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Simon und die Stunt Omi

Simon and the Stuntgran


Simon und sein bayrischer Freund Sepp Tember fahren Sepps Großmutter zum Seniorentreffen. Unterwegs macht Sepp einen Scherz - mit wilden Folgen!

Simon and his Bavarian friend Sepp Tember give Sepp's grandmother a lift to an old people's party. On their way Sepp jokes around - the result of which is wild!


Daniel Roy, Bruehl, Deutschland
Malcolm McGookin, Asterisk, Brisbane (Queensland), Australien
Ki.Ka, Erfurt, Deutschland

Hi Mitkids!

Hier ist Simon Flunkert, und ich schreibe euch diesen Bericht an einem ganz ungewohnten Ort - welchen, das werdet ihr schon noch herausfinden. Ich benutze dafür ein Laptop, also so einen tragbaren Computer. Der gehört mir nicht persönlich, sondern er ist der Gemeinschaftcomputer unserer Band. Ihr erinnert euch ja vielleicht an unsere "Koala Band".

Wegen der Band ging ich heute am frühen Nachmittag zu Sepp Tember. Sepp stammt eigentlich aus Bayern. Er ist nicht nur in meiner Klasse, sondern er spielt auch in unserer Band. Das Gute ist, dass seine Eltern hier in Sehnde eine Kneipe haben. Die Kneipe heißt "Die Bayerische Botschaft", und genauso geht's da auch jeden Abend zu. Nicht dass ich auf so etwas stehen würde (Pfui Teufel!). Das Praktische ist aber, dass die Kneipe an Wochentagen nachmittags geschlossen hat, und Herr und Frau Tember haben uns erlaubt, dann mit unserer Band dort zu proben. Das ist viel besser als in der Garage von Hewwi Mättel.

Ich kam etwas früher zur Probe als geplant und ging durch den Lieferanteneingang hinein. Sepp kam mir entgegen. Er trug gerade drei volle Bierkästen und sagte zu mir: "Servus, Simon. Geh scho ruhig vor in den Saal. I kimm dann auch gleich, i muss nur noch fix mit die Kisterln hantieren."

Also ging ich schon mal rein, setzte mich hin und holte den Zettel raus, auf dem stand, was wir heute proben wollten. Es waren zwei Songs: "Jogger Jogger", eigentlich ein Techno-Stück von Auto Scooter, und dann noch den Elektropunksong mit dem Titel "Durstige Niere".

Derweil kam Sepps Vater Schorsch rein und begrüßte mich: "Servus, Bua. Übts ihr heit fei wieda?" Und dann bekam er ein verklärtes Gesicht: "Jo mei, als i noch so jung wor als wia ihr heit, do hob i auch fei a schöne Musi g'macht." Und er schwärmte: "Mei, dös wor a Gaudi. I hob bei uns im Blosorchester dös Waldhorn g'spuit. Jo, mei Liaba, dös wor ssupa! Wilde Zeiten woren dös. Wie sogt man doch so schee? 'Sex and Drugs and Volksmusik'." Um irgend etwas zu antworten, sagte ich: "Pfundig, mei."

Dann kam Sepp mit den Instrumenten (er kann alle auf einmal tragen), aber es gab wohl ein klitzekleines Problem. Der Herr Tember erinnerte seinen Sohn nämlich: "Sepp, du host doch versprocha, dess du glei noch dei Oma nach Lehrte zum Seniorentreffen vom Verband der Bayern Niedersachsens fährst, gell?" Sepp fasste sich an den Kopf: "Mei, Papa, dös stimmt ja!" Aber dann sagte Sepp: "Dös ist koa Problem net. Die onderen kimma erst in a Draaviertelstund. Bis dohin bin i wieder zruck. Simon, willst vielleicht eben mitkimma?"

Ja, ich wollte mitkimma, äh, mitkommen. Ihr werdet euch vielleicht wundern, dass Sepp schon einen Führerschein hat, obwohl er ja auch erst in meiner Klasse ist. Ihr müssts ... äh, ihr müsst wissen, Sepp ist in seiner Grundschulzeit ein paarmal sitzengeblieben ("Mei, dera Lehrer do konnta mi net leida"), und deswegen ist er schon achtzehn und hat neuerdings den Führerschein.

Wir gingen eben zu Fuß zur Wohnung von Sepps Oma und holten sie ab. Um genau zu sein, ist es Sepps Oma mütterlicherseits. Sie kommt aber auch aus Bayern und heißt mit Nachnamen Zwetschgendatschi. Oma Zwetschgendatschi benutzt einen Gehstock, ist aber sonst noch gut drauf. Sie begrüßte mich freundlich ("Jo mei, Servus, Bua"), und dann gingen wir zum Wagen. Sepp hat noch kein eigenes Auto, sondern sein Vater hat ihm für die Fahrt seinen BWW überlassen. (BWW = "Bayerischer Waldwagen").

Ich setzte mich auf die Rückbank, während Sepp seiner Oma half, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen und sie anzuschnallen. Dann quetschte er sein Bäuchlein hinters Lenkrad und fuhr los. Er fährt übrigens ganz gut, aber er hat den Führerschein ja auch nicht in Bayern gemacht.

Von Sehnde nach Lehrte sind es nur einige wenige Kilometer über die Landstraße, aber die genügten Oma Zwetschgendatschi durchaus, mir ihre Lebensgeschichte zu erzählen: "Weißt, Bua, nooch dem Kriag hotten mir jo nix net. Auch net zu essa. Mir woren aba elf Kinda dohoam. Wenn mei Vata mol a Stückerl Fleisch hotte, dann befestigte er a Gummiband daran. Dann setzta mir uns um den Küchatisch, und dann durfte dös erste von uns Kinderln auf dem Stückerl Fleisch herumkaua. Dann zog ihm mei Vata dös Fleisch dank des Gummibandes wieder aus dem Mund 'naus, und dann durfte dös nächsta Kind auf dem Stückerl Fleisch kaua. Und immer so reihum, bis a jedes Kind mol darauf herumg'kaut hotte."

Verzweifelt und vergeblich suchte ich auf der Rückbank nach einer Kotztüte. Sepp merkte, dass mir von Oma Zwetschgendatschis Erzählungen etwas übel wurde, und versuchte, sie auf andere Gedanken zu bringen. Was er nun zu ihr sagte, ist ziemlich wichtig, deswegen gebe ich das jetzt mal auf Hochdeutsch wieder. In Wirklichkeit sprach er mit ihr natürlich Bayrisch, aber ins Hochdeutsche übersetzt hat er zu ihr also Folgendes gesagt: "Großmutter, der Simon und ich, wir sind ein bisschen in Eile. Wir müssen ja schnell zurück nach Sehnde. Ich bringe dich jetzt zum Vereinshaus. Ich habe aber keine Zeit, dort extra anzuhalten. Pass auf, wenn wir in die Straße kommen, in der das Vereinshaus ist, dann fahre ich etwas langsamer. Derweil schnallst du dich schon mal ab, machst die Tür auf deiner Seite auf und springst einfach raus. Keine Sorge, dabei kann gar nichts schiefgehen."

Im Spiegel konnte ich sehen, dass Sepp mir zuzwinkerte. Das wäre nicht nötig gewesen. Mir war schließlich auch so klar, dass er einen Scherz gemacht hatte. Sepp ist nun wirklich nicht so blöd, dass er es einer alten Frau zumuten würde, aus dem fahrenden Auto zu springen. Ich dachte, Oma Zwetschgendatschi sei das auch klar, denn sie schüttelte mit dem Kopf, lächelte und sagte: "Mei, Lausbuabl ..."

Als wir in Lehrte waren und in die Franz-Josef-Laufvogel-Straße einbogen, in der sich das Vereinshaus befand, verlangsamte Sepp wirklich geringfügig die Fahrt. Schließlich waren wir fast da. Aber noch nicht ganz, sondern er fuhr noch ein gutes Stück weiter, weil er direkt vor dem Eingang anhalten wollte. Sie sollte ja nicht so weit laufen müssen. Aber noch während der Fahrt passierte Folgendes: Es machte Klick - das war der Sicherheitsgurt. Eine Sekunde später machte es plopp - das war die Beifahrertür. Und noch ehe wir begriffen, was los war ... also, noch ehe Sepp bremsen und ich sie irgendwie festhalten konnte, war Oma Zwetschgendatschi bereits aus dem fahrenden Auto gesprungen! Mit samt ihrem Gehstock und ihrer Handtasche! Sie hatte Sepps Scherz nicht als Scherz verstanden! Sepp, der genauso schockiert war wie ich, fuhr rechts heran und hielt an. Was er dann unter Schock sagte, war komisch, aber irgendwie auch richtig: "Jo mei ... dös wird uns die Polizei nie und nimmer glauba. Und mei Eltern aa net."

Dann stiegen wir aber sofort aus. Wir wollten natürlich sogleich zu Oma Zwetschgendatschi eilen, um uns um sie zu kümmern. Wir rechneten mit dem Schlimmsten.

Aber oh Wunder! Was waren wir erleichtert! Wir zwei standen noch am Wagen, da sahen wir, wie sich Oma Zwetschgendatschi bereits wieder von alleine aufrappelte. Sie war nur etwas durch den Wind, denn sie rief: "Jo mei, ist denn heit scho Weihnachten?"

Noch während Sepp und ich tief aufatmeten, passierte es: Ein argloser Radfahrer fuhr vorbei. Unglücklicherweise kam Oma Zwetschgendatschi beim Aufstehen mit ihrem Gehstock in die Speichen des Hinterrades. Der Radfahrer stürzte aber nicht sogleich. Statt dessen verlor er die Kontrolle über sein Fahrrad und geriet auf die linke Fahrbahnhälfte, wo er sich dann schließlich doch langmachte. Unglücklicherweise brauste aus der ihm entgegensetzten Richtung gerade ein LKW heran. Um den Radfahrer nicht zu überrollen, riss der Lasterfahrer das Steuer herum. Zum Glück verfehlte der Laster den Radfahrer tatsächlich. Allerdings kippte der Laster dabei um, und erst jetzt fiel uns auf, dass es sich bei dem Laster um einen Viehtransporter handelte. Die Schweine, die er geladen hatte, haben offensichtlich alle überlebt. Nur liefen sie jetzt aufgeregt grunzend auf der Straße herum.

Sepp wurde philosophisch, denn er bemerkte: "Jo mei. Dös ist jetzt Unglück im Glück im Unglück im Glück im Unglück im Glück im Unglück im Glück im Unglück." Wenn er die Geschichte ab dem Moment, als die Oma aus dem Wagen sprang, noch einmal nachlest, werdet ihr sehen, dass er damit Recht hatte. Und mit seiner vorhergehenden Aussage hat er auch Recht gehabt. Als die Polizisten eintrafen, wollten sie natürlich wissen, wie das passiert war. Und sie glaubten uns die Story wirklich nicht. Was ich ihnen nicht mal verübeln kann.

Jetzt sitze ich hier im Warteraum der Polizeiwache und schreibe euch eben schnell dieses Abenteuer auf. Sepp und seine Oma werden gerade von der Polizei verhört. Ich werde gleich auch noch vernommen. Die Probe mit der Band ist natürlich ausgefallen, und wann ich heute nach Hause komme, weiß ich noch nicht.

Mit desaströsen Grüßen

Euer Simon Flunkert

Schickt mir doch mal 'ne Mail!


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