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At last:
Daniel Roy’s first Simon Flunkert book is available!!!

Endlich:
Daniel Roys erstes Simon-Flunkert-Buch kann gekauft (und GELESEN!!!) werden!!!

Daniel Roy, Hi, Mitkids!
Simon Flunkerts Abenteuer in der Brägenwurstzone,
Norderstedt: BOD, 2005,
240 Seiten, ISBN: 3-8334-2907-0.

Mehr Informationen gibt es hier!


Der Warmupper

The Warmupper




In Sehnde tritt die Boyband Pekinger Gasthaus auf. Das Fernsehen ist auch dabei, und Simon soll das Publikum vor Beginn des Gigs ein bisschen anheizen.

A famous boyband is scheduled to be on stage in Sehnde, and the broadcasting TV station needs someone to warm up the audience. That's Simon's job.


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland

Hi, (Mit-)Kids!

Hier ist mal wieder Simon Flunkert, und ich möchte euch jetzt bitten, mich mal mit einem wirklich donnernden, ohrenbetäubenden Applaus zu begrüßen. Ja, ja, kommt, klatscht, dass es scheppert!

Nein, nein, ich bin nicht größenwahnsinnig geworden und auch sonst nicht verrückt. (Jedenfalls hoffe ich das.) Das Auffordern zum Klatschen hat vielmehr mit meiner heutigen Geschichte zu tun. Einige von euch werden wissen, dass ich bei uns in Sehnde häufiger mal bei Veranstaltungen als Moderator oder Hallensprecher und so arbeite.

Neulich sollte ich etwas machen, was für mich neu war. Ich sollte sozusagen als "Warm-upper" arbeiten (ich bin mir nicht einmal sicher, ob man das wirklich so nennt). Bei uns in der Sehnder Werner-Siebenschläfer-Halle sollte nämlich die Teenie-Popgruppe Pekinger Gasthaus auftreten. Und ihr Konzert sollte für das Fernsehen aufgezeichnet werden. Meine Aufgabe als "Warm-upper" sollte es sein, das Publikum vor Beginn der Fernsehaufzeichnung in Stimmung zu bringen und es für einige Szenen vorzubereiten. Ihr werdet noch sehen, wie ich das meine.

Ich hatte mich gründlich vorbereitet und sogar bei einem professionellen Warm-upper (einem gewissen Herrn Oberfuchshuber) Unterricht genommen. Kurz vor dem Auftritt lernte ich auch noch die vier Mitglieder von Pekinger Gasthaus kennen. Wisst ihr, bei vielen Popstars hat man ja den Eindruck, sie seien total bescheuert, und wenn man sie dann etwas besser kennt, sind es eigentlich völlig normale Menschen. Bei Pekinger Gasthaus ist das anders: Wenn man die vier etwas besser kennt, sind sie immer noch total bescheuert. Aber ich wollte euch ja vom Warmup erzählen.

Ich hatte kurz vor Beginn meines Auftritts heimlich geguckt und gesehen, dass die Halle vollbesetzt war. Nein, es waren nicht nur Teenies, wie man eigentlich hätte annehmen können, sondern es waren Leute verschiedenster Altersstufen im Zuschauersaal. Eigentlich normal, denn ihr müsst wissen, in Sehnde ist eigentlich nicht viel los, und wenn doch mal etwas los ist, gehen immer gleich alle hin.

Ich begann mit meinem Warm-up: Ich stellte mich so hin, dass mich das Publikum noch NICHT sehen konnte, und wartete, bis das Licht im Saal gedämpft wurde und auf der Bühne angestellt wurde. Dann brüllte ich - obwohl mich das Publikum immer noch nicht sehen konnte - in mein Mikrophon: "Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie nun mit einem donnernden Applaus PEKINGER GASTHAUS!" Das Publikum gehorchte mir aufs Wort und klatschte wie verrückt. Ich sprang vor die Bühne, sodass mich nun jeder im Saal sehen konnte, und lachte ins Mikrophon: "Aber ich bin doch gar nicht Pekinger Gasthaus." Eigentlich war das gar nicht sooo lustig, aber trotzdem lachte nun auch das Publikum.

Ich begrüßte das Publikum nun offiziell: "Meine Darm ... Damen und Herren und liebe Kiddies, mein Name ist Simon Flunkert, und ich begrüße Sie recht herzlich zu ... bla bla bla ... Wie Sie wissen, wird das heutige Konzert sogar vom Fernsehen aufgezeichnet und ... bla bla bla ..."

Und dann kam ich zur Sache! Ich musste den Leuten im Publikum klar machen, was wir eigentlich von ihnen wollten, und zwar so, dass es ihnen gefiel, obwohl es so toll für sie gar nicht war. Die Leute dachten nämlich, dass sie zum Vergnügen da seien, aber was ich von ihnen wollte, war eigentlich Arbeit. Ich sagte ihnen: "Verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer, wie Sie sehen, drehen unsere Kameraleute gerade ihre Kameras herum. Und zwar so, dass die Kameras jetzt Sie im Bild haben. Hat einer von Ihnen eine Idee, warum die Männer das tun?" - "Weil wir so schön sind", sagte ein punkiges Teenagermädchen in der zweiten Reihe. "Nö, das ganz bestimmt nicht", sagte ich etwas flapsig (und zugegebenermaßen etwas unbedacht), und bevor das Mädchen schimpfen konnte, erklärte ich dem Publikum: "Während des Konzertes werden die Kameras nur auf die Bühne gerichtet sein, um Pekinger Gasthaus beim Auftritt zu filmen. Wenn Sie später aber die Aufzeichnung im Fernsehen sehen, wird Ihnen auffallen, dass man zwischendurch auch immer wieder das Publikum sieht, wie es klatscht, tanzt und feiert. Und damit man das Publikum auch sieht, müssen wir es vorher filmen. Und deswegen muss ich Sie jetzt bitten, nun einmal zu klatschen, zu tanzen und zu jubeln, als würde Pekinger Gasthaus schon auftreten."

Im Publikum herrschte eisiges Schweigen. Ich konnte sehen, dass sich die Leute das ganz anders vorgestellt hatten. Ich musste sie also überreden: "Ja, das mag Ihnen jetzt etwas ungewöhnlich erscheinen, aber ich versichere Ihnen - das ist professionelle Fernseharbeit. Ich werde nun gleich bis drei zählen, dann werde ich den linken Arm hoch reißen, und dann klatschen Sie bitte, als hätten Sie gerade etwas ganz Tolles gesehen!" Ich konnte sehen, dass die Leute immer noch überrascht waren, aber als ich bis drei gezählt hatte und den Arm hob, gehorchten sie mir dann doch aufs Wort. Sie klatschten so laut, wie ich es ihnen gesagt hatte.

Nach einer guten Minute gab ich ihnen ein Handzeichen, dass sie aufhören konnten. Ich sagte: "Na, da war schon viel Schönes dabei. Aber letztlich war das noch nicht mehr als wie beim Publikum im ZDF-Fernsehgarten. Wir machen das ganze jetzt noch einmal, und diesmal machen Sie dabei bitte freundliche Gesichter. Lachen Sie einfach. Und die Mädchen und Damen unter Ihnen würde ich bitten, zwischendurch wild zu schreien. Das macht die Szene noch lebendiger. Also: Eins, zwei, drei!"

Ich hatte zwar nicht den Eindruck, dass die Leute das wirklich toll fanden, aber sie machten ihre Arbeit sehr gut. Einige trampelten sogar von sich aus heftig mit den Füßen auf den Boden, sodass ich abbrechen musste. Ich erklärte den Leuten: "Oh, ich finde es eigentlich schön, dass Sie beim Jubeln mitdenken, aber ich muss Sie bitten, nicht mit den Füßen zu stampfen. Dann zittert nämlich der Boden und die Kameras zittern mit, und dann wackeln auch die Kamerabilder. Das ist unvorteilhaft." - "Ach soooo", heute ich einige im Publikum verständnisvoll sagen.

Dann wollte ich die Stimmung noch etwas auflockern und mir einige Leute im Publikum suchen, die ich dann interviewen würde. Gleich in der ersten Reihe war mir ein vornehmes älteres Paar aufgefallen - wahrscheinlich ein Ehepaar - das sich an der Klatscharbeit nicht beteiligt hatte. Ich ging auf die beiden zu und fragte sie: "Darf ich fragen, warum Sie nicht applaudiert haben?", und hielt ihnen mein Mikrophon hin. Die beiden Leutchen guckten sich gegenseitig an, und dann sagte der ältere Mann schüchtern: "So richtig verstehen wir das hier nicht. Es hat doch noch gar nicht wirklich angefangen." Und seine Frau fügte hinzu: "So oft gehen wir zwei nämlich nicht zu Fernsehaufzeichnungen, wissen Sie, junger Mann?" Ich verstand - die beiden hatten sich nicht aus Bosheit nicht an der Voraufzeichnung des Applaus beteiligt, sondern sie hatten das einfach nicht so richtig begriffen. Deswegen erklärte ich es den beiden schnell noch mal: "Wir zeichnen mit den Kameras die Reaktionen des Publikums auf, und die Szenen werden dann später in die Aufzeichnung hineingeschnitten." Die beiden guckten mich starr an, und dann sagte der Mann mit ruhiger Stimme langsam: "Ach so. Oh ja. Jetzt beginnt es, Sinn zu ergeben." Seine Frau drehte bedächtig den Kopf zu ihm und fragte ihn: "Oh - tut es das, Schatz?" Er dachte einen Moment nach und antwortete ihr dann: "Äh ... nein, Liebling. Eigentlich tut es das nicht, Liebling."

Ich beschloss für mich, die beiden in Ruhe zu lassen. Die Bildregie würde die zwei anschließend einfach herausschneiden. Statt dessen ging ich ein paar Reihen hoch und fragte eine Frau: "Woher kommen Sie denn?", und hielt ihr das Mikrophon hin. "Aus Algermissen", antwortete sie brav. Und ich sagte: "Aha. Lassen Sie mich mal raten. Sie sind von Beruf bestimmt Studentin und studieren Computerbotanik und Emanzipatorische Mathematik." Sie antwortete schüchtern: "Nein. Ich bin Fleischfachverkäuferin." - "Fleischfachverkäuferin. Ein schöner Beruf", schleimte ich, "und der Herr neben Ihnen ist bestimmt Ihr Ehemann oder Ihr Freund." Der Herr neben mir, den ich gemeint hatte, antwortete wütend: "Nein, ich bin ihr Chef in der Metzgerei. Und wenn ich hier mit meiner Mitarbeiterin zusammen im Fernsehen zu sehen sein werde, verarbeite ich dich zu Gammelfleisch, Freund!"

Ich beschloss, das mit den Zuschauerinterviews sein zu lassen und meine Arbeit zu Ende zu bringen. Ich forderte das Publikum auf: "So, jetzt möchte ich Sie bitten, noch mal zu klatschen und zu jubeln und dabei aufzuspringen und sich gegenseitig in die Arme zu fallen. Eins, zwei, drei!" Wieder gehorchten Sie mir brav und taten, wozu ich sie aufgefordert hatte.

Danach sagte ich ihnen: "So, das war wirklich toll, wie Sie mitgearbeitet haben. Jetzt würde ich Sie noch einmal um einen abschließenden Applaus mit Jubel und Tanz bitten, und dann ist unsere Arbeit getan. Ich möchte mich schon jetzt recht herzlich bei Ihnen bedanken. Eins, zwei, drei!"

Das Publikum applaudierte also noch mal auf mein Kommando - und dann standen die Leute auf und gingen aus dem Saal. Ich war völlig verwirrt und wusste gar nicht, was ich machen sollte.

Wie sich herausstellte, waren die Zuschauer und Zuschauerinnen von der Arbeit mit mir so erschöpft, dass sie zu müde waren, um noch zum Konzert bleiben zu wollen. Auweia! Zwar gelang es den Mitarbeitern vom Fernsehen, wenigstens die Hälfte von ihnen wieder in den Saal zurückzubringen, aber beim Konzert von Pekinger Gasthaus hingen sie dann nur noch müde auf ihren Sitzen und warteten darauf, dass sie endlich nach Hause durften.

Ja, Fernseharbeit ist nun mal anstrengender, als viele Leute glauben.

Herzliche Grüße

Euer Simon Flunkert

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