er doch auch nicht - oder?


Nun erstmal zurück nach Warānsī und zu seiner religiösen - und touristischen - Bedeutung. Gehört Ihr zu den Leuten, liebe Leser, die sich furchtbar aufregen, wenn sie im Ausland geschröpft werden, indem man ihnen für alles mehr abknöpft als den Einheimischen? Dikigoros ärgert sich auch darüber, aber nicht lange, sondern er zieht halt seine Konsequenzen: Länder, in denen ihm das passiert - wohlgemerkt nicht von dem einen oder anderen Gauner auf dem Markt oder im Taxi, das kann einem überall auf der Welt widerfahren, wenn man nicht aufpaßt, sondern von Staats und Gesetzes wegen und als Volkssport -, besucht er nicht wieder, fertig. Das Land, das Dikigoros am liebsten bereist und in dem Touristen am meisten geschröpft werden ist - Indien. Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick. Es kommt darauf an, was man unter "Tourismus" versteht. Die meisten Deutschen reisen im Urlaub ins Ausland wegen der "drei S": Sonne, Saufen, Sex. Die meisten Inder reisen im Inland, und zwar überwiegend aus einem Grund: zum Besuch der heiligen Stätten, um ihre Götter, deren Priester und Tempel zu sehen. Dieses Sehen nennt man "Darshan" - es ist das Wort, das Dikigoros in die Hotel-Bücher unter "Reisezweck" einträgt -; es ist mit anderen Worten das, was wir auf einer Pilgerfahrt tun. "Shubh Yātrā", glückbringende Pilgerfahrt, steht auf den Eisenbahn-Fahrkarten 2. und 3. Klasse - von denen angenommen wird, daß sie nur Inder benutzen - auf Hindī. Auf den Fahrkarten der 1. und der Luxus-Klasse - die auf Englisch beschriftet sind, da man davon ausgeht, daß sie nur von der dessen mächtigen Oberschicht und den Ausländern benutzt wird (in Indien verdoppelt sich der Fahrtpreis mit jeder Klasse) - steht nichts dergleichen, nichtmal "gute Fahrt" oder "glückliche Reise". Indien ist reich an heiligen Stätten; und das beliebteste Reiseziel - besonders wenn es ans Sterben geht - ist Warānsī; dort will man begraben, besser gesagt verbrannt sein, und die Asche soll in den Ganges gestreut werden, d.h. zurück kehren zur "Mutter Gangā". Touristen-Nepp an den heiligen Stätten ist also in erster Linie Nepp an Einheimischen, an den gläubigen Hindūs; und die Nepper sind nicht Markthändler und Taxifahrer, sondern die Priester - je höher, desto schlimmer.

Dikigoros kann es furchtbar aufregen, wenn er mit bekommt, wie eine arme Familie, die vielleicht die letzten Paise (Pfennige) zusammen gekratzt hat, um an diesen heiligen Ort zu kommen, von so einem fetten Bonzen gnadenlos ausgenommen wird (ein anständiger Pandit ist nicht fett; aber die in Warānsī können es durchweg mit den dickbäuchigsten Buddh-Figuren aufnehmen); und er hätte manchmal gute Lust, dem Oberbanditen im Tempel vor allen Augen eine gehörige Tracht Prügel zu verabreichen. Er könnte sich das wohl heraus nehmen, und der Priester wäre für alle Zeiten so blamiert, daß er nie wieder dort auftreten könnte - aber damit wäre für die armen Opfer gar nichts gewonnen, denn sie bekämen dann womöglich den Segen nicht, um den sie extra her gepilgert sind. An anderen Orten - vor allem solchen, wo nur alle Jubeljahre mal ein Ausländer vorbei kommt - könnte er ihnen diesen Segen erteilen, und sie wären glücklich darob, glücklicher als über den Segen aus dem Munde und von den Händen eines jeden indischen Panditas. Aber es gibt zwei Orte in Bhārat, an denen selbst Dikigoros' Charísma nicht wirkt, die indischen Sodom und Gomorrha: Bãbaī und - Warānsī. Schuld sind in beiden Fällen die Ausländer, der Abschaum der Hippies und Junkies, deren Auftreten ihr Ansehen - und das aller Westler - derart in den Dreck gezogen hat, daß selbst Dikigoros nicht dagegen ankommt. Wohlgemerkt: Er selber läßt sich in Warānsī nicht neppen: Er steigt in einem weniger heiligen Stadtteil ab, nördlich der Bahngleise, im alten britischen Cantonment. Dort sind die Hotels und Restaurants besser und billiger; außerdem liegt es strategisch günstiger für einen Ausflug zum alten buddhistischen Heiligtum von Sārnāth, den Dikigoros sehr empfehlen kann. (Von dort stammt der Löwe im indischen Staatswappen.) Draußen gibt es zwar nicht mehr viel zu sehen (außer ein paar Touristen, vor allem aus Japan und Südkorea); aber das kleine Museum birgt wunderschöne Exponate zur indischen Schriftgeschichte und äußerst kompetente Angestellte, die sich über jeden Besucher freuen, der sie danach fragt.

Aber fragen wir uns erstmal, was die vielen ausländischen Gammel-Touristen in Warānsī wollen. Nein, natürlich wollen sie nicht begraben werden - die Verbrennungen finden früh morgens bei Sonnenaufgang statt, wenn sie noch ihren Rausch ausschlafen -, sondern sie suchen hier die Erleuchtung, die ihnen eine Religion verspricht, die im Westen von zwielichtigen Gurus, die sich als "Bhagwan" anbeten lassen, wie z.B. dem australischen Staatsbürger "Bhaktivedanta Swami Prabhupāda", verbreitet worden ist und ein Buch populär gemacht hat, das in Indien vor allem als billige Ersatzlektüre für ansonsten religiös Ungebildete - wie z.B. den Waishy Gāndhī, dessen Lieblingslektüre es war - beliebt ist: Die Bhagwadgītā, einen kleinen Ausschnitt des Mahābhāratas. (Auch Dikigoros hat dieses Werk selbstverständlich im Bücherschrank stehen, und zwar sowohl das indische Original von 981 Seiten als auch die 330-seitige Version für Lesefaule, die im Ausland vertrieben wird.) Ihr Held ist die bereits erwähnte vorletzte Inkarnation Wishnus: Krishn. Dikigoros versteht beim besten Willen nicht, was ein anständiger, frommer Mensch an diesem Tunichtgut finden kann (Interessierte können seinen Lebenslauf hier nachlesen), und an seiner Lehre schon gar nicht. Aber die Gemeinde der Gläubigen besteht leider nicht nur aus anständigen, frommen Menschen, sondern auch aus solchen, die es sich gerne besonders leicht machen und am Ende vor allem darauf vertrauen, daß ihnen ein gütiger Gott all ihre Sünden, die sie im Laufe des Lebens fleißig auf ihrem Kerbholz angesammelt haben, gnädig vergibt und ihnen die eigentlich verdiente Strafe erläßt, wenn sie ihn denn nur hingebungsvoll lieben und anbeten. "Bhakti" nennen sie diese nutzlose Übung, und wer sich ein wenig in Religionsgeschichte auskennt, erkennt unschwer die Parallele zur Entwicklung und Degenerierung der christlichen Lehre.

Fangen wir anders herum an. Der Sanāthan Dharm lehrt, daß der Kreislauf der Widergeburten von guten und/oder schlechten Taten (Karm[a] von karnā, tun) bestimmt wird: So wie das Christentum einst lehrte, daß der Mensch gemäß seiner Taten ("Werke") und Verdienste in den Himmel, in die Hölle oder ins Fegefeuer kam. (Einen Nachklang dieser Lehre und dieses Glaubens könnt Ihr noch in der Geschichte vom "Jedermann" finden, der früher zur Pflichtlektüre an höheren Schulen gehörte.) Gewiß, diese Glaube wurde auch mißbraucht, denn ein gutes Werk konnte z.B. auch darin bestehen, Geld für fromme Zwecke zu spenden - und was "fromm" war, bestimmten dann die Päpste und Bischöfe, die leider bisweilen genauso korrupt waren wie unsere heutigen Politiker, wenn sie Steuergelder für "Staatszwecke zum Wohle der Allgemeinheit" ausgeben. Wenn ein Hindū also viel Gutes tat, konnte er im nächsten Leben als höherkastiger Mann wieder geboren werden (die drei obersten Warnen werden auch "Zweimalgeborene" genannt), anderfalls riskierte er, als niederkastige Frau auf die Welt zurück zu kommen oder gar als Tier. Wohlgemerkt, liebe Leser, es kommt nicht darauf an, ob das so war oder nicht, sondern allein darauf, daß die Menschen das glaubten und sich entsprechend verhielten - Dikigoros findet, daß das eine sehr gute Lehre ist. Nun schaut Euch an, was die Christen aus dieser Lehre gemacht haben: Im 16. Jahrhundert, als die Kirchenbonzen es mal wieder etwas mit dem Mißbrauch übertrieben und allzu viele "Ablaßzettel" gegen fromme Geldspenden verkauften, platzte einem kleinen dicken Ritter, pardon Mönch in Ossiland der Kragen: Martin Luder hieß er (latgraecisiert nannte er sich "Martinus Luther"), und er begann dem Volk - vor allem dem deutschen Volk - einzureden, daß es nichts mehr auf gute oder schlechte Taten geben sollte. Die Seligkeit im Jenseits sollte künftig nur noch davon abhängen, daß man fromm zu Gott betete und um Vergebung der Sünden bat. Andere "Reformatoren" hängten sich dran und sponnen Theorien aus wie die "Prädestinationslehre", nach der es eh nicht darauf ankam, was man tat, weil ja schon alles vorher bestimmt war. Später wurde das noch dahin gehend modifiziert, daß trotz aller Prädestination nicht alles von selber ginge, man müsse dem Schicksal vielmehr tatkräftig nachhelfen; und am Ende stand bei den protestantischen Christen nicht mehr die Überzeugung, daß es selig mache, zu frommen Zwecken Geld zu geben, sondern vielmehr, Geld zu nehmen - denn am zusammen gerafften Wohlstand erkannte man nach dieser Lehre, daß das Auge Gottes mit Wohlgefallen auf einem ruhte. (Die lieben Nachbarn glichen das aus, indem sie das Auge des Neides beisteuerten, das bei den Griechen noch den Göttern vorbehalten war.) Und dabei blieb es bis heute, denn auch die katholische Kirche hängte ihr Mäntelchen alsbald nach dem Wind und startete eine "Gegenreformation", die zwar auf dem Feld des Militärs tapfer gegen den protestantischen Feind ankämpfte, auf dem Feld des Glaubens jedoch vor seinen Lehren praktisch kapitulierte. Auch im Katholizismus kann seither jede Sünde durch eine billige Beichte - notfalls noch auf dem Sterbebett - und den festen Glauben, daß Gott alles vergibt, geheilt werden.

Der indische Luther - zufällig sogar sein Zeitgenosse - hieß Tulsīdās. Er erkannte, daß die ursprüngliche Gītā für den Durchschnitts-Gläubigen viel zu lang und zu kompliziert war: Als die wichtigsten drei Lebensziele waren dort genannt: Dharm (im Sinne von "Erfüllung der vom Schicksal auferlegten Kastenpflicht"), Ārth (Reichtum) und Kām (Streben, Verlangen, Lust) genannt, und als Mittel zu ihrer Erreichung Jñān (Kenntnis, Wissen), Tapas (Askese, Verzicht) und Karm (Werke, darunter auch Opfer). Ließ sich das nicht wesentlich vereinfachen, wenn man nur Krishn seine Worte am Vorabend der Schlacht auf dem Kurukshetr ein wenig im Munde herum drehte, genauer gesagt, wenn man ihm Worte in den Mund legte, die er nach der Original-Fassung überhaupt nicht gesagt hatte? Warum nicht als alleiniges Ziel Moksh (Erlösung) und als einziges Mittel, dorthin zu gelangen, Bhakti, die Liebe zu Gott? [Kommt Euch das nicht verdammt bekannt vor, liebe christliche Leser? Dikigoros auch, und er nimmt das "verdammt" nicht zurück! Und Ihr, liebe Professoren der vergleichenden Religions-Wissenschaften, werdet jetzt sicher einwenden, daß diese Idee theoretisch schon ein gewisser Rāmānuj im 11. oder 12. Jahrhundert hatte und daß ein gewisser Rāmānand sie im 15. Jahrhundert wieder aufgriff; mag sein, aber praktisch durchgesetzt hat sie sich erst im 16. Jahrhundert!] "Bhakti" - was auch mit "liebevolle Hingabe" oder "treuer Glaube" übersetzt wird - hatte ursprünglich eine ganz bestimmte, andere Bedeutung: Es ist die Eigenschaft, die im alten Mahābhārat dem Hund des Kriegsgottes Yuddhishtir zugeschrieben wird - halt "treu wie ein Hund", "hündisch ergeben" -, und das hatte einen ganz handfesten Grund: Der Hund entpuppte sich nämlich am Ende als eine Inkarnation des Todesgottes - und daß der dem Kriegsgott in unverbrüchlicher Treue folgt, darf man wohl annehmen, auch ohne großartige filosofische Überlegungen anzustellen. Wie dem auch sei, Tulsīdās schrieb das "Rāmayan" um, nicht nur inhaltlich (sein "Rāmcaritmanas" verhält sich zum Original etwa wie der katholische Kathechismus zur Bibel), sondern auch sprachlich, in schönes, einfaches Hindī, das an Stelle des ungleich schwierigeren Sanskrits trat, das längst nur noch eine Sprache für Gelehrte war (eine weitere Parallele zu Luther, der ja die Bibel ins Deutsche übersetzte!) - und schuf so eine ganz neue Lehre, denn gleichzeitig kam die neue Kurz-Version der "Gītā" in Umlauf, die wie gesagt an Stelle der von der alten indischen Religion gelehrten Wege zum Heil das allein selig machenden Bhakti setzte: Glauben an, Liebe und Gebet zu Gott, amen. Diese neue Lehre mochte zwar für die traditionelle hinduistische Moral verderblich sein, aber bei dummen, faulen und/oder schlechten Menschen im In- und vor allem im Ausland (Gāndhī und Krishnas Jünger lassen grüßen!) kommt sie bis heute bestens an. Eines ihrer Hauptzentren ist - wie könnte es anders sein - Warānsī. (Das andere ist Mathurā - aber das erspart Euch Dikigoros.)

Aber da Dikigoros gerade bei den Religionen ist und dem, was ihm an ihnen mißfällt, und da er kurz zuvor Sārnāth erwähnt hat, erscheint es ihm passend, hier einen Exkurs über den Buddhismus einzufügen, den indischen Buddhismus wohlgemerkt. (Er hat auch die buddhistischen Heiligtümer in Shrī Lankā und anderen Ländern besucht, aber das tut hier nichts zur Sache.) Nicht über die Person Buddhas - die so umstritten ist wie die Person Jesu Christi, aber darüber könnt Ihr anderswo mehr lesen -, sondern über seine Leere. Nein, nicht über seine Lehre, denn die ist - wie das Christentum - das Werk irgendwelcher Epigonen und Fälscher; der chinesische und japanische "Buddhismus" haben mit dem indischen gleich gar nichts zu tun; der historische Buddh war ein Asket, kein grinsender Fettbauch, und was er predigte, der "achtteilige Pfad" der Tugend, sollte in die Leere führen, ins Nirwān. Der Buddh glaubte also, wie alle Hindūs, an den ewigen Kreislauf der Wiedergeburten, und er wollte ihn durch bloße Meditation durchbrechen. Viele Anhänger hat diese Idee nicht mehr - verständlicher Weise, wie Dikigoros meint -, und das macht einen Besuch an seinen "heiligen Stätten" so enttäuschend, nicht nur in Sārnāth, sondern auch in Bodhgayā, Sāncī und Nālandā. Indische Heiligtümer leben nicht von den Gebäuden oder Ruinen (die sind fast überall auf der Welt "enttäuschend", wenn man zuvor die geschickt aus der besten Perspektive geschossenen Aufnahmen im Reiseprospekt oder im dicken Kunstbildband gesehen hat), sondern von den Besuchern, den Pilgern wenn man so will. Deren Ströme mögen bisweilen beängstigende Ausmaße annehmen und zu unschönen Entwicklungen führen wie in Warānasī oder den vier Orten des Kumbh Melā (Haridwār, Nāsik, Ujjain und Prayāg alias Illāhābād alias Allahabad), gleichwohl sind sie das eigentlich faszinierende. Über Kumbh Melā, das Fest des Wassermanns, aus dem die westlichen Hippies der späten 60er "the age of Aquarius" gemacht haben, hat Dikigoros an anderer Stelle mehr geschrieben; für Normaltouristen aus dem Westen lohnt es sich kaum, hin zu fahren, auf die Gefahr hin, tot getrampelt zu werden; da ist es gescheiter, die heiligen Stätten in einem Jahr zu besuchen, wo es gerade nicht gefeiert wird, und wenn man schon mal in Haridwār ist, einen Abstecher zu den noch heiligeren Stätten im "Garhwal [Burgenland]" zu machen, wo man fast nur noch Inder trifft.

An den heiligen Stätten des Buddhismus dagegen trifft man fast nur noch Ausländer, vor allem Japaner - und Koreaner, die man tunlichst nicht verwechseln sollte, denn sie mögen einander nicht; und wenn man einen Koreaner auf gut Glück auf Japanisch anredet, reagiert er etwa so erfreut wie ein Pole oder Tscheche, den man auf Russisch anredet, oder Dikigoros, wenn man ihn auf Sächsisch anredet. In den 1970er und 1980er Jahren konnte einem das kaum passieren, da waren es praktisch nur Japaner, die sich einen Flug nach Indien und die Weiterreise zu jenen nicht eben bequem zu erreichenden Orten leisten konnten und wollten; aber in den 1990er Jahren hat sich Dikigoros ein paarmal böse vertan; und als er die Betreffenden dann noch in kaum zu überbietender Naïvität fragte, ob sie denn aus Nord- oder Südkorea kämen, erntete er Blicke und Antworten wie sie vor 1990 Amerikaner und andere von einem Trizonesier ernteten, den sie fragten, ob er aus Ost- oder West-Deutschland käme: "Natürlich aus Südkorea; im kommunistischen Teil unseres Landes gibt es keine Reisefreiheit," sagte ihm eine junge Alleinreisende aus Seoul fast vorwurfsvoll, als er sie beim Mittagessen in Warānsī danach fragte. (Koreaner sind äußerst sympathische Mitesser: Es sind die einzigen Westler - pardon, wenn Dikigoros sie, die Japaner und die Taiwanesen als solche mit zählt, wer sie kennt, weiß, warum -, die sich generell nicht an Knoblauch-Geruch stören :-) "Sind Sie Atheïst?" fragte sie ihn zurück. "Wieso?" - "Weil Sie heute morgen nicht zum Ghāţ gefahren sind wie die anderen Touristen, um zu beten." - "Die sind doch nicht dorthin gefahren, um zu beten, sondern um zu gaffen, wie andere beten und womöglich verbrannt werden. Dabei verstehen die von den Pūjās dort eh kein Wort." - "Verstehen Sie es denn?" - "Ja, ich würde es verstehen, aber ich finde es abgeschmackt, dort den Voyeur zu spielen. Würden Sie denn bei sich zuhause auf fremder Leute Beerdigungen gehen?" - "Ich weiß nicht. Bei Ihnen ist das Sterben wohl sehr tabuïsiert." Dikigoros überlegt kurz. "Da haben Sie Recht, und nicht nur das. Man wird nicht mehr zuhause geboren, und man stirbt nicht mehr zuhause." - "Sondern?" - "Im Krankenhaus." - "Und die Verbrennung findet heimlich statt, in einem Krematorium?" - "Ja, aber Verbrennungen sind selten; normalerweise wird man bei uns beerdigt." - "Finden Sie das gut?" - "Was?" - "Na, alles, das anonyme geboren werden, sterben, verbrannt oder beerdigt werden?" - "Hm... nein, eigentlich nicht. Sind Sie denn heute morgen hinaus gefahren?" - "Nein, ich bin wegen Sārnāth hier, aber davon haben Sie wahrscheinlich noch nie gehört."

Nun ist es an Dikigoros, ihr einen vorwurfsvollen Blick zu schenken: "Ich war sogar schon da, gestern." - "Oh. Waren Sie auch schon in Sāncī? Da wollte ich nämlich auch noch hin." - "Ja, da werden Sie viele Ihrer Lands..., äh, da werden Sie viele Japaner treffen, die haben hoch über den alten Stupen einen neuen, modernen Tempelbau spendiert, sehr... äh, na ja, Sie werden schon sehen. Können Sie Japanisch lesen?" - "Nein, aber Chinesisch; ich habe ein Jahr in Taiwan studiert." - "Das wird Ihnen hier wenig weiter helfen. Können Sie eine der indischen Sprachen?" - "Ich dachte, Englisch. Bis ich gehört habe, wie die Leute das hier sprechen." - "Sie sprechen es Deutsch aus." - "Wie kommen Sie darauf?" - "Na, ich muß es doch wissen." - "Oh, Sie sind Deutscher? Ich dachte, Sie wären Amerikaner." - "Danke." - "Sie tragen eine amerikanische Uniform." - "Das erkennen Sie?" - "Natürlich, wir haben viel amerikanisches Militär im Land. Bei Ihnen sind sie jetzt wohl alle abgezogen?" - "Nach und nach." - "Bedauern Sie das?" - "Ich weiß nicht." - "Und die Wiedervereinigung?" - "Die bedauere ich." - "Warum?" - "Warten Sie, bis Korea wiedervereinigt ist, dann werden Sie es selber merken; wenn ich jetzt versuchte, es Ihnen zu erklären, würden Sie es nicht verstehen." - "Indien will auch eine Wiedervereinigung, mit Pakistan und Bangla Desh." - "Glauben Sie?" - "Nun, zumindest einige Inder." - "Die Pakistanis und Bengalen sind auch Inder; aber die wollen nicht, es sei denn unter islamischem Vorzeichen. Und ob das die Hindūs gut fänden?" - "Sie denken an die Kosten, nicht wahr?" - "Ja, aber nicht nur an die finanziellen. Indien würde an einer Wiedervereinigung zerbrechen, in lauter kleine Einzelstaaten, wie vor der Ankunft der Briten." - "Würden Sie das bedauern?" - "Als Reisender ja." - "Aber als Inder?" - "Als Bengale oder Panjabi würde ich es sicher begrüßen, mit meinen Landsleuten jenseits der heutigen Grenzen wieder vereinigt zu sein. Und die meisten anderen Völker würden sich anfangs sicher auch über ein eigenes Staatswesen freuen - die Frage ist nur, ob das wirtschaftlich und politisch überlebensfähig wäre." - "Also doch eine finanzielle Frage." - "Nein, Kashmir zum Beispiel könnte vom Tourismus ganz gut leben, aber politisch..." - "Wo wäre das Problem, wenn es kein Pakistan und kein Indien mehr gäbe?" - "Rotchina." - "Und wenn das auch zerfiele?" - "Das wäre Ihnen als Koreanerin sicher sehr recht." - "Ja, dann würde das Regime in Nordkorea sofort zusammen brechen. Was liegt Ihnen am Fortbestand der kommunistischen Volksrepublik China?" - "Gar nichts." - "Aber?" - "Nichts aber. Diese meine Einstellung hat nur nichts mit dem Kommunismus zu tun. Natürlich wünsche ich den Chinesen, von ihm befreit zu werden; aber ich wünsche auch den anderen Völkern der Volksrepublik, von den Han-Chinesen befreit zu werden, und dazu wären die letzteren nie bereit, egal unter welchem politischen Vorzeichen. Auch Taiwan hat die Unabhängigkeit der Mandschurei, der Inneren Mongolei, Ost-Turkestans oder Tibets nie anerkannt. Tibet ist kulturell ein indisches Land, genau wie Nepal, wo die Chinesen jetzt versuchen, einen kommunistischen Umsturz herbei zu führen, um es in ihre Abhängigkeit zu bringen." - "Aber rassisch..." - "Fangen Sie nicht davon an, sonst kommen die Chinesen und holen Sie heim ins Reich; Sie sind denen rassisch viel näher verwandt als die Tibeter." - "Fehlt nur noch, daß Sie sagen, daß wir auch mit den Japanern näher verwandt sind als die Ainu." - "Na ja, äh... sind Sie ja auch." - "Danke." - "Empfinden Sie das als abwertend?" - "Empfinden Sie es als abwertend, daß ich Sie für einen Amerikaner gehalten habe?" - "Ach was, die meisten Amerikaner sind ja deutscher Abstammung." - "Dann sind wir also quitt."

Das mit dem "Gehalten-werden-für" ist in Indien so eine Sache. Am besten fährt man immer noch als Deutscher oder wenn man sich als solcher ausgeben kann. Dagegen kann es eine frustrierende Erfahrung sein, als Inder[in] oder Amerikaner[in] durch die indischen Lande zu reisen. Dikigoros hat in einer der vielen Tempelanlagen Ostindiens eine Frau kennen gelernt, in seinem Alter (also nicht mehr ganz so jung :-), die aus den USA gewohnt war, allein zu reisen. Nun hatte sie zwar einen amerikanischen Paß, aber den sahen die Leute ja nicht; die sahen vielmehr, daß sie offenbar in Indien geboren war - einige sahen vielleicht sogar, daß sie aus dem Panjāb stammte (obwohl sie dafür eigentlich nicht groß genug war) -, die anderen hörten es. "Die verstehen mein Englisch nicht, mein Panjābī sowieso nicht, und wenn ich Hindī spräche, würden es die meisten hier wohl auch nicht verstehen. Das ist ja wie Leben aufm Mars." [Mãgal, der rote Planet, ist zwar in Indien kein Kriegsgott, dient aber auch zur Bezeichnung eines Wochentags, nämlich des Dienstags, wie bei fast allen indo-germanischen Völkern.] Sie gebraucht diesen Ausdruck ganz unbefangen, denn da sie in den USA aufgewachsen ist, weiß sie offenbar nicht, daß sie dieses Wort eigentlich gar nicht in den Mund nehmen dürfte. Mãgalwār ist nämlich der Glückstag, an dem bevorzugt Ehen geschlossen und Kinder geboren werden - Mãgalsutr ist das Armband, das nur die verheiratete Frau tragen darf (und Kinder, die den Mars im Horoskop stehen haben, gelten als Glückskinder, Mãgalī); sie aber ist - horribile dictu - geschieden. (Sie erzählt das Dikigoros völlig ungeniert und unbefangen, was zeigt, daß sie ganz und gar nicht mehr indisch denkt.)

Aber von dieser Begegnung wollte Dikigoros eigentlich gar nicht viel erzählen, sondern von einer ganz anderen, viele Jahre später. Er hatte oben von den heiligen Stätten Indiens geschrieben; aber die heiligsten fehlen noch: die des Himālayas, im Garhwal, die "Chār Dhām [vier Heiligtümer]" (das "chār" kann man auch weg lassen, denn alle Inder wissen, welche gemeint sind): Yamunotrī - mit den Quellen der Yamunā -, Gangotrī - mit den Quellen der Gangā -, Kedarnāth - mit den Quellen der Mandakinī - und Badrināth - mit den Quellen der Saraswatī. (Nur unromantische Naturen würden behaupten, daß es die letztere doch gar nicht gebe - außer in der blühenden Fantasie der Hindus -, sondern daß Badrināth vielmehr am Alak[a]nandā liege - aber so können halt nur profane Menschen argumentieren, die nicht zum Beten, sondern zum Wildwasser-rafting in den Himālay reisen - und von denen gibt es in dieser Jahreszeit zum Glück keine.) Wer auf sich hält, besucht nicht nur die vier Heiligtümer, sondern auch jene vier Quellen, hilfsweise wenigstens die weiter südlich - und entsprechend weniger hoch - gelegenen und daher leichter zu erreichenden "Prayagen", d.h. die Orte, an denen jene heiligen Flüsse zusammen treffen. Inzwischen hat man das einstige Burgenland in den Rang eines Bundesstaates erhoben, mit dem recht einfallslosen Namen "Uttarānchal [Nordregion]" - aber was solls, die 52 Burgen, die es dort früher mal gegeben haben soll, sind eh fast alle zerstört; im Norden liegt es ja; und da das Wort für Provinz schon an Uttar Pradesh vergeben war und das im Volksmund gebräuchliche "Uttarkhãnd" [nördliches Stückchen Land] für einen Bundesstaat doch etwas zu popelig klang, ist man halt auf Ānchal ausgewichen - das sonst eigentlich den Oberteil des Sārīs bezeichnet. Und seitdem heißt "Garhwal" offiziell nur noch der Distrikt um die Kreisstadt Pauri, und die vier Heiligtümer liegen allesamt woanders: Yamunotrī und Gangotrī im Distrikt Uttarkashi (nach der gleichnamigen Hauptstadt, obwohl die keineswegs die Bedeutung eines nördlichen Warānsī hat), Kedarnāth im Distrikt Rudrprayag, und Badrināth im Distrikt Chamoli, dessen gleichnamige Hauptstadt vor einigen Jahren von einem mittelschweren Erdbeben heimgesucht wurde, ohne daß das im Westen irgend jemanden interessiert, geschweige denn zu Spendenaktionen animiert hätte. (Für Leser, denen die vereinfachte Karte, die Dikigoros unten aus Gründen der Platzersparnis und Ladegeschwindigkeit nur abgebildet hat, nicht ausreicht gibt es hier eine gaaanz große, ausführliche - nur mit der Transkription der Ortsnamen hapert es leider ein wenig :-)

[Chardham - die vier Bergheiligtümer im 'Burgenland' Garhwal, heute Uttaranchal]

Bei westlichen Touristen sind diese Destinationen wenig populär - vielen sind sie nicht mal dem Namen nach bekannt -, denn dorthin führen keine Eisenbahn- oder Flugverbindungen (zu den eigentlichen Quellen, die nicht direkt an den offiziellen Heiligtümern liegen, muß man sogar noch etliche Kilometer zu Fuß latschen, und das mitten durchs Hochgebirge), und es fehlt auch sonst an einer "ordentlichen" Infrastruktur, d.h. "guten" Straßen, Hotels und Restaurants. (Ganz abgesehen davon, daß die meisten Touristen auch von den Heiligtümern an sich wohl enttäuscht wären - die Tempelchen wirken allzu bescheiden, sie scheinen nicht so recht in ein Land zu passen, dessen Fremdenverkehrs-Minister mit den Maharaja-Palästen, den riesigen Tempeln und Moscheen, dem Tāj Mähäl, dem Gateway of India und all den anderen großkotzigen, pardon großartigen steinernen Monumenten um "Qualitäts-Touristen" aus dem Valuta-Ausland wirbt.) Deshalb bleiben die meisten westlichen "Pilger" - wie einst die Beatles - in ihren Vorposten Haridwār oder Rishikesh hängen - das ist schon anstrengend genug, denn auch dort müssen sie auf Fleisch und Alkohol verzichten (jedenfalls offiziell, d.h. wenn sie nicht wissen, wie man es "unter der Hand" bekommt :-), oder sie reisen gleich weiter ins benachbarte Nepāl. (Ja ja, dort ist zwar schon seit Jahren Bürgerkrieg, aber der wohlbehütete Tourist bekommt davon, wenn er Glück hat und keine Zeitung liest, kaum etwas mit.)

Nicht so Dikigoros. Der steht eines eisigen Sonntagsmorgens, der gerade erst herauf dämmert - er hat die Reise in den November gelegt, wenn im Garhwal noch nicht alles geschlossen hat, die Saison aber praktisch schon vorbei und nicht mehr alles so überlaufen ist - am Bahnhof von Haridwār und kramt die Skimütze aus dem Koffer, damit seine Halbglatze nicht so arg frieren muß. Da er den Nachtzug, den Masūrī-Express, genommen hat, hätte er auch gleich bis Rishikesh durchfahren können, aber er hatte nicht damit gerechnet, daß der Zug fast pünktlich ist (ja, liebe Leser, in Indien hat sich in den letzten Jahren vieles geändert, wovon sich die Deutsche Bahn AG mehrere dicke Scheiben abschneiden könnte!), und er wollte rechtzeitig gegen 12 Uhr, wenn sich die Hotels leeren, auf Zimmersuche gehen, vielleicht vorher noch irgendwo einen Tee trinken und ein Schwätzchen mit dem Tourist Officer halten. Dafür ist nun umso mehr Zeit - oder? Auch der Bahnhof ist weniger überlaufen als andernorts; da er nach Rishikesh mit dem Bus weiter fahren will, braucht er sich hier nicht mehr lange aufzuhalten, um den Anschluß zu buchen. "Please?!" sagt eine weibliche Stimme. Er dreht sich lächelnd zu der vermeintlichen Bettlerin um - und sieht eine Weiße von der Sorte "zum ersten Mal in Indien", die ihm sogleich in bestem Queens English eine traurige Geschichte erzählt: Gerade mit dem Zug angekommen, auch im Nachtexpress, und alles geklaut: Geld, Papiere, vom Paß über die Kreditkarte bis zum Rückflugticket, und ob er ihr nicht... Diese Geschichten hat Dikigoros so oft gehört in Indien, daß er sie schon fast auswendig kennt, denn das Strickmuster ist immer das gleiche: Weiße Junkies wollen Geld, und statt ihn ehrlich darum zu bitten, wie indische Bettler das tun - für die er denn auch fast immer ein paar Aluchips übrig hat - wollen sie nichts geschenkt, sondern nur ein Darlehen; aber bitte nicht in Aluchips, sondern gleich in größeren Scheinen. Die hier sieht allerdings nicht direkt aus wie ein Junkie - und sie reist allein, was bei Trickdieb[inn]en eher selten vorkommt. "Where're you from?" - "From Freeburg." - "Freiburg im Breisgau?" - "Nein, Fribourg sur la Sarine, aber ich spreche auch Deutsch." Sogar Hochdeutsch - sie muß es also auf der Schule gelernt haben, das Schweizer Üchtland ist ja ein Mischgebiet, wo überwiegend Welsche leben. "Dann gehen wir am besten gleich zum Bahnhofsvorsteher und zur Bahnhofspolizei und erstatten eine Anzeige." - "Da war ich schon, da gibt es am Sonntag morgen offenbar niemanden, der Englisch spricht." - "Macht nichts, ich spreche Hindī, das versteht hier jeder, auch wenn sein Mutterdialekt Garhwalī ist." Sie lassen also ein Protokoll aufnehmen: Marie-France ist im first class air condition Schlafwagen gefahren und hat fest geschlafen, sagt sie. "Wie kann man nur so dumm sein?" fragt Dikigoros, "erstens holt man sich da leicht eine Erkältung, und zweitens vermuten potentielle Diebe da doch am ehesten fette Beute; ich fahre immer im nicht-klimatisierten Liegewagen 2. Klasse. Wie soll es denn nun weiter gehen? Wenn Sie morgen bei Ihrer Botschaft anrufen, werden die Ihnen das Geld für ein Rückflugticket auslegen, aber mehr auch nicht, und wenn ich das richtig sehe, sind Sie gerade erst angekommen, das hieße also, Ihr Urlaub fiele komplett ins Wasser." - "Ich habe hier eine Reservierung im Hotel Surprise." Sie spricht das französisch aus. "Hier gibt es kein Hotel Surprise," sagt Dikigoros auf Englisch. "Ah, Saprays Hotal Jwālpur," sagt der Bahnhofsvorsteher, "dās menit rikshā me." Dikigoros - der eigentlich in der Nähe des Busterminals absteigen wollte, im Kailash Hotel, schaut in seinen Reiseführer: Tatsächlich, das bestbesternte Haus im Nachbarort Jwālpur, sogar mit nicht-vegetarischem Restaurant. "Sind Sie sicher, daß Sie dort Kredit haben?" - "Absolut, die beiden Übernachtungen sind schon bezahlt, übrigens Doppelzimmer. Und dann rufe ich einfach meine Eltern an, daß die mir telegrafisch Geld anweisen." - "Sie sollten lieber erstmal Ihre Kreditkarte sperren lassen und Ihren Paß und Ihre Reiseschecks." - "Die Reiseschecks sind versichert, mit dem Paß kann doch niemand etwas anfangen, und der Kreditkartenmißbrauch kostet mich schlimmstenfalls 100 Fränkli Selbstbeteiligung; alles halb so wild. Und an Bargeld hatte ich gerade mal den Gegenwert von 50.- US-$ eingetauscht, und davon ist das meiste für das Bahnbillet drauf gegangen. Ich bräuchte jetzt bloß jemanden, der mir das Geld fürs Taxi auslegt."

Dikigoros grinst innerlich: von wegen "alles halb so wild" - die wird sich noch umgucken... "Meinen Sie, weil der Bahnhofsvorsteher vorgeschlagen hat, ein Taxi zu nehmen, oder weil Sie einem alten Mann wie mir nicht mehr zutrauen, das zu Fuß zu schaffen? Ich laufe die 1.500 m noch immer unter 5 Minuten, und viel mehr dürfte das nicht sein." - "Auch in dieser Höhe und mit Gepäck?" - "Nein, da brauche ich vielleicht 10 Minuten. Aber Sie... na kommen Sie schon, Sie Faultier, wir nehmen ein Taxi." Sie nehmen das erste beste. "Sie handeln den Preis nicht vorher aus?" - "Nein, wenn die vorher wüßten, was ich hinterher zahle, würde mich niemand mitnehmen." - "Na, wenn das man keinen Ärger gibt." Aber es gibt keinen Ärger; Dikigoros kennt die Preise, und er zahlt das, was ein indischer Brāhman auch zahlen würde, basta. Ärger gibt es dagegen prompt im Hotel: "Eine Reservierung? Wie war doch gleich Ihr Name? Wie buchstabiert man das? Könnte ich bitte mal Ihren Paß sehen?" (Das ist wieder so ein Hotel, dessen Angestellte Englisch sprechen, denkt Dikigoros, das führt immer zu Problemen.) "Was, Sie haben keinen Paß? Woher soll ich dann wissen, daß Sie wirklich Miss M. sind? Der Voucher? Den könnten Sie doch geklaut oder gefunden haben." - "Dann hätte ich doch auch den dazu gehörigen Paß geklaut oder gefunden haben können." - "Vielleicht sehen Sie anders aus als die Frau auf dem Paßbild." - "Aber wenn doch außer mir niemand heute kommt und das Zimmer in Anspruch nimmt?" - "Vielleicht traut sich die Betreffende nicht her, weil sie nichts mehr in der Hand hat, oder sie ist verunglückt oder umgebracht worden? Wir sollten das von der Polizei klären lassen." - "Nicht nötig," mischt sich Dikigoros scharf ein und zückt den Durchschlag des Protokolls, den er an sich genommen hat, "ist alles schon geschehen." - "Und wer sind Sie? Das Zimmer ist nur für eine Person reserviert." - "Ich bin Anwalt," sagt Dikigoros, zückt seinen Paß und seinen amerikanischen Anwaltsausweis, "und ich vertrete diese junge Lady, bis die Angelegenheit geklärt ist. Und wenn Sie darüber nicht selber entscheiden können, dann holen Sie Ihren Chef." - "Der ist heute nicht da." - "Dann schicken Sie jemanden zu ihm nach Hause. Wir setzen uns solange in die Lounge und warten, bis er da ist; und lassen Sie uns einen Pott Tee bringen." (Diesen Satz, liebe Leser, müßt Ihr unbedingt als ersten lernen: "Ek pot chay le lo!" :-) Das schlimme ist, daß der Angestellte eigentlich Recht hat - da könnte ja jede[r] kommen!

"Warum haben Sie eigentlich ein Doppelzimmer gebucht?" fragt Dikigoros mit gesundem Mißtrauen. "Einzelzimmer waren keine mehr frei." - "Haben Sie noch Einzelzimmer frei?" fragt Dikigoros, als der Rezeptionist höchstpersönlich (englischsprachiges Hotel - welch ein Gesichtsverlust...) kommt, um ihnen den Tee zu bringen. "Yessir, für wieviele Nächte?" Dikigoros wirft Marie-France einen vernichtenden Blick zu. "Als ich vor sechs Wochen angerufen habe, hat man mir gesagt, es wären für diese Woche nur noch Doppelzimmer frei," sagt sie zum Rezeptionisten; aber der verzieht keine Miene: "Es hat gerade gestern jemand abgesagt, der schon fest gebucht hatte." - "Sie haben telefonisch gebucht?" fragt Dikigoros. "Ja, und per Fax bestätigt bekommen, meine Eltern müssen die Kopie noch vorliegen haben." - "Dann haben Sie doch die Telefon-Nr. der jungen Lady?!" - "Da müßte ich nachschauen." - "Tun Sie das, und dann rufen wir gleich mal an, damit Sie sich überzeugen können, daß alles mit rechten Dingen zugeht. Sie wohnen noch zuhause?" - "Ja." - "Studentin?" - "Ja." - "Wo?" - "In Fribourg." - "An der katholischen Universität?" - "Ja." - "Und was studieren Sie?" - "Betriebswirtschaft." - "Bei welchen Professoren?" Sie nennt ein paar Namen, die Dikigoros nichts sagen; aber sie hat nicht gestockt, es wird schon stimmen. Noch bevor er das Verhör fortsetzen kann mit der Frage, wie sie denn mitten im Semester so einfach nach Indien reisen kann (aber sie hätte sicher auch darauf eine Antwort parat - vielleicht gibt es dort ja keine Semester, sondern Trimester), kommt der Rezeptionist zurück: "Da meldet sich niemand," sagt er. "Natürlich nicht," sagt Dikigoros, "dort ist es jetzt 3 Uhr in der Nacht." - "Haben Sie keinen Anrufbeantworter?" - "In der Firma meines Vaters ja, aber doch nicht zuhause." - "Was macht Ihr Vater denn beruflich?" - "Schokolade." - "Was?" - "Schokolade. Wissen Sie nicht, was das ist? Eine Mischung aus Kakaobutter..." - "Schon gut - also Konditor?" - "So etwas ähnliches." Der Hoteleigentümer kommt, und er glaubt ihr - vorläufig wenigstens. [Dikigoros hat ihn später gefragt, was den Ausschlag gegeben habe; und da meinte der nur: "Wenn hier irgend eine andere aufgetaucht wäre oder auch nur angerufen und mir erzählt hätte, daß sie die echte Miss M. sei, hätte ich sofort die Polizei geholt, und Sie wären allesamt im Bau gelandet, bis die Sache geklärt gewesen wäre. Das Risiko lag also allein bei Ihnen und Ihrer Freundin, nicht bei mir - ich hatte mein Geld ja schon."] "Wie sind Sie nur auf dieses Hotel gekommen?" fragt Dikigoros. "Es war die Nr. 1 im India Handbook." - "Inzwischen gibt es doch viel bessere Häuser direkt in Haridwār." - "Aber unverhältnismäßig teuer; meine Eltern wollen mich nicht verziehen. Anständig, aber nicht luxuriös." - "So so, anständig, und dann schleppen Sie den ersten besten wildfremden Mann mit ins Hotel?!" - "Na ja, den ersten, der sich hat ansprechen lassen; ob Sie auch der beste sind, wird sich noch zeigen." - "Für Indien ganz bestimmt." - "Wieso 'für Indien'?" - "Na, dieses Land ist nicht ganz ohne für jemanden, der zum ersten Mal unerfahrenen darin herum reist." - "Nicht ohne was? Gefahr?" - "Für mich nicht, für Sie schon." - "Weil ich eine Frau bin?" - "Weil Sie keine Hindū-Frau sind und dazu noch alleine." - "Offen gestanden habe ich Sie auch angesprochen, weil Sie nicht aussehen wie jemand, der eine Gefahr für eine unerfahrene junge Frau darstellen würde." - "Oh, vielen Dank, das ist ja sehr schmeichelhaft für mein männliches Ego." - "Ach, so habe ich das doch nicht gemeint; außerdem bin ich nur in Sachen Indienreisen unerfahren." - "Na, dann bin ich ja beruhigt."

Nach dem Mittagessen erreicht Marie-France ihre Eltern per Telefon und legt ein Stakkato hin wie ein Schnellfeuergewehr: Kreditkarteninstitut anrufen (natürlich hat sie dessen Nummer nicht mit), die Reiseschecks als gestohlen melden, die Botschaft anrufen, Unterlagen für die Ausstellung eines neuen Passes faxen, Blitzüberweisung an die State Bank of India... "Sie sind dumm," meint Dikigoros hinterher, erstmals auf Französisch, "Ihr Mißtrauen ist beleidigend." - "Wieso? Soll ich mit meinen Eltern Deutsch oder Englisch sprechen, bloß damit Sie oder der Hotelier mich besser verstehen?" - "Nein, aber so schnell spreche ich nur Französisch, wenn ich will, daß mich Nicht-Muttersprachler nicht verstehen. Nun stellen Sie sich mal vor, ich hätte das nicht alles verstanden; ich müßte doch denken, wunders was Sie schlechtes über mich erzählt hätten." - "Warum sollte ich? Ich habe Sie mit keinem Wort erwähnt." - "Ich weiß. Warum eigentlich nicht?" - "Weil das meine Eltern nichts angeht; die sollen nur das Geld überweisen, und zwar schleunigst, damit ich nicht länger von Ihnen abhängig bin." - "Oh, vielen Dank. Übrigens wird das mit der Blitzüberweisung nicht klappen, und wenn, dann nur zu horrenden Gebühren. Außerdem wird Ihnen niemand etwas auszahlen ohne Paß. Es wäre gescheiter, der Botschaft etwas zu überweisen, die können es dann an Sie weiterleiten, nachdem Ihre Eltern eine Ausweiskopie mit Lichtbild von Ihnen zur Identifizierung dorthin gefaxt haben. Und selbst dann wird das einige Zeit dauern. Oder wollen Sie zurück nach Dillī fahren und dort Ihre Zeit vertrödeln? Was waren überhaupt Ihre Reisepläne?" - "Rishikesh, Dehra Dun, Mussoorie, Shimla." - "Das klingt ja halbwegs vernünftig. Und ich dachte schon, Sie wären eine dieser Idiotinnen, die sich in irgend einem Āshram in Rishikesh von irgend einem dieser Meditations-Yogīs wochenlang die Ohren voll labern lassen wollen." - "Sehe ich so aus?" - "Man weiß ja nie." - "Sie halten wohl nicht viel von der indischen Religion und ihren Heiligtümern?" - "Was hier abgeht hat nichts mit Religion und Heiligtümern zu tun, sondern nur mit Touristennepp."

- "Wo wollten Sie denn hin?" - "Wieso wollten? Von der Vergangenheitsform kann doch allenfalls bei Ihnen die Rede sein. Ich setze morgen meine Tour fort wie geplant." - "Ach nein, bitte bleiben Sie doch wenigstens solange hier, bis ich meine Angelegenheiten geregelt habe." - "Dann ist mein Urlaub herum, ich habe nur drei Wochen. Was glauben Sie denn, wie lange so etwas zwischen der Schweiz und Indien dauert?!" - "Dann wenigstens die zwei Tage, die ich hier gebucht habe." - "Hier? Haben Sie etwa auch an den anderen Orten schon im voraus gebucht?" - "Natürlich." - "Und Sie verlassen sich darauf, daß das alles so klappt?" - "Natürlich." - "Na, ich hatte nicht den Eindruck, daß das hier ohne mich so natürlich geklappt hätte." - "Eben, aber wenn Sie mitkämen wäre das alles kein Problem. Kann ich Sie denn mit gar nichts überreden?" - "Nur damit Sie nicht etwa glauben, Sie könnten mich zu einer Änderung meiner Reiseroute bewegen, bloß weil Sie mir so schöne blaue Augen machen, will ich Ihnen etwas gestehen," sagt Dikigoros und holt seinen Reiseplan hervor - er trägt so etwas immer am Mann -, "ich will auch nach Rishikesh und Masūrī, aber spätestens dort werden sich unsere Wege trennen, denn da ich so wenig von der indischen Religion und ihren Heiligtümern halte, will ich mir die an der Grenze zu Nepāl mal ansehen." - "Oh." - "Aūm" heißt das." - "Spricht sich das nicht genauso aus?" - "Nein, nur das a mit kurzem u; dieses ū ist lang und wird getrennt gesprochen; die falschen Yogīs erkennen Sie u.a. daran, daß sie das nicht wissen - nicht einmal das. Sie kennen doch bestimmt den Spruch 'Aūm mani padme hum'." - "Ja, 'O du Edelstein im Lotus.'" Dikigoros muß lachen. "Nein, das ist die im Westen übliche Falschübersetzung. Richtig ist 'O ich Edelstein im Lotus', denn 'hum' heißt 'ich bin'; und der 'Edelstein' ist eigentlich eher eine Perle; aber wie auch immer, wenn Sie das erste Wort 'Om' aussprechen würden, gäbe das doch eine Dissonanz. So wird nur das a mit kurzem u ausgesprochen, und auch erst im modernen Hindī; zu der Zeit, als der Spruch entstand, wurde auch das noch wie ein deutsches 'au' ausgesprochen." - "Darf ich mitkommen?" - "Wohin?" - "Zu den Heiligtümern." - "Wollen Sie Ihre Hotelreservierung in Shimlā verfallen lassen?" - "Kein Problem." - "Wissen Sie was? Sie dürfen mitkommen nach Haridwār, denn das gehe ich mir jetzt anschauen, aber zu Fuß - wenn Sie das nicht schaffen, haben Sie an den Bergheiligtümern eh nichts verloren." Sie schaut ihn mit einem Anflug von Spott in den Augen an: "Entschuldigen Sie mal, ich bin Schweizerin - wo kamen Sie gleich her?" - "Schon gut."

[Haridwar] [Haridwar] [Haridwar]

In Haridwār ist fast alles Nepp, Lug und Betrug - wie in Warānsī. Das beginnt damit, daß die berühmten Ghāţen so wenig wie Kålkattā am Ganges liegen - den hat man vielmehr im Nordosten aufgestaut und dann einen Kanal gegraben, der das Wasser in die Innenstadt ablenkt, und an dem all die "Sehenswürdigkeiten" für den Pilgertourismus liegen: das Harikipairi-Ghāţ" neben dem häßlichen Glockenturm, den die Engländer dorthin gesetzt haben (und neben dem die Inder inzwischen den noch häßlicheren - acht-stöckigen! - Bhārat-Mātā-Mandir [Mutter-Indien-Tempel]" gebaut haben, der eigentlich ein Museum ist und ein Schandmal für die Stadt - ein be-zeichnendes neues "Wahr-zeichen"), das "Gau[Kuh, als offenes "Go" gesprochen und daher von Dikigoros meist auch so geschrieben]-Ghāţ", von dem das Wikrant-Hotel profitiert, das "Birlā-Ghāţ" neben der Hauptverkehrsbrücke und das "Ganesh-Ghāţ" schräg gegenüber vom Tourist-Bungalow, von wo aus die westlichen Reisenden die Inder[innen] mit ihren Zoom-Objektiven bei der Morgentoilette fotografieren oder filmen können - wie schön.

[Morgentoilette]

Und nicht zu vergessen der "Mãsa-Dewī-Mandir [Tempel der Göttin Mansa]", zu dem man mit dem Sessellift hoch fahren kann, wenn man keine Lust hat, zu Fuß zu latschen. Der echte Gangesarm, der hinter dem Staudamm abfließt, wird hier "Nīldhar" genannt, dort gibt es nur ein Treppenufer, das "Chãdī-Ghāţ" und nur einen Tempel, den "Kālīshwar Dew Mandir" - der zu allem Überfluß auch noch schlecht zu erreichen ist. Sie gehen trotzdem hin - als einzige Ausländer, wie so oft. "Warum mögen die das so abseits gelegt haben?" fragt Marie-France. "Wollen Sie das wirklich wissen?" - "Wen könnte man fragen?" - "Mich, von den Offiziellen wird Ihnen das niemand erzählen." - "Was?" - "Die Wahrheit." - "Und woher wollen Sie die kennen?" - "Ich kann 2+2 zusammen zählen." - "Also?" - "Chãdī ist ein anderer Name von Durgā - schon mal gehört?" - "Die Todesgöttin." - "Nicht ganz, die schwarze Göttin, Kālī, der regelmäßig Menschenopfer gebracht werden müssen. Ihre Heiligtümer standen früher den ganzen Ganges entlang. Von dem bei Kålkattā haben Sie vielleicht schon mal gehört, ganz in der Nähe hatte Mutter Teresa ihr Heim." - "Ja, aber was hat das hiermit zu tun?" - "Nun, der abgelegene Tempel hier heißt zwar heute 'Tempel des schwarzen Gottes'; aber ich wette, daß der früher der schwarzen Göttin geweiht war - die ja überhaupt die Gattin des schwarzen Gottes, nämlich Shiwas war, und daß man der früher auch Menschenopfer gebracht hat, hier am richtigen Ganges, nicht an dem komischen Kanal da hinten, den man heute den doofen Touristen als heiligen Fluß verkauft. Was glauben Sie denn, warum der echte Ganges hier 'Nīldhar' heißt?" - "Irgendwo habe ich gelesen, daß das soviel bedeutet wie 'Der blau tragende', also 'der blaues Wasser führende', und hier ist es ja auch noch blau. Aber Sie werden mir jetzt sicher gleich etwas völlig anderes erzählen." - "Allerdings. Nīla bedeutete ursprünglich nicht blau, sondern schwarz; es ist die Hautfarbe Shiwas und Kālīs; man hat ihnen also die Menschen geopfert, indem man sie ins Wasser gestoßen hat." - "Glauben Sie etwa, daß auch heute noch...?" - "Ach was, die Zeiten sind wohl vorbei; aber Ausländern gegenüber tritt man so etwas natürlich nicht gerne breit; deshalb werden Sie es auch in keinem Ihrer Reiseführer lesen. Aber Sie sehen, man kann selbst in Haridwār noch etwas finden, das echt und ursprünglich ist." Nach der Besichtigungstour bleibt ihnen nur noch, den Rest des Jet-lags auszuschlafen.

Am nächsten Morgen ruft Marie-France bei ihrer Botschaft an. Die bestätigt ihr, daß die State Bank ohne Ausweispapiere nichts an sie auszahlen wird, lehnt es aber zugleich ab, den Geldboten zu spielen: "Wir können Ihnen Ersatzpapiere ausstellen, sobald wir die dafür notwendigen Unterlagen vorliegen haben; aber die müssen Sie dann persönlich hier abholen. Wie lange es dauern wird? Das können wir nicht voraus sagen." Immerhin ergibt ein Anruf bei der Fluggesellschaft, daß noch niemand versucht hat, ihr Rückflugticket zurück zu geben und sich den Preis erstatten zu lassen; ob man ihr - gegen Bearbeitungsgebühr, versteht sich - ein neues ausstellen kann, hängt davon ab, ob sie Ausweispapiere vorlegen kann - und natürlich muß sie persönlich erscheinen. Die Kreditkarte und die Reiseschecks sind gesperrt; nun bleibt "nur noch" das Problem der Geldüberweisung. "Wo ist denn die nächste Filiale der State Bank?" - "In Dehra Dun," sagt der Hotelier. "Gut, da fahren wir ja übermorgen hin." - "Wieso wir?" fragt Dikigoros. "Na, weil meine Eltern die Anweisung auf Ihren Namen machen müssen; geben Sie doch mal kurz Ihren Paß, ich hab ja im Moment keinen." - "Wie kommen Sie darauf, daß ich auch nur eine Nacht in Dehra Dun bleiben werde?" - "Hotel Madhuban, Doppelzimmer, alles schon gebucht, und richtig gute Restaurants," schmeichelt Marie-France, der nicht entgangen ist, daß Dikigoros für letzteres besonders empfänglich ist. "Das könnten wir in Masūrī auch haben, besser und billiger; dort gibt es ein 'Kwality' und sogar eine Schweizer Konditorei." - "Bitte bitte, es kostet Sie doch nur einen Tag, und den holen wir dann schon wieder rein." Seufzend rückt Dikigoros seinen Paß heraus; und sie ruft nochmal ihre Eltern an, um ihnen die Daten durchzugeben. "Ihnen ist das unangenehm, nicht?" fragt sie. Dikigoros schweigt. "Wenn Sie wüßten, wie unangenehm mir das erst ist gegenüber meinen Eltern." - "Wieso?" - "Na, wegen Ihres Geburtsdatums. Sie könnten ja mein Großvater sein - was werden die jetzt denken?" - "Das gleiche wie Sie: daß ich in dem Alter sicher keine Gefahr mehr bin für junge, unerfahrene Mädchen. Sie hätten Ihnen gleich beim ersten Telefonat reinen Wein einschenken sollen, dann würden Sie jetzt nicht in einer Handvoll Wasser ertrinken." - "Pardon, aber soviel Deutsch kann ich nicht, was meinen Sie?" - "Das ist eine indische Redensart," sagt Dikigoros auf Französisch, "für etwas, das einem furchtbar peinlich ist, obwohl es eigentlich ein Kinkerlitzchen ist - ist das nicht ein tolles Bild?" - "Na, so toll ist mir im Moment wirklich nicht zu Mute, daß ich darüber lachen könnte." Sie essen wieder im Hotel zu Mittag, das auch ein guter Ausgangspunkt ist, um den Daksha-Tempel in Kãkhal zu besuchen - was Dikigoros sonst wahrscheinlich nicht getan hätte. Er hatte ja weiter oben schon kurz geschrieben - und inzwischen hat er das an anderer Stelle noch vertieft -, daß er den Ursprung des Brauches der Witwenverbrennung in der Legende um Sītā und Rām sieht - als Anhänger Shiwas, der gegen die Witwenverbrennung ist, schiebt er sie natürlich vorzugsweise jenem Avtar Wishnus in die Schuhe. In Indien - und insbesondere unter Wishnuïten, die gegen die Witwenverbrennung sind - sind die Meinungen darüber jedoch durchaus geteilt. Viele verweisen auf eine alte Geschichte (Dikigoros darf "Purān" doch so übersetzen - "purānā" ist das indische Wort für "alt"), die sich just hier in Kãkhal zugetragen haben soll, wonach dieser Brauch vielmehr auf Shiwas Braut Satī zurück gegangen sei: Die habe sich ins Feuer gestürzt, weil ihr Vater und ihr Mann sich verkracht hatten - der erstere hatte den letzteren zu irgendeinem religiösen Fest nicht eingeladen. Schön und gut, aber das scheint Dikigoros doch ziemlich weit hergeholt - zumal es ausgerechnet im Wishnu Purān steht, das sicher nicht als beste Quelle für Shiw gelten kann, und zumal die Geschichte eigentlich von Rudr handelt, den man nicht so ohne weiteres mit Shiw gleich setzen kann, der zwar auch viele Arme, aber anders als Wishnu keine echten Avtaren hat. (Auch Yam, der Totengott, hat viele Arme, und er trägt sogar einen Dreizack und reitet auf einem Stier - dennoch ist noch niemand auf die Idee gekommen, ihn mit Shiw gleich zu setzen.) Und das wichtigste Gegenargument: Satīs eheliche Treue steht keinen Augenblick in Frage; sie bringt sich auch nicht um, weil ihr Mann gestorben ist, also als trauernde Witwe, sondern nur als protestierende Tochter - und das reicht als Grundlage für die Witwenverbrennungen schwerlich aus.

[Rishikesh] [Rishikesh, Brücke] [Die Beatles in Rishikesh]

Am nächsten Tag steht Rishikesh auf dem Programm - mit dem Bus ist es bloß ein Katzen- pardon Kuhsprung. Auch hier ist viel Nepp: All die Āshramen für Ausländer... "Wo ist denn nun der, in dem die Beatles damals waren?" fragt Marie-France. "Der von Maharishi Mahesh? Der nimmt keine Ausländer mehr auf," sagt der Portier des Hotels 'Natrāj' auf Befragen, "darf ich Ihnen statt dessen einen sehr schönen anderen empfehlen?" - "Der lügt doch," schimpft Marie-France, "der will uns nur einen aufschwatzen, bei dem er selber Provision kriegt; warum sollte denn ausgerechnet der Beatles-Guru keine Ausländer mehr empfangen? Das ist doch sicher nur eine Frage des Preises!" - "Wenn Sie das Geld haben, um ihn zu bezahlen," meint Dikigoros spöttisch. "Bitte bitte..." - "Nichts da, was finden Sie bloß an diesen blöden Pilzköppen? Deren Musik war doch nun wirklich nur mittelprächtig." - "Wie können Sie so etwas sagen? Haben Sie sie überhaupt schon mal live erlebt?" Dikigoros grinst: "Entschuldigen Sie mal, ich bin Hamburger - wo kamen Sie gleich her?" - "Schon gut." - "Als die Beatles auseinander gingen, ging Ihre Mutter wahrscheinlich noch in den Kindergarten und hat noch keinen Gedanken an Sie verschwendet." - "Was sollen wir denn sonst in diesem blöden Kaff anstellen?" - "Ist Ihnen der Yogī wirklich so wichtig?" - "Ja." - "Wissen Sie, wenn der ein seriöser Geistlicher wäre, würde ich mal versuchen, als Hindū aufzutreten; die Masche hat bei mir schon öfters geklappt; aber die Frage ist halt, ob ich Sie mit hinein bekäme; außerdem glaube ich, daß der Typ unseriös ist und auf ganz andere Dinge anspricht. Ziehn Sie sich mal aus." - "Wie bitte?" - "Sie sollen sich ausziehen," sagt Dikigoros und tunkt ein Bettlaken in Wasser, "eine gut gebaute Frau in nassem Sārī läßt er vielleicht rein." - "Na hören Sie mal..." - "Vor wem genieren Sie sich, vor mir oder vor dem Guru?" - "Wenn ich Ihnen jetzt sagen würde, daß ich mich vor Ihnen nicht geniere, würden Sie sich doch wieder in Ihrer männlichen Eitelkeit gekränkt fühlen. Aber ich würde mich auch vor dem Guru nicht genieren." - "Weil der noch älter ist als ich? Glauben Sie, als Männer wären wir schon jenseits von Gut und Böse?" - "Nein; aber ich bin grundsätzlich nicht bereit, mich für den Eintritt in so einen blöden Aschram zu prostituieren, nicht mal wenn es der von den Beatles ist." - "Na, das ist doch eine löbliche Einstellung; und jetzt gehen wir trotzdem mal hin."

Sie hätten sich die Diskussion sparen können, denn der Maharishi Mahesh Āshram ist ohnehin ganz geschlossen, nicht nur für Ausländer, sondern für alle. "Sicher macht der Guru Urlaub in Westeuropa oder Nordamerika, um das Geld zu verjubeln, das ihm all die Idioten da gelassen haben," unkt Dikigoros. "Was haben Sie bloß gegen den Mann? Kennen Sie ihn näher?" - "Nein, aber darauf kann ich gut verzichten. Er ist ein Hochstapler. Schauen Sie sich doch nur mal seinen anmaßenden, selbst-verliehenen Ehrentitel an." - "Maharishi? Das bedeutet doch einfach großer Rishi, also großer Seher - oder?" - "Jein. Das sollen die Ausländer glauben. Aber wenn Sie Dewnagrī lesen könnten, dann sähen Sie, daß er sich nicht 'Maharishi' nennt, sondern 'Maharshi'." - "Na und? Eine Kurzform halt..." - "Ja, aber nicht irgendeine Kurzform, sondern eine ganz bestimmte. Haben Sie mal von Wālmīki gehört?" - "Ja, der indische Homer; er hat das Ramayana geschrieben." - "Genau. Und wissen Sie auch, welchen Beinamen der trug?" - "Keine Ahnung." - "Na, dreimal dürfen Sie raten. Sehen Sie, man hat früher auch andere Leute als 'Maha Atmā' bezeichnet, als große Seele; aber seit die Kurzform 'Mahātmā' mit Gāndhī assoziiert wird, ist es schlechterdings niemand anderem mehr möglich, diesen Beinamen zu führen - den einen aus Respekt, den anderen aus Verachtung. Der letzte, der die Chuzpe hatte, sich 'Maharshi' zu nennen, war der berühmt-berüchtigte Bhagwan - auch so ein Gernegroß. Es ist doch eine bodenlose Frechheit und Anmaßung von diesen Laberköpfen, sich mit Wālmīki auf eine Stufe zu stellen - oder habe ich ein vergleichbares Epos übersehen, das die etwa geschrieben hätten? Ich kenne nur ein paar ihrer Selbstbeweihräucherungen. Na kommen Sie, wir können den Rest des Tages viel sinnvoller verbringen." Das tun sie denn auch - im geheizten Hotel-Swimmingpool ("tapt kund" nennt ihn ein Angestellter im Scherz - wie die heißen Quellen bei den Bergheiligtümern) und im Hotel-Restaurant.

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